Die Demagogie der Deutschen Kinderhilfe

Der Verein „Deutsche Kinderhilfe“ hat sich die perfekte PR-Strategie ausgedacht. Er meldet sich bei ungefähr jedem spektakulären und schlagzeilenträchtigen Fall, in dem ein Kind umgebracht, misshandelt oder vernachlässigt wird, zu Wort.

  • Als die Eltern, die ihre Tochter Lea-Sophie verhungern ließen, verurteilt werden, erklärt der Verein, das sei eine „angemessene Bestrafung“ und die „richtige Antwort auf eine unfassbare Tat“.
  • Als ein Vater verhaftet wird, der sein Baby zu Tode geschüttelt haben soll, erklärt der Verein, es handele sich um einen „berlintypischen Fall“.
  • Als die Angeklagten im Berliner Pascal-Prozess freigesprochen werden, erklärt der Verein, es sei ein „schwarzer Tag für kindliche Opfer in deutschen Strafverfahren“.
  • Als eine Mutter, die ihre Kinder monatelang vernachlässigte, zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wird, erklärt der Verein, das Urteil sei zu mild und könne eine „falsche Signalwirkung“ haben.
  • Als ein als gefährlich eingestufter Sexualtäter freigelassen wird, erklärt der Verein, das sei „skandalös und symptomatisch für unser Justizsystem“.
  • Als ein pädophiler Sextourist zu mehreren Jahren Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt wird, erklärt der Verein, er begrüße das Urteil.
  • Als herauskommt, dass ein verurteilter Sexualstraftäter als Schwimmlehrer für Jugendliche gearbeitet hat, erklärt der Verein, das sei ein Beispiel dafür, wie groß der Spielraum für solche Täter in Deutschland sei.
  • Als die Eltern, die ihren Jungen verhungern und verdursten ließen, zu sieben und zehn Jahren Haft verurteilt werden, erklärt der Verein, das Urteil sei zu milde.
  • Als das Bundesverfassungsgericht die nachträgliche Sicherheitsverwahrung eines Sexualstraftäters vorübergehend aufhebt, erklärt der Verein, dass „Kinder in unserem Justizsystem einen äußerst geringen Stellenwert haben“ und wirft dem Gericht „Zynismus, Abgehobenheit und furchtbarste juristische Rhetorik“ vor.

Hundertfach finden sich diese Zitate in den Medien. Nachrichtenagenturen ist schon eine Wortmeldung des Vereins allein eine Meldung wert. Einerseits scheint er so seriös und unparteiisch zu sein. Und andererseits sagt er immer so schöne knackige Sachen.

Was die „Deutsche Kinderhilfe“ ist, wer dahinter steckt, was sie will, wird von den Nachrichtenagenturen und Medien, die ihre Presseerklärungen als kurze Zitate verbreiten, fast nie erklärt. Der Name scheint für sich selbst zu sprechen. Und wer will schon etwas gegen jemanden sagen, der Kindern hilft?

Alarmismus ist der Normalzustand bei der „Deutschen Kinderhilfe“. Es müssen immer sofort die drastischsten Maßnahmen ergriffen werden, sonst ist alles verloren. Alles scheint immer schlimmer zu werden. Dass die Debatte über Jugendkriminalität in Deutschland „überfällig“ ist, macht der Verein zum Beispiel daran fest, dass 2006 mehr als 100.000 Unter-14-Jährige straffällig wurden. Dass das einen Rückgang seit 1999 um rund ein Drittel bedeutet [pdf], erwähnt der Verein nicht.

Selbstverständlich gehörte die „Deutsche Kinderhilfe“ auch zu denen, die in den Drogen- und Suchtbericht 2009 einen „alarmierenden Anstieg von exzessivem Rauschtrinken unter Jugendlichen“ hineininterpretierten, obwohl die Zahl, auf die sich der Verein bezieht, deutlich zurückgegangen ist.

Die politischen Ziele, die der Verein vertritt, sind immer populistisch und oft extrem — nur dass Radikalität hier, anders als auf den meisten anderen Politgebieten, nicht negativ besetzt ist. So forderte Georg Ehrmann, der Vorstandsvorsitzende, im März dieses Jahres in unmissverständlicher Schlichtheit, „dass deutsche Gerichte das Verhungernlassen eines Kindes stets mit der Höchststrafe versehen“.

