Die Professionalisierung der Blogosphäre

Dass eine Professionalisierung der deutschen Blogosphäre ins Haus steht, kann niemand ernsthaft bezweifeln.

Das hat Sascha Lobo geschrieben, einer der zwei Menschen hinter adical, der Firma, die neuerdings auch dieses Blog vermarktet.

Das war ungeschickt formuliert, denn natürlich gibt es zu jedem beliebigen Thema Menschen, die auch das Offenkundigste oder am gründlichsten Bewiesene ernsthaft bezweifeln. Und insofern hat Don Alphonso Recht, wenn er Lobo antwortet:

Kann niemand? jeder kann. Das hier sind Blogs. Bloggen heisst können.

Stimmt. Das Schöne an Blogs ist (und ich meine das ohne Ironie), dass auch der Ahnungsloseste seinen Senf zum Thema abgeben kann. Seine Ahnungslosigkeit hat Don Alphonso für mich in diesem Fall bewiesen, als er vor ein paar Tagen behauptete, Tausenderkontaktpreise von 20 bis 60 Euro seien „absolute Mondpreise“. Sagen wir so: Entweder hat Don Alphonso Unrecht. Oder ich kenne nun schon zwei Vermarkter, die es geschafft haben, Werbekunden dazu zu bewegen, „absolute Mondpreise“ zu bezahlen, die dann zu meinem Lebensunterhalt beitragen.

Ich bin sehr dafür, dass wir darüber streiten, was sich verändert, wenn man mit dem Bloggen Geld verdient. Welche Auswirkungen das möglicherweise auf das eigene Bloggen hat, auf die Blogkultur, die sogenannte Blogosphäre insgesamt. Mit welchen Chancen Werbung auf Blogs verbunden ist und mit welchen Risiken. Und viele Blogger, die meisten, wollen mit ihren Blogs sicher auch gar kein Geld verdienen, und das ist gut so. Aber ich hoffe, dass die anderen, die es doch gerne täten, nicht auf Don Alphonso hereinfallen, wenn er ihnen einreden will, sie müssten sich mit ein paar Euro von Google Adsense zufrieden geben, wenn sie sich nicht auf dubiose Schleichwerbeangebote einlassen wollen, und faire Preise als „absolute Mondpreise“ diffamiert.

Don Alphonso ist nicht der einzige, der bezweifelt, dass eine Professionalisierung der deutschen Blogosphäre ansteht. Ich fürchte, dass sich keiner dieser Zweifler die Mühe gemacht hat, nachzuschauen, was „Professionalisierung“ bedeutet. „Professionell“ ist zum Beispiel nicht das Gegenteil von „arm, peinlich, dumm“.

In der Wikipedia heißt es:

Unter Professionalisierung im weiteren Sinne versteht man die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem Beruf (entspricht: Verberuflichung).

Bertelsmanns Wörterbuch definiert „professionalisieren“ als

zur Erwerbsquelle, zum Beruf machen

Tatsache ist: Es sind noch wenige Menschen, die in Deutschland ganz oder teilweise vom Bloggen leben, die das Bloggen gar zum Beruf gemacht haben, aber es gibt sie. Und es werden mehr. Es gibt sie zum Beispiel bei BILDblog und bei Spreeblick, und bestimmt gibt es eine Reihe kommerzieller Blogger, deren Art, aus dem Bloggen ein Geschäft gemacht zu haben, mir womöglich nicht gefällt, das ist aber auch nicht die Frage. Die Frage ist, ob es zunehmend Leute geben wird, für die das Bloggen eine Erwerbsquelle ist. Ich bin sicher: Das wird so sein.

Das ist nicht zwangsläufig eine gute Entwicklung. Im Gegenteil: Ein möglicher Gegensatz zur „Professionalisierung“ ist die „Liebhaberei“, und das ist doch genau so ein Wort, das man gerne mit Blogs und der Blogosphäre assoziiert. Das wird auch in Zukunft so sein, hoffe ich. Das widerspricht auch nicht der Professionalisierung. Die Tatsache, dass es die Möglichkeit gibt, das Kochen zum Beruf zu machen, heißt ja nicht, dass Millionen Hobby-Köche nun auch mit dem Kommerzkochen anfangen müssen.

