Da war ja diese Geschichte mit der „Bild“-Vorabmeldung über „faule Kredite“, die am vergangenen Sonntag von den Nachrichtenagenturen AP und ddp verbreitet wurde und sich als Falschmeldung entpuppte. Ein BILDblog-Leser beschwerte sich daraufhin per E-Mail bei ddp, dass die Agentur, wie andere auch, ohne Prüfung Meldungen aus der „Bild“-Zeitung übernehme. Er fragte, ob die ddp-Redakteure „zu blauäugig, zu träge oder zu unfähig“ seien.
Der Leser bekam von Rainer Höhling, dem Stellvertreter des ddp-Chefredakteurs, eine ausführliche Antwort, in der Höhling die Kritik als unsachlich, unhaltbar und beleidigend zurückwies.
Nachdem der Leser uns den Briefwechsel weitergeleitet hat, habe ich bei Höhling nachgefragt — und (nicht wundern!) viele Formulierungen aus seiner erstaunlich schroffen, herablassenden und anmaßenden Antwort aufgegriffen:
Sehr geehrter Herr Höhling,
ich wende mich an Sie, weil ich gehört habe, dass Sie stets darum bemüht sind, auch Menschen, die nicht die geringste Ahnung von der Arbeit von Nachrichtenagenturen haben, eine kleine Nachhilfe zu geben, und hoffe, meine Fragen in einem Ton zu formulieren, den Sie nicht als beleidigend empfinden.
Ein Leser von BILDblog hat uns Ihren Mailwechsel weitergeleitet, in dem es um die auch von ddp verbreitete Falschmeldung der „Bild“-Zeitung über die „faulen Kredite“ ging. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir ein paar Nachfragen gestatten.
Wenn Sie schreiben, dass es unmöglich war, den Wahrheitsgehalt der „Bild“-Vorabmeldung am Sonntagnachmittag zu überprüfen, bedeutet das, dass ddp im Zweifel lieber eine falsche Meldung verbreitet als zu warten bis eine Überprüfung möglich ist? Gilt diese Regel für alle ddp-Meldungen oder nur für Vorabmeldungen von anderen Medien? Und ist das Vorgehen von ddp unabhängig vom Medium, von dem die Vorabmeldung stammt, mit anderen Worten: Ist „Bild“ nach Ihrer Erfahrung eine Quelle, der man unbesehen trauen kann, dass ihre Angaben stimmen?
Wenn Sie fragen, wie lange es gedauert hätte, den gesamten BaFin-Geschäftsbericht von 2006 durchzusehen, um festzustellen, dass die „Bild“-Information falsch war, bedeutet das, dass die Mitarbeiter von ddp keine Suchfunktionen in Dokumenten nutzen, um zum Beispiel mit der Suche nach „188“ die entsprechende Stelle in Sekunden zu finden?
Wenn Sie Kritik an der ddp-Meldung zurückweisen, weil sie mit dem Satz geendet habe: „Bei der BaFin war am Sonntag zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen“, bedeutet das, dass ein solcher Satz ungefähr bedeutet: „Alles, was in dieser Meldung steht, könnte falsch sein“?
Wenn Sie schreiben, ddp hätte am Montag die Meldung vom Vortag „präzisiert“, meinen Sie dann „präzisieren“ im Sinne von „eine Falschmeldung korrigieren“? Und gibt es einen Grund, warum in dieser „präzisierten“ ddp-Meldung am Montag jeder Hinweis darauf fehlt, dass sie einer früheren ddp-Meldung in entscheidenden Punkten widerspricht? Wäre es nicht möglich gewesen, ein Wort wie „Korrektur“ in dieser Meldung unterzubringen?
Ist Ihnen bekannt, dass nach gängiger Spruchpraxis des Deutschen Presserates Zeitungen davon ausgehen dürfen, dass Agenturmeldungen sachlich korrekt sind, sie diese also nicht nachprüfen müssen? Glauben Sie, dass Sie mit Ihrer Vorgehensweise, wie sie im Fall der „Bild“-Vorabmeldung über die „faulen Kredite“ offenkundig geworden ist und an der Sie selbst offenbar nichts kritikwürdig finden, dieser Verantwortung gerecht werden?
Oder, kurz gefragt: Wird ddp die nächste falsche Vorabmeldung von „Bild“ auch ungeprüft verbreiten?
Über Antworten würde ich mich sehr freuen. Ich würde sie, wenn Sie einverstanden sind, gerne auf BILDblog.de oder in meinem Blog stefan-niggemeier.de veröffentlichen.
Vielen Dank,
mit freundlichem Gruß
Stefan Niggemeier
BILDblog.de
Rainer Höhling hat sich mir gegenüber erklärt, ist aber nicht damit einverstanden, dass ich seine Antworten in irgendeiner Form veröffentliche. Offenbar möchte die Agentur ddp, dass weder bekannt wird, wie sie mit Leserkritik umgeht, noch, wie sie den Fall intern bewertet. Und schon gar nicht möchte sie an einer Debatte über die Grenzen des Agentur- und Vorabmeldungsjournalismus mitwirken.
