Programmhinweis

Jeder Idiot darf Journalist werden, das garantiert das Grundgesetz, und viele werden es auch tatsächlich, das kann man Tag für Tag in den „etablierten“ Medien nachlesen, angucken, anhören.

Ich habe für die „taz“ zu der ganzen merkwürdigen Debatte, ob das Abendland untergeht, wenn jeder Depp einfach seine Meinung ins Internet schreibt, eine mittelgroße Tube eigenen Senfs ausgedrückt.

31 Replies to “Programmhinweis”

  1. „Das ist selten schön mitanzusehen, und irgendwie kann man nachzuvollziehen, dass vor allem Journalisten sich wünschen, dieses Krakeele fände wieder irgendwo statt, wo es niemand mitbekommt, insbesondere nicht man selbst.“
    —————————–
    Was denn nun? Aktiv oder Passiv? :P

  2. Redigierbeschwerden bitte direkt an die „taz“, vielen Dank. (Da kommen auch noch ein paar Kommafehler u.ä., wenn Sie nett sind, reiben Sie mir die nicht alle unter die Nase.)

  3. Guter Text, der es ziemlich gut trifft.

    Könnte es nicht vielleicht nur ein Generationenproblem sein?
    Journalisten, die ihre Ausbildung noch auf mechanischen Schreibmaschinen absolviert haben, haben eventuell einen ganz anderen Bezug zum Internet, als solche, die noch etwas jünger sind.

  4. Ja, schöner Text.
    Schön auch, dass Du an vielen Stellen recht radikal Klartext sprichst. Es wurde bitter nötig in dieser absurden Debatte.
    Es spricht für die taz, dass sie diesen Text gedruckt hat.

  5. @G: Ich habe meine Ausbildung auch noch auf mechanischen Schreibmaschinen absolviert! Bei der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ wurden unsere Schreibmaschinentexte mitsamt Formularen über die gewünschte Aufmachung dann in ein Nebengebäude getragen, wo sie von eifrigen Frauen in Computer getippt wurden, und am nächsten Tag standen sie wundersamerweise in der Zeitung.

    Nein, ich glaube nicht, dass es ein Generationenproblem ist.

  6. Oh pardon. Da bin ich ja voll ins Fettnäpfchen gelatscht.

    Man ist erst ab 35 wenn man das deutsche Kaisserreich noch bewusst erlebt hat, alt. Hilft das?

  7. Journalisten muessen auf die inserierenden Firmen Ruecksicht nehmen. Das wird in dem TAZ-Artikel nicht erwaehnt.

  8. @Stefan (#9): Nein, Du bist zu früh zur Zeitung gekommen. Ich kenne die Prozeduren erst seit 2005 und habe keine Schreinmaschinen gesehen.

    Dafür konnte ich manchen damit verblüffen, dass der USB-Stick an die Mac-Tastatur angeschlossen werden kann.

  9. @gerd (Nr 14):
    Doch:
    „…schon die Motivation all dieser neuen Konkurrenten um Aufmerksamkeit suspekt: einfach zu glauben, etwas zu sagen zu haben, und es nicht für Geld, Auflage, Karriere oder den Verkauf von Werbeplätzen zu tun.“

  10. Hallo Herr Niggemeier,

    Sie haben mir aus der Seele geschrieben.

    Ich plädiere übrigens für einen Wesenstest für Journalisten. Ihr Wesen scheint mir das Problem zu sein…

  11. vielen dank für den text, der war nötig. mir fiel zu graffs artikel damals außer emotionen nicht viel ein.

    vielleicht ist die angst der printgemeinde auch die, dass jetzt alle querulanten, die früher leserbriefe geschrieben haben, heute Kommentare – oder, noch schlimmer: ein(e/n) blog!!! – schreiben.

    wie ich hier oder andernorts schon anmerkte: von mehreren handvoll print-news-mitarbeitern in meiner bekanntschaft ist keiner fähig oder auch nur bereit, relativ leidenschaftslos und offen über weppzwonull im sinne von partizipatorischem internet zu diskutieren.

    es gibt probleme, die erledigen sich irgendwann von selbst.

    .~.

  12. Ich habe meine Ausbildung auch noch auf mechanischen Schreibmaschinen absolviert! Bei der „Neuen Osnabrücker Zeitung” wurden unsere Schreibmaschinentexte mitsamt Formularen über die gewünschte Aufmachung dann in ein Nebengebäude getragen, wo sie von eifrigen Frauen in Computer getippt wurden, und am nächsten Tag standen sie wundersamerweise in der Zeitung.

    LOL!

    Zum Artikel: Ein fettes Danke, das war ein schönes Weihnachtsgeschenk — drückt es doch das, was ich schon seit einiger Zeit zu dem Thema denke, viel schöner aus, als ich das könnte.

    Und übrigens:

    Aber nichts spricht dafür, dass die Menschen im Internet neben dem ganzen Gequatsche nicht auch Relevanz suchen und finden – und Autoritäten, denen sie zuhören und vertrauen. Menschen, die nachvollziehbar argumentieren und sich auf einen Dialog einlassen, die Fachkenntnis mitbringen und das Talent, komplizierte Zusammenhänge zu erklären. Das können ausgebildete Journalisten sein, die von klassischen Medien für ihre Arbeit bezahlt werden, aber auch ganz andere.

    stefan-niggemeier.de ist für mich genau so eine vertrauenswürdige Quelle geworden – weil nachvollziehbar argumentiert wird und die Quellen zur Überprüfung meist nur einen Klick weit weg sind.