Aber ich glaube, es wird neben Millionen reinen Liebhaberblogs auch Blogs geben, die aus rein kommerziellen Gründen geführt werden, und Blogs, die um des Inhalts, des Publizierens, der Kommunikation, der Sache Willen geführt werden und trotzdem eine Einnahmequelle für ihre Betreiber darstellen. Wenn alles gut geht, werden Vermarkter wie adical in Zukunft Bloggern aus dieser letzten Gruppe die Möglichkeit verschaffen, sich noch mehr um die Themen zu kümmern, die sie und ihre Leser interessieren, noch mehr Zeit zu investieren, noch bessere Ideen zu entwickeln, kurz: noch besser zu werden.

Das wäre die positive Konsequenz der Professionalisierung. Das wird nicht automatisch passieren, und es lohnt sich, darüber zu diskutieren, was dabei hilfreich und was schädlich ist.

Und natürlich kann jeder, der will, ernsthaft bezweifeln, dass eine Professionalisierung der deutschen Blogosphäre ins Haus steht. Es ist sogar ganz leicht. Er muss nur die Augen zumachen.

53 Replies to “Die Professionalisierung der Blogosphäre”

  1. Ganz schön abgehoben, wie ihr Adicalisten Euch neuerdings präsentiert. Die „re:publica“ scheint Nebenwirkungen zu haben. Aber wenigstens konkretisierst Du die Begrifflichkeit Eurer Professionalisierung in passender Nähe zur Kommerzialisierung. Der in letzter Zeit oft verwendete Begriff Professionalisierung wurde wohl zu Unrecht auch als Qualitätsmerkmal verstanden.

  2. Haarspalterei letztlich: Jeder, der will und kann, wird. Gar keine Frage. Das „wie“ ist viel spannender. Die ehemalige Longtail-Avantgarde setzt einfach voraus (mangels besserer Ideen und unter dem Vorwand, die Werbetreibenden seien für irgendwas anderes noch nicht weit genug), dass Professionalisierung der Blogosphäre (ach, ich kann es jetzt schon nicht mehr lesen) nach den uralten Regeln laufen wird. Reichweite rein, TKP raus, individueller AdShare abgezogen, fertig, so in etwa stellt man sich das im Moment wohl vor. Wenn da nicht dringend wenigstens Minimalvisionen dazu kommen, wird die Revolution einmal mehr ihre Kinder schneller fressen als man gucken kann.

  3. @Maiko: Ja, es wäre falsch, „Professionalisierung“ als Qualitätsmerkmal (miss) zu verstehen. Habe ich doch gerade ausführlich zu erklären versucht. Dass das Weitertragen von Neuigkeiten „professionalisiert“ wurde, also der Beruf des Journalisten entstand, hat die wunderbarsten, intelligentesten Zeitungen dieser Welt ebenso ermöglicht wie „Bild“, „B.Z.“ und „Coupé“.

    Und das ist nicht die Begrifflichkeit unserer Professionalisierung, sondern das bedeutet das Wort Professionalisierung nunmal. Und natürlich hat das mit Kommerzialisierung zu tun, es geht darum, dass Leute Geld verdienen können mit dem, was sie tun.

    Offen ist nur, unter welchen Voraussetzungen und mit welchen Folgen.

  4. @mspro
    Verstehe ich nicht, sorry. Ich denke, man könnte das als sinnvollen manuellen Trackback werten. So war es gemeint. Schamlos? Sinnlos? Meine Kritik ist also unzulässig und bereits zu frech. Hmm.

    Was passiert gerade mit der Blogosphäre?

  5. Ich verstehe Don ein bisschen anders. Mich stört (vielleicht ebenso wie ihn), dass Blogs durch die so genannte Professionalisierung kompromittiert werden. Von mir aus kann gerne jeder mit seinen Webseiten Geld verdienen und Werbung schalten. Für mich sind das ab diesem Moment aber keine Blogger mehr. Sie betreiben dann schlicht Online-Magazine oder Online-Zeitungen (vielleicht fällt uns auch noch ein anderer Begriff ein). Weblogs definiere ich eben nicht (nur) über das (mehr oder weniger spezielle) CMS; Blogs sind vor allem Blogs, weil sie von Menschen geschrieben werden, die damit gerade nicht professionell arbeiten. Die nun angetretenen professionellen „Blogger“ besetzen den Begriff Blog neu, wogegen sich alle Blogger wehren sollten. Und Don hat den Kampf um die Definitionshoheit aufgenommen.

  6. Was mit ihr passiert?

    Schmerzhafter Selbstfindungsprozess, den andere Medien schon hinter sich haben und mit einer Mischung aus Fremdscham und stiller Schadenfreude beoabchten.

    Dieser Prozess wird dadurch erschwert, dass – wie früher bei ASta-Diskussionen – alle mit gleicher Lautstärke durch die Gegend brüllen, unangenehm verstärkt dadurch, dass alles Gesagte sofort weltweit publiziert wird.

