DFB findet Wundermittel gegen Internet

DFB-Präsident Theo Zwanziger will nun doch nicht mehr wie ursprünglich versprochen zurücktreten, falls ihm ein Gericht abschließend bestätigt, dass er sich unter bestimmten Bedingungen „unglaublicher Demagoge“ nennen lassen muss. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“:

In der Präsidiumssitzung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am vergangenen Freitag seien die Voraussetzungen geschaffen worden, [sagte Zwanziger,] um sich im Internet künftig „besser gegen ungerechtfertigte Angriffe wehren zu können. Das ist der Schutz, den ich erwarte und der in erster Linie durch aktive und verbesserte Internet-Kommunikation gewährleistet werden muss und kann. Wenn dies geschieht, dann hat das Amt des DFB-Präsidenten weiter die Faszination, die es immer für mich hatte.“

Im Kampf, den Theo Zwanziger gegen den unbequemen freien Journalisten Jens Weinreich führt, hat der DFB unterdessen eine weitere Niederlage erlitten: Das Landgericht Berlin lehnte seinen Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung ab, die Weinreich gegen eine mit Halb- und Unwahrheiten gespickte Pressemitteilung des DFB erwirkt hatte.

[via Jens Weinreich]

Nachtrag, 31. Januar. Jens Weinreich hat in seinem Blog die schriftliche Urteilsbegründung des Gerichtes veröffentlicht. Über die Pressemitteilung, mit der der DFB Weinreich diffamierte, heißt es darin, der DFB schildere „den Hergang und die Entwicklung der Unstimmigkeiten bewusst einseitig und verfälschend unter Verschweigen essentieller Umstände“. Die Presseerklärung sei „bewusst unvollständig“. Der Leser müsse die Aussagen in einer Weise verstehen, die „nicht der Wahrheit entspricht“.

Das Gericht urteilt also, dass der DFB in der Presseerklärung, für die DFB-Kommunikationsdirektor Harald Stenger verantwortlich zeigt und die von DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach stolz an Hunderte prominente Empfänger verschickt wurde, bewusst gelogen hat. Das ist aber bestimmt bei einem so ehrenwerten Verein wie dem DFB kein Rücktritts- oder Entlassungsgrund.

38 Replies to “DFB findet Wundermittel gegen Internet”

  1. Ich tippe, wie bei Jens drüben, nach wie vor auf einen Virenscanner oder eine Abmahnung gegen das ganze Internetdings.

  2. Internet – bah. Trendzeug wie Tamagotchi und Apple Newton. Redet in ein paar Jahren keiner mehr von.

    Wenn ich das also richtig verstanden habe, hat Zwanziger erstmal die Drohkulisse aufgebaut, er werde die Brocken hinschmeißen, wenn die Schmähung nicht getilgt werde. Nun hat er mittlerweile feststellen müssen, dass sich der Rest der Welt seiner Sicht der Dinge nicht konsequent anschließen mag. Der Drohung Taten folgen zu lassen, geht natürlich auch nicht – er will den Job ja behalten. Also fabuliert er was von verbesserten Bedingungen, und nutzt das durchsichtige Manöver, um von seinem Rücktritt wieder Abstand zu nehmen.

    Ich denke mal, er hat es sich verdient, dass jeder, der ihn auf der Straße erkennt, freundlich lacht, und sich dabei mit dem Zeigefinger an der Schläfe kratzt…

  3. Teufelszeug! Das ganze Internet ist Teufelszeug! Bombenbauer, Kinderf*cker, Musikdiebe und Terroristen!

    Herr 20er, zeigen Sie uns endlich den Weg, uns zu schuetzen!

  4. was sind denn die „Voraussetzungen“? Mich interessiert das ja brennend? Anwerfen der Abmahnmaschine? Oder vielleicht wie bei Pinky und Brain „Ich habe einen Plan. Ich werde die Kommunikationsherrschaft übernehmen!“

  5. Vielleicht ist es eine Armee von Kommentatoren, auf nationaler Ebene hört man davon ja in letzter Zeit häufiger. Oder ein Twitter-Account, der kann ja auch alles. ALLES.