    So, genug geschleimt. Frohe Weihnachten!

  13. „stefan-niggemeier.de ist für mich genau so eine vertrauenswürdige Quelle geworden – weil nachvollziehbar argumentiert wird und die Quellen zur Überprüfung meist nur einen Klick weit weg sind.“
    —————————

    Was vermutlich kein zufälliger Gedanke ist, schließlich drängt sich einem das nur geringfügig getarnte Eigenlob in dem Artikel dann doch ein wenig auf.
    Vermutlich lässt sich das bei diesem Thema in der Form aber auch nicht vermeiden und solange man im Kern recht hat, macht das ja auch nichts. ;)

  14. SD: Das hab ich auch schon vorher gedacht und auch schon ein- oder zweimal so kommentiert. Spätestens seit der Berichterstattung über die Proteste am Rande des G8-Gipfels und insbesondere die Walden-Bello-Rede hat mein Vertrauen in die etablierten Medien ziemlich gelitten. Und das in Stefan-Niggemeier.de zugenommen.

  15. Danke für diese treffliche Formulierung aus Deinem TAZ-Artikel: „Da mischt sich die Enttäuschung über die Unwürdigkeit des Publikums mit der über den Verlust des Monopols zu publizieren.“

  16. @ — SD —
    Sind wir nicht alle ein bischen Attention-Whore?
    Schreiben ist hart, nicht immer kann man so schöne Argumentationen weben, daher ist es erlaubt, sich mal auf die eigene Schulter zu klopfen.

  17. Ich fand Ihren taz-Text sehr zutreffend.

    Hoffentlich setzt sich am Ende aber auch die Qualität durch. Aus welcher Ecke sie kommt, ist mir egal.

    Leider ist das Internet für viele Nutzer zu einer Bühne geworden, um andere Leute mit Dreck zu bewerfen, in der Hoffnung, dass etwas hängen bleibt.

    Da das Internet ein ziemlich gutes Gedächtnis hat, kann diese Anklage – egal, ob berechtigt oder nicht – für die Betroffenen schlimme Folgen haben.

    Unsere Rechtssprechung ist in unseren Augen noch nicht darauf eingestellt. Zum Beispiel – ich komme zu einem anderen Thema – der Umgang mit einer Seite wie spickmich.de, wo Sprüche und Bewertungen über Lehrer abgegeben werden können, verwundert mich schon. Warum sich Lehrer (ich bin keiner) ein „derartiges System“ gefallen lassen müssen, entzieht sich meinem Verständnis.

    Ich konnte mich (33) ohne Identitätsprüfung unter falschen Namen registrieren – nun könnte ich zum „Täter“ werden und irgendetwas über mein „Opfer“ herauspalavern. Das steht dann erst einmal im Internet, solange sich niemand beschwert?

    Im Grunde ist es jetzt Aufgabe eines jeden Lehrers, sich im Internet darüber zu informieren, ob er nicht eventuell zum Opfer geworden ist.

    Zählen Persönlichkeitsrechte in Deutschland überhaupt nichts mehr? Haben Sie mich verstanden, Herr Niggemeier? Es ist spät, aber ich wäre an Ihrer Einschätzung der sprickmich-Problematik interessiert.

    In der Informationsflut das Richtige und Unrichtige zu unterscheiden, fällt allen schwer. Die jüngste „Bügelbrett-Affäre“ hat uns schön vor Augen geführt, welche Folge eine unsaubere Recherche haben kann; siehe http://www.intern.de/news/neue–meldungen/–200712172990.html

    Gute Nacht!

  18. Ich bin – wie schon so oft zuvor – voellig begeistert. Deine Texte sind einfach immer superschoen zu lesen und kommen treffsicher auf den Punkt.
    Ich bin so froh, dass ich mit dem Bloglesen angefangen habe … :-)

  19. Tja, dass man in Stefan (und andere) mehr Vertrauen als in manches „etablierte“ Medium hat, könnte auch an sorgfältigerer Recherche, dem Eingeständnis von eigenen Fehlern und – ganz wichtig – dem Spicken der Texte mit Quellenhinweisen (Musterbeispiel: Bildblog) liegen. Aber viele etablierte Journalisten haben es ja nicht nötig mitzuteilen, woher sie ihre Infos haben – oder sie dürfen es lt. Arbeitgeber gar nicht. Das könnte den Nimbus des „allwissenden, unfehlbaren“ XYZ-Mediums gefährden….

    Ich hatte noch nie ein Problem damit, auch mal in einem eigenen Text zu schreiben „laut Spiegel“ oder „laut xxx-Blog“ o.ä., und finde das auch ehrlicher als Neuigkeiten ohne Quelle mitzuteilen und damit „exklusiv“ zu erscheinen.

  20. Die ganzen Amateur-Journalisten können unsere Kultur nur bereichern auf jeden Fall! ich habe schon im Web viel bessere Beiträge gelesen, als es in der ARD gibt! Weiter so ihr Amateur-Journalisten!

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