Good Causes Gone Wild (II)

Keine Frage: Brustkrebs ist ein wichtiges Thema, für Betroffene zudem. Und ja, es ist ein unangenehmes Thema, ein Thema um das man sich herumdrückt. Ein Thema das in der Öffentlichkeit nicht stattfindet und so Betroffene sicherlich oftmals mit ihren Sorgen alleine lässt.

Dass also neuartige Kommunikationswege gefunden werden müssen, um das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen, daran besteht wenig Zweifel. Und, ja, vielleicht ist es eine gute Idee, ein Magazin ins Leben zu rufen, dass sich dem Thema Brustkrebs auf alltägliche Weise, ohne Pathos, Medizinsprech und Krankenkassenhaftigkeit, annimmt. In Form eines Frauenmagazines, nur eben mit diesem Sonderschwerpunkt Brustkrebs, warum nicht.

Aber: Muss ein solches Magazin wirklich so debil-fröhlich daherkommen wie Moderatoren in Guten-Morgen-Sendungen im Privatradio? Muss ein solches Heft wirklich überkandidelt fröhlich „Mamma MIA!“ heißen?
Mammamia

Aber noch mehr: Muss „Mamma MIA!“ wirklich mit dieser Unterzeile werben?
Spassmachen

„Und Spaß macht“? Wirklich? Werden Witze erzählt?

Bei aller Ernsthaftigkeit des Themas und bei allem Respekt dass sich „Mamma MIA!“ dieser wichtigen und schwierigen Aufgabe annimmt – hätte es nicht vollkommen ausgereicht ein Heft zu machen, das das Leben mit Brustkrebs lediglich weniger schlimm macht. Und nicht gleich zu einer spaßigen Angelegenheit?

[gefunden von Lisa]

85 Replies to “Good Causes Gone Wild (II)”

  1. Boah. Für den Titel des Magazins müsste der Urheber eigentlich einen Zwanni in die Wortspielkasse werfen.

  2. @sb: Mindestens.
    Ich bin allerdings schon versucht, das Magazin mal probehalber zu lesen, war mich wirklich interessieren würde, wie die ihrem eigenen Anspruch gerecht werden wollen.
    Noch was: Ist das meine fiebrige Fantasie, oder hat diese Betroffenheitsschleife zwischen den beiden „Mamma Mia!“s Füße und läuft?

  3. Nichts für ungut, aber wann kommt denn endlich Herr Niggemeier aus dem Urlaub zurück? Ich kann dieses selbstgerechte Herziehen über irgendwelche Banalitäten nicht mehr lesen.

  4. „Werden Witze erzählt?“

    Ja klar, der Klassiker:
    „Schatz, ich habe einen Knoten in der Brust!“ – „Wer macht denn sowas?“

  5. ich stell jetzt mal die behauptung auf, dass die kernzielgruppe, nämlich brustkrebspatientinnen, absolut kein problem mit dem namen oder dem untertitel haben. und sich über sowas zu beschweren, ist eh ein bissi spießig…

  6. Ich finde diese neue Serie klasse. Es ist eine Sache, interessant und kurzweilig über das Thema zu informieren, aber „Spaß“ ist eine gänzlich andere Dimension. Was nicht heißen soll, dass das unmöglich wäre. Mein Beitrag:

    „Tumor ist, wenn man trotzdem lacht.“

  7. Stimme Julia da vollkommen zu, wenn es für die Zielgruppe passt und hilft, dann ist es doch gut so. Herr Erk ist nicht Zielgruppe und seine Kritik nicht besonders tolerant.

  8. Hm…ich muss gestehen, im ersten Moment fand ich Titel und Slogan auch etwas absurd. Habe mich dann aber gefragt, wie „seriös“ oder „unlustig“ so ein Zeitschriftentitel eigentlich sein muss, bzw. wieviel Unterhaltung stattfinden darf.

    Die Herausgeberin, selbst Betroffene, schreibt:

    […]Ja, die Mamma Mia! Eine Zeitschrift, wie ich sie mir nach der Diagnosestellung gewünscht hätte. Weil sie sich mit den Problemen der Betroffenen befasst und deren Fragen beantwortet. Medizinische Sachverhalte verständlich erklärt. Und Spaß macht. Denn es geht nicht nur um Krebs und Krankheit. Mamma Mia! ist ein klassisches Frauenmagazin – mit Schwerpunkt Brustkrebs […]

    Betroffene wollen also trotz Schwere des Themas eine Zeitschrift, die „Spaß“ macht und auch einen lustigen Titel trägt? Vor dem Hintergrund, dass es sich hierbei um ein Nischenprodukt handelt, das wohl von „Amateuren“ verantwortet wird, darf es vielleicht wirklich etwas unkomplizerter daherkommen. Samt witziger (und vielleicht auch übertrieben witziger) headline…

  9. Was denn? Amputations-Fetischisten und Liebhaber glatzköpfiger Frauen brauchen auch ihren Spass.

    Wobei Mamma Mia wäre ein besser Titel für ein Magazin für ungewollt Schwangere gewesen…. mit vielen Tipps wie: Abtreibung kann auch Spass machen und so :-D

  10. @ 13: Ich erinnere mich da an eine Geschichte: Einer meiner Mitschüler hasste einen guten Freund von mir abgrundtief, doch er war diesem körperlich nicht gewachsen, wenn sie sich kloppten. Also versuchte der Schwächere es mit Worten und sagte, dass es kein Wunder sei, was aus dem anderen geworden war – wo seine Mutter „doch Krebs hatte“ und „schon lange tot ist“. Ein halbes Jahr später bekam die Mutter dieses Jungen ebenfalls Krebs und starb ziemlich schnell.

    Vielleicht ist das ein kleiner Appell für etwas feinfühligere Worte…

  11. Muss „Spass machen“ immer gleich „witzig sein“? Kann „Spass machen“ nicht einfach nur heissen etwas lockerer und unverkrampfter geschrieben? Oder vielleicht einfach nur gut und interessant geschrieben?

  12. @ Armin

    wer entscheidet, wann etwas mehr als spaßig ist? wann ist es witzig? wann einfach nur fröhlich? wann bereits albern? und dürfen krebspatienten nur spaßig sein, aber auf keinen fall witzig?