ähnlich pappig wurde auch ein leserbrief der aus den komentaren des lawblogs hervorging abgewatscht.
http://www.lawblog.de/index.php/archives/2007/09/24/links-einhundertsechsundvierzig/#comments
Schade, aber völlig zu erwarten, dass es so kommen würde. Anscheinend entwickelt sich „verantwortliche Medien“ zu einem Paradoxon – dass auch nicht wenig die Nachrichtenagenturen mit einschließt, was ich als Aktiver im Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung gerade wieder erleben durfte. Wenn aus einer Demo mit 15000 bestätigten Teilnehmern eine Veranstaltung mit 2000 wird – dann kann und muss man sich als Betroffener über die Verantwortlichen (in diesem Falle AP) ärgern…
@2 ja dane, genau diesen fall meinte ich.
und zu 1. hier ist noch ein „m“. ;-)
herrn höhling ist sicherlich klar, dass die agentur richtig mist gebaut hat, um es mal salopp zu formulieren, und seine rechtfertigungsversuche machen es eher schlimmer. trotzdem,
dass er sich nicht hier oder im bildblog durch die veröffentlichung irgendwelcher entschuldigungs- und/oder erklärungsversuche „abwatschen“ lässt, dass finde ich menschlich und aus seiner sicht durchaus vertretbar.
war denn die Erklärzbg Dir gegenüber im Ton ok und inhaltlich nachvollziehbar, oder hat er auch da seine Strategie der ‚Vorwärtsverteidigung‘ fortgesetzt?
Daß man Bild nicht über den Weg trauen darf, beweist ja BildBlog täglich neu, aber daß eine an sich seriöse Agentur durch so ein Verhalten die eigene Glaubwürdigkeit und die Arbeit vieler Journalisten so leichtsinnig (und vielleicht gar mutwillig) beschädigt, ist schon erschreckend.
@ruhrpottperle: Nachvollziehbar finde ich es auch, aber dadurch nicht besser. Ich finde es schon sehr bezeichnend, wenn ein Vertreter einer Nachrichtenagentur wegen deren Arbeit kritisiert wird, und die Antwort dann so formuliert, dass sie eine größere Öffentlichkeit lieber nicht lesen sollte. Schöner wäre es, wenn Herr Höhling auf eine kritische Nachfrage etwas antworten könnte, dessen Veröffentlichung ihm nicht unangenehm sein müsste.
Ich glaube, ich frage ihn einfach auch einmal selbst, vielleicht erklärt er mir ja unter vier Augen, was sich die ddp dabei gedacht hat.
Im Prinzip gebe ich Ihnen Recht: ddp hätte besser handeln können. Aber: ddp hat nicht verbreitet: „Es gibt 188 Mrd Euro faule Kredite“. Sondern: „Die Bild-Zeitung berichtet, es gebe 188 Mrd Euro faule Kredite“. Und auch durch das relativierende“offenbar“ machen sie deutlich, dass die Information nicht von Ihnen kommt und/oder verifiziert ist. ddp hat also keine Falschmeldung verbreitet. Trotzdem ist eine Hätte-Wäre-Könnte-Meldung natürlich keine Meisterleistung. Den echten Schnitzer macht erst der, der die Meldung ohne Verweis auf die Quelle und ohne den Hinweis auf eine fehlende Bestätigung bringt.
„ddp hätte besser handeln können“
Vor allem hätte ddp nicht den Leser, der sich zu Recht beschwert, auch noch beschimpfen müssen.
ddp, ddp – ach ja, das war ja diese agentur, die letzten samstag verbreitete, dass auf der vorratsdatenspeicherungsdemo in berlin (ca. 10-15.000 Teilnehmer) 2000 Leute waren. und deren zahl dann leider in den spärlichen berichten in div. Medien übernommen wurde. Aber wahrscheinlich konnten sie diesen Wahrheitsgehalt auch nicht prüfen. (Oder kamen beim zählen nur bis 2.000, bevor ihnen die Prüfziffern ausgingen…..)
ich verstehe nicht warum man den herrn von der agentur um erlaunis bittet.
er schuldet diese erklärung der öffentlichkeit, basta.
der mann hat je bloßstellung die man ihm zuteil werden laßen könnte mehr als verdient.
@ 8: Klar. Sowas ist völlig daneben. Wie ist das denn zu erklären? Ist dieser Herr Höhling für rüde Töne bekannt? Oder war der Leserbrief an ddp auch schon beschimpfend formuliert?
Natürlich sollte man sich in einer Antwort trotzdem nicht auf so ein Niveau begeben, aber es wäre zumindest der Hauch einer Erklärung.
@9: Vorsicht, Herr Höhling droht schnell mit juristischen Konsequenzen, wenn man behauptet, der ddp habe falsche Zahlen verbreitet. Scheinbar lagen der ddp am Samstag um 16 Uhr und auch in der Nacht noch keine aktuellen Zahlen vor, außer denen, die der Veranstalter im Vorfeld als „Erwartete Teilnehmerzahl“ mitgeteilt habe. Deshalb musste man sich halt auf diese Zahlen berufen.
Der Veranstalter hat zwar beim Beginn des Demo-Zuges genau wie die Polizei 8000 Teilnehmer gezählt, aber anscheinend hat niemand den Chefredakteur der ddp angerufen und die Zahlen mitgeteilt. So arbeiten Nachrichtenagenturen nunmal. Ich weiß das, weil Herr Höhling mir Nachhilfe gegeben hat ;-)
Schade, ich hätte schon gerne gewusst, was er antwortet…
Schreib ihm halt! :-)
Auch der Mannheimer Morgen übernimmt seit einiger Zeit Meldungen der BILD-Redaktion. Ungeprüft natürlich!
