„Seltsame Selbstverliebtheit und Hochmut“

Die „Tagesspiegel“-Redakteurin Tissy Bruns, die ich für ihre Bemerkungen bei einer Diskussionsrunde vor ein paar Tagen kritisiert habe, antwortet in den Kommentaren auf meine Kritik :

Lieber Kollege Niggemeier,

nach Lektüre Ihrer Kritik am letzten Medienquartett und der folgenden Kommentare zu “Blinde…” ist mir noch etwas klarer geworden, warum die FAS vor zwei oder drei Wochen danach gefragt hat, warum die Blogger in der öffentlichen Debatte noch immer nicht die Rolle spielen, die sie selbst und andere sich davon erwartet haben.

Ich kritisiere seit ewig und drei Tagen die Selbstbezogenheit meiner eigenen Berufsgruppe öffentlich – die Blogger-Szene steht uns in dieser Hinsicht leider in nichts nach, im Gegenteil. Die Unkenntnis, die Sie mir oder Herrn Bissinger aus zwei gekürzten Passagen nachweisen, um dann die Sendung abzuschalten, ist schon von einer seltsamen Selbstverliebtheit und einem Hochmut, der weder dem Anspruch noch der Wirkung der Blogger entspricht. Herr Floto hat mich nach Leserreportern und Blogs gefragt, und ich habe so geantwortet, wie durchschnittliche Leute diese Begriffe verstehen. Ist Ihnen nicht bewusst, dass „Blogs“ in strenger Definition keineswegs landläufig bekannt sind? Die meisten Leute verstehen darunter immer noch, dass es sich um Schreiber im Internet handelt; im Verhältnis zu Zeitungen eben alle, die sich Online zu Zeitungsinhalten äußern.

Selbstverständlich kenne ich die Tagesspiegel-Blogs, die der Kollegen Wergin und Fetscher schätze ich zum Beispiel sehr. Weil ich sie kenne, weiß ich auch, dass ich sie nicht täglich lesen muss. Es lohnt sich nämlich nicht immer und das ist keine Kritik an den Kollegen, sondern eine einfache Feststellung. Täglich lese ich allerdings das Online-Echo auf die Zeitung. Und ich gestehe: Mit gemischten Gefühlen.

Ich staune, dass die mediale Avantgarde so empfindlich ist, dass sie nicht einmal 45 Minuten kritische Debatte über sich selbst aushält, dafür aber umso kräftiger austeilt. Ob das ein Gewinn für den Journalismus ist, wenn ausgeteilt wird wie im Boxverein, es beim Einstecken aber zugeht wie im Mädchenpensionat ? Da glaube ich doch lieber an die Blogger, die wirklich in die öffentliche Debatte eingreifen und empfehle, nur zum Beispiel, den Artikel über die rumänischen Blogger in der FAZ vom 28. Mai 2007.

Mit kollegialen Grüßen
Tissy Bruns

103 Replies to “„Seltsame Selbstverliebtheit und Hochmut“”

  1. Liebe Frau Bruns,

    ich schätze Sie und Ihre Arbeit und freue mich, dass Sie sich auf eine offene Diskussion hier einlassen.

    Ich muss Ihnen aber widersprechen, was die Tatsachen angeht, und glaube, Sie haben den Kern meiner Kritik nicht verstanden.

    Die Einstiegsfrage des Moderators an Sie lautete wörtlich und ungekürzt: „Tissy Bruns vom ‚Tagesspiegel‘ in Berlin, gibt es bei Ihnen auch Bürgerjournalismus?“. Ihre Antwort lautete: „Es gibt ihn in Form von Teilnahme an Blogs.“ Entschuldigen Sie, wenn ich dabei bleibe: Das ist Unsinn. Es gibt keinen Bürgerjournalismus beim „Tagesspiegel“; es gibt einzig die Möglichkeit, die Blogs von Redakteuren zu kommentieren. Ich halte auch Ihre Annahme für falsch, dass „die meisten Leute“ unter „Blogs“ jede Möglichkeit verstehen, sich online zu Zeitungsinhalten zu äußern. Täglich kommentieren schätzungsweise viele Tausende Menschen online in Kommentaren und Foren Inhalte von Zeitungen oder Zeitschriften. Ich glaube nicht, dass sich eine nennenswerte Zahl dieser Leute als „Blogger“ bezeichnen würde. Und die anderen, die große Masse, die nicht kommentiert oder bloggt, sondern diese neumodischen Entwicklungen nur aus der Ferne verfolgt? Ja, vermutlich hat die Mehrzahl keine Ahnung, was genau ein „Blog“ ist. Aber Sie würden Menschen, nur weil sie kein „U“ kennen, ja auch kein „X“ dafür vormachen.

    Es gibt viel Kritik an Blogs in Deutschland. Manche teile ich, manche kann ich nachvollziehen, manche finde ich abwegig. Voraussetzung für gute Kritik ist aber ein Mindestmaß von Wissen. Natürlich kann ich öffentlich ein Stück moderner Kunst kritisieren oder die politische Kultur in Bulgarien. Aber niemand nähme mich ernst, sobald die Leute erführen, dass ich von beidem keine Ahnung habe. Sie aber sitzen da in einer Runde aus insgesamt sechs vermeintlichen Experten, und keiner von Ihnen merkt, dass die Zahlen, die Professor Weischenberg über die Größe von Blogs in Deutschland nennt, ungefähr um den Faktor 60 falsch sind? Keiner widerspricht, wenn Sie „Bürgerjournalismus“ und „Verlags-Blogs von Journalisten“ als Synonym verwenden? Keiner weiß, dass wir bei BILDblog längst nicht mehr an der Armutsgrenze leben, sondern uns mit Werbung seit einigen Monaten ganz gut refinanzieren? Und gleichzeitig sind sich alle einig, dass es die Blogger sind, die nicht genug recherchieren, und nicht die Journalisten?

    Wissen Sie, warum ich ausgemacht habe nach fünf Minuten? Nicht weil ich mich als Blogger angegriffen gefühlt habe. Sondern weil ich mich als Journalist geschämt habe. Ich bin überzeugt, dass guter Journalismus, der von gut ausgebildeten Journalisten gemacht und entsprechend bezahlt wird, in Zukunft wichtiger sein wird denn je. Aber dann sitzen da mehrere professionelle Journalisten auf einer öffentlichen Bühne und diskutieren, und keiner von ihnen nutzt die Gelegenheit zu beweisen, was professionelle Journalisten draufhaben. Nicht dadurch, dass sie Blogs in den Himmel loben. Sondern dadurch, dass sie recherchiert und sich informiert haben, dass sie Neugierde und Weltoffenheit beweisen. Und nicht Arroganz und Ignoranz.

    Entschuldigen Sie, falls meine Kritik allzu persönlich und wuchtig wirkt. Aber das war nicht die erste Journalisten-Debatte, die so verlaufen ist, und langsam mache ich mir wirklich Sorgen, was das für die Zukunft des Journalismus bedeutet.

  2. Bei einem hat sie recht: Wann immer sich alte Medien mit Blogs beschäftigen, sitzt die halbe Blogosphäre immer auf der Couch und nimmt übel.

    Vielleicht ein Grund, warum ich nie über die Blogosphäre im Allgemeinen kommerzschreibe :-)

  3. @2: Mag sein, dass Frau Bruns mit dieser Feststellung recht hat – aber das entschuldigt nicht die groben Fehler in ihren Antworten. Man könnte wunderbar höchst kritisch über Blogs und Blogger schreiben, thematisches Futter gibt es genug – nur sollten dann auch die Fakten zumindest im Groben stimmen.