    @ DifferentStars

    ich glaube, sie haben den unterschied zwischen frauenmagazin und herrenmagazin noch nicht verstanden. bei oben genanntem titel handelt es sich um ein frauenmagazin. die hefte, die sie unterm bett liegen haben und abends als einschlafhilfe benutzen, sind hingegen männermagazine. ihr persönlicher fetisch hat nun also nichts mit diesem thema zu tun…

  13. Julia, auch wir Männchen können Brustkrebs bekommen, womit das Zielgruppe-Argument schon mal vom Stuhl ist. Ansonsten Hat der Herr Erk ja nicht einfach gesagt, dass Information mit Unterhaltungseffekt doof ist, sondern explizit darauf hingewiesen, er fände die Grundidee gut. Nur die Werbung ist Mist, vom sinnlos albernen Titel über den fast schon widerlichen Claim bis zum verballhornenden Maskottchen. Ich halte es übrigens für nicht sonderlich gelungen, ausgerechnet die AIDS-Schleife zu verwenden.

    Nur weil das Ding von Frauen gestaltet wird, macht es das nicht gut [oder auch nur besser]. Man stelle sich eine Focus-Somderausgabe zum Thema vor, die so auf den Markt kommt …

  14. @ DifferentStars („Wobei Mamma Mia wäre ein besser Titel für ein Magazin für ungewollt Schwangere“), Dierk („sinnlos albernen Titel“) u.a.

    „Als Mamma (Mehrzahl: Mammae) bezeichnet man:
    * eine Sonderform der Wolken, siehe mammatus
    * in der menschlichen / tierischen Anatomie
    o eine weibliche Brust;
    o eine männliche Brust (lat.: Mamma masculina);
    o den Euter, das Gesäuge etc. bei verschiedenen Tierarten;
    o die Milchdrüse (bei Säugetieren) allgemein.“
    (Quelle: Wikipedia)

    Ich weiß nicht, was an dem Titel sinnlos oder albern sein soll? Ich finde ihn ziemlich passend.

  15. @Andrè Das alle anderen bei Mamma zuerst an Mutter denken, ist deren Schuld. Gute Titel und Claims brauchen halt ne Umleitung über 10 Ecken…

    Gut gemeint ist eben oft das Gegenteil von gut. Der Magazintitel + Unterzeile sind ungewollt zynisch. Und eben darüber darf man nicht nur, sondern muss man sich lustig machen.

  16. @ Tom (20)
    Eben, sag ich doch, warum an mich?

    @ DifferentStars
    „Das alle anderen bei Mamma zuerst an Mutter denken, ist deren Schuld.“
    Die Zielgruppe hat genügend medizinische Diagnosen zu lesen bekommen, um nicht zuerst an Mutter zu denken, versichere ich dir.
    Außerdem muss ja nicht jeder Titel primitiv genug sein, um auch in der Bild stehen zu können. Ein wenig intellektueller Anspruch täte auch anderen Medien hin und wieder ganz gut.
    Im übrigen heiße ich André mit Accent aigu. Aber das nur am Rande.

  17. Danke, André. Das weißt du, das weiß ich, aber weiß es die angebliche ZG? Und kommt jeder ohne Erläuterung sofort darauf, dass hier der biologisch-medizinische Terminus Technicus gemeint ist?

    Sinnlos, weil jeder zuerst an ABBA denkt, danach an Frau Mutter. Albern, weil jeder sofort an ABBA denkt. Und weil es einfach nur Meine Titte heißt. Vermute mal, dass Pendant für Männchen wird dann ‚Prost, Ata!‘ Zum Darmkrebs fällt denen dann ein: ‚Echt für’n Arsch!‘, für Hautkrebs wird’s dann österreichisch …

  18. Das schlimmste an dem Titel ist das Ausrufezeichen….“damit alle auch merken, dass wir humorvoll und lebenslustig sind, machen wir da noch ein Ausrufezeichen hin“. Weiteres grausames Beispiel: Das erste Babenhäuser Pfarrer(!)Kabarett.

  19. Was der Titel mit der Schleife eigentlich sagen will, ist: „Eine gehende AIDS-Schleife? Mamma Mia!“
    Und wer das nicht lustig findet, versteht keinen Spaß.

  20. Nachtrag:
    Was mir gerade einfällt… Weitergedacht könnte es natürlich auch heißen: „Lieber Brustkrebs als AIDS“

  21. Nun ja, das ist wohl keine AIDS-Schleife, sondern die rosa Schleife, die (ähnlich wie die rote und sozusagen nachgemacht) Solidarität mit Betroffenen ausdrücken soll. (Siehe Wicki zu dem Thema).

    Doof ist die Aufmachung des Magazins (über den Inhalt kann ich herzlich wenig urteilen) dennoch. Bei dieser Diskussion kommt bei mir allerdings die Frage auf, wieso die werte Zielgruppe nicht nur die Brust, sondern auch Teil des Gehirns verloren habe soll. Denn betroffen sind ja nicht bestimmte Typen von Frauen. Manchen gefällt der Titel bestimmt gut, andere sehen das Ding wahrscheinlich lieber im Papierkorb (Geschmäcker sind bekanntlich verschieden).

    Ach ja, geläufige Kurzform ist wohl eher Mamma-Ca (für Mamma-Karzinom) und ich nehme schwer an, dass die Zielgruppe darüber Bescheid weiß..

  22. Hab gerade mal das pdf durchgesehen und bisschen drin gelesen, ist sehr schön gestaltet, greift wichtige Themen auf, besitzt auch ein wunderbares Glossar, das eine Heft ist fast schon besser als manche Bücher. Sehr positiv finde ich das es im ganzen Heft weder Promiblabla noch Esodreck gibt. Der Name ist zwar langweilig macht aber nach der Erklärung von Tom #20 Sinn. Und sonst, nichts muß, aber alles darf.

    Ich würde mir so eine so gute Zeitschrift für meine Krankheit wünschen, obwohl wenn „Das erste Magazin das über Prolaktinome berichtet und Spaß macht!“ stehen würde, wüsste ich nicht ob ich es überhaupt in die Hand genommen hätte.

  23. Ein Magazin über Atopische Ekzeme, besser bekannt als Neurodermitis könnte z.B. lauten: „Extrem Ekzem” – Das erste Ekzeme Magazin für Kinder mit vielen lustigen Rubbel-Bilder (Lieber rubbeln als kratzen)!

  24. German language gone wild (I)

    Zitat:

    „Und, ja, vielleicht ist es eine gute Idee, ein Magazin ins Leben zu rufen, dass sich dem Thema Brustkrebs auf alltägliche Weise, ohne Pathos, Medizinsprech und Krankenkassenhaftigkeit, annimmt.“

    Und, ja, vielleicht ist es eine gute Idee, die Arbeit anderer zu kritisieren. Aber: Muss eine solche Kritik so fehlerhaft-debil daherkommen wie bei Leuten, die des Deutschen nicht so recht mächtig sind? Zwei klare Unwissenheitsfehler in einem Satz, das ist schon etwas blamabel.

