im geschäftlichen verkehr normal

der neue geschäftsführer von transparency international, christian humborg, räumt im interview bei poltik-digital ein, in der vergangenheit fehler gemacht zu haben. so suggeriert es zumindest die überschrift. auf die frage was man aus dem fall gelernt habe, in dem transparency international mittels eines rüden briefes des transparency justiziars und ethikbeauftragten von der bloggerin moni verlangte einen text aus dem internet zu nehmen, antwortet humborg:

Das erste, was viele daraus gelernt haben, ist die Dimension, die Blogs inzwischen haben. Das war vielen bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Das zweite, dass man gelernt hat, ist, dass auch der Umgang ein anderer ist, als man das – übertrieben gesprochen – im geschäftlichen Briefverkehr hätte.

mit anderen worten, der ton den der justiziar von transparency in dem brief anschlug, sei im „geschäftlichen briefverkehr“ von transparency international irgendwie ganz normal. zur erinnnerung, der brief den transparency an die bloggerin schickte „ersparte“ sich „einzelheiten“ und lästige details, drohte aber umso unverholener mit konsequenzen:

Sollte das nicht erfolgen, kündige ich Ihnen schon jetzt eine strafbewehrte Unterlassungserklärung und ggf. eine einstweilige Verfügung an. Ich gehe davon aus, dass Sie sich über die rechtlichen, aber auch finanziellen Konsequenzen, die sich daraus für Sie ergeben werden, klar sind.

so kommuniziert transparency also im geschäftlichen verkehr, ausser der empfänger hat irgendwie eine „dimension“, ist also gross genug um sich gegen solche angriffe öffentlich oder juristisch zu wehren. genau dann also, ist so ein ton und unfaires verhalten ein fehler.

immerhin schiebt humborg nach der zweiten frage eine etwas zerknirschter klingende und fast als entschuldigung zu wertende antwort nach:

Es ist ja auch so, dass wir gesagt haben, in der Form und im Vorgehen haben wir einen Fehler gemacht. Das war nicht richtig, was wir gemacht haben. Wie wir gehandelt haben, das würden wir nicht noch mal so machen.

irgendwie habe ich schwierigkeiten das zu glauben. rein ethisch dürfte sich bei transparency nicht allzuviel verändert haben.

[nachtrag 28.04.2006]
christian humborg widerspricht in einem kommentar meiner interpretation seiner aussagen. find ix ok.

33 Replies to “im geschäftlichen verkehr normal”

  1. […]Die heißt TI, Transparency International. Und die vor 10 Jahren gegründet wurde
    und sich zur Aufgabe gemacht hat, weltweit, international, global, planetarisch, ähm international, ähm weltweit…

    Ich möchte einfach…

    Ich zeige Ihnen Blumen. […]

  2. Wieso? Kleinschreibung kann er doch? ;) Aber um mal eine Lanze für ihn zu brechen: Das ist schon immer sein Stil und ich weiss nicht ob er ihn für die Zeit des Blogsittings hier ändern sollte. Kleinschreibung gehört zu ix wie das Nicht-Korrigieren von einmal Geschriebenem zu Robert Basic. Muss man nicht mögen, kann ich aber sehr gut tolerieren.

  3. hab ich doch. grosse buchstaben und kleine. alles im text.

    [schreibst du solche unsinnigen kommenatre eigentlich auch in amerikanische blogs?]

  4. Das ist der ganz normale Ton einer Standard-Abmahnung, die auch sicherlich so oder ähnlich in einem Formularbuch des Abmahnwesens stehen wird. Wahrscheinlich sogar eher in der Rubrik „freundlicher Warnschuss“. Die unfreundlichen haben noch eine Rechnung über ca. 2.400,- EUR im Schlepp… – schreckliches Business. Ich weiß.

  5. Stil hin Stil her…es ist einfach unangenehm zu lesen, da muss ich mich Hannes anschließen. Tut mir leid. Es sei denn man möchte nicht gelesen werden. Dann ist das was anderes. ;)

  6. immerhin benutzte der ethikbeauftragte gross- und kleinschreibung. abgesehen davon, selbst wenn der warnschuss freundlich gemeint gewesen wäre, was ihm fehlte war ein grund. transparency hat bis heute nicht gesagt was an dem ursprünglich abgemahnten text eigentlich „persönlichkeitsverletzenden“ sein sollte. es ging lediglich darum den text wegzubekommen. und „schreckliches business“ werden solche abmahnungen genau dann, wenn darauf spekuliert wird, dass man dem gegner genug angst und furcht vor finanziellen nachteilen einflösst, so dass er nachgibt. und genau das deutet humborg ja nun erneut an: man konnte ja nicht ahnen, dass sich moni wehrt. genau das bedauert er iun seiner ersten antwort. das selbstmitleid überwiegt nach wie vor bei dem laden. echte einsicht hat nicht so viel beigeschmack.