In diesen Tagen sammelt die „Deutsche Kinderhilfe“ u.a. am Rande von Fußball-Bundesligaspielen Unterschriften für das umstrittene Gesetz für Kinderporno-Sperren im Internet. Es ist die Reaktion darauf, dass in kürzester Zeit über 70.000 Menschen (auch ich) eine Online-Petition gegen diesen Gesetzentwurf mitgezeichnet haben, weil die Sperren wirkungslos und leicht zu missbrauchen seien ((Ziele und Probleme das geplanten Gesetzes stellt Oliver Jungen in der „FAZ“ [für die ich auch schreibe] ausführlich und übersichtlich dar — übrigens ein Artikel, der meiner Meinung nach vorbildlich zeigt, wie guter Zeitungsjournalismus solche Diskussionen, die im Netz toben, aufgreifen, einordnen und versachlichen kann.)).

„Ja, ich stimme für das Gesetz gegen Kinder’pornographie‘ im Internet“ steht auf den Unterschriftenlisten der „Kinderhilfe“ [pdf] — und das klingt, als könne man als anständiger Mensch gar nicht dagegen sein. Im Aufruf schreibt der Verein: „Es darf kein Grundrecht auf Verbreitung kinderpornographischer Seiten geben“ und erweckt damit den Eindruck, die Gegner des Gesetzes seien da anderer Meinung.

Lorenz Maroldt findet im „Tagesspiegel“ klare Sätze für diese Art der Agitation:

Das ist pure Demagogie. Nicht verboten — aber verachtenswert.

Jens Berger hat in seinem Blog viele lnformationen über den zweifelhaften geschäftlichen und politischen Hintergrund der „Deutschen Kinderhilfe“ zusammen getragen:

99 Replies to “Die Demagogie der Deutschen Kinderhilfe”

  1. Warum dürfen Nachrichtenagenturen in Deutschland auf diese Weise Meinungsmache betreiben? Was hat das mit freier Presse zu tun? Und was unternimmt der Staat auf medienkonzentrationsrechtlicher Basis gegen die geballte Meinungsmacht der Nachrichtenagenturen?

  2. Ich bin noch am überlegen, @2, jedenfalls ergeben sie nicht viel Sinn. Die geballte Meinungsmacht der Nachrichtenagenturen, das gefällt mir. So wie auch die geballte Meinungsmacht der Menschen (Volk).

  3. Warnung: Off-topic (ein bisschen zumindest)

    Randbemerkung zum FAZ-Artikel aus der Fußnote: Ich halte diesen keineswegs für ein vorbildliches Stück Journalismus. Ich will mal den zitierten „Fachmann für Internettechnologie“ beispielhaft herausgreifen.

    Der Herr wird wie folgt auf heise wiedergegeben:

    „Wer behaupte [die Sperrung von
    Kinderpornographie-Seiten im Internet gefährde das Grundrecht auf
    Informationsfreiheit], schüre irrationale
    Ängste, dass Websperren auf weitere Inhalte im Internet ausgedehnt
    werden.“

    das ist auch nicht wesentlich sachlicher als das was Wiefelspütz, v.d.L. und Wellenreuther so von sich geben.

    Außerdem sagt er dieses hier:

    „Auch im Printmedienbereich werde längst
    akzeptiert, dass die Gesellschaft ein legitimes Recht hat, sich gegen
    die Veröffentlichung solcher verbotener Inhalte zu wehren.“

    DAS nenne ich Demagogie, denn er impliziert dass die Unterzeichner dieser Petition verhindern wollen, dass verbotene Inhalte aus dem Netz genommen werden können – was sie aber gar nicht tun! Ein typisches Muster: Man unterstelle dem Gegner etwas, das dieser gar nicht fordert, und stürze sich dann darauf…
    Außerdem: Im Printbereich findet dieser Eingriff sehr transparent statt – aber genau das soll ja bei den Internetsperren ausgeschlossen sein.

    Was außerdem unerwähnt bleibt: Der Herr hat ein eigenenes finanzielles Interesse daran, dass Internetsperr-Technologie eingeführt wird – forscht er doch eben an solchen Technologien und darf wohl, wenn sich v.d.L. durchsetzt auf lukrative Forschungsaufträge hoffen.

