Leser fragen, Journalisten schweigen

Überraschung!

schreibt Domenika Ahlrichs, die Chefredakteurin der „Netzeitung“, die auch für den Online-Auftritt der „Berliner Zeitung“ zuständig ist. Der sieht seit heute ganz anders aus, weshalb sich Ahlrichs an die „lieben Leserinnen und Leser“ wendet und am Ende fragt:

Wie gefällt Ihnen dies alles? Wo können wir noch nachbessern? Was hat sich zum Vorteil verändert? Kommentieren Sie den neuen Online-Auftritt im Kommentarfeld am Ende dieses Artikels. Wir möchten mit Ihnen ins Gespräch kommen, denn wir arbeiten kontinuierlich an weiteren Verbesserungen — dies tun wir für Sie, deshalb auch gern mit Ihnen.

Sie meint das nicht so.

Unter Ihrer Einladung zum Gespräch stehen aktuell 73 Kommentare. Sie sind oft vernichtend, manchmal ehrlich besorgt, die meisten, weil sie schlicht die Ressorts nicht wiederfinden. Dutzende Leser fragen konkret, wo das Feuilleton geblieben ist, viele fürchten, die Brandenburg-Seiten seien abgeschafft, manche suchen vergeblich nach der Seite 3, den Kommentaren, der Karikatur.

Seit fünf Stunden füllt Leser um Leser, wie gewünscht, seinen Frust und seine Fragen in das Kommentarfeld am Ende des Artikels. Seit fünf Stunden gibt es keine Reaktion von Frau Ahlrichs. Kein Hinweis, wie man die verdammten Ressorts im neuen Alptraum von Online-Auftritt findet. Nicht einmal ein vertröstender Kommentar eines Praktikanten im Sinne von: „Oh, da hakt es wohl noch, haben Sie ein bisschen Geduld.“

Sie werden es nie lernen.

43 Replies to “Leser fragen, Journalisten schweigen”

  1. That’s the point bei Zeitschriften, die im Web mit einer tollen Kommentarfunktion daherkommen. Der Dialog mit den Lesern ist meiner Meinung nach das wichtigste, und der fehlt – ob bei Welt.de, der Berliner Zeitung, oder …

    War das nicht auch gestern ein Punkt, der auf der re:publica angesprochen wurde? Hauptsache eine Kommentarfunktion, denn das ist jetzt in?

  2. Easy, easy, als Chef.red. hat sie vielleicht noch andere Sachen zu tun.
    Vielleicht liest sich das ja doch jemand durch und manche Kritik führt zu Verbesserungen; nur das da eben nicht so weltmeisterlich moderiert wird, wie anderswo :-)!

  3. Ich nehme mal an, da wird abgewartet bis alle Besuchertypen (doch irgendwo von der Uhrzeit abhängig) sich zu Wort gemeldet haben, und dann wird erst ein Statement von einem Mitarbeiter verfasst, der sich sicher schon riesig darauf freut, Verbalexkremente von nichtbezahlenden Internetlesern zu sortieren.

    Mal abgesehen davon, dass schlichtes Vertrösten niemandem was bringt, ist das hier bei einer Schweigedauer von unter zwei Tagen doch wirklich noch kein E-Medienskandal zum Aufschreien ;)

  4. @2/Tacke + 3/Ben
    Ja, typische Haltung (fast hätte ich „typisch-deutsche“ Halktung geschrieben): Der lästige Kunde (= Leser). Ich hatte mal einen Kollegen, der irgendwann in den Verkauf sollte. Er lehnte das (in weiser Voraussicht) ab. Er meinte, verkaufen ja toll, wenn nur nicht der Kunde wäre…

    Was wäre das doch toll, wenn die Kommentarfunktion überhaupt nicht genutzt würde und Leser zum Lesevieh degradiert werden könnten.

    Verbalexkremente von nichtbezahlenden Internetlesern – welch‘ Geistes Kind…

  5. Naja hey,
    kann ja sein, dass ich ein anderes Verständnis von Zeit habe, aber 5 Stunden sind nun wirklich nicht gerade viel.

