Warum tut denn keiner was? (1)

Die Bayerische Landeszentrale für Neue Medien (BLM), die u.a. für 9Live zuständig ist, versteht sich traditionell weniger als Kontrollbehörde denn als Lobby der Privatsender.

Im August 2004 gab die BLM gemeinsam mit den Kollegen aus Baden-Württemberg einen „Leitfaden für TV-Gewinnspiele“ [pdf] heraus (seit 2005 gibt es eine überarbeitete Fassung aller Landesmedienanstalten [pdf]). Darin steht ein verräterischer Satz:

Um die Akzeptanz der Call-in-Formate für die Zukunft zu erhalten, ist auf die Aufforderung zu wiederholtem Anrufen zu verzichten.

Es geht also nicht darum, die Zuschauer davor zu schützen, ihr ganzes Geld zu vertelefonieren. Es geht darum, „die Akzeptanz der Call-in-Formate für die Zukunft zu erhalten“.

Warum sorgt sich eine Landesmedienanstalt darum, dass die „Call-in-Formate“ von den Zuschauern akzeptiert werden sollen? Weil sie diese sogenannten Telefon-Mehrwertdienste den Sendern als Einnahmequelle ans Herz legt. Im Februar 2005 legte sie dazu eine Studie vor. BLM-Chef Wolf-Dieter Ring erklärte:

„Eine wichtige Intention dieser Studie ist, gerade den lokalen und regionalen Hörfunk- und Fernsehanbietern zu zeigen, dass Mehrwertdienste auch in ihrem Bereich ein nicht zu unterschätzendes zusätzliches Instrument der Wertschöpfung darstellen können.“

Die Studie ist gut zwei Jahre alt und wirkt im Rückblick erschütternd naiv:

Die bislang häufig verfolgte Strategie des „hit & run“ wird langfristig keinen Erfolg bringen. (…)

Die Qualität der angebotenen Dienste [wird sich] — vor allem im Hinblick auf deren inhaltlichen Programmbezug und die Transparenz — in Zukunft weiter deutlich erhöhen. (…)

Die vorgestellten und diskutierten Ansätze lassen erwarten, dass der Zuschauer und Hörer künftig noch stärker in den Mittelpunkt von Call Media-Anwendungen rücken wird.

Im letzten Satz muss es natürlich heißen, „…dass das Geld der Zuschauer und Hörer künftig noch stärker in den Mittelpunkt rücken wird…“, aber das ist sicher nur ein Tippfehler.

Am 26. Oktober 2005 sagte Ring in der Münchner „Abendzeitung“:

Abendzeitung: Es gibt immer wieder Kritik, dass die Zuschauer im Femsehen abgezockt werden.

Ring: Ich habe schon immer — zum Beispiel bei der Diskussion um Neun Live — gesagt, wir müssen über die Regeln sprechen. Es ist wichtig, dass man den Verbraucher nicht irreführt. Aber der Zuschauer muss auch ein Stück eigene Verantwortung wahrnehmen. Inzwischen ist Neun Live ein akzeptables Geschäftsmodell.

Ein „akzeptables“ Geschäftsmodell? Vermutlich meinte Ring: Ein von der BLM akzeptiertes Geschäftsmodell. Ich habe keine Hinweise gefunden, dass sich daran seitdem etwas geändert hätte.

58 Replies to “Warum tut denn keiner was? (1)”

  1. So ganz Unrecht hat der gute Herr Ring aber nicht. Wenn ich beim zappen über eine dieser Sendungen stolpere, stellt sich jedesmal bei mir ein Gefühl von „selbst dran blöd“ ein. Wer da mitmacht und sich die Kohle aus der Tasche ziehen lässt, der muss dafür auch „finanziell“ bestraft werden.

    Dass Spartensender wie das DSF mittlerweile über 30 oder gar 40 Prozent ihres Umsatzes generieren lässt nichts gutes für die Zukunft vermuten.

  2. Wäre 9live das Produkt irgendeiner Jugendkultur, wäre das Sendekonzept schon längst verboten.

    Wer aber alte Fernsehhasen und staatliche Lobbyorganisationen hinter sich weiß, der scheint hierzulande einen Freibrief für betrügerische Machenschaften in ungeahnten Dimensionen zu haben.
    Das „selbst-schuld-wer-da-anruft“-Argument hatte ich auch lange für mich selbst übernommen – mittlerweile haben die Produzenten dieser Sendungen ihre Methoden aber derart verfeinert und gerade auf sozial-, und geistig schwache Menschen ebenso wie Spielsüchtige abgestimmt, dass ich diese Ansicht nicht mehr ohne schlechtes Gewissen vertreten kann.

