Bisschen merkwürdig ist es schon, dass die „Welt“ heute ein Interview mit dem lustigen Franzosen Alfons bringt und ihm die Überschrift
„Manchmal bin ich auch doof“ gibt.
Nicht nur, weil dasselbe Interview, anders gekürzt, gestern schon in der „Frankfurter Rundschau“ stand. Und nicht nur, weil es auch dort schon die Überschrift „Manchmal bin ich auch doof“ hatte.
Sondern vor allem, weil der Satz „Manchmal bin ich auch doof“ in der „Welt“-Version des Interviews gar nicht vorkommt.
Qualitätsjournalismus, quasi.
Nun, doof ist ja auch ein Synonym für blind äh taub.
MfG
Kennst du eins dieser Qualitätsmedien, kennst du alle.
Die jetzt also auch …
@Stefan
Hat nichts mit diesem Thema ‚auch doof‘ zu tun.
Gerade klick mich rein und lese Deinen Eintrag über den ‚Welt‘-Artikel und lese auch die Folgen. Mach die comments wieder auf – das ist heikel, aber wichtig.
„Mach die comments wieder auf – das ist heikel, aber wichtig.“
Sowas ähnliches habe ich auch erst gedacht – aber andererseits kann ich es gut verstehen, wenn Stefan die eigene Zeit zu kostbar ist, um den bekloppten Lesern das allzu Offensichtliche nahezubringen.
Doof bleibt doof, da helfen keine Worte – und ich darf das sagen, denn ich bin Halbtürke!
(Sorry für offtopic.)
Gegen Mehrfachverwertung spricht doch nichts, im Gegenteil. Es würde mich auch wundern, wenn es eine große Schnittmenge zwischen FR- und Welt-Leserinnen gäbe.
Da ist doch dieselbe Interviewführerin angegeben. Wo ist das Problem?
[…] freie Journalist Stefan Niggemeier kreidet in seinem Blog einen Text von Antje Hildebrandt an, der sowohl in der Welt als auch in der Frankfurter Rundschau zu lesen war. Die freie Journalistin […]
Das Problem liegt in einem Zitat-Titel, den die Herr- und Damschaften Redakteure und -innen gerne verwenden, ohne zum merken, dass sie fragliche Textstelle weggekürzt haben.
Das Problem liegt darin, dass Verlage reihenweise jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit mangelnder Sorgfalt in Misskredit bringen, die sie zuvor mit kläglichen Honoraren abgespiesen haben: Die Freien.
herr sennhauser: Wer für ein klägliches honorar arbeitet, ist selbst schuld und sollte nicht darüber jammern, sondern sich einen job suchen, wo das honorar nicht kläglich ist. ich verstehe auch, dass man für ein klägliches honorar nichts gescheites schreiben kann, aber anstatt es halt doch zu tun sollte man es lieber ganz lassen.
Wer für ein klägliches honorar arbeitet, ist selbst schuld und sollte nicht darüber jammern, sondern sich einen job suchen, wo das honorar nicht kläglich ist.
Und – *schwupps* – gab es keine Verkäuferinnen, Kindergärtnerinnen, Krankenschwestern, Krankenhausärzte, Journalisten und Universitätsdozenten mehr …
herr lukas: ich glaube nicht, dass die erwähnten berufe kläglich verdienen. und wenn doch, dann sind sie selbst schuld und sollten nicht jammern. mich stört nicht, wenn jemand glaubt, er verdiene zu wenig. mich stört, wenn jemand glaubt, er verdiene zu wenig und darüber jammert anstatt in einen job zu wechseln, wo er mehr verdient. und gerade in freien berufen verdient jeder soviel wie er verdient, wortwörtlich!
Schauense mal hier. Und dann erzählen Sie Ihren Quark bitte anderen FDP-Wählern, ich krieg davon Bluthochdruck.
herr lukas: quark? auch eine art der argumentation. es ist in ordnung zu glauben, man verdiene zu wenig. aber entweder lebt man damit, sucht sich einen job, der mehr verdient bringt, oder versucht im aktuellen job mehr verdienst zu erzielen. jammern aber ist bloss jämmerlich. fehlt nur noch der ruf nach dem staat, der das einkommen aufbessern soll!
Gut bezahlte Jobs liegen in Deutschland ja bekanntlich auf der Straße und jeder, der es nur doll genug will, schafft es auch nach oben.
Zugegeben: Viele Leute jammern auf einem ziemlich hohen Niveau – was aber trotzdem nicht heißen muss, dass sie fair entlohnt werden. Und über Jammernde zu jammern ist ja auch nicht gerade eine große Leistung.