  6. Hm: „[…] eine neue Internetseite […]“.

    Da hat jemand weder den Unterschied zwischen Internet und WWW, noch den Unterschied zwischen Webseite (i.e. eine einzelne Seite) und Website (i.e. ein komplettes Webangebot) verstanden. Traurig, traurig — für eine, die zwei große Webangebote betreut.

  7. Ich würde das auch nicht so eng sehen. Nicht auf Lesermeinungen hören ist eine Sache, die andere, dass viele Medien eine extrem motzige Leserschaft haben. Und wenn man auf Berufsnörgler hört, wird man keine einzige Neuerung durchsetzen. Nach zwei Wochen haben sich alle daran gewöhnt und gut ist. Design ist eh überschätzt.

    Außerdem gehe ich auch davon aus, dass die Berliner Zeitung ein paar Meinungen sammelt und nachdenkt, bevor sie reagiert.

    Disclaimer: Ich weiß nicht, wie die Site vorher aussah.

  8. @Christian: Wenn es darum geht, dass der „Leserservice“ die Frage beantwortet, wo man ein bestimmtes Ressort findet, dann sollten inzwischen 7 Stunden doch ausreichen. Außerdem will man ja mit den Lesern „ins Gespräch kommen“ und das wird schwer, wenn man einmal (bzw. keinmal) am Tag 90 Kommentare beantworten will.

    @Alex: Das ist wohl u.a. vom site-side-seite Durcheinander verschuldet. Kann man verzeihen, vorher schreibt sie ja auch „Online-Auftritt“. Vielleicht ist ihr aber auch klar, dass nur eine ganz bestimmte Seite attraktiver ist als vorher; muss sie nur noch verraten, welche.

  9. @Gregor Keuschnig: „Was wäre das doch toll, wenn die Kommentarfunktion überhaupt nicht genutzt würde und Leser zum Lesevieh degradiert werden könnten.“

    Das hat nichts mit Lesevieh zu tun. Aber hängen Sie mal auf der anderen Seite eines Blogs wenn 75 mitunter sehr beliebige Kommentare binnen sechs Stunden aufschlagen, während Sie z.B. eine Zeitung produzieren. Da lässt sich aus der Warte eines 5-Kommentare-pro-Tag-Blog leicht reden.

    Gerade bei so eine Thematik macht es keinen Sinn alle Minuten über die Stöckchen zu springen, die hingehalten werden. Stattdessen gibt man nach einem Tag eine längere allumfassende Antwort zu geben.

    Ich weiß gar nicht wo der Zwang zur „unverzüglichen Reaktion“ herkommt.

    @Stefan: Es wundert mich dass du nach deinen letzten Sinologen- und Scientology-Experten-Versammlungen mit hohen dreistelligen Kommentarzahlen keine Empathie für jemanden aufbringen kannst, der sich die Geschichte erstmal vollumfänglich anguckt um sich ein Meinungsbild zu verschaffen.

    Gerade wenn es Probleme in der Navigation gibt (und die ist wirklich übel), macht es keinen Sinn den Leuten jedesmal mit einem direkten Link zu antworten. Das schaut man sich an, man wertet die Logs aus und verbessert es. Aber man flanscht nicht im Fünf-Minuten-Rythmus irgendwas an der Website an. Gerade wenn es um Site-Design geht, wo Kommentare schnell geschmäcklerisch werden.

  10. @ dogfood #11:

    Wo nehmen Sie den Langmut her?

    Da schreibt jemand „Wir möchten mit Ihnen ins Gespräch kommen…“, dreht sich um und geht weg. Und nach über 7 Stunden ist man noch immer nicht wieder gekommen. Man hat auch keinen geschickt, der mal nach dem schaut, mit dem man „ins Gespräch kommen“ möchte.

    Ich empfinde das als ultra-borniert.

  11. Das hat nichts mit Langmut zu tun, aber niemanden ist gedient wenn der Berl-Ztg-Praktikant im Sekundentakt Worthülsen abfeuert. Was Sie da einfordern, ist Aktionismus und leere Konversation.

    Stefan Niggemeier musste sich ja selber in den letzten Einträgen und Zeitungsartikeln eingestehen, dass eine qualitativ sinnvolle Diskussion in Blogeinträgen mit mehreren 100 Kommentaren nur sehr eingeschräkt möglich ist.

