Das Schöne am Grimme-Preis ist, dass man über ihn diskutieren darf. Dass die Jury ihre Entscheidungen begründet und es nicht nur erlaubt, sondern sogar gewollt ist, den Entscheidungsprozess in Artikeln transparent zu machen.
Insofern geht es auch völlig in Ordnung, dass Jana Hensel, die mit sieben Kollegen und mir in der neu geschaffenen Jury „Unterhaltung“ saß, nun in der „Süddeutschen Zeitung“ schreibt, unsere mehrheitlich getroffene Entscheidung sei „großer Murks“. Und natürlich kann man darüber streiten, ob denn eine Sendung wie „Extreme Activity“, die nicht mehr ist als ein lustiger Kindergeburtstag (aber, bei einer guten Folge, ein sehr lustiger Kindergeburtstag) einen Preis gewinnen soll, dem man gerne Adjektive wie „renommiert“ oder auch „alterwürdig“ schenkt. Man soll sogar darüber streiten.
Ich hatte mich eher für „Schlag den Raab“ stark gemacht, weil ich das für die mutigere Sendung halte. Andererseits hat sie nicht nur unfassbare Längen, sondern ist auch in vieler Hinsicht noch unfertig, vor allem in der Premierensendung, um die es bei Grimme ging. „Extreme Activity“ ist dagegen viel risikoloser, aber perfekt produziert. Das Tempo stimmt, die Besetzung, das Studio, die Moderation, die Spielregeln; alles ist sehr kurzweilig. Ja: flüchtig auch, da gibt es keinen, aber wirklich: keinen Anspruch jenseits dessen, die Zuschauer 60 Minuten zu amüsieren. Aber das muss man ja erst einmal schaffen.
Und dafür einen Grimme-Preis? Wie gesagt: darüber darf man streiten. Aber vielleicht müsste man nicht gleich so tun, als erschüttere diese Entscheidung den Preis in seinen Grundfesten, und über den Text schreiben: „Bisher war der Grimme-Preis in der Medienbranche gleichbedeutend mit einem Ritterschlag“, als sei das nun nicht mehr der Fall.
Frau Hensel macht noch einen Exkurs in die Geschichte:
Ein kurzer Blick zurück: Beim Deutschen Fernsehpreis hat man in der Kategorie „Unterhaltung“ Erfahrung, denn in ihr hier wird die beste Unterhaltungssendung gekürt. Als 2005 Clever und 2006 Genial daneben mit Hugo Egon Balder gewann, kommentierten die Beobachter diese Entscheidung mit den betretenen Worten, im nächsten Jahr würden diese Preisträger ohnehin vergessen sein.
Taten sie? Wer? Und warum? „Genial daneben“ gewann den Preis 2004, die Sendung war eine echte Innovation und läuft immer noch.
Weiter im Text:
Tatsächlich jedoch, und das zeigt der Grimme-Preis für Extreme Activity, hat sich das Problem längst verstetigt: In Deutschland scheint niemand zu wissen oder sagen zu können, was gute Unterhaltung ist.
Niemand, außer Frau Hensel natürlich:
Dabei wären es auch hier so simple Kategorien wie Kreativität und Innovation, die man auszeichnen könnte.
Die simple Kategorie Kreativität, soso. Na dann ist es ja einfach. Man setzt sich hin, lässt sich von einem Experten (sagen wir: Jana Hensel) erklären, welche Sendung kreativ ist, welche nur mittelkreativ und welche superkreativ, und zeichnet Letzteres aus.
Die Jury jedoch, das wurde in der internen Diskussion deutlich, tappte in die Falle. Man freute sich am meisten über die Sendungen, die die meisten Lacher produzierten, die am besten sinnfrei unterhalten konnten, so, als setze die Kategorie „Unterhaltung“ die Verabschiedung von allen analytischen, benennbaren Kategorien voraus.
Nun ist aber mal gut. Soweit ich mich erinnere, hat sich niemand in der Jury von analytischen Kategorien verabschiedet. Es gab einfach unterschiedliche Meinungen, welche „analytischen Kategorien“ entscheidend sein sollten und inwieweit sie erfüllt waren. Und die Mehrheit fand, dass Kriterien wie „Tempo“, „gute Moderation“, „gelungenes Casting“ oder „funktionierendes Spielprinzip“ in einer Jury, die sich explizit und ausschließlich mit „Unterhaltung“ auseinandersetzen sollte, durchaus relevant waren. (Und was spricht eigentlich gegen die eher empirische als analytische Kategorie: „produziert die meisten Lacher“?)
