Das obere Bloggerhundert

[Disclaimer: Ich schreibe regelmäßig für die Sonntagszeitung der FAZ.]

Die „Frankfurter Allgemeine“ kommt spät mit ihrem Artikel zur re:publica, aber dafür ist ihr Bericht (aus der Print-Ausgabe vom Mittwoch) im Gegensatz zu anderen lesens- und diskutierenswert. Dabei ist das Fazit von Martin Schöb durchaus vernichtend — sowohl was die Veranstaltung angeht, als auch Blogs insgesamt:

Was die deutschsprachige Blogosphäre nicht nur für Werbetreibende uninteressant macht, ist ihr beklagenswerter und in erster Linie selbstverschuldeter Zustand: Neben der Menge weitgehend unbekannter, nicht selten lesenswerter Blogs gibt es eine zweistellige Zahl prominenter A-Blogs. Diese drehen sich derart raumgreifend um sich selbst, dass für die anderen kein Vorbeikommen ist. (…)

Ohne Selbstbezüge und ohne die Bezugsgröße Print würden die meisten meinungsführenden Blogs — und zwar nur diese — in sich zusammenfallen wie ein Heißluftballon ohne Flamme. Bis es so weit ist, bleibt der Blog-Olymp für Neulinge nahezu unzugänglich; dort kennt man sich, man zitiert und kommentiert sich, spricht denselben Jargon, schreibt über sich und die Medien und bleibt so konsequent unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle all jener Leser, die ihr Leben nicht im Netz verbringen.

Hmmm. Wenn ich jetzt darüber blogge, was die FAZ über Blogs schreibt, dreht sich die Selbstbezüglichkeitsschraube noch eine Windung weiter. Andererseits: Ich habe auch in den etablierten Medien schon immer über Medien geschrieben, bei mir ist die Selbstbezüglichkeit quasi Dauerzustand. Ich würde auch nicht fordern, endlich mit dem Meta-Geblogge aufzuhören und finde auch nichts dabei, sich seinen Blog-Heißluftballon mit diesem Stoff und der Kritik an den etablierten Medien zu befeuern. Aber in den meinungsführenden deutschen Tageszeitungen kommen auf eine Medienseite mehrere Dutzend Seiten über Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport. In den „meinungsführenden deutschen Blogs“, wenn man davon sprechen will, ist das Verhältnis deutlich anders. Warum tun sich Themenblogs in Deutschland anscheinend so schwer? Oder ist das nur eine Phase gerade, eine Selbstfindungsphase des Mediums?

Ich würde Schöb in der Absolutheit vieler seiner Aussagen widersprechen. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass Blogs für Werbetreibende uninteressant sind. Und ich glaube, man muss den Zustand der Blogosphäre schon deshalb nicht so apokalyptisch beschreiben, weil das alles im Fluss ist, weil so viel gerade erst entsteht und weil sich alles mit rasanter Geschwindigkeit ändern kann.

Aber die Fragen, die Schöb aufwirft, sind berechtigt. Und tatsächlich glaube ich auch, dass die re:publica als Klassentreffen wunderbar funktioniert hat. Aber als Kongress litt sie darunter, dass Blicke von außen fehlten, „externe Expertise aus der Wissenschaft, den Medien, der Wirtschaft“, wie Schöb schreibt:

„Das obere Bloggerhundert will anscheinend alles selbst machen, alles wissen, alles können, aber mit niemandem außerhalb des Gemeinwesens etwas zu tun haben.“

Nachtrag. Selbstreferenz galore: Martin Schöb kommentiert die Blog-Reaktionen auf seinen Artikel über Blogs in seinem Blog.

75 Replies to “Das obere Bloggerhundert”

  1. Darf ich zitieren: „Blogging passierte eben, zum Glück. Und? Natürlich sollte man sich gegenseitig auf die Finger schauen, aber eine permanente Grundsatzdebatte ist unangebracht, unsinnig, überflüssig, lähmend – und sterbenslangweilig. Wer bloggt, bloggt; wer druckt, druckt; wer beides macht, macht beides.“ MS 6950 am 12. Februar 2007 in seinem Weblog.

    Gut gesagt, eigentlich.

  2. Eine bemerkenswert treffende Analyse der FAZ – bei allem ernst gemeinten Respekt gegenüber der „zweistelligen Zahl prominenter A-Blogger“. Allerdings sehe ich es wie Du: Blogs stehen am Anfang ihrer Entwicklung, sowohl horizontal als auch vertikal. Es wird noch viel kommen, viel wieder über Bord geworfen werden, aber auch vieles bleiben und in die etablierten Medienhäuser abstrahlen, auch wenn diese nicht gerne zugeben, sich von einer anarchischen Publikationsform beeinflussen zu lassen.

  3. Och, mir würden da einige A-Blogs, die sich „raumgreifend um sich selbst“ drehen einfallen. Beileibe nicht alle A-Blogs, auch nicht dieses Blog hier – aber doch genug, dass es auffällt und nervt. Was interessiert mich der hundertste stolze Beitrag darüber, in welchem blöden Blogcharttool Blog XY nun gerade ganz oben steht? Was interessieren mich Querelen zwischen Bloggern, die nach dem Schema „Aber du hast damals gesagt…“ „Aber vorher hast du dort dies und das geschrieben“ funktionieren?
    Einige sollten mal wieder ein wenig auf den Boden kommen. Man ist nicht automatisch der Nabel der Welt, nur weil mal ein paar Leser mehr vorbeigeschaut haben.

  4. Nach dem, was ich gelesen habe – war leider nicht da – haben zwar Kritik und Kontroverse gefehlt, aber diese hätten genausogut von innerhalb kommen können. Es ist ja eben nicht so, daß es eine homogene Masse „Blogger“ gibt. Da sind wahrscheinlich hundert, die die aktuellen Entwicklungen der Blogosphäre nicht mögen und hunderttausende, die sie gar nicht wahrnehmen. Zumindest bei letzteren ist klar, warum sie nicht auf der republica waren.

    Einen kompetenten Blick von _außen_ kann ich mir nicht vorstellen. Denn ich glaube, daß jeder, der zum Thema „Leben im Netz“ und Bloggen mitreden kann, inzwischen selber bloggt. Auseinandersetzungen mit Leuten, die die Faszination noch nicht selbst geschmeckt haben und den üblichen Bedenkenträgern, die sich davor fürchten, daß jeder einfach so und „ohne Filter“ (Bettina Gaus im Nachtstudio) publizieren kann, haben wir seit ungefähr drei Jahren hinter uns. Ich jedenfalls hab keine Lust mehr, Menschen, deren Kontakt mit dem Netz sich im Abfragen ihrer T-online-Adresse und dem Aufrufen der Yahoo-Startseite erschöpft, das Große, Großartige! am Internet zu erklären und sehe auch nicht, inwieweit sowas einen – ja – Expertenkongreß voranbringen könnte.

