Nachher erhält dann also DFB-Präsident Theo Zwanziger den Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“. Der gleichnamige Verein würdigt damit „sein überzeugendes Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Rechtsextremismus und die begonnene Auseinandersetzung mit der Geschichte seines Verbandes im Nationalsozialismus“.
Mangels Interesse am Fußball habe ich mich nie ernsthaft mit dem DFB, seiner Geschichte und seinen Präsidenten beschäftigt. Deshalb kann ich die Preiswürdigkeit Zwanzigers nicht fundiert beurteilen. Vieles, was sich von ihm und über ihn lesen lässt, spricht aber dafür, dass sein gesellschaftspolitisches Engagement tatsächlich bemerkens- und preisenswert ist — dass ein DFB-Präsident Schwulenfeindlichkeit im Fußball und überhaupt zum Thema macht, ist ein Beispiel dafür.
Aber den Respekt, den er sich damit verdient, verspielt er, wenn er den Eindruck erweckt, dass es ihm gar nicht um die Sache geht, sondern darum, sich mit der Sache zu schmücken.
Das ist an der ganzen Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Journalisten Jens Weinreich für mich ein besonders ekliger Nebeneffekt: Zu sehen, wie Theo Zwanziger nicht zögert, sein Engagement dazu zu missbrauchen, sich so zu erhöhen, dass Kritik an ihm fast wie Blasphemie wirkt. Er lässt auf diese Weise Kritik an ihm wie Kritik an den guten Sachen erscheinen.
Dieser Reflex durchzieht die Auseinandersetzung fast von Anfang an. Schon in der Beschwerde gegen den Beschluss des Landgerichtes Berlin, das es ablehnte, eine einstweilige Verfügung gegen Jens Weinreich auszusprechen, wies Zwanzigers Anwalt auf die damals noch zwei Monate entfernte Preisverleihung hin. In einem Interview mit Oliver Fritsch betonte Zwanziger, wie zur Rechtfertigung seines harten Vorgehens gegen Weinreich, in Yad Vashem gewesen zu sein. Zusätzlich instrumentalisierte er noch seinen Kampf gegen Homophobie, indem er erklärte, im Falle einer Niederlage an die European Gay & Lesbian Sports Federation (EGLSF) zu spenden, „weil ich dort die Arbeit von Tanja Walther sehr schätze“, und Weinreich aufforderte, es ihm gleich zu tun. An Stelle der EGLSF-Leute hätte ich mich schmutzig gefühlt, dass Zwanziger sich nicht schämte, ihre gute Sache ohne Not durch einen solch billigen PR-Gag zu missbrauchen und ihre Arbeit zu einem Pfand in seinem Feldzug gegen einen Journalisten zu entwerten. Und jeder, der sich auskennt oder ein bisschen googelt, kommt schnell darauf, dass Zwanzigers Lob für Tanja Walther auch ein Lob für sich selbst ist: Im Oktober erst sind sie gemeinsam für ihr Eintreten gegen Homophobie im Sport mit dem „Tolerantia-Preis“ ausgezeichnet worden.
Das DFB-Präsidium hat die Instrumentalisierung der guten Taten des Theo Zwanziger dann in seiner berüchtigten Erklärung auf die Spitze getrieben und den Eindruck erweckt, er sei deshalb sakrosankt: „Wer die Vita und das konsequente Engagement von Theo Zwanziger im Kampf gegen Neo-Nazis kennt“, sagt darin Zwanzigers Stellvertreter Rainer Koch, „versteht selbstverständlich seine Reaktion“, nämlich das juristische Vorgehen gegen Jens Weinreich. In dem Satz steckt die erstaunliche Logik, dass jemand, der sich gegen Rassismus engagiert (ebenso wie jemand, der in der Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem war), besonders verletzlich sei und ganz besonders vor Angriffen geschützt werden müsse. Die umgekehrte Logik fände ich überzeugender: Jemand, der von sich selbst weiß, wie engagiert er gegen Volksverhetzung kämpft, und regelmäßig in seinem Pressespiegel nachlesen kann, dass es auch die Öffentlichkeit weiß, müsste doch genügend Selbstbewusstsein haben, eine für ihn unerklärliche Beschimpfung als „Demagoge“ auszuhalten oder sogar zu erkennen, dass sie nicht im Sinne eines Nazi-Vergleichs gemeint sein kann, weil das offensichtlich abwegig wäre. Stattdessen hat Zwanziger mit seinem Verhalten ungewollt den ursprünglichen Vorwurf Weinreichs teilweise bestätigt — indem er gezeigt hat, dass sein Verband bereit ist, nicht nur juristisch, sondern auch durch die Verbreitung von Unwahrheiten gegen Kritiker vorzugehen.