    Mich erinnert es ein bisschen an den Harem von Rainer Langhans, in dem jede abgelassene Äußerung sofort im Ring diskutiert und weitergefunkt wird; ein sadistisch-masochistisches Schmoren im eigenen Saft mit dem Unterschied, dass das Fleisch mit dem Schmoren und der Zeit nicht saftiger, sondern immer mürber wird.

    Hinzu kommt weiterhin eine Verunsachlichung der Debatte durch persönliche Animositäten.

    Meine Beobachtung ist, dass die, die wirklich etwas substanzielles dazu sagen möchten, ihren Mund halten, weil ihnen das Tata, Schischi und Ramentern zu laut und ekelhaft geworden ist. Warum noch die Stimme erheben, wenn überall Kleinkinder an klemmenden Besteckschubladen rütterln?

    Jede Antwort auf gewisse Postings muss abgewägt werden, weil der Spagat zwischen ernsthaftem Diskussionsansatz und riskanter Trollfütterung beginnt, an russisches Staatsballett zu erinnern.

    Respekt für Stefan, der mit dem obigen Text gezeigt hat, dass der beste Weg immer noch die nahezu wissenschaftlich-kühle und induktive Aneinanderreihung von Tatsachen ist.

  7. Sie entwickelt sich weiter, die Blogsphäre (was für ein schönes Wort, mit -sphäre am Ende klingt es so elegant und leicht).

    Natürlich hat jeder das Recht darauf einzuwirken, dass sie sich in die Richtung entwickelt, die er für richtig hält. Natürlich darf er auch Kritik üben, polemisieren oder dummes Zeug schreiben.

    Das ist doch der große Vorteil von Blogs.

    Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre das, dass Blogs an und für sich nicht so von den informationstechnologsch und entwicklungshistorisch ahnungslosen Marketing-Fuzzies-Menschen verunstaltet werden, wie das mit E-Mail und WWW im Allgemeinen passiert ist.

    Ich meine solche Sachen, wie aufwändigst gestaltete aber inhaltsarme HTML-Werbeemails, die man nach drei Monaten nicht mehr anschauen kann, weil ein schlauer Mensch die externen Elemente auf dem entsprechenden Webserver gelöscht hat. Oder diese unsägliche Websites, mit ungültigem HTML, der vollkommenen Abwesenheit von CSS, Ähnungslosigkeit in der Benutzerführung, von Barierrefreiheit will ich gar nicht sprechen, nur in einem Browser in einer Bildschirmauflösung erträglich („Safari? Ich war noch nie auf einer Safari.“), die eine Stunde lang laden (man muss ja unbeding im Sourcecode mitübertragen, wo der Surfer die letzte halbe Stunde rumgesurtf ist), ohne funktionierende Suchmöglichkeiten, mit textuellen Bestandteilen, die nur als Grafik vorliegen, die nicht mit mobilen Devices mit kleinen Displays dargestellt werden können, aber vollgeballert mit nervender Webung, mit Abwesenheit der relevanten Information – die genau an dieser Stelle erwartet werden würde usw. usf.

    Ihr wisst alle, was ich meine.

    Das alles soll aber nicht heißen, dass Blogs nicht professionalisierter und/oder kommerzieller werden müssen. Hoffentlich halten oder steigern sie gar ihre Qualität. Auch das wäre möglich.

  8. Wie wollt Ihr denn die Gewinnausschüttung an uns Leser und Kommentatoren realisieren? Unsere Beiträge sind es doch, die weitere Werbekunden akquirieren und …

    Ganz wichtig ist, glaube ich, das Augenzwinkern, das Selbstübersichschmunzeln und das Auge fürs unprofessionelle zu behalten – bei aller Professionalität, dann kann sich jeder in allem professionalisieren, soviel er will, gell? Wenn hingegen Sender wie N24 oder Internetangebote wie Spiegel Online als professionell gelten, sollte man sich davor hüten, professionell zu werden, dann lieber diletantisch…

    Als professioneller Nasenbohrer habe ich auch einen 1000er Kontakterpreis von also mindestens, na, so, aber das wollt Ihr ja gar nicht wissen…

  9. Der vergleich mit dem Kochen ist genial! Weil er einfach trifft. Weil es wie beim Kochen so ist, dass man beides genießen kann: Dass Essen im Restaurant wie die selbstgezauberten Sachen bei Freunden. Weil es jedem offen steht. Manche können vielleicht nicht kochen – manche umso besser. Mit dem Schreiben ist das doch genauso…

