Sie haben ein Kaffeeservice bekommen, die Frauen der Fußballnationalmannschaft, die 1989 die Europameisterschaft gewannen. Ein Bügelbrett bekamen sie nicht.
Eine einzige kleine boshafte Änderung in der „Wikipedia“ reichte, um diverse Medien vom Gegenteil zu überzeugen — am Ende schaffte es das Bügelbrett sogar in eine Rede des Bundespräsidenten.
Die schöne Geschichte dazu hat Arne Nordmann aufgeschrieben.
Hier ein Bild der Mannschaft, als sie zum ersten Mal das Kaffeeservice benutzen. Links: Birgit Prinz
http://i182.photobucket.com/albums/x22/maxyro/teaparty.jpg
Ich habe den Redakteur gefragt, der das Bügelbrett in der Welt erwähnte. Der behauptet, er hat es nicht aus der Wikipedia, sondern aus dem Pressearchiv.
…und woher hat es das Pressearchiv? :)
Der Wikipediaeintrag zur EM, oder besser gesagt, die „Edit History“, erwaehnt zu keinem Zeitpunkt ein Buegelbrett. Vielleicht habe ich es auch einfach uebersehen …
Wer findet das Buegelbrett? (http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fball-Europameisterschaft_der_Frauen_1989)
@4: Das Bügelbrett findest Du in der Versionsgeschichte des Artikels „Frauenfußball“. Einfach der ersten Fußnote des verlinkten Blogeintrags folgen.
[…] Diesen Aufruf bekommt man in den ersten Semestern an der Uni regelmäßig um die Ohren gehauen, wenn es um die Auswahl von wissenschaftlichen Quellen geht. Dennoch soll es noch immer Studierende geben, die noch bei der Diplomarbeit als Quelle “www.google.de” oder “www.wikipedia.de” angeben – und zwar genauso. Ob für Journalisten die gleichen Regeln gelten, sei mal dahingestellt, aber dieser Bericht zeigt da schon seltsame Übereinstimmungen bei einer fingierten Fehlmeldung. Im übrigen hier wiedermal interessant, auf welchen Wegen man in der Blogoshäre auf Bekannte aus alten Schulzeiten trifft (via Stefan Niggemeier) […]
irgendwie sehr beängstigend.
Ich finde es bezeichnend, dass „Name (notwendig)“ in einem Beitrag zum Thema „Redakteure sind zu faul zum suchen“ nicht dazu in der Lage ist, die Edit-History in Wikipedia zu finden.
Ich meine wenn im verlinkten Artikel schon auf selbige hingewiesen wird, und der Autor dort sagt, dass er in der Edit-History die Verfälgschung gefunden hat, und selbiger Edit am 10. September 2007 erfolgte, dann zeigt das doch, dass eben auch Name (notwendig) lieber einen Kommentar verfasst als den verlinkten Artikel zu lesen, bzw. selber nicht genug auf der geistigen Höhe ist, um in der Edit-History die Stelle zu finden oder ncht weiß, was die Edit-History ist.
Sehr bezeichnend. Und oberpeinlich für meinen Geschmack. Ich möchte nicht wissen, was der liebe Mensch macht, wenn Stefan etwas zum Thema „Arsen schmeckt nach Nüssen“ schreiben sollte…
Genau, Stefan: bitte schreib was über den Geschmack von Arsen. Am besten für die SZ, und wenige Monate danach werden dort nur noch Kommentatoren schreiben, die mehr hinbekommen als „zu einem ausführliche Kommentar fehlt mir während der Öffnungszeiten Zeit und Lust“
Frohes Fest Euch allen
[…] ist der erst bei Arne Nordmann und dann bei Stefan Niggemeier erzählte Vorfall, wie die Falschinformation, die deutsche Damenfußballmannschaft habe zum Gewinn […]
Interessanter Beitrag – ein Kommentar zu dem blogeintrag dort von einem printredakteur ist besonders interessant:
„Ich halte es für höchst wahrscheinlich, dass … eine Nachrichtenagentur das Bügelbrett übernommen hat und alle anderen sich auf diese Agentur verlassen haben… dann wäre die Einschätzung eine andere – man kann nicht von einem Medium erwarten, jede Agenturmeldung auf die Fakten zu überprüfen. Dann würde nämlich die Organisation einer Agentur wenig Sinn haben.“
Kann man das nicht? So etwas triviales nachrecherchieren? Auch nicht von Agenturseite?