  3. wer raucht und säuft, ist selbst schuld,
    wer spielsüchtig ist, ist selbst schuld,
    wer spam öffnet, ist selbst schuld,
    und so weiter …

    herrlich einfache Sichtweise

  4. Wer nicht mitkriegt, dass er säuft und raucht, hat keine Schuld,
    Wer nicht mitkriegt, dass er spielt, hat keine Schuld,
    Wer nicht weiß, dass er Spam öffnet, hat keine Schuld.

    Herrlich einfache Sichtweise

    Und nun?

  5. Natürlich ist jeder, der bei solchen Spielchen Geld verliert, selbst schuld. Darum geht es aber nicht. Die BLM ist eine staatliche Kontrollbehörde, welche das Treiben der Sender kontrollieren soll. Gerade weil Fernsehen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle Dimensionen hat.

    Seit wann ist es Aufgabe einer eigentlich so wichtigen Behörde, Studien über Verdienstmöglichkeiten der Sender zu erstellen?

  6. Natürlich gehört das geregelt keine Frage. Oder noch besser abgeschafft.

    Mag jetzt egoistisch klingen, aber ich möchte diese Dinger abgeschafft haben, weil man ja ab einem bestimmten Zeitpunkt im Fernsehn ja fast Nichts anderes mehr zu sehen kriegt.

    Offensichtlich sind diese Shows einträglicher als alle Sex-Hotline-Werbungen zusammen.

  7. Alle geschmiert…
    Kein vernünftiger Mensch mit voller Zurechnungsfähigkeit kann die Methoden, die 9live und Co. verwenden, als akzeptabel werten. Außer, er verdient auch in irgendeiner Weise daran.

  8. Toll ist auch immer folgendes Argument : „Selbst schuld, dass die Frau vergewaltigt worden ist. Hätte sie halt keinen kurzen Rock anziehen sollen!“

    Wie wäre es denn ganz einfach mal mit sozialer Verantwortung?

  9. @Peter:
    Ohne das selbst schuld argument als besonders sinnig zu empfinden, ist es doch ein substanziell Anderes. Sie setzen den passiven Ausdruck von Freiheit mit einer aktiven schlichtweg idiotischen Handlung gleich. Der Moderator mag taueschen um den Zuschauer zum Anrufer zu machen, der Vergewaltiger begeht selbst das Verbrechen. Mit Verlaub ein Totschlag-Argument. In diesem Sinne: Kann denn nicht wenigstens einmal jemand and die Kinder denken?

    Mal ne andere Frage: Wer ist eigentlich dafuer verantwortlich dafuer zu sorgen dass die Landesmedienanstallten ihren Job auch machen?

  10. @ Peter/#9:

    Soziale Verantwortung behindert das Geschäft. Also wird selbige sich gespart…

    Solange sich Manager (lies: „Macher“) eher den Anlegern verpflichtet…

    Ich halte schon wieder Reden, sorry :-)

  11. Das beste Beispiel ist heute mal wieder das DSF-„Sportquiz“:

    Seit geschlagenen 2 Stunden sucht man die Automarke:
    TRAB*** – kein einziger Anrufer wurde während dieser gesamten Zeit durchgestellt.
    Dann, Sekunden vor dem Ende, doch ein Anrufer, der TRABANT nannte.
    Falsch, war natürlich TRABOLD.

    Das ist die unverfrorendste Abzocke, die mir im TV seither begegnete – und die Bayerische Landesmedienanstalt unterstützt dieses „Geschäftsgebaren“ noch.

    Beschwerden bleiben ohne jegliche Resonanz, ja, man geht soweit und verteidigt diesen Mist noch!

  12. @Theo

    Okay, überzeugt. :)
    Aber sowas geht mir durch den Kopf, wenn ich das „Selbst schuld“-Argument lesen muss.

    @DunkelSchwarz

    Stand da ernsthaft Trabold als Automarke? Google erzählt mir was von Ölfiltern…

  13. Zu dem aufgestellten „Leitfaden“ ist leider zu sagen, daß er keinerlei juristische Auswirkungen hat. „Ihr solltet“ ist etwas anderes als „Ihr müßt“. Wie man jeden Tag beobachten kann, denn ständig wird gegen die aufgestellten Regeln verstoßen (sinnlose Druckerzeugung durch bedeutungslose Countdowns, irreführende Aussagen über den Schwierigkeitsgrad der Spiele…).
    Hier ist der Gesetzgeber gefragt, um dieser telemedialen Gülle endlich ein Ende zu bereiten. Aber dieser zieht es vor, die wirtschaftlichen Aspekte der traurigen Entwicklung des Privatfernsehens vor Qualität und Verbraucherschutz zu stellen. Oder ist dieses Thema abgesehen vom Internet in der Öffentlichkeit immer noch viel zu wenig präsent?