Das mit der Redaktionsanfrage werde ich auch mal machen.
Ich möchtes auch wissen. Darf ich ihm auch schreiben?
Wird der arme Mann sich nicht ein wenig genervt fühlen, wenn wir das jetzt alle tun?
Mhhhh…
@4: Ich möchte bezweifeln, dass auf Seite der Agenturen solche Vorkommnisse als „Mist gebaut“ bewertet werden. Vielmehr dürften die den Standpunkt vertreten, dass diese Art von Meldung und die Arbeitsweise, die zu diesen führt, von den Kunden gefordert wird und deshalb in Ordnung geht.
Wenn dann punktuell die eine oder andere Falschmeldung (oder was der Nichtprofi unter einer solchen versteht) plötzlich unter die Lupe genommen wird und ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerät, kommt das bei der betroffenen Agentur hauptsächlich als unfair und geschäftsschädigend an – die anderen arbeiten schließlich genauso.
Aus dieser Logik heraus ist der von den Agenturen an dieser Stelle gerne gebrachte Verweis auf die Endverwerter auch legitim – letztendlich sind sie es, die aus Kostengründen am liebsten ihre Agenturmeldungen nur noch aus einer oder höchstens zwei Händen beziehen, dabei aber nicht auf Breaking-News-Aktualität zugunsten von faktischer Korrektheit verzichten wollen.
Und ebenjene Nachrichtenendverwerter sparen nicht nur aus reiner Profitgier am falschen Ende, sondern auch, weil ihnen die Leser weglaufen. Natürlich kann man an dieser Stelle eine Henne-Ei Diskussion anfangen, aber ich persönlich habe den unguten Verdacht, dass tatsächlich die Geizgeilheit (oder auch Geizzwang, je nach Blickwinkel) beim Leser/Zuschauer das faule Qualitätsjournalismusei gelegt hat.
Stefan, nehmen wir einmal an, du hättest etwas falsch dargestellt, nur mal so angenommen. Weil du vielleicht im Stress warst oder keine Lust hattest, intensiver nachzuforschen.
Und dann schriebe dir einer, du seiest „zu blauäugig, zu träge oder zu unfähig”. Wie wäre deine Antwort?
Hm Geizgeilheit? Ich kann natürlich nur für mich und meine Mitbewohner sprechen… wir haben eine Tageszeitung aboniert, und sie kostet uns auch Monat für Monat für Studenten gutes Geld. Wenn ich jedoch sehe, dass für „uns“ unheimliche wichtige Informationen wie die Demo einfach komplett totgeschwiegen werden, und ich auch sonst viele Meldungen teilweise schon Tage zuvor schneller und exakter im Internet recherchieren konnte, oder wie vor kurzem eine schon Tage zuvor vom Bildblog widerlegte Bild-Meldung als Neuigkeit verkauft wird, dann frage ich mich öfters, ob dies mir das Geld wirklich wert ist. Derzeit sieht es so aus, dass der einzige Grund für das Abo der Lokalteil ist. In Haushalten, die diesen nicht als wichtig erachten (zum Beispiel weil alle den ganzen Tag am arbeiten sind) ist die klassische Tageszeitung gegenüber dem Internet einfach entbehrlich.
Man muss natürlich auch sehen, dass die meisten Nachrichteninhalte im Internet ebenfalls von den Agenturen gemacht werden. Aber dort gibt es noch eine größere Vielfalt, da man persönlich nicht von den Firmen abhängig ist, die die eigene Zeitung beliefern.
Naja, letztendlich wohl tatsächlich ein Henne-Ei-Problem… weniger Qualität => weniger Abonnementen => weniger Qualität usw
Was ist den bei der dpa los?
Von der Bild abschreiben, patzig werden wenn Nachfragen kommen, und möglichst alles geheim halten.
Naja ich vermute mal, die sind mehr gut als schlecht.
Und jeder der denen einen Brief schreiben will, sollte sich vorher fairnesshalber richtig mit der dpa befassen.
…und dpa von ddp unterscheiden können.
Wie schätzt Du das ein, Stefan, nachdem Herr Höhling sich dir gegenüber erklärt hat? Wie arbeitet die ddp deiner Einschätzung nach: „zu blauäugig, zu träge oder zu unfähig” oder seriös und gewissenhaft?
Ich hatte das sicher schon mal irgendwann geschrieben, aber: In solchen Fällen frage ich mich immer, wie viele Falschmeldungen wir konsumiert haben, bevor (fast) alles im Internet auf Richtigkeit überprüft wurde, und wie vielen Falschmeldungen wir auch heute noch unbemerkt glauben?
Also die medienkritische Linie fehlt mir jetzt. Die Agentur hat doch nur verbreitet, was eine Zeitung geschrieben zu haben vorgab. Das ist Tagesgeschäft. Das kann man – aus vielen Gründen – blöd finden, aber es ist deshalb noch lange nicht falsch. Das hat Wolf (Nr. 7) schon deutlich gesagt – wurde in der Diskussion bisher aber nicht aufgegriffen.
Ich wundere mich über deine Kritik, Stefan, weil du ja nun gerade bei spiegelkritik.de ( http://spiegelkritik.de/2007/09/18/zitate-und-interpretationen/ ) kritisiert hast, dass sich eine kolportierte Vorabmeldung zwar nicht auf den vorabgemeldeten Text bezog, aber – man könnte sagen: zufällig – dennoch richtig war. D.h. eine Vorabmeldung ungeprüft zu übernehmen ist dann okay, wenn das Ergebnis am Ende passt?