Frau Hensel war anderer Meinung. Vielleicht müsste sie uns anderen dennoch nicht gleich zu Idioten erklären.
Welche Sendung hätte Frau He
mpnsel denn gewählt?Leider ist das Urteil von Frau Hensel auf eine äußerst unangenehme Weise typisch deutsch. Leider genau diese Art von unangenehm, weshalb man sich lange schämen mußte deutsch zu sein. Bitte nicht falsch verstehen: das ist nicht nationalistisch gemeint, sondern in diesem Sinne, dass es richtig ist eine entspanntere Lebenseinstellung zu bekommen als das in diesem Land lange der Fall war und auch wohl oft noch so ist. Irgendwo
muss es ja herkommen, dass viele eher pessimistisch in die Zukunft schauen und sich demotivieren lassen, anstatt Probleme optimistisch anzugehen und an ein Übermorgen zu glauben. Dazu gehört eben auch Unterhaltung dieser Art um loslassen und Kraft tanken zu können. Das wirkt in dieser verkürzten Form vielleicht ein wenig weit her geholt, aber ich glaube schon, dass es da Zusammenhänge gibt.
@Jemand: das schreibt sie doch: „Guildo und seine Gäste“. (Eine Sendung, die mich auch sehr positiv überrascht hat.)
Der Kommentar in der taz ist ziemlich kurz und knackig: „Eine sehr eigenartige Entscheidung der Jury.“
Natürlich hätte „Guildo und seine Gäste” schon irgendwie besser zum Anspruch des Grimme-Preises gepasst, andererseits finde ich es aber auch erfrischend, wenn einfach mal eine gute Show ohne grossen Anspruch gewinnt.
Ob nun gerade „Extreme Activity“ so eine gute Show ist, kann ich nicht beurteilen, da die Sendung meinen Wegzapp-Test nicht bestanden hat. Ich mag mir (ausser „Genial daneben“) einfach keine Sendung mit mehr oder weniger Promis als Kandidaten anschauen.
Da muss ich mich Zapp anschließen. Mir gehen diese dauerpräsenten C-Promis mit ihren Selbstdarstellungsshows mittlerweile echt auf den Senkel. Manchmal sehne ich mich in die 70er und 80er zurück, als es noch Sendungen gab, die man gern schaute, weil sie einfach abwechslungsreicher waren und mehr „normale“ Menschen mitspielten.
Ich geb’s zu: Ich finde in „Extreme Activity“ sogar Verona Pooth lustig.
> Ich finde in „Extreme Activity” sogar Verona Pooth lustig.
Wenn ich da gerade im Fernsehlexikon nicht den Namen „Sonya Kraus“ gelesen hätte, hätte ich der Show auf deine Empfehlung hin ja vielleicht noch eine Chance gegeben.
Aber so: No way!
Natürlich nur meine persönliche Meinung – aber wer „Genial Daneben“ so abwatschen muss (von den KollegInnen mal ganz ab; unfeiner Zug), hat bei einem Fernsehpreis der Kategorie „Unterhaltung“ wohl herzlich wenig verloren.
Vielleicht mal im Feuilleton versuchen?
Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich… naja.
Ah, endlich mal wieder ein kriterientechnischer Universalienstreit, sowas muß dringend geklärt werden.
Schade. Ich würde die Frau Hensel ja gerne fragen, was dagegenspricht, eine Unterhaltungssendung zuvörderst daran zu messen, ob sie zu unterhalten vermag.
Ich muss gestehen, ich bin schockiert, verblüfft. Das schrieb S.N.?
Man muss in der Tat Unterhaltung, ablenkendes Spaßmachen also, als eigene Qualität anerkennen und wertschätzen. „Extreme Activity“ aber fällt in dieser Kategorie doch erbärmlich durch.
Mal um Mal beim Vorbeizappen grübelnd innehaltend musste ich mir mein Unvermögen eingestehen, mir einen Charakter vorzustellen, der diese qualvoll gekünstelte Albernheit und inszenierte Hyperaktivität, das hochfrequente Geschrei und die vorhersehbaren, aber wohl unvermeidbaren Zoten unterhaltsam, amüsant, erfrischend oder entspannend findne könnte.