Zwanziger lässt seinen Generalsekretär Wolfgang Niersbach dann in der Presseerklärung auch noch ausführlich darauf hinweisen, dass er den Preis „Gegen Vergessen — Für Demokratie“ bekommen wird, und bringt die Namen Hans-Joachim Vogel und Joachim Gauck in Spiel, fast als wären sie Zeugen gegen Weinreich. Der Verein selbst (der zehnmal so viele Mitglieder hat wie der DFB schreibt) und seine Aufgaben scheinen dem DFB dabei herzlich egal. Er dient nur als Integritätsausweis und Leumundszeuge für Zwanziger. Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball darf das dann besonders plump aussprechen: „Es ist für mich unvorstellbar, wie ein Journalist eine so integre Person wie Dr. Theo Zwanziger als Demagogen diffamieren kann.“ Da zu diesem Zeitpunkt selbst der DFB akzeptiert hat, dass Jens Weinreich den Präsidenten nicht in die Nähe des Nationalsozialismus rücken wollte, kann dieser Satz nur heißen, dass der DFB glaubt, durch das gesellschaftspolitische Engagement des Präsidenten verbiete sich jede harte Kritik an ihm, einer „so integren Person“.
Es mag sein, dass Theo Zwanziger den Preis, den er heute bekommt, verdient hat. Er hat ihn aber bereits entwertet.
[…] Niggemeier beschreibt nun treffend, wie Zwanziger sein Engagement und seinen Gutmenschenruf dazu gebraucht, um Kritik an […]
Besser hätte man’s nicht sagen können. Chapeau, Herr Niggemeier!
Also der DFB, dessen oberster Repräsentant ja Theo Zwanziger ist, tritt zwar gegen Rassismus ein und zeigt da einiges an lobenswerten Engagement. Aber im Sinne allgemeiner Menschenfeindlichkeit spielt es nur vordergründig eine Rolle, ob gegen Ausländer, Schwule, Behinderte, Juden, Arbeitslose, usw. usf. gepöbelt wird. Konsequent wäre der DFB erst dann, wenn er gegen die verschiedenen Symptome menschenfeindlicher Pöbeleien vorgehen würde. Das tut er aber nicht, wie der Fall Asamoh/Weidenfeller zeigt. Die Aussage „Schwarzes Schwein“ ist doppelt so schlimm, wie die Aussage „Schwule Sau“. Das lässt doch tief blicken…
Verdient hat er den Preis in meinen Augen daher nicht.
Hat schon fast etwas romanhaftes, das Ganze. Fehlt nur noch ein Eklat auf der großen Gala.
[gelöscht]
Eine Anmerkung:
Im vorletzten Absatz heisst es: … „der DFB akzeptiert hat, dass“…“nicht in die Nähe“ … „rücken wollte“. Das klingt so, als wäre es nur ein Versuch gewesen, das nicht zu tun. Und es sei die Bemerkung Weinreichs zumindestens missverständlich gewesen.
Dem ist aber nicht so. Meiner Ansicht nach sollte dieser Teil des Satzes deshalb hier so lauten: … „der DFB akzeptiert hat, dass „…“nicht in die Nähe“ … „gerückt hat“.
@4: Ist Reich-Ranicki vielleicht da?
Ansonsten ist dieser Artikel großes Kino. Danke Stefan Niggemeier und wie immer Hut ab!
[…] Nachtrag: Was ich eigentlich damit sagen wollte. […]
[gelöscht]
die preiswürdigkeit des herrn zwanzigers erklärt sich vielleicht nicht zuletzt aus dem kontrast zu seinem vorgänger und dessen engagement für vergessen und gegen demokratie … der mann wurde ja nicht umsonst mayer-vorkriegsfelder genannt…
Max Goldt hat doch mal diese schöne Episode aufgeschrieben, in der Kohl sich echauffiert, dass man „so mit einem europäischen Ehrenbürger nicht umzugeht“ (oder war er Träger des europäischen Ehrenpreises?). Goldts Gedankengang ist hier, dass es bei diesen Preisen ja nie um die Geehrten geht, sondern um die Ehrenden, die sich dann mit Namen schmücken können. Folgte man dem, bliebe aber hier niemand mehr übrig, dem man Sympathie entgegenbringen könnte.