  5. Das obere Bloggerhundert wovon? Von welcher Liste?
    Liest sich wie ein Fall von Relevanzüberschätzung.

  6. Hmm, ein bißchen hat er schon Recht, der Schreiber der FAZ. So einfach ist es nämlich nicht, in diese „Szene“ einzudringen, sie zu verstehen. Ein bißchen mehr Verständnis für jene, die „Pings“ und „Trackbacks“ noch nicht im Duden nachschlagen können – es gibt auch wohl noch keine VHS-Kurse zum Bloggen – wäre ganz nett. Der DAU (dümmste anzunehmende User) freut sich, wenn ihm das jemand freundlich erklärt. Die meisten Blogs vernachlässigen das. Nebenbei: Experten sind nur die, die als solche anerkannt werden… Da helfen auch keine Kongresse.

  7. In der Absolutheit halte ich die jetzt hier geposteten Auszüge aus dem Artikel auch für übertrieben. Aber es ist schon etwas Wahres dran, wenn es um den häufigen Selbstbezug mancher A-Blogger geht – ohne das jetzt als Vorwurf formulieren zu wollen. Vielleicht müssen wir aber auch einfach durch diese Phase der gegenseitigen Sticheleien von „klassischen Medien“ und Blogs hindurch bis sich gegenseitige Vorwürfe oder Ängste abkühlen. Bis dahin ist es fast ermüdend, dass inzwischen mehr über Blogs gesprochen wird oder Blogs über Blogs, Blogger und das Bloggen schreiben – als über wirkliche Themen und Inhalte. Nur so aber würde sich der Kreis der Blogger vergrößern.

  8. Das Metageblogge ist in der Tat einfach nur noch anstrengend und geradezu lähmend. Was in Deutschland andauernd über Blogs und das Bloggen gebloggt wird, ist nicht mehr feierlich. Sehr schön, dass das sogar in der faz angesprochen wird.

    Warum die deutsche Blogosphäre im internationalen Vergeich geradezu provinziell* ist, hat meiner Meinung nach mit diesem umsichselbstdrehen zu tun. Es hilft übrigens auch nicht, dass Themenblogs in Deutschland immer noch eher selten sind. Niemand kann erwarten, dass er ein persönliches Blog führt, in das er alles reinrotzt was ihm gerade einfällt und dann auch noch damit richtig Geld verdienen kann. Dazu muss man schon nicht nur ein guter, sondern ein ausgerwöhnlicher Schreiber sein. Und die meisten der Persönlichblogger auf den vorderen Reihen sind maximal gute Schreiber.

    Ich habe für mich zum Beispiel vor knapp einem Jahr festgelegt, keine Metablogeinträge zu verfassen. An solchen diskussionen beteilige ich mich maximal in den Kommentaren. Und selbst das ist eigentlich für die Katz (Ha!).

    *Beispiel Frankreich: der französische Ableger von Techcrunch hat zB über 75000 RSS-Abonnenten. Loic LeMeurs persönlichesBlog über 16000 RSS-Abonnenten. Nur um da mal einen Vergleich mit einem etwa gleich großen nicht englischsprachigen Land zu haben.

  9. Das letzte Zitat, Stefan, in deinem Beitrag ist absolut zutreffend. Und im die Quintesenz des Zitates zu finden, bedarf es lediglich eines gesunden Menschenverstandes. Aus diesem Gurnd lese ich kaum noch in den sog. A-Blogs, und wenn, dann nur noch in ganz bestimmten und ausgewählten, wozu deiner hier gehört.

    Egomanie und Selbsthypnose, Pseudo-logenhaftes Verhalten und VitaminB, Besserwissertum und Allwissenheit sind die besonderen Kennzeichen, mit denen sich viele der obigen Blogger auszeichnen.

    Inzwischen bin ich der Überzeugung, dass damit ein Kollateralschaden entsteht (nicht auf uns Normalo-Blogger bezogen), über den sich so manche nicht im Klaren sind. ;)

    Irgendwann wird etwas neues kommen und den Bloggermarkt penetrieren. Stellt sich nur die Frage, wer von den Obigen dann in der Lage sein wird, sein Fähnlein entsprechend der Windrichtung auszurichten.

  10. Also ich muss da ja mal ein bisschen widersprechen mit der Selbstreferentialität.
    Zum einen gibt es wohl Themenblogs. Netzpolitik ist da das Paradebeispiel. Bildblog würde ich auch als solches sehen. Und mit dem Lawblog haben wir nur die Speerspitze der vielen Blawgs die ebenfalls Themenblogs sind.
    Spreeblick referenziert nur selten, Der Shopblogger gar nicht, Ehrensenf zählt nicht und der Werbeblogger ist auch ein reines Themeblog, schon haben wir die Top10 der Blogcharts auch wenn die nicht so richtig zählen.
    Die liste geht in den nächsten 10 übrigens ähnlich weiter aber ich wollte eigentlich eher darauf hinaus, dass das gar nicht so sehr die Schuld der A-Blogger (wieder so ein schlimmer Begriff) ist. Ich finde es nicht schlimm, wenn ix dich verlinkt oder du dich über den Don Alphonso aufregst. Viel Problematischer finde ich, dass es da eine Masse von Blogs gibt, die darauf verlinken und diese Selbstreferenzialität fördern anstatt sich auf die eigene Kreativität zu verlassen oder tatsächlich einmal nach dem guten, neuen zu suchen und dieses oder jenes unbekannte Themen- oder Nichtthemen-Blog zu verlinken und damit zu fördern.
    Will sagen: Der Mensch erkennt ein Problem das meines Erachtens eher gefühlt als statistisch belegbar ist; die Analyse wäre viel richtiger, wenn sie weiter unten in der „Basis“ ansetzte.