  6. Nach kurzer, aber eingehender Beratung mit mir selbst enthebe ich als Oberster Ausserirdischer Richter hiermit Herrn Dr. Theo Zwanziger seines Amtes als DFB e.V.-Präsident und seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der dahinter versteckten DFB-Wirtschaftsdienste GmbH aufgrund Betruges der Öffentlichkeit durch das öffentliche Feilbieten eines ‚Wundermittels gegen das Internet‘ in Form von angeblichen „Voraussetzungen, die am vergangenen Freitag bei der DFB-Präsidiumssitzung geschaffen worden (seien zu einer) aktiven und verbesserten Internet-Kommunikation(sherrschaft)“, die an sich jedoch weder de facto noch de iure, und auch nicht anderweitig nach einem auch nur irgendwie gearteten gesunden Menschenverstand überhaupt existieren können bzw. in Frage kommen, also jedweder auch nur irgendwie möglichen ehrlichen Substanz zwangsläufig entbehren müssen und von daher eine bloße, nicht nur leere, sondern nachgerade mutwillig und vorsätzlich entleerte – und als solche die extreme Gefahr des Instückelangweilens weiter Teile der Bevölkerung heraufbeschwörende, nein, faktisch installierende – Worthülse darstellen, die in nochmals nachgerader Art geeignet ist, die komplette Öffentlichkeit dahingehend zu beschuppen, der DFB – und insbesondere die Person seines Präsidenten – hätte Mandat und Macht, aus in 5 irdisch-gerichtlichen Durchgängen als gerechtfertigt erachteten/tolerierten „Angriffen“ auf seine Person erneut und wiederum und wiederum willkürlich „ungerechtfertigte Angriffe“ zu quirlen.
    Gezeichnet:
    Um die Welt vor dem letzthinnigen Verfall zu retten. Es reicht.

  7. Sind die Rechtsmittel damit ausgeschöpft und der DFB muss also die Gegendarstellung öffentlich machen? Wenn ja, ist sie schon, wenn nein, warum nicht, und wann und wo wird sie?

  8. Ich tippe auf §253 StGB, wobei das empfindliche Übel Auslegungssache ist. So schlimm wäre der Rücktritt ja nicht.

  9. @nona #10:
    Nein, weil der Einspruch, der abgelehnt wurde, war der gegen die Einstweilige Verfügung gegen die Pressemitteilung („3:0“) und nicht der Einspruch gegen die Gegendarstellung („4:0“).

  10. Erst einen auf Idealist machen („Ich trete zurück, wenn…“) und dann plötzlich einen Rückzieher, wenn die Aussichten nicht mehr so gut sind. Lustig. Dafür gibts auch ein Wort, das lautet aber nicht „Demagoge“.

  11. Zwanziger hat definitiv bessere Berater als zu Anfang am Start:
    Jens Dingenskirchen aus dem anonymen Internetforum wird durch einen wahrscheinlichen Verzicht auf ein Hauptsacheverfahren gar nicht mehr öffentlich gewürdigt. Und damit bleibt es in der öffentlichen Wahrnehmung ein Verzicht eines DFB-Präsidenten, der Bewurf mit Dreck zwar (menschlich!) nur schwer akzeptiert, aber (nun ja) aushalten muss, und gnädigst auf ein Verfahren gegen Unwürdige verzichtet.
    Genau so wird es funktionieren.

  12. Der DFB als running gag personifiziert durch die Person Zwanziger. Was war noch mal gleich die ursprüngliche Aufgabe des DFB?