    Verwechslung von Relativpronomen mit Konjunktion mit („das“ mit „dass“).
    „Sich annehmen“ steht mit dem Genitiv, nicht mit dem Dativ.

    Die Anglizismen hingegen sind wohl eher Geschmackssache.

    Der Kritiker muss nicht unbedingt das Handwerk des Kritisierten besser als dieser beherrschen. Aber er sollte doch wenigstens sein eigenes Handwerk beherrschen …

  25. @freischwimmer (#16):

    Ich bezog mich auf „„Und Spaß macht”? Wirklich? Werden Witze erzählt?“ aus dem Eintrag. Auf die simple Reduzierung von Spass machen auf Witze machen. Ich kann mir verschiedene Interpretationen von „Spass machen“ schon gut vorstellen, deshalb habe ich die Fragen ja gestellt.

  26. danke, Stefan #38, du bist mir zuvorgekommen…ohne den Artikel inhaltlich zu kommentieren – die vielen Fehler sind ne Katastrophe

  27. Also ich kann dem ersten Absatz des Artikels nicht ganz zustimmen. Brustkrebs war und ist immer in der Öffentlichkeit gewesen. Ich erinnere nur an die Fälle Anastacia und kürzlich erst Christina Applegate. Bei haben bereitwillig über ihren Krankheitsverlauf und Seelenzustand in Interviews öffentlich Auskunft gegeben. Die Behauptung das das Thema versteckt und in der Öffentlichkeit nicht stattfindet kann ich nicht nachvollziehen.

  28. Ich verstehe weder, wo das Problem mit diesem Magazin ist, noch, wie man sich darüber beschweren kann. Es gibt gefühlte 1 000 000 Magazine, welche nutz- und sinnloser sind als dieses. Vielleicht sollte man sich seine Geschichtchen doch woanders suchen.

  29. Hat sich Herr Erk mal die Mühe gemacht, auf der Internetseite des Magazins wenigstens auf „Über uns“ zu klicken? Dort liest man gleich im ersten Satz: „Mamma Mia!, meine Brust, richtet sich an Frauen, die wie ich mit der niederschmetternden Diagnose Brustkrebs konfrontiert wurden. Und an deren Verwandte und Freunde. “
    Damit liefert das Magazin nicht nur eine schlüssige Erklärung für seinen Namen, sondern macht damit auch deutlich, dass es wohl mehr braucht, sich mit diesem Titel auseinanderzusetzen als einfach nur einen Screenshot von der Internetseite in einen eigenen Beitrag einzubauen und sich dann scheinheilig über dies und jenes echauffieren zu wollen.

  30. @Stefan (38)
    Nach meiner eigenen leidvollen Erfahrung ist das dass/das-Problem durchaus kein Unwissenheitsfehler, sondern eine tückische Manipulation des tippenden Fingers durch das innere Ohr. Und der Genitiv? Na, zu Sick dürfte doch alles gesagt sein.

    Was beides aber damit zu tun hat, dass ein Team nach reiflicher Überlegung diese Unterzeile wählt, das müsste man mir einmal erklären.

    Ich muss nicht Milch geben, um die EU-Subventionspolitik kritisieren zu dürfen.

    @Harald Eisenmann
    Anastacia ändert nichts daran, dass Brustkrebs eine die eigene Scham anrührende Erkrankung ist. Als meine Mutter daran erkrankte, erfuhr ich von überraschend vielen Freundinnen, dass ihre Mütter ebenfalls betroffen waren. Ist also eher nichts, was in aller Munde ist.

  31. Wow, hier leben einige wieder das Grundprinzip aus: Wenn man schon inhaltlich nix zu sagen hat, mäkelt man halt an der Rechtschreibung rum. Bravo.

  32. @46: Achso, und nur weil die Initiatorin selber Brustkrebs hat(te) und sich den Titel ausgedacht hat, ist er über jede Kritik erhaben? So ein Unfug.

  33. Ich überlege jetzt die ganze Zeit, was man sich bei dem Namen gedacht hat?

    Mamma von Mamma, Mammae (lat. Brust) und Mia (Syn. für Bulimie)?
    Mamma Mia! (ital. Ausruf „Mein Gott!“)?

    Mein Gott, warum ich?
    Mein Gott, Walter?
    Mein Gott, …?

    Und ja, Christian Kommentar Nr. 46, irgendwie fühle ich mich bei dem Untertitel, dass das Magazin „Spaß“ machen soll, auch nicht besonders wohl. Das Vorhaben an sich den LeserInnen auch Spaß zu bringen, ehrt. Und ja, ich habe mit einer Freundin von mir, die an Brustkrebs erkrankt ist, dennoch auch viel gelacht in der Zeit. Aber Humor ist relativ und in diesem besonderen Zusammenhang, hätte ich sicherlich in der Redaktion das Ziel den LeserInnen Spaß zu bringen verfolgt, es aber nicht so schriftlich formuliert. Denn, Leichtigkeit ist nun erst mal nicht, wenn man mit dieser Diagnose leben muss. Und etwas anders verkaufen zu wollen, wirkt etwas unreif in diesem Zusammenhang.

    Gut, ich habe mir jetzt das Magazin ansonsten mal intensiver angeguckt, da wird munter geraten, sich prophylaktisch bei etwaigem familiären Risiko die Brust abnehmen und sich die die Eierstöcke vorsorglich vor der Menopause entnehmen zu lassen. Das ist ja der aktuelle Trend aus den USA. Man kann sich gerne mal überlegen, wer ein Interesse an solchen Voruntersuchungen und Maßnahmen haben dürfte: Gentests = Pharmazie (das ist deren Traummarkt des 3. Jahrtausends), OPs = Krankenhausgesellschaften, Aufbauplastik = Pharmazie.

    Aus den USA trudeln übrigens langsam die Fallstudien ein, mit ersten Ergebnissen darüber, wie es den Menschen denn so geht nach solchen prophylaktischen Total-Operationen aus einer medial gesteuerten Angst vor dem Krebs, wenn die Patientinnen das Leben unter den OPs oder in der Folge an nosokomiale Infektionen oder durch etwaige Kunstfehler gleich verloren haben.

    Danke, bin bedient. Natürlich auch, weil man in der beauftragten Agentur offensichtlich keine Fotos von Frauen in der Stockphotography-Datenbank jenseits der 45 finden konnte. Ist als Zielgruppe natürlich weniger interessant für die prophylaktische Patientin. Die hat schon den Krebs, der braucht man die Gentests nicht mehr verkaufen oder?