  4. Interessant übrigens immer wieder, wie sehr man in der deutschen Journaille auf ausländische Blogger abfährt. Die sind dann plötzlich Dissidenten, Freiheitskämpfer und sauber recherchierende, unterdrückte Journalisten. Oder „Beobachter“, kritische Oppositionelle …

  5. Ich fühle mich in diesem Blog verstanden und solidarisiere deshalb meistens mit den hier veröffentlichten Texten.
    Ganz ohne journalistische Ansprüche an mich aber durchaus mit inhaltlichen Ansprüchen an Journalisten, die über Blogs urteilen, wie es Frau Bruns tat.

  6. @mart: deshalb schrieb ich „Bei einem hat sie recht“ und nicht „Bei allem hat sie recht“.

  7. Ich schätze Tissy Bruns weiß genau wo sie ansetzen muss um jemanden k.o. zu schreiben. Genauso wie ich jetzt einfach nur einen provozierenden Text schreibe, ohne Sinn und Verstand ohne das jemand einen Nutzen daraus trägt. Einfach um des Egos Willen.

    Zum Glück ist Herr Niggemeier nicht von vorgestern, und offensichtlich fehlendenes Wissen der Frau Bruns lässt ihr Geschreibe wie Nichts erscheinen. Was wiederum seinem Ego sehr gut tut. Vielleicht machen wir das jetzt den ganzen Tag?

  8. Ein Kritiker sollte stets ein wenig klarsichtiger sein als der Kritisierte, denn ein Großteil der Kritik ist bei genauerer, lichtunterstützter Betrachtung nichts anderes als ein entzückendes Nebelschauspiel, sieht man doch, wie so mancher Nebelkerzen in den Nebel wirft, als wolle er sagen: Mein Nebel ist der interessantere.

    Hat man keine intellektuelle Windmaschine zur Verfügung, ist es besser, man wartet, bis der Nebel sich von allein verzogen hat oder andere ihren Argumentationsfön in Gang gebracht haben. Dann kann man in aller Ruhe die hellsichtige Kritik der anderen paraphrasierend nachplappern.

    Das gilt für beide Seiten.

  9. Ich habe keinen der beiden vorherigen Kommentare verstanden, freue mich aber ehrlich, auf diese Weise das Wort „Argumentationsfön“ kennengelernt zu haben.

  10. Nicht nur, dass Tissy Burns die Kritik nicht einmal ansatzweise verstanden hat, nein sie hat für ihre eloquente „Antithese“ auch nicht einmal vier Tage gebraucht.

    Was Ihre, Herr Niggemeier, Kritik mit „seltsamer Selbstverliebtheit“ der Blogger zu tun haben soll ist mir rätselhaft.

    Vieleicht haben wir ja Glück, und Frau Burns denkt mal richtig nach bevor sie Ihnen noch mal antwortet.

  11. Auch wenn man sich die Sendung ganz angehört hat, wurde es nicht wirklich besser. Frau Tissy blieb weiterhin bei allerlei faktenungetrübten Bauchbehauptungen, die einem auch als Journalist die Fremdscham ins Gesicht trieben.

    Der einzige der sich wirklich mit dem Thema auseinander gesetzt zu haben schien und eine kritische, aber auch differenzierte Meinung hatte war Hans Janke vom ZDF, der sowohl Chancen als auch Beschränkungen von Blogs aufzeigt, aber sehr schön argumentierte, daß Blogs und Journalismus voneinander profitieren können und das es ausgesprochen spannend sei, welche oft sehr kenntnisreichen und fundierten Debatten sich in Blog ergeben. Von Frau Tissy kam weiterhin nur eine unreflektierte Pauschalaburteilung und irgendwann ging sie soweit zu behaupten, daß dank Blogs und Bürgerjournalismus (was für sie ja eh alle seine Soße ist) demnächst Skandale viel schwerer aufzuklären seien, weil die Dunkelmänner sich ja noch weiter abkapseln würden.

  12. Wer erklärt mir endlich einmal, warum die Webseite „stefan-niggemeier.de“ ein Blog ist bzw. eins enthält, also Beiträge und Kommentare dazu, die Webseite „bildblog.de“ auch eins sei, das meistgelesene noch dazu, obwohl ohne Kommentarfunktion?
    Und was ist Herr Niggemeier? Ein [erfolgreicher] Blogger? Ein bekannter Medienjournalist, bekannt durch SZ und FAS?
    Und: Muss ein Medienjournalist über Blogger und Blogs Bescheid wissen? Natürlich!
    Aber müssen politische oder Wirtschaftsjournalisten darüber mehr als die Allgemeinheit wissen? Diese weiß so gut wie nichts. Muss sie auch nicht. Denn viel versäumt hat der nicht, der keine Blogs liest.

  13. Herr Wallmann,

    es geht hiebei ja nicht darum, ob Politikjournalisten oder Wirtschaftsjournalisten über Blogs im alllgemeinen bescheid wissen müssen, sondern darum, dass sich ein Journalist durch Fachkenntnisse und Recherchefähigkeiten auszeichnet. Wenn also Frau Bruns in einer Runde als Blogfachfrau auftritt, kann man von ihr in ihrer Funktion als Journalistin auch erwarten, dass sie entweder Kenntnis besitzt oder sich dieses wenigstens anrecherchiert hat. Ob sie blogs liest oder nicht ist ihre Sache, aber sie sollte dann eben auch keine Urteile darüber fällen.

  14. Frau Bruns weiß genau, was ihr vorgeworfen wird – ihre Verteidigungslinie ist sehr durchsichtig, und von jedem Journalisten mal in einer schwachen Stunde verwendet worden: „Hachgottchen, ich wollte das mal für den Normalkonsumenten ein wenig zuspitzen – klar, dass da Details unscharf werden.“. Oft genug kommt man damit durch. Hier glücklicherweise nicht.

    ABER: Ich werfe Herrn Niggemeier vor, was ich auch Herrn Posener vorgeworfen habe – es kritisiert sich deutlich kompetenter, wenn man den Gegenstand der Kritik wirklich studiert hat. So wie Herr Posener seine Kritik an Diekmann an der Ankündigung eines Buches festmacht, so hängt sich Herr Niggemeier an schlappen 5 Minuten auf, nach denen er abgeschaltet hat. Persönlich verständlich, professionell eher mau. Als Filmkritiker gehe ich auch nicht nach fünf beschissenen Minuten raus, und schreibe dann meinen Verriss.

    Nur mal so als These: Was wäre gewesen, wenn Frau Bruns irgendwann in der Sendungen einen Satz SO begonnen hätte: „Ich habe das am Anfang ja vielleicht ein wenig mißverständlich ausgedrückt – was ich zum Thema Bürgerjournalismus sagen wollte, war eigentlich…“ ?

  15. »Aber müssen politische oder Wirtschaftsjournalisten darüber mehr als die Allgemeinheit wissen? Diese weiß so gut wie nichts. Muss sie auch nicht. Denn viel versäumt hat der nicht, der keine Blogs liest.« (#16)

    Nein, müssen sie nicht. Aber dann sollten sie auch bitteschön aus einer solchen Gesprächsrunde raushalten.

    Radioredaktionsfutzi: Frau Bruns, wir würden gerne über Pipapo reden. Sinse dabei?
    Bruns: Nä, wissense ich hab‘ da ja nich so die Ahnung. Da bleib ich lieber wech.

    So einfach ist es. Aber ach, was man nicht alles für ein warmes Abendessen oderweißdergeierwas tut.

  16. @Torsten Dewi: Ja, dann hätte ich mich schön lächerlich gemacht. (Scheint aber im konkreten Fall nicht so gewesen zu sein.)

    Aber das ist doch das Schöne an Transparenz: Ich habe hingeschrieben, dass ich nur 5 Min. gehört habe (plus ein bisschen im Nachhinein im Mittelteil, ich gebe es zu), und deshalb kann mich jeder nun entweder arrogant nennen (und hat ein gutes Argument dafür) oder mir die entscheidenden Stellen um die Ohren hauen, die ich verpasst habe. Ist doch fair.