Entweder kann ich Vorabmeldungen blind verbreiten (X behauptet, Y gesagt / erfahren/ recherchiert / …/ zu haben) – dann ist diese ddp-Meldung hier kein Thema: Sie haben einfach nur kolportiert. Oder aber ich muss solche Meldungen lediglich als Hinweise verstehen und nachrecherchieren (was dann aber auch für tausend andere Fälle gilt: Wenn Politiker A sagt, er habe heute im Parteivorstand dies oder jenes vorgeschlagen – dann muss das erst mal überprüft werden – was natürlich nie geschieht, warum auch, es ist ja nur eine Behauptung). Dann bliebe aber die SpOn-Meldung kritikwürdig, weil sie eben ohne eigene Recherche übernommen wurde, auch wenn dann nach deiner Aussage das Ergebnis am Ende akzeptable war.
Was also, fragt die Meute den Medienkritiker, soll die Nachtschwester tun, wenn ihr eine interessante Behauptung eines Wettbewerbers ins Haus „flattert“?
@Timo: Der Fall bei Spielkritik ist doch ein völlig anderer. Da ist die Meldung nicht nur „zufällig“ richtig gewesen. Der „Kölner Stadtanzeiger“ verbreitete vorab über die Agenturen, was ein Gesprächspartner ihm in einem Interview gesagt hat. Dass sich ein Zitat aus diesem Interview dann im veröffentlichten Text im Stadtanzeiger nicht wiederfand, ändert ja nichts an der Richtigkeit des Zitats.
Der Presserat sagt, ein Medium darf davon ausgehen, dass eine Agenturmeldung richtig ist und muss sie nicht nachrecherchieren. Entsprechend groß ist die Verantwortung der Agenturen, das zu prüfen, was sie verbreiten. Es wird Dich vielleicht nicht wundern, dass ich der Meinung bin, dass es gute Gründe für eine Agentur gibt, am Wahrheitsgehalt einer „Bild“-Vorabmeldung mehr zu zweifeln als bei einer seriösen Quelle. (Das auch als Faustregel für die Nachtschwester.)
Und schließlich geht es in diesem Eintrag nicht nur um die zweifelhafte Praxis der ungeprüften Verbreitung von Vorabmeldungen, sondern vor allem um den zweifelhaften Umgang einer Agentur mit der Kritik eines Lesers.
@ 25: Dann wiederhole ich meine Frage aus Nr. 11: Wie war denn der Leserbrief an ddp formuliert? Die Frage, ob ddp-Redakteure „zu blauäugig, zu träge oder zu unfähig” seien, deutet ja darauf hin, dass bereits in dem Brief nicht gerade sachlich Kritik geäußert, sondern herumgepöbelt wurde. Wenn einen als Redakteur sowas auf dem falschen Fuß erwischt, juckt es in den Fingern, selbst etwas pampig zu werden, das kenne ich von mir selbst.
Es ist auch immer wieder aufschlussreich, welchen in den Kommentaren gestellten Fragen Stefan eine erneute Antwort widmet. Noch aufschlussreicher wird es durch jene, die ignoriert bleiben.
(Das ist natürlich sein gutes Recht. Aber zugleich eine unumgängliche Bloßlegung seiner Kritikfähigkeit.)
@ Deli Ziös #27:
Und welche kritische Frage, die „zugleich eine unumgängliche Bloßlegung seiner Kritikfähigkeit“ darstellt, hat der böse Stefan Niggemeier ignoriert? Wobei eine Nichtbeantwortung im Blog nicht unbedingt bedeutet, dass sie ignoriert wurde, aber das führt hier zu weit.
Und was bedeutet „unumgängliche“ in diesem Zusammenhang gleich?
@ SvenR #28:
Die polemischen Unterstellungen sind wirklich nicht hilfreich. Dass Stefan böse sei, wurde von mir nicht behauptet.
Mir fehlt momentan auch die Zeit, einzelne Beispiele herauszusuchen, die das wirklich von mir Behauptete untermauern. Aber als regelmäßiger Leser dieses Blogs weißt du, weiß ich und weiß nicht zuletzt auch Stefan, dass er bezüglich erneuten Antworten sehr wählerisch ist. (Ich halte das für banal, völlig unumstritten und, ja, sogar: notwendig.)
„Unumgänglich“ ist in diesem Zusammenhang, dass die Beantwortung einer Frage gleichzeitig die Nichtbeantwortung einer anderen ist. Watzlawicks „Man kann nicht nicht kommunizieren“ umschreibt den Sachverhalt sehr treffend. Entsprechend legt es eben auch Stefans Kritikfähigkeit bloß, wenn die pikanteren Fragen, die dann und wann auch auftauchen, für mich als Leser sichtlich nicht aufgegriffen werden.
Davon unberührt ist selbstverständlich die Möglichkeit, dass es per Mail persönlich geklärt wurde, was in Einzelfällen sicherlich die bessere Alternative ist. Es entsteht dennoch hier im Blog dann eine gewisse Leere.
@ Deli Ziös # 29:
Die nicht fundierten Behauptungen sind wirklich nicht hilfreich. Dass polemischen Unterstellungen wirklich hilfreich sein, wurde von mir nicht behauptet.