  13. Jo, da hat den guten Theo wohl nochmal einer beiseite genommen um ihm nochmal genau erklärt, wie das funktioniert mit diesem Internetz und diesen anonymen Blogs und so. Seine Antwort muss in etwa so geklungen haben: „Ach so, Ihr wisst hier alle, was das ist? Hm, naja, das hättet Ihr mir ja auch gleich sagen können. Dann muss ich doch gar nicht zurücktreten? Toll.“

  14. Wenn er einen Social-Media-Berater findet, überflutet der DFB bald das Internet mit eigenen Blogs. „Kevin Kuranyi direkt“, „Deutschland ist schön, Bayern ist schöner!“ und „Das Nutella-Bitburger-Faiplay-und-Fitness-Blog.“ Und Herr Zwanziger hat dann wie die Merkel eine wöchentliche Video-Ansprache. Titelvorschlag: „Einwurf.“

  15. Mal ganz ehrlich: Hat irgendjemand ernsthaft gedacht, dass er wirklich zurücktritt? Das war doch klar, dass im Falle einer Niederlage irgendeine Ausrede aufgetischt wird. Das war doch im Augenblick der Ausprache schon eine leere Drohung und das wusste JEDER.

    Die einzige interessante Frage war doch nur, welche dämliche peinliche Ausrede er sich einfallen lässt um sich doch weiter an sein Amt zu klammern, obwohl er so deutlich der ganzen Welt bewiesen hat, dass er der falsche Mann ist.

  16. Gott sei Dank, Herr Zwanziger bleibt DFB-Präsident. Ich hatte schon befürchtet, dass der Mann bald wieder Verwaltungsrichter ist und Recht sprechen darf…

  17. tja, so schnell lösen sich markige Sprüche über „persönliche Ehre“, die man keinesfalls „auf dem Altar des Amtes“ opfern werde, in Luft auf. Da war ihm der Posten wohl doch wichtiger als seine Integrität.
    Was solls, jeder Verband kriegt den Präsidenten, den er verdient…^^

  18. 1a Paradebeispiel für den hauseigenen Senioren-Lehrgang „Wie gehe ich mit dem Teufelszeug der neumodischen Kommunikationsmittel um?“.
    Sprecher: „Das hier ist der Theo.“
    Alle: „Hallo Theo!“
    Sprecher: „Der Theo hat keine Ahnung vom Internet, aber will trotzdem mit ner leeren Drohung Druck aufbauen, um sich eine Gefolgschaft zu sichern, die er anscheinend anderweitig nicht bekommen kann.“
    Alle: *Schweigen*
    Sprecher: „Nachdem die Luftpumpennummer nun in sich zusammenfällt und ihm niemand beispringt, versucht Theo es eben mit irgendeiner zusammengesponnenen Begründung, warum er trotzdem weitermachen kann.“
    Alle: „Danke Theo, nun wissen wir, wie man es NICHT macht.“

  19. Es ist wirklich traurig und lächerlich zugleich was sich der DFB und Herr Zwanziger im Besonderen geleistet haben. Wie es einem Juristen in den Sinn kommen kann, für den Fall, dass eine Gerichtsentscheidung ihm nicht genehm ist, öffentlich eine solche vermeintliche Drohkulisse aufzubauen, will und kann ich nicht verstehen.

  20. „das gefühl der ohnmacht, mit solchen neuen kommunikativen mitteln nicht fertig zu werden, hat sich mittlerweile gelegt. das verändert meine zukunftsperspektive.“

    sehr aufrichtig, dass herr z. uns wenigstens verrät, dass die gründe für sein verhalten in ohnmachtsgefühl und versagensangst zu suchen sind. ich hatte das zwar schon vermutet, aber so explizit hätte ich das jetzt nicht erwartet. seems like this is as close to an apology as we can get.

    .~.

  21. Wird es noch einen Hinweis auf den Spendenaufruf von Jens Weinreich geben, so wie bei den Call-activ-Geschichten?

  22. So wie es aussieht haat der DFB doch ein Mittel gegen das „boese Web“ gefunden. Da zieht der DFB einfach mal den Rechtsweg in die Laenge und versucht so den unliebsamen Kritiker dann eben dort zu treffen wo es am meisten weh tut. Am Geldbeutel.

    Und der gute Theo kann den Apparat des DFB fuer Lau nutzen.

    Es gibt bei Jens Weinreich die Aktion „Zwanziger gegen Zwanziger“, hoffentlich kommt genug zusammen.

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