  11. Externe Expertise ist tatsächlich ein schwieriges Thema. Kann funktionieren, geht aber oft ins Auge. Ganz schlimm sind diese Kongresse, bei denen dann zum „Befruchten des Dialogs“ irgend ein ergrauter Zukunftsforscher von VW / Opel / Neckermann / einer anderen möglichst branchenfernen Firma eingeladen wird, dem man im eigenen Haus wegen seiner substanzlosen Seierei vermutlich schon lange nicht mehr zuhört …

  12. @Thomas: Du musst Dich nicht auf die Auszüge beschränken. Der Artikel ist frei online und der Link dahin versteckt sich in der ersten Zeile :-)

  13. Weckt mich einer, wenn dieser müssige Print vs. Blog-Diskurs endlich vorbei ist?

    War die re:publica tatsächlich nur als Rechtfertigungsveranstaltung nach aussen gedacht? Und ist das nicht eher jämmerlich, wenn man meint sich ständig nach aussen erklären zu müssen in der vagen Hoffnung, daß endlich der letzte „richtige Journalist“ einem Anerkennung zollt und Otto Sofa auch weiß, was Blogs sind?

    Wenn ja, dann bleib das nächste mal lieber daheim. Ich fahr lieber ins Landschulheim, als mich öffentlich für mein Bloggen zu entschuldigen und rechtfertigen.

  14. @Batz Ich denke Du missverstehst den Artikel etwas. Es geht nicht um Print vs. Blog sondern ganz konkret um die Missstände in der deutschen Blogwelt, die sich wohl gerade bei der re:publica ungewollt so besonders herausgestellt haben.

  15. ja das hab ich so verstanden. aber wer an der „bloggerwelt“ generalkritik übt, hat ja anscheinend ein bestimmtes bild im kopf, wie sie sein sollte und den unbedingten wunsch, daß sie von aussehenstehenden anders wahrgenommen werden müsse oder selbst unbedingt danach strebt anders / besser wahrgenommen zu werden. Ergo hat das ganze immer etwas davon sich nach außen beweisen zu müssen, sich quasi das Wohlwollen der nichtbloggenden Bevölkerung und Journaille erwerben zu müssen.

    Muss sie das denn? Was wenn die Blogger einfach bloggen wie sie wollen, manchmal selbstreferentiell, manchmal nicht, aber ohne dauernd danach zu schielen ob man ein von der Aussenwelt mit Wohlwollen oder Köpfchentätscheln bedacht wird.

    Anstatt für die Teilnehmer der re:publica einfach zu überlegen was nächstes mal besser / interessanter werden könnte, schwurbeln jetzt überall diese albernen Texte umher, die immer nur in Absoluten urteilen.

    Die Blogosphäre… super toll, perfekt, am Ende, langweilig, selbstreferentiell,… ich find das langsam wirklich unendlich öde, denn keine alte Sau weiß was die Blogosphäre in ihrer Gesamtheit macht oder will, weil sie es selbst nicht weiß.

    Das erinnert mich irgendwie an die ganzen apokalyptischen Berichte die in den 90ern übers das Internet grassierten, von Spiegel bis Akte 0815 – wenns nach denen gegangen wäre, gäbe es heute kein Internet mehr.

  16. @Batz: So pauschal urteilt der FAZ-Artikel aber gar nicht. Er trennt in die bräsigen, sich um sich selbst drehenden A-Blogger und den oft interessanten, nicht mit sich selbst, sondern mit Themen beschäftigten Rest. Ja, das ist auch ein Pauschalisierung, aber eine andere. Und ich fand sie interessant genug, sie zu zitieren und darüber nachzudenken. Und wer nicht will, muss ja nicht.

  17. Batz: ich wollte dir jetzt widersprechen aber du hast recht. Mir fällt da so ein Artikel im Spiegel vor ein paar Jahren ein, der sich nach dem Versagen des deutschen Eurovision-Song-Contest-Teilnehmers fragte, wie schlimm es um die deutsche Musikszene bestellt sei. Nur weil „Blogs“ etwas neueres als „Musik“ sind, sind die Artikel in ihrer grundlegitimation nichts besseres.
    Nur: wir drehen uns hier etwas im Kreis. Zum einen beklagen wir die permanente Verallgemeinerung als Blogosphäre, zum anderen ist es ja schon etwas seltsam gleichzeitig einen Kongress zu machen auf dem sich dann eben jene verallgemeinerte Blogosphäre trifft um dem entgegen zu wirken. Oder eben fortgesetzt beispielsweise dieser Kommentarthread wo es ja quasi ähnlich ist. Oder habe ich jetzt irgend etwas grob übersehen?

  18. Stefan (kommentar 17): aber auch damit hat der Artikel irgendwie unrecht weil „der rest“ sich mindestens genauso „schlimm“ an der selbstreferenzialität beteiligt und es gleichzeitig genügend blogs geht, die rein gar nichts blogosphären-referenzielles haben (etwa dein „zweitblog“)..

  19. @Batz Ich würde den FAZ-Text auch nicht in die selbe Ecke stellen wie der Mumpitz der an anderen Orten gerade über re:publica rumbehauptet wird.

    Zwei Ding sind imho nicht von der Hand zu weisen:
    1. Deutsche Blogger lieben es übers Bloggen zu bloggen.
    2. Die Leserzahlen der deutschen größten Blogs sind, mit Verlaub, lächerlich wenn man sie in einen internationalen Vergleich setzt.

    Der Text zieht eine Parallele zwischen beiden Punkten, an die ich auch schon gedacht habe. Ob das haltbar ist, darüber lässt sich streiten. Aber auf eine Stufe mit den Generalvorwürfen an anderer Stelle gehört das nicht.

  20. Vielleicht nervt auch grade die Masse der selbstreferentiellen Artikel, die Blogs Selbstreferentialität vorwerfen, wenn ich da etwas empfindlich reagiere, sorry.

    Wie Julian gesagt hat, kann ich selbst bei den erfolgreichen Blogs diesen Trend nur bedingt erkennen. Und auch bei den Filmfreunden dreht sichs beispielsweise fast nie um die Blogosphäre, es sei denn es hängt irgendwie mit Film zusammen.

    Auch der Artikel klingt halt ein bißchen wie ein übereilter Nachruf und davon gabs halt in den letzten Jahren schon so einige…

    „schreibt über sich und die Medien und bleibt so konsequent unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle all jener Leser, die ihr Leben nicht im Netz verbringen.“

    Das ist halt genau wieder diese Forderung, das die Blogogsphäre eben anders sein müsse. Sie muss zu Kreti und Pleti vordringen, wenn sie etwas wert sein soll.