Mir fehlt momentan auch die Zeit, einzelne Beispiele herauszusuchen, die das wirklich von mir Behauptete untermauern.
Wir können das gerne noch Stunden weiterspielen.
Woher wollen Sie wissen, welche Fragen Stefan für pikant hält, und daher Ihrer Ansicht nach absichtlich nicht im Blog beantwortet?
Vieleicht legt es eben auch Stefans Faulheit bloß, seine Schusseligkeit oder seine mangelhafte Fähigkeit, dass für pikant zu halten, was Sie dafür halten?
Herrje. Es führt zwar leider weg vom Thema, aber ich kann das so nicht stehen lassen. Der Hausherr möge es mir verzeihen.
Erstens ist es ein netter Gedanke, meinen Kommentar der Lächerlichkeit preisgeben zu wollen. Die Methode hinkt jedoch. Fällt dir bestimmt auch auf. (Überdies wollte ich dir mit dem ersten Abschnitt von #29 nicht ans Bein treten. Aber es war eine Unterstellung von dir.)
Zweitens weiß ich nicht, welche Frage Stefan für pikant hält. Was ich weiß, ist, dass es welche gibt, die unbeantwortet bleiben. Und die halte ich (wohlgemerkt: zum Teil) für pikant. Andere für belanglos oder daneben oder…
Drittens halte ich Stefan für weder schusselig noch faul. Sondern für intelligent. So intelligent, dass er manches einfach so stehen lässt. Und manches nicht „einfach so“.
Faszinierend, wie man so viele Zeilen mit Nullaussagen füllen kann.
vielleicht muss ja die ddp einfach geld sparen. und warum denn nicht am produkt, es gibt ja noch andere alleinstellungsmerkmale.
.~.
Ja, die Sache mit der öffentlichen Darstellung von Meinungen ist schon blöd. Gerade wenn ein publizierendes Medium davor zurückschreckt sollten wir uns Sorgen machen.
@Deli Ziös: Jetzt möchte ich aber auch mal ein Beispiel lesen.
[…] Höhling hat also noch mehr Nachhilfestunden gegeben. Da beschwerte sich ein Leser, weil ddp berichtete habe, dass an der […]
So schön das auch ist, dass sich offenbar einige Leute noch Gedanken um Umgangsformen machen, am eigentlich interessanten Thema geht diese Diskussion vorbei.
Die Richtlinie 2.3 des Pressekodex des deutschen Presserats, die sich mit Vorausberichten befasst, ist sehr pragmatisch gehalten – letztendlich sagt sie aus: Wer zuerst vorausberichtet, trägt die Verantwortung für das Berichtete. Wenn Dritte dieses wiederum unter Angabe der Quelle abschreiben, können sie dabei davon ausgehen, dass das Gemeldete stimmt – müssen also nicht weiter nachrecherchieren.
Der ddp ist also formal fein raus – denn BILD trägt die publizistische Verantwortung für die Vorabmeldung der Zahlen der BaFin. Und genau jetzt kommt der eigentlich interessante Teil, wie Stefan auch schon schrieb:
Warum eigentlich übernimmt der ddp (und alle Kunden des ddp, die die Meldung weiter übernahmen) eine Meldung, für die die BILD-Zeitung die publizistische Verantwortung trägt? Glaubt man beim ddp, dass diese Verantwortlichkeit bei BILD gut aufgehoben ist?
Genau das hat sich vermutlich auch jener BILDBlog-Leser gefragt, als er in Anlehnung an Hanlons Rasiermesser beim ddp nachgefragt hat: „Zu blauäugig, zu träge oder zu unfähig“?
Und die Antwort die er darauf erhielt war ja, wie man aus Stefans Nachfrage schließen kann, eben nicht nur ein empörtes „Sowas beantworte ich nicht“, sondern enthielt auch (m.E. reichlich unglaubwürdige) Begründungen, warum man die Vorabmeldung der Bild nicht selbst nachrecherchieren konnte und – das meiner Meinung nach *wirklich* wichtige Detail – KEINE Antwort auf die Frage, warum man überhaupt BILD als Primärquelle für den eigenen Ticker verwendet.
Ich vermute an dieser Stelle einfach, weil die Antwort lautet: „Weil wir es können, weil wir auch dafür von unseren Kunden Geld bekommen und weil uns das vorrangig interessiert.“
Solange der ddp nicht mit einer besseren Antwort öffentlich kontert, werde ich bei dieser Vermutung bleiben. Und schätzungsweise viele andere auch.
@ Ommelbommel #35
In den Kommentaren zu diesem Artikel würde ich persönlich #11 und #18 als Beispiel heranziehen. Der Kollege Deli Ziös hat da vielleicht noch mehr auf Lager.
@ Sebastian Sachse, #32
Meinst du den Dialog zwischen Deli Ziös und SvenR? Ich fand den ziemlich interessant, denn sowas findet in der einen oder anderen Form, aber immer nach dem gleichen Muster, andauernd in irgendwelchen Blogs oder Foren statt und auch im real life. Bei dieser Ausgangssituation hat derjenige, der die Rolle einnimmt, die hier im Beispiel SvenR hat, immer eine etwas geringere Chance, als optischer/gefühlter „Sieger“ aus der Debatter hervorzugehen.