    Und sollte der Auftrag der steuer- und rundfunkgebührenfinanzierten Landesmedienanstalten nicht Verbraucherschutz und die Sicherstellung eines gewissen kulturell-qualitativen Mindestmaßes von Fernsehen sein?
    Stattdessen werden Studien über Verdienstmöglichkeiten der Privatsender durch Call-in-Dreck erstellt. Ich fasse es nicht.

  14. @ Peter
    Es stand eindeutig „Trabold“ da. Ich hab auch nur Ölfilter gefunden; auch bei Wikipedia fand ich keine Automarke „Trabold“.
    Dies war auch nicht zum ersten Mal der Fall, dass unauffindbare Automarken zu erraten waren. Meine diesbezüglichen Hinweise an die Bayerische Landesmedienanstalt beantwortete ein Herr Robert B. mit folgenden Worten:

    Ihren Vorwurf konnten unsere Beobachtungen leider nicht bestätigen. Zu den Lösungsworten in der zweiten von Ihnen beanstandeten Sendung (31.12.2006, 22:00-00:26) konnten wir 1287 Einträge im Internet finden. Das heißt natürlich nicht, dass diese Automarken „leicht“ zu erraten sind oder sie „jeder kennt“. Die Landeszentrale ist sich der Problematik der Moderation bei Wortsuchspielen durchaus bewusst und beanstandet Verstöße entsprechend der Gewinnspielrichtlinie auch bei den Sendern.“

    Das möchte ich nicht weiter kommentieren; weitere Beschwerden blieben ohne jegliche Resonanz.

    Die stecken doch alle unter einer Decke.

  15. Die Lösung ist relativ simpel: einfach etwas am Gesetz schrauben.

    Ein Anruf kostet mindestens 2,50 Euro. Und der Vertrag ist schwebend unwirksam, bis der Anrufer ihn genehmigt hat.

  16. ich frage mich, warum eigentlich diese Regeln erarbeitet wurden, wenn sich sowieso Keiner um diese schert. Das hätten die sich echt sparen können.

  17. Hab da noch ein schönes Zitat gefunden aus einer „Zapp“-Sendung vom 6. Juli 2005:

    „Die Beschwerden von Zuschauern, die sich durch die dubiosen Fragen hinters Licht geführt fühlen, sind für den Chef der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) nicht das Problem. Vielmehr seien die Deutschen innovationsfeindlich. Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, Bayerische Landeszentrale für neue Medien: ‚Wir haben in dieser Gesellschaft keine grundsätzliche Bereitschaft auch neue kreative Ideen – selbst wenn sie dann auch gelegentlich grenzwertig werden – zu akzeptieren. Wir wollen einfach nicht, dass ein Sender wie 9live mit Telefongebühren und Quiz-Spielen Geld verdient. War so mein Eindruck über Jahre. Und deswegen ist das eine Stellvertreterdiskussion für ein Grundproblem: Neue Geschäftsmodelle, neue Finanzierungsmöglichkeiten.'“
    (Quelle)

  18. Man darf eines nicht vergessen:
    Es gab „jemanden“, der etwas gegen die Abzocke unternommen hat: call-in-tv.de . Leider ist die Seite seit ein paar Tagen offline :(

  19. Das Forum ist weiterhin erreichbar, lediglich die Startseite wurde wohl gelöscht, bis der größte Ansturm vorrüber ist.

    [url]http://www.call-in-tv.de/index.php[/url]

  20. call-in-tv.de sieht mir bei der zügigen 404 Reaktion eher wie vom Boden oder sonstwem verschluckt aus.

  21. Ich hatte mir dreimal 9Live angesehen. Was mir direkt auffiel, neben dem penetranten Geschrei, dem Herumgehupe und den Lichtblitzen, war die Ansage, dass nun 12 Leitungen geöffnet seien und man doch nun anrufen solle. Meine Frage war sofort: 12 Leitungen von wieviel? 50? 100? 500? Denn daran bemisst sich die Erfolgsquote eines Anrufenden. Und gerade die Sendungen, in einer der Sendungen, in der es anscheinend viel Geld zu gewinnen gab (die Aufgabe war: Nenne ein Tier, das mit „MA“ anfängt), kam kein Anrufer durch, obwohl angeblich immer mehr Leitungen geöffnet wurden.