    „Die re:publica hätte ein Befreiungsschlag werden, sie hätte den Blick auf das politische, unterhaltende und informierende Potential von Weblogs lenken können.“

    Alles ist furchtbar, die Blogosphäre liegt in Fesseln aus denen sie mit einem Befreiungsschlag befreit werden muss – diese Sichtweise find ich halt doch eher albern. Was hindert den der es will denn sich die ganzen spannenden Nischenblogs durchzulesen? Die ganze Sichtweise dieses und vieler anderer Artikel spiegelt halt immer diese Sichtweise der Blogosphäre als homogene Gruppe wieder, als etwas das auf der re:publica letztgültig verhandelt werden sollte. Und da eben viele Panels diskursarm, zu konsenslastig oder schlichtweg langweilig waren ist die Blogosphäre jetzt verloren. Bewahre uns einer vor Weiterentwicklung und Dazulernen.

    Wie sagte Nietzsche damals schon: Blog ist tot.

  21. @Batz: Ich verstehe Deine Selbstreferenzmüdigkeit, aber Du kannst den FAZ-Artikel auch anders lesen. Aus der Sicht von jemandem, der Blogs mag, und zwar gerade die Nischenblogs, und sich wünscht, dass sie die Aufmerksamkeit fänden, die sie verdienen. Und der enttäuscht ist, dass die (seiner Meinung nach) Falschen den Blick darauf verstellen.

    Wie gesagt: Ich bin in manchen Zuspitzungen gar nicht der Meinung des Kollegen (den ich übrigens persönlich nicht kenne), aber ich glaube, es war kein Zufall, dass wir da manches Mal auf oder vor dem Podium saßen und uns anguckten und dachten: Ja. Komisch. Gar keiner zum Streiten hier. Und ich glaube, dass es hilft, jemanden zu haben, der aus einer anderen Ecke kommt und einem sagt, was er merkwürdig oder gut finde. (Nicht, dass man sich dann danach richten müsste.)

    Und natürlich macht man so eine Konferenz auch, um die Öffentlichkeit zu erreichen. Um Presse zu bekommen. Um auf sich aufmerksam zu machen. Da kann man der Presse hinterher schlecht vorwerfen, sich das kritisch anzusehen.

    Und dass die Blogosphäre zu Kreti & Pleti vordringen muss, sagt der Kollege nun gerade nicht. Er schreibt: „Mit solch typischen Inhalten wird man nie eine größere Leserschaft von sich überzeugen können, so man das denn will.“ Naja, eben: So man das denn will. Manche werden es wollen. Andere nicht.

  22. Das die Diskussionen / Panels diesmal noch nicht das Gelbe vom Ei waren und sich da einiges tun muss, da sind sich ja glaub ich Kritiker, Besucher und Macher einig.

    Ich fänd es einfach etwas angenehmer, wenn man die Schwachpunkte aufzählen könnte um zu sagen: das sollte im nächsten Jahr verbessert werden, die Ideen gibts um ein breiteres Spektrum abzudecken usw. usf.

    Mir klingen diese Kritiken einfach immer zu endgültig, als würde nicht der Wunsch zur Verbesserung dahinterstehen, sondern der Drang eine Sache zu ersticken ehe sie überhaupt richtig in Schwung kommen kann.

    Klar kann man immer zugespitzt und pointiert schreiben, aber bei den meisten Artikeln spürt man eben eher Verbissenheit statt Souveränität. Wenn du übers TV schreibst, dann habe ich bei aller deutlichen Wortwahl immer das Gefühl, daß du dir wünschst das es besser wird, das du die Chancen siehst und dich freust, wenn tatsächlich mal was neues kommt. Das du dem Medium in all seiner Fehlerhaftigkeit und mit all seinem Schrott nicht grundsätzlich negativ gegenüberstehst.

    Genau das fehlt mir bei sehr vielen Artikeln der etablierten Presse, wenn es um Blogs geht (und auch bei einigen der selbstreferentiellen Bloggern). Entweder hat man das Gefühl, daß das Medium nicht verstanden wurde oder das man es belächelt oder ablehnt.

    Letztlich einfach etwas weniger Ernsthaftigkeit und mehr Spielfreude beim Umgang mit dieser Form der Publikation…

  23. „Manche werden es wollen. Andere nicht.“

    Und wer das nicht will, dessen Blog ist auch nichts wert, will das der Kollege nicht auch sagen? Wenn nein, dann könnte er sich den Satz doch eigentlich schenken.

    Selbstreferetialität ist eine Begleiterscheinung im Leben eines jeden Heranwachsenden.
    Bitte daher nicht so viele Warnungen und Nachrufe. Es reicht doch bereits, wenn Blogonanie zu Rückenmarkschwund führt.

  24. Ich denke auch, dass Blogs in Deutschland einfach noch lange nicht aus der Startphase ausgetreten sind – deshalb gibt es soviel Unsicherheit im Medium an sich. Ein Sewlbstbewusstes, etabliertes Medium beschäftigt sich nicht mit sich selber, sondern mit Themen.

    Nehmen wir die Amateurfunkszene. Das ist kein breites, etabliertes Medium, genau wie Blogs. Ohne Vorurteile haben zu wollen, aber das Top1-Gesprächsthema unter Amateurfunkern ist doch „Kannst Du mich hören?“ Selbstreferenzialität pur! Handy-Telefonie hingegen ist mehr als etabliert – und hier ist die Meta-Diskussion absolut nicht wichtig und interessiert nur eine Handvoll Wissenschaftler.

    Habe ich mich verständlich ausgedrückt? Blogs müssen sich als Medium stärker etablieren und ein höheres Selbstverständnis herausbilden, um aus der Metaschleife auszubrechen!

  25. Ihr „Blogger“ diskutiert einfach zu viel in zu langen Sätzen über zu wenig Inhalt mit zu viel Begeisterung, zuvielen Verlinkungen und zu viel Selbstverliebtheit.

    Wenn dieser Kommentarsermon nicht der beste Beweis für die Selbstrefrentialität ist weiss ich es auch nicht. Will nicht wissen, wieviele Trackbacks jetzt schon auf diese „kritische“ Diskussion verweisen.

    Gruß,
    Spockion

  26. mich erinnert das thema an die anfänge der technobewegung. motte aufm laster übern tauentzien. in nur zwei jahren wurde in den 90ern aus einer ingroup-party die LOVEPARADE. die re:publica kann ein adäquater nachfolger werden.

  27. Es tut mir ja leid, aber die FAZ mag referieren über was auch immer sie will.

    Sie ist einfach nicht relevant. Sie steckt zwar in meinem RSS-Feed, aber da steckt die FDP auch drin.

