Warum Paid-Content-Versuche gut sind

„Wir müssen als Verleger alles versuchen, um eine Wirtschaftsgrundlage für die digitale Welt zu schaffen.“

Das hat Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende der Axel-Springer-AG, nicht gesagt. Gesagt hat er:

„Wir haben als Verleger geradezu eine heilige Verantwortung, alles zu versuchen, um eine Wirtschaftsgrundlage für die digitale Welt zu schaffen.“

So groß ist die Hybris dieser Menschen. So ungetrübt ihr Glaube an das Heilsbringende, das geradezu Göttliche der eigenen Existenz.

In einem Interview mit der „FAZ“ kündigte Döpfner am Freitag an, bei den Online-Auftritten der Regionalzeitungen des Verlages ein „Freemium-Modell“ einzuführen:

„Allgemeine Nachrichten sind für den Leser gratis, Premiuminhalte kosten Geld. Wer etwa die Exklusivgeschichte aus der Stadtverordnetensitzung lesen möchte, das Archiv oder den Staumelder nutzen will, muss zahlen.“

Nun gibt es zwar weder in Berlin noch Hamburg überhaupt Stadtverordnete, und ich habe weder auf den Seiten des „Hamburger Abendblattes“ noch der „Berliner Morgenpost“ Staumelder gefunden (dafür aber — kostenlos — auf denen von NDR und RBB), aber vermutlich darf man einem Kreuzritter nicht mit so lächerlichen Details kommen. So ein Döpfner denkt in ganz anderen, heiligen, Kategorien, und meint, dass die Leser „über Jahrhunderte“ bewiesen hätten, dass sie für wirklich attraktive Inhalte auch Geld bezahlen würden.

Nun ja.

Ganze Heerscharen von Verlegern haben der angeblichen „Kostenlos-Kultur“ im Internet den Kampf angesagt. Angeführt von Rupert Murdoch wollen sie ihre Inhalte — oder wenigstens einen Teil davon — nur noch zahlenden Kunden zugänglich machen. Dafür ernten sie viel Spott von Bloggern und Netzaktivisten.

Doch bei aller Skepsis, ob die Pläne aufgehen: Ihre Versuche sind eine große Chance, weil sie die Verlage zu einem entscheidenden Umdenken zwingen. Wer überhaupt eine Chance haben will, Leser zum Bezahlen für seine Inhalte zu bringen, muss Qualität liefern.

Dass der deutsche Online-Journalismus in einem so trostlosen Zustand ist, liegt nicht nur an den geringen Einnahmen. Es liegt auch daran, dass er in weiten Teilen gar nicht für Leser gemacht ist, sondern für die Klickzähler der IVW und für Google.

Journalismus ist eine Dienstleistung, und über Jahrtausende, wie Döpfner sagen würde, versuchten gute Journalisten, Nachrichten so aufzuschreiben, dass die Leser möglichst viel davon hatten. Ob es darum ging, Sachverhalte möglichst einfach oder knapp zu erklären oder in großer Tiefe verständlich zu machen — Geschäftsgrundlage war der Versuch, den Leser zufrieden zu stellen und zu einem glücklichen Kunden zu machen.

Im real-existierenden Online-Journalismus geht es darum häufig nicht. Nicht einmal die komischen Leute vom „Hamburger Abendblatt“ werden annehmen, dass sich ihre Leser freuen, wenn ihnen „alle 68 neuen Fahrradstationen“ in der Stadt auf 68 einzelnen Seiten verteilt präsentiert werden. Oder dass sie es zu schätzen wissen, dass sie bis zu 175-mal klicken dürfen, wenn sie herauszufinden wollen, ob sie mit ihrem Auto „Gewinner und Verlierer bei der neuen Kfz-Steuer“ sind.

Diese Klickstrecken sind nicht nur ein merkwürdiger Spleen, sie sind ein Symbol für die Perversion des journalistischen Selbstverständnisses in vielen Online-Medien. Die Unzufriedenheit des Lesers wird in Kauf genommen, um die Klickzahlen in die Höhe zu treiben.

Außer auf die IVW ist diese Inhalteproduktion auch auf die Suchmaschinen hin optimiert. Ob zum Beispiel die Überschrift über einem Artikel den Lesern gefällt, ist häufig nur noch ein Zweitargument neben der wichtigeren Frage, ob sie Google gefällt, sprich: Ob der Aufbau und die enthaltenen Schlagwörter dazu führen, dass der Artikel weit oben in den Suchergebnissen auftaucht.

Bei bezahlten Angeboten sind solche Kriterien nachrangig. Wer in einem Umfeld aus kostenlosen Inhalten Geld nehmen will, kann überhaupt nur eine Chance haben, wenn er den Leser als Kunden ernst nimmt und alle anderen Erwägungen seiner Zufriedenheit unterordnet. Verlage, die Inhalte kostenpflichtig machen wollen, werden gezwungen zu überlegen, was ihre Angebote besser macht als die der Konkurrenz oder wenigstens einzigartig. Sie werden Andersartigkeit als Chance entdecken müssen und nicht mehr auf bloße Reproduktion des Vorhandenen setzen können. Sie werden Konzepte entwickeln müssen, wie Leser mit möglichst wenig Klicks an gewünschte Informationen kommen und nicht mit möglichst vielen. Vielleicht entdecken sie auch andere Themen als lukrativ, weil sich zwar Trilliarden von Menschen für die neuesten Britney-Spears-Gerüchte interessieren, wenn man sie frei Haus bekommt, aber doch eher nur einem Bruchteil von ihnen das auch Geld wert wäre, und plötzlich Relevanz wieder ein Auswahlkriterium werden könnte. Sie werden so attraktiv sein müssen, dass sie Menschen etwas wert sind, und nicht mehr bloß attraktiv genug, um kostenlos angeklickt zu werden. Womöglich werden die Medien sogar transparent werden und ihre Fehler korrigieren, weil jemand, der für Journalismus zahlt, das zukünftig erwartet.

Okay, ein Traum.

Aber genau darum geht es ja: Die Verleger träumen davon, für ihre journalistischen Inhalte im Internet Geld nehmen zu können. Sie werden das, wenn überhaupt, nur mit guten Journalisten und gutem Journalismus erreichen — was bisher nicht unbedingt die dominierenden Mittel im Wettlauf um Klicks und Werbeeinnahmen waren.

Ich freue mich auf den Versuch.

96 Replies to “Warum Paid-Content-Versuche gut sind”

  1. Ich hätte nichts gegen ein solches Modell, wo in kostenlose und Premium-Inhalte aufgeteilt wird.
    Jedoch habe ich etwas dagegen, wenn in den kostenlosen News nur noch Belangloses berichtet wird und im Premium-Angebot die essentiell wichtigen Nachrichten verkündet werden.