  34. @creezy (51) Bei den Einblicken vergeht jetzt auch mir das Lachen und Scherzen. Solche Propaganda ist gemein gefährlich (sich prophylaktisch Brüste + Eierstöcke entfernen lassen…).

    Erinnert an den Wahn, dass alle Mädchen sich gegen Gebärmutter-Krebs impfen lassen sollen/ bzw HPV, das diesen auslösen kann – dabei aber die zum Teil schwer wiegenden Nebenwirkungen der Impfung verschwiegen werden.

    Bitterböse Geschäftemacherei. Wär mal interessant, wer denn zu den Geldgebern/ Anzeigenkunden von Mamma Mia gehört…

  35. @creezy

    Das nennt man Übertherapie. Es wurde z.B. festgestellt, dass Prostatascreening die Sterblichkeit erhöht. Das liegt daran, dass zwar fast alle Männer über 70 Jahre Prostatavergrößerung haben, die wenigsten davon aber zu Lebzeiten Probleme verursachen. Die OP hingegen birgt durchaus gewisse Risiken (zum Üblichen wie Infektionen und Narkose-Tod noch Inkontinenz und Impotenz), die die Lebensqualität verringern und damit die Sterblichkeit erhöhen. Quelle: Arznei-Telegramm vor ein paar Monaten.

    @Different Stars

    Da stand auch was zu im AT: die HPV-Impfung hilft nur gegen wenige der fast 100 HPV-Stämme. Die Impfung birgt aber schwere gesundheitliche Risiken. Ist ähnlich wie mit der FSME_Impfung, wo hier mal ein Link war: http://www.blogmedien.de/?p=1276

    Das Arznei-Telegramm ist durchaus zu empfehlen, denn es ist werbefrei und unabhängig. Die sind sehr kritisch und reden der Pharmaindustrie bestimmt nicht nach dem Mund. Wer sich es mal durchliesst wird das schon merken. Nach 2 Jahren sind alle Artikel frei online verfügbar. Ich empfehle hier einmal „Aufstieg und Niedergang der COX-2-Hemmer“*:

    http://arznei-telegramm.de/html/2004_11/0411126_01.html

    * Gabs hier auch mal Artikel zu in Verbindung mit product placement: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/wie-die-ard-schleichwerbung-recycelt/

  36. „Brustkrebs auf alltägliche Weise, ohne Pathos, Medizinsprech und Krankenkassenhaftigkeit.“

    Hmmm, wie sehr ist denn dieser Schrecken, der um diese Erkrankung verbreitet wird, bereits in euch. Brustkrebs, ach, Du Scheiße, Todesurteil.

    Ich mag zwar keine Bonbonfarben, aber das Thema erreicht mich in dieser Art ganz anders, so schrecklich es ist.

    Was wolltet ihr denn? Vorher die Krawatte binden und auf Knien zu Todgeweihten sprechen? Braucht das jemand?

    Es ist sicherlich nicht der beste Versuch, das Thema von Angst und Vorurteilen zu befreien, aber schlecht ist das nicht. Ich will da nur mal auf die HIV-Kampagnen hinweisen – die sind auch schillernd, bunt, frech, anders. Und das Thema ist ebenso schwierig.

  37. Was bitte ist denn „Medizinsprech“? Was ist „Sprech“? Dieses Wort existiert überhaupt nicht! Und nur weil in letzter Zeit jeder Hansel dieses Wort benutzt, um auf seine eigene „tolle“ Ausdrucksweise ausmerksam zu machen, heißt das noch lange nicht, daß man deshalb müde werden sollte, die Wörter, die bereits existieren, um eine Sache adäquat auszudrücken, zu verwenden.
    Sprechweise, Sprachgebrauch

  38. Jede Urlaubsvertretung des Herrn Niggemeier lässt seinen Stern heller erstrahlen.

  39. @54: Neusprech? Orwell?

    Und jetzt seid mal etwas höflicher zu unserem Gast ;)

    Ich würde so ein Magazin im Regal jedenfalls eher für Satire halten, klingt schon sehr merkwürdig

  40. @51: Manche Patientinnen haben wahrscheinlich bereits einige Verwandte an Ovarial- und/oder Mamma-Ca erkranken/sterben sehen.. da von „medial gesteuerterten Angst“ zu reden würde ich nicht wagen.. genauso, wie man für jeden Impfstoff dankbar sein sollte, der vermeiden kann, dass Frauen Gebärmutterhalskrebs bekommen..

    Weshalb kann man nicht einfach seriös und unaufgeregt informieren? Betroffene Frauen und Angehörige brauchen keine Verpackung, die wollen die Infos auch so. Und der Rest geht sowieso weiterhin mit Halbwissen stolzieren.
    Anti-HIV-Kampagnen sind auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet, da sehe ich die Herangehensweise ein und finde sie gut.

    Aber man kann sich natürlich auch künstlich aufregen..

  41. @57 Weil die sogenannte „Prävention“ in vielen Fällen mehr Schaden anrichtet, als die Krankheit vor der geschützt werden soll.

    Beinamputation schützt auch vor Beinbruch… dies ist natürlich Sarkasmus pur – nur Brüste und Eierstöcke zu entfernen um vor Krebs zu schützen auch.

  42. bischen recherche bitte. Das neue Magazin?

    Aktuelles Cover
    Mamma Mia! Ausgabe 04/2008
    (PDF, 219 KB)

    Cover der vorigen Ausgaben
    Mamma Mia! Juli bis September 2007
    (PDF, 176 KB)
    Mamma Mia! April bis Juni 2007
    (PDF, 250 KB)
    Mamma Mia! Januar bis März 2007
    (PDF, 250 KB)
    Mamma Mia! NR.1 / 2006
    (PDF, 352 KB)
    von hier
    http://www.mammamia-online.de/index.aspx?p=602

    sieht eher so aus als ob es das jetzt nicht mehr gibt.

  43. Meine Mutter hatte Brustkrebs. Sie hat das Ganze mit viel Mut und Optimismus durchgestanden. Es gab nur einen Moment, in dem sie sich furchtbar aufgeregt hat: Als sie das erste mal beim Spezialarzt saß und dieses Heft in Händen hielt. Das hat sie irgendwie aus der Bahn geworfen.

  44. Herr Erk übernimmt ungeprüft einen Hinweis von „Lisa“ und schwafelt ein bisschen vor sich hin.
    Bravo!
    Das ist Qualitäts-Blogging.