    Sie kam bei re:publica zu spät und wie Gorbatschow schon sagte: „Wer zu spät kommt den bestraft das Leben.“

    Die Printmedien haben insgesamt nachgelassen, aber bei der FAZ ist es in meinem Augen schon eine Katastrophe. Das Blatt hatte ich früher mal, genau wie den Spiegel ständig im Einsatz. Heute kommt sie kaum noch vor.

    Das wird zum Teil auch an mir liegen.

    Ich war nicht auf der re:publica, für einen Berliner viel zu nah. Aber ich glaube nicht das die Blogszene „externe Expertise aus der Wissenschaft, den Medien, der Wirtschaft” benötigt. Das regeln die Leute da schon selber.

    Und das die Top-hundert-Blogs den Ton angeben, glaubt jemand der auch glaubt das Medien Themen machen.

    Dem ist aber nicht so Themen und Trends entstehen weil die Zeit dafür reif ist.

  28. Bei aller teilweise berechtigten Kritik klingt doch auch hier wieder der genervte Tonfall des angefassten Journalisten durch, der sich unter öffentliche Kuratel gestellt sieht. Was einst unter Ausschluss der großen Öffentlichkeit medienintern in ein paar auflagenschwachen Blättchen abgehandelt wurde – ‚Der Journalist‘, ‚pr magazin‘ usw. – das wird jetzt dank der Blogs in einem größeren Rahmen diskutiert. Dein BildBlog ist ja nur ein Teil des Phänomens, wenn auch ein sehr wesentlicher. Die ‚vierte Gewalt‘ wird dank der Blogs in ihrer ‚Gewalttätigkeit‘ diskutiert – und sie mag das nicht …

  29. @29: Das halte ich für falsch. Ich finde es absurd, wenn so getan wird als wenn es das Internet vor den Blogs nicht gegeben hätte. Es wird gerade so getan als wenn z.B. Bildblog nur als Blog möglich wäre. Ist es natürlich nicht. Das könnte genauso als völlig normale Website veranstaltet werden – und das schon seit zehn Jahren. Ich finde es dann schon etwas vermessen, wenn Blogger – viele davon sind erst seit ein oder zwei Jahren dabei – plötzlich etwas für sich reklamieren, was in Wirklichkeit einfach der zunehmenden Bedeutung des Internets an sich zu verdanken ist.

  30. Gut – Blogs sind gewissermaßen nur ‚Foren oder Homepages der zweiten Generation‘. Es ist ähnlich wie mit der Dampfschiffahrt: Der erste Dampfer fuhr auch schon 1807 oder so in den USA auf dem Hudson herum, interessant wurde das Fahrzeug aber erst, als nicht mehr der ganze Laderaum für die Kohle zum Antrieb benötigt wurde. Etwas ähnliches ist mit ‚Web 2.0‘ oder ‚Social Media‘ gemeint: Jedermann kann erst jetzt das Fahrzeug benutzen – er muss gar nicht mehr drei Jahre HTML pauken, um das Ding zum Laufen zu kriegen. Und die Kosten sind auch vernachlässigbar. Nichts gegen Pioniere, aber der mediale ‚Break-Even-Point‘ – oder der ‚qualitative Umschlag‘ – der findet eben jetzt statt.

  31. Als aller erstes möchte ich mich einfach darüber freuen, dass es Blogs gibt. Ich selbst habe ja leider keines (schnüff), finde es aber hervorragend, dass ich in den besteheneden A-, B-, C- und D- bis Z-Blogs unmittelbar kommentieren, damit den ursprünglichen Beitrag in meinem Sinne ergänzen kann. Das fehlt in den klassischen Medien. Ich glaube, ich habe noch nie einen Leserbrief geschrieben oder bei einer Call-In-Radio- oder Fernsehsendung angerufen oder gemailt.

    Ohne Selbstbezüge und ohne die Bezugsgröße Print würden die meisten meinungsführenden Blogs — und zwar nur diese — in sich zusammenfallen wie ein Heißluftballon ohne Flamme.

    Ist das im Fernsehen oder in den Printmedien tatsächlich so anders? Wenn ich nur an die teilweise sehr interessanten Fernsehsendungen über Fernsehsendungen wie Zapp, TV Total, Kalkhofes Mattscheibe, Canale Grande, diverse ZDF Reportagen oder die vielen Medienmagazine oder Medienseiten der Zeitungen denke gewinne ich einen anderen Eindruck.

    Bis es so weit ist, bleibt der Blog-Olymp für Neulinge nahezu unzugänglich; dort kennt man sich, man zitiert und kommentiert sich, spricht denselben Jargon, schreibt über sich und die Medien und bleibt so konsequent unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle all jener Leser, die ihr Leben nicht im Netz verbringen.

    Hm, ich denke, dass es viiiiiiieeeeeel leichter ist, ein Blog zu betreiben, als eine Zeitung oder Zeitschrift herauszugeben oder gar einen Radio- oder Fernsehsender zu betreiben.

    Es gab auch mal Zeiten, wo nicht jeder lesen konnte, ein Radio- oder Fernsehgerät besaß oder Zugang dazu hatte. Meine Mutter (66) besitzt keinen Computer geschweige denn einen Internetzugang. Sie braucht das nicht und wird nie ein Blog lesen. Manchmal drucke ich ihr einen – meiner Meinung nach – für Sie intrerresanten Artikel aus, genauso reißt sie mir aus der Lokalzeitung – die ich nicht lese – mich interessierende Artikel und insbesondere Familienanzeigen aus.

    Ohne Vorurteile haben zu wollen, aber das Top1-Gesprächsthema unter Amateurfunkern ist doch „Kannst Du mich hören?” Selbstreferenzialität pur! Handy-Telefonie hingegen ist mehr als etabliert – und hier ist die Meta-Diskussion absolut nicht wichtig und interessiert nur eine Handvoll Wissenschaftler.

    Auch das sehe ich anders. Seit dem es Mobiltelefone gibt ist zumeist die erste Frage „Wo bist Du?“. Haben Sie noch nie gehört wie zwei Menschen (das müssen keine Nerds sein, da reichen heute schon Schulmädchen aus) sich über die neuesten Mobiltelefonmodelle und Featuresets austauschen? Wenn ich allein überlege, wie lange mein 23jähriger Kollege uns alle mit der Auswahl seines neuen Mobilfunkproviders gequält hat…

    Meiner Meinung nach werden Blogs andere Internetangebote genausowenig verdrängen, wie das Fernsehen — das Radio — die Zeitungen — das persönliche Gespräch eresetzt haben. Der Medienkonsum nimmt immer weiter zu, die Medien teilen sich den Markt und – juhu – in Blogs kann man ganz leicht mehr machen als nur zu konsumieren.

