American Flausch

Mir geht’s wie der Freundin von Herrn Beetlebum: Ich kann nicht aufhören, Eichhörnchen zu fotografieren — obwohl spätestens nach zwei Wochen im Südwesten und Nordosten der USA klar war, dass die Tiere in diesem Land viel zu allgegenwärtig sind (und zwar unabhängig von der Klimazone und Stadt oder Land), als dass sie bei jedem Auftauchen solche Verzückung rechtfertigen würden. Aber, andererseits, ich meine…

…awwwwww. Und außer den großen Grauhörnchen zwieseln da ja auch noch die kleineren, weniger buschigen und etwas skeptischer dreinblickenden Erdhörnchen durch die Gegend:

In den Wüstenlandschaften und Canyons Utahs wächst außerdem etwas, das man wohl — angesichts der Illustration auf den Warnschildern — als Kryptoflausch bezeichnen muss:

Im nächsten Bild geht es ausnahmsweise nicht so sehr um die Kühe, als um das Verkehrsschild: Der Staat Utah kennzeichnet seine Landesstraßen mit einem Bienenstocksymbol — was deutlich charmanter war, als wir noch nicht wussten, dass der Bienenstock nur deshalb ein Wahrzeichen des Landes ist, weil er für die Emsigkeit und den Fleiß seiner (mormonischen) Einwohner steht. Nun ja.

Und ich mag mich täuschen, aber kann es sein, dass in Amerika selbst die Hasenohren größer sind als bei uns?

Mit Schafcontent kann ich leider gar nicht dienen — obwohl sich in den berühmten Nationalparks im Süden Utahs und Norden Arizonas eigentlich reichlich Dickhornschafe rumtreiben sollten. Die Indianer haben das Tier freundlicherweise mal auf etwas, das man heute „Zeitungsfelsen“ nennt, skizziert:

(Aber mit solchen Perspektiven wie denen hier hätte ich ohnehin nicht mithalten können.)

Die folgenden sympathischen Maultiere nehmen gerade ersten Kontakt auf mit Menschen, die sich gleich in den Grand Canyon heruntertragen werden, machen das aber nicht mit jedem. Pffft. Lasttiere sind auch nicht mehr das, was sie mal waren…

Dieser etwas überrascht aussehende Geselle ist ein Elch aus der Nähe vom Moosehead Lake im Nordosten Neuenglands, der vermutlich etwas frustriert ist, weil gerade Paarungszeit ist und angesichts der Auswahl wohl kaum eine Elchdame verzweifelt genug ist, sich auf ein Techtelmechtel mit einem Bullen mit halbem Geweih einzulassen:

Und schließlich hätte ich da noch eine besondere Kuhsorte, die sich leider in der Dämmerung mit der kleinen Digitalkamera und ohne Stativ nicht mehr richtig gut fotografieren ließ:

Wer errät, welchen typisch amerikanischen Spitznamen man den so gezeichneten Tieren gegeben hat?

81 Replies to “American Flausch”

  1. Die Kühe heißen Michael Jackson, weil sie erst schwarz sind – und dann von der Körpermitte nach oben und unten (bzw. links und rechts) ausbleichen. Bekomm ich jetzt nen Schokokeks mit Milchfüllung?

  2. Herr Niggemeier, hätte Sie nicht mal eher bescheid geben können, dass Sie dort sind. Man hätte sich treffen können. Find ich nicht gut.

  3. Aber Herr Niggemeier. Hätten Sie einen Film statt einem Bild in den Blog gestellt, wäre die Frage nach dem Namen ganz einfach.

    Die Besonderheit der Kühe ist nämlich nicht ihrer Farbprägung, sondern dass sie einen ausgeprägten Sprachfehler hat. Statt „Muh“, in der anglo-amerikanschen Welt von Rindern als „Mue“ gesprochen, sagt Kühe dieser Familie „Bue“. Somit prägen sie einen neue linguistische Sprachfamilie.

    Trotzdem schön, dass Sie wieder da sind.

  4. @ 18. hui, da hat aber jemand bei inglourious basterds aufgepasst…

    ansonsten: welcome back, mr. niggemeier

  5. Heißen die vielleicht „Fahrbahnmarkierung“ (deutsches Lehnwort)? Warte mal ab, wenn ich das gewußt hätte, hätte ich dir schon längst meine „squirrel of Chester“-Sammlung geschickt!

    Willkommen zurück!