  17. An Selbstverliebtheit und Hochmut mangelt es nun wirklich nirgendwo, und deshalb verstehe ich nicht, wie jemand das als „seltsam“ betrachten kann.

    „Ich staune, dass die mediale Avantgarde so empfindlich ist, dass sie nicht einmal 45 Minuten kritische Debatte über sich selbst aushält“, sagt Frau Bruns. Nur weil einer abgeschaltet hat: Ganz toll. Schöne Verallgemeinerung.

    Frau Bruns hat „so geantwortet, wie durchschnittliche Leute diese Begriffe verstehen“. Gehört sie nun zu diesen „durchschnittlichen Leuten“, oder hat sie ein Stellvertreterstatement abgegeben? Normalerweise spricht man für sich selbst, denke ich. Und erst der abgegriffene „Boxverein-Mädchenpensionat“-Quark, den man aus Sportreportagen kennt!

    K.o. schreiben kann man mit so was bestenfalls Volontärsanwärter.

  18. Ich glaube, was bislang etwas unter den Tisch gefallen ist, ist die Frage, warum ausgerechnet Frau Bruns in der Diskussionrunde saß?
    Immerhin wird ihr ja hier vorgeworfen sei nicht nicht informiert genug, habe vorher nicht gründlich recherchiert, ja gar: sie denke überhaupt nicht nach, wenn sie in so einer Runde etwas sagt!

    Wenn es beim nächsten Mal besser werden soll, könnte man dem Deutschlandfunk empfehlen wenigstens einen Blogger einzuladen (das würde Sinn machen gell) oder dem Tagesspiegel, statt einer leitenden Redakteurin ebenfalls einen Blogger zu schicken.

    Nicht nur, dass etwaige Fehlinformationen nicht noch ein Stück weiter kolportiert werden müssten, gleichzeitig könnte man auch sehen wie sich Journalisten und Blogger im direkten Schlagabtausch machen.

  19. @ Lyriost

    naja ich glaube da ist die liebe Frau einfach mit dem falschen in den Ring gestiegen. Ich persönlich hätte nach ein paar Wirkungstreffern vielleicht schon das Handtuch geworfen…

    @ Sven Wallmann

    wenn der Satz …
    „Denn viel versäumt hat der nicht, der keine Blogs liest.“
    … nicht ironisch gemeint ist, ist er falsch.

  20. Hee, sind die ganzen „politisch Inkorrekten“ etwa schon wieder weg? Das war ja ein kurzes Gastspiel.

  21. Mal ’ne Frage an die Runde: Was macht ein Blogger so nebenbei? Oder muss man da nach Alpha, Beta, Gamma unterscheiden? Ich schaue gerade 9Live. Da gibt es mehr Unterhaltung als auf anderen Sendern. Nur anrufen sollte man den Anrufsender nicht.
    Manchmal höre ich auch Deutschlandfunk. Die Diskussion habe ich von Anfang bis Ende gehört. Es wäre besser gewesen, man hätte entweder Frau Bruns oder Herrn Bissinger eingeladen als Vertreter dieser besonderen Spezies. Und stattdessen einen Blogger. Von mir aus Herrn Niggemeier.

  22. @Stefan:

    Ok, das hatte ich nicht gut genug recherchiert (bin ja auch Blogger *fg*).

    In dem Falle, hätte man statt Weischenberg also einen Blogger einladen können, als den vierten im Bunde. Ist nur die Frage, ob den der DF entsprechend der Vorgabe auch als Medienexperten anerkennen würde.

  23. Jau, Herr „Wallmann“ ist bei mir auch schon nervtötend aufgefallen. Bildblogkommentare ist in der Tat eine der sinnleersten „Medienseiten“, die mir bisher untergekommen ist.

    Allerdings steigt sowieso die Menge an Blogs, die lediglich auf andere Blogs querverweisen, und somit nur die linke Spur der Datenautobahn blockieren. Wenn man partout keine eigenen Themen findet – wäre die Zeit nicht besser mit Pornos gucken oder Moorhuhn spielen verbracht?

    Und ja, Herr Niggemeier: Ich habe gemerkt UND weiß zu schätzen, dass Sie von vorneherein darauf hingewiesen haben, dass Sie die Sendung nicht vollständig angehört haben.

  24. »Bruns, Bissinger und Janke dürfen immer mitspielen im “Medienquartett”, und die Moderatoren der Sendung sind auch jedesmal Hans-Jürgen Jakobs von sueddeutsche.de und Christian Floto vom Deutschlandfunk.« (#27)

    Huch! Und gleich doppelt bitter.

    Aber ach, beim nächsten Mal kann ja gar nix schief gehen. Sicheres Thema. Muss man nicht groß recherchieren. Kann man sich kaffeekränzchen-artig drüber echauffieren, bisschen runterbrechen auf Otto-Normal-Fernsehschauer und dessen offensichtliche voyeuristische Vorlieben, kleiner Exkurs zur Verrohung der Jugend vielleicht noch, Bejammern von Bildungssysten inklusive, alles gut.

  25. @sebastian #32:
    Ich vermute, Martin Schreiber [famelessblog] ist das Pseudonym von Tissy Bruns, mit dem sie sich im Bloggen übt. Wenn das „famelessblog“ sich weiter so steigert, kann es bald mehr Leser haben als „Bildblog“ und „Politically Incorrekt“ zusammen.

  26. Jedesmal wenn ich hier so eine Diskussion bis zum Ende durchlese, fühle ich mich, als hätte ich Gehirnliegestütze gemacht. Cool!

  27. Wenn schon mit dem guten alten Konjunktiv II jongliert wird, sollte es doch gekonnt geschehen. „näme“ kommt immer noch von nehmen, wenn ich mich nicht irre.

    Grüße, lesenswerter Blog!

  28. Komisch,immer wenn ich Tissy Bruns sehe, hat sie so einen resignativen Zug um den Mund. Liegt wohl daran, daß sie wie durchschnittliche Leute denken und reden muß.

  29. @Wortvogel #33
    Warum Pornos gucken und Moorhuhn spielen? Ich habe alle Folgen von „Lotta in Love“ auf meinem Festplattenrekorder.

  30. @ Torsten Dewi:
    Aus seiner Biografie:
    „Zur erfolgreichen ProSieben-Serie “Märchenstunde” hat Torsten Dewi das Drehbuch der Episode “Drosselbart” beigetragen, welche im Herbst 2007 ausgestrahlt wird.“
    Ich freu‘ mich drauf.
    Aber warum wurde „Lotta in Love“ aus dem Abendprogramm von Pro7 verbannt?

  31. Auch auf die Gefahr hin mich unbeliebt zu machen: Ich finde nicht, das es gerechtfertigt ist, Tissy Bruns als verkappte und inkompetente Nuss hier in den Kommentaren abzuwatschen.

    Im Gegenteil. Mal abgesehen davon, das Sie hier Stellung nimmt (also bewiesenermaßen nicht nur Blogs liest, sondern auch die Kommentarfunktion beherrscht), weist sie Kernaussagen der Kritik glaubhaft zurück. Unkenntnis kann man ihr jetzt jedenfalls nicht vorwerfen. Es sei denn, die Blogger-Gemeinde besitzt die Arroganz nur diejenigen für Kompetent zu halten, die selbst ein Blog betreiben (das wäre in etwa so, als ob man das Fernsehprogramm nicht beurteilen dürfte, weil man selbst nie Programmdirektor war).
    Das Sie öffentlich zu gibt, nicht immer Blogtechnisch up-to-date zu sein, rechne ich ihr hoch an. Soviel Ehrlichkeit würde ich mir auch von anderen wünschen.

