Sensation: Radio-Comedy mit Witz

Im Radio gibt es ab heute eine witzige Comedy.

Ich weiß, das ist ein Satz, der in der Hitparade der unwahrscheinlichsten Aussagen sehr weit oben steht. Aber es stimmt: Im Radio gibt es ab heute eine witzige Comedy.

Sie heißt „Timo 2.0“ (oder „Timo – Das Leben ist schön“) und läuft jetzt täglich auf den ARD-Jugendwellen You FM (HR), Fritz (RBB), Sputnik (MDR), 1live (WDR) und Unser Ding (SR). Timo ist ein Stoffel von Psychologie-Student, den man als Radiofigur schon deshalb lieben muss, weil er noch schlechter gelaunt ist als der Popkulturjunkie. Auf dem Weg zur Uni trifft er Melanie, die ihn von außen genau so attraktiv findet wie er sie, und die Fahrt im Bus („Scheiß Randgruppen-Transporter“) könnte der Auftakt zu einer Reise ins Glück sein, würde Timo, die „Evolutionsbremse“, nicht alles vermasseln.

Als „schnellste Serie der Welt“ wird „Timo 2.0“ beworben, und da ist sogar was dran: Nicht nur weil der Zuhörer dank eines Erzählers, der gleichzeitig irgendwie die Stimme im Ohr von Timo ist, immer schon vor Timo weiß, was passiert. Sondern auch weil die gewagte Mischung aus dem, was die Protagonisten sagen, was die Protagonisten laut denken, was der Erzähler sagt und was Timo zu dem sagt, was der Erzähler sagt (Erzähler: „Das ist Timo.“ – Timo (empört): „Es ist halb zehn!“) in einem so atemberaubenden Tempo daherkommt.

Das könnte natürlich ein Problem sein von „Timo 2.0“: Dass diese Serie die Zuhörer überfordert. Mit der üblichen Halbweghörhaltung, die man schon aus Gründen des Selbstschutzes vor dem Radio einnimmt, ist den Dialogen kaum zu folgen. Aber dafür kann man die Comedy, als Podcast zum Beispiel, auch gut zweimal hören, was ja exakt zweimal mehr ist als man über die meisten anderen Radio-Comedys sagen kann.

Die erste, wunderbar alberne Folge von „Timo“ kann man sich u.a. auf you-fm.de anhören. Auf der Homepage der Autoren gibt es auch schon die Teile 2 und 3.

„Timos Leben ist auf einer Fahrt ins Glück!“
— „Ich weiß ja noch nicht mal wo der Bus hinfährt!“

53 Replies to “Sensation: Radio-Comedy mit Witz”

  1. Du hast Recht! Betrachtet man das, was heutzutage als Comedy daherkommt, so ist der Satz „Im Radio gibt es ab heute eine witzige Comedy.“ in der Tat eine Sensation! Allerdings erinnere ich mich auch noch an Zeiten, wo es durchaus gute Comedy gab. Satan auf 1live gefiel mir damals ganz gut und auch Stenkelfeld war meistens ein Genuss.

  2. Die Erinnerung mag trüben – aber langsamer waren die Abenteuer der Frau Doktor Marianne Null Dreizehn auch nicht. Auch die Erzähler-Akteuer-Gedanken-Verwirrungsspielchen waren dabei. Lief damals auf SWF3 (RIP) und hatte eine relativ kurze Lebenszeit.

  3. Herrlich!!!
    Muss mich einfach dem niederen Humor des „Sexualkunde – machst‘ mit mir Praktikum?“ hingeben … ^^

  4. die geschmäcker sind verschieden, ich finds jedenfalls eher mau.
    klar, besser als die meisten radio-comedies, aber gut?
    ernst eiswürfel wird vermisst.

  5. Naja, habe mir gerade mal den ersten Teil angehört. Hört sich für mich genauso wie die üblichen langweiligen, oberflächlichen Radiobeiträge an, die krampfhaft lustig sein sollen. Und u.a. genau deswegen höre ich *kein* Radio.

  6. Timo 2.0 hingegen ist eine Art Sendung ohne Namen für das Ohr. Wenn die Serie nicht ihren Höhepunkt mit „sagte er / dachte er“ hatte, kann das sehr lang lustig sein.

  7. Hab ich noch nicht gehört, klingt aber auch nicht nach meinem Geschmack. „Stenkelfeld“ (bei NDR 2) war mal ’ne richtig geniale Radio-Comedy, auch wenn sie sich mit der Zeit abgenutzt hat – aber das ist bei Comedy im Allgemeinen ja nichts Ungewöhnliches.

  8. Das Frühstyxradio auf FFN war über Jahre gut (Onkel Hotte, Frieda und Anneliese, Kurt und Gürgen (Arschkrampen jagen Dr. Brettermeier) etc.). Münte auf NDR2 war oft nicht übel.