    Wo liegt der Sinn darin, das jemand auf den Einwurf „Spalte ist zu schmal“ eingeht, wenn zwei Minuten später jemand herkommt und sagt „Spalte ist zu breit“. Da ist es für alle Beteiligten sinnvoller, dass alle Reaktionen gesammelt und intern durchstrukturiert werden. Und dann wird eine Antwort gegeben an die sich die Berliner Zeitung wird messen lassen müssen.

    Erst dann macht es Sinn die Antwortfrequenz zu erhöhen. Aber nicht in den ersten Stunden eines Website-Relaunch. Das ist schlichtweg weltfremd.

    (Schließlich gibt es Unterschiede zwischen einem Chatraum und Blog)

  12. Routenplaner Feuilleton: erst oben links auf „aktuelle Ausgabe“ klicken, dann scrollen bis rechts „Zeitung vom …“erscheint, darunter gibt es dann das Feuilleton, welches mit dem Artikel „Wie hat man Erfolg, ohne Ahnung zu haben?“ beginnt…

  13. @Dogfood: Das ist doch, bei allem Respekt, kompletter Unsinn. Erstens sind die meisten Kommentare dort keineswegs „sehr beliebig“, sondern konkret: Wo ist das Feuilleton? Wo der Brandenburg-Teil? Wo die Seite 3?

    Es wäre doch ein Leichtes und meines Erachtens auch selbstverständlich zu antworten: Dort ist das Feuilleton. Dort der Brandenburg-Teil. Dort die Seite 3. Und ansonsten sammeln wir alle Meinungen, erst recht kritische, und werden sinnvolle Vorschläge umsetzen. Danke für Ihren Kommentar!

    So aber ist Stefans Fazit vollkommen richtig: Sie werden es nie lernen.

    Und falls Frau Ahlrichs & Co. tatsächlich nebenbei „z.B. eine Zeitung produzieren“, dann erst recht: Sie werden es nie lernen.

  14. @Miscell: ich hoffe ganz, ganz schwer dass die Navigation der Berl. Zeitung nochmal überarbeitet wird. Von daher macht es für Frau Ahlrichs mehr Sinn heute abend oder morgen länger etwas dazu zu schreiben und wie man die offensichtlichen Probleme lösen wird. Entsprechend würde es heute keinen Sinn machen den umständlichen Weg ins Feuilleton zu beschreiben, wenn man ihn morgen direkt in der Navigation anbieten wird.

    Natürlich sind ein Großteil der Kommentare so beliebig, dass man keine Rückschlüssen daraus ziehen kann:

    „Was schlecht war am alten Onlineauftritt war die Navigation.“

    „der neue Internetauftritt ist überraschend gut gelungen.“

    „Nee, also bei aller Liebe,das ist misslungen.“

    „Der neue Auftritt sieht hübscher und luftiger aus – aber es ist unpraktisch, denn die großen Leerräume muss man erstmal durchblättern! (Da war der alte Auftritt zwar altbacken, aber kompakter).“

    Usw, Usf… Da kommen dann Leute daher, wurschteln noch mit einem alten IE herum und behaupten Schriftgröße wäre nicht einstellbar, verwechseln Monitorgröße mit Bildschirmauflösung etc…

    Was soll man im Ernst auf zahlreiche Kommentare antworten? Wieviele der Kommentare greifen wirklich konkrete Punkte auf, auf die man eingehen kann? (Abseits der Diskussion „Wo ist jetzt das Ressort XYZ“) Die Frage nach der Schrift ist ab einer bestimmten Schriftgröße durchaus geschmäcklerisch. Die eine will eine Infoleiste links, der andere keine Werbung, der nächste mehr Links in der Top-Navigation.

    Richtig ist: im *Gesamtbild* treten einige Schwächen ganz klar hervor. Aber dann soll man Frau Ahlrichs die Chance lassen auch zum Gesamtbild etwas zu sagen und nicht je nach aktuellen Wasserstand in den Kommentaren.