– zu in umzugeht.
Ich hätte Geld machen, Ruhm und Ehre erlangen können, mit der Wette auf die Vorhersage, dass Herr Niggemeier exakt diesen Text zu diesem Zeitpunkt abstößt. Durchschaubar.
Gelangweilt.
„… wie Theo Zwanziger nicht zögert, sein Engagement dazu zu missbrauchen, sich so zu erhöhen, dass Kritik an ihm fast wie Blasphemie wirkt. Er lässt auf diese Weise Kritik an ihm wie Kritik an den guten Sachen erscheinen.“
Jetzt weiss ich endlich wieder warum ich dieses Blog lese. Das sind die Sätze, die ich hier immer zu finden hoffte. Perfekt formuliert und auf den Punkt. Hervorragend!
dey c us trollin‘ , dey hatin‘
Mir kam gerade so der Gedanke, was wohl wäre, wenn Oskar Lafontaine jeden, der ihn einen Demagogen genannt hat, vor Gericht zerren würde. Ich glaube der gute Mann käme aus dem Klagen garnicht mehr heraus…
Herr Zwanzigers lobenswerte/preiswürdige (???) Aktionen dienen einzig und allein dazu, im von vorne bis hinten durchkommerzialisierten Geschäft Bundesliga Misstöne zu unterdrücken. Es könnten sich ja Sponsoren abwenden, wenn bekannt wird, dass in Stadien „schwulenfeindliche“ Gesänge zu hören sind. Da macht es sich dann gut, wenn man sich ein propangandistisches Feigenblatt vorhalten kann.
Daran, dass „schwul“ in den Stadien des Landes weitestgehend als Schimpfwort Verwendung findet, wird keine Kampagne der Welt etwas ändern können. Das mag man bedauern oder nicht. Es zeigt auf jeden Fall, wie die Meinung weiter Teile der Bevölkerung jenseits von kranmpfhafter Plotical Correctness und intellektuellem Diskurs ist.
@“Name notwendig/#9:
Das nennt man „Bloggen gegen das Vergessen, für Demokratie.“ Und das ist auch gut so.™
@9/9: Bedauernswert, dass es nur beim Konjunktiv geblieben ist. Ein armer Troll hätte ein reicher Troll sein können…wie schade.
Ein guter, treffender Text, Herr Niggemeier.
„Schwulenfeindlichkeit im Fußball und überhaupt zum Thema macht,“
Kann es sein, dass das „und“ da nicht wirklich reingehört?
mfg
In der Tat hat Zwanziger den Kampf gegen Schwulenfeindlichkeit im deutschen Fußball begonnen. Konsequent umgesetzt hat er ihn jedoch nicht! Ich möchte erinnern an Ballacks Beschimpfung gegenüber Bierhoff nach dem EM-Finale: Er nannte ihn „Obertucke“. Ballack benutzt ein schwulenfeindliches Wort offenbar wie ein gängiges Schimpfwort, ohne Gespür für die eingeschlossene Diskriminierung. Das einzige, was darauf folgte, war eine Aussprache zwischen Ballack und Bierhoff. Konsequentes Vorgehen gegen Homophobie sieht meines Erachtens anders aus.
Auch wenn es der Kapitän der Nationalmannschaft ist – oder vielleicht gerade deswegen – hätte sich der DFB nach Bekanntwerden von Ballacks Äußerungen hiervon deutlich distanzieren müssen, auch wenn das in den Augen vieler Fans nur wenig populär gewesen wäre. Aber wie gesagt: Dergleichen ist nicht geschehen.
Mangels Interesse am Fußball habe ich mich nie ernsthaft mit dem DFB, seiner Geschichte und seinen Präsidenten beschäftigt. Deshalb kann ich die Preiswürdigkeit Zwanzigers nicht fundiert beurteilen.