    Schade nur, dass es auch Pommesbuden-Blogs geben wird, in denen es nach altem Fett riecht…

  10. Stefan, auch nach der aufmerksamen Lektüre Deines sehr lesenswerten und wohlabgewogenen Beitrags finde ich es legitim, die von Sascha Lobo herbeigeschriebene „Professionalisierung der deutschen Blogsphäre“ in arge Zweifel zu ziehen. Und zwar schon allein deswegen, weil ich unter „deutsche Blogosphäre“ eben nicht eine etwas willkürliche Dreidutzendauswahl von Blogscout-Charthelden verstehe

    (kleine Kunstpause)

    sondern auch das ganze Klickvieh von Kinderbilder-, Katzenfoto- und Kratzpullover-Kommunikatoren, dem ich angehöre und das Euch Blogscout- und Blogchartshelden die nötigen Links, Visits und PIs reinklickt, auf deren Basis Ihr jetzt Kohle einsammeln geht. Dir muss ich das wahrscheinlich nicht erklären, aber Eurem Meta-Ironikesen S.L. möchte ich das nochmal ausdrücklich ins Gedächtnis rufen. „Blogs haben Fans“, heißt es auf adical.de – aber das ist ein Kapital, das man auch verspielen kann.

    Es braucht wenig Prophetengabe, um vorherzusagen, dass es eine schwierige Gratwanderung für die adicalinskis wird, ihre (Gras-)Wurzeln nicht zu verleugnen und kommerziell satisfaktionsfähig zu werden. Und natürlich würde ich etwaigen Erfolg auf diesem Sektor lieber bei einem Bloggernetzwerk sehen als bei irgendwelchen Doubleclicks oder RTL Interactive.

    Ich bin wirklich mal gespannt, ob die wichtigen Fragen, die Du da oben angerissen hast, tatsächlich aufgegriffen und beantwortet werden. Oder ob der Ober-Adikalinski weiterhin so tun will, als habe man es beim long tail des Blogvolkes überwiegend mit werbefeindlichen Kim-Jong-Il-Claqueuren zu tun, denen man jetzt erst mal die Grundlagen der Marktwirtschaft erklären müsste.

  11. @mark793: Das hat Sascha nicht getan. Bitte google nach F!XMBR und adical und lese und staune und bewundere die Kim-Jong-Il-Gedächtsnisblogeinträge zum Thema Werbung.

  12. Gestatten, dass ich der geschätzten Runde nur schnell zwei Brocken hinwerfe, ohne sie gedanklich auszuführen:

    1. Es gibt einen Unterschied zwischen Professionalisierung (etwas als Profession betreiben, also gegen Geld) und Kommerzialisierung (etwas gewinnorientiert betreiben, insbesondere: kulturelle Werte wirtschaftlichen unterordnen(!)).

    2. Das wichtigste Gesetz der Ökonomie lautet: Wer zahlt, bestimmt. Das latente Misstrauen des Publikums gegenüber „den Medien“ schöpft doch vor allem aus dem wachsenden Bewusstsein für die subtile Macht dieses Gesetzes: Wie sehr professionelle Medien darauf reagieren – und kommerzielle.

  13. Schliesse mich Simon Columbus an: Sehr gute Analogie mit den Hobby- und Berufsköchen. Darf ich die für eigene Erörterungen zum Thema creative-commons-lizenzieren?

    Zu beachten ist insbesondere, dass es Berufsköche geben dürfte, die auch nach der Verberuflichung weiterhin sowohl gern als auch gut kochen. Wie viele das in Prozent von allen Hobby- und Berufsköchen zusammen sind, weiss ich nicht. Aber wenn jemand behauptet, durch Kochen für Geld würde automatisch die Qualität des Essens schlechter, dürfte man leicht zumindest einige Gegenbeispiele finden.

  14. @ 19, 8mt:

    Wenn es richtig wäre, dass „wer zahlt, bestimmt“, dann könnte man in den klassischen, „grossen“ Medien permanent eine komplette Reduktion auf die Themen der Werbetreibenden feststellen. Tut man aber nicht — solche Fälle kommen nur vereinzelt vor, sind aber auch sehr offensichtlich.
    Mediaagenturen buchen ihre Werbeplätze differenzierter, nämlich auf Leserprofile ausgerichtet. Ein Blatt wird geschaltet, eben weil es kein Anzeigenblatt ist, sondern z.B. integer in seiner aktiven Leserschaft. (Die Boulevards nehmen wir jetzt mal aus.)
    Für Blogs bedeutet dies: Wenn man die Kohle angeboten bekommt — nehmen, aber weitermachen wie bisher. Wenn man sich davon korrumpieren lässt, hat man ein Problem an der Backe. Es ist wie im echten Leben.