    Was bleibt? „Bürgerjournalismus“ – „Es gibt ihn in Form von Teilnahme an Blogs“. Daran darf man sich jetzt ab wetzen, trotzdem sind auch das nur Spitzfindigkeiten. Letztendlich gibt es ihn, hatte doch der geneigte Leser sonst nicht die Möglichkeit, mit dem Journalisten öffentlich in Kontakt zu treten und seine Meinung kundzutun. Ob man das dann „Bürgerjournalismus“ nennen muss bleibt jedem selbst überlassen.

    Und, natürlich, die hoffnungslose Selbstüberschätzung der Print-Journalisten. Man könnte es selbst kritisch aber auch andersherum sehen: Die hoffnungslose Selbstüberschätzung einiger Blogger. Mir persönlich drängt sich der Eindruck auf, das Blogger unbedingt auf Meinungsmacht pochen – um sie gleichzeitig bei ihren Print-Kollegen zu kritisieren, die ja viel zu viel davon zu haben scheinen. Anstatt aber diese bei den Kollegen einzufordern, sollte man sich diese bei den Lesern _verdienen_.
    Apropos verdienen: Der verzweifelte Seitenhieb, das man als (mit-) Betreiber des BILDblogs längst nicht mehr an der Armutsgrenze schippert ist doch kein Argument. Das sagt rein gar nichts über Bedeutung oder gar Qualität aus. Mit Geld verdient man sich nicht automatisch Anerkennung, die man ja so dringend zu brauchen scheint.

    Unterm Strich: Etwas mehr Entspanntheit auf Seiten der Blogger wäre wünschenswert. Anerkennung, Respekt und (finanziellen-) Erfolg bescheren einem die Leser, nicht die Kollegen vom anderen Ufer. Unter diesem Gesichtspunkt wäre das Ganze nicht einmal einen Blog-Eintrag wert.

    Gruß, Rycon

  32. @ Rycon

    D´accord Rycon. Aber: Es ist doch lustig mitanzusehen, wie die Damen und Herren vom Print die am Fundament knabbernden Termiten für Ameisen halten. Insofern halte ich es für legitim, sie zu verarschen.

  33. Nein, dass wir mit BILDblog nicht mehr an der Armutsgrenze schippern, sagt tatsächlich nichts über unsere Bedeutung oder gar Qualität aus. Es sagt nur darüber etwas aus, ob wir an der Armutsgrenze schippern. Wir schippern nicht mehr an der Armutsgrenze.

    Ach so, halt, ja, und es sagt was darüber aus, wie kompetent Leute sind, die sich im Deutschlandfunk als Experten für Blogs ausgeben, aber noch nicht mitbekommen haben, dass wir bei BILDblog nicht mehr an der Armutsgrenze schippern.

  34. @Rycon: Eine Frage habe ich noch. An welcher Stelle gibt Frau Bruns „öffentlich zu, nicht immer Blogtechnisch up-to-date zu sein“, was Sie ihr hoch anrechnen?

  35. Es hätte sich vielleicht doch gelohnt, die ganze Sendung zu hören, denn die Bedrohung, die Frau Bruns durch das Internet zu erfahren meint, wird in den folgenden Passagen deutlich:

    37’56
    Das ist eine der grossen – finde ich – Lügen ans Publikum. Also, die ganze Suggestion der medialen Möglichkeiten im Internet trägt immer die schwingende Botschaft mit, das Internet ist demokratisch. Und alle nicken immer nur, wenn wir das hören. Aber ist denn das Internet demokratisch? Das Internet ist allen zugänglich. Das ist sehr gut. Man kann sehr viel damit anfangen. Aber Demokratie hat ja irgendwie auch was mit Ausübung von Herrschaft zu tun, von Organisierung und Strukturierung einer Gesellschaft über bestimmte Regeln und Verfahren. Und in dem Sinne ist das Internet überhaupt nicht demokratisch.

  36. […] Frau Bruns, wenn Sie in der Gesprächsrunde nur ein einziges Mal differenziert auf Blogging eingegangen wären, dann hätten Sie jetzt mit vollem Recht diese etwas herablassende Antwort schreiben dürfen. Aber das sind Sie nicht. Was Sie zu Anfang des Gespräches an Nichtwissen verratendem Wischiwaschi von sich gaben, wurde schon im Beitrag von Herrn Niggemeier genannt. Aber auch später kam nichts Substanzielles von Ihnen. […]

  37. Sehr schoene, leider viel zu selten anzutreffende Form von Diskussion (abgesehen von den ueblichen Jasager-Groupies) aber stimme im allgemeinen eher Bruns und Rycon zu.

  38. @ Nr. 44 Rycon:

    Mal abgesehen davon, das Sie hier Stellung nimmt (also bewiesenermaßen nicht nur Blogs liest, sondern auch die Kommentarfunktion beherrscht), weist sie Kernaussagen der Kritik glaubhaft zurück.

    Ein Stellungnahme nach knapp vier Tagen, und – hey – sie hat den „Kommentar abgeben“-Knopf gefunden – super, wie kompetent Tissy Bruns doch ist. Und was sie so alles für glaubhaft halten…aber gut, jeder darf glauben was er will.

    Es sei denn, die Blogger-Gemeinde besitzt die Arroganz nur diejenigen für Kompetent zu halten, die selbst ein Blog betreiben

    Ich hab‘ ja auch kein Blog und erlaube mir trotzdem, „blogtechnisch“ z. B. Stefan Niggemeier für sehr kompetent und den Huber Frank – der Arzt, dem die Frauen vertrauen den Erfinder des Internets, von Amazon und Ebay – für inkompetent weniger kompetent zu halten. Gehöre ich eigentlich zur Bloggergemeinde? Will ich überhaupt zu irgendeiner Gemeinde gehören?

    Was bleibt? „Bürgerjournalismus“ – „Es gibt ihn in Form von Teilnahme an Blogs“. […] Ob man das dann „Bürgerjournalismus“ nennen muss bleibt jedem selbst überlassen.

    Natürlich, Tissy Bruns darf die „Teilnahme an Blogs“ auch „Quantentheorie“, „Secutarisation“ oder „Eurhythmie“ nennen. Das hat alles genauso viel mit Bürgerjournalismus zu tun, wie die „Teilnahme an Blogs“. Aber müssen muss man das bestimmt nicht.

    Nebenbei bemerkt: Ich habe nichts gegen Fehler in Kommentaren von Blogs. Kann jedem mal passieren. Mir auch andauernd. Dass aber viele das mit der Groß- und Kleinschreibung, der Verwendung von „ss“ und „ß“ oder der Zeichensetzung so gar nicht verstanden haben, stimmt mich schon traurig. Na gut, es gibt hier wenig Depp’napo’stroph’n, dafür aber immer mehr Deppen Leer Zeichen…

  39. Für die Frau Bruns und Co ist Demokratie eben nur als Diktatur der Burschwaasie vorstellbar, mit sich selbst als Verteilern der diese stützenden „Wahrheiten“.

  40. Stefan: Das mag (willkürlich) ausgeübte Herrschaft sein, aber Struktur oder klare Regeln fehlen sicherlich.

  41. Immerhin haben wir etwas gemeinsam: Auch ich habe kein Blog und halte ebenfalls Stefan Niggemeier für sehr kompetent. Daher lese ich dieses – und BILDblog – aufmerksam, seit es diese Angebote gibt.

    Aber deshalb muss ich doch nicht bei jedem Artikel applaudieren oder auf die Knie fallen, selbst wenn ich anderer Meinung bin.

    Rächtschraibung: Okay. Dann hab ich mich ja auch disqualifiziert. Da kann man wohl nichts machen.

    Gruss, Rycon

  42. Es gibt keine allgemeinverbindliche Rechtschreibung. Und jeder darf „dass“ schreiben, wenn er „daß“ meint. Und umgekehrt. Das nur am Rande.