  45. DifferentStars kann von mir aus jetzt gerne damit aufhören, ständig darauf hinzuweisen, wie sarkastisch er ist.

  46. @ Hans #49, #50

    Ich überlasse es anderen, sich zu Themen zu äußern, von denen sie keine Ahnung haben. Da ich zu Brustkrebs keinen Bezug und noch weniger Ahnung davon habe, halte ich mich inhaltlich eben vornehm zurück.

    Ich habe im Übrigen auch nicht den Eindruck, dass Erk hier eine inhaltliche Diskussion über das Thema Brustkrebs anstoßen wollte, sondern dass er eben vielmehr die Art und Weise, die Form und Aufmachung sowie Namen und Untertitel der besagten Zeitschrift monieren wollte. Aber mein Eindruck kann selbstverständlich täuschen. Genauso wie Erk also die Machart eines Magazins und ja nicht die Tatsache seiner bloßen Existenz missfällt und er die Machart folgerichtig kritisiert, so missfiel mir eben die Machart seines Artikelchens, und folglich kritisiere ich sie.

    Sie, Hans, fühlen sich bei der inhaltlichen Rezeption augenscheinlich nicht durch orthografische bzw. – in diesem Fall – grammatische Fehler beeinträchtigt. Sie Glücklicher! Ich aber bin leider mit sprachlicher Sensibilität geschlagen (Ich Armer!), weshalb mir solcherlei fehlerhafte Texte die Lektüre verleiden. Und das wird man ja vielleicht noch in einem eigens dafür vorgesehenen Forum mitteilen dürfen, ohne sich in ironischer Weise anpflaumen lassen zu müssen.

    Da fällt mir ein, das letzte Komma in der von mir oben zitierten Passage ist auch noch falsch. Das wären dann drei Fehler in einem einzigen Satz, von weiteren fehlenden Kommas an anderen Stellen ganz zu schweigen. Aber das ändert natürlich nichts an der enormen inhaltlichen Bedeutung von Erks Artikel.

    Ihr inhaltlicher Beitrag, Hans, ist mit Verlaub auch etwas mager ausgefallen. In erster Linie echauffieren Sie sich über zwei Kommentare. Aber damit ich bei Ihnen nicht gänzlich in Ungnade falle, nun doch noch eine Kleinigkeit zum Inhalt, weil Sie so nett darum gebeten haben und ich so schwer „nein“ sagen kann. Ich finde die Herangehensweise der Herausgeberinnen des betreffenden Magazins jedenfalls besser, als wenn man farblich alles dunkel gehalten und sich eines trockenen Terminus technicus als Titel bedient hätte (etwa „Mammakarzinom – und jetzt?“), bzw. wie Erk sich auszudrücken beliebt: „Medizinsprech“ (dabei hatte er gaaanz sicher Orwell vor Augen …). Des Weiteren würde ich selbst mir nicht anmaßen, Betroffenen zu erklären, wie sie die Internetseite ihrer Selbsthilfegemeinschaft bzw. des von ihr herausgegebenen Magazins zu gestalten und zu betiteln haben. Ich denke, diejenigen wissen selbst am besten, was sie brauchen und was ihnen hilft (Gut, Florians [#60] Mutter hat das Magazin offenbar nicht als Hilfe empfunden, aber man kann es eben nicht allen recht machen. Ich mag z.B. das Magazin „Neon“, in dem Erk ja auch die Feder schwingt, absolut nicht, obwohl ich doch eigentlich zur Zielgruppe gehöre). Die Herausgeberin, selbst Betroffene, äußert ja, dass ihre Zeitschrift genau das ist, was sie sich nach ihrer Diagnose „Brustkrebs“ gewünscht hätte. Man stelle sich nur vor, Gabriele Bräunling, die Chefredakteurin des beanstandeten Magazins, maßte sich an, der „taz“ bzw. Niggemeier zu erklären, wie sie ihre Print- bzw. Online-Auftritte zu gestalten hätten, weil die taz-Leser das so wohl nicht mögen werden. Die Betroffenen bzw. Leser mit taz-Diagnose in ihrer Tageszeitungsselbsthilfegruppe wissen ja auch am besten, was ihnen gefällt. Wer’s nicht mag (Ja, ich geb’s zu, ich z.B. mag’s nicht.), der lasse das jeweilige Produkt eben im Kiosk links liegen. Also: What the fuck is Erk’s problem?! – um mich einmal verständlich auszudrücken.

    Den Titel der Zeitschrift finde ich übrigens recht gut gewählt, wenn er auch vielleicht nicht von allen Rezipienten auf allen Ebenen verstanden werden mag, wie z.B. die grandiosen Einlassungen von „DifferentStars“ (#13) deutlich vor Augen führen. Aber das macht gute Titel eigentlich aus, dass sie von allen auf der vordergründigen Ebene begriffen werden, bei mehr Kenntnis jedoch noch einen weiteren, durchaus tieferen Sinn offenbaren.

    Ich kann nur mutmaßen, zu welcher Gruppe von Rezipienten Erk hinsichtlich des Titels „Mamma MIA!“ gehört. Aber er gibt doch den ein oder anderen Hinweis. Zunächst unterstellt er „Mamma MIA!“ eine „überkandidelt fröhlich[e]“ Bedeutung. Man muss wohl kein Italiener sein, um wissen zu können, dass dieser Ausruf mitnichten einzig und allein Fröhlichkeit zum Ausdruck bringen soll. Was Erk damit assoziiert, ist seine Angelegenheit. Aber vielleicht ist ja dem einen bzw. auch der anderen durchaus bekannt, dass dieser Ausruf neben Freude auch Emotionen wie Überraschung, Schmerz und Ablehnung zum Ausdruck bringt. Wer das nicht weiß, schaut bei Wikipedia oder qualifizierteren Wörterbüchern nach. Ich habe das Glück, durch Filme und Opern zu wissen, dass italienische Frauen und Männer meist eben dieses ausrufen, wenn sie schockiert sind, erschrocken, traurig o.Ä. Man muss einen Ausruf natürlich auch in seinem Kontext verstehen. Und der ist bei besagtem Magazin ja bekannt. Hält Erk alles, was ein Ausrufungszeichen am Ende hat, für fröhlich? Dann müsste er ja auch lachen, wenn ich ihm geböte, sein Mundwerk zu halten.

    So, nun zur zweiten Ebene, die von anderen Kommentatoren ja ebenfalls angesprochen wurde (z.B. #19). Man nehme: Deutsches Universalwörterbuch, 6. Auflage (eine ältere tut’s auch, ein Etymologisches Wörterbuch liefert natürlich den besten Aufschluss), schlage Seite 1107 auf und finde das Stichwort „Mamma“.