  15. @Peter Hogenkamp: Sehr gern. Aber nicht vergessen: Die Verberuflichung von Köchen hat auch McDonald’s erst möglich gemacht.

  16. Vielleicht verändert ja schon der ggf. nächste adical-Auftraggeber, der Springer-Verlag, einige Ansichten, zum Beispiel solche hier:

    „Wenn jemand behauptet, durch Kochen für Geld würde automatisch die Qualität des Essens schlechter, dürfte man leicht zumindest einige Gegenbeispiele finden.

    Wir reden nicht übers Kochen, oder?

  17. @stefank: Das wäre mir weitaus zu platt. Das ist ja beinahe so, als hätte Herr Piech von den Machenschaften seines Personalvorstands gewusst, tsts. Der Zusatz „subtil“ mit allen damit verbundenen Möglichkeiten erscheint mir sehr wesentlich. Und zum Thema Mediaagenturen ließen sich Details beitragen, die den Status des Subtilen zum Leidwesen der ganzen Zunft bereits verlassen haben (siehe auch: Kickbacks)

  18. @Dr.Dean: Verstehe ich nicht. Natürlich wird nicht automatisch die Qualität schlechter. Was würde der Springer-Verlag als Werbekunde an dieser Ansicht ändern? „Bild“ ist doch nicht automatisch so schlecht geworden. Die geben sich schon viel Mühe, die so schlecht zu machen. Oder habe ich jetzt die Analogie nicht verstanden?

  19. @17: Huch, da gibt es ja tatsächlich jemanden, der nach eigenem Bekunden Werbung hasst „wie die Pest“. Ich nehme die Beiträge von F!XMBR mit Erschütterung zur Kenntnis und distanziere mich ausdrücklich. Aber jetzt mal ernsthaft: So phuquing what? Nur weil es diese Extremposition gibt, muss man daraus keinen Mummenschanz zusammentackern. Aber den erst mal genüsslich-süffisant zu demontieren macht natürlich mehr Laune als sich mit substantielleren und differenzierteren Einwänden gegen die bisherigen Adical-Auftritte auseinanderzusetzen. Ich verstehe auch, dass dafür weniger Zeit und Nerv bleibt, wenn parallel gerade ein Kongress mit umfangreichem meet&greet läuft. Aber das Kommunikationsproblem hat ja nicht erst gestern angefangen, das ging schon los mit diversen „Missverständnissen“ um Reichweitenzahlen, weiter mit den Auswahlkriterien von geeigneten Blogs und ist mit irgendwelchen diffusen Rants von René noch lange nicht zu Ende, wie es aussieht.

    Man kann das Ganze freilich auch als Etappe auf dem Weg zur Professionalisierung deklarieren. So gesehen trifft das Diktum von Sascha Lobo zweifellos zu. Oder anders gesagt: Wir nennen es semiprofessionell…

  20. Och Stefan, ich zweifele trotzdem daran, das es ein Zeichen von Prefessionalität ist, wenn man seinen Blog werbetauglich gemacht hat.

    Der Sinn eines Blogs ist zu bloggen.

    Professionalität bedeutet bei einem Blog also besser zu bloggen.

    Das ist das was Sascha Lobo falsch sieht.

  21. @Stefan

    Ich habe es extra mit dem Holzhammer probiert, aber ich hätte dabei ahnen müssen, dass ein Journalist wie Du, der im Normalfall für die feine Abwägung* bekannt ist, gegenüber Holzhämmern völlig unempfindlich ist.

    Mein Fehler. *seufz*

    Was ich meinte: Der Medienbereich (also inkl. Blogs) ist m.E. fragiler, und das in vielfacher Hinsicht, um ihn in Professionalisierungsfragen z.B. mit profanem „Kochen“ zu vergleichen. In den Medien konstituiert sich ein Gutteil dessen, was Entscheidungsträger und Normalbürger von der Welt erfahren. Das ist in meinen Augen ein Riesenthema, so riesig wie Fortschritt und Rückschritt, Wahrheit und Lüge, Krieg und Frieden.