  43. @ Nr. 57 (Rycon): Frau Bruns hat sich in meinen Augen disqualifiziert. Bei Ihnen bin ich mir da noch nicht sicher ;-)

    @ Nr. 60 (Lyriost): Von mir aus gerne. Dann aber bitte durchgängig. Aber „Strasse“, „Fuss“ und „Musse“ sind m. E. in Deutschland falsch, unverständlich und blöd.

    Man kann auch konsequent die Groß- und Kleinschreibung ignorien, wie ix das tut. Aber immer mal wieder Großbuchstaben in einen Text einstreuen finde ich nicht so toll.

    Für mich ist eine Kritik wertvoller, die auch formal in Ordnung leicht verständlich ist.

    </klugscheissermodus>

  44. offtopic: Ich frage mich, ob ein Blog namens „bildblogkommentarekommentare.de“ Aussicht auf Erfolg hätte.

    ontopic: Tissy Bruns? Ja mei, gibt Schlimmeres.

  45. @ Nr. 62 (timsen):

    Auf “bildblogkommentarekommentare.de” freu‘ ich mich schon jetzt riesig. Ob da auch so viele wohldurchdachte, eloquent vorgetragene und genauest recherchierte Kommentare wie auf bildblogkommentare.de zu finden sein werden? Ich denke schon.

  46. @Stefan
    Ich habe Dich immer gerne gelesen – spannende Themen, gut recherchiert, lustig geschrieben. Aber dieses ewige „Wir Blogger gegen den Rest der Welt“ nervt doch echt gewaltig. Kann man da nicht einfach drüber stehen?

    Ich rechne Tiffy Bruns ihre Reaktion auf deine Kritik hoch an. Und ich finde, man kann es auch übertreiben. So wie Du diesmal. Und leider viele viele andere Blogger auch, wenn sie sich von den (Achtung, Reizthema!) professionellen Journalisten auf den Schlips getreten fühlen. Oder ist das einfach nur Neid?

    Und nein, ich bin kein professioneller Journalist.

  47. @Peter:

    Hm, aber ich arbeite doch als professioneller Journalist. Und blogge. Und sehe gar nicht die Notwendigkeit, mich zwischen dem einen und anderen entscheiden zu müssen. Wie kommt da der Neid ins Spiel?

    Sicher kann man da drüber stehen. Vielleicht sollte man es auch. Aber vergiss nicht den Ausgangspunkt der konkreten Debatte und vieler ähnlicher Debatten: Journalisten werfen Bloggern vor, sie würden nicht vernünftig recherchieren. Wenn diese Journalisten dann selbst so deutlich ihre Recherche-Schwäche (oder -Unwilligkeit) zeigen, finde ich das schon bemerkens- und empörenswert.

    Ob das auf Dauer so ein spannendes Thema ist, da gebe ich Dir Recht: wohl eher nicht. Irgendwann muss man vielleicht einfach resignieren.

  48. #44 „also bewiesenermaßen nicht nur Blogs liest, sondern auch die Kommentarfunktion beherrscht“

    Herrjeh, hängen die Erwartungen mittlerweile so tief? Das ist ja gruselig.

  49. @Stefan
    Das mit dem Neid war auch nicht wirklich auf Dich bezogen. Eher auf eine Vielzahl weiterer Blogger, die sich – so scheint es zumindest – am liebsten mit sich selbst beschäftigten.

    Na ja, aber Du hast Recht: Irgendwann muss man das Thema abhaken.
    Idee: Jetzt?

  50. Na gut. Dann kann ich mich ja wenigstens noch weiter darüber beschweren. Hab ja sonst nix zu tun :)

  51. Liebe Leute, lieber Kollege Niggemeier,

    wenn ich mich durch Kritik so schnell vertreiben ließe, wie ein Kommentar vermutet, wäre ich schon längst nicht mehr in diesem Beruf. Ich schreibe noch einmal, weil mich die Wahrnehmungsstörung zwischen alten und neuen Medien interessiert, diese beidseitige Neigung zum schnellen Beleidigtsein, die so komisch und unproduktiv ist. Meine These zur Diskussion: Wir haben alle keinen festen Grund unter den Füßen, in den alten Medien nicht mehr, den neuen noch nicht. Da klammert sich jeder an das, was ihm am nächsten ist und neigt dazu, sich abzuschotten.

    Jenseits aller Einzelkritik zur umstrittenen Sendung möchte ich doch einmal darauf hinweisen, dass sie nicht den Anspruch einer Fachdiskussion über Blogs hatte. Ich bin natürlich nicht Fachjournalistin für Blogs, auch keine Medienjournalistin und habe mich weder als das eine oder andere ausgegeben. Gegenstand war der Journalismus, die Frage, ob Leserreporter und Blogger ihn verändern. Nach Lektüre der Kommentare bin ich verblüfft darüber, wie oft als Blogger-Kritik gehört wurde, was tatsächlich Kritik am klassischen Journalismus war. Nur als Beispiel: Natürlich liegt es nicht an den Bloggern, wenn die Hinterzimmer immer finsterer werden. Es liegt an einem Journalismus, der seit einiger Zeit dem Publikum ein Alleswissen und eine Allgegenwart vorgaukelt, die es in Wirklichkeit nicht geben kann. Das habe ich im Medienquartett gesagt, nicht anders als bei anderen Gelegenheiten vorher.

    In meiner Generation gehöre ich zu den Journalisten, die jederzeit einräumen, dass sie in der neuen Medienwelt nicht alles wissen (und übrigens auch sonst nicht). Ich bin Jahrgang 1951, also in ziemlich fortgeschrittenem Alter in die kommunikative Revolution geraten, die wir seit einigen Jahren erleben. Vor allem meinem Sohn verdanke ich die Erkenntnis, dass in unserer Zeit die Jungen in mancher Hinsicht die Lehrer ihrer Eltern und Lehrer sind und sein müssen – ich hatte gute Lehrer. Was ich nicht habe, ist eine Haltung kritikloser Huldigung alles Neuen, die weit verbreitet ist. Wer mag in einer dynamischen Entwicklung schon der Mahner am Rande sein? Vor allem meine männlichen Kollegen stürzen sich auf jede Neuerung manchmal aus schlichter Feigheit: Sie mögen nicht zugeben, dass sie nicht die Pioniere mit dem neuen Herrschaftswissen, sondern oft nur Mitgerissene sind. Das sind wir aber alle und, mit Verlaub, selbst die Blogger. Auch diese Revolution wird einige ihrer Kinder verschlingen.

    Wie gehen wir um mit dem neuen Widerspruch der demokratischen Gesellschaften, dass Informationen noch nie so weit verbreitet und leicht zugänglich waren, die Debatte um die öffentlichen Angelegenheiten aber noch nie so flach? Das beschäftigt mich. In einer Zeit, in der auch Politik zuerst über Bildmedien kommuniziert wird, sind Blogger für mich natürliche Verbündete des Print, einfach, weil sie mit dem Wort arbeiten. Sie sind aber offensichtlich in ähnlicher Versuchung zu selbstbezogenen Diskussionen. (Nebenbei: Muss der Unfug mit den Alpha-Bloggern wirklich sein, das ist wirklich nicht besser als die Alpha-Journalisten im Print?)

    In meiner Berufswelt kritisiere ich, dass wir Journalisten immer mehr dazu neigen, Öffentlichkeit als exklusives Dauergespräch zwischen Medien und Politik zu betreiben. Eingeschworene Communities, die sich unausgesprochen im Besitz höherer Weisheiten glauben, nützen den öffentlichen Angelegenheiten nicht – weder in gedruckter Form noch im Netz.

    Herzliche Grüße von den Holzmedien!
    Tissy Bruns

  52. „die Debatte um die öffentlichen Angelegenheiten aber noch nie so flach?“

    Achtung: Sie befinden sich auf einer Website (=Blog), auf der ebendies widerlegt wird. Immer wieder.