    Ich gebe aber inzwischen zu: die Probleme mit der Navigation sind so offensichtlich und so extrem häufig angesprochen, dass inzwischen jemand von der Redaktion hätte äußern sollen „Ham wa auf dem Radar, beratschlagen wir, morgen mehr“.

  15. Toll, sobald man auf einen der Toplinks klickt geht die Navigation auf der linken Seite weg. Fantastisches Webdesign. Meine Begeisterung entspricht ungefähr der aktuellen Wetterinfo, die als so ziemlich einzige Konstante gleich vor dem Titel „Berliner Zeitung“ durch alle Seiten zieht: bewölkt, 10 °C.

  16. Es gibt diverse grössere Blogs bzw., sagen wir mal, Blogs als Anhängsel zu Portalen oder Internetdiensten oder auch Softwareprodukten, die in zum Einen relativ regelmässig über wichtige und unwichtige Interna oder Neuentwicklungen berichten, und zum Anderen pro neuem Artikel wirklich mit hunderten sinnigen und unsinnigen Kommentaren überschüttet werden.

    Die Betreiber solcher Blogs schreiben ganz gerne mal Sätze á là „wir lesen wirklich jeden Kommentar und nehmen uns die Meinungen und Kritik zu Herzen“ – das ist nicht gleichbedeutend mit „Dialog“, aber letztlich doch das was die Kommentatoren wollen. Was die Macher brauchen ist Feedback, ein Gesamt-Meinungsbild gespickt mit konkreten Punkten. Was die Zielgruppe will ist dass sie ernstgenommen wird und dass ihre Anregungen früher oder später fühlbar eine Umsetzung im Produkt finden. Das muss und kann nicht „sofort“ geschehen, denn die Kommentare müssen erstmal analysiert und ein Meinungsbild daraus erstellt werden (sofern das denn hoffentlich auch geschieht). Fünf Stunden sind da garnichts. Wenn in fünf _Tagen_ noch kein neuer Artikel als Antwort erschienen ist, ja, dann würde ich als Leser/Kommentator wohl auch langsam die Stirn runzeln.

    Ein „Dialog“ in Echtzeit ist bei einem solchen Ansatz nahezu unmöglich. Dass Stefan (und andere) das in einem Blog wie diesem (und andernorts) Dialog-ähnlich machen und Antworten und Edits relativ direkt einarbeiten ist gut und löblich, und ich finde es funktioniert hier auch. Das funktioniert aber nicht immer und auch nicht in jedem Umfeld.

    Disclaimer: Das da oben schreibt der Optimist in mir. Ich kenne die referenzierten Seiten nicht und habe die Kommentare dort jetzt auch nicht gelesen. Der Pessimist in mir weiss, dass die Redaktion wohl ganz einfach mal einige blinde Änderungen vorgenommen hat, und sollte die Zielgruppe kollektiv nach dem vorherigen Format schreien und alles rückgängig gemacht sehen will, die Redaktion wohl trotzdem nichts oder kaum etwas ändern wird, denn es hat ja Geld und Mühe gekostet und man weiss ja viel besser was gut für die Leser ist…

  17. Fünf Stunden sind nichts? Gut, inzwischen sind es zehn, aber warum sind fünf Stunden nichts? Natürlich kann und muss die „Berliner Zeitung“ nicht unmittelbar auf allgemeines Genörgel antworten. Aber wenn ein Kommentar nach dem anderen mit derselben konkreten Frage aufschlägt — Wo ist mein Lieblingsressort? — dann ist es nicht möglich, einmal kurz entweder die Antwort zu geben oder Besserung anzukündigen oder freundlich unverbindlich zu vertrösten? Ich bleibe dabei: Was für eine Bankrotterklärung. Wer das nicht leisten kann, soll nicht die Möglichkeit anbieten, Kommentare abzugeben.

    Die Leute, die da kommentieren, sind offenbar regelmäßige Leser. Jeden einzelnen von ihnen kann man entweder mit einem schnellen Feedback glücklich machen — oder dauerhaft vergrätzen.

    @nona: So ein langer Kommentar, und es war Ihnen nicht möglich, sich wenigstens einen Eindruck von der Seite zu machen, um die es geht? Stattdessen freies Raten, etwa: „Ich hab mir das zwar nicht angeguckt, aber ohne etwas zu wissen, könnte ich es mir wie folgt zusammenreimen?“ Entschuldigung: Auf solche Wortmeldungen verzichte ich gern.