Vor Frau H. gerade im Zusammenhang mit /dieser/Sendung mit der Verstocktheits- und Spießerkeule zu fuchteln, halte ich für äußerst akrobatisch, gar artistisch.
Der SZ Artikel von Frau Hensel stößt mir sauer auf, weil er für mich arrogant und herablassend klingt. Und das gefällt mir nicht.
Dennoch kann auch ich nicht nachvollziehen, wieso gerade „Extreme Activity“ ausgezeichnet wurde. Sicher, die deutsche Fernsehunterhaltung ist grundsätzlich nicht von höchstem Niveau, doch selbst in diesem Feld ist „Extreme Activity“ für mich schon eher untere Schublade.
Die Moderation ist extrem hölzern, der schon immer etwas behäbige JvdL ist nun mit fortgeschrittenem Alter fast vollständig erstarrt. Sein grenzdebiles Grinsen, seine abgefuckte Sprachmelodie, sein Phlegma, das alles geht mir tierisch auf den Sack. Man muss ja nicht gleich jemanden wie Ralf Schmitz engagieren, aber da gibt es doch noch was dazwischen!
Dieses „Glücksrad“ oder wie man das nennen will, das Rad halt, dass die Spielform auswählt (wer die Sendung kennt wird wissen, was ich zu beschreiben versuche ;-) ) ist Fake^10. Wenn der Kandidat, der sich als nächstes zum Horst machen will/darf/muss auf den Buzzer drückt, läuft das Rad stets mit unterschiedlicher Geschwindigkeit aus, damit die von der Regie gewünschte Kategorie auch „zufällig“ ausgewählt wird. „Who cares?“ mag da mancher sagen, aber für mich ist das Verarsche. Entweder man macht das richtig mit Zufallsgenerator, oder das Moderatorimitat sagt die nächste Kategorie an. Aber man macht doch nicht so einen pseudo-scheiss!
Das keine Innovation vorhanden ist (das Brettspiel ist bestimmt schon 15 Jahre alt und die „Extreme“-Einlagen hat man auch schon alle irgendwann irgendwo gesehen) finde ich gar nicht so schlimm. Viel schlimmer finde ich, dass innerhalb der Sendereihe null Variation vorhanden ist. Immer die gleichen Minispielchen, immer der gleiche Ablauf. Gut, mal muss der Kandidat Begriffe erklären während er auf dem Trampolin springt, ein andermal während er unter Heliumeinfluss steht. Aber die Spiele an sich sind immer gleich unter deshalb ist auch der Unterhaltungswert für mich spätestens nach der dritten Sendung nahe Null. Das ist ja gerade dass, was Schlag-den-Raab besser macht. Verschiedene Kandidaten mit verschiedenen Stärken und noch mehr Schwächen, ebenso bescheuerte Minispielchen, die aber variieren und ein manischer, wettkampfbesessener Kindskopf als Host/Gegner.
Allerdings waren und sind die Längen dieser Sendung (Schlag-den-Raab) unerträglich, dass Ganze muss doch keine vier Stunden dauern. Diese Sendung auf 2 bis 2.5 Stunden gestrafft und ich würde mich gut unterhalten fühlen.
Um bei „Extreme Activity“zu bleiben: vollständig den Rest geben mir die Partizipanten. Dümmliche Sprüche und Witze, für die sich selbst Georg Uecker schämen würde (wenn er nicht gerade selbst teilnimmt), werden die ganze Sendung über hemmungslos auf den Zuschauer abgelassen. Wenn man jemandem zum Misanthropen konvertieren möchte, muss man ihn nur auf einem Stuhl festschnallen und ihn eine Staffel dieser Sendung sehen lassen. Das ist doch keine Unterhaltung! Selbst im amerikanischen Fernsehen, dessen Qualität zwischen grandios und grottenschlecht schwankt und dem ich berufsbedingt seit sechs Wochen ausgesetzt bin, sieht man etwas derart schmerzhaftes eher selten. Vorausgesetzt natürlich, man streicht „Fox News“ aus der Senderliste.
Und schon im ersten Kommentar unter dem SZ-Artikel steht es: Armes Deutschland. Hihi.