  53. Liebe Tissy Bruns,

    das kann doch nicht Ihr Ernst sein, oder?

    Sie erzählen dummes Zeug über Dinge, von denen Sie offensichtlich und zugegebenermaßen gar nichts verstehen, und alles was Ihnen als „Entschuldigung“ einfällt ist Geschwurbel über beidseitige „Wahrnehmungsstörung“, schnelles „Beleidigtsein“, kritiklose „Huldigung alles Neuen“ und andere Allgemeinplätze.

    Einfach mal sagen „Oh, da habe ich dummes Zeug erzählt, weil ich nicht recherchiert habe, sondern mich auf mein ‚Bauchgefühl‘ verlassen habe, die Kritik an mir und an der Runde ist berechtigt“ kommt in Ihrer Vorstellungswelt wohl nicht vor.

    Schade.

    In der Schule (lang, lang ist’s her) hätten meine Lehrer zu solch einem Aufsatz wohl gesagt: „Thema verfehlt, setzen, sechs!“.

    Zum Schluß noch eine ehrliche ernst gemeinte Frage: Ist „Tissy“ Ihr wirklicher Vorname, der auch so in Ihrem Pass steht, oder eine Abkürzung?

  54. In meiner Berufswelt kritisiere ich, dass wir Journalisten immer mehr dazu neigen, Öffentlichkeit als exklusives Dauergespräch zwischen Medien und Politik zu betreiben. Eingeschworene Communities, die sich unausgesprochen im Besitz höherer Weisheiten glauben, nützen den öffentlichen Angelegenheiten nicht – weder in gedruckter Form noch im Netz.

    Tissy Bruns, Sprecherin Hintergrundkreis „Gelbe Karte”: „Auch die Gedanken, die noch nicht ganz ausgereift sind, sind ja für die Öffentlichkeit interessant. Ideen, die gerade ganz neu sind. Da wollen wir ja alle ein bisschen den Finger am Puls haben.

    http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,OID2345542_REF2488,00.html

    Ja, nee, is klar™.

  55. Sehr geehrte Frau Bruns,
    nur zu ein paar Punkten:

    Wir haben alle keinen festen Grund unter den Füßen, in den alten Medien nicht mehr, den neuen noch nicht. Da klammert sich jeder an das, was ihm am nächsten ist und neigt dazu, sich abzuschotten.

    Keine Ahnung, wie Journalisten das sehen. (Ich bin keiner.) Aber meinem Eindruck nach sind Blogs in der Frage ziemlich selbstbewusst. Oder meinen Sie mit „neuen Medien“ die Online-Auftritte der „alten Medien“?

    Und wer schottet sich von wem ab? Zum Beispiel hier wird doch über die und im Moment auch mit den alten Medien geredet. Oder meinen Sie, Blogger sollten mehr Leserbriefe schreiben?

    Jenseits aller Einzelkritik zur umstrittenen Sendung möchte ich doch einmal darauf hinweisen, dass sie nicht den Anspruch einer Fachdiskussion über Blogs hatte.

    Das Argument muss ich mir merken, falls mir mal Fehler im meinen Argumenten nachgewiesen werden. „War keine Fachdiskussion“ ist wirklich gut. Darf ich davon ausgehen, dass es sich bei Artikeln in „den alten Medien“, die keine Fachartikel sind, genauso verhält? Mir graust es schon jetzt.

    Vor allem meinem Sohn verdanke ich die Erkenntnis, dass in unserer Zeit die Jungen in mancher Hinsicht die Lehrer ihrer Eltern und Lehrer sind und sein müssen – [..]

    Mit Verlaub, das halte ich für Blödsinn. Dass ältere Leute zum lernen länger brauchen – geschenkt. Dass sie deswegen sich auf Neues gar nicht mehr einlassen – bitteschön. Dass sie das Neue dann aber kritisieren, vor allem weil es neu ist – überheblich.

    Wenn Sie so Sachen wie die neue Rechtschreibung lernen wollen/müssen, lernen sie das eigentlich auch von Ihrem Sohn? Immerhin ist das viel neuer als das Web. (Sorry, mir fiel gerade kein besseres Beispiel ein, aber ich denke das trifft es.)

  56. Mein lieber „Wahnsinn“,
    was soll denn dieser zusammenhanglose Link zu vollkommen salzlosen blogs von Anhängern eines irrationalen Wahnsystems, die dort ihre Traktätchen zusammenstammeln?

  57. Jenseits aller Einzelkritik zur umstrittenen Sendung möchte ich doch einmal darauf hinweisen, dass sie nicht den Anspruch einer Fachdiskussion über Blogs hatte.

    Das wirft in der Tat die Frage nach der Daseinsberechtigung dieser Veranstaltung auf. Und wie man es vor sich selbst verantworten kann, sich auf ein Podium zu setzen, Wissen in der Sache vorzugaukeln und im Nachhinein sich mit der Ausrede retten muss, dass es keine Fachdiskussion sein sollte. Was denn dann? Ich meine, du meine Güte. Was für eine verdrehte Argumentation.

    Ist es Ihnen denn kein bisschen peinlich, dass keiner, _keiner!_, der Anwesenden grundlegendes wie die ungefähre Reichweite der Blogs einschätzen konnte und das berichtigte?

    Wie würden denn Journalisten reagieren, wenn in Blogs ständig behauptet würde, überregionale Tageszeitungen wie SZ und FAZ hätten weniger als 100.000 Abonnenten. Würden Sie die ernst nehmen?
    Und würden Sie sie ernster nehmen, wenn sich diese Blogger bei Hinweis auf den Fehler aus der Verantwortung ziehen würden indem sie einfach sagen, keine Experten auf dem Gebiet zu sein?
    Ist das eine legitime Ausrede für das Verbreiten von Unsinn für den man auch noch bezahlt wird?

    Und nein, das ist kein reflexhaftes ‚Ihr gegen Uns‘. Noch vor ein, zwei Jahren hatten Journalisten bei mir im allgemeinen ein hohes Ansehen. Zumindest traute ich ihnen grundlegendes Recherchieren zu (das heute mit Google einfacher und schneller denn je ist). Was ich aber mittlerweile permanent lesen muss, was von gestandenen Journalisten über Blogs oder das Web im Allgemeinen verbrochen wird, lässt mich die Hände über den Kopf zusammenschlagen.
    Ich habe kein Vertrauen mehr zu einem Großteil der deutschen Journaille, da ich nicht weiß ob sie auch so schlampig in Gebieten arbeitet, in denen ich mich nicht so auskenne.

    Sie und Ihre Kollegen demontieren sich gerade selbst.

  58. Huch, statt Journaille meinte ich Journalisten allgemein. Wie ist das denn da reingerutscht. (Ja, das ist lustig, war aber nicht so beabsichtigt, im Eifer und so..)

  59. Blogger sollten sich nicht als Päpste aufspielen. Deshalb braucht es auch keinen Canossa-Gang. Ich finde, Frau Bruns hat sich hier im wesentlichen vernünftig geäußert, und sie ist nicht verantwortlich zu machen für die anochronistischen Riten ihrer Zunftkollegen. Es macht keinen Sinn, wenn Blogger versuchen, die Arrivierten an Arroganz zu übertreffen. Hoffen wir, daß die alberne Beißerei bald von einem sinnvollen Dialog abgelöst wird. ;-)

  60. @Lyriost
    sehe ich genau so.
    ich glaube, das problem der blogger ist einfach, dass falsche reichweitenzahlen in die welt gesetzt wurden. oh mein gott. SKANDAL!
    klingt nach minderwertigkeitskomplex.

    is doch nicht so schlimm, jungs & mädels. einfach abregen, was sinnvolles machen (z.b. ein teetrinkblog?)

  61. ich finde es immerhin gut, dass sich Frau Bruns hier der Debatte stellt. Das sollte auch gesagt werden.