  32. @ChatAtkins: Ich halte es auch weiterhin für sehr absurd, wenn man dem Internet erst jetzt den medialen BreakEven zuspricht – oder wie man es auch formulieren will. Die Frage ist, was das Internet mehr voranbringt: Große Websites bzw. Angebote wie eBay, Amazon, Skype, Online-Banking, Newsangebote, Instant Messaging und Co. oder ob es private Blogs sind. Und irgendwie verdrehst du die Tatsachen mit Deinem Vergleich, der völlig hinkt. Wenn Du es mit dem Auto vergleichst, müsstest du die Frage stellen ob die Menschen inzwischen in der Lage sind eigene Autos zu bauen. Und das ist sicher noch nicht der Fall. Trotzdem hat sich das Auto durchgesetzt.

  33. Sorry, hab aus der Erinnerung heraus die Antwort geschrieben und aus dem Dampfer ein Auto gemacht. Dennoch: Die Beteiligung im Web war auch damals schon möglich. Auch vor Blogs gab es reichlich Hilfestellungen für eigene Websites bzw. Anbieter die Homepages automatisch generierten.

  34. @ 33/34: Mein Beispiel bezog sich darauf, dass Aufwand und Ertrag in einem realistischen Verhältnis zueinander stehen müssen, dass man also mehr als nur die Kohle zum Betrieb transportieren können muss. Dass jemand einen Dampfer – oder ein Auto – bauen können muss, um seine Fracht, seinen Inhalt – vulgo: Content – zu transportieren, das habe ich hingegen nirgends behauptet. In meinen Augen ist dies das Neue: Mit ganz wenig Aufwand und zu geringen Kosten kann jetzt jedermann ’sein eigener Verleger‘ werden. Die Folgen sind aus irgendwelchen Gründen, über die ich gar nicht streiten will, erst JETZT da, und sie sind auch positiv UND negativ. Dass man übers Internet zudem Bücher kaufen und telefonieren kann, will ich damit gar nicht bestreiten. ‚Die alten Medien‘ haben trotzdem Gesellschaft bekommen …

  35. @Batz Blogs wie Eurer „5 Filmfreunde“ hätten schon viel früher aus dem Boden gestampft werden müssen. Genau solche Blogs fehlen in D bzw sind viel zu selten.

  36. Ist doch alles ganz einfach: Die re:publica war gut, da ist aber noch viel Platz in alle Richtungen. Aus einer vagen Idee von Veranstaltungsamateuren (das sind wir, New Thinking hatte aber glücklicherweise etwas Erfahrung) wurde eine dreitägige Konferenz ohne organisatorische Katastrophen, zu der selbst Tage später noch viele etwas beizutragen haben. Soweit gut, und besser geht immer.

    Man könnte ja auch die erste re:publica die einzige sein lassen, halte ich auch nicht mehr für so abwegig um den oben beschrieben Weg der Loveparade eben nicht zu gehen, aber bringt das was? Dann macht mit Sicherheit jemand anderes was, das vielleicht sogar besser ist und alle werden trotzdem behaupten, dass die re:publica „damals“ (Da WARST du nicht??) schon irgendwie besser war. Siehe PopKomm.

    Wir haben mit der re:publica viel gemacht und dabei viel gelernt. Und völlig ohne Selbstreferenzialität geht sowas nunmal nicht, weder in Medien noch im Restleben. Selbstreferenz führt schießlich auch zu Selbstreflexion.

    Die Antwort auf die Frage, ob nun nach irgendeiner Meinung Blogs eine Gegenwart, eine Zukunft, eine Relevanz oder was weiß ich haben ist mir völlig schnuppe, denn für mich persönlich hat der Spielplatz Blogs einfach schon viele gute Dinge hervorgebracht. A, B, C, D, E, F, G, alles Bullshit, lieber gute Videos drehen und tolle Geschichten aufschreiben, der Rest kommt von alleine, egal wie lange das dauert.

  37. Blogs sind für mich in erster Linie Gespräche. Die angebliche Selbstreferentialität buche ich da unter Klatsch und Tratsch, jedenfalls solange es um Leute, um Sympathien und Antipathien geht, und genieße das sehr! Allerdings: Darüber zu schreiben, daß Blogs zuviel über Blogs schreiben, äh, warum dann nicht einfach über was anderes schreiben?

    Forderungen wie „hätte schon viel früher“ gehen in eine ähnliche Richtung. Da wird immer viel von anderen erwartet. Aber das Besondere ist doch eben, daß es _jeder_ machen kann. Und jeder kann es damit in die Blogcharts schaffen – wenn das denn wichtig ist.

    „Stars“ wie MC Winkel oder der Shopblogger sind noch gar nicht so lange dabei, auch Spreeblick ist durch eine einzige Geschichte berühmt geworden, hat sich aber die Aufmerksamkeit erhalten können. Die im Artikel beklagte mangelnde Durchlässigkeit sehe ich überhaupt nicht.

  38. Hier jetzt, Verständnisfrage: So ein A-Blogger ist jetzt nicht jemand, der nur den ganzen (Meta-)Tag den Buchstaben A bloggt, oder? Das wäre meiner Meinung nach schon ganz schön langweilig und selbstreferenziell, es gibt doch noch so viele andere hübsche Buchstaben…

  39. Sie Selbstreferenzialität ist kein Wunder – denn die meisten thematisch fokussierten Blogs entstehen ja aus dem diffusen Gefühl eines „Bessermachenwollens“ oder zumindest „Andersmachenwollens“, weil eben diese Perspektive, dieser Ansatz, dieses Thema anderweitig nicht entsprechend behandelt wird. Und wenn das dann gelingt, wieso sollte man extern referenzieren? Es gibt dazu weder Grund noch Anlass (abgesehen davon, dass Bloggen per se eine derart breite Veranstaltung ist, dass jeder in erster Linie er, in zweiter Linie das was er tut ist – und dazu gehört dann auch das Bloggen als solches).

  40. @4 Sannie
    >>Denn ich glaube, daß jeder, der zum Thema „Leben im Netz” und Bloggen mitreden kann, inzwischen selber bloggt.

  41. Leider wurde alles nach dem ersten Satz in meinem Kommentar 42. abgeschnitten. Und ich hab jetzt keine Lust, das alles nochmal zu tippen. Stefan?!

  42. @42/43
    Spitze Klammern in Kommentaren werden meist abgeschnitten. Vielleicht hast Du den Text noch, wenn Du ein paar Mal den Zurück-Button klickst.