    Dass die Kartoffeln nicht lustig sein können, stimmt einfach nicht – es gibt lustige Leute da draußen, jenseits von Büttenreden und Baumann udn Clausen.

    Und Domian finde ich übrigens auch außerordentlich komisch.

  9. Vielen Dank für den Tipp, Stefan. Echt mal was Gutes, was da aus den Radios tönt. Eine wahre Rarität.
    Ich hab aber auch noch einen Tipp für dich und die anderen Fans von Timo:
    Du hast ja die offizielle Homepage der Autoren verlinkt, wo man die ersten drei Folgen runterladen kann. Der Link für die erste Folge lautet zum Beispiel

    http://www.westerholt-gysenberg.de/audio/Timo01.mp3

    Wenn man jetzt die Zahl am Ende verändert (02, 03, …) bekommt auch schon die nächsten Folgen. Bis Folge 11 klappt das. Also wer neugierig ist, kann diese Gier hier befriedigen. :D

  10. @3: Du hast mir den Marianne Null Dreizehn-Gedanken vorweg genommen – genau das gleiche hab ich nämlich auch gedacht :)
    Wobei ich die dröge Art von Sigi Harreis spontan fast noch ein bisschen lieber mochte mochte als Timo. Aber es kann ja noch besser werden :)

  11. Liebe Leute, die Möglichkeit, die anderen Folgen herunterzuladen, mussten wir Euch nehmen. Tut mir leid. Aber sie sind ohnehin in den einzelnen Podcasts baldigst nachzuhören.
    Grüße in die Runde und Dank für Eure Kommentare.

  12. Also mit Folge drei hat es sich für mich dann auch ausgetimot. Erstens ist der „Held“ aber so was von hohl und unsympathisch, zweitens ist die Trennung zwischen Gedanken und Sprache absolut unklar (mal denkt Timo und Melanie hört nix, dann hört sie wieder), und drittens ist das eine Form von meta-Medien-Kommentierung, bei der man anscheinend per se Komik annimmt, wenn sie nur vorhanden ist.

    Um das lustig zu finden, muss der Rest im Radio aber richtig kacke sein. Dachte er. Und sagte: Um das lustig zu finden, muss der Rest im Radio aber richtig kacke sein.

  13. Radio VOR 20 Uhr IST schlimm, daher bekommt Timo 2.0 in diesem Vergleich eine 3- von mir. (Am besten in der ersten Folge hat mir die genervte Haltestellenansage gefallen.)

  14. Also, amüsant ist das schon, vor allem Folge 1 war wirklich gut, aber zu behaupten, dass das soweit über dem Durchschnitt deutscher Radio-Comedy wäre, halte ich für … gewagt.

    Kann jetzt nur L1VE als Beispiel nehmen, da dies der einzige Sender ist, den ich (neben WDR2 Samstag ab 15 Uhr) regelmäßig höre, aber die Sachen, die dort z.B. von Onkel Fisch gemacht wurden (der schon angesprochene SATAN und GYROS SALONIKI oder wie es hieß), oder Comedys wie Herr Bert, CSI Märchen (grade für mich als Serienfreak) und Geilileo sind wirklich gute Sachen, die regelmäßig (vielleicht nicht immer) guten Humor im Radio bringen.

  15. @23: darauf wollte ich eben auch hinweisen. Für mich der einzige Grund, überhaupt konventionelles Radio zu hören.

  16. Grissemann & Stermann kann man auch jede Woche im Netz als Late Night Show Hosts ansehen, unter willkommen-tv.at Zur Zeit sind sie mit einem sehr mauen Bühnenprogramm unterwegs, in dem sie die Filmchen zeigen, die man bei youtube findet, wenn man ihre Namen eingibt.
    Highlight der Willkommen Österreich Late Night: Frank Baumann, der Mann, der seit 22 Jahren in einem Schrank lebt.

  17. @12 – der vergleich mit „Sendung ohne Namen“ (dem programm mit der höchsten informationsfrequenz) ist nicht nur dreist sondern schlicht falsch. geschwindigkeit alleine macht noch keine qualität.

    @23 salon helga ist eine klasse für sich, wie übrigens auch der rest der wortbeiträge auf FM4 (von Comedy sollte man dabei nicht sprechen)

  18. Naja. Konnte mir jetzt keinen Lacher entlocken. Aber von der Art her erinnert es schon an Ernst Eiswürfel.
    Bis auf den Unterschied, dass Ernst doch keine Frau getroffen hat die ihn auch mochte.

  19. Ich fand es auch gewöhnungsbedürftig, aber die dritte Folge hat mich dann gepackt. Wie großartig die Rolle des Erzählers da ausgearbeitet ist, das ist schon sehr komisch.