    Und das ist nur einer von vielen Aspekten, die es an diesem Artikel zu kritisieren gibt (die Rolle der IWF z.B., von der ein Großteil der Zahlen stammt, bleibt völlig unbeleuchtet).

    Schade Herr Niggemeier, dass sie bei Ihrem Arbeitgeber, der FAZ, zuweilen der kritische Verstand verlässt.

  4. Ja,mit Demagogie kennen sich die Minister aus, von der Leyen freut sich über die Kinderhilfe und Guttenberg lässt die Wohltätigkeitsorganisation seiner Frau für seine politischen Ziele kämpfen. Ich habe das Gefühl diese Koalition bedient sich gefährlich häufig der verachtenswertesten politischen Mittel um ihre Vorstellungen durch zu boxen. Dankbar bin ich nur immer wieder für das überforderte Verfassungsgericht. Andauernd dürfen die Jungs dort den gröbsten Unfung und die fahrlässigsten Grundgesetzverletzungen wieder hinbiegen, ich frage mich wirklich manchmal mit welchem Recht diese Parteien sich gegen Linke wie Rechte als Hüter der Verfassung aufspielen, allzu oft zeigen sie selber nicht gerade große Wertschätzung für das Grundgesetz.
    Um so mehr schmerzt es gerade in dieser Debatte im Bundestag einen Mann wie Jörg Tauss durch seine dumme Aktion verloren zu haben. Die Internetausdruckermehrheit kann sich so gegenseitig die Wampe kraulen und mit gutem Gewissen das richtige getan zu haben schlafen gehen.
    Gute Nacht Deutschland…
    Gruß,
    Torben.

  5. Fefe-Leser wissen noch mehr, wenig schmeichelhaftes über die Deutsche Kinderhilfe. Etwa die mutmaßliche Manipulation der eigenen Wikipedia-Seite und eine seltsame Verbandelung mit einem Direct-Marketing-Unternehmen.

    http://blog.fefe.de/?ts=b4f2fb87

  6. Gehört der Unterstrich in den „Pascal_Prozess“?

    Und diesem Satz fehlt eventuell noch ein „ist“:
    „Alarmismus der Normalzustand bei der „Deutschen Kinderhilfe”.“

    Liebe Grüße

  7. @Torsten/6: Was denn? Das ist doch ein schöner Ausgleich zum „Malen mit Adligen“, das „Innocence in Danger“ anbietet ,)

    Als frisch gewählte deutsche Präsidentin kommt Stephanie zu Guttenberg heute an den Rhein, wo bei einer Benefiz-Auktion im Medienhafen meistbietend Bilder versteigert werden, die traumatisierte Kinder selbst gemalt haben. „Sieben- bis 13-Jährige haben diese Fotografien und Zeichnungen gemacht, während wir mit ihnen eine Woche auf Schloss Hoppenrade in Brandenburg verbracht haben”, erklärt sie.

  8. So nun bin ich also eine Befürworterin für KIPO – Strafetaten, weil ich die E – Petition von Franziska Heine wie bereits 80.000 andere mitgezeichnet habe. Und das als 2 fache Mutter und begeisterte Oma! Uff na da geht aber was gegen meine eigene Meinung!

    Was läuft hier eigentlich?Zusammenrottungen von Eliten auf dem Rücken von Opfern von KIPO – Delikten ob im Netz oder immer wieder im Alltag.Machtnahme auf eine ganz perfide Tour? Und wenn man die Bilanz der Pressezitate der Kindehilfe liest, dann kommt einem das vor, wie als wenn sie diese Fälle für ihre eigene Daseinbereichtigung brauchen.

    Fakt ist nun: Mit diesem blinden, wenig Lösungsorientierten Aktionismus der zu Guttenbergs und Kindehilfe usw., wird der „Bock zum Gärtner “ gemacht!

    Verwirrung stiften ist nicht des Bürgers erste Pflicht……..

  9. First of all, um nicht gleich als Troll abgestempelt zu werden: Ich habe die Petition mitgezeichnet. Nicht, weil ich Sperren für prinzipiell falsch halte, sondern weil sie, so wirkungslos sie sein mögen, am eigentlichen Problem vorbeigehen.