  7. @8

    Was bist du denn für ein Irrer? Auch wenn ich den Stil von ix nicht mag, ist er bestimmt ein netter Typ. Aber was du hier vom Stapel lässt ist ja an Menschenverachtung kaum zu überbieten…

  8. @9:

    Blogger: [verfasst Beitrag zu wichtigem Thema]
    Kommentar 2: so ein krampf, zu wenig grosse buchstaben
    Kommentar 6: der typ will nicht gelesen werden

    Dabei kein Wort zum Thema. Soviel zu Verachtung.

  9. Ich finde auch, dass es mühsam ist, einen Text zu lesen, in dem alles klein geschrieben ist.
    Und Kommentar Nr. 8 halte ich für absolut löschwürdig.

  10. @ix:
    [schreibst du solche unsinnigen kommenatre eigentlich auch in amerikanische blogs?]

    Wir haben in Deutschland eine andere Rechtschreibung, als die USA. Für den Leser, der es gewöhnt ist, deutsche Texte zu lesen, ist einer dauerhafte Kleinschreibung mehr als gewöhnungsbedürftig. Im übrigen halte ich das ganze auch dahingehend für falsch, dass dabei ein offensichtliches unkorrektes Schreiben als Stilmittel genutzt wird. Leser, deren Rechtschreibung nicht ausgeprägt sind, werden dies sicherlich gerne aufgreifen und dies verfolgen. Inwieweit diesen dann die falsche Rechtschreibung z.B. im Beruf hinderlich ist, wäre m.E. auch eine Frage.

  11. alter schwede. dieses ganze blog ist offenbar verseucht mit regelpochern und faz-lesern.

    die diskussion über „den gleichverwerflichen misbrauch groszer buchstaben für das substantivum, der unserer pedantischen unart gipfel heißsen kann“ (ziatat jacob grimm) ignoriere ich ab jetzt wieder komplett — aber nicht ohne mich nocheinmal darüber zu wundern dass es zuerst um „lesbarkeit“ ging, wenn das argument dann ausgeleiert ist, gehts plötzlich um regeln und vorbildfunktionen.

  12. tja, mir persönlich sind die Regeln und Vorbildfunktionen egal. Tatsächlich ist mir aufgefallen das *ich* längere Text besser lesen kann, wenn Groß- und Kleinschreibung benutzt wird. Vielleicht Gewöhnungssache. Vielleicht liegt es an der Sprache. (Ich lese selten längere englische Blogeinträge)

    @G-Punkt: Rüpel.

    den Blogeintrag lese ich später vielleicht. Kommentare lesen macht ja auch Spaß :)

  13. Hilfe, Kollege Subhuman, Deine Rechtschreibkritik strotzt vor Fehlern in der Rechtsschreibung, im Stil und im Satzbau. Wann ein Komma zu setzen ist und wann nicht, scheinen ohnehin die wenigsten zu wissen, auch nicht, wann „das“ mit einem oder mit zwei „s“ geschrieben wird. Und wer weiß, wie viele Fehler ich jetzt schon wieder in zwei Sätze hineingearbeitet habe. Verflucht schwer, diese deutsche Sprache.

  14. Wenn schon sowieso nicht über den Text, sondern über Groß- und Kleinschreibung geschrieben wird: Ich bleibe bei ausschließlich Kleinschreibung auch gerne mal hängen, weil mir Struktur fehlt beim Lesen. Vielleicht bin ich nicht anpassungsfähig. Schnell gealtert. Schade. Aber für mich gilt auch immer noch der Eindruck, dass wem die Schreibweise seiner Texte relativ egal ist auch nicht so wichtig sein kann, was er ausdrückt. Wahrscheinlich ein Trugschluss, aber es geht mir immer noch so.
    Von mir aus darf dann aber trotzdem auch gerne jemand was zum Inhalt des Beitrags schreiben.

  15. @ix
    Die Lösung ist ganz einfach: Es gibt mehrere Gründe, die für Groß- und Kleinschreibung sprechen. ;)
    An sonsten ist es schade, dass du auf die Kritik so ablehnend reagierst. Aber du wirst deine Gründe haben…

    @16 Andreas
    Es ist ein himmelweiter Unterschied (von Deutschland bis in die USA) ob jemand aus Versehen ein Fehlerchen einbaut, oder ob dies absichtlich geschieht.

  16. @ G: Ich stimme Dir zu. Bei den klassischen Publikationsformen war und ist es (weitgehend) so, dass genügend redaktionelle Maßnahmen vorhanden sind, einen Ursprungstext in korrektes Deutsch zu verwandeln. Die Blogs kennen das überhaupt nicht, hier wird geschrieben und veröffentlicht, wie einem der Schnabel gewachsen ist, bzw. wie einem die Finger über die Tastatur schnellen. Die Möglichkeit, beim Lesen sein eigenes Deutsch zu verbessern, hat man bei Blogs nicht wirklich.