    Mam|ma, die; -, Mammae […mε; lat. Mamma = Mutter(brust), Amme < griech. mámma, Lallwort der Kinderspr.]: 1. (Med.) weibliche Brust, Brustdrüse. 2. (Tiermed.) Euter

    Jetzt flink kombiniert: „Mamma mia!“ –> Überraschung, Schmerz, Ablehnung, Mamma, Mama, Brust, meine! Wenn man jetzt noch in Rechnung stellt, dass „Mamma mia“ in seiner ursprünglichen Verwendung als Ausruf vergleichbar ist mit „Madonna!“, dann gewinnt die Chose gar noch einen religiösen Aspekt, nämlich durch die Anrufung der Mutter Gottes in der Not. Drei Deutungsebenen – Mamma mia! (In diesem Fall ein Ausruf des Erstaunens – ebenfalls keine Fröhlichkeit …) Es wäre auch denkbar, dass der Ausruf Verständnis für den Schock der Diagnose erkennen lassen soll, während die damit korrespondierende frisch-fröhliche Farbgebung suggerieren soll, dass dies nicht das Ende bedeuten muss, dass man Mut haben soll. Nur so eine Idee … Ach, und was die vermeintliche „AIDS-Schleife“ anbetrifft, von der ja in Kommentar #18 die Rede war und hinsichtlich der Kommentator Dierk wissen ließ, dass er es „für nicht sonderlich gelungen“ halte, dass man „ausgerechnet sie verwende, kann man wirklich nur diesen durchaus erhellenden aber auch kritischen Wikipedia-Artikel zur Lektüre empfehlen. Spätestens bei Betrachtung des Favicons wird ersichtlich, dass hier die Rosa Schleife gemeint ist und mitnichten die Rote AIDS-Schleife.

    Aber wenn man versucht, alles etwas genauer zu ergründen, macht das Lästern wahrscheinlich nur noch halb so viel Spaß.

    Eines muss man Niggemeier übrigens lassen: Er beherrscht die deutsche Sprache. Deshalb lese ich seine Artikel, obwohl ich oft alles andere als seiner Meinung bin. Aber auf der formellen Ebene lesen sie sich einfach ziemlich gut.

    Na ja, und wenn ich ganz ehrlich bin, interessiert mich das alles hier nicht die Bohne. Ich wollte nur durch den Link auf meine Seite den „Traffic“ dieser Woche noch etwas nach oben schrauben – war nämlich bis Samstag noch etwas flau, und da wollte ich ein paar Krumen von Niggemeiers „Traffic“ abbekommen. Ich bin ein menschlicher Spammer, gegen mich ist kein Kraut gewachsen …

    Cheerio

  47. Danke auch von mir, werter Stefan (#63). Haette sich Herr Erk fuer seinen Beitrag so viel Zeit genommen wie Sie sich fuer ihre Kommentar, haetten wir hier wohl eine niveauvollere Diskussion. Mich stoerte schon der erste Satz: „Brustkrebs ist ein wichtiges Thema, für Betroffene zudem.“ Aua.

    Cheerio aus Australien,
    Christina.

  48. Den Umgang mit einem Mammakarzinom könnten Betroffene doch durchaus auch für sich selber entscheiden. und nicht jeder verzweifelt an Brustkrebs, manchen tut es gut nicht immer als „KRANK“ abgestempelt zu werden. Das kann für die Heilungsphase sehr wichtig sein.

  49. @Stefan (#63): Sowas in der Art habe ich mir beim Lesen des Artikels (und der ersten Kommentare) auch gedacht, ich hätte es nur nicht so schön ausdrücken können. Den Titel des Magazins finde ich aus den dargelegten Gründen sehr gelungen, und die Annahme, Frauen mit der Diagnose Mammakarzinom wüssten nicht, was Mamma bedeutet, ist nachgerade lächerlich. Eigentlich weiss das jede Frau, die schon mal über eine Mammographie nachgedacht hat.

    @DifferentStars (#52): Auch noch Impfgegnerin, das passt nun echt ins Bild.

    @creezy (#51): Dass in dem Heft soviel über vorsorgliche Amputationen/Ektomien steht, könnte doch vielleicht möglicherweise daran liegen, dass es ein Spezialheft über BrCA1/2-Mutationen ist? Dahinter wieder mal eine Verschwörung der Pharmaindustrie zu sehen ist genauso dämlich wie Impfgegnerei … als ob diese Milliarden-Euro-Industrie nun gerade ein kleines deutsches Selbsthilfe-Heftchen kaufen müsste. Ich komme aus einer Familie, in der der Brustbrebs ziemlich gewütet hat (beide Großmütter, meine Schwester), und da hat man praktisch ständig die familiäre Belastung im Hinterkopf. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass das Risiko, im Laufe seines Lebens an Brustkrebs zu erkranken, von 10 auf 80% ansteigt, wenn man Träger einer dieser Mutationen ist, finde ich es weder lächerlich noch überzogen, sich über Test und Prophylaxe Gedanken zu machen und zu informieren.

  50. Schön, Stefan, schön. In der Schule wäre das immer noch ein ‚Setzen, 6, Thema verfehlt.‘

    Natürlich muss dieser Magazintitel mit all seinen Seltsamkeiten jederzeit – schon wegen des wichtigen Themas! – von aller Kritik frei gehalten werden. Natürlich darf jeder zweite Kommentator dieser Kolumne mehr Interesse daran zeigen, sein eigenes Halbwissen zu Brustkrebs loszuwerden. Oder Herrn Erk vorwerfen, er hätte etwas gegen Brustkrebs-Aufklärung geschrieben.

    Bleiben wir konkret:

    – Mein erster Vorwurf an den Magazintitel ist, dass er ohne bereits vorhandenes, tieferes Wissen unverständlich ist. Man erinnert sich sofort an ABBA, an einen schlechten Film über ABBA, an Filme über italienische Familien. Aber nicht daran, dass die Brust für den Mediziner nicht Brust, sondern Mamma heißt. Übrigens nur die weibliche Brust, die männliche wird binomisch.

    – Mein zweiter Vorwurf an den Titel: Er ist überniedlich. Das mag Geschmackssache sein.

    – Außerdem werfe ich der Schleife vor, geklaut zu sein. Und dazu stehe ich. Dass die Idee der Schleife bereits von anderen und nicht erst den Magazinmachern geklaut wurde, macht es nicht besser. Ganz schlimm wird es allerdings, wenn man die Farbgebung – wesentlicher Teil jedes Logos – betrachtet. Richtig, die Magazinmacher benutzen gar keine Farbe für die Schleife. Anders als diverse Organisationen, die sich der AIDS-Schleife bedienen, dabei aber genau wissen, dass es zur Unterscheidung ausschließlich auf die Farbe ankommt.