    Ich stimme vdL, so unfähig ich sie, wie den Großteil der CDU im allgemeinen für ziemlich unfähig halte, in einem Punkt zu: Sperren *können* eine wirksame Ergänzung sein; natürlich nicht in dem Sinne des derzeitigen Gesetzentwurfes.

    Ich stelle mir folgendes vor:
    Das BKA bekommt mehr Beamte (ein großes Defizit derzeit), die sich mit dem Medium Internet auskennen und ‚böse‘ (to be defined) Seiten erkennen. Die Betreiber der Server werden ermittelt und (da unterscheidet sich die Idee vom Gesetzentwurf) aufgefordert, die Inhalte vom Netz zu nehmen (das das problemlos funktioniert, ist, glaube ich, Konsens hier). Gleichzeitig wird gegen die Ersteller der Inhalte (die ja zumeist nicht die Serverbetreiber sind) ein Strafverfahren eingeleitet. Da in den meisten Ländern KIPO strafbar ist, sollten so ~95% oder mehr der Server abgeschaltet werden und die Täter einem rechtsstaatlichen Verfahren zugeführt werden.

    Was bleibt, ist ein Rest, ein Bodensatz, den man mit derzeitigen Mitteln nicht greifen kann (vdL spielt das hoch, aber ich denke es sind <1% der Server); und die *können* durchaus gesperrt werden (das wäre die ‚Ergänzung‘, von der sie spricht). Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Seiten öffentlich von einem unabhängigen Richter für sperrenswert befunden werden und nicht, wie im Entwurf vorgesehen, heimlich in einem dunklen Kämmerchen.

    Damit wäre ein transparentes Gesetz möglich, das sowohl die Belange der Opfer, als auch die Grundrechte der Verfassung berücksichtigt und wahrt. Leider ist dies wohl in Zeiten des Wahlkampfes (manchmal scheint mir, wir haben den ständig) nicht möglich. Schade eigentlich, das die Opfer so nochmal missbraucht werden.

    MfG Jan

  10. Ich vergaß:
    Natürlich sollten Sperren nicht auf DNS basieren, sondern vielmehr auf IP. Das sperrt natürlich auch unbescholtene Bürger, die auf den Servern, die ja nun oftmals viele Pages per NameVirtualHost anbieten, ihre Seiten online stellen. Somit ist das natürlich eine Grundrechtseinschränkung, aber stärkt gleichzeitig die Front gegen Anbieter, die illegale Angebote auf ihren Servern zulassen, und ist damit verfassungskonform und, wie ich finde, richtig.

  11. Ja, als ich die Webseite soeben besucht habe, dachte ich mir dies auch. Kaum schreibt Herr Niggemeier über diesen skandalträchtigen Verein, schon machen sich seine internetaffinen Jünger auf den Weg um für Gerechtigkeit zu sorgen. Herrlich. :-D

  12. Jan Konert: Wo werden die Server dieses „Bodensatzes“ denn betrieben? In Drittweltstaaten mit unfähiger Polizei und großer Korruption, wo die KiPo-Banden ihr Hauptquartier aufschlagen?

    Die Wahrheit sieht wohl anders aus. Seiten die nicht zu sperren sind, sind wohl im Graubereich. Da geht es dann nicht um die viel zitierten vergewaltigten und gefolterten Kleinkinder, sondern um FKK-Fotos und japanischen Zeichentrick.

    Die eindeutig Kriminellen brauchen keine festen Server mehr zur Verbreitung von Kinderpornografie – das Material wird einfach ins Netz geflutet – von One-Click-Hostern bis zu P2P-Netzen und die Links weiter gegeben. Dazu müssen sie nicht mal selbst ein Kind missbrauchen lassen – man bedient sich bei dem material, dass die Vergewaliger völlig kostenlos verbreiten.

  13. Bei der Kinderhilfe gibt es wohl noch ein paar Leichen im Keller. Ein investigativer Journalist könnte bei diesem Thema große berufliche Erfüllung finden.

  14. Irgendwer scheint an der Website der Kinderhilfe gebastelt zu haben. Da sind Links zum FoeBud und der Satz „+++ Was China kann, können wir schon lange! +++“, außerdem diese Traueranzeige.

  15. Die frontpage ist gehackt worden, alle anderen Seiten sind noch original.
    Wenn man auf die Traueranzeige klickt, gelangt man zum FoeBuD e.V. Darunter sind Links zu Welt.de-Artikeln und der genüssliche Hinweis auf den Vorgang vor einem Jahr, als der Deutsche Spendenrat die Kinderhilfe ausgeschlossen hatte. Dann der Link zu einem Artikel von Fefes Blog.