    Der Redakteur ging ab und zu zum Flipchart hin, laut brüllend, dass er nun keinen Bock mehr habe weiter zu warten, fasste eine Ecke an und dann kam, ex macchina gleich, die Stimme eines Redakteuren, der ihn „zurückpfiff“ und meinte, man wolle nun doch noch die Chance erhöhen und eine weitere Leitung öffnen.

    Und dann kam wieder das Laufband zu sehen… ein 5Euroschein nach dem anderen fiel in ein Plexiglasbehältnis, in dem offensichtlich schon rund 2.000 Euro a 500Euro-Scheine steckte. Und die Musik wie auch das Licht und die Laufbänder im Bildschirm wurden immer aggressiver und nervöser.

    Ich hatte wirklich Probleme, mir das in aller Ruhe weiter anzusehen – aber ich gestehe, dass ich diese Sendung rund 40 Minuten durchgehalten hatte. Und ich fragte mich immer wieder, wieviel Leitungen insgesamt geschaltet waren? Wenn schon die Zuseher von dann schließlich 15 Nummern der freigegebenen Leitungen bombardiert wurden?

    An diese Sendung erinnere ich mich deshalb so genau, weil ich mit meiner Cam einige Bilder von ihr machte. Keine Panik, ich habe sie nicht online gestellt…. und als ich dann diesen Sender von meiner Programmliste per Moduseinstellung gelöscht hatte, „poppte“ der nächste Sender mit einer ähnlichen Sendung, die blöder nicht mehr sein konnte auf. Dummerweise widerfuhr auch diesem Kanal das selbe Schicksal wie 9Live.

    Ich wundere mich wirklich, wie Sender wie 9Live überhaupt noch ausstrahlen dürfen, verlocken sie doch durch ihre Mechanismen die Leute zum Zocken. Nein, es wird kaum Druck ausgeübt anzurufen, aber dieser blinkende rote Knopf und die immer schneller werdende Musik, dazu das Geschrei des „Moderators“, der nicht weiß, was ein „Makake“ ist, vermittelt beinahe den Zwang, endlich anzurufen und dem Typen zu sagen, wie bescheuert er doch eigentlich ist… oder zu hoffen, endlich den dicken Geldsegen einzusacken.

    Nur ist die Gewinnchance bei diesen Sendern absolut nicht errechenbar (im Gegensatz zum Lottospiel), was mich bedenklich stimmt in Anbetracht der inzwischen anerkannten Krankheit der Spielsucht.

    (es grüßt eine hier im Blog regelmäßig mitlesende F-Bloggerin)

  22. Ok. Jetzt nur mal so als kleiner Zwischenwurf:

    Jedes mal wenn irgend jemand etwas gegen „Die Seuche Internet“ schreibt (z.B. unser aller Lieblingsfeind Mr. Boder, siehe „Doof wie Broder“ irgendwo hier im blog) wird unter anderem als Gegenargument angebracht, dass es halt bessere und schlechter Seiten im Netz gäbe und dass es ja wohl die Entscheidung eines einzelnen wäre, welche Seite er sich anschaut oder nicht.
    – Klingt für mich soweit ganz plausibel –
    Aber: Wenn man soetwas über dieses… Wie heisst es noch gleich… Ach ja: Internet sagt, müsste man das dann, nicht auch auf andere Medien beziehen?
    Soll heissen: Darf man nicht mit einer gewissen Medienkompetenz rechnen? (Ich glaube, früher hieß soetwas „gesunder Menschenverstand“)

    Disclaimer:
    – Ja, ich finde diesen Call-In-Dreck auch Scheisse
    – Ja ich weiss, das man manche Menschen vor sich selbst schützen muss und Spielsucht eine Krankheit ist.
    – Nein, Internet ist keine Seuche

  23. @ 12 + 13
    Ich weiss garnicht was ihr habt. Man muss doch nur bei googel nach:
    TRABOLD -öl -oel -filter -ölfilter -obst -oelfilter auto
    suchen, dann findet man auch schon auf seite 5 einen link zu ner auktion, wo eine original „Trabold 1926 J & S Motor Trucks Sales Brochure“ verkauft wird.
    Ob die leute von DSF das Ding dort vieleicht selber reingestellt haben? ;-)

    siehe

  24. Ich finde 9Live Klasse. Hoffentlich verschwindet das nie von der Bildfläche. Fände ich sehr schade. Die Moderatoren sind alle so nett und immer gut drauf. Ich schaue das gerne und hab dort auch schon gewonnen.

