Josef Depenbrock spricht!

Man konnte in den vergangenen Monaten den Eindruck bekommen, der verhasste Chefredakteur der „Berliner Zeitung“, Josef „Auf das Vertrauen der Redaktion bin ich nicht angewiesen“ Depenbrock, wolle grundsätzlich keine Interviews geben. Der Eindruck war falsch. Es musste nur das richtige Medium kommen.

Am Rande des Neujahrsempfangs der „Berliner Zeitung“ stellte er sich unter anderem Namen den Fragen des lokalen Rumpel- und Schleichwerbesenders FAB:

Nun zwingt sich ja die Frage auf: Wie geht‘s mit Ihnen weiter?

Mit mir, ja, das möchte jeder wissen. Das wird beantwortet Ende März. Ende März ist ja die Übergabe des Unternehmens an den Verlag DuMont Schauberg. Und dann stellt sich auch die Frage, wie ich mich weiter positioniere. Jetzt ist es so, die Eigentümer haben vereinbart, dass das Unternehmen übertragen werden soll. Die Kartellbehörden müssen dazu Stellung beziehen, also, eine Genehmigung erteilen. Erst wenn diese Genehmigung erteilt ist, kann man auch seriöserweise darüber reden, wie die weitere Entwicklung sein wird. Das warten wir doch mal ab.

Sind Sie ein wenig traurig?

Öh… ach… Wir haben ‘ne inhaltliche Idee verfolgt. Diese inhaltliche Idee war sehr umstritten. Wir haben hart dafür gekämpft. Wir sind im Markt gut positioniert. Es hat viele Dinge gegeben, die aus unserer Sicht auch besser sind. Das ist von der Fachpresse nie so gesehen worden, weil wir vielleicht einen unorthodoxeren Ansatz hatten. Das ging bis in den Bereich der Unfairness auch gegen Personen. Und insofern ist es ein bisschen schade, dass wir das nicht zuende führen konnten. Man muss aber auch letztlich verstehen, dass in Zeiten, wie sie jetzt auch in London im Finanzmarkt da sind, dass eine Gesellschaft sich auch konsolidieren muss. Und so hat Mecom die Entscheidung getroffen, sich aus Deutschland zurückzuziehen und dieses Unternehmen an den Verlag DuMont Schauberg zu geben. Und DuMont Schauberg ist eine erstklassige Adresse, ‘ne gute Heimstätte für den Berliner Verlag. Zusammen wird das Unternehmen mit dem Berliner Verlag zu einem der größten deutschen Zeitungshäuser aufsteigen, und ich denke, für die Mitarbeiter und für die Blätter ist das wirklich ein Garant für eine erfolgreiche Zukunft.

Nun würde man natürlich gerne noch erfahren, worin die „inhaltliche Idee“ bestand, für die Depenbrock gekämpft hat, ob die Erfüllung von kurzfristigen Renditezielen für ihn schon als eine solche galt und ob die „Berliner Zeitung“ seiner Meinung nach heute noch besser im Markt positioniert wäre, wenn ihr Auflagenvorsprung vor der Konkurrenz noch schneller gesunken wäre. Aber man kann vermutlich nicht alles haben.

20 Replies to “Josef Depenbrock spricht!”

  1. Der Sender FAB (den ioch nicht kenne) ist ja offenbar nicht mal in der Lage, den Namen Josef richtig zu schreieben. Oder heisst der wirklich „Josep“

  2. da sind die zeiten / im finanzmarkt / in london.
    vorher die dinge / waren besser / doch nun
    die dürren weiten des bereiches / mit der fairness leere angefüllt.
    gescheitert unsere inhaltliche idee / mit ach den vielen besseren dingen
    unorthodox / zu sehr selbst für die fachpresse /
    das ist ein bisschen traurig.

    wie wird mir / jeder will es wissen
    die frage stellt sich / ja
    jetzt ist es so.

    vielleicht muss man herrn depenbrock lyrisch verstehen. innovativer geist wird so oft missverstanden.

    .~.

  3. so hatte ich die überschrift auch verstanden .-)

    würde ihn gerne mal mit einem kinski-abend sehen, in einem kleinstadttheater in ostdeutschland.

    .~.

  4. Nunja, man muss Herrn Depenbrock nicht mögen (ich mag ihn nicht). Man darf seine Verlagspolitik ganz grauenhaft finden (finde ich). Man kann FAB als problematischen Auswuchs des Fernsehmarkts sehen (sehe ich so). Aber was ist an diesem konkreten Beispiel nun so verachtenswert? Da hat ein lokales Medium (FAB) ein Thema aufgegriffen, das in der Medienwirtschaft eine gewisse Relevanz hat, hat sogar ein Interview mit einem wichtigen Protagonisten des Themas bekommen. Und stellt sich im Interview ein wenig unbeholfen an, lässt dem Gesprächspartner Worthülsen durchgehen, hinterfragt nicht hart genug … nun gut, so etwas ist nicht toll, so etwas passiert aber. Wogegen Depenbrock gar nicht mal unsympathisch rüberkommt: Er versucht eben, die Situation schön zu reden, zu retten, was zu retten ist. Was hätte er denn tun sollen: „Mea culpa!“ rufen, „Ich habe eine ordentliche Zeitung auf dem Altar der Rendite zum Käseblatt zusammengespart!“? Den Interviewpartner soll man mir mal zeigen, zumal im Wirtschaftsbereich!
    Wie gesagt, FAB hätte da einhaken müssen, sicher. Aber, hey, es geht hier um FAB!

  5. @Zahnwart: Was daran „verachtenswert“ ist? Ich sag’s Ihnen: nichts!

    Aufschreibenswert fand ich hingegen, dass Herr Depenbrock sich überhaupt einmal öffentlich äußert.

  6. Ich hoffe nur dieses Interview hat nichts mit der Insolvenz von FAB (siehe Fernsehblog) zu tun.
    Oder hat Herr Depenbrock schon so eine Aura der totalen Einsparung, dass ein Interview mit ihm reicht um pleite zu machen??

  7. @Stefan, 14: „Verachtenswert“ ist das nicht, „aufschreibenswert“ allemal, aber sicher auch „bemerkenswert“, dass Depenbrock ausgerechnet FAB ein Interview gibt, obschon wahrscheinlich viele andere Medien angefragt haben. Es wäre so, als würde Wirtschaftminister Glos seinen Rücktritt im Zeitungsbeilageprospekt von Lidl oder Media-Markt begründen.

  8. an falscher stelle hier der hinweis: der erste spreeblick-link im bildblog ist keiner. diesen kommentar bitte ruhig löschen.

    .~.

  9. Mein Gott, er spricht! Und ich Dussel dachte immer, das wäre bloß eine alte Socke mit der Hand des Puppenspielers unterm Frack. Siehste woll, so kann man sich täuschen …

  10. Geht mir auch so. Ich habe mal eine halbe Stunde neben ihm gesessen. Und musste erst nun, Jahre später, feststellen, dass der Mann sprechen kann.

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