    Ich will gut informiert sein, ohne etwas dafür zu bezahlen (Radionachrichten sind auch kostenlos). Wenn man in die Tiefe geht, wenn man Exklusivität will, wenn man etwas Besonderes hat, dann darf man dafür auch Geld verlangen. Aber es müssen beide Seiten ausgewogen sein.

    Die kostenlosen News dürfen daher nicht an Qualität leiden.

  2. Warum, warum, warum geht es immer noch um die Verlage und die Verleger? Um die geht es doch garnicht mehr, die sind die Hufschmiede dieses Jahrzehnts.

    Warum treiben die Journalisten nicht mal ein Micropayment-Modell voran? Herr Niggemeier, Herr Vetter, Herr Knuewer, Herr Stevenson, Herr Spreng, ich glaube, einem Großteil Ihrer Leser wären Ihre 2 Cent auch 2 Cent wert …

  3. Vielleicht müßte man diese Diskussion noch ganz anders führen. Was wollen wir denn überhaupt? Ist der Journalismus 1:1 übertragbar von der gedruckten Zeitung auf das digitale Angebot?
    Womit man bei mir wirklich punkten kann, ist von der Idee her etwas das mit beim Spiegel zuerst auffiel, nämlich die Erstellung von Themendossiers.

    Aber ich weiß auch nicht recht, was mich dazu bewegen könnte wieder eine Zeitung zu kaufen, ich habe sie ja online. Ich finde es ist gar nicht so leicht herauszuarbeiten, wohin es nun gehen soll. Muß sich das Angebot verändern? Müssen auch Anzeigekunden im digitalen umdenken? Zählt immer nur die Zahl der Klicks?

    Ich finde da gar keine richtige Antwort – wird man wirklcih ein Angebot finden, dass so viel besser ist als jenes, das ein guter Journalist in seinem Blog niederschreibt? ;)

  4. Oh, das gibt wieder Ausmecker, wenn Blogger Nachrichten aus den Onlinezeitungen zusammenfassen und interpretieren (nicht: kopieren). Die sind ja jetzt schon oft grämig deswegen, aber wenn sie Geld dafür verlangen…
    Nicht, dass sie es im Einzelfall nicht dürften, aber ich sage mal eine Welle unberechtigter Klagen voraus.

  5. @2: Radionachrichten sind kostenlos? Und wer ist eigentlich dieser Herr GEZ der dauernd von meinem Konto abbucht?

  6. Bezahlinhalte machen Anzeigen allerdings nicht überflüssig, und damit bleiben uns PI-Spielereien wie die fünftausend tollsten Zahlen Deutschlands nach wie vor erhalten. Viele Klicks = viel ausgelieferte Werbung = Relevanz für Anzeigenkunden:
    Auf diese schlichte Kette lässt sich das Onlinegeschäft reduzieren – selbst wenn die IVW die PIs bald leichter und die Visits stärker gewichtet.

    Google-Optimierung ist damit auch nicht vom Tisch. Denn je mehr potentielle Käufer zu den Bezahlinhalten finden, umso höher kann der Umsatz ausfallen. Es bleibt also weiter relevant, auf den Trefferseiten weit oben zu stehen.

    Generell ist die Ausrichtung nach Suchmaschinenkriterien sinnvoll. Hinter jeder Suchanfrage steht ein Mensch. Und ich kenne keinen Journalisten, der am liebsten von so wenig Menschen wie möglich gelesen werden will. Also strukturiert man die Artikel so auf, dass ein Vermittler wie Google schnell Suchende und Inhalte zusammenbringt. Auch DAS ist auch ein Dienst am Leser.

    Aber träumen wird man schon mal dürfen, da hast Du natürlich recht.

    Matze

  7. @8:“Radionachrichten sind kostenlos? Und wer ist eigentlich dieser Herr GEZ der dauernd von meinem Konto abbucht?“

    Die GEZ bezahlt man eigentlich für die ÖR-Sender, bei den Privaten werden die Nachrichten tatsächlich durch Werbung finanziert. Leider gibt es keine Möglichkeit keine GEZ zu bezahlen im Austausch zur Sperre der ÖR Sender, daher läuft es letztlich auf eine Gebühr fürs Radiohören hinaus.

  8. @8, 9:

    Also wenn man das auf die Ebene heben will, dann sind Internetinhalte auch alle nicht kostenlos, denn sie bezahlen doch alle für den Zugang.
    Was soll also diese blödsinnige Diskussion?

  9. Eine Bezahlung auf individueller Basis für Onlineinhalte kann ich mir nicht vorstellen.

    Zu vielfältig sind die Angebote mit freiem Zugang in vergleichbarer Qualität.

    Da halte ich eine Art zusätzliche Gemagebühr für wahrscheinlicher, die von den Providern zu zahlen ist, die das dann wieder bei ihren Kunden eintreiben.

    Schwierig wird es dann bei der Verteilung der Gebühr, aber einige Urheberrechtsschwierigkeiten könnten umgangen werden (o.K. anderer tauchen auf, aber es gibt m.E. auch Vorteile bei diesem Modell).

  10. Diese Döpfners/ Burdas/ Hombachs haben allesamt einen an der Waffel. Erst wird alles dafür getan, den Journalismus soweit auszuhöhlen, dass man Kaufzeitung und Anzeigenblatt kaum noch auseinander halten kann.

    Und nun, wo das Konzept des Es-geht-noch-billiger seinen Zenit überschritten hat, macht man plötzlich auf Qualitätsjournalismus und möchte bitteschön Geld vom Online-Leser oder doch mindestens ein bisschen Knete von Google bekommen.

    Armselig, das.

  11. Was sagen denn eigentlich die Werbekunden dazu?
    Ich habe immer den Eindruck, es herrschte weitgehend Einigkeit darüber, dass Klickzahlen so gut wie bedeutungslos sind. Wissen das alle außer den Werbeagenturen und ihren Kunden? Ist es denen egal? Oder sehen die das anders?

  12. Im Grunde Stimme ich Dir zu. Nur hab ich das Gefühl, dass die Verleger auf ein noch ganz anderes Pferd setzen. Zusammen mit der Kontentindustrie, lobbyieren sie derzeit im Vorder- und Hintergrund für eine stärkere Regulierung des Netzes. Die Naive Vorstellung: Wenn erst der Staat sich verpflichtet zu kontrollieren, was wie und wo über die Leitungen geht, kann man kartellartige Strukturen errichten, die den Leser zum Bezahlen zwingen. Denn in Wirklichkeit haben die keine Angst vor raubkopierendem Kontentklau, sondern vor dem Zitat ansich, jedenfalls sofern es gratis ist. Die Perlentaucher/FAZ Auseinandersetzung ist da exemplarisch. Um ehrlich zu sein: Ich hab derzeit viel Angst vor diesen Versuchen.

  13. Lieber Herr Niggemeier,
    vielen Dank für die Aufnahme des Hinweises auf die unsinnige Klickstrecke des Abendblatts mit den Fahrradstationen, den ich Ihnen vor einiger Zeit gemailt hatte – sammeln, sichten, evaluieren und die Information zu gegebener Zeit in einen Bericht einweben – SO funktioniert guter Journalismus!