Was mich fasziniert: Das Kollegen-Bashing. Das ist kein besonders guter Stil.
Ich verstehe auch nicht, warum Extreme Activity ausgezeichnet wird. Das Konzept ist uralt, letztendlich nur die Fernsehversion eines Kindergeburtstagsspiels. Man muss nicht alles so ernst sehen und immer und überall einen Anspruch suchen, aber man muss ja vor allem auch nicht immer einen Preis vergeben, nur um die Trophäe loszuwerden. Wenn es nichts Gescheites in der Kategorie gibt (was aber durchaus der Fall ist), dann vergibt man eben keinen Preis.
Mich wundert auch etwas die Auszeichnung für die Fußball-Dokumentation. Da rennt ein Filmemacher wochenlang hinter Fußballspielern her und hat angeblich intimste Einblicke in das Leben der Spieler (die muss ich übersehen haben), und dafür wird man dann ausgezeichnet. Das einzige, was dieser Film erreicht, ist das Einfangen und Konservieren von Stimmungen. Für die ist aber nicht der Film verantwortlich, sondern das gute Abschneiden der Mannschaft. Wäre die Mannschaft in der Vorrunde rausgeflogen, hätte die Dokumentation zu Recht niemanden interessiert.
Warum konnte die Jury nicht so mutig sein und den Preis in der Kategorie Unterhaltung einfach nicht vergeben? Heißt denn, dass es einen Grimme-Preis gibt, dass dieser auch immer in allen Kategorien vergeben werden muss, auch wenn keine würdigen Nominierungen vorhanden sind?
Hensel, Hensel, Jana Hensel, das sagt mir etwas, Moment, Jana Hensel, jana türlich! Es handelt sich dabei um die Frau, die Kathrin Passig vorwarf, ihr Gewinnertext beim Bachmannpreis wäre ja nur ausgedacht.
Frank Elstner kam mit seinen „Montagsmaler“ einfach zu früh. (Oder bekam der damals einen Grimmepreis?)
Der Spieleverlag Hasbro freut sich aber bestimmt. Und die Chancen für eine „Extreme Tabu„-Fernsehversion sind enorm gestiegen.
Die ungerade Anzahl der Jury-Mitglieder ist ja so gewählt, dass eine Mehrheit gebildet werden kann. Was bedeutet dann diese Aussage [..Dabei fand sich eine deutliche Jurymehrheit für eine Produktion, die auf den ersten Blick unspektakulär ist und „nur“ Vergnügen bereiten will..] Wie deutlich war die Mehrheit, wenn Sie für SdR und Fr. Hensel für ein anderes Format gestimmt hätten? Dann kann es ja nicht so deutlich gewesen sein. Leider ist es mir bis dato nicht gelungen, meine Aufmerksamkeit länger auf diesen Grimme-Preis-Träger zu lenken. Das mag mir auch irgendwie nicht einleuchten. Ich soll anderen beim Spielen zuschauen?
Aber zum Nachha(c)ken von Fr. Hensel. Im Fussball gäb’s wohl einen Platzverweis. Ist auf alle Fälle ein klärendes Gespräch unter freien Jounalisten in der Bundeshaupt wert, warum sie „Grimme-Preis für Brustwarzen-Pantomime“ geschrieben hat. Merke: Man sieht sich mindestens zweimal im Leben.
Und überhaupt, worauf bezieht sich die Überschrift Großer Murks? Nur allein auf die Schmähschrift? Oder auf das Ergebnis der diesjährigen Grimme-Jury?
Zur Verteidigung der Henseleien:
sie war jung und brauchte das Geld.
Gibts das nicht jedes Jahr, dass irgendein Jurymitglied wutentbrannt auf den Rest der Jury eindrischt (entweder nachträglich die Entscheidung kritisiert oder sogar während des Entscheidungsprozesse aus der Jury austritt)? Ist halt nicht leicht, eine Mehrheitsentscheidung mitzutragen, die einem zuwider ist. Überlegt mal, Ihr würdet in der Schweiz wohnen, wo diese schlimmen Volksabstimmungen sind (Verschärfung Asylrecht u.ä.). Da ist es doch auch legitim, auszuwandern oder sich über das Ergebnis zu ereifern.
Ok, der Vergleich ist etwas weit hergeholt.
Das Problem ist vor allem, dass Extreme Activity eine Durchfütterungsstation für Y-Klasse-Promis ist.
