Unbezahlte Werbung

Eigentlich hätte es die neue Ausgabe der Zeitschrift „Dummy“ schon verdient, für diesen einen Satz gekauft zu werden. Er steht in einem Artikel über Peter, einen ganz normalen Berliner Stadthund, den Marcus Jauer porträtiert. Der Satz lautet:

Er geht nicht über glänzende Böden, aber legt seinen Kopf gern in Regalen ab, als sei er ein Buch.

Ist das nicht wunderschön?

Nun wäre es natürlich Unsinn, eine Zeitschrift für einen einzigen Satz zu kaufen, noch dazu, wo ich ihn nun schon verraten habe und der ganze Artikel, in dem er steht, umsonst online zu lesen ist (pdf). Aber wer sich die aktuelle „Dummy“ zum Thema Tiere nicht kauft, verpasst auch andere feine Artikel wie den, über dem die vielversprechende Zeile steht: „Der Einzige, der auf der Tiersex-Party neulich seinen Spaß hatte, war der Schäferhund Billy“ — und der unwiderstehlich mit den Worten beginnt:

Auf der Zoophil-Party, die ich im letzten Sommer besuchte, war es überraschend peinlich.

20 Replies to “Unbezahlte Werbung”

  1. Legt seinen Kopf gern in Regalen ab, als sei er ein Buch.
    Legt seinen Kot gern unter Sandalen ab, als sei der ein Fluch.

    :-)

  2. Ja, das ist wunderschön. Stefan. Du darfst „Du“ zu mir sagen :-)
    Die geistig-emotionale Nähe ist zu groß fürs Siezen. Danke, dass Du diesen Passus heraus genommen und in das Regal meines Herzens gelegt hast.
    Von Hundemensch zu Hundemensch.

  3. Man kann sich ruhig auch mal eine Zeitschrift wegen einem Satz kaufen. Ich habe mir neulich auch die Vanity Fair nur wegen der Ulmen-Kolumne gekauft. (Die war aber nicht so gut, wie die aus der Zeit damals.)

  4. @sebastian von Nr. 3:
    Muss man halt einen sprachlichen Wechselschritt einlegen. Ist auf den Straßen von Berlin eh
    ständig
    notwendg

    -wäre auch beim sey gegangen. ;-)

  5. @Augusten: Auf das Wort „falsch“ habe ich bewusst verzichtet, aber für mich ist das ein klassischer Fall für den Irrealis, denn der Hundekopf ist ja kein Buch.

    Ein Beispiel zum Kontrast: Der Satz „Er sah aus, als sei er müde“ ist in Ordnung mit „sei“, weil „wäre“ unterstellen würde, dass er in Wirklichkeit nicht müde sei, und das weiß ich in dem Fall ja nicht. So wie in der indirekten Rede: „er sagte, er sei müde“, und das kann stimmen oder auch nicht und ich enthalte mich des Urteils.

    Der Hundekopf ist aber definitiv kein Buch, da enthalte ich mich nicht des Urteils. Deswegen: „als wäre“.

    Ich würde aber nicht von richtig und falsch sprechen – man könnte sich da bestimmt lange drüber streiten, als habe hätte man sonst nichts zu tun. ;-)

  6. Thx, ich hätte hier wohl auch den Konjunktiv I genommen, irgendwie klingt für mich dadurch an dass der Hund der Meinung sein könnte, sein Kopf sei wirklich sowas ähnliches wie ein Buch … ;-)

  7. Sehr bedenklich ist meines Erachtens die Reihenfolge der Titel: #16 ICH #17 LIEBE #18 TIERE. Wie nennt man das noch gleich, Zoophilie oder Sodomie?

  8. @ Sebastian:

    „Ein Beispiel zum Kontrast: Der Satz „Er sah aus, als sei er müde” ist in Ordnung mit „sei”, weil „wäre” unterstellen würde, dass er in Wirklichkeit nicht müde sei, und das weiß ich in dem Fall ja nicht. So wie in der indirekten Rede: „er sagte, er sei müde”, und das kann stimmen oder auch nicht und ich enthalte mich des Urteils.“

    Und ich wiederum würde jetzt an deiner Stelle sagen: …unterstellen würde, dass er in Wirklichkeit nicht müde WÄRE…

    :)

  9. Ein paar Tage vor erscheinen deines kleinen Beitrags hier hatte ich die Zeitschrift bereits entdeckt, kurz durchgeblättert, um sie dann aufgrund ihres Kaufpreises doch wieder zurück ins Regal gelegt… Nach Entdeckung deines Beitrags und nach aufsuchen eines Ladens, der eben diese Zeitschrift verkauft, gönnte ich mir doch ein Exemplar. Mittlerweile auf Seite 124, nahezu alle Artikel und Kommentare gelesen, bereue ich meine Entscheidung keineswegs. Danke Stefan, wie immer ein wunderbarer Sinn für das Gute.

Comments are closed.