    Bin mal gespannt, wie schnell die das merken, jetzt sind Funktionäre, Freunde und Förderer ja im wohl verdienten WE… Ich tippe auf späten Sonntag.

  16. @6
    Laut dem Welt Artikel, der auf Spiegelfechter verlinkt ist, wurde das Projekt an eine andere Stiftung abgegeben.
    Der Welt Artikel ist wirklich interessant…

  17. Hackers Bärendienst…

    Ein Superschlauer hat die sogenannte Deutsche Kinderhilfe gehackt, einen eingetragenen Verein, der schon länger auffällig und wenig seriös erscheint (siehe Links weiter unten) und sich nun in der Diskussion um Kindersperren engagiert. Damit liefert …

  18. Ich find‘ im „Spiegelfechter“-Artikel den hier erwähnten Link zur „Welt“ nicht (?)

  19. Vielleicht könnte sich die „Deutsche Kinderhilfe e.V.“, deren Mittelverwendung – ähem – ich sage mal: in der Summe wenig hilfreich und sachdienlich ist, sich mit diesem „psychologischen Institut“ zusammen tun, welches durch frei erfundene „Studien“ glänzte.

    (könnte passen….)

    Und irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass die heiße Luft (das von teuren PR-Arschenturen veranstaltete Geblubbere) aus dem Leyen-Ministerium geradezu erstklassig zu derartigen Akteuren wie den Hintermännern der „Deutschen Kinderhilfe e.V.“ passt.

    Aktionismus an Stelle wirklich guter Taten.

    Nebenbei, wenn für Hardcore-KiPo-Kunden eine „Netzsperre“ aus dem Leyen-Ministerium keine Wirkung erzielen wird, wenn also am Ende nicht ein einziges Kind geschützt sein wird, wenn die tatsächlich relevanten kriminellen Strukturen im KiPo-Bereich eine – nach Gesetzverkündung – unveränderte Lage (!) vorfinden werden, dann stellt sich die Frage:

    Was soll das?

    Und:

    Laien sollten besser kein Ministerium leyten.

  20. Die Website der Kinderhilfe ist heute morgen gacked worden… find‘ ich persönlich jetzt nicht so dolle, weil dann die Internet-Gemeinde gleich wieder kriminalisiert werden kann :-(

  21. Also was ich einmal offen ansprechen möchte: Ich schaue mir ohne verlogenes Schamgefühl oder moralische Heuchelei gerne mal die eine oder andere, kostenlose Webseite an die pornografische Inhalte zeigt. So wie Papi gerne die „Praline“ neben der Steuererklärung als Mittagslektüre im Aktenkoffer hatte oder sich hinter Vorgärten mit Gartenzwergen die Hobbypornosammlung mit Aufnahmen aus dem Swingerclub Wanne-Eickel-Süd in der untersten Türe der Eicheanbauwand versteckt.

    Mit dem Unterschied:

    Zeitschriften die im normalen Handel oder anderen, ab 18 frei zugänglichen Etablissements ausliegen, werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht „aus Versehen“ bedenkliches Material enthalten. Aber was, wenn ich hier und da eine Seite anklicke und ohne den Hauch einer Vorwarnung sich zwischen den vielen, wohlgeformten Körpern reiferer Damen plötzlich ein perverses Kinderferkelfickelbildchen versteckt? Habe ich mich dann strafbar gemacht? Stehe ich dann schon auf der Liste der Verdächtigen? Bin ich dann „potentiell gefährdet“ oder stelle eine „potentielle Gefahr“ für alle Kinder in meiner Straße dar?

    Auf solche und andere, nicht unwichtigen Kleinigkeiten wird bei dem moralisch wertvollen Schrei nach „Stoppt Kinderpornografie im Netz“ nicht eingegangen. Wie im Artikel erwähnt: Wenn es um das Thema geht, hat man schlicht und ergreifen dagegen zu sein, dennn: Wer nicht für uns ist, ist automatisch gegen uns.

  22. Naja, die FAZ hat auch schon seltsame Texte zur aktuellen Debatte geschrieben: http://tinyurl.com/ps36f3, darin kommen die Argumente der Kritiker gar nicht vor.