  14. Die NY Times überlegt ja, ob sie nicht zu folgendem Modell wechseln soll: Jedem steht eine gewisse Anzahl von Besuchen pro Monat frei, sodass man als nicht-Times-Leser von Blogs oder andernorts auf Artikel verwiesen werden kann, die einzelfällig relevant sind. Aber wenn man dauerhaft die Times liest, also diese Grenze überschreitet, muss man eben zahlen.

    Die Alternative, soweit ich verstanden habe, ist eine Art „Exklusiv-Programm“, bei der die normalen Inhalte frei bleiben, man aber als Abonnent Sachen wie T-Shirts, Kaffeetassen und so was kriegt, man quasi Ehrenmitglied der Times wird.

  15. Und nun zu dem, was stattdessen geschehen wird:
    Herr Döpfner, Herr Obermann und ein paar weitere Herren werden in einiger Zeit vor die Kameras treten, um eine Kooperation zu verkünden: T-Online und Co. werden ihre DSL- und UMTS-Angebote zukünftig mit sich selbst verlängernden Schnupper-Abos für die Online-Ausgaben von Bild und Welt anreichern. Dank der hierzulande üblichen Kündigungsfaulheit bei Abonnement-Verträgen — vulgo: „innerer Schweinehund“ — wird nach den drei, sechs oder zwölf Monaten Gratis-Abo ein Betrag um die fünf Euro monatlich bis zum Ende der obligatorischen 24 Monate automatisch mit der Telefonrechnung abgebucht. Inhaltlich ändert sich hingegen nichts.

  16. „wir als verleger..geradezu heilige Verantwortung“
    der hintergrund/boden, aus dem eine haltung wächst, die einem kapitalgesellschaftlich legitimierten, auf gewinnmaximierung orientierten (die würde des anderen menschen auch mal mit füßen tretenden) strategen wie diesem vorstandsvorsitzenden einer ag erlaubt, solche höheren motive glatt in diese zusammenhänge unterzuschieben – der wird hoffentlich nach der ära friede springer und konsorten ausgetrocknet sein. amen.

  17. Danke für diese erneut hervorragende Analyse. Für so etwas würde ich auch was bezahlen. Und träume gerne mit!

  18. ich finde es toll, dass auch in diesem blog der döpfner-these zugestimmt wird, dass für bestimmte inhalte im internet gezahlt werden sollte.

  19. Ich halte es für den besten Weg, all den Unflat aus dem Weg zu vertreiben. Da walled gardens und paid-content nur bei sehr speziellen Communities of Interest funktioniert, wird all der Inhalt der Hamburger Erklärungsverlage verschwinden, da sie sehr schnell feststellen, dass mit dem paid-conten die Leserzahlen sich bei 1-2% der aktuellen Leserzahlen einpendeln. Freemium ist ganz toll, denn alles das, was überall inflationiert wird, wird dann auch weiterhin inflationiert und das was eh nur 1-2% der Leser interessiert wird kostenpflichtig. Also ändert sich eigentlich nichts. Und wenn dann nur um Kapazitäten im Web weiter abzubauen, was man sich nur Wünschen kann. ich würde mich freuen, wenn alle Unterzeichner der Hamburger Erklärung nächste Woche weg aus dem Web wären.

  20. @franky: Ich glaube, das wüsste ich, wenn ich der These zugestimmt hätte.

    Gesagt habe ich stattdessen, dass ich mich freue, dass die Verlage jetzt versuchen, Paid-Content-Modelle einzuführen, weil es sie zwingt, hochwertige Inhalte herzustellen und für den Leser zu arbeiten und nicht für die IVW oder Google.

  21. Ich bin auch sehr gespannt, wie diese Reise weiter gehen wird.
    Ein Problem dabei: Autorenzeitungen, bzw. höherwertigere Inhalte sind deutlich teurer als wenn man nur den DPA-Feed nutzt oder den Kram verschwurbelt, den eh jeder hat.
    Diese Kosten muss man erst einmal wieder hereinholen.
    Dazu kommt die hohe Schwelle, wenn Nutzer sich registrieren müssen, Zahlungsmodalitäten, Abo-Laufzeiten…
    Zudem stellt sich immer die Frage: sperrt man den exklusiven Scoop weg und macht damit Werbung für den Bezahldienst oder öffnet man ihn und lässt jeden darauf verlinken?

    Außerdem müssen die Medien dann online wieder das entdecken, was es im Internet auf den ersten Blick nicht mehr gibt: die Zielgruppe. Man muss wieder aktiv Markenbildung betreiben, braucht ein definierbares Image.
    Momentan macht jeder alles. Da gibt’s iPhone-Neuigkeiten und Veranstaltungen im Münsterland auf der gleichen Seite…

    In Zukunft muss man dann wieder konsequent das liefern, was andere nicht können, sei es fachlich oder geografisch begründet (hurra Lokaljournalismus!). Die Reichweite eines solchen geschlossenen Mediums ist deshalb deutlich niedriger.

    Insgesamt ein schwieriges Feld, ich bin jedoch ebenfalls sehr gespannt.

  22. @13: Die Diskussion wird aber nur durch deine Argumentation blödsinnig. Seit wann sind die Rundfunkgebühren nur für den ZUGANG da?

  23. @2

    Wieso sollte der User ein Recht darauf haben, Neuigkeiten umsonst zu haben? Ich finde, wer guten Journalismus liefert, der soll auch eine entsprechende Bezahlung fordern dürfen und bekommen.

    Bei der Stiftung Warentest funktioniert dieses Modell wunderbar, ich bin voll zufrieden damit und zahle auch für einen guten Test, der mich interessiert.

    Spannend finde ich auch, dass nur ganz wenige Blogger, die bislang oftmals über die „Althergebrachten“ und deren Ruf nach „Weg mit Kostenlos“ geschrieben haben, angesichts der plötzlichen Flut von derartigen Ankündigungen plötzlich nur noch wenig von sich höhren lassen.

  24. Ich würde für jeden „Niggemeier“ zahlen, einen Euro für jeden Artikel. Für das Lesen der Kommentare würde ich nichts extra zahlen.
    Fänden sich genug Gleichgesinnte, wäre Herr Niggemeier der erste von seinen Lesern bezahlte Blogger.

  25. Ich würde für jeden „Niggemeier“ zahlen, einen Euro für jeden Artikel. Für das Lesen der Kommentare würde ich nichts extra zahlen.
    Fänden sich genug Gleichgesinnte, wäre Herr Niggemeier der erste von seinen Lesern bezahlte Blogger. Dadurch würde er noch berühmter.