  18. Re: „Die Leute, die da kommentieren, sind offenbar regelmäßige Leser. Jeden einzelnen von ihnen kann man entweder mit einem schnellen Feedback glücklich machen – oder dauerhaft vergrätzen.“

    Du glaubst das jetzt nicht wirklich, oder? Hast du aus deinem eigenen Blog sowenig über den Drang „Me Too“-Kommentare abgeben zu müssen und die Wirkung von Verlinkungen „Ey, da drüben auf der Site ist was los“ gelernt?

    (Aber ohne Frage: bzgl. der Navi hätte inzwischen eine Reaktion erfolgen müssen)

  19. @Stefan: Der Nachfrage wegen: Nein, ich werfe gerade mit Blumenketten um mich, koche Linseneintopf und bewundere die neue Brille von Marcus Lindemann.

    Au contraire: ich würde etwas mehr Lässigkeit auch beim Handling von Relaunches und den Leser-Reaktionen wünschen. Die Unwiderrufbarkeit von Fehlern im Web wird überschätzt. Dazu ist das Gedächnis zu kurz und die nächste Sau zum Durchs-Dorf-treiben wird schnell kommen.

    Ob Kommentator #xyz3 auf der Seite wiederkommt oder nicht, wird nicht von einer bis 13h eingetroffenen Reaktion abhängen, sondern ob die Berliner Zeitung ASAP die verschrottete Navigation wieder hinbekommen.

  20. Immerhin:

    „Liebe Leser, danke für all Ihre Kommentare. Wir sammeln sie – und lassen Sie in unsere weiteren Überlegungen miteinfließen. Selbstverständlich werden wir auf die Haupt-Kritikpunkte reagieren.

    Verfasst von: Domenika Ahlrichs | 03.04.08, 18:18 Uhr“

  21. @ Stefan: Kleine, feine Unterscheidung: Domenika Ahlrichs ist nicht „Chefredakteurin“, sondern „Mitglied der Chefredaktion“ (sollte aber auch als solche wissen, dass es nicht „der Schrifttyp“ heißt). Der Chefredakteur ist Josef Depenbrock.

    Irgendwo zwischen all den Kommentaren hat Frau Ahlrichs übrigens inzwischen eine knappe Antwort hinterlassen.

  22. @dogfood:

    du hast eine total innenorientierte sichtweise. hast mit marketing nix am hut, hm?

    1. die technischen und redaktionellen probleme des mediums interessieren kein schwein. entweder du lieferst beim leser direkt ein sauberes produkt ab oder du machst kundenservice bei einem verbesserungswürdigen produkt.

    2. fromme wünsche, wie denn die „blöden“ leser sich verhalten sollen, kannst du dir mit verlaub sonstwo hinschieben. das wird sie nicht ändern. komm als medium mit rückkanal klar mit dem leser, ansonsten bist du fehl am platze und relativ schnell draussen aus dem geschäft. der konkurrent ist nur einen mausklick entfernt.

    3. gerade wenn viele kommentare in kurzer zeit eintrudeln, kann man schnell reagieren. schon anhand einer kleinen stichprobe lässt sich erkennen, wo der schuh drückt. besonders wenn unbedarfte leser ihren intuitiven spontaneindruck kundtun. dieses feedback ist gold wert, viel mehr, als von einem, der sich bereits in die site eingearbeitet hat.

  23. Also wenn das die Sorgen sind, die ein Medienblog bedrücken…

    Es gibt einfach Menschen, die arbeiten „was richtiges“ und hängen nicht den ganzen Tag im Netz rum ;)

  24. Ist zwar OT aber finde keinen besseren Platz: bei Don Alphonso findet eine Debatte darüber statt, daß er ohne deren Einverständnis ein Foto von drei Mädchen auf seinen Blog stellt, Spekulationen über ihre Zukunft anstellt und anstellen lässt (z.b. die Blonde wird Alkoholikerin). Hinweise, dass dies illegal ist und Persönlichkeitsrechte verletzt, löscht er mit dem Hinweis dies sei Niggemeier-Spam. Abgesehen von diesem Unsinn ist der Fall schlimm, er schillert zwischen Voyeurismus und eindeutiger Persönlichkeitsrechtsverletzung.

