Man tut Fernsehsendern manchmal Unrecht. Dass diese Wok-WM, die Stefan Raab seit vier Jahren veranstaltet, randvollgestopft ist mit Werbung — das darf man wirklich nicht Pro Sieben in die Schuhe schieben. Denn Pro Sieben veranstaltet die Wok-WM nicht, sondern überträgt die Sendung nur. Pro Sieben wird diese Werbung auf den Leibchen, den Geräten, den Kulissen und in den Namen der teilnehmenden Teams, nur „aufgedrängt“, wie der Sender gegenüber epd Medien erklärte.
Pro Sieben hat das Senderecht von Stefan Raabs Produktionsfirma Brainpool erworben. Aber auch Brainpool ist nicht direkt Veranstalter der Wok-WM, sondern hat dafür der Firma PS Event eine Lizenz erteilt. Die durfte sich dafür exklusiv darum kümmern, die Werbeflächen vor Ort zu vermarkten.
Warum dieser Aufwand? Ganz einfach: Der Sender oder die Produktionsfirma dürfen nicht von den Markenpräsentation im Programm profitieren — das wäre unzulässige Schleichwerbung. Aber wenn man so tut, als handele es sich gar nicht um eine Fernsehsendung, die da verkauft wird, sondern um ein ohnehin stattfindendes Event, das vom Fernsehen nur zufällig bzw. zusätzlich übertragen wird, ist die Situation eine andere. Dann hätte Pro Sieben so wenig Einfluss auf den Verkauf von Werbung durch den Veranstalter vor Ort wie RTL bei der Formel 1 oder die ARD bei der Fußball-Bundesliga. Und würde natürlich auch nicht davon profitieren.
Das „PS“ im Namen der Firma „PS Event“, die sich um die Vermarktung vor Ort kümmerte und Pro Sieben die Werbung „aufdrängte“, steht übrigens, wer hätte das gedacht, für Pro Sieben. Es handelt sich um eine 67-prozentige Tochter der 100-prozentigen Pro-Sieben-Tochter PSH Entertainment.
Tja: Man sollte die kriminelle Energie geschäftliche Kreativität von deutschen Privatsendern nicht unterschätzen.
epd-Medien-Chef Volker Lilienthal hat all das vor vier Wochen schon aufgeschrieben. Sein Artikel beginnt mit dem schönen Satz:
Vier Jahre, nachdem ProSieben mit der Übertragung der „TV Total Wok-WM“ begonnen hat, beschäftigt die Sendung nun auch die Landesmedienanstalten.
Am Mittwoch dieser Woche berichtet epd, aufgrund der Recherchen hätten die Landesmedienanstalten nun einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer damit beauftragt, festzustellen, inwieweit Pro Sieben direkt von der Werbung vor Ort profitierte. Dass die PS Event eine Pro-Sieben-Tochter ist, sei den Landesmedienanstalten „bis dahin“, also bis zu dem epd-Bericht, unbekannt gewesen.
Gott ja, wer soll denn auch drauf kommen, dass solche Informationen im Geschäftsbericht der ProSiebenSat.1 Media AG stehen!
Nun wartet die fünfköpfige „Prüfgruppe“ der zuständigen Medienanstalt Berlin-Brandenburg auf das Votum des Wirtschaftsprüfers, gibt dann ein Votum an die Gemeinsame Stelle Programm, Werbung und Medienkompetenz der Landesmedienanstalten ab, die dann ein Votum abgibt, bevor die Medienanstalt Berlin-Brandenburg entscheidet, ob sie eine Beanstandung ausspricht.
Und wenn es ganz schlecht läuft für Pro Sieben und Stefan Raab, würde ich schätzen, dass sie sich schon in acht, neun Jahren ein neues Werbekonzept für ihre Wok-WM überlegen müssen.
Das deutsche Medienrecht und die Landesmedienanstalten haben die Abschreckungswirkung eines Wattebauschgewitters.
Es zieht ein Wattebauschgewiter auf? Oh Gott, ich muss die Gartenmöbel unterstellen…
Heidewitzka, diese Landesmedienanstalten werden mir immer sympathischer – als potentieller Ruheraum nach dem Studium: Lehramt zu piefig, „irgendwas mit Medien“ zu arbeitslos, PR zu nuttig, Spitzel zu gefährlich …
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Ich seh‘ mich schon auf dem Gruppenbild – im Hintergrund mit Hawaii-Hemd und Bong, hihi. Dr. Günther Brechreiz, Geschäftsbereich Zukunft, Umwelt und Betriebsklima.
@Breichreiz
Bitte halte mir einen Platz neben dir frei… ich möchte auch nur drei Tage pro Woche auf der „Arbeit“ anwesend sein… um die restlichen Tage mit Windsurfen zu verbringen ;-)
Schönes WE,
Steffen
hey mann, brechreizmann. ich mag dein blog, mann.
tschuldige die platzverschwendung, stefan.
.~.
hosenbongordende zitatensammlung. reizend!
Also ich weiß gar nicht was es dagegen jetzt zu sagen gibt. Gegen Schleichwerbung allgemein. Ob da nun nen Sony Fernseher in irgend einer Sendung steht oder sonsteiner der Zahlt. Mir ist so eine Art Werbung viel lieber als irgendwelche bescheuerte Plings und sonstigen Unterbrechnungen. Die Sender sollten sich allerdings das Umfeld genau anschauen. Bei einer Wok WM oder z.B. Tv Digital wäre das vollkommen egal. Bei einer Nachrichtensendung oder einer Reportage würde es eher nicht so gut kommen, um dann doch noch Seriös zu erscheinen.
Passend zum Thema Sponsoring und TV-Werbung versucht sich auch Deutschlands berühmtester Trauerredner gerade an einem Ablenkungsmanöver.
[…] zu kunterbunt durcheinander gehen. Medienjournalist Stefan Niggemeier befürchtet nun, dass die Wok-WM 2015 gefährdet sein könnte: Am Mittwoch dieser Woche berichtet epd, aufgrund der Recherchen hätten die […]
[…] Imagegewinn. Obwohl, die Wok WM ist ansich ja nur ein reines Werbeüberflutungsprogramm. So sieht Stefan Niggemeier die WM 2015 schon gefährdet, da die viele Schleichwerbung irgendwie ja doch mit ProSieben im […]
[…] epd medien schon mal schöner auseinander gedröselt, ebenso der Kollege Niggemeier in seinem Blog.) Zum […]