  25. @DunkelSchwarz
    Du regst Dich über ‚Trabold‘ auf? Wenn ich das entsprechende Foto im Forum von call in tv auswerte – außer Audi und Alfa, kennt da jemand eine Marke? Sinthia, Reya, Ranlet usw.? Das wurde am Telefon erraten?
    Wie abgefahren.

    Break: Ich dachte zuerst, das Foto ist ein Fake, aber da steht wirklich eine halbnackte, vollbusige Blondine im Studio?

    Allgemein betrachte ich die Diskussion als sehr schwierig. Es geht darum, ob eine Person X einen Betrag X und eine Zeit X einsetzt, und dadurch Änderungen welcher Art immer in ihrer Lebensituation erwirkt oder erwirken wird. Und in wie weit sie dazu ermuntert, aufgefordert wird bzw. entsprechend getäuscht bzw. manipuliert wird.

    Es ist ein imho sehr schwer zu führender Beweis, dass ein Medium wie ein Format X das bewerkstelligen kann. Das Fernsehen an sich kann es nicht. TV, das sich in den genannten Sendungen produziert und kommerzialisert, entspricht einem – sicherlich perversen Begriff – aber eben doch einem Begriff von Unterhaltung (Empfehlung aus der Klamottenkiste: ‚Wir amüsieren uns zu Tode‘, Postman) – die Teilnahme am TV ist freiwillig.

    Ich sage nicht ’selber schuld‘ zu den Verlierern. Das ist anmaßend, arrogant, ich weiß nicht, in welcher Situation sich 9live-Anrufer befinden. Das Problem ist: Nahezu alles, was als Alternative im Fernsehen daherkommt, ist auch diese Art von Unterhaltung (geworden). Wo muss hier angesetzt werden?

  26. „DAS Volk hat doch selber schuld, wenn ihm das Fell über die Ohren gezogen wird“. Manche nennen eine solche Geisteshaltung auch Neo-Feudalismus, angesichts des grassierenden Raubrittertums an jeder Straßenecke meines Erachtens nicht ganz unberechtigt …

  27. Hierzu kann ich nur folgendes sagen: es ist eben nicht so einfach, „etwas handfestes“ zu tun. Dennoch sitzen so manche Zuschauer nicht länger „tatenlos“ vor dem Bildschirm und nehmen alls als gegeben hin, was bei diesen Formaten so alles passiert. User schreiben konkret Beschwerden an die entsprechenden Landesmedienanstallten – und wie sich ja nun zeigt, trägt dieser Aufwand endlich Früchte – die LMAs sehen sich genötigt zu handeln. Handfester kann man im Moment leider nicht handeln, das es immer noch die Aufgabe des Klägers wäre, den Vorwand der Klage auch zu beweisen. Wenn ich also sage: „Die betrügen doch eh alle und bei allem, was sie da tun“ dann muss ich das auch beweisen können. Natürlich belegen diverse Mitschnitte auf Youtube.com oder de.sevenload.com die diversen Vorfälle – nur leider dienen sie derzeit nur als Aufklärungsarbeit. Aber wer weiss, vielleicht dienen sie eines schönen Tages doch als aussagekräftiges Beweismittel.
    Schöne Vorstellung, wenn Ihr mich fragt.

  28. Bin ich eigentlich der Einzige, der bei den LMAs ausversehen LMAAs gelesen hat?
    *duck und wegrenn*

  29. …und weil das DSF neben klassischer Werbung neue Einnahmequellen benötigt, „darf“ es zukünftig 28,5 Stunden pro Woche Gewinnspiele ausstahlen, so die BLM.
    Juhuuuuuu!

  30. Ich hätte eine (unrealistische, aber plausible) Lösung des Problems anzubieten.

    ‚Riesenwirbel um 9live
    Alle Spiele nur Betrug?‘

    Das oder zumindest in dieser Art (gerne Vorschläge) als Schlagzeile in der BILD. Dazu vertextet, was u.a. hier besprochen wird. Ich glaube, die Ausgabe würde sich gut verkaufen und hätte durchschlagende Wirkung. Die Zeile entspricht den ‚Leitlinien‘ des Springerverlages und ist juristisch tragbar. Wie wär’s, Kai…

  31. Krich die Urheberrechte?
    Aber ich glaube, dass es vielleicht ein wenig zu unspektakulär klingt. Man sollte vielleicht noch irgendwas mit Wiedergeburt, Aliens und schlechter Kindheit der Moderationssimulanten einbauen.