    Und – ich finde es auch legitim, dass es eine Eingewöhnungszeit für Neue Medien Unerfahrene gibt, aber dann sollte das auch zugegeben werden.

    Wie Batz schon sagte, war Hans Janke vom ZDF der einzige in der Ausgangsdebatte, der ein differenziertes Bild hatte, das eigene Erfahrung vermuten liess.

  62. 1.) Ich habe in der Radiosendung nicht gehört, dass sich irgendjemand als „Blog-Experte“ bezeichnet hätte. Auch wurde niemand von den Moderatoren so vorgestellt, noch findet sich entsprechendes auf der Website. Der einzige, der dies behauptet hat, es handele sich um selbsternannte Blog-Experten, war Stefan Niggemeier in seinem Beitrag.

    2.) Nachtrag zum „Knapp über Wasser halten“: Der letzte Stand ist der, welcher auf BildBlog selbst zu finden ist. Da heisst es bescheiden auf die selbst gestellte Frage, wie man sich finanziert: „Nach wie vor mühsam. Genauer gesagt: durch eine Mischung aus Werbung, den Verkauf von Merchandise und „Spenden“.“
    Das klingt nicht üppig. Ja, man könnte gar annehmen, man hält sich da so knapp über Wasser.

    3.) Das es bei einer Diskussion hitzig zugehen kann ist normal. Aber hier wird bedenklich oft diffamiert und persönlich angegriffen – das fing beim ursprünglichen Beitrag an und setzt sich grösstenteils in den Kommentaren fort. Dagegen ist ein bayerischer Stammtisch geradezu ein Hort des Liberalen.

    Es erinnert mich auch sehr stark an „PoliticallyIncorrect“. Wenn das die Zukunft des Journalismus bzw. „Bürger-Journalismus“ sein soll, mache ich mir ernste Sorgen um die Diskussionskultur.

  63. 1.) Rycon, mit Verlaub, als was sitzen die Leute denn da auf der Bühne, wenn nicht als Experten? Oder habe ich die Anmoderation verpasst: „Heute diskutieren wir im ‚Medienquartett‘ über neue Entwicklungen in den Medien, über Bürgerjournalismus und Blogs mit Leuten, die sich damit gar nicht auskennen. Ich begrüße in unserer Laienrunde: Tissy Bruns…“?

    Und, im Ernst: Wenn Du in eine öffentliche Diskussionsrunde zum Thema XY eingeladen wirst, nimmst Du Dir nicht wenigstens eine halbe Stunde, Dir die zentralen Begriffe und Fakten draufzuschaffen? Und ist nicht genau das die zentrale Qualität von Journalisten: schnelle Recherche? Und werfen Journalisten nicht genau das den Bloggern vor: fehlende Recherche? Das ist es, was diese Gesprächsrunde für mich so gespenstisch machte.

    2.) Ja, der letzte Stand ist der, welcher auf BILDblog selbst zu finden ist. Unten auf der Seite, aus der Du zitierst, sind mehrere aktuelle Interviews verlinkt, darunter eins mit mir mit „Spiegel Online“. Da heißt es z.B.:

    SPIEGEL ONLINE: Sie schalten seit knapp einem Jahr auch Werbung. Wie lebt es sich von den Fehlern anderer?

    Niggemeier: Zunehmend besser. Wir haben 1,3 Millionen Visits im Monat, viel mehr als manche Regionalzeitung im Netz. Allerdings hatte ich es mir leichter vorgestellt, mit Werbung Geld zu machen. Anfangs lief das sehr schleppend, allmählich besser. Ein Bildblogger lebt inzwischen komplett von Bildblog, zwei etwa zur Hälfte. Wir sind aber noch nicht so weit, dass wir schon die Anschaffung von Dienstwagen planen.

    3.) Wen habe ich wo diffamiert?

  64. Ich habe in der Radiosendung nicht gehört, dass sich irgendjemand als „Blog-Experte“ bezeichnet hätte. Auch wurde niemand von den Moderatoren so vorgestellt, noch findet sich entsprechendes auf der Website.

    Wenn ich vom Deutschlandfunk zu einer Diskussionsrunde zum Thema “Veränderungen in der Kernphysik“ eingeladen würde, aber keine Ahnung von Kernphysik hätte (habe), bliebe ich doch auch lieber zuhause, als hinterher irgendwas öffentlich zu erzählen, was jeder Kernphysiker als Blödsinn identifizieren kann.

    Nur redeten da Journalisten über die Zukunft des Journalismus, nicht ich über Kernphysik. Sie hatten also zwei Möglichkeiten: Sich gut vorbereiten oder die Klappe halten. Leider ist letzteres zur Zeit schwer außer Mode.

    Vielleicht muss man das Auftreten der Beteiligten wirklich nicht unbedingt über sechs Tage und zwei Einträge tottreten, es bleibt aber trotzdem peinlich …

  65. Antwort auf eine „ehrlich ernst gemeinte Frage“:
    Amtlich heiße ich Christiane, werde aber von allen Tissy genannt, auch als Journalistin. Im Pass steht Christiane, auf meinem Presseausweis steht Christiane Tissy Bruns, ohne die albernen Anführungszeichen im Wikipedia-Eintrag.

    Zur Gelben Karte: Was das „Ja, nee..“ unter dem Zitat besagen soll, ist mir unklar, ich jedenfalls sage in dem Zitat: Hintergrundkreise dienen der Öffentlichkeit.

    Wer diffamiert wurde? Zum Beispiel ich. Und zwar in dem letzten Stefan-Kommentar noch einmal. Nach kurzem Zuhören und schnellem Abschalten, Antwort und Gegenantwort kein Nachweis der behaupteten Unkenntnis, allenfalls, siehe auch Kommentare in diesem Blog, diskutable Unterschiede von Einordnungen und Bewertungen. Statt dessen vielfaches Nachbeten des Vorwurfs, auch von Leuten, die die Sendung gar nicht gehört haben, und damit der aus dem Boulevard bekannte Mechnanismus, durch ständige Wiederholung die Wirkung zu schaffen, dass etwas hängenbleibt. Eine Wahrheit wird trotzdem nicht daraus, kritische Öffentlichkeit auch nicht. Sachlich berechtigt ist allein die Reichweitenfrage, über deren Bedetung man wiederum streiten kann. Die wichtigste und zutreffende Aussage der Sendung war jedenfalls die über den Trend: nämlich die sprunghafte Zunahme von Blogs, an denen Journalisten und Nichtjournalisten teilnehmen. Hätte Niggemeier zugehört, wäre ihm zum Beispiel auch nicht die Verneigung der versammelten Runde vor Bildblog und seiner Arbeit dafür entgangen.

    @frerk: Interessieren sich Blogger nur für die Beiträge von Bloggern? Die politische Kommunikation findet an Stammtischen, in Zeitungen, Wohnzimmern, Parteien, Partykellern, im Fernsehen, Hörfunk, Netz statt. Überall, sogar an Stammtischen, gibt es tiefgehende Beiträge dazu. Trotzdem wird sie immer flacher.
    Und was heißt hier: „Achtung“? Wollen Sie mich aus dem Netz exkommunizieren? Ein wahrhaft offener Debattenton.

  66. Liebe Frau Bruns,

    wir reden aneinander vorbei. Sie schreiben über „diskutable Unterschiede von Einordnungen und Bewertungen“ und bei Fehlern, die Sie einräumen (aber so nicht nennen), dass man „über deren Bedeutung wiederum streiten kann“.