    (ich meine das völlig ernst)

    Wenn das so ist, wenn Medien so ein Riesenthema sind, dann zählen hier im Gegensatz zur professionellen Verköstigung auch Kleinigkeiten. Ich nenne einfach nur ein paar wenige Punkte (es sind leider sehr viele):

    1. Der Medienbereich (auch: Blogs) ist in höchsten Maß auf Wahrhaftigkeit und tatsächliche Glaubwürdigkeit angewiesen. Als Koch kann man fast alles machen, was die Gäste essen. Wenn hingegen Blogs (auch) im Sinne einer kritischen Bürgeröffentlichkeit funktionieren sollen, dann ist weiterhin z.B. der Punkt

    2. „Respekt gegenüber den Lesern“ relevant.

    Das schließt auf Blogs in meinen Augen nervig-blinkende Flashwerbung schon einmal aus. Ob nun Cisco ein toller Werbekandidat ist, oder eher der Unglaubhaftbarmachung der Blogosphäre dient: Ich weiß das nicht, bin aber wirklich skeptisch.

    3. Dazu kommt das Thema Kommunikation mit Kritikern. Das wirst Du als Journalist kennen. Der Koch kann (sofern es sich nicht um einen Medienkritiker handelt) unzufriedene Kunden einfach aus dem Haus werfen oder z.B. mit Lesern so sprechen, wie Sascha Lobo und sein Freund von der zentralen Intelligenzagentur.

    Aber der Umgang mit Kritik: Das ist bei Medien (auch: Blogs) nicht so zu handhaben wie z.B. einem Koch, der nicht verstehen will, warum seine Suppe bestimmten Teilen des Publikums nicht schmeckt..

    4. Der Begriff „Professionalisierung“ bedeutet für mich, dass nicht in marktschreierischer Weise so getan wird, also ob adical für „die Blogs“ kämpft oder der zentrale Werbeansprechpartner sei, es bedeutet, dass Werbeformen entwickelt werden, die für Blogs Okay sind, es bedeutet das Gegenteil von Closed Shop und Kommunikationsmüdigkeit. Es bedeutet, dass dem Anspruch der Macher von Adical Taten folgen – und eben nicht nachträgliche Nivellierungen.

    Es hat schon damit zu tun, jedenfalls in meinen Augen, wohin sich die deutsche Blogosphäre entwickelt.

    An der Blogbar haben Don und seine Kommentatoren, besser als ich es kann, konstruktiv zum Thema diskutiert. Ich denke nicht, dass man die dort formulierten Einwände mit dem Vergleich mit dem Kochen wegwischen sollte.

    Das wäre zu einfach.

    * Etwas, was ich an Dir sehr schätze, ja sogar bewundere.

  22. Och Jochen, natürlich kannst Du dem Wort „Professionalität“ jede beliebige Bedeutung geben, die es gar nicht hat. Aber das macht die Diskussion nicht leichter.

  23. Ich freue mich, dass Blogger mittlerweile so ernst genommen werden, dass es Unternehmen wie adical, Blog Pay oder trigami gibt. Das heißt ja auch, dass die Wirtschaft Blogs nun endlich für sich als Werbemittel entdeckt hat.

    Was ich nicht verstehe: Keiner wird gezwungen, Banner auf seinem Blog zu schalten oder Blogs zu lesen, auf denen Werbung geschaltet wird. Warum nicht einfach Menschen sein lassen, wie sie sein wollen? Wer beschwert sich über die Werbung bei SpOn, NZ oder BTO? Wir sind noch nicht so weit, dass Blogs in Konkurrenz zu Medien stehen. Vielleicht kommen wir auch nicht dahin, weil ich Blogs als Ergänzung zu Medien sehen. Aber sie werden irgendwann groß sein. Weil die Macher hinter den Seiten sich darauf konzentrieren werden können, weil adical / trigami / Blog Play u.s.w. dafür sorgen werden.

  24. @Dr. Dean: Natürlich hat der Vergleich mit dem Kochen Grenzen und ich will ihn auch nicht überstrapazieren. Du schreibst, Medien seien auf Glaubwürdigkeit angewiesen, Köche könnten ihren Kunden alles vorsetzen, was sie essen. Entschuldigung: Was fürn Quatsch. Es gibt Leute, denen egal ist, was sie essen, und es gibt Leute, die wollen 100% sicher sein, dass das nur gute, frische, Bio-, Öko- oder sonstige Zutaten sind. Für beide Kundengruppen haben sich sehr unterschiedliche Arten von Restaurants und Köchen entwickelt.