  26. Lieber Herr Niggemeier, ich weiß, auch Sie sind ein Kreuzritter, auch wenn Ihr heiliges Land sich von dem Herrn Döpfners grundlegend unterscheidet. Aber Kreuzritter preschen manches Mal vor und metzeln ein wenig und nehmen dabei wenig Rücksicht auf Details. So tut es Herr Döpfner, so tun Sie es. Sie stellen einen Verlger und sein Geschäftsmodell hin und vergleichen es mit gutem Journalismus. Als ob Verleger zwangsläufig Journalisten sein müssten; gar gute. Verleger sind Unternehmer. Sie verkaufen Produkte und wollen damit Geld verdienen. Manch einer hat dabei eine journalistische Vision, andere nicht. Der Vorstand eines Automobilkonzerns kann genauso ein begeisterter Ingenieur und Autofan sein oder eben nur ein Manager, der nach der Autobrachne zur Tiefkühlkost wechselt.
    Medien so wie wir sie bislang kennen sind keine privaten Hobbys sondern Geschäfte. Wer Zeitungen macht, will Zeitungen verkaufen. Wenn es dafür sinnvoll ist, die Leser in irgendeiner Art und Weise zu befriedigen, dann ist das in Ordnung. Worin die Befriedigung besteht ist aber eigentlich egal. Sie sollten aus Ihrer Erfahrung mit dem Bildblog gelernt haben, dass man mit journalistisch unsinnigen Ansätzen viele Menschen befriedigt und Millionen Zeitungen verkauft. (wie die Bildzeitung)
    Es geht den Online-Ablegern der großen Verlage doch nicht um einen journalisitschen Mehrwert, sondern schlicht um einen neuen Markt der Rendite abwerfen soll. Wenn es dazu wichtiger ist sich Google anzupassen als dem Leser, dann ist das traurig, aber Realität.
    Die Frage lautet dann, gibt es überhaupt einen Markt für Qualitätsjournalismus im Netz? Einen Markt der nicht über Anzeigen, d.h. Klicks und Visits funktioniert, sondern beispielsweise über pay-per-download? Über Klutur-Flatrate? Ich wäre bereit die Kosten meiner Zeitungs- und Zeitschriftenabos in Netzangebote zu investieren, wenn der Gegenwert mehr ist, als abgetippte Agenturmeldungen.
    Mein Fazit, es geht – wegen mir „leider“ – nicht um die Qualität des Journalismus. Es geht vielmehr ums Geschäft und da fehlen allen wie sie da stehen und sitzen die wirlich guten Ideen. Noch scheinen Klickstrecken das bestangepasste Geschäftsmodell zu sein.

  27. Ich träume den gleichen Traum wie mein Namensvetter…

    Ich habe meiner Lieblings-Lokalzeitung, der Berliner Zeitung, auf die regelmäßigen Anfragen, ob ich nicht wieder ein Papier-Abo beziehen wolle, geantwortet, ich hätte gern ein Online-Abo mit Gewichtung meiner Themen, Artikeln schon abends und natürlich werbefrei sowie ca. 3-5 Gutscheine/ Monat für Papierexemplare, wenn ich mal unterwegs lesen will.

    Das wär mir auch um die 10 Euro/ Monat wert.
    [zum Vergleich: Abo-Preis: 21,90 Euro/ Monat]

    Dazu hatten die Call Center-Mitarbeiter kein Angebot… und ob sie mein Angebot weitergereicht haben, weiß ich leider nicht.

    Zur Info: die Berliner Zeitung kann man bis auf Agenturmeldungen komplett kostenlos im Netz lesen und mit Ad- und Flash-Blocker auch durchaus bequem.

    Im Interesse einer guten Qualität möchte ich aber lieber die Journalisten direkt für ihre Arbeit bezahlen, als die Abhängigkeit von Werbung noch weiter zu vergrößern. Mir ist es nämlich durchaus nicht egal, ob ein Bericht investigativ oder (von interessierter Seite) „gekauft“ ist…

  28. Ein schöner Traum, in der Tat. Leider wird die Realität mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anders aussehen.

  29. „Wer überhaupt eine Chance haben will, Leser zum Bezahlen für seine Inhalte zu bringen, muss Qualität liefern.“
    Als ich das las musste ich reflexartig lachen. So schlecht steht es um mein Vertrauen in den Onlinejourmalismus. Aber vielleicht haben wir Glück, und es passiert wirklich was. Große Hoffnungen hege ich freilich nicht.

  30. Klar, da müsste sich radikal etwas ändern. Gefordert wäre sozusagen die brutalstmögliche Wandlung. Ob stern.de, abendblatt.de, sueddeutsche.de, rp-online und-wie-sie-alle-heißen.de das hinkriegen?

  31. Wie wäre es, wenn man statt der Clicks die vom Leser zurückgelegte Scroll-Distanz mißt? Für jeden angefangenen Meter gibt es dann einen Groschen für Döpfner.

  32. Woran das ganze scheitern wird?

    Nicht am Preis selbst. Aber daran, dass so ein Abo nur für ein einziges Blatt gilt. Selbst wenn für jede Zeitung ein Abo nur 1 EUR/Monat kostet, ich geb doch nicht 10 Zeitungen meine Kreditkartendaten, nur weil ich ein paar Artikel lesen will.

    Und dass sich ein Leser auf eine Zeitung beschränkt wie in der Welt der toten Bäume, diese Zeiten sind vorbei. Da haben die Leser drauf gewartet.

  33. Ein schöner Traum, in der Tat. Mal sehen, was am Morgen davon im Lichte bestehen bleibt.

    # 33 Ich selbst bin noch mit damit aufgewachsen, dass der Journalist der Anwalt des kleinen Mannes (und der kleinen Frau) sei. Die Robin Hoods der modernen Zeit, wenn man so will. Und liest man sich uralte Plädoyers für die Pressefreiheit durch, dann scheint das wohl irgendwann einmal auch der Berufsethos gewesen zu sein. Wann genau sich das geändert hat, vermag ich nicht zu sagen, aber es hat sich geändert. Klar ist eine Zeitung wirtschaftlichen Zwängen unterworfen, aber das muss keinen Verzicht auf Qualität bedeuten. Und schon gar nicht muss damit ein Messiaskomplex einhergehen wie beim Herrn Döpfner. Anders vermag ich das Gerede von der „heiligen Verantwortung“ nämlich nicht zu sehen. Existiert die Zeitung in seinem Weltbild noch für die Leser, oder existieren vielmehr die Leser für die Zeitung?

  34. Ich hab gerade den Kalender aufgemacht, um mich zu versichern ob wir denn nicht schon wieder 1999 haben.

    Man kann natürlich mit der selben Idee auch mehrmals scheitern, gar kein Problem. Wenn’s gut tut.

  35. >Wer in einem Umfeld aus kostenlosen Inhalten Geld nehmen will, kann überhaupt nur eine Chance haben, wenn er den Leser als Kunden ernst nimmt und alle anderen Erwägungen seiner Zufriedenheit unterordnet. Verlage, die Inhalte kostenpflichtig machen wollen, werden gezwungen zu überlegen, was ihre Angebote besser macht als die der Konkurrenz oder wenigstens einzigartig. Sie werden Andersartigkeit als Chance entdecken müssen und nicht mehr auf bloße Reproduktion des Vorhandenen setzen können.