  25. @Stefan:
    Nein, die Seiten hatte ich mir in der Tat nicht erst angesehen (inzwischen schon). Zum Einen weil ich nicht fand, dafür spontan die Zeit zu haben, zum Anderen weil mir nicht klar war wozu. Was hätte ich mir denn da ansehen sollen? Dass die Seiten offenbar nicht so toll sind? Das war zu vermuten, das war aber auch garnicht das primäre Thema just dieses Artikels – hier geht’s um Kommentare und Reaktionen darauf. Dass dort Kommentare stehen und scheinbar nicht drauf reagiert wird? Auch das war mir schon klar, schliesslich steht’s oben im Text als Hauptthema. Was ich mir sonst noch dazu „zusammenreime“ basiert auf persönlichen Erfahrungen, deswegen habe ich das ja auch als Spekulation und nicht als Fakt deklariert, und lediglich für die Fussnote vorbehalten.

    Angesichts dessen denke ich schon dass ich durchaus meinen halbwegs qualifizierten Senf hier dazu tun konnte ohne die Seite gesehen zu haben. Schliesslich geht’s hier nicht um Stil- und Geschmacksfragen des Webdesigns und der Benutzbarkeit oder der Seitennavigation, sondern um Prinzipien der Kommentarfunktionen und der damit verbundenen (Gruppen-)Dynamiken. „Freies Raten“ wäre es lediglich gewesen, hätte ich ohne die Seiten gesehen zu haben behauptet sie seien Mist. Das trifft also nicht zu.

    (Inzwischen habe ich sie gesehen, und ja, da kann man reichlich verbessern. Einen Unterschied zur vorherigen Version kann ich nicht beurteilen, mangels Kenntnis derselben. In dieser Form haben die mich jedenfalls schonmal nicht als Kunden/Leser gewonnen, unabhängig vom Inhalt.)

    Ich stimme zu, es ist schon ideal und wünschenswert dass zeitnah auf solche Kommentare reagiert wird, insbesondere wenn der Wunsch nach Dialog und Feedback ausdrücklich in den Raum gestellt wurde. Und ja, nach 10 Stunden kann in der Tat auch endlich mal reagiert werden (was scheinbar inzwischen geschehen ist), z.B. mit einem „Update“ oder „Nachtrag“ oder „Edit“-Kapitel am Fuss des Ur-Artikels anstatt es im grauslig schwer lesbaren weil zu schmalen Kommentarblock zu verstecken. Ich weiss aber auch dass das in der Realität nicht immer so ohne weiteres möglich und auch nicht immer probat ist, je nach Struktur und Organisation hinter dem Ganzen (die ich in diesem Fall nicht kenne aber aus Erfahrung ahne, daher meine Spekulation am Ende). Ich sehe das irgendwie nicht so wirklich als beklagens- und verdammenswert an, solange denn noch wenigstens halbwegs zeitnah reagiert wird und die Kommentare auch tatsächlich spürbar ernstgenommen werden und in Verbesserungen resultieren. Der Untergang des Abendlandes findet jedenfalls andernorts statt.

    Ich fand meinen Kommentar übrigens nicht sonderlich lang, jedenfalls schrieb er sich einigermassen fix. Ich tippe ziemlich schnell und denke hoffentlich noch schneller. Und ein Blogeintrag wie dieser verdient auch einfach eine gewisse Verbosität, wie ich finde, und sei es nur aus Respekt vor dem Autor und seiner Tippfinger Arbeit. Ist mir zumindest lieber als Kommentarblöcke, die mit „me too/me three/me not/you suck“-Spam zugekleinkriegt sind.