    Flashbanner sind ein Zeichen mangelnden Respekts gegenüber den Lesern? Mich persönlich stören viele Werbeformen, aber solche Flashbanner überhaupt nicht. Ich hoffe, vielen meiner Leser geht es ähnlich. Bei den anderen wünsche ich mir eine Abwägung im Sinne: Puh, das nervt, aber dafür kriegt der Niggemeier ein bisschen Geld für die Arbeit, die er hier reinsteckt, also halte ich das aus, weil ich das gerne auch in Zukunft lesen möchte. Und wenn sie bei der Abwägung zu dem Schluss kommen, dass ihnen mein Geschreibsel nicht wert ist, sich ein bisschen einem harmlosen Werbebanner anblinken zu lassen, dann ist das so.

    (Und von wegen „Respekt gegenüber dem Leser“: Was ist eigentlich mit dem „Respekt gegenüber dem Blogger“?)

    Mir fehlt gerade ein bisschen die Energie, alle anderen Punkte noch durchzugehen, glaube aber, dass Du in vielen Punkten den Köchen unrecht tust.

    Und könnt ihr nicht adical ein kleines bisschen Zeit geben, bevor ihr endgültige Urteile fällt?

  25. In meinen Augen ist ein Blog so etwas wie eine unbeschwerte Kombination aus Exhibitionismus und Voyeurismus. Blogs sind kleine Einblicke in das Leben und in die Gedanken fremder Menschen; eine Symbiose aus sich-darstellen und guckenwollen, die gerade deshalb fasziniert, weil sie spasseshalber und auf rein privater Ebene stattfindet. Wenn der Blogger damit Geld verdienen will, bekommt diese unbeschwerte Welt einen Knacks und hat mehr Ähnlichkeit mit Fernsehen: eine zum Zwecke der Kurzweil oder Information gedachte Veranstaltung mit Gewinnabsicht.

    Womöglich ist diese Darstellung überzogen. Aber für mich werden Blogs, bei denen es auch ums Geldverdienen geht, langweiliger. Nicht, weil der Inhalt dadurch automatisch leidet, sondern weil die Wahrnehmung sich verschiebt: Es gibt immer den Verdacht, dass das Geschriebene nicht aus purer Mitteilungsbegeisterung, sondern vielleicht doch auch aus finanziellem Interesse heraus verfaßt wurde, was es insofern „abwertet“, als es sich nicht mehr von anderen kommerziellen Angeboten unterscheidet; oder anders gesagt: Ein kommerzielles Blog verliert sein wichtigstes Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Medien.

    Sicher gibt’s dann noch so Fälle wie z.B. Dein Blog hier, Stefan, das auf ein bestimmtes nichtprivates Themenfeld spezialisiert ist und eher mit wissenschaftlich-methodischem Anspruch daherkommt (soll heißen: Kein Draufloserzählen ist) und wo Werbung leichter zu „verschmerzen“ ist. Oder den Spezialfall tagesschau-Blog, das nicht eigenständig daherkommt sondern einen erfrischenden Zusatz zu einem professionellen Angebot darstellt. Aber auch den Kraut-und-Rüben-Laden Spreeblick, der in meinen Augen nicht mehr viel mit der einstigen fröhlichen Selbstdarstellung von J.H. zu tun hat, sondern sich inzwischen damit beschäftigt, auf verschiedenen Gebieten eine Abfolge von Triggern für bestimmte Zielgruppen abzuspulen. Sowas ist kein Blog mehr, sondern ein geschäftsmäßiges Medienangebot, das sicherlich auch seine Berechtigung hat, aber halt in eine andere Ecke gehört. Mag sein, dass meine Sichtweise arg schmalspurmässig ist. Aber ich habe so den Eindruck, dass andere es ähnlich sehen.

    Huch, das ist ja ziemlich lang geworden. Kurzfassung: Gegen Kommerzialisierung ist nix einzuwenden, aber aus meiner Sicht hat das, was dabei herauskommt, dann nicht mehr viel mit Bloggen zu tun. Man bräuchte einen neuen Namen dafür.

  26. …zumal jeder Trottel sich ein Browserplugin wie Adblock Plus installieren kann. Natürlich entbindet das nicht von eventuellen inhaltlichen Diskussionen, die Werbung mit Inhalten in Verbindung bringen (ich teile diese Befürchtungen nicht) – aber dieses Argument mit den „nervigen, blinkenden Werbebannern“ ist ziemlich 1998.