  6. Zwei Wochen fuer Suedwesten und Nordosten? Dafuer sind die Photos beachtlich – ich haette bei der abgerissenen Strecke nur „im Fluge am Fenster vorbeihuschendes“ erwartet.
    Dinge, die Sie sicher verpasst haben (und nicht verpasst haben sollten):
    http://www.desertmuseum.org/
    http://www.pimaair.org/

    Aber ist doch schoen, wenn man einen Grund hat wiederzukommen, oder?

    *Grmmml* *Fernweh*,

    Sweetshark

  7. @Sweetshark: Es waren etwas mehr als zwei Wochen, aber natürlich viel zu kurz. Trotzdem viel gesehen, und nicht nur vom Autofenster aus. Die beiden Dinge, die wir hätten sehen sollen (und das Wüstenmuseum sieht wirklich toll aus), haben wir tatsächlich nicht gesehen — aber das liegt auch daran, dass wir nicht annähernd in die Nähe von Tucson gekommen sind, sondern Arizona nur ganz im Norden gestreift haben.

  8. Na toll, jetzt hat mein Hase, der tatsächlich Oreo heißt, ihre amerikanische Ausgabe erblickt. Er dürfte gerade das selbe fühlen wie ich: puren Neid!

    Nein ernsthaft, willkommen zurück in der schon etwas angefaulten (schwarz-gelben) Bananenrepublik Deutschland. Jetzt muss das ZDF wieder etwas besser aufpassen ;D

  9. „The devil is a squirrel.“ (Volksmund)

    Amerikanische Eichhörnchen sind sowas wie Ratten. Überall, gefräßig und aggressiv. Nur Waschbären sind wohl gemeiner…

  10. „Und ich mag mich täuschen, aber kann es sein, dass in Amerika selbst die Hasenohren größer sind als bei uns?“

    Das hat nichts mit Amerika oder „bei uns“ zu tun, sondern mit der Temperatur. Es gilt die Allensche Regel.

    Beispielsweise hat ein Fennek relativ große und ein Polarfuchs relativ kleine Ohren. Weil die großen Ohren in der heißen Wüste kühlen, und die kleinen Ohren in der Kälte nicht so leicht abfrieren. Ok, das war jetzt teleologisch, korrekt formuliert ist es so, dass beim Fennek/Polarfuchs die Mutanten mit großen/kleinen Ohren besser an die Wüsten/Polarbedingungen angepasst waren als die anderen und so besser überlegten. Ähnliches gilt für Feldhase und Polarhase.

  11. Die grauen amerikanischen Eichhörnchen sind auch in Europa angekommen, und verdrängen leider langsam aber sicher die roten heimischen Artgenossen.

  12. Stimmt .. jetzt wo zum einen Nadini und nun auch noch Herr Niggemeier auf die Häufigkeit von Eichhörnchen in den USA in fotografischer Form hingewiesen haben, ist mir aufgefallen, dass auch wir von unserer Neuenglandrundreise via Automobil einige Fotos dieser pussierlichen Tierchen mitgebracht haben.

    Allerdings entstanden jene Foto sämtlichst am Kancamagus Highway bzw. links und rechts davon … ich hoffe die gesichteten Eichhörnchen in Boston und New Haven werden es uns nachsehen – ihre Verwandten treiben in den Deutschen Blogcharts ja bereits in ausreichendem Maße ihr „Unwesen“ .. ;)

    Oh man, ich glaube ich will zurück nach Mass, Maine und Co …

  13. Ich dachte, dass das Bauchbinden-Kühe sind, und dass die Frage als hübsche Überleitung zur neuen Bauchbinden-Rubrik gedacht ist – wohl ein Fall von zwanghaftem überall Sinn suchen.

  14. Komme mir vor wie auf einem Dia-Abend der Freunde meiner Eltern in den Siebziger-Jahren (des vorigen Jahrhunderts).

  15. @ Stefan
    Willkommen daheim! Ich weiß, das hört man nicht gern, aber es war diesmal ohne Sie ganz lustig hier. Dem Blog-Karma hat’s auf jeden Fall gut getan.

    Ist die Auflösung der Quizfrage Kindermilchschnittenkuh?
    Bzw. auf amerikanisch Children Milk Slice Cow?
    Das würde Sinn machen.

    e

  16. @42 meines Wissens nach ist das in erster Linie ein Problem der britischen Inseln. Auf dem europäischen Festland sitzen die roten Hörnchen relativ sicher in ihren Koben. Obwohl auch hier regional an manchen Orten die grauen Einwanderer inzwischen überwiegen bedrohen sie den einheimischen Bestand insgesamt nicht.