Diese beiden Sätze halte ich für die besten in Ihrem Artikel. Aber Sie konnten es sich nicht verkneifen, dem bereits am Boden liegenden Theo Zwanziger noch ein paar Tritte zu verpassen.
@20: das „auch“ bedeutet: nicht nur im Fußball, sondern auch überhaupt (also auch außerhalb)
@22:
An wessen Boden liegt er denn? An meinem nicht, ich hab nachgesehen.
Tja. Und nun?
Also diese ganze Zwanziger-Weinreich-Debatte konnte mich bisher so gar nicht fesseln. Ich habe ihre Brisanz echt nicht begriffen. Wann ist dieses Thema bitte durch?
ich würde sagen, dass hängt davon ab, wann die beiden Hauptpersonen sich mal zusammen setzen, und die Sache aus der Welt schaffen. Und das wird so schnell wohl nicht passieren. ^^
#21:
Es sind nur Worte. Von Fussballspielern. Hören Sie sich mal an, was die sonst so absondern. Da muss man sich nicht aufregen oder gar Homophobie dahinter vermuten.
@ajo
Der Betreff des Blog-Eintrags war ja sehr aussagekräftig. Watum dann also weiterlesen?
Der liebe Herr Zwanziger wirkt wahrscheinlich so engagiert und steht in einem solch tollen Licht da, weil er sich von seinem Vorgänger und dessen Äußerungen so unterscheidet: http://www.tatort-stadion.de/ausstellung/vorbilder.htm
(Soviel dann auch zur Geschichte der DFB Präsidenten).
„Mangels Interesse am Fußball habe ich mich nie ernsthaft mit dem DFB, seiner Geschichte und seinen Präsidenten beschäftigt.“
Ich auch nicht. Bis zu dieser Zwanziger/Weinreich-Sache. Ich kann nur sagen: die Beschäftigung lohnt allemal. Man vergleiche beispielsweise die Wikipedia-Einträge über ehemalige DFB-Präsidenten und Nationaltrainer mit den Selbstdarstellungen auf der Homepage des DFB. Fazit: Ein „Drittes Reich“ kann es, wenn es nach den DFB-Ausführungen geht, nie gegeben haben…
@ 27
Eben! Es sind nur Worte. So selbstverständlich werden schwulenfeindliche Wertungen als gängiges Schimpfwort benutzt. Und nur weil mitunter noch Derberes von sich gegeben wird, sind Ballacks Worte nicht harmlos. Ein so gestrickter Relativismus ist gerade das Problem im deutschen Fußball.
Stimmt. Ich Depp.
@ 13, 22, 25
Herr Niggemeier macht nur das was er am besten kann. Er sonnt sich im Glanze anderer. Deswegen legt er sich ja so gerne an mit jenen die erfolgreicher sind als er. Sei es Broder, Reich-Ranicki, Pi oder oder oder. Er verspricht sich was davon, denn mit Klickstreckenüberführung, vermeintlichem Medienjournalismus und langweiligen abgekupferten TV-Listen beeindruckt man halt nur die wenigsten. Deswegen zieht er das Thema auch so lang wie ein Kaugummi. Jetzt wo er auch noch auf SPON als Verfechter der Meinungsfreiheit gefeiert wird, steigt ihm das natürlich alles zu Kopf. In der Tat alles sehr durchschaubar, und mittlerweile genauso eklig wie die Sache Zwanziger/Weinreich selbst. Ich halte ihn, tschuldigung für diesen Ausdruck, für einen ausgemachten Schmarotzer.
@René
Auf jedem Fußballplatz, den ich kenne – und ich kenne viele, als ehemaliger Spieler und als Zuschauer – ist die Benutzung des Wortes „schwul“ als Schimpfwort gang und gäbe. Und ich bin mir sicher: Das wird von den allermeisten auch genauso gemeint, wie Sie es auffassen. In der Männersportart Fußball ist man nicht schwul – so sehen das die meisten und so wird es in aller Regel auch sein.
Im was Meinungsäußerung betrifft unregelierten, unsanktionierten Raum kommt meines Erachtens das ‚raus, was größere bis große Teile der Gesellschaft immer noch denken, und was der Rest nicht wahrhaben will.