    Ich diskutiere und streite gerne lang und kontrovers über Blogs, Bürgerjournalismus, die Veränderungen des Journalismus. Aber ich möchte es nicht mehr tun mit Leuten, die sich ein klares Urteil über all das schon gebildet zu haben scheinen, aber nicht einmal die grundlegenden Fakten kennen oder diese Fakten als möglicherweise bedeutungslos abtun. Nennen Sie mich seltsam selbstverliebt und hochmütig, aber wenn jemand vom Tagesspiegel auf die Frage: „Gibt es beim Tagesspiegel Bürgerjournalismus“ antwortet: „Es gibt ihn in Form von Blogs“, dann schalte ich ab. Sogar dann, wenn ich so verpassen könnte, dass Leute nette Dinge über BILDblog sagen.

    (Und bitte lesen Sie auch, was Leute über die Sendung schreiben, die sie ganz gehört haben. Thomas Knüwer zum Beispiel, ein Journalist vom Handelsblatt. Man kann sie hier übrigens immer noch ganz hören.)

    Ich fürchte, dass diese Diskussion hier die Fronten und das gegenseitige Unverständnis noch verschärft hat, was ich bedauere und woran ich vielleicht nicht unschuldig bin. Aber an dieser Stelle kommen wir da nicht mehr raus, und deshalb würde ich vorschlagen, diese konkrete Debatte zu beenden.

  67. Von jemandem, der so weit rum- und angekommen ist wie die Frau Bruns (MSB Spartakus über die taz zur Welt bis zum Tollfinden des bloggenden Flachschädels Wergin beim Tagesspiegel) darf man keine ehrlich selbstkritischen Äusserungen erwarten, die eventuell die eigene Position als Gatekeeperin untergrüben.

  68. zum Kommentar von Tissy Bruns vom 29.Mai 07 (20:14h): „(…) wie durchschnittliche Leute diese Begriffe verstehen. Ist Ihnen nicht bewusst, dass “Blogs” in strenger Definition keineswegs landläufig bekannt sind?“
    Würde an dieser Stelle gerne nochmal einen Schritt zurückgehen: Ich studiere Journalistik und kenne auch in Teilen den Arbeitsalltag eines Journalisten.
    Die Sendung habe ich gehört und über das Hin und Her was sich zwischen Journalisten und Bloggern (also solche, die medienkritisch sind) abspielt weiß ich etwas besser Bescheid, als beispielsweise mein „durchschnittlicher“ Bekannter, der die Sendung auch gehört hat.
    Er meinte zu mir, was ich denn immer für einen Aufstand mache, wenn ich davon spreche, dass Blogs -ich sag das jetzt mal oberflächlich- zu einer wichtigen Instanz geworden sind in punkto Medienkritik. Bei ihm ist vor allem der Vergleich mit der „Schülerzeitung“ (S. Weischenberg) hängen geblieben.
    Nun bin ich kein „Experte“, aber ich recherchiere viel zu dem Thema Blogs und Journalismus. Und ich habe mir gerne die Mühe gemacht, mit meinem Bekannten (oder sollte ich sagen dem durchschnittlichen Leser???) darüber zu diskutieren.
    Das Publikum ernst nehmen genauso wie die eigenen „Fehler“ (z.B. nicht richtig recherchiert, oder einfach mal zugeben, dass man doch kein Allround-Experte ist), das ist meiner Meinung nach gerade bei unklaren Themen ganz wichtig. Könnte die Diskussion durchaus entdramatisieren und vor allem bereichern. Schade, dass diese Debatte für viele „im Verborgenen“ bleibt. Oder gibt’s darüber bisher schon einen Artikel in einer etablierten (Online-)Zeitung für die Durchschnittsleser?

  69. @Frau Bruns,

    -> „Und was heißt hier: “Achtung”? Wollen Sie mich aus dem Netz exkommunizieren?“

    Sie kritisieren der Verflachung der öffentlich Debatten und schreiben dies auf einem Blog, das – meiner Meinung nach – eine Speerspitze der qualitativ hochwertigen öffentlichen Debatten darstellt. Also: Kritik über etwas in einem Medium, das genau diese Kritik widerlegt.
    Alleine darauf war das „Achtung“ bezogen, keine Drohung oder sonst etwas in dieser Art.

    Dieses Blog von Stefan Niggemeier entwickelt seine grösste Kraft durch die Artikel und dadurch, dass es ein Blog ist. Dieselben Artikel von Niggemeier in der FAS bieten keine direkte Kommentarfunktion, keine Möglichkeit sofort andere Artikel zum selben Thema anzuschauen, keine Möglichkeit, sich die Kommentare anderer durchzulesen, keine Möglichkeit sich den aktuellen Stand einer Diskussion zu vergegenwärtigen. Es bietet die Möglichkeit eines Forums, das Tageszeitungen in dieser Art nicht bieten können.

    Blogger interessieren sich beileibe nicht nur für andere Blogger. Die wenigsten Blogger sehen sich nur als Blogger. Blogs sind eine Technik, die es ermöglicht, Webseiten chronologisch zu aktualisieren. Nicht mehr und nicht weniger. Noch nicht einmal die Kommentarfunktion gehört notwendigerweise dazu.

    Bürgerjournalismus ist ungleich Blogs, und das aus mehreren Gründen. Wenn Sie diese beiden Begriffe zusammenbringen, demaskieren Sie ihr eigenes Unwissen.

    Vielleicht sollten Sie in einem direkten Gespräch mit einer von der Blogszene sehr geschätzten jungen Dame aus ihrem Hause – Mercedes Bunz – bei einem Kaffee versuchen zu verstehen, warum es hier pikierte Antworten gab. Durch Kommentar und Gegenkommentar kommt schnell ein überspitzter Ton rein, der in einem direkten Gespräch beim Kaffee wieder ausgeräumt werden kann oder erst gar nicht entsteht.

    Unterhalten Sie sich mit Mercedes! Vielleicht wird das für Sie neue Erkenntnisse bringen.

  70. Ich bin Frau Tissy Bruns für ihren Kommentar (# 75) dankbar und wünsche ihr für die Zukunft den Mut, trotz gelegentlichen Gegenwindes, sich öfter in eine Debatte einzuschalten.

    Außerdem denke ich, dass der Antwort von Frau Bruns einiges Fundiertes enhalten war, was das Zustandekommen der monierten Aussagen in der Sendung erklärt.

    Die spannende Frage ist dann für mich: Wenn es so ist, wie es Frau Bruns beschrieben hat, wie kommen wir dann wieder zu einem besseren Journalismus – z.B. zu einem neugierigen Journalismus, der öfter seine exklusiven Kreise und Verlautbarungsbahnen verlässt?

    Ich vermute, dass medienkritische Blogs, von denen wir noch nicht genug haben, hier ein Mittel sein können. Niveau vorausgesetzt. Aber das reicht noch nicht, bei Weitem nicht.

    Wenn ich dieser Tage sehe, wie stark sich sogar meinungsbildende Zeitungen und Magazine von Vorlieferanten (z.B. DDP, DPA) abhängig machen – und wie wenig es ihnen teilweise gelingt, ein zutreffendes (!) Bild von Ereignissen und Hintergründen zu machen und zu liefern, dann bleibe ich ratlos – zumal sich die letzten Jahre eher als Rückwärtsentwicklung des Journalismus darstellen.

    Ein Rat, wie wir (wieder) zu einen besseren Journalismus gelangen: Der wäre wertvoll.

    Schöne Bloggergrüße an Frau Bruns!

  71. Schengener Journalismus

    Die News-Suche bei Google bringt es an den Tag: Der Durchschnittsjournalist hierzulande versteht sich in erster Linie als Angestellter einer Wiederaufbereitungsanlage für Agenturtexte, und die ganz Bequemen dieser Gattung winken solche Texte gar unverändert durch, als wären sie Zollbeamte, die einer Art Schengener Abkommen für Meldungen unterliegen.

    (Lyriost, Madentiraden, 29.5.2007)

  72. Tissy Bruns ist in der Nacht zu heute gestorben. Ein großer Verlust für den Tagesspiegel und den deutschen Journalismus.

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