  32. Ich wüßte ja gerne, ob Wolf-Dieter Ring diesem Gewerbezweig auch dann noch so wohlwollend gegenüberstünde, wenn diese Hotline-Hütchenspiele vorwiegend in, sagen wir mal, Köln/Düsseldorf oder Berlin/Potsdam stattfänden.

    Vermutlich sähe er in diesem Fall ganz großen Handlungsbedarf. Es ist in den letzten Jahren vielleicht ein wenig aus dem Blickfeld gerückt, aber ihre vordringlichste Aufgabe sehen Landemedienwesire wie Ring immer noch in der Mehrung des standortpolitischen Glanzes rund um ihre Residenzen und nicht in einer effektiven Rundfunkaufsicht zum Wohle des Zuschauers.

  33. So, so … 9Live kommt also aus Bayern …

    Kann es vielleicht sein, dass so fast alles Miese (außer der Bild-Zeitung) aus Bayern kommt? Weil dort öffentliche Moral das wichtigste ist, aber sobald es ums Geld geht diese nichts mehr zählt.

    Kann sich noch jemand an den Aufstand zu Popetown erinnern? Oder Killerspiele, … oder, oder, oder (ich will hier nicht zu politisch werden) …
    Hauptsache populistisch und moralisierend. Alles Heuchler ohne Ende …

  34. 9Live ist ja auch nicht alleine das Problem. die anderen Privaten sind oftmals ja auch nicht wirklich besser und da eine Krähe der anderen…, naja, so ist eine breite Lobby vorhanden die ihr „ehrliches“ Spielformat, noch lange durchbringen wird.

  35. in absichtbarer zeit wird ja keiner mehr bei 9live und andere mit spielen wollen weil man schon etwas über den betrug aufgeklärt ist. hier ist etwas zu nachlesen liebe joaquin.47 http://www.9live wenn quizen nicht mehr reicht.de (bei benno haidtke)

  36. Irgendwas stimmt in #49 mit den Links nicht. Den Sinn der Aussage, die dahintersteht kann ich leider auch nicht nachvollziehen, weil ich sie nicht verstehe.

  37. […] March 25th, 2007 Die Bayerische Landeszentrale für Neue Medien (BLM), die u.a. für 9Live zuständig ist, versteht sich traditionell weniger als Kontrollbehörde denn als Lobby der Privatsender. […]

  38. Inwieweit ist eigentlich dieser Ring von der BLM finanziell an 9live beteiligt? Mein Bauchgefühl sagt mir, dass dort irgendeine Vorteilsnahme durch Ring gegenüber der Anbieter sein muss? Denn wenn er von Innovation spricht, aber organisierte Kriminalität meint, sollte er strafrechtlich belangt werden, aber nicht einen derartigen Posten inne haben.

  39. @Thotti
    Vermutlich sind die 9Live-Geschäftsführer und der Ring einfach blos seit Jahren im gleichen CSU-Schützen- oder Tennisklub …

  40. Ich weis nicht ob es geht aber ein spielsüchtiger darf nicht in spielbanken und einige die trotzdem gingen haben ihr geld zurückbekommen weil sie trotzdem spielen durften obwohl sie sich sperren liesen und ich frag mich warum nicht unsere regierung etwas gegen diese art von abzocke unternimmt vieleicht etwa weil ihnen der hauptteil an der telekom gehört die daran bestimmt auch nicht schlecht verdient.

  41. Mehrwertdienste, die keine sind…

    So genannte Mehrwertdienste (für Klingeltöne, Handylogos, Bilder und Animationen für MMS, SMS- und Televoting, TV-Glückspiele über teure kostenpflichtige Telefonnummern, Telefon-Sex, etc.) erfreuen sich zunehmender Verbreitung …

  42. […] Aber es gibt noch Hoffnung: Die KJM ist paritätisch besetzt und jede Landesmedienanstalt oder oberste Landesjugendbehörde kann sie nach § 17 Abs. 1 JMStV mit einem Antrag “zwingen”, ein Prüfverfahren hinsichtlich einer Sendezeitbeschränkung einzuleiten. Jetzt muß man nur noch wollen – oder “gewollt werden”. Schauen wir also einmal, wie lange sich Stefan Niggemeier noch fragen muß: “Warum tut denn keiner was?” […]

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