Super-Symbolfotos (37)

Ich glaube, Meldungen wie die von der psychisch kranken Frau aus Kansas, die sich wegen einer Phobie zwei Jahre lang nicht mehr traute, das Badezimmer zu verlassen, und deren Haut schließlich vermutlich im Verlauf mehrerer Wochen mit dem Toilettensitz verwuchs, sind Tests, ob sich Journalisten unter der dichten Schicht Alltags-Zynismus noch so etwas wie Menschlichkeit bewahrt haben. Abstrakter und weniger pathetisch formuliert: Es sind Tests der Qualität eines Mediums.

stern.de hat — wie auch der Online-Auftritt der „Rheinischen Post“ — diesen Test vergangene Woche nicht auf Anhieb bestanden:

(Inzwischen ist der Bildtext geändert.)

[Mit Dank an Jörg-Olaf!]

22 Replies to “Super-Symbolfotos (37)”

  1. Auch SWR3 hat sich am Wochenende für einen besonders gefühlvollen Umgang mit der Story entschieden: Ein giggelnder Radiomoderator trug seinen giggelnden Kollegen giggelnd die Geschichte vor: „Hahaha… sie hatte eine Phobie… hahaha!… Festgewachsen! Hahaha! Also wenn Ihr darüber jetzt lacht, dann stimmt mit euch ‚was nicht! Hahaha!“
    Wie recht er doch hatte…

  2. [EDIT: gelöscht. Klicken Sie doch mal da oben rechts auf „Kommentare ausschalten“. Danke.]

  3. der ursprüngliche text war witzig, nicht mehr und nicht weniger. humor ist ziemlich menschlich, nicht wahr? schade, dass sie den in all ihrem bildblog-induzierten korrekturwahn verloren haben.

  4. @ mario: Och, das kann man aber auch ganz anders sehen.
    Ich persönlich habe mir trotz all dieses „bildblog-induzierten korrekturwahn“s meinen Humor insoweit bewahrt, dass ich mich über Ihren Kommentar kringelig lachen kann.
    Das Tollste am „Humor“ ist m. M. nach übrigens , dass praktisch jeder von sich behaupten kann, er hätte welchen…

  5. Auja, ganz schlimm der Stern, daß er sich bei einer so ernsten Meldung so derart im Ton vergriffen hat. Ein bißchen mehr Betroffenheit wäre wirklich angebracht gewesen.

  6. Find‘ ich ja mal lustig… bzw. hätte ich es lustig gefunden,hätte ich es rechtzeitig gesehen.

  7. bei meinem ersten mehrtätigen ausflug als rostockerin nach bremen anfang 1991, lag in der unterkunft ein stapel stern-magazine. ich habe alle verschlungen. seitdem kaufe ich den stern jeden donnerstag. selbst wenn ich kaum noch geld in der tasche hatte, für den stern hat es immer gereicht. seit längerer zeit widert mich das alles immer mehr an. aber es ist eine sucht. ich lese kaum noch die berichte, ich blättere durch und entschuldige dies vor mir selbst, weil ich die fernsehbeilage nutze.
    süchte sind zum besiegen da. es reicht. jörges, polemik, oberflächlichkeit, ich habe genug. insofern:danke stern für diesen letzten tropfen, der das fass überlaufen ließ. weg für immer.

  8. Sein wir mal ehrlich, für gewisse Dinge sollte man einen gewissen, gesunden Humor haben dürfen und auch gern mal etwas zynisch werden, wenns so strange ist wie in diesem Fall. Etwas weniger „boooah wie könnt ihr nur“ würde unserer Medienlandschaft viel mehr solcher Minigags bescheren.

    Ich fand den Spruch witzig. Punkt.

  9. die Story hat mich auch staunen lassen und wir haben zu Hause alle unsere Scherze darüber gerissen, ich meine es gibt ja auch sau dämliche Todesfälle über die gelacht wird und die sogar ausgezeichnet werden, wobei das ja eigentlich gar nicht zu lachen ist denn ein Mensch hat immerhin sein Leben verloren …

  10. Ach, wie kalt und zynisch ist die Welt doch inzwischen geworden – da zeigt doch SAT1 tatsächlich am Karfreitag „Stirb langsam“…

Comments are closed.