Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hat Caren Miosga die besten Chancen, Nachfolgerin von Anne Will als Moderatorin der „Tagesthemen“ zu werden.
Dieser Satz hat 165 Anschläge und würde damit schon knapp ein Fünftel des Platzes füllen, den die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer Dienstags-Ausgabe für eine Meldung zum Thema freigeräumt hat. Gut, die Kollegin könnte vielleicht die Konkurrentin „FAZ“ als Quelle weglassen, dann hätte sie noch etwa vier Sätze zur Verfügung, zu erklären, wer Frau Miosga ist und wer wann darüber entscheidet, ob sie wirklich Nachfolgerin von Anne Will wird.
Das wäre die eine Möglichkeit.
Die „Süddeutsche“ hat sich für eine andere erschienen. Ihre Caren-Miosga-Meldung beginnt so:
Ein bisschen sind sie schon stolz in Stuttgart auf ihr Funkhaus, das in seiner anthroposophischen Architektur manche Eigenheit verbirgt.
Zum Beispiel den großen Studiosaal, Ebene 7, der für Orchesteraufnahmen sehr geeignet ist, in dem aber auch einhundert Menschen Platz finden, und wenn es sein muss, neun Intendanten der ARD samt Programmdirektor und Mitarbeiterstab an einem aus Tischen geformten Quadrat untergebracht werden können.
Und an diesem Tisch-Quadrat wird Caren Miosga in Zukunft immer um 22.15 die Tagesthe… — nein: An diesem Tisch-Quadrat wird Anne Will in Zukunft immer sonntags ihre Talksh… — nee, auch nicht, sondern:
Am Montag wurde in dieser Runde auch über die Nachfolge von Tagesthemen-Moderatorin Anne Will diskutiert, …
Immerhin, das muss man sagen, bleibt die „Süddeutsche“ ihren Prioritäten treu. Nach einem einzigen Satz über Caren Miosga schwenkt sie wieder zurück auf die wirklich wichtigen Dinge und informiert uns zum Abschluss der kleinen Meldung noch, dass die Entscheidung heute „im 17. Stock, dem Sitzungszimmer von SWR-Chefs Peter Voß“ fallen wird.
(Ich find’s ja gut. Also, nicht den 17. Stock, sondern die Miosga. Ich werde Anne Will in den Tagesthemen ein bisschen weniger vermissen, wenn an ihrer Stelle Caren Miosga dasitzt. Aber das nur am Rande.)
Ich möchte Dir zustimmen. Caren Miosga, hat genau den Charme, der den Tagesthemen im Moment manchmal fehlt. Aber hat sie auch die Härte?
Jupp, hat sie.
Hm, der Artikel lässt erahnen, was SZ-Redakteure eigentlich den ganzen Tag über machen. Oder sie lassen diese Infos recherchieren.
Ich kann mir das nur so erklären: eigentlich war ein seitenfüllender Artikel geplant, der entsprechend weit ausholt und Atmosphäre erzeugen will. Dann kam irgendwas dazwischen (oder die Quelle war ihnen ein wenig zu unsicher) und so wurde der große Artikel Satz für Satz eingedampft, bis nur noch die atmosphärische Einleitung (Textchef: „Das haben Sie aber ganz toll beschrieben, besonders das Quadrat!“) und der eine Satz über Frau Miosga („den lassen wir mal drin, damit die Überschrift noch stimmt“) übrig war.
Alternativ war das auch nur der Testballon für die Serie „Die schönste Medienarchitektur Deutschlands“, die dann mit einem großen Zweiseiter über die Spiegel-Kantine richtig losgeht …
„im 17. Stock, dem Sitzungszimmer von SWR-ChefS Peter Voß”
Das S hinter SWR-Chef macht grammatikalisch nur in der Originalversion Sinn.
Also 10 Personen an einem quadratischen Tisch. Soso. Wie soll das gehen? Da hätte ich mir schon eine etwas akribischere Recherche gewünscht. Haben die noch was von investigativem Jouranlismus gehört.
Also ich glaube, dass der zusammengestellte Tisch die Form eines Rechteckes hatte.
@Patrick: Das S hinter SWR-Chef stammt aus der Online-Version des Artikels und ist auch da falsch.
Ich hatte es mir schon fast gedacht, aber als der Scan dazukam, hätte es ja auch ein Flüchtigkeitsfehler sein können. Dann nichts für ungut
[…] Begrüßen wir Gast-Dozent Stefan Niggemeier. […]
Ist doch ein super geschriebener Text, schließlich galt bei Nachrichten schon immer die Regel, das sie von hinten kürzbar sein müssen. Das hat bei diesem Exemplar doch tadellos geklappt ;-).
Verstehe ich das richtig? Der komplette 17. Stock ist das Sitzungszimmer von Peter Voß? Ist ja fast wie bei James Bond.
@ Stefan mit f
Wieso 10? Da ist doch noch der Mitarbeiterstab.
Ich stimme Stefan zu, erstaunlicher Artikel. Richtig lachen musste ich bei dem letzten Satz: ‚Die 37-Jährige ist beim NDR beschäftigt.‘ – da war dann wohl irgendwie die Luft raus und kein Platz mehr, die Dame vorzustellen.
Der Artikel erinnert an den Witz, bei dem sich jemand nur mit Elefanten auskennt und deswegen in einer Prüfung bei jeder Antwort vom eigentlichen Thema schnell zu Elefanten kommt.
@ marko
Ich glaube, Du meinst den hier, oder?
Seit Jahren sind Regenwürmer das bevorzugte Prüfungsthema. Also bereitet sich der Prüfling intensiv auf Regenwürmer vor. Er kommt in die Prüfung und der Prüfer fragt: ‚Was wissen Sie über Elefanten?‘ Prüfling: ‚Also… Elefanten haben einen Rüssel. Dieser sieht aus wie ein großer Regenwurm. Regenwürmer gehören zu den…‘
Nee, nee, nee, mein Ingo. Es handelt sich hier rein um die Quadratur des Kreises, Ingo, Quadratur is das Thema jetzt, ne? Mach ma noch n Bier, hier stand doch gestern in der FAZ, ne? In der Faz stand das nämich:
‚An diesem Tisch-Quadrat …wurde in dieser Runde…diskutiert.‘
Bitte! Bitte!! Da steht das doch, die haben die Quadratur des Kreises erfunden, nu mach doch noch ma n Bier, Ingo…
Im Übrigen ist die Quadratur des Kreises nur zeichnerisch nicht lösbar.
grey²³: Ja, die habe ich doch tatsächlich übersehen.
Abgesehen davon ist das Gebäude nicht schön, ich wohn auf der anderen Straßenseite und kann der Belegschaft beim Essen zuschauen. Dafür kann der Chef (weil noch höher als ich) mir beim fernsehen zusehen. Ich darf nur nicht gleichzeitig SWR sehen, das wäre dann wie die gekreuzten Protonenstrahlen bei den Ghostbusters.