  43. Kann leider auch keine Trackbacks setzen und deshalb mache ich es einfach so.
    Wenn ich mir Spreeblick der letzten Zeit anschaue, dann ging es (mit Ausnahme der re:publica) um The Clash, Tatort, ein Gespräch mit einem bekannten Medienjournalisten, 300, Bilder von Chris Jordan, SMS-Verschreiber, die Geschichte des Reggae, das Mutter-Theresa-Musical, Überwachung, Arctiv Monkeys und Kommentarspam (erwischt, das hatte mit Blogs zu tun). Manchmal ist das Gefühlte nicht das Nachweisbare.
    Wobei ich im Übrigen den Antagonismus zwischen Print und Blogs nicht sehe, was ja auch in der gedruckten Spreeblick-Sonderqausgabe zum Ausdruck kam.

  44. Polemik: Das ganze Web 9 3/4 ist doch nur eine Klickibunti-Version des Usenets.

    Analyse: In Deutschland werden neue Medien (oder neue Konzepte in den Medien) seit jeher mit Argwohn beobachtet. Und obwohl die große Koalition sicher viel flahcs macht, sind Äquivalente zur Huffington Post hier (noch) nicht notwendig oder großflächig bekannt, auch weil die etablierten Medien hier nicht so auf Linie gebracht sind wie in den USA.

  45. Ich möchte aus eigener Erfahrung berichten und zunächst die Welt teilhaben lassen an exklusivem Wissen: Ich betreibe ein Blog.

    Es handelt sich dabei um ein Blog, dass zu 100 Prozent niemanden interessiert. Warum ich das tue? Es macht mir Spass, ist vollkommen subjektiv, ich verstehe die Mechanik, verarbeite meinen Tag und ich kann mich da anders austoben, als in meinem Notizbuch. Ich habe die Zeit, der Provider ist nicht teuer und WordPress eh gratis.

    ‚Meinungsführende‘ Blogs, ‚A-Blogs‘ kannte ich bislang nicht. Gibt es meinungsführende Tagebücher? Ich lese die oder ich lasse das. Der Erfolg z.B. von Stefans Blog oder BILDblog liegt nicht in der Meinungsführung, sondern ist auf Sympathie, Konsens oder (ich sage nur 9live) Kontroverse begründet – spannendes Umfeld für Werbetreibende ;).

    Nochmal der FAZ-Artikel: Vielleicht fehlt Martin Schöb nur die Erfahrung, Webadressen mit Endungen wie .com, .to oder .co.uk zu kennen, statt sich durch eine zweistellige Zahl an ‚meinungsführenden‘ Blogs zu Aufschreibarbeit genötigt zu fühlen. Welche Statistik wurde ihm da eigentlich in den Zettel diktiert?

  46. Wie wahr. Ich habe mir schon so oft gewünscht, dass viele Blogger (die meisten davon sind die großen „National-Player“, also Pflichtlektüre) endlich mal erkennen, dass sie nur über sich selbst reden. Vielleicht haben sie das aber auch schon gemerkt (bei dir bin ich mir da sicher und liegt auch irgendwie in der Natur der Sache), ignorieren das aber einfach. Wo bleibt da die Individualität?

    Das „Problem“ (das ja eigentlich nicht wirklich eines ist) gibt es aber bei vielen Medien und Kommunikationsarten. Funker (CB und HAM, beides gleich in der Hinsicht), zum Beispiel, reden fast nur darüber, welche Funkgeräte sie wie und wie gut benutzen, wie hoch die Reichweiten sind und mit welcher Antenne. Nach drei Stunden Fachgespräch kommt dann vielleicht noch eine halbe Stunde normales Gespräch.

    Diese Diskussion um die eigene Ethik, Kontakte untereinander und wann und warum man sich wo gesehen hat, ist das einzige, was die „Großen“ am Leben hält. Die Artikel, die zwischendurch mal Alibihaft zwischen dem ganzen anderen, immer gleichen Wust stehen, nerven fast schon.

    Es gibt natürlich auch Blogger oder ins-Internet-Schreiber unter denen, die da nicht so extrem mitmachen und eher passiv ein wenig den Windschatten nutzen, um selbst noch mitzukommen.

    Diese Art sich festzufahren scheint typisch deutsch zu sein. Ob Politiker oder Blogger, in Deutschland hat man scheinbar keinen Erfolg, wenn man einfach nur über Themen redet, und nicht über sich selbst und wie man hinter was steht.

  47. Zwischen Selbstreferentialität und Subjektivität sehe ich schon einen großen Unterschied. Blogs leben in meinen Augen zu einem gewissen, wenn nicht großen, Teil von Subjektivität – je nach Thema.
    Zum Beispiel finde ich es sehr gut, wenn in Blogs mal mit der sehr deutschen Unsitte aufgeräumt wird, in Kulturkritiken (inkl. Musik, Film, TV) den Anschein von Objektivität zu erzeugen, indem man im Printbereich die erste Person um jeden Preis vermeidet. Wenn ein Blogger schreibt „Dasunddas gefällt mir (nicht)“, finde ich das sehr viel ehrlicher und aufrechter als den sprachlichen Eiertanz, der in manchen Feuilletons stattfindet.

  48. Die Diskussion ist dreht sich IMHO sowieso um die falschen Voraussetzungen. Weil viele interessante Blogs nicht das Ziel verfolgen, eine werbevermarktbare Basis zu erreichen, also relevante Reichweiten. Ich tendiere zur Meinung von Marc Canter: “Gleichgesinnte Leute schließen sich eher zu kleineren Gruppen zusammen, um in einer warmen, kuscheligen Umgebung mit Menschen zu kommunizieren, die so sind, wie sie selbst.” Mehr beim Elektrischen Reporter: http://www.elektrischer-reporter.de/index.php/site/film/27/ Dafür braucht es weder werbevermarktbare Reichweiten noch die Aufmerksamkeit und Charts des altvorderen Hitkultur-Denkens klassischer Medien. Diese These passt übrigens auch exakt zu den Bemerkungen von Martin Schöb über die Alphablogger: Auch sie bilden einen in sich begrenzten Zirkel. Um noch ein Zitat zu bemühen: Chris Anderson (The Long Tail) http://www.thelongtail.com/, formuliert ebenfalls eine Welt neben den Reichweiten-Peals, die nicht nur keine Charts mehr benötigt, sondern langfristig vielen an Reichweite interessierten Publikationen überlegen sein könnte. Er spricht zwar in ersten Linie von Produkten, aber ich bin davon überzeugt, dass sich die These ohne weiteres auf Medien übertragen lässt.