    ADs bekommen sie neimals hin.
    Das sieht man perfekt im PayTV!

    Dailigh show mit jon stewart wird im FreeTV untertitelt,Saturday Night Live im paytv nicht!
    Rtl2 bringt sci-fi serien in erstaustrahlungen,der sci-fi sender im paytv bringt wenn es mal hoch kommt 1-2 perlen.

    Ich bezhale nciht für inahlte,wenn die gratisangbeote mindestens genauso gut sind.
    egla ob bei nachrichten oder bei unterhaltung!(punkt)

  36. Paid content kann durchaus funktionieren, aber dann wirklich nur bei Nischenjournalismus, wo der Kunde auch etwas bekommt für sein Geld. Bei Herrn Döpfners Boulevardmüll klingt „Freemium“ für mich eher nach Frenulum, und genau da kann er sichs hinstecken.

  37. @Stefan Niggemeier wie konnte ich das vergessen. sie würden herrn döpfner natürlich niemals zustimmen. selbst wenn er recht hätte…

  38. 1. Habe ich den festen Glauben daran, dass die Nachfrage das Angebot regelt. Ich will einfach nicht daran glauben, dass ein Kunde für Inhalte von Herrn Döppfner aufs Handy (denn darum dreht sich ja das Geschäftsmodell) Geld bezahlen wird.

    2. Erleben wir doch, dass alles seinen Preis hat. Derzeit wollen wir alles kostenlos und bekommen dementsprechend die Qualität, die wir (nicht) bezahlt haben, da Journalismus machen nunmal Geld, und schlechter Journalismus kostet da scheinbar weniger als guter.

    3. Warte ich noch auf ein vernünftiges Modell, denke/ träume aber, dass es das hoffentlich bald geben wird: die wichtigsten Seiten tun sich zusammen und bieten ein gemeinsames Abo an und bekommen ihr Geld über eine Clearingstelle je nach Nachfrage/ Marktanteil. Das dürfte wohl technisch nicht allzu schwierig sein. Zumindest hätte ich dann wieder Hoffnung auf gute Inhalte.

  39. Um im Jargon zu bleiben:
    Dass die Verleger aus solchen Versuchen zu lernen in der Lage sind, ist eine wirklich „heilige“ Hoffnung.

    Viele Kommentare hier sprechen sich ja dafür aus, Sie, werter Herr Niggemeier, direkt zu bezahlen.
    Der Pragmatiker wird denken: Paypal? ClickandBuy?
    Der um-die Ecke-Denker fragt sich: Wie komme ich dann überhaupt zum Inhalt? Wie soll ich ihn bemerken?

    Und da liegt m. E. die zukünftige Aufgabe heutiger Verleger:
    Verknüpfe beides: Werde Makler!

    In allen anderen Bereichen des Internetgeschäfts kann man als (Langfrist-) Perspektive den Wegfall des Einzel- und Zwischenhändlers annehmen:
    Die bevorzugte Kundschaft von Amazon-Marketplace oder Ebay sind die Hersteller.
    Warum kehrt jemand wie Amazon dem Eigenbild als Händler mehr und mehr den Rücken?
    Bezoz verzichtet auf Kapitalbindung durch Lagerhaltung und Risiken durch personalintensive Logistik aus denselben Gründen, wie Verleger auf festangestellte Journalisten und Redaktionen.

    Der Unterschied ist lediglich die Herangehensweise und die verfolgte Strategie – denn der Händler ist zum Pragmatismus verdammt und sieht seine Erlösquelle in einer Welt, in der der vormals dem Handel exklusive Zugang zum Endkunden dem Hersteller durch das Internet vereinfacht wird, langfristig nicht mehr in Handelsmargen sondern in Dienstleistungsgebühren, um den Hersteller zu „enablen“.
    Dem Journalisten wird das direkte Erreichen seiner Leser- oder Seherschaft in gleicher Weise vereinfacht! Und was tun die Verleger, die „Zwischenhändler der Information“?
    Sie positionieren sich als Kulturgut und verweigern sich der Einsicht, dass es besser ist, einen sicheren, wenn auch kleineren, Kuchen zu haben, als gar keinen.

    Es wird mutmasslich in naher Zukunft einen Nachrichtenaggregator geben, der besser als Google-News ist, weil menschlich redigiert wird.
    Redaktion im Sinne von Qualitätsprüfung und Empfehlung an den Leser/Kunden.
    Aggregiertes Gut sind Artikel von Journalisten.
    Bezahlt wird der Journalist – der Verleger verdient mit! – Durch Zugangsgebühren zu seiner Plattform für den Journalisten und/oder Provisionen für verkaufte Artikel.

    … oder so

  40. na, die Diskussion um bezahlte Inhalte gibt es schon, seit dem die Medien den Povidern in ihrer Anfangszeit den Content umsonst geliefert haben, damit überhaupt ein normaler Mensch ins Netz geht. Seit dem wird ziemlich viel drüber geredet, aber nicht wirklich experimentiert.

    Was ich an Döpfners Ansatz ganz genehm finde ist, dass da vielleicht endlich mal einer der Medienmanager eines versteht:

    ES WIRD NIE, auch nicht nach dem Weltwirtschaftskrisen-Dings, ALSO NIEMALS WIEDER SO VIEL WERBEUMSÄTZE FÜR VERLAGE GEBEN; WIE ZUVOR. WEDER ONLINE NOCH OFFLINE! NIE MEHR!

    Okay – es werden immer irgendwo noch ein paar 1/1 geschaltet werden oder ein Banner hier, ein Banner da. Aber sonst?

    Denn im ernst, machen wir uns da mal nix vor: großflächige wochenlange Anzeigenkampagnen im Print? Warum sollte man das als Marketingleiter heutzutage noch so tun wie früher???

    Die Leute in der Unternehmenskommunikation sind nicht doof, und werden immer stärker die direkte Kommunikation über das Web2.0 zu nutzen wissen. Es ist effizienter ist als jede Werbeschaltung. Im Krisenfall sowieso.

    Einige Unternehmen sind medientechnisch einem Verlag wie Springer schon einiges voraus. Das gibt mir echt zu denken. Und das ist auch das Problem.

    Wenn ich als Unternehmen Kommunikation betrieben will, und mir bietet ein Verleger so trockenes Brot wie abendblatt.de als Werbeumfeld an, dann würd‘ ich für das Geld auch lieber mein eigenes Blog aufmachen, mal etwas mit einem Twitter-Team probieren oder sonstwas. Und das machen auch schon viele. Und sie werden es weiter tun.