Wie schlimm das ist, das überlasse ich Ihnen. Ich find’s nicht schlimm. Schwulenfeindlichkeit im Fußball mag ein Thema sein, Fußballfeindlichkeit bei Schwulen wäre aber auch eins. In der Wirklichkeit kommen beide „Welten“ fast nie miteinander in Berührung – und das müssen sie auch nicht, solange man friedlich aneinander vorbeilebt.
Mir ist übrigens noch kein Fall begegnet, wo einem Schwulen rund um ein Fußballspiel irgendein Leid angetan wurde. Eine schöne Scheindiskussion, die da geführt wird.
[…] weiter, immer weiter. Das Thema ist lange noch nicht auf. Stefan Niggemeier betont kritisch zu Zwanzigers Preisgewinn “Gegen Vergessen – Für Demokratie.” (via […]
@ 34
Bitte unbedingt lesen: Ronny Blaschke, Versteckspieler. Darin sind zahlreiche Fälle beschrieben, wo Schwulen „ein Leid“ im bzw. durch Fußball angetan wurde! Und wer genau hinschaut, sieht diese Fälle auch selbst, sei es im Stadion oder im kleinen Verein zu Hause.
Und im Übrigen mit Verlaub: Wenn Sie es nicht schlimm finden, dann beweist genau das meines Erachtens, dass Zwanzigers Versuche, Schwulenfeindlichkeit auszutrocknen, noch nicht wirklich erfolgreich waren. Das war meine Ausgangsthese.
@33
Na, das ist ja eine tolle Schlussbemerkung – falls Du es nicht wusstest: Alle Journalisten sind Schmarotzer, unter anderem.
@ Stefan
Ich finde Deinen Artikel sehr gut. Gutes Handwerk. Lesenswert. Diskussionsfähig. Ich würde dieses T20-Bashing nicht weiter provozieren. Von Seiten des DFB sind in der Affäre Weinreich schwere Fehler gemacht worden, die kein gutes Licht auf die Strukturen des Vereins werfen. Die Bemühungen um Korrektur sind in meinen Augen auch viel zu zaghaft, um nicht zu sagen: dämlich. Aber sie versuchen es wenigstens. Ich würde eher versuchen, den Verantwortlichen entgegenzukommen – die wissen nicht, wie sie mit diesem Fall Weinreich umgehen können, also sagen wir ihnen, was einen gute Idee ist. Zwanziger ist der erste in seinem Amt, der sich offensiv mit Problemen wie Schwulen- oder Ausländerfeindlichkeit im Fussball auseinandersetzt. Er entwertet den Preis nicht durch diese völlig aus dem Ruder gelaufene Auseinandersetzung mit einem Journalisten. Wer das behauptet, entwertet die Probleme, die der DFB unter seiner Führung – nicht sonderlich entschieden, aber zumindest überhaupt – in Angriff genommen hat.
@37/grey²³
Zustimmung.
@René
„Versuche, Schwulenfeindlichkeit auszutrocknen“: Das klingt für mich so, als seien diejenigen auf den Sportplätzen und in den Stadien, die sich schwulenfeindlich äußern und/oder schwulenfeindlichen Äußerungen nicht entgegentreten, durch ein paar kleine Ermahnungen von oben mühelos auf den richtigen Weg zu bringen. So ist es aber nicht. Die allerwenigsten, dessen bin ich mir sicher, würden auf entsprechende Propaganda positiv im Sinne von einsichtig reagieren. Vielleicht auch, weil mir der großen Korrektheitskeule auf alles und auf einmal eingeschlagen wird. Gealt gegen irgendwen missbillige ich zutiefst, die Verwerflichkeit eines im Stadion gesungenen „Für’n paar Schwule seid ihr ganz schön laut!“ erschließt sich mir nicht. Und nein: Solche Gesänge führen nicht zu Gewalt, sie erzeugen auch nicht irgendeine Stimmung, sie drücken eine existierende Stimmung nur aus. Die Welt ist nicht so, wie sie die aufgeklärte Intelligentia gerne hätte.
@ ruhrpottjunge
Ich kann es nur wiederholen: Wenn Sie die genannten Schlachtenrufe nicht verwerflich finden, sind Sie Teil des Problems!
Ihre Trennung zwischen der schwulenfeindlichen Stimmung im Fußball und deren Symptome wie Schlachtenrufe, erschließt sich mir nicht. Sie erscheint mir sehr theoretisch. Wenn der DFB gegen Schwulenfeindlichkeit vorgeht, so gewiss gegen beides.