  17. Im Oktober in Neuengland? Das heißt Indian Summer?! Uihhh, mein Neidbarometer steigt ins Unermessliche. Magst du Hummer?

  18. Ich muss ja mal kurz klugdingens.
    Erstens findet man in den USA sicher keine Eichhörnchen – zumindest nicht das, was wir unter Eichhörnchen verstehen. („Eichhörnchen“ ist nämlich sowohl ein Gattungsname als auch ein Artname.) Was da rumhüpft und -klettert sind vorwiegend die größeren Grauhörnchen, die in Großbritannien unser heimisches kleines putziges Europäisches Eichhörnchen quasi komplett verdrängt haben und auch in Italien beispielswiese im Begriff sind, das zu tun.
    Die sind nämlich nicht nur größer und stärker, sondern stecken unsere Eichhörnchen auch mit Krankheiten an, gegen die sie nicht immun sind. Ungefähr so wie Columbus und die Spanier damals – nur diesmal andersrum.

    Das zweite Foto zeigt in meinen Augen aber auch kein eben erwähntes Grauhörnchen, sondern eher einen Ziesel. Vielleicht einen Felsenziesel. Bei den genauen Artbestimmungen bin ich dann nicht so gut – nach einem Grauhörnchen sieht das aber nicht aus.
    Dabei wäre dann anzumerken: Schade, dass Du oben nicht „zieseln“, sondern „zwieseln“ geschrieben hast, Stefan. Aber das Gespür war schon nahe dran. :)
    Und: Ziesel gehören nicht zu den Eich-, sondern zu den Erdhörnchen.

    Erdhörnchen ist denn auch ein unpassender Name für das Tier auf dem dritten Foto, weil es unzählige Erdhörnchengattungen und demnach auch -arten gibt.
    Das Tier ist meiner Meinung nach entweder auch eine Ziesel- oder Antilopenzieselart.

    Und der Hase ist möglicherweise ein Eselhase – die heißen so, weil sie so lustige lange Ohren haben. (Die Allensche Regel wurde ja schon erwähnt).

    Eigentlich muss das ja keiner wissen und die klassische Nomenklatur nach Linné ist sowieso doof und verwirrend – aber mei. Und es ist einfach so schön, sich mit flauschigen Tieren und den Unterschieden zwischen all den flauschigen Tieren zu beschäftigen.

    Ich bin übrigens auch für: Kuh mit Milchfüllung.

    Willkommen zurück.

  19. Willkommen zurück, lieber Herr Niggemeier. Ich sehe, sie hatten ihren Spaß :-)
    Für meinen Teil möchte ich festhalten, dass mir diesmal die Urlaubsvertretung sehr gut gefallen hat. Nur die Kommentatoren haben ihre Abwesenheit schamlos ausgenutzt, um wild durch die Gegend zu pinkeln.
    Zur Preisfrage: Ich würde diese Kuh Starbucks Cow nennen. Weiter um die Ecke gedacht wäre noch Cuba Cow drin, weil sie eine so schöne Bauchbinde hat. Aber eigentlich denke ich, diese Kühe heißen Skunk Cow und schliesse mich damit #33 an.

  20. @ 38 (kleine Ergänzung)
    Grauhörnchen haben auch ein breiteres Nahrungsspektrum im Vergleich zum Europäischem Eichhörnchen. Die räumen sogar Mülltonnen aus. Der Vergleich mit Ratten ist also gar nicht sooo blöd.
    Die „ökologische Überlegenheit“ der Grauhörnchen gilt allerdings nicht für alle Habitate. Von der biogeografischen Perspektive her ist der Erfolg der Grauhörnchen speziell auf den britische Inseln und in Italien interessant. Beide Verbreibungsgebiete weisen Mechanismen auf die Säugerarten von anderen Populationen genetisch isolieren.

    Antilopenzieselart? Erkennt man doch an den Hörnern.
    (Ich gebe zu: Erdhörnchen – habe ich keine Ahnung von)

  21. @52 und 63

    Die Auflösung gab es doch schon lange, hier mal mit hübschen Bildchen:
    http://www.fearrington.com/village/cows.asp

    Die Hörnchen, Ziesel oder was auch immer sind wirklich putzig und man(n) kann von ihnen auch wirklich nicht genug bekommen. Eine Frage an den Hausherren: Werden sie in den USA, wie z.B. in England (wo sie ja eine Plage sind) bejagt oder nicht?