  17. Konventionen existieren nicht, um Schreibern das Schreiben schwer zu machen; sie dienen dazu, Lesern das Lesen leicht zu machen. Grimm ist übrigens gescheitert …

  18. Ist das hier ein Rechtschreiblog jetzt?

    M.E. hat TP schon damals vernünftig gehandelt, wenn auch in ungelenker Form.
    Die spätere Solidaritätsaktion der dt. Blogosphäre war hochgradig lächerlich. „Moni“ hat Mist gebaut, in dem sie unbewiesene Tatsachenbehauptungen aufgrund von Hörensagen öffentlich gemacht hat. Jeder der bei Trost ist und Würde nicht nur als Konjunktiv kennt, muss sich dagegen wehren.

    Ausser natürlich den Bloggern, die stellen sich lieber in die Opferecke und heulen, wie gemein doch alle sind, dabei ist man doch nur eine alleinerziehende Hartz4 Mutti (arbeitloser Webdesigner, armer Student, freier Journalist, was auch immer, Zutreffendes bitte selber einsetzen.), die nur Ihre Meinung sagt. Und das wäre doch schliesslich von der Meinungsfreiheit gedeckt, bla, bla usw. pp. Kindisch. Woanders sagt man dazu: Get a Life!

    Kriegt doch mal in Eure Bloggerköpfe, dass das was hier untereinander abläuft (Beleidigungen, Verleumdungen, Spott, Häme, üble Nachrede, Zitatfälschungen, Outing usw) eben nicht NORMAL ist, bzw. von den meisten Leuten nicht als normal geduldet wird. Und zwar zu Recht!

    Wobei wir auch wieder bei dem Eintrag hier von vorgestern (?) sind: Warum Turi ignorieren, wenn er öffentlich lügt? Für jede flasche Zitatunterschiebung eine Unterlassungserklärung und Gegendarstellung nach der anderen um die Ohren hauen, bis diese bluten. Sonst lernen solche die Leute das nie, das das nicht geht.

    So, das musste mal raus, Euch trotzdem weiterhin noch viel am Gerät.

  19. Um mal auf den Inhalt zu sprechen zu kommen (was ist das hier eigentlich für eine komische Diskussion?): die Aussagen im Interview hören sich einsichtiger an, als es seinerzeit selbst in der Einigung von TI-D an mich formuliert worden war. Insofern kann man, wenn man es optimistisch sehen möchte, einen Lernprozess feststellen. Andererseits hat es an mich gerichtet nie eine wirkliche Entschuldigung gegeben (nur das „Bedauern, dass ein falscher Eindruck entstanden sein könnte“), also könnte es auch sein, dass sich der Lernprozess auf die öffentliche Wahrnehmungslenkung beschränkt.

  20. das ist ein schreibfehler, dass soll kosmisch heissen. so jetzt wurde alles gesagt, nur noch nicht von jedem.

  21. Man sollte das mit der uneinsichtigkeit nicht zu hoch bewerten. Der originaltext liest sich ja schon so, als ob er aus textbausteinen, eben fuer die geschæftliche kommunikation, zusammengezimmert war.

    Und was tonfall und ethik gemeinsam haben, duerfte auch dein geheimnis bleiben…

  22. Wie im Interview http://www.politik-digital.de/edemocracy/wissensgesellschaft/jmihl_transparency_070426.shtml angekündigt, beobachten wir ja inzwischen aufmerksam die blogs. An dieser Stelle daher ein kurzer Kommentar zu ix blog http://www.stefan-niggemeier.de/blog/im-geschaeftlichen-verkehr-normal/#comment-10661 von gestern abend:

    Ich habe nicht zerknirscht klingen wollen, sondern offen erklärt, dass wir einen Fehler gemacht haben.
    Hinsichtlich der Diskussion um „im geschäftlichen Verkehr normal“: Das Interview kreiste um zwei Fragen, die allgemeine Frage der Relevanz von blogs für unsere Organisation, und die besondere Frage unseres Verhaltens vom März 2006, auf das im Interview Bezug genommen wird. Der Umgang von Transparency wäre auch im „brieflichen Geschäftsverkehr“ nicht normal gewesen. Ich bedaure, dass meine Aussage im Interview zu dieser Schlussfolgerung von ix geführt hat. Ich wollte allgemein von meiner sicherlich nicht bahnbrechenden Erkenntnis berichten, dass unabhängig von dieser Angelegenheit der Umgang in Geschäftsbriefen ein anderer ist als in blogs. Ich möchte aber nochmals betonen, dass unser Umgang in der speziellen Frage ein Fehler war – und hier widerspreche ich der Interpretation von ix.
    Ich hoffe, dass diese Einsicht respektiert wird.

  23. bei mir hat sich noch niemand aufgrund der durchgehend verfolgten kleinschreibung (ausser, es geht um zitate) beschwert. und das ist auch gut so.
    noch ist die blog-bibel nicht geschrieben, die so etwas zum 1. gebot macht ;)

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