Und irgendeine Korrektheitskeule, was auch immer das sei, habe ich nicht gefordert. Der DFB hätte lediglich klarstellen sollen, dass er sich von diskriminierenden Äußerungen des Kapitäns der Nationalmannschaft distanziere. Das wäre dann ein weiteres, meines Erachtens nicht zu unterschätzendes, Puzzleteil im Kampf gegen Homophobie gewesen. Daneben gibt es nämlich zahlreiche Aktionsgruppen, schwullesbische Fan-Clubs usw. Im Kampf gegen Rassismus war es gerade diese Einheit zwischen engagierten Fans und dem Verband, die Erfolge produzierte (wenngleich auch dort noch nicht das Ende erreicht ist).
Wenn sie meinen Schwulenfeindlichkeit habe nichts mit Gewalt zu tun, dann sage ich Ihnen: Sprechen Sie mal mit Schwulen und fragen Sie die mal, warum, sie sich nicht Hand in Hand ins Stadion stellen. Sie werden über die Antworten erstaunt sein: Es ist gerade die Angst vor körperlicher Gewalt!
Und zu letzt noch eines: Der Wunsch, dass schwule oder lesbische Paare sich offen im Stadion zeigen können oder schwule/lesbische Fußballspieler/Innen offen vor ihren Mitspielern zu ihrer Sexualität stehen können, hat nichts mit irgendeiner Intelegentia zu tun. Es geht dabei um das ganz praktische Anliegen, so zu leben wie man es möchte und dafür nicht angepöbelt, verspottet, kurz: diskriminiert zu werden.
@28/Thomas:
Ja, man liest ja trotzdem mit, was so kommt. Manchmal guckt man ja auch nur Fernsehen, weil man zu faul ist, auszuschalten. Ich zumindest.
Hier hatte ich die Hoffnung, dass ich endlich verstehe, warum ich mich über einen Herrn 20er aufregen soll, dessen Persönlichkeit mir nach wie vor völlig unbekannt (und auch egal) ist, und der – sofern ich das beurteilen kann – keinerlei relevante Macht oder sonstige Bedeutsamkeit innehat.
@ruhrpottjunge:
Solche Gesänge mögen alles mögliche ausdrücken, vor allem pflegen sie aber die (Un)Sitte der assoziativen Wortbedeutung, die „schwul“ einen durchweg negativen Anstrich verpasst. Nicht nur „weich“ oder „verweichlicht“ oder „weibisch“ oder „feminin“, sondern klar „schlecht“. Wie soll man Leuten, die kein Problem damit haben, „schwul“ ständig als Schimpfwort zu benutzen, klar machen, dass jemand, der tatsächlich schwul ist und deswegen regelmässig mit der Gefahr der Diskriminierung bis hin zu körperlicher Gewalt zu leben hat, sehr wohl ein Problem damit hat? Dieses Argument, das sei doch harmlos und das sei ja nicht so gemeint bzw. nicht gegen Schwule gerichtet, das hört man witzigerweise immer nur von eben jenen Geistern, für die „schwul“ ein Schimpfwort ist, nie von Schwulen selbst. Für erstere gilt „schwul = schlecht“ als Eigenschaft anderer, für letztere gilt „schwul = normal“ als Eigenschaft eines selbst. Ist das wirklich so schwer zu verstehen?
@34: „Wie schlimm das ist, das überlasse ich Ihnen. Ich find’s nicht schlimm. Schwulenfeindlichkeit im Fußball mag ein Thema sein, Fußballfeindlichkeit bei Schwulen wäre aber auch eins. In der Wirklichkeit kommen beide „Welten” fast nie miteinander in Berührung – und das müssen sie auch nicht, solange man friedlich aneinander vorbeilebt.“
Mit der Begründung könnte man auch sagen: „Der Neger soll sich halt vom Skinhead fernhalten, dann passiert auch nix.“
Und was zum Teufel ist Fußballfeindlichkeit bei Schwulen?
[…] Vergessen – Für Demokratie verliehen”. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wie bei Stefan Niggemeier nachzulesen […]
Jaja, guter Kommentar. Aber nun ist auch gut mit dem Zwanziger. Gibt es nicht irgendwelche anderen schönen Medien-Aufreger? Mal wieder 9Live, MTV, die Bravo oder die FAZ…?