    „weil die Sperren wirkungslos und leicht zu missbrauchen seien“

    Ich glaube, dass ist nicht der Grund, warum viele die Petition unterzeichnet haben. Das wäre ja auch Schwachsinn, dann dürfte man ja gar nix verbieten, wenn es leicht zu umgehen ist.

  23. Da fällt mir noch etwas ein:

    Ab wann erkennt eine Sperre aus rein technischer Sicht eigentlich kinderpornografische Inhalte? Nehmen wir doch nur die vielen Fotoseiten, auf denen Leute wie Du und ich Ihre privaten Fotos veröffentlichen: Zählt dann nicht auch schon Papis Schnappschuss von der 5-jährigen Tochter die nur in der Badehose im Planschbecken spielt als Kinderpornografie und Papi hat sich strafbar gemacht?

    Und wenn solche Sperren Kinderpornografie erkennen: Warum nicht gleich den Server sperren, der mitverantwortlich ist für die veröffentlichten Inhalte?

    Fragen über Fragen über Fragen. Wo bleiben die Antworten?

  24. @43 (jens):

    kidswing ist ein besonders rühmliches, weil praktisch durchgeführtes projekt dieser seltsamen kinderhilfen-dings. dort werden arme kinder mit auf den golfplatz genommen.

    lässt sich zur zeit nicht betrachten, da die website grad beim doktor ist.

    vermutlich auch hier und hier nachzulesen.

    .~.

  25. Und besonders rühmlich ist es, weil es das einzige ist, was praktisch durchgeführt wurde? Spontan bezweifle ich, daß da außer ein paar PR-Fotos irgendwas praktisch durchgeführt wurde.

  26. @44 (dot tilde dot):
    Wobei die DKH mit ‚kidswing‘ ja eigentlich gar nichts mehr zu tun hat, wie man im dritten Teil des ‚Welt‘-Artikels nachlesen kann (ganz unten).

  27. […] falsche Weg Die BRD-Propagandaorganisation “Deutsche Kinderhilfe”, die einen systematischen p’litischen Kindesmissbrauch betreibt, um über diesen Hebel eine weitere Entrechtung der Menschen in Deutschland durchzusetzen, […]

  28. […] vor allem: fixmbr: Deutsche Kinderhilfe – Jetzt wird’s schmutzig Stefan Niggemeier verdeutlicht die Demagogie der “Deutschen Kinderhilfe”. Der Spiegelfechter unternimmt einen sehr gut erarbeiteten […]

  29. @20:
    „…aber stärkt gleichzeitig die Front gegen Anbieter, die illegale Angebote auf ihren Servern zulassen…“

    Da waere erst mal zu zeigen, dass es solche Anbieter ueberhaupt gibt. Da sie die Zensurlisten ja nicht selbst nach Adressen ihrer Kunden durchsuchen duerfen und die Polizei sich die Muehe offensichtlich nicht macht (warum auch immer, es ist jedenfalls eine Riesenschande), woher sollen die denn dann eigentlich davon wissen? Bevor man also auch nur anfaengt, darueber nachzudenken, was man mit denen macht, die so was absichtlich zulassen, sollte man doch erst mal alle Verantwortlichen zur Loeschung auffordern. Dann wird man naemlich erleben was wahre kooperationsbereitschaft ist. Und das konnte man sich eigentlich auch schon vor der CareChild-Aktion denken.
    So lange das also nicht geschieht ist jede Diskussion (durch Politiker, die es besser wissen muessten) ueber den boesen Rest nur laecherliche Heuchelei.

    Alles gute,
    rob

  30. Die Kinderhilfe war so dumm, einen Teil ihres internen Schriftverkehrs auf ihrem Server abzulegen. Die Schriftsätze zur Abmahnung der Mitglieder des Spendenrates, den Schriftverkehr mit dem Autor der WELT-Artikelserie usw. Ein grosser Teil davon steht noch im Google-Cache und ist erreichbar mit Google Suche : site:kinderhilfe.de

    Ein freundlicher Mitstreiter hat diese Dokumente vor dem Hack der Seite gesichert und hier gemirrort : http://drop.io/zampano777

    Mal den Frage an den Hacker : Abgesehen davon, das das eine saudumme Aktion war, hast du wenigstens die Site komplett gesichert ? Die haben bestimmt noch mehr Dokumente abgelegt, die nicht durch Google indiziert wurden.