  27. Ich nehme die meiste (Text-)Werbung im Internet überhaupt nicht wahr und bin deshalb wohl auch nicht gerade Kernzielgruppe irgendwelcher Werber. Für mich soll jeder, der mit seiner Website (oder seinem Blog) Geld verdienen will, das auch tun können. Allerdings würde ich mir wünschen, dass er auf eine graphisch ansprechende Umsetzung bzw. Kombination mit seinem eigenen Seitenlayout achtet.
    Nur wenn sich Flashanimationen (oder noch schlimmer: lärmende Flashanimationen) über den eigentlichen Inhalt einer Seite schieben, kann sich der Betreiber sicher sein, sofort aus meinen Bookmarks zu verschwinden. Derartiges Gerümpel betrachte ich nämlich als Angriff auf meine Gesundheit („meine Ohren, meine Augen, mein Herz …“).

  28. Man dieses Metablogging von Don Alphonso und Nachzügler geht mir auf den Geist. Muss man das Lesen? Anscheinend ja. Wann kommen endlich Blognews in den Tagesthemen? Wär doch mal Zeit, wenn man danach geht, wieviel Tamtam hier darum gemacht wird.

  29. Ich verstehe das ganze Aufhebens nicht wegen ein bißchen Werbung.

    Hauptsache, man ist ehrlich. Überall begegnet einem Werbung, sei es im Fernsehen oder in Print-Medien, so daß es aus meiner Sicht eine Selbstverständlichkeit und auch legitim sein sollte, Werbung ebenfalls in Blogs einzusetzen, ohne da gleich den Untergang des Abendlandes zu wittern.

    Es steht doch jedem frei, darauf zu setzen oder nicht. Entweder man ist pluralistisch gesinnt, oder nicht. Herrsüchtig die Nix-Werbung-Hegemonie durchdrücken zu wollen, ist deppert.

    Grüße,

    René
    ProBloggerWorld

  30. seit einigen monaten schreibe ich beiträge für das mitmach-online-branchen-portal QYPE. seit zwei wochen habe ich auch einen blog eingerichtet.

    ich arbeite vollzeit als kellner und hätte nichts dagegen, würde sich mein tresenblog zu einer viel+gerngelesenen einnahmequelle entwickeln[an trinkgelder bin ich zwar immer interessiert, aber nicht in meinen vier wänden].

    sollte es dem blog[schreibt sich quasi von selbst]gelingen, in absehbarer zeit relevant viele besucher zu verbuchen, würd ich über ein bezahltes BECKS- oder FAZ-banner nicht nein sagen.

    als nichtraucher hätt ich auch nichts gegen eine blinkend bunte packung LUCKY STRIKE oberhalb des titelbalken einzuwenden, geld stinkt nicht!

  31. […] Podium (was ich so lese; ich selbst war bei den einschlägigen Panels nicht), sondern in Blogs von re:publica-Teilnehmern und -nicht-Teilnehmern. Dieses Thema erhitzt die Gemüter und belegt gleichzeitig wunderbar meine […]

  32. merkwürdig, dass mann für unnützen müll geld bekommt, der dank werbeblocker bei einem grossteil des „zielpublikums“ gar nicht ankommt, und teilweise auf den werbenden seiten sogar werkzeuge angeboten werden, um geldbringenden einblendungen zu entfernen.
    meine frau hat es da mit ihrer „Brigitte“ schwerer. alle zwei wochen muss sie sich in 5 granteligen minuten dem herausreissen der werbeblätter hingeben (bei einigen seitenstarken einlagen bin ich immer mal wieder versucht ihr meine starken hände anzubieten), bevor sie sich zur genüsslichen lektüre auf’s sofa zurückzieht.
    alle medien, die werbung zur finanzierung nutzen sind sich des umstandes bewusst, dass sie im prinzip mit „belässtigung“ ihr geld verdienen. und allein schon mit der immer wiederholten beschwörung von der notwendigkeit und nützlichkeit dieses tuns fängt ihre unfreiheit an.
    angesichts dessen, hören sich versprechungen, das scheinbar unausweichliche übel, mit einem informativen mehrwert für den nutzer zu kombinieren, immer wieder verlockend an. aber dieser mehrwert würde aufklärung und nicht werbung heissen, und damit lässt sich wieder kein geld verdienen, ohne es direkt vom aufzuklärenden zu nehmen.

  33. Aus rein plakativen Gruenden muesste man mal das allg. Verhaeltnis von professionalisierten Blogs zu nicht-kommerziellen Blogs ausrechnen. Weltweit, fuer Deutschland und dann fuer den Erfolgsmarkt USA. Obs dafuer Zahlen gibt?

  34. Ich wollte nur nebenbei anmerken, das ich diesen Blog sehr lesenswert finde und ich einiges dazu gelernt habe!

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