Nunja – der Preis entwertet – ist das so?
Ein Engagement gegen Schwulenfeindlichkeit hätte ich dem DFB nicht zugetraut – noch nicht – und auch wenn damit noch nicht viel erreicht ist, so ist der erste Schritt ja meist der schwerste.
Ich würde einfach festhalten, daß hier ein hübsches Engagement ist, und dort ist eine ganz und gar unerfreuliche Art, mit Kritik umzugehen, und beides hat wenig miteinander zu tun, man kann es in Beziehung setzen, aber kann man es aufrechnen, soll man es aufrechnen, muß man das?
Ich möchte Herrn Zwanziger dann mal für heute zu seinem Preis gratulieren, und ihm viel Erfolg bei seinem Engagement wünschen.
Wenn das Thema aber wieder Bosman-Urteil lautet, Gutsherrenart oder Sprachverständnis, dann werde ich an den Fall Weinreich % Demagoge denken.
@Stefan W.: Na, derjenige, der das eine mit dem anderen in Beziehung setzt und es quasi aufrechnet, ist ja der DFB.
Wie so bekommt man eigentlich eine Auszeichnung, wenn man verbal gegen eine berechtigte Angst vieler Menschen „kämpft“?
So wie sich Schwule oder Lesben outen, haben andere Menschen genau so das Recht, sich in ihrer Homophobie oder sonstigen Phobien zu outen.
Bekomme ich dann auch ne Auszeichnung, wenn ich mich verbal gegen demagogisch geführte Hetzkampagnen und Rechthaberei von, sich auf Sockeln erhobenen Organisationen einsetze?
Zwanziger will zwar niemanden zum Outing drängen aber dann gibt es auch nichts, was es verbal zu „bekämpfen“ gibt und dafür Preise und Auszeichnungen abzufassen.
Die meisten Menschen sehen in einem Fußballspiel immer noch Menschen (Fußballspieler/innen) auf dem Rasen kicken und keine „schwulen oder lesbischen Fußballspieler/innen“, so wie es 20er vielleicht gern sehen/hören würde, was aber zur Folge hätte, dass sich die hetero veranlagten Fußballspieler möglicherweise ins Abseits gestellt sehen und ihrerseits nun darauf beharren, dann auch explizit als Hetero-Fußballspieler angesehen zu werden. Wenn schon sexistische Teilung, dann aber bitte richtig und gerecht!
Den Großteil der Menschen ist es aber egal, welche sexuelle Neigung der eine oder andere Fußballspieler/Sportler in seiner Freizeit nachgeht, weil der Fan/Zuschauer einfach nur gute sportliche Leistung sehen möchte.
Manche Menschen leiden wohl auch unter Allodoxiaphobie.
@ Stefan
Und weil der eine so tut, tust Du es auch?
@grey²³: Hm? Ich beschreibe doch nur, was meiner Meinung nach die Folge dieses Tuns ist.
Wer auf dem Fußballfeld eine Tätlichkeit begeht, fliegt zurecht mit Rot vom Platz. Wer als Fußball-Funktionär eine Tätlichkeit begeht, hat jedoch wohl keine Konsequenzen zu befürchten. […]
@GlowingHeart
In diesem an dummen Kommentaren nicht armen Blog herauszuragen mit einem Obelisk des Blödsinns – das ist schon eine Leistung. Dann dabei auch noch auf dumpfeste Art spitzfindig zu sein und das Ganze mit einem frisch gegoogelten Fremdwort krönen – das ist beinahe schon preiswürdig. Aber dann wären ja alle Komentatoren mit Hirn diskriminiert.
Frisch gegoogeltes Fremdwort, jedoch falsch abgeschrieben.
Ansonsten finde ich die Berichterstattung Herrn Niggemeiers bezüglich dieser ganzen Geschichte vollkommen in Ordnung. Ich finde der ganze Verlauf der Debatte hat ja gezeigt, dass Blogs auch Themen setzen können und müssen, dies geschieht in den etablierten Medien ja meist auch durch Wiederholung.