@Dormin(12):
> Kann man das nicht? So etwas triviales nachrecherchieren? Auch nicht
> von Agenturseite?
Ich würde das etwas einfacher sehen: Sollte es sich nicht nachrecherchieren lassen, darf es schlicht nicht von Agenturen verbreitet werden.
Oder irre ich?
woher hat es das Pressearchiv
[…] Von Stefan Niggemeier kam ich zu Blog von Arne Nordmann und von dort dann noch zu […]
Wahrscheinlich werden die Medien diesen Vorfall erneut zum Anlass nehmen, darauf hinzuweisen, wie wenig verlässlich doch die Wikipedia sei. Und behaupten, im professionellen Journalismus könne so etwas nicht vorkommen…
@Arne: Die Relevanz einer Nachricht orientiert sich aber nicht an der Recherchierbarkeit. Außerdem darf erstmal alles verbreitet werden. Steht so im Grundgesetz.
Also ich muss ganz ehrlich zugeben, dass der Gemütlichkeitsfaktor bei der Verwendung von Wikipedia extrem hoch ist. Das mag wohl auch die Ursache für dessen beliebte Nutzung sein. Doch für mich existiert eine deutliche Grenze zwischen dem spontanen Nachschauen bei wikipedia und einer ernsthaften Recherche. Auch ich werde zur Zeit im Studium immer wieder mit erhobenem Finger gewarnt, dass Wikipedia keine wissenschaftliche Quelle sei. Nach diesem Artikel und der wundervollen Bügelbrettaktion glaube ich jedoch, dass meine Einsicht seit Jahren weitaus fortgeschrittener ist, als bei manchen Journalisten.
Vielleicht sollte man wirklich soweit gehen wikipedia.de nicht mehr als Quelle zu akzeptieren, um ernsthafte Recherchen zu erzwingen. Da bleibt leider nur wieder die Frage der Umsetzung offen.
Mal schaun wie viele „Bügelbretter“ uns die Zukunft mit wikipedia und faulen Journalisten noch bringt..
Um noch ein bisschen mehr Verwirrung zu stiften: Es war auch kein Kaffeeservice, sondern ein komplettes Essservice mit Suppenschüssel usw. Hat sich nämlich ein besonders kundiger Sportarchivar (mit Beweis-Foto) bei der WWM-Redaktion drüber beschwert, dass wir da „Kaffeeservice“ als Lösung suchten. Das „Bügelbrett“ wurde nicht im Text von Frage und Antwortalternativen, wohl aber nach der Auflösung der Frage von Jauch erwähnt – der die „Ente“ also wohl auch gelesen hatte.
– günter –
[…] Diesen Aufruf bekommt man in den ersten Semestern an der Uni regelmäßig um die Ohren gehauen, wenn es um die Auswahl von wissenschaftlichen Quellen geht. Dennoch soll es noch immer Studierende geben, die noch bei der Diplomarbeit als Quelle “www.google.de” oder “www.wikipedia.de” angeben – und zwar genauso. Ob für Journalisten die gleichen Regeln gelten, sei mal dahingestellt, aber dieser Bericht zeigt da schon seltsame Übereinstimmungen bei einer fingierten Fehlmeldung. Im übrigen hier wiedermal interessant, auf welchen Wegen man in der Blogoshäre auf Bekannte aus alten Schulzeiten trifft :D (via Stefan Niggemeier) […]