    Und die meisten Verleger schauen immer noch mit weit aufgerissenen Augen wie das Häschen in der Grube auf das Böse Internet … bis der Fuchs kommt und sie holt. Wenn das so weitergeht, wird das nicht mehr lange dauern.

  41. Es ist meine Hoffnung, dass es wieder guten Journalismus gegen Geld gibt. Angesichts des Elends im kostenlosen deutschen Nachrichtenbereich bin ich endlich bereit, dafür zu bezahlen.

  42. Könnte das Modell Qualität gegen Bezahlung sich denn ohne Werbung tragen? Wenn nicht, müßten die Verlage auch dort wieder für ein Anzeigenfreundliches Umfeld sorgen und der Leser wäre, wie gehabt, nicht die eigentliche Zielgruppe.

  43. Man könnte ja mal überlegen, das online-Codierungs-Modell der VG Wort auf den gesamten Netz-Journalismus zu übertragen und dementsprechend Vergütungen für die Autoren zu errechnen. Die könnten sich dann aus einem allgemeinen Netz-Kultur-Abo speisen, wobei der Leser die freie Wahl der online-Medien hat.
    Natürlich wirft das das Problem auf, dass alle Journalisten ihre Beiträge bei den Klickgiganten unterbringen wollen (is aber jetzt im print auch so), doch im Lauf der Zeit/ Akzeptanz könnte die „unsichtbare Hand“ ein Selbstregulativ innerhalb der fragmentierten Info-Community entwickeln, in dem jeder „Qualitätsjournalist“ sein warmes, weil einigermaßen bezahltes Plätzchen findet …

  44. Für gute Inhalte soll man zahlen und will ich auch zahlen. Was mich nur ärgert, ist, dass die meisten Verleger – auch Mathias Döpfner – wie die Lemminge dem Online-Trend hinterhergerannnt sind und viel Geld dabei versenkt haben, irgendwie im Netz mitzumachen, anstatt einfach mal ganz nüchtern darüber nachzudenken, was sie erreichen wollen, was es kostet und was es einbringt. Erst hat Döpfner alles ins Netz gepumpt, was seine Journalisten produziert haben, erst jetzt fällt ihm auf, dass es dafür kein Geld gibt. Es ist wie bei den jetzt boomenden regenerativen Energien: Wer will kann sehen, dass einige Sparten sterben werden, weil sie energetisch unsinnig sind. Aber es investieren alle blind in alles, was regenerativ ist. Döpfner hat mit Millionen Online probiert und will jetzt umsteuern. Von Spitzenmanagern kann man aber erwarten, dass sie gleich mehr Weitblick mitbringen als andere. Dafür werden sie bezahl, und zwar sehr gut.

  45. 1. Schöner Beitrag, lieber Stefan Niggemeier.

    2. Ich kann sehr gut verstehen, dass sich die weitaus überwiegende Mehrheit der Kommentatoren hier einen Teufel um die Zukunft der Zeitungsverlage schert.

    3. Hängt genau daran aber nun mal – bis zum Beweis des Gegenteils – auch die wirtschaftliche Zukunft der Journalisten in Deutschland.

    4. Mag man über das Gebahren der Verleger in den letzten Jahrzehnten zurecht sehr wütend sein. Über die Selbstgerechtigkeit, die Dummheit angesichts neuer Herausforderungen, das kopflose Sparen. Und über ihre eher hilflosen Versuche, jetzt plötzlich im Netz Geld verdienen zu wollen.

    5. Habe ich aber bisher nirgendwo irgend einen überzeugenderen Ansatz gelesen. Schon gar nicht hier in den Kommentaren.

    6. Kann ich jedenfalls mir zwar eine Gesellschaft ohne Zeitungen, aber keine ohne Journalismus vorstellen.

    7. Würde mich – ganz ehrlich – mal interessieren, wo sich all die, die das alles meinen nicht mehr zu brauchen, denn täglich über Politik und Wirtschaft informieren? Kurz, präzise, auf den Punkt? „Im Netz“ wäre mir als Antwort etwas zu allgemein gehalten. „Geht sterben“ wäre mir zu blöd.

  46. Die taz bspw. bietet ein reines Digi – Abo an, ab 10,- Euro/ Monat, und man muss ihr auch zugute halten, dass dieses Angebot schon seit längerem besteht.

  47. @57: die SZ auch (leider etwas teurer).

    Ich lebe für einige Zeit im entfernten Ausland, möchte den Kontakt zu meiner Heimatstadt nicht verlieren und zahle also für dieses Abo seit 3 Jahren.
    Dies ist nämlich ein gutes Beispiel, wie der Online-Journalismus verkommen kann. Man braucht sich nur mal die München-Seite von sueddeutsche.de anzuschauen. Dann sieht man sofort, dass mein Wunsch aktuell nur mit der Print-Ausgabe halbwegs erfüllt wird.

    Aber es geht ja hier nicht darum, die Papier-Zeitung auch im Netz lesen zu können, sondern etwas in der Qualität ähnliches (oder besseres) zu produzieren, welches die Möglichkeiten des Netzes und der völlig anderen Form der Aufbereitung mit seinen vielfältigen Möglichkeiten nutzt.

  48. […] 2. “Warum Paid-Content-Versuche gut sind” (stefan-niggemeier.de) Stefan Niggemeier denkt, dass Versuche mit bezahlten Inhalten dem Journalismus online gut tun könnten, denn so könnten sich die Verlage wieder auf die Bedürfnisse der Leser konzentrieren. “Dass der deutsche Online-Journalismus in einem so trostlosen Zustand ist, liegt nicht nur an den geringen Einnahmen. Es liegt auch daran, dass er in weiten Teilen gar nicht für Leser gemacht ist, sondern für die Klickzähler der IVW und für Google.” […]

  49. Lieber Stefan,

    wahrscheinlich ist Dein Artikel ironisch gemeint – aber nur zur Sicherheit: Die deutschen Zeitungen haben das Experiment doch längst gemacht. Die SZ ist zahlbar und stellt Artikel allenfalls heimlich online, um die Klickzahlen aufzubessern. Die FAZ ist ebenfalls größtenteils zahlbar. Und die Welt tut in gewisser Hinsicht auch so, als wäre sie zahlbar. Haben diese Zeitungen in der Zwischenzeit Versuche gemacht, duch Qualitätsverbesserungen zu punkten? Mehr auch beim Perlentaucher: „Rupert Murdoch – die Kapitulation“ http://bit.ly/oINRn

  50. Das Beispiel „Staumelder“ ist ihm wohl so rausgerutscht, er wollte was sagen und dabei ist ihm nichts besseres eingefallen.

    Prinzipiell finde ich den Versuch durchaus gut, wenn man Freemium durchdacht einsetzt und den „Abonnenten“ tiefgründige Zusatzinformationen und gute Reportagen (von guten Journalisten) liefert, wo es sich lohnt zu bezahlen… hoffentlich wird da nichts halbseidenes raus. Es muss von Anfang an sitzen!