[…] · Gespeichert unter Blogwelt, Journalisten, Stefan Niggemeier, Tageblog, ddp Gerade hat man die erste “Ungeheuerlichlichkeit” gelesen, verdaut und sich eine Meinung dazu gebildet, da folgt schon der Nachschlag. Das Prinzip […]
„Die Frage, ob ddp-Redakteure „zu blauäugig, zu träge oder zu unfähig” seien, deutet ja darauf hin, dass bereits in dem Brief nicht gerade sachlich Kritik geäußert, sondern herumgepöbelt wurde.“
Hm. Ich empfinde das nicht gerade als „herumpöbeln“.
Die gewählten Adjektive sind doch harmlos und kommen der Wahrheit sehr nahe.
Ja, „herumpöbeln“ ist ein zu starker Begriff. Aber unhöflich und beleidigend ist es.
Unhöflich ist es.
Ob es beleidigend ist hängt davon ab, ob es zutrifft.
Lieber Herr Niggemeier,
ich hoffe, dass wir uns bei all dem Furor, der in dieser Sache mittlerweile glüht, auf eines einigen können: Wo Menschen arbeiten, werden Fehler gemacht. Wir sind bei ddp sorgfältig darauf bedacht, Fehler zu vermeiden. Jeder ist gehalten, an seinem Platz perfekt zu arbeiten. Wir stellen das mit einer mehrstufigen Produktion sicher – so sicher, wie das eben geht. Dennoch kommt es, wie in jedem Handwerk, trotz aller Sorgfalt gelegentlich zu Fehlern, die ja niemand absichtlich verursacht oder übersieht.
Entscheidend ist der professionelle Umgang mit einer Fehlleistung. Daher habe auch ich mich über die zweite Meldung zu dem fehlerhaften „Bild“-Vorab geärgert. Da hätte sinngemäß klar stehen müssen, dass die Bafin sich gegen eine falsche Darstellung der „Bild“-Zeitung stellt. Sie dürfen mir glauben, dass diese Meldung intern bei uns ausgewertet wurde. Sie hat gegen unsere eiserne Regel verstoßen, dass erkannte Fehler umgehend transparent korrigiert werden müssen. Hier wurde zwar der Fehler irgendwie korrigiert, jedoch unklar und nicht transparent. Da das auch ohne Ihr Zutun leider jeder gesehen hat, muss das nicht weiter öffentlich debattiert werden. Was sollen wir noch dazu sagen?
Ich schreibe in etwas ungelenkem Deutsch „erkannte Fehler“, weil es in der Natur unerkannter Fehler liegt, nicht korrigiert zu werden. Das kommt bei täglich Hunderten ddp-Meldungen aber sehr, sehr selten vor. Die allermeisten Fehler erkennen wir selbst, bevor eine Meldung gesendet wird. Im anderen Fall sind wir sehr dankbar für einen Hinweis. Dieser wird dann geprüft, und bei Bestätigung des Fehlers machen wir die Korrektur. Unter Profis ist das eine selbstverständliche Dienstleistung, die unseren Kunden unsere Verlässlichkeit beweist.
Herr Höhling hat versucht, das gegenüber dem Leserbriefschreiber deutlich zu machen Angesichts eines Leserbriefs, der ohne große Umschweife unterstellt, hier sei schlampige Arbeit die Regel, war er nicht einmal besonders scharf. Der inquisitorische Ton des Briefes war der Sache nicht angemessen.
Sie wissen als erfahrener Journalist sehr gut, dass mit fehlerhaften oder überdrehten Vorabmeldungen das ungeschriebene Gesetz unseres Handwerks gebrochen wird, dass man Nachrichtenagenturen nicht für die eigene PR missbraucht, weil dies das gegenseitige Vertrauensverhältnis zwischen Medien und Agenturen in für alle Seiten sehr unangenehmer Weise belastet. Mit der Verifikation (oder Falsifikation) solcher Meldungen gelangt man nachts oder am Wochenende, wenn besonders viele Vorabmeldungen eingehen, beim Versuch, bei den Akteuren nachzufragen, an natürliche Grenzen. Daher teile ich Ihr Unbehagen – unser Dilemma liegt darin, dass die große Mehrzahl der Vorabs stimmt, was aber ebenfalls selten gleich geklärt werden kann. Bei einer Meldung zu einem relevanten Thema, die nicht schon auf den ersten Blick unplausibel wirkt, bleibt uns nichts als der handwerklich korrekte Hinweis darauf, dass eine Verifikation zunächst nicht möglich gewesen ist, was nichts anderes heißt als: Diese Meldung muss nicht, aber kann ganz oder in Teilen falsch sein, sie ist jedenfalls vorerst unbestätigt. So haben wir das bei der ersten Meldung zu dem „Bild“-Vorab auch gemacht.
Verdrehte oder falsche Vorabmeldungen sind für uns ein Thema, das auf bestimmte Medien nicht eingegrenzt werden kann, und auch bei den gelegentlich Betroffenen ist derlei unserer Erfahrung nach nicht die Regel und nicht erklärte Absicht. Ich bitte daher um Verständnis dafür, dass wir an einer öffentlichen Debatte nicht teilnehmen können und wollen, in deren Rahmen einzelnen Medien unterstellt wird, vorsätzlich zu lügen. Am richtigen Ort, zur richtigen Zeit und gegenüber dem richtigen Gesprächspartner wird ein solcher Lapsus ohne Scheu von uns angesprochen. Aber zu einer Stellungnahme im „Bildblog“ sind wir nun wirklich nicht verpflichtet. Wir bleiben auch da unserer publizistischen Rolle gemäß neutral – was bitte nicht mit Indifferenz oder Verschlafenheit verwechselt werden möge.