  20. Ich hab mir den Feed abonniert, daher kenn ich nur die erste Folge. Ich lasse mich von den folgenden überraschen.

  21. Ich höre ja kein Radio (mehr…freiwillig mein‘ ich), insofern bin ich jetzt froh, im Netz auf einen der wenigen Lichtpunkte in der Finsternis des Einheitsbreis Radio gestoßen zu sein. Packende Handlung. Aber ob sich’s durchsetzt?!

  22. @27: Dass die Qualität eines Produkts das Hauptkriterium dafür ist, es mit einem anderen zu vergleichen, wusste ich nicht. Mein Fehler. Dass sowohl die Sendung ohne Namen als auch Timo 2.0 einen Erzähler haben, dessen Text assoziativ mit Bildern, Gesprächs- oder Gedankenfetzen untermalt wird, schien mir einfach vergleichbar. Kommt aber nicht wieder vor!

  23. Ich hasse es, wenn mir vorgeschrieben wird, was lustig ist. Ich hasse es noch mehr, wenn ich das dann auch noch lustig finde. Sone Scheiße … äh danke, für den Tipp!

  24. @ Willkommen Österreich hat m.E. leider eine sehr schwankende Qualität.
    Genauso wie Alfred Dorfer ein super Kabarettist ist, manche Folgen vom Donnerstalk aber einfach nur langweilen.

  25. Ich muss ja gestehen: Ich mag Supermerkel. Guter Stimmenimitator plus ungeniert servierte Flachwitze – am Vormittag unter der Woche reicht das schon bzw. noch.

  26. Für mich ist aber gerade diese flachwitzige Pseudolustigkeit einer der Gründe, warum ich persönlich Einslive und Co. gar nicht mehr einschalte und nur noch WDR5 höre.

  27. Ich krieg‘ ja gleich die Hasskappe…
    Seit wann ist ein Klapphandy ein Tussihandy?
    Muss ich mir jetzt ein neues Handy kaufen oder was?! Vielen Dank auch, Timo 2.0! ;))

  28. Also wenn ich mir von der Firma die anderen Hörbeispiele anhöre, gibt es außer die Figuren keinen Unterschied. Gleicher Sprecher, gleicher Aufbau, gleiche Pointen.
    Da schau ich doch lieber zurück auf Stenkelfeld (NDR) und Mike Lehmann (ORB).

  29. Tolle Serie. Am besten fand ich den „Witz“ mit dem typischen Abi-Schnitt von 3,5 von Psychologiestudenten. Was mich darauf schließen lässt, dass Timo älter als 30 ist, also gehörig Wartezeit vorweisen kann. Sonst wird das nämlich nichts mit ’nem Psycho-Studium und ner 3,5 im Abi. Von wegen Numerus Clausus und so (derzeit wohl bei 1,7).

    Und ich werde mir jetzt ne weitere Dosis Prozac gönnen. Ich will auch mal lachen bei Timo 2.0.

  30. Nein. Nicht wirklich unterhaltsam. Zumindest auf Fritz, dem Jugendsender des RBB, kann man durchaus des Öfteren wirklich gelungene Sendungen verfolgen. Dass diese nicht nur zum Lachen animieren sollen, erweitert das Niveau deutlich. „Ken FM“ und „Ab 18“ sind zu nennen, und wer das richtige Thema trifft kann auch mit dem „Bluemoon“ seelig werden. Leider findet sich dazwischen sehr viel Einheitspampe, die immer noch hörbarer ist als so manch anderer Berlin-Brandenburgischer Sender.

  31. […] Timo 2.0 gefällt auch Stefan Niggemeier Samstag, 20.10.2007 | 18:09 Uhr | Internet Tags: Blogosphäre, Comedy, HR, Podcast, Radio Die “schnellste Serie der Welt” gibt’s seit letzten Montag bei YOU FM (und anderen ARD-Jugendradios): Timo 2.0 läuft werktags um 17:15 Uhr im Radio und ist danach als Podcast verfügbar. Die neue Comedy gefällt auch Stefan Niggemeier. […]

  32. ich find diese „comedy novela“ ganz grausam unlustig. geschmackssache!? nur weil sie als podcast angeboten wird ist sie deswegen nicht besser. podcasten von neuen beitragsreihen sollte heute standard sein. auch den versuch von heinz strunk aka studio braun seinerzeit bei fritz als fruehstyxradio-nachfolger war grottig und wurde dementsprechend fix wieder von der antenne genommen. möge mit dem produzententeam kein langfristiger knebelvertrag ausgehandelt worden sein. schnelle radiostücke als hinhörer!? oh sehr gern! aber bitte auch mit etwas niveau.
    und noch schlimmer dass ich hier erfahre das gleich alle (fast!?) jugendwellen diese sch***e senden (müssen?!). ggf war die lizenz ja bei mehr abnehmern billger. schrecklich. statt selber im sender lokale comedians zu entwickeln wird so die auch mit meinfritz.de / mysputnik.de / myyoufm.de die schleichende gleichschaltung der ö-r jugendradios betrieben.

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