Wer den gleichen Text an mehrere Zeitungen verkauft, hat eben kein klägliches Honorar und braucht auch nicht zu jammern. Jammern tun hier allenfalls Leser, die glauben, dass sie für 80 Cent Reportagen wie aus dem New Yorker kriegen. Und wer Zeitungen für Null Ouvert im Internet liest, hat erst recht keine Ansprüche zu stellen.
Was die Rechtslage angeht: Zeitungen haben einfaches Nutzungsrecht, das heißt, man kann den gleichen Text auch an die FR, die FAZ und die Frankfurter Freie Presse verkaufen. Das geht nur in der Praxis nicht, weil die Redakteure das nicht wollen. Das heißt aber nicht, dass man sich in vorauseilenden Gehorsam beschränken soll.
Außerdem ist es viel zu zeitaufwendig und nervig, Redakteuren hinterherzutelefonieren, die sinnentstellend kürzen. Ohnehin wissen alle, dass die Redaktion für die Überschrift verantwortlich ist und nicht der Autor. Wenn ich eine Metzgerei habe, interessiert es mich ja auch nicht, wenn der Kunde das Schnitzeln anbrennen lässt.
Bravo, Eva, das ist der wahre Geist des Journalismus.
Wenn die Leute wissen wollen, wie man Schnitzel brät, dann sollen sie doch im Internet nachgucken …
Nochmal zur Klarstellung: Ich als Journalistin verkaufe Texte an Zeitungen. Als Freie kann ich den gleichen Text auch hundertmal verkaufen, so wie dpa und AP das ja auch tun.
Natürlich ist es sinnvoll, mit Redakteuren vorher Absprachen zu treffen und sich daran zu halten, aber das einzige „Gesetz“, das gilt, ist das Urheberrecht und das sieht einfaches Nutzungsrecht vor. Alles andere ist Verhandlungssache. Wenn Zeitungen einen Text unbedingt brauchen, nehmen sie ihn auch, wenn er vorher woanders war.
Und mit dem Leser habe ich gar keine Rechtsbeziehung. Wenn es einen Leser ärgert, dass er einen Text erst in der FR, dann in der Welt liest, ist das nicht mein Problem. Ich bin nicht Matthias Döpfner. Wenn bei der Welt massenweise zahlende Leser abwandern, weil sie für die Texte dort schon in der FR bezahlt haben, ist das Döpfners Problem.
Und wenn ich den Eindruck kriege, dass die Welt eingeht, weil zu viele zahlende Leser abwandern, stelle ich nicht etwa auf Originaltexte zum Zweitdruckpreis um, sondern ich treibe schnellstmöglich alle ausstehenden Rechnungen ein und suche mir einen neuen Kunden, idealerweise den, zu dem die Leser abgewandert sind.
Wenn ich eine Metzgerei habe — um bei dem Beispiel zu bleiben — und beliefere mehrere Gastwirte mit Gulaschfleich, dann interessiert es mich ja auch nicht, ob der Wirt daraus 1 Liter oder 10 Liter Gulasch macht oder ob er daraus Spaghetti mit Filetspitzen zaubert und ob er damit Erfolg hat. Gaststätten zu beliefern gibt es genug.
Eva, Eva, wieso sollte man im Internet pötzlich für Zeitungsartikel bezahlen müssen, während es sie am Kiosk und im Abonnement kostenlos gibt?
Ja, richtig, kostenlos, wie Du eigentlich wissen müsstest, zahlt man per Abonnement und am Kiosk die Distribution, den Inhalt finanziert die Werbung. Entsprechend wird bekanntlich auch primär für die Werbung und nicht für den Leser geschrieben.
Wo schreibe ich, dass man im Internet zahlen muss? Ich schreibe nur, wer sich kostenlos im Internet bedient, kann keine Ansprüche stellen.
Hier ist es, wie das Ganze funktioniert: Ich verkaufe einen Artikel, dafür bekomme ich Geld vom Verlag. Wie der Verlag das unter die Leute bringt, in welchen Teilen er das Geld durch Werbung hereinholt, durch Abonnements, weil er im Keller ein Schwarzdruckerei hat, ob von der Church of Latter Day Saints finanziert wird, den Bilderbergs oder ob er von der Konzernleitung subventioniert wird, ist mir ziemlich schnurz (im Fall der Schwarzdruckerei sollte das Geld natürlich unbar fließen). Wenn ich nicht bezahlt werde, schreibe ich keinen Artikel.
Insofern schreibt man also weder für die Werbung noch für den Leser, sondern für den Redakteur, der das Honorar überweist. Ob er das tut, weil er meine Artikel so klasse findet, ob er die Konzernleitung oder die Church of Latter Day Saints finanziell schröpfen will, ob er heimlich in mich verliebt ist, oder ob er glaubt, der Artikel zieht viele Leser an und die ziehen viele Anzeigenkunden an, ist mir ebenfalls schnurz.