Ihr Ansinnen abzulehnen, Herrn Höhlings persönliche Mails in dem Blog zu publizieren, die als öffentliche Stellungnahme nicht gedacht waren, ist daher statthaft und kein Zeichen von Arroganz. Er übt damit genau das Recht aus, über die eigene Publizität zu bestimmen, dessen Verletzung Sie der „Bild“-Zeitung immer wieder vorwerfen. Interessant ist, dass Sie darauf, dass wir unser Schweigen brechen sollten, in dieser Schärfe und Empörung insistieren und Herrn Höhling, gegen dessen ausdrücklichen Wunsch, gewissermaßen „über Bande“ dennoch zitieren. Das erinnert mich doch sehr an das Gedicht über die Elche und deren schärfste Kritiker…
Herzliche Grüße
Joachim Widmann
Chefredakteur
ddp Deutscher Depeschendienst
@ xconroy #38:
Soso, #11 und #18 also sind „pikante“ Fragen, die Stefan Niggemeier Ihrer Ansicht nach nicht beantworten will.
Schauen wir mal genau hin:
Sehr gute Frage. Fast so gut wie „Warum gibt es Hunger in der Welt?“.
An der Stelle denke ich immer „Google ist scheinbar nur mein Freund“. Der Mann, um den es da geht, ist stellvertretender Chefredakteur eines Nachrichtendienstes. Da kann man sich sehr schnell ein eigenes Bild machen. Außerdem, wieso sollte Stefan Niggemeier diese Frage beantworten sollen? Kennt er ihn persönlich? Kennt er ihn „nur so“ oder wirklich gut? Oder soll er einfach mal ins Blaue raten?
Es hilft ungemein, wenn man vor dem Verfassen eines Kommentars, den zu kommentierenden Artikel und alle Kommentare, die bislang dazu abgegeben worden sind, vollständig liest. Und versteht.
Und #18 ist so offensichtlich eine rhetorische Frage, dass ich nicht erwarten würde, das irgendwer sie beantwortet. Das ist nämlich das Wesen einer rhetorischen Frage.
Und: „Sieger“ und „Verlierer“ sind in Bezug auf Kommentare in einem Blog in meinen Augen unpassende Begriffe, Sie denken in zu kleinen Kategorien.
Ups:
Außerdem, wieso sollte Stefan Niggemeier diese Frage beantworten
sollenkönnen?@Sven R: Wären Sie so nett, mir einen Hinweis auf die Stelle im Artikel oder den Kommentaren zu geben, der man den Ton des Leserbriefs an ddp entnehmen kann und die ich bisher offensichtlich überlesen habe?
@ Wol #46: Gerne.
Ich würde es nicht direkt freundlich nennen.
Hat noch jemand ein „f“ für mich?
@Sven R: Schauen Sie doch mal bei #26 vorbei. Dort werden Sie sehen, dass ich die Passage gelesen habe, mich aber frage, ob man aus dem von Stefan Niggemeier zitierten Fragment Rückschlüsse auf den Tonfall des gesamten Briefs ziehen kann. Das war auch schon der Fall, als ich #11 geschrieben habe. Die Frage nach „Blauäugig“, träge oder unfähig“, ist, siehe 40ff., nur ein kleines Indiz für den Tonfall des Briefs, daher habe ich nachgefragt.
@ Wolf #49:
Ich hatte ja Ihren Beitrag #11 überhaupt gar nicht bemängelt. Auch habe ich nicht Ihnen unterstellt, dass Sie nicht ordentlich lesen. Ich habe lediglich versucht xconroy aufzuzeigen, dass nicht jeder „pikante“ offene Fragen – die Stefan Niggemeier vorsätzlich nicht beantwortet – in den Beiträgen #11 und #18 erkennt.
Über die „Legitimtät“ Ihrer Fragen habe ich mich auch nicht ausgelassen.
[…] Widmann, Chefredakteur der Nachrichtenagentur ddp, schreibt zu dieser Debatte: Lieber Herr […]
@43: Sie haben die wichtigste Frage immer noch nicht beantwortet. Warum übernehmen Sie Vorabmeldungen von Bild? Noch dazu ungeprüft?
In Ihrem Kommentar finde ich genau einen Satz, der vielleicht, vielleicht irre ich mich auch, dazu indirekt Stellung bezieht:
„Ich bitte daher um Verständnis dafür, dass wir an einer öffentlichen Debatte nicht teilnehmen können und wollen, in deren Rahmen einzelnen Medien unterstellt wird, vorsätzlich zu lügen.“
Bezieht sich das auf die BILD-Zeitung? Ich glaube, Sie haben da etwas missverstanden: BILDblog dokumentiert lediglich, dass BILD einfach bemerkenswert oft danebenliegt. Oft genug und bemerkenswert genug, dass es ein Nachrichtenlieferanten wie der, dessen Chefredakteur Sie sind, daraus Konsequenzen ziehen müsste.