  26. Ausführlichkeit. Will sagen, wenn ein Autor sich die Mühe macht, einen Artikel oder Blogeintrag zu recherchieren und zu schreiben und zu posten, dann kann er für meine Begriffe auch erwarten dass der Kommentator seine Meinung dazu halbwegs ausführlich formuliert und begründet. Ich kann ja wohl schwerlich einfach „Nö“ antworten wenn ich schon zufällig mal nicht 100%ig derselben Meinung bin…

  27. […] Sie werden es nie lernen (Stefan Niggemeier) Die Berliner Zeitung hat einen neuen Online-Auftritt und Chefredakteurin Ahlrichs bittet um Kommentare. “Seit fünf Stunden füllt Leser um Leser, wie gewünscht, seinen Frust und seine Fragen in das Kommentarfeld am Ende des Artikels. Seit fünf Stunden gibt es keine Reaktion von Frau Ahlrichs.” […]

  28. naja, ich finde die Kritik hier etwas übertrieben. Die komplette Neugestaltung des Webauftritts einer Zeitung wie der BZ macht man nicht über Nacht, und genauso wenig ist es wahrscheinlich, dass innerhalb von 20 Minuten nach den ersten Kritiken schon am Design geschraubt wird.

    Also hat es 11 Stunden gedauert, bis Frau Ahlrichs eine Reaktion von sich gegeben hat ? Man möge es ihr verzeihen. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass ihr Aufgabenbereich noch mehr umfasst, als mit angehaltenem Atem vor den Kommentaren zu sitzen, und F5 zu drücken.

    ich finde die mangelnde Geduld, die die Leser einem kostenlosen (!) Angebot wie dem Online-Auftritt der BZ entgegenbringen, schon fast peinlich.

  29. @ 36/ B.Schuss

    Wenn man bedenkt, dass Stefan Niggemeier als Ein-Mann-Blogger für einen Kommentar, der Sonntag morgens um 3 Uhr auftauchte, verklagt worden ist, obwohl er ihn beim ersten Sehen am Sonntag morgen zwischen 9 und 10 Uhr gelöscht hat –

    … dann kann ich verstehen, dass er auch erwartet, dass eine große Redaktion ihre Kommentare im Auge behält und zeitnah reagiert. Vor allem, da es ja wohl viele Benutzungsfragen sind.

  30. @ b.schuss:

    warum stellst du heraus, dass das internetangebot kostenlos ist? ist das was besonderes? im übrigen kann man darüber streiten, ob werbefinanzierte websites wirklich im endeffekt kostenlos für den user sind.

    dein verständinis für die personellen probleme der bz werden vollkommen zu recht nicht alle haben. etliche werden die website in zukunft meiden, wenn sie schlechter geworden ist. genügend kostenlose konkurrenzangebote gibts ja. klick und tschüss.

  31. Ich bin der Meinung man muss dem ganzem etwas Zeit geben. Man kann nicht erwarten, dass nach 5 Stdunden alle Kommentare durchgelesen, beantwortet und umgesetzt worden sind. Das schafft auch eine Top-Redaktion nicht! Es wäre natürlich wünschenswert, wenn schneller eine Antwort von der Redaktion auf die Kommentare kommen würde.

  32. Also ich hab mir die Seite etwas angesehen, und ich muss sagen:
    Die hätten sich auch vorher denken können, dass das Proteste gibt. Die Seite ist ja grausam. Sowas stellt man doch nicht online.

    Mal ist ne Navigations-Leiste links, dann ist die wieder weg. Manchmal öffnet sich ein neues Tab, mal nicht, usw.. Jeder Laie hätte doch erkennen können, dass man das nicht auf seine Leser loslassen kann. Zwischenschritt hin oder her. Das könnte ja selbst ich besser. Zwar (deutlich) primitiver aber dafür übersichtlich. Behaupte ich jetzt einfach mal.

  33. […] Eine ‘dialogische Kommunikation’ mit Gleichgestellten also, die sich an den Quellen bedient und endlich selbst Recherche betreibt, tritt an die Stelle einer antiquierten Top-Down-Kommunikation von ‘Quantitätsjournalisten’ ladenhüterischer Provenienz. Das sei jedenfalls die Ansicht der hier untersuchten Generation. Wobei sich der Graben zunehmend vertieft, weil dieser Dialog wiederum eine Disziplin ist, die unsere Altjournalisten bekanntlich gern verweigern bzw, gar nicht beherrschen. […]

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