  51. Aber ist das nicht traurig? Das ist der Vorstandsvorsitzende von Springer, der immer in die Kiste mit den ganz großen Wörtern greift, und er will für so ein Freemium-Modell kämpfen — und hat sich, bevor er das in die Welt trägt, keine anderen Beispiele für entsprechend vermarktbare Inhalte ausgedacht als Stadtverordnete, Staumelder und das Archiv?

  52. Ich habe nur ein Online-Abo: Für Linux Weekly News (lwn.net). Eine hochspezielle, bestens geschriebene und fachkundig geschriebene Zusammenfassung der wichtigsten Linux-Nachrichten. Good Stuff. Und die arbeiten wie folgt: Abonnenten können Artikel sofort lesen und dürfen Leselinks an Freunde weitersenden, alle anderen müssen eine Woche warten.

  53. Danke für den Beitrag, Herr Niggemeier.

    Ich selbst habe sehr gern Papier in der Hand und lese bei dem Wetter sehr gern analog. Also mit Umblättern und so. Vor wenigen Jahren hatte ich noch fünf Tageszeitungen am Tag gekauft, heute ist es nur noch eine.

    Ich will keine PR-Strecken, die mehr Umfang haben als der übrige Lokalteil (WELT-Hamburg) und ich habe auch keine Lust spießige Artikel über „die tollsten Ausflugsziele rund um Hamburg“ lesen (Abendblatt).

    Also bleibt mir mittlerweile noch die taz. Und das nicht aus ideologischen Gründen“, sondern weil ich einfach gern gut geschriebene und recherchierte Artikel lesen mag. Ich schein da übrigens nicht der einzige zu sein. Ich glaube, dass deren Auflage zur Zeit stabil ist und sogar steigt.

    Und die Seite abendblatt.de ist eine Grausamkeit sondergleichen. Mit Firefox, DSL-6000 und einem Apple baut sich die Seite dermaßen langsam auf (auch mit dem Safari-Browser), dass Springer jetzt auch noch die Verweildauer der Macuser schönrechnen kann …

  54. „Vielleicht entdecken sie auch andere Themen als lukrativ, weil sich zwar Trilliarden von Menschen für die neuesten Britney-Spears-Gerüchte interessieren, wenn man sie frei Haus bekommt, aber doch eher nur einem Bruchteil von ihnen das auch Geld wert wäre“

    Aber ein Bruchteil der Trilliarden von Menschen wäre vielleicht immer noch mehr als die Anzahl der Menschen, die für einen klugen Leitartikel Geld ausgeben würden. Gut möglich, dass auch ein Bezahlsystem an der Themengewichtung und Qualität wenig ändern würde.

  55. Bevor ich mir langwierig irgendwelche Online-Inhalte freischalten lasse, womöglich noch mit zig Bezahlsystemen, kauf ich mir lieber ne Zeitung. Hoppla! Erwischt. Genau das könnte das Ziel der Aktion sein: Die Stärkung der Printmedien, weil den meisten Usern so ne uneinheitlichen Zahlsysteme im Netz zu umständlich wären.

  56. „Horst Schlämmer ist kein Komiker. Genau genommen gibt es Horst Schlämmer gar nicht. Horst Schlämmer ist eine Kunstfigur von Hape Kerkeling — das ist der Komiker.“
    Danke für diese Auskunft, Herr Niggemeier.

  57. […] Warum Paid-Content-Versuche gut sind: Stefan Niggemeier mit einem differenzierten Meinungsbeitrag zum Thema Bezahlinhalte und worin er die Chance für die Verlagsbranche sieht, sich aktuell noch einmal intensiver mit dem Thema Paid-Content auseinanderzusetzen. Er sieht darin die Möglichkeit, dass die Verlage dabei endlich lernen, dass sie nur Geld für ihre INhalte bekommen, wenn sie auch Qualität liefern, was derzeit nur bedingt der Fall ist. […]

  58. Da lustige an den Springer-Klickstrecken, also sowohl Abendblatt, als auch Welt, ist, dass diese in JavaScript geschrieben sind. Deswegen wird die Seite mit allen erklickbaren „Informationen“ nur _einmal_ geladen, der Rest geschieht nur im Browser des Anwenders. Selbst wenn ich 50x klicke, um z.B. mein Auto zu finden, zählt ivw nur einen Klick. Das ist bspw. bei den Bilderserien auf spiegel.de anders, hier ist jedes Bild auf einer eigenen Seite.

    Jetzt ist nur noch die Frage, warum die das so machen? Sind sie einfach nur daran interessiert, Informationen, die quasi nach einer Tabelle schreien, möglichst unstrukturiert darzustellen, oder sind die einfach zu blöd?

  59. Ein interessanter Artikel – aber die Analyse ist nicht ganz hinreichend bzw. ob der Versuch überhaupt funktionieren kann ist für mich völlig offen. Denn: Die Problematik der privaten Verleger und ihrer Aktivitäten im Netz liegt ja gleich auf mehreren Ebenen:

    Im möglichen Pay-Bereich:

    1. Problem: Die Angebote der ÖR
    Herr Niggemeier schreibt, dass die NDR z.B. einen Staumelder hat. Viel schlimmer für die Verleger: Die Seiten wie ARD.de & Co. haben auch einen massiven Umfang an kostenlosen Inhalten, sowohl „allgemeine Nachrichten“ als auch spezielle journalistische Vertiefungen (z.B. Blogs aus dem großen
    Korrespondentennetz) der mit Sicherheit nicht „direkt“ kostenpflichtig wird (= sondern weiterhin über die GEZ). Somit liegt hier eine im Netz direkte Konkurrenz für die privaten Verleger vor, die es am Kiosk nicht gab und geben wird. Und die weiterhin kostenlos bleiben wird.
    Die Verleger können das Modell Freemium nur fahren, wenn die Aktivitäten der ÖR-Rundfunkanstalten im „digitalen Print-Bereich“ massiv beschnitten würden, denn genau in diesem „anspruchsvollen“ bzw. exklusiven Journalismus liegt vermutlich die einzige Möglichkeit der Verleger, Geld zu machen

    2. Problem: Der Absatz „Außer auf die IVW ist diese Inhalteproduktion auch auf die Suchmaschinen hin optimiert. Ob zum Beispiel die Überschrift über einem Artikel den Lesern gefällt, ist häufig nur noch ein Zweitargument neben der wichtigeren Frage, ob sie Google gefällt (…)“ ist nur bedingt richtig – die privaten Verleger müssen ja – wie am Kiosk um den Regalplatz – weiterhin auf ihr Angebot aufmerksam machen. Wenn das nicht mehr über geschlossene Pay-Bereiche ginge, da dort die Title Tags etc nicht suchmaschinenoptimiert wären, müsste der Free-Bereich noch „krasser“ gebaut werden.
    Problem 2 also: Wie können die Verleger trotzdem in den Suchmaschinen nach oben?