  49. @greyhoch23: da man den Nick hier immer wieder liest: hast du auch eine URL? In meinen bukmarx wär noch Platz

  50. Ich möchte in diesem Zusammenhang auch nochmal die Frage von Stefan aufgreifen, warum sich Themenblogs hierzulande eher schwer tun.

    Um das zu verstehen, hilft es vielleicht, genauer zu analysieren, was erfolgreiche (im Sinne von vielgelesene) Themenblogs wie Lawblog, Shopblogger ausmacht: It’s the personality, stupid! Es ist die menschliche Seite des Bloggers, die subjektive Ich-Perspektive, die mir ein eher fernes Thema wie die Juristerei oder den Betrieb einer Supermarktfiliale näherbringt.

    Ein Themenblog, das mir diesen speziellen Blick nicht bieten kann, wird allenfalls eine Insiderveranstaltung für Branchenangehörige werden – und mich daher im Zweifelsfall genausowenig interessieren wie die Vierteljahreshefte für Paragraphenreiter oder das Mitteilungsblatt für den Lebenmitteleinzelhandel.

  51. Mal eine frage: warum definiert sich die blogosphäre eigentlich über so etwas rein formales wie die verwendung von ähnlich gestrickter software und nicht über inhalt?
    mir erschiene es sehr viel sinnvoller, dass sich leute mit ähnlichen inhaltlichen ansprüchen verbunden fühlen oder zusammentun – egal ob sie ihre meinungen via blog, cms oder gott bewahre html-editor kundtun…

    Meine eigene seite ist zb. kein blog und wird auch keins mehr und trotzdem würde ich behaupten, dass sie mit manchen blogs mehr zu tun hat (was die auffassung vom privaten publizieren im internet angeht – nicht von den themen her) als z.b. spreeblick mit dem lawblog mit strickblogs mit tokio-hotel-blogs

    Aber ich mag es wohl einfach nicht, in strukturen gepresst zu werden :D

  52. Inga hat absolut recht. Ich finde es lächerlich, wie manche Blogger sich aufgrund der Tatsache, dass sie eine bestimmte Veröffentlichungs-Software benutzen, als eine irgendwie geartete Elite fühlen. Genausowenig verstehe ich auch, diesen komischen Überlegenheitsdünkel gegenüber der Presse und die pawlowschen Beissereien gegen Journalisten. Statt dauernd über sich selbst zu reden und sich selbst so wichtig zu nehmen, wäre es doch besser, einfach gute Sachen zu schreiben. Es gibt tolle Texte in Zeitungen und es gibt tolle Texte in Blogs, darauf können die Schreiber stolz sein. Aber wer sich auf die bloße Tatsache etwas einbildet, dass er ein Blogger ist, dem sage ich: Get a Life.

  53. Was mir gerade noch einfällt: Eingentlich sind Blogs schon technisch so angelegt, dass sie selbstreferenziell arbeiten. Trackbacks sind nämlich ein wichtiger, gar unverzichtbarer Teil dessen was ein Blog ausmacht. Und ja, wenn man nach einer der Charakteristiken für das Thema Blog fragt, dann ist es die Möglichkeit aufeinander bezug zu nehmen und in kritischen Diskurs zu treten. Dass das auch anders geschehen kann als mancherorts beobachtet, steht ausser Frage. Ansonsten gelten weiterhin meine Kommentare 10, 18 und 19 auch wenn es so aussieht als würde dieser kommentar den genannten widersprechen ;)

  54. […] Das obere Bloggerhundert « Stefan Niggemeier „Und ich glaube, man muss den Zustand der Blogosphäre schon deshalb nicht so apokalyptisch beschreiben, weil das alles im Fluss ist, weil so viel gerade erst entsteht und weil sich alles mit rasanter Geschwindigkeit ändern kann.“ (tags: blogs medien faz) […]

  55. Also in anderen internationaleren und bekannten Blogs ist es aber doch auch so, dass gerne und viel zwischen der Szene hin- und hergelinkt wird. Der Unterschied mag eher sein, dass es dort anscheinend keinen stört (obwohl, bei Digg wurde schon mal kritisch angemerkt, dass doch dort die Diggs immer aus derselben Gruppe kommen).

    Und ist denn Verlinken nicht eh ein Teil des Bloggens? Es soll doch eine Konversation stattfinden und die kann man doch nur erreichen, wenn man eben verlinkt. Dass man dann vielleicht seine Lieblingsblogger eher nimmt und auch nicht sooo viel nach weiteren Blogs sucht, mag eher natürlich sein.

  56. Mich nerven weder die Selbstreferenzialität der sog. A-Blogger noch das Metageblogge. Und es stört mich auch herzlich wenig, dass die ersten 100 Plätze beim blogscout bis auf temporäre Ausnahmen mehr oder weniger fest „vermietet“ sind. Weil ich mich einfach nicht drum kümmere. Es schlummern massenweise Perlen auf den Plätzen 101 – 1000ff – und sie sind ja für jeden zugänglich. Und in der blogroll derer sowie durch das Anklicken der Kommentierer-URLs entdecke ich auch immer wieder neue blogs, tolle Artikel und witzige bloggerInnen und wenn ich finde, dass sie lesenswert sind und ich Lust dazu hab, verlinke ich sie.

    Metametageblogge halte ich jedenfalls für den falschen Weg, etwas mehr Schwung in den Laden zu bringen. Und dieser letzte Satz war dann jetzt wohl Metametametageblogge, was schlimm ist, darum gebe ich ab an die angeschlossenen Funkhäuser.

  57. bingo, worüber wird hier wieder auf’s innigste diskutiert? blogger schreiben über’s bloggen.

    voll meta das ganze…

  58. […] Trackbacken keinen oder nur geringen Ausschlag zeigt. Das ist nichts neues und das haben andere auch schon festgestellt. Irgendwann war ich auch mal einer, der auf den Zug aufsprang und das alles geil fand. Bloggen, das […]

  59. “Nein, doch nichts Neues in der Zeitung, Schatz!”…

    Harald Staun fragt und schreibt “Wo seid ihr?:
     “Der größte Experte ist der Fußballfan in unserer Redaktion: Der hat sogar schon einmal selbst etwas gepostet, …”
    “… der andere schaut wenigstens aus reiner Freunds…

  60. […] Unterscheidung sinnvoll ist oder nicht ist eine andere Frage, dafür lest doch den Artikel “Das obere Bloggerhundert” von Stefan. Auch wenn ich die Aufteilung “oben” und “unten”, […]

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