  22. „…was deutlich charmanter war, als wir noch nicht wussten, dass der Bienenstock nur deshalb ein Wahrzeichen des Landes ist, weil er für die Emsigkeit und den Fleiß seiner (mormonischen) Einwohner steht.“

    Stimmt, Emsigkeit und Fleiß sind grundsätzlich nicht charmant. Nur eben die Grundlage jedweden Erfolgs und jedweden Wohlstands und jedweder Sicherheit. Dinge, die auch charmante Menschen ganz gerne haben.

  23. @ 65: Ja, aber aus anderen Gründen. Farmer mögen Erdhörnchen nicht weil sich ihre Kühe in den Bau-Löchern die Knöchel verknacksen. Und Grauhörnchenfleisch ist ja bekannterweise das Hauptnahrungsmittel des amerikanischen Hinterwäldlers.

  24. @66 Stefan

    Ich dachte Du jagst sie zumindest mit dem Photoapparat. :D

    @Hörnchen
    Ich meine, ich weiß, daß es Menschen gibt die süße Hamster und Meerschweinchen verspeisen. Aber bis jetzt war ich immer der Meinung….Hörnchen wären davon nicht betroffen. Schlimm das….

  25. Als Bild-Reporter unterwegs war Stefan Niggemeier.
    Er hat uns Fotos mitgebracht, drum gibt es eine Feier
    Mit Scharlachberg, mit Metigel und Chips von scharfen Schoten.
    Was früher Diaabend war, wir jetzt im Web geboten
    Und was es hier zu sehen gibt, hat alles übertroffen.
    Mag sein, dass es am Branntwein liegt, ich bin total besoffen.

    Im Staat, wo man die Bienen ehrt, dort wohnen die Mormonen.
    Mit großem Fleiß wird dort verkehrt, denn Arbeit muss sich lohnen.
    Nur halbgeweiht und unbeweibt ziehn Elche durch die Wälder.
    Mit Zebrastreifen auf dem Bauch ziehn Kühe über Felder.
    Das Maulgetier mault manchmal rum ein weigert sich zu tragen,
    Weil das auch gar nicht möglich ist, wie Zoologen sagen.

    Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen.
    Wenn er mal nicht in Deutschland ist, kann er per Briefwahl wählen.
    Die Politik verändert sich, und auch die Journalisten.
    Herr Niggemeier ahnt ja nicht, wie wir ihn hier vermissten.
    Mit Bild und Text wollt` Goethe schon das Publikum verwirren.
    Und jetzt gibts Hörnchen gar im Blog und dürfen kommentieren…

  26. @ 71

    Pingpong spieln mit Claudius?
    Da muss ich leider passen.
    da fällt mir kein Zitat für ein,
    drum muss ich es sein lassen.
    Mir fällt nicht ein der kleinste Stuss,
    da hilft zumindest mir kein Wein,
    die Zeilen zu verfassen

  27. Korrektur zu 71:
    „..Das Maulgetier mault manchmal rum und weigert sich zu tragen,..“ Tchuligung :-)

  28. Es war doch „Urians Reise um die Welt“ von Matthias Claudius, die du gewählt hast, Polyphem?
    Bin mir da nicht ganz sicher, da die wiederkehrende Endzeile der Strophen fehlt.

  29. @74:
    Ein Anklang von Goethens „Vorspiel auf dem Theater“ aus Faust I
    („In bunten Bildern wenig Klarheit, viel Irrtum und ein Fünkchen Wahrheit.“) und „Sucht nur die Menschen zu verwirren, Sie zu befriedigen, ist schwer. „)

    Dass die vielzitierte Zeile „Wenn einer eine Reise tut…“ von M.C. ist, wusste ich nicht mal. (*schäm* – und Verehrung für einen „großen Kenner deutscher Lyrik“ – aka „Hörnchen“)

    Der Rest ist von mir zusammengereimt, wobei der verwendete „Stoff“ im wesentlichen aus dem aktuellen Flauschbeitrag sowie älteren S.N.-Posts und Kommentaren dazu stammt. Insider werden ein besonderes Stacheltier erkennen. Ich bin ein literarischer Dilettant… in allen Ausprägungen, die der Duden für diesen Begriff kennt – und habe Spaß dabei. Promillefrei.

  30. Viel Ehre wird mir angetragen,
    doch leider nicht zu Recht so ganz,
    verdient ich diesen Lorbeerkranz,
    den du mir freundlich leihst.
    Hoffe, daß du mir verzeihst:

    Ich musste Google fragen

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