  31. […] – über die dubiosen Hintergründe der Organisation klären der Spiegelfechter und Stefan Niggemeier auf (da bringt es auch nichts, wenn jemand noch mal schnell den Wikipedia-Eintrag der Deutschen […]

  32. Ich habe selbst mal in einem ähnlichen Verein gearbeitet, in den Niederlanden, leider mußte ich im Laufe der Zeit erkennen, daß es mehr um Spendenbeschaffung und Öffentlichkeitswerbung ging, als um die eigentlichen Ziele.

    Als diese dann noch über Nacht geändert worden sind, weil sich die § änderten, man auf einmal auch Pornographie mit über 15-jährigen als „Kinderpornographie“ einstufen wollte, bin ich ausgetreten.

    ( In Nordeuropa war vor der EU Reform Pornographie mit über 15-jährigen = legale Pornographie, mit unter 15-jährigen = illegale Kinderpornographie ).

    In den Jahren zuvor forderte der Verein nie eine Erhöhung der Altersgrenze, auch kein Verbot normaler Pornographie, mit der habe ich nämlich keine Probleme. KP ist etwas ganz anderes !
    Da das Sexualstrafrecht seit 1993 x-mal verschärft wurde, kann man kaum von geringen Strafen reden. Dies ist reiner BILD Zeitungspopulismus. Hauptprobleme sind die fehlende Präventionsarbeit, sowie die lange Wartezeit für Therapien.
    Dies kostet aber Geld. Gesetzesverschärfungen sind scheinbar billiger.

  33. Sorry, aber der Artikel ist unvollständig recherchiert.

    Die Deutsche Kinderhilfe will die Kinder auch „vor Dickmachern wie Softdrinks und Fast-Food“ schützen (PM Nr. 52 vom 10.5.07)

    Schwangeren Frauen sagt die Deutsche Kinderhilfe (PM 234 vom 9.9.08) „dass Alkohol ebenso wie Nikotinkonsum während der Schwangerschaft eine gefährliche Körperverletzung darstellt.“ Konsequenterweise fordert die Deustche Kinderhilfe daher „auch Instrumentarien des Straf- und Ordnungswidrigkeitenrechts zu nutzen.“

    Nur bei der Super Nanny von RTL (PM 270 vom 16.4.09) scheint die Deutsche Kinderhilfe gewisse Probleme gehabt zu haben. Neben dem Satz

    „Erhalten Familien durch die „Super Nanny“ Orientierungsansätze, dann ist dies aktiver Kinderschutz und bessere Familienhilfe, als theoretische und überfrachtete Ratgeber“

    findet sich auch:

    „Die als menschenunwürdig kritisierten Szenen stellen den Alltag in zahlreichen Familien dar. Menschen können nur angesprochen werden, wenn sie die dargstellten Szenen wieder erkennen und diese nicht für eine Bildungselite beschönigt werden, die ohnehin nicht zu den Adressaten der Sendung gehört. “

    Komisch, die Deutsche Kinderhilfe will Probleme nicht verstecken ?

  34. Was von allen Akteuren dieser Schmierenkomödie sorgsam verschwiegen wird: Das Übel der Kinderpornografie liegt weder in deren Konsum noch in deren Auffindbarkeit im Internet, sondern vielmehr in der Schaffung derartiger Werke.

    Kein Kind wird dabei gequält, wenn sexuell Gestörte sich derartige Bilder oder Filme aus dem Netz herunterladen. Das sprichwörtliche Kind ist dann nämlich schon lange in den Brunnen gefallen.

    An dieser Stelle könnte so viel gewonnen werden, wenn man die Seiten nicht vorschnell vom Netz nimmt, sondern die Behörden in ihren Ermittlungen mit entsprechenden technischen Mitteln und Personal ausstattet, um gegen die tatsächlichen Täter vorzugehen.

    Schade, dass dieses brisante Thema so mißbraucht wird.

  35. Ich weiß nicht, ob es sich schon rumgegsprochen hat, aber Fußballfans und -Vereine haben sich (erfolgreich?) gegen die Unterschriftensammlung gewehrt. Was das Netz doch alles fertigbringt ;))

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