    3. Problem: Die mögliche Inhalteselektion durch die breite Masse Während in der „guten alten“ Printzeit Zeitungen auch den Vorteil hatten, dass Käufer alles mitnehmen mussten, was drin war, können sie im Internet nur das anklicken, was sie interessiert. Spannend wird sein, ob die breite Masse überhaupt an tiefergehenden, journalistischen Arbeiten interessiert ist – oder eben nur an der Meldung „Britney mit neuem Tattoo“, für die die Verleger vermutlich kein Geld verlangen können.
    Schwierigkeit also: Wie kann eine MASSE an Menschen für meine Pay-Inhalte begeistern?

    Im Free-Bereich:

    4. Fehlende Werbebuchungen und Ad-Blocker
    Zum einen können die digitalen Print-Ausgaben nicht mehr von dem leben, was im stationären Geschäft so gut funktioniert hat: Der Stellenmarkt und die Beilagen (Saturn-Prospekte) waren die großen Geldbringer im Anzeigengeschäft. Im Internet haben sich die Stellenanzeigen längst in eigene Portale verlagert, die großen Buchungen von Konsumgüterherstellern fallen auch aus bzw. sind dann eher auf google fokussiert.
    Zusätzlich besticht das Internet (für den Verleger leider) auch dadurch, dass der User alle Möglichkeiten hat, die er am Kiosk nicht hatte: Er kann mit einem Klick bzw. Programm die ganze Werbung abschalten, außerdem gibt es eine viel höhere Anzahl an identischen Angeboten. Was wäre am Büdchen Alarm, wenn der Verkäufer vorab noch schnell die ganze Werbung aus der Zeitung schneiden würde!

    Alles in allem bleibt zu sagen: Die Werbebuchungen, die zuvor im normalen Printgeschäft erzielt wurden, können digital nicht erreicht werden, zusätzlich besteht neue Konkurrenz durch die ÖR und die User haben auch eine viel breitere Auswahl als zuvor. Und jetzt kommen die Verleger mit Freemium. Schön. Wird die grundsätzlichen Probleme eines wirtschaftlichen Betriebs / Vertriebs von „Print-„Inhalten im Internet aber nicht lösen.

  60. Ich nehme (fast) alles zurück. Bei der abendblatt Klickstrecke über die KfZ-Steuer werden zwar alle Informationen mit der Seite geladen, aber die Klicks werden wohl trotzdem gezählt, da neben der Funktion zur Aktualisierung der Inhalte (von der der Server nichts mitkriegt) noch eine Funktion getCounters() aufgerufen wird. An dem Beispiel sieht man allerdings besonders deutlich, dass es nur um Klicks geht, da es inhaltlich unsinnig ist, das so darzustellen und technisch absolut nicht notwendig…

  61. Gerade bin ich über einen Artikel bei SPON gestolpert. Die folgenden Zeilen hätte ich jedenfalls ohne Weiteres in diesem Blog vermutet:

    „Die wichtigste Beziehung einer Zeitung sollte die zu ihren Lesern sein und nicht die zur Werbeindustrie“, sagt Ridding. […] die Fixierung auf Werbegeld im Netz hat manchem Verlagsmanager vielleicht den Blick dafür getrübt, dass Journalismus etwas anderes ist, als den Platz neben den Anzeigen zu füllen. Auf vielen Zeitungsseiten im Netz finden sich die immer gleichen Meldungen der Nachrichtenagenturen. Oder Bildergalerien, die den einzigen Grund, weshalb man sie angucken soll, nicht mal verschleiern: Klick mich!“

    Der Inhalt überrascht nicht. Neu ist für mich jedoch, diese Kritik in einem großen Nachrichtenportal zu lesen. Über den Namen der Autorin Isabell Hülsen bin ich übrigens inzwischen mehrfach gestolpert, zumal sie bei anderer Gelegenheit auch ein paar uneindeutige Worte über BILDBlog und Stefan verloren hat. Ich hoffe, ich bin jetzt mit dem Verweis auf einen ihrer Artikel in kein Fettnäpfchen getreten…

  62. @ nimuan

    Vielleicht kann mich da mal jemand aufklären… Ich verstehe Isabell Hülsen so, dass sie Glenn Reynolds Verkündung („Die Macht, die einst in den Händen von wenigen Profis konzentriert war, ist umverteilt worden in die Hände der vielen Amateure.“) dadurch gefährdet sieht, dass die Bloggerszene hierzulande keine „gutbezahlte Stars hervorgebracht“ hat. Was sich mir nicht so recht erschließen will, ist, warum man denn wollen solle, dass sich aus der Szene gutbezahlte Stars hervorheben. Dann sind es doch gar keine „Army of Davids“ mehr, sondern wieder nur – diesmal aus einer anderen Ecke kommend – eine kleine Gruppe Goliaths mit Informationsmonopol. Mag sein, dass sie an der ein oder anderen Stelle recht hat, diesen Punkt finde ich in hohem Maße blödsinnig.

  63. (was ja gar nicht heißen soll, dass ich es nicht jedem Blogger (einigen mehr, anderen weniger) gönnen würde, von ihrem Bloggen gut leben zu können. Aber wieso müssen sich ihrer Ansicht nach einige Stars hervorheben, damit die Sache mit der Armee der Davide funktioniert? Ich bin verwirrt)

  64. Mal wieder eine schön bescheuerte dpa-Meldung: An der pakistanisch-afghanischen Grenze gabs einen Anschlage auf Öltanker und Lastwagen…der Fahrer des Öltankers kam ums Leben.
    Da fragt man sich doch: Wie kommt der Öltanker ins Hochgebirge, und wieso nennt wird der von nur einem Fahrer gesteuert? Ich vermute, dass es um „Tanks“ ging (engl. für Panzer)…

  65. […] Leute, wie läuft es denn gerade? Ihr habt Artikel online. Die sind kostenlos abrufbar. Wenn mir einer gefällt, kann ich den kommentieren. Und das war’s. Ich will gerne für einen Artikel bezahlen können, den ich gut finde. Statt mir gleich die ganze Zeitung kaufen zu müssen, nur damit ich euch unterstützt und Papier zum Einwickeln von Gemüseabfällen habe. Lieber zwei Klicks bei Paypal, – fertig. Derartige Konzepte könnt ihr euch ja mal von ein paar Bloggern erklären lassen. […]

  66. Ein sehr guter Artikel zum Thema…
    Ich selber denke auch, dass dies dazu gedacht ist, um wieder auf die Printmedien zurück zukommen.
    Weil wenn ich die Wahl hätte zwischen einer Zeitung oder einen Internetbericht würde die Wahl erstmal auf den Internetbericht fallen, da dieser indirekt Kostenlos ist. Wenn ich jetzt aber für die Informationen aus dem Netz Zahlen soll würde ich zum Kiosk gehen und mir eine normale Tageszeitung holen, da ich diese überall lesen kann.

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