Vielleicht verstehe ich Ihren Satz aber auch falsch, und Sie fühlen sich selbst mit dem Vorwurf der vorsätzlichen Lüge konfrontiert. Auch in dem Fall liegt ein Missverständniss vor – der Vorwurf ist lediglich, dass der ddp schlechte Arbeit abliefert – weil er sich auf die BILD-Zeitung verlässt. Ob dahinter System oder Inkompetenz steckt, ist auch nach Ihrer Stellungnahme weiterhin Spekulationssache.
Lieber anonymer Bauer vom Dreigestirn,
ich habe Ihre Fragen in meinem Kommentar eigentlich schon beantwortet. Um den Satz, den Sie herausgreifen, klarer zu interpretieren: Jede, wirklich jede Vorabmeldung wird einer Prüfung unterzogen. Manche erledigt sich gleich von selbst, weil wir sie für unwichtig halten oder weil sie offenkundig nicht korrekt ist. Andere sind gleich klar, weil sie – aus Interviews, der deutschen Regel nach also fast immer autorisiert – korrekte Zitate wesentlicher Akeure enthalten. Andere behaupten, oft unter Berufung auf exklusive Recherchen, plausibel bislang unbekannte Tatsachen: Hier wird der Versuch unternommen, die Meldung zu verifizieren. Im Früh-, Spät- oder Wochenenddienst ist das nur gelegentlich möglich, weil der Ansprechpartner schlicht nicht erreichbar ist. Wenn das Meldungen zu wichtigen Themen sind, müssen wir sie aber schnell bringen, so wollen das unsere Kunden. Daher weisen wir dann darauf hin, dass eine Bestätigung nicht zu erlangen war. Das heißt nicht, dass wir die Meldung für falsch halten. Es heißt, dass wir nicht wissen, ob sie richtig ist. Die Regel lautet: Berichte nur, was Du sicher weißt. Daraus leitet sich ab: Wenn Du etwas kolportierst, wovon Du nicht sicher weißt, ob es stimmt, weise genau darauf hin. Etwas vertrackt, ich weiß – aber solche Agenturmeldungen sind auch nicht für den End-Leser bestimmt, sondern unsere Leser sind zunächst vorwiegend andere Journalisten, die unsere Meldungen weiterverarbeiten.
Ich kenne einige Medien, deren Vorabmeldungen immer richtig sind – dennoch bekommen auch sie, wenn nicht verifizierbar, den einschränkenden Nachsatz, denn ein handwerklicher Lapsus ist nie ganz auszuschließen. Ich kenne kein Medium, dessen Vorabmeldungen immer falsch sind. Daraus folgt für mich: Ich behandle alle relevanten Vorabmeldungen, so weit sie überhaupt für uns geeignet scheinen, mit der gleichen Sorgfalt und stelle in der Organisation unserer Arbeitsabläufe so sicher es irgend geht, dass uns nicht dabei selbst ein Unfall unterläuft.
Dahinter, ja, dahinter steckt System.
@53:
Ich bin mir nicht sicher, ob Ihnen klar ist, dass vielen die hier mitlesen und vielen Lesern von Nachrichten gemeinhin die Sensibilität für die kleinen definitorischen Feinheiten des Geschäfts abgeht – das mag auch mit Grund dafür sein, warum dann manche Leserzuschriften in einem „unangemessen inquisitorischen“ Tonfall verfasst sind.
Was Sie und der Rest der Branche unter Überprüfen verstehen, läuft beim gemeinen Leser teilweise unter Inspizieren oder auch „Drüberschau’n“. Wer nun Recht hat ist dabei eigentlich gar nicht so wichtig, diesen Unterschied in Erinnerung zu behalten dürfte aber hilfreich sein, wenn es darum geht, in Zukunft das warum und wie des Zustandekommens einer Meldung zu kommunizieren.
Ich möchte Ihnen aber dafür danken, dass sie nun doch die konkrete Frage nach BILD hinreichend beantwortet haben. Ich möchte vermuten, dass die Antwort für viele, wenn nicht überraschend, so aber doch enttäuschend ist.
Zuletzt noch ein Hinweis: So wie von in diesem Blogeintrag von Stefan verlinkt, nämlich als redaktionell völlig unbearbeiteter „Feed“, werden von Ihnen und Ihren Kollegen in anderen Agenturen verfasste Meldungen dieser Tage immer häufiger konsumiert. Die Missverständnisse und darauf folgenden Verstimmungen könnten sich also in Zukunft häufen.
Also ich finde es schon mal sehr erfreulich und möchte mich dafür bedanken, dass sich ddp der Diskussion stellt. So etwas ist keine Selbstverständlichkeit, wie man z.B. bei Herrn Keese sieht.
Ich versuche die Antwort mal andersherum zusammenzufassen:
ddp kann es sich nicht leisten, nicht überprüfbare Vorabmeldungen von BILD zu ignorieren (das wäre die schlußgefolgerte Forderung einiger Kommentatoren hier), schon allein deshalb weil sie stimmen könnten. Das ist ein soweit nachvollziehbarer Umgang mit Vorabmeldungen auch von der BILD, als Streitpunkt bleibt eher die Frage, ob diese bestimmte Vorabmeldung tatsächlich nicht überprüfbar war. Und vielleicht noch, ob die verantwortlichen Mitarbeiter/innen bei ddp gegenüber der erstaunlichen „Fehlerquote“ bei der BILD ausreichend sensibilisiert sind. Denn ich denke die Meinung der meisten Bildblogleser/innen ist klar: Auch hinter den Fehlern bei der Bild steckt System, sie sind kein Zufallsprodukt.