    – Bleiben wir bei der Schleife. Ihr wurden Füße/Schuhe verpasst. Noch einmal überniedlich. Schrecklich überniedlich gar. Ich weiß auch nicht, was Schuhe, Füße, Wandern, Laufen, Gehen, mit Brustkrebs zu tun hat. Hauptsache die Macher wissen es. Und Sie natürlich, Stefan.

    – Kleinigkeit am Rande, da ‚Mamma‘ die weibliche Brust bezeichnet, na, wollen wir mal genau sein, die weibliche Brustdrüse, bleibt auch mein Vorwurf bestehen, dass hier eine männliche Leserschaft ausgeschlossen wird. Dabei wäre die Aufklärung für Männer erheblich dringlicher, da über Brustkrebs bei Männern so gut wie gar nicht gesprochen wird.

    – Was mich dazu bringt, in Frage zu stellen, ob Brustkrebs tatsächlich ein Tabuthema sei, etwas, über das wir viel zu wenig informiert werden. Meinem Eindruck nach gehört er zu den 5 am meisten in den Medien besprochenen Krebsarten, neben Lungenkrebs [Berichterstattung geht zurück], Darmkrebs, Prostatakrebs, Hautkrebs.

  51. @Dierk
    Sorry, aber wie doof muss man sein, um bei einem Magazin über Brustkrebs, das Mamma Mia heisst, zuerst an Abba zu denken?

  52. @Dierk (69)

    Ad 1) Dazu möchte ich mal noch ein paar andere Magazintitel zitieren, deren volle Bedeutung sicher ebenfalls den meisten „ohne bereits vorhandenes, tieferes Wissen unverständlich ist“: Amica, Cicero, c’t, Emma, GQ, iz3w, Der tödliche Pass, Der Wahrschauer, Y – Magazin der Bundeswehr.
    Ich finde nicht, dass fehlender intellektueller Anspruch ein Kriterium für einen guten Titel ist. Falls doch freue ich mich schon auf die Folgen (III) bis (XI) von „Good Causes Gone Wild“

    Ad 2) Das IST Geschmackssache

    Ad 3) Geklaut? Na gut. Dann aber ebenso wie die Aids-Schleife hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Gelbe_Schleife

    Ad 4) Okay, das mit den Füßen finde ich auch etwas komisch. Ich finde das aber erstens nichts, was entscheidend für die Qualität des Magazins wäre, und vor allem ist von den Füßen im Beitrag von Herrn Erk keine Rede.

    Ad 5) Zunächst einmal sind 99% der Betroffenen Frauen, weshalb es durchaus sinnvoll ist, zunächst einmal dort den Schwerpunkt zu setzten. Das Brustkrebs bei Männern ein zu wenig bekanntes Thema ist, keine Frage. Aber warum spricht das gegen ein Brustkrebsmagazin für Frauen? Du wirfst ja auch dem Playboy nicht vor, dass eine weibliche Leserschaft ausgeschlossen wird. Obwohl Erotik bei Frauen sicher auch ein Thema ist.

    Ad 6) So what? Weil man schon genug drüber redet braucht es kein solches Magazin?

  53. Warum so oberlehrerhaft, Herr Dierk? Die rosa Schleife ist doch schon bestens im Zusammenhang mit Brustkrebs etabliert, zumindest im angelsaechsischen Raum.

    Und koennten Sie bitte statt „man erinnert sich sofort an…“ „ich…“ schreiben? Denn die vom Magazin anvisierte Leserschaft wird dieses Problem nicht haben. Ich hatte es uebrigens auch nicht. Wortspiele und Doppeldeutigkeiten sind immer Geschmacksache, aber einfach beleidigt sein, weil man den Witz nicht kapiert, gilt nicht. Und Mamma mia! macht als Ausspruch auch dann noch Sinn, wenn man die Mamma-Komponente nicht versteht. Also, tranquilo…

  54. Ja, das hat mich ebenso schockiert. Die Frage ist jedoch: Schreiben hier betroffene Frauen für betroffene Frauen? Dann wäre die Toleranzschwelle doch etwas höher anzusetzen. Ich verweise hier auch auf den erschütternd komischen Comic „Krebs ist eine Erfahrung, auf die ich lieber verzichtet hätte“ von Miriam Engelberg… wenn man als Betroffene weiß, dass die Schreiberin über ihre eigenen Erfahrungen berichtet, bzw. bereits zum Zeitpunkt des Lesens selbst an der Krankheit gestorben ist, gibt das Allem eine ganz andere Perspektive.

    Die Fröhlichkeit von „Mama Mia!“ wirkt mir allerdings sehr künstlich und aufgesetzt. Ob Erkrankte für diesen Humoraufwand allerdings nicht u. U. sogar dankbar sind, kann ich wirklich nicht sagen.

  55. @52: Es ist GebärmutterHALSkrebs (Zervixkarzinom) gegen den geimpft werden kann. Bei Gebärmutterkrebs (Corpuskarzinom) gibt es keine Impfung, keine Chemo, kein nix, da hilft bei einer Erkrankung nur das Herausnehmen derselben.

  56. jede Betroffene geht mit dem Thema anders um. Da vermag ich mir kein Urteil anzumaßen.
    Schon gar nicht, wenn es bloß um Designfragen, oder den Titel geht. Das bleibt nun wirklich den Machern selbst überlassen.

    Manchmal ist Medienjournalismus wirklich belanglos…

  57. @blubb/56 und stefan/63:
    Und ihr alten Philologen glaubt anscheinend auch noch, Orwell habe auf Deutsch geschrieben, oder was? Weshalb wird hier immer wieder auf Orwell verwiesen? Was bitte hat dieses hässliche deutsche Wort mit der bewussten Wortwahl Orwells zu schaffen? Das Problem ist nicht, daß irgendein Schriftsteller irgendwann einmal irgendein Wort erfunden hat, um die Absurdität der neumodischen Sprachverunglimpfungen zu karikieren. Das Problem ist, daß es Leute gibt (und reichlich!), die glauben, das Wort „Sprech“ sei Deutsch und gutes Deutsch. Versteht ihr das denn nicht? Wenn jemand ein Wort nicht ironisch sondern wie normal verwendet, dann geht die Bedeutung verloren und in diesem Fall ist es dann sogar so, daß die Bevölkerung genau das tut, was der Künstler verhindern, kritisch ansprechen wollte!
    Und zur Hölle wieso versteht ihr den Unterschied zwischen Englisch und Deutsch nicht? Wieso verweist ihr automatisch auf Orwell, wenn ein unfähiger Übersetzer irgendein ungeeignetes deutsches Wort für Orwells Vorlage wählt? „speak“ ist bereits der vollständige Infinitv des Verbes im Englischen, „sprech“ ist es im Deutschen nicht! Als ob, dieses Wort zu benutzen, die „Legitimation“ hätte, von Orwell zu sein!? Das ist doch lächerlich!