Wenn du noch Fragen hast, lass es mich wissen.
Eine merkwürdige Diskussion hat sich hier entwickelt.
So „funktioniert das Ganze“ also? Freie Journalisten, die ihren Job betreiben wie jeder kommerzielle Zulieferer in einer x-beliebigen Branche, in der es ums Geld verdienen geht und nur ums Geld verdienen? Und ich dachte, Journalismus sei eine ganz besondere Art von Geschäft, elementar für eine Demokratie, so elementar, dass die Menschen, die es betreiben, einen ganz besonderen Schutz des Grundgesetzes genießen. Ich dachte auch, Journalismus hat etwas mit Kultur zu tun, mit Aufklärung, so große altmodische Begriffe.
Gleich kommt wieder einer und fragt mich: „In welcher Welt lebst Du denn eigentlich?“ Ich würde dann antworten, dass ich weiß, dass die Realität manchmal sehr weit vom Ideal weg ist, was das Geld angeht, die Arbeitsbedingungen, die Ausbildung, die Zeit, die Zwänge, die Umstände. Und dass es meiner Überzeugung nach gerade, wenn man das weiß, wichtig ist, diese Realität immer wieder zu kritisieren und zu zeigen, wie groß die Lücke zum Ideal ist. Oft ist das folgenlos, manchmal hilft das ein bisschen.
Entschuldigung für das Pathos, aber ich finde den letzten Kommentar erschütternd in seiner Resignation und seiner Anspruchslosigkeit. Alles ist schnurz, solange das Geld stimmt. Ja, Journalismus ist auch einfach ein Job zum Geld verdienen. Aber wer nicht für den Leser schreibt, hat auch das Geld nicht verdient.
„Wenn ich nicht bezahlt werde, schreibe ich keinen Artikel“, alles andere außer dem Geld ist mir „schnurz“ – ich kann gar nicht sagen, wie sehr mir vor solchen Kollegen graust.
Hallo Eva
Wenn ich ein Metzger wäre und Gulasch verkäufte, dann täte ich dies natürlich auch wegen des Geldes – klar, ich muß ja meine Miete oder meinen Kredit abbezahlen.
Aber in erster Linie täte ich es, weil ich Freude daran hätte, den bestmöglichen Gulasch zu machen.
Ohne diese Freude wäre es für mich schlicht Hurerei.
Wenn mich Gulasch kalt läßt oder gar anekelt, dann wähle ich nicht den Beruf des Metzgers, egal wieviel Geld man damit machen kann.
Ich bin kein Metzger, ich bin Programmierer. Ich programmiere den Leuten das, was sie von mir haben wollen. Code pro quo. Und weil ich nebenbei stolzen Hauptes durchs Leben gehen möchte und abends ruhigen Gewissens einschlafen, habe ich mir ein Programmiergebiet gesucht, bei dem es darauf ankommt, Daten präzise und transparent darzustellen.
Eher würde ich Metzger werden als zuzulassen, daß jemand meine Daten verfälscht oder mißbraucht.
Oder, in der Schnitzel-Metapher:
Wenn Du mein Schnitzel verbrennst, dann bin ich sauer!
Für dieses Schnitzel ist ein Tier gestorben; tausende von Kilometern wurden durch Transportfahrzeuge in CO2, Feinstaub und schmerzbedingtes Adrenalin umgewandelt. Jemand hat es liebevoll gewürzt, in Ei gebadet und in Semmelmehl gewälzt – und dann kommst Du daher und gibst Dir nicht mal die Mühe, 6 Minuten neben der blöden Pfanne stehen zu bleiben?
Ja, lecks mi doch om …!
Du könntest ja derweil darüber nachdenken, wie schön es ist, etwas zu essen zu haben, schneidest schonmal die Zitrone in Scheiben, läßt Dir das Wasser im Mund zusammenlaufen …
Aber macht ja nix, im Tiefkühl ist noch mehr von dem Zeug …
# 22
Zur Klarstellung: Auch mir graust es, vor Kollegen, die ausschließlich wegen des Zasters schreiben und die berechtigterweise „Lohnschreiber“ gerufen werden.
Nur, ob sich Kommentatorin Eva mit ihrem Satz: „Wenn ich nicht bezahlt werde, schreibe ich keinen Artikel“, als „Lohnschreiberin“ ohne Werte, Charakter und Gewissen outet, halte ich für sehr, sehr fragwürdig.
Die hier laufende Diskussion mutet in der Tat merkwürdig an.