Zum Thema Schwulenfeindlichkeit im Fußballstadion kann ich nur sagen, dass ich bei meinem ersten, einzigen und letzten Stadionbesuch im Berliner Olympiastadion nicht schlecht guckte, als mein Kumpel und ich gefragt worden sind ob wir schwul seien, nur weil wir uns bei Eiseskälte eine Decke teilten. Aber die gleichen Männer informierten uns auch darüber, dass man nicht Attacke ruft, weil Attacke ruft man nur für Schalke.
Weiterhin ist es natürlich totaler Quark dieses Problem bagatellisieren zu wollen.
@52/malte „… und das Ganze mit einem frisch gegoogelten Fremdwort krönen – das ist beinahe schon preiswürdig.“
Gell, und dabei hättes beim selber googeln feststellen können, dass es sich bei dem angeblich frisch gegoogelten Fremdwort um einen Neueintrag bei Google handelt und du dem, aus deiner Sicht „Hirnbefreiten“, so gar keinen Neologism zutraust.
Für mich bedeutet dieser neu geprägte Begriff -> die Angst vor Fehlinterpretation eines Begriffes, als es der Schreiber im Kontext tatsächlich zum Ausdruck bringen wollte.
Oder steht nur gebildeten, mit Hirn behafteten Kommentatoren wie deiner einer, die Option kreative Wortschöpfungen zu?
@grey/beitrag 37: zustimmung. und endlich kann ich auch einmal einer meinung mit gregor keusching sein:-)
grundsätzlich ist der spannende aspekt daran, wie (wieder einmal in jüngster zeit) ein unternehmen den viralen effekt des online-sektors unterschätzt und schlecht reagiert hat.
Toll: Wenigstens bild.de hält dem Theo die Treue und macht ihn heute wegen des Preises zum Gewinner des Tages. Herzlichen Glückwunsch!
@Nothingman:
Sie können ja was !
Respekt !
Sie können lesen und schreiben.
Das ist doch schon einmal etwas; kann leider nicht jeder…
aber haben Sie noch etwas Anderes vorzuweisen außer eine respektvolle Arbeit durch Ihr Geschmiere zu entwerten zu versuchen ?
Ich denke nicht.
Ihr Nickname lässt darauf eh schliessen…
#47, @Stefan N., Ja – daß der DFB versucht das aufzurechnen ist auch falsch. :)
[…] bei der Verleihung des gleichnamigen Preises an den DFB-Präsidenten, den dieser nach Ansicht von Stefan Niggemeier bereits entwertet […]
vielleicht hat er sich wirklich schon zu sehr in die scheisse reingeritten, aber wie strahlend würde er wieder herauskommen wenn er jetzt einfach zum herrn weinreich gehen würde, sich entschuldigen, ein bierchen mit ihm trinken und die ganze sache vergessen würde? schade schade
„Gut Das Herr Weinreich keine Augenklappe trägt“..Puuuhhhh
Die Ehrenwerte Dynastie der Zwanzigers..
-Der Alte throhnt beim DFB
-Sein Jaust beim Herbstmeister „SAP“ und trainiert die Weibertruppe von Hoffenheim
-Und das Großvisier und der Heimliche DFB Boss Ditze Hopp..ist sein Skartbruder..
Sowas gibts nur in Deutschland !
Merkel
Beckenbauer
Hopp
Zwanziger
Klinsmann
Löw/Flick( Ex-Trainer des amtierenden Herbstmeisters)!
Bierhoff
Lehmann
Fritz Walters Enkelkind StefanKuntz
D.Hoeness
U.Hoeness
FelixMagath
UweSeeler
ClemensTönnies
Sportsfreunde..Alle Zusammen und noch einige Mehr..in einem Sack..Du triffst immer den Richtigen !
Gegen Vergessen-Für DEMOKRATIE(hahhaha)..haben wir bei der Löw-Ballack Farce gesehen..was das heisst !
Demokratie heisst in Deutschland heute Kopfnicken…Hinten rein kriechen..und LINIENtreue .
Nicht parieren bedeutet Majestätsbeleidigung….Autorltätsverlust und Meuterei !
Unsere Fußballnationalmannschaft ist Deutschlands Wichtigestes Symbolpolitische Zugpferd.
Kritik an den DFB heisst gleichzeitig Kritik an Deutschland !
Die o.g. „Leistungsträger“ besitzen bundesweite Diplomatie..
In diesem Sinne
„Im Westen nichts Neues“ !
Holger
Klasse Beitrag Sportsfreund Stefan !