  58. @76: Vielleicht hätte der Übersetzer Orwells <ispeak vielleicht besser mit Spreche übersetzen sollen, analog zu Schreibe und Denke. Das wäre noch viel scheußlicher als Sprech.
    Es hilft jedenfalls nicht, sich aufzuregen – Sprech ist nunmal in der deutschen Sprache angekommen, und die (meinetwegen auch falsche oder unangebrachte, den eigentlichen Zweck der Wortschöpfung verwässernde) Verwendung dürfte kaum zu stoppen sein. Regen Sie sich nicht auf und schreiben Sie selbst weiter gutes Deutsch auf dass es Ihnen wohlergehe im Leben :)

  59. @63: …wollte nur durch den Link auf meine Seite den „Traffic“ dieser Woche noch etwas nach oben schrauben – war nämlich bis Samstag noch etwas flau…

    Könnte das daran liegen, dass der letzte Beitrag acht Wochen alt und passwortgeschützt ist? Und dass davor acht Monate lang Pause war? Das kann auch den hartnäckigsten Leser vergraulen, und nicht jeder benutzt den Google-Reader…

    Oder ist mir da was entgangen?

  60. @Christian/76

    Es mag dir nicht aufgefallen sein, aber mir war das Thema an und für sich schon sehr müßig, sonst hätte ich mich vielleicht zu einem ganzen Satz hinreißen lassen.

    Und nun ziehe in den Kampf, edler Retter.. äh Ritter der teutschen Sprache.

    Mir drängt sich das Gefühl auf, dass sich hier ganze 78… nein, jetzt sogar 79 Kommentare ein bisschen zu wichtig nehmen… das ist ein Medien-Blog, nicht der des Papstes, also packt die Goldwaagen weg

  61. Die Goldwagen sind beim Sprachwandel sowieso unangemessen. Wenn ein Großteil der Deutschen der Ansicht ist, „Sprech“ sei ein deutsches Wort, dann ist das nun mal so. Kann man echt nichts machen, und heißt man noch so sehr Bastian Sick. Und an der Änderung ist auch echt nichts Schlimmes dran, wenn man die tatsächlichen Experten liest…

    Sie lasen die Erkenntnisse der Sprachwissenschaft. ;-)

    Die Frage nach dem „Mama Mia“-Titel ist aber eine ganz andere: Die Frage ist, ob der leger oder „hip“ wirkende Titel und die ebenso lockere Unterschrift den potentiellen Lesern nicht sehr übel aufstoßen kann. Das ist wichtig, das kann man ernst nehmen, das hat den Platz in einem Medienblog verdient. Dass es eine subjektive Frage ist, bestreitet allerdings niemand!

  62. Goldwagen hätte ich auch gern, wie die ganzen Superreichen in Dubai. Müsste nicht mal Rolls Royce oder Mercedes sein, so ein güldener Kleinwagen tät mir schon langen ;)

  63. Goldwaagen sind dann angemessen, wenn in einem Medienblog ganz bewusst die Sprachwahl kritisiert wird. Dann muss man sich eben auch selbst mal auf die Finger schauen lassen.

  64. Hallo zusammen!

    Vielen Dank für ausführliche Besprechung meines Magazins! Seit geraumer Zeit wundere ich mich, dass unsere Internetstatistik Ende Juni so viele Besucher auf unserer Seite meldet. Jetzt kenne ich den Grund :-)

    Jetzt muss ich natürlich auch noch meinen Senf dazu geben, gell? Stefan hätte die Bedeutung unseres Titels nicht besser erklären können (#64). Danke dafür! Und zur rosa Schleife – die habe ich weder geklaut noch erfunden. Wir haben lediglich die Füße ergänzt. Sie sagen so viel wie: „Das Leben geht weiter“.

    Warum das Magazin so peppig und bunt ist? Ich konnte die öden Publikationen über Brustkrebs nicht mehr sehen! Müssen seriöse Fachmagazine immer schwarz oder blau-weiß in Schriftgröße 9 layouted werden? Ich finde nicht… Das Thema ist düster genug. Da kann ein bisschen Farbe nicht schaden – finde ich. Und wenn ich das Heft mit anderen Veröffentlichungen vergleiche, macht es durchaus Spaß. Denn es spricht Brustkrebspatientinnen als „Frau“ und nicht nur als „Patientin“ an, gibt Tipps für Wellness und schöne Reisen, etc. Denn ob Ihr es glaubt oder nicht – all das spielt auch im Leben von uns Krebsis noch eine Rolle – Gott sei Dank!

    @ DifferentStars et al: Augusten hat Recht (#69). Es ist lediglich im Ratgeber zum familiären Brust- und Eierstockkrebs die Rede von einer prophylaktischen Amputation – was bei einem 80-prozentigen Krebsrisiko durchaus Sinn machen kann. Du hättest Dir das Heft vielleicht etwas genauer ansehen sollen, bevor Du hier so krassen Blödsinn postest. Außerdem hättest Du merken können, dass keine einzige Anzeige im Heft ist. Das Konsortium für familiären Brust- und Eierstockkrebs hat es finanziert. Es handelt sich außerdem um eine Spezialausgabe und nicht um das reguläre Heft.

    So, das war’s von meiner Seite. Ich stehe gerne für weitere Fragen zur Verfügung ;-) Vielen Dank noch mal, ich fand es super spannend zu lesen, wie das Heft auf andere wirkt! Kürzlich durfte ich in einem Kiosk eine Unterhaltung zwischen Kundin und Verkäuferin belauschen. Die Kundin fragte nach Mamma Mia! Mein Herz schlug gleich höher. Die Verkäuferin: Ein Magazin mit einem SOLCHEN THEMA kommt uns nicht ins Regal. Brustkrebs ein Tabuthema? Auf jeden Fall! Wenn man von den oberflächlichen Promiberichten absieht! Deshalb bin ich stolz, wenn ich mein Heft im Zeitschriftenhandel sehe und eine Frau mit Chemoglatze das Cover ziert. Denn das gehört zum Leben – bei jeder neunten Frau in Deutschland.

    Eva

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