Wenn es jetzt ganz schlimm kommt, wird die ARD (oder das ZDF) demnächst auch so etwas machen. Vielleicht mit Christian Clerici als Moderator und Gästen vom Schlage Rosi Mittermair und Christian Neureuther….
Ich finde die Sendung extrem bescheuert und aktiv unerträglich. Sie ist nicht geistreich, nicht lustig und selbst beim zappen ein fieses, übles, koksschwangeres Zeug. Mit Kreativität hat das nichts zu tun – eher mit Pathologie.
Ich kenne aber auch die Modalitäten für die Vergabe eines Grimme-Preises nicht. Da danke ich Dir, Stefan: Nach diesen Kriterien wird vergeben? Na, dann interessiert mich auch der Grimme nicht mehr.
ich habe mich gefreut, dass der raab mit seinem gehaessigkeitsfernsehen das er sonst so macht, nix fuer seine bundesjugenspiele gekriegt hat. das ist unsachlich und emotional von mir, genau.
Ich hab „Extreme Activity“ noch nie über die volle Distanz einer Folge ausgehalten, kann mich also nur bedingt zur Qualität äußern.
Einer Jury in der Kategorie „Unterhaltung“ vorzuwerfen, sie habe sich für die Sendung entschieden, von der sie sich am besten unterhalten gefühlt habe, halte ich jedoch für eine etwas gewagte Aktion. Es scheint ja auch langsam zu einem unschönen Trend zu werden, sich als Jurymitglied öffentlich von den Entscheidungen zu distanzieren, mit denen man nicht einverstanden ist.
Aber irgendwie muss man ja in den Medien bleiben, wenn man gerade kein Buch zu bewerben hat …
Fernsehen ist doof. Ich hätte im Bereich Unterhaltung für „Christiansen“ votiert.
„Schlag den Raab“ werde ich mir bei Gelegenheit mal anschauen müssen – vier Stunden Raab klingen jedenfalls schonmal ziemlich anstrengend.
Nachdem ich dank des geheiligten Internet, meine Fernsehgewohnheiten ohnehin schon zu über 90% von deutschem auf internationales (sprich: britisches und amerikanisches) Fernsehen verlagert habe, überzeugt mich die Entscheidung (weniger der Artikel von Frau Hensel) davon, dass es um das deutsche Fernsehen noch schlimmer bestellt ist, als vermutet.
In meiner letzten Erinnerung an „extreme activity“ saß Verona Pooth-Feldbusch in einem vibrierenden Bürostuhl und musste glucksend und kichernd Fragen beantworten. Der Saal warf sich weg, ich nicht so. Okay, vielleicht war ich nur nicht in Stimmung.
Schlimm ist auch, dass „Guildo und seine Gäste“ der angedachte Gegenentwurf war, auch mich hat diese Sendung irgendwann im Spätabendprogramm gefesselt, aber weil es eine so großartige, ehrliche und unverkrampfte Sendung war, und sowas ist mittlerweile selten.
Einen Unterhaltungspreis hätte ich „Guildo“ trotzdem nicht verliehen. Das hätte bei (Vorsicht Mutmaßung) einer Sendung die wohl kaum hunderttausend Zuschauer erreichen dürfte, zwangsweise wirken müssen, wie Annerkennungspreis mit Symbolcharakter, herabgereicht vom Elfenbeinturm des Intellektualismus, vergeben für besonders integratives Fernsehen. Klassenziel verfehlt.
@chris
„Der Saal warf sich weg, ich nicht so.“
Großartig! Ich sehe das Bild.
So kann unsere feine Sendung auch ausserhalb des Flimmerkastens für gute Unterhaltung sorgen.
Mal das popcorn holend,
Michael
Stimmt. Aber auch die 7,9 Prozent in der Zielgruppe vor zwei Wochen sind sehr unterhaltsam.
@11
Sehr guter Kommentar! :)
7,7% waeren richtig gewesen und solche Dellen gibt es immer wieder. Insb. wenn Sport im Gegenprogramm läuft.
„extrem activity“ hat einen grimme-preis bekommen und frau hensel regt sich darüber auf. wo ist jetzt das problem?
Nunja, sie saß in der Jury.
Das Problem mit Jana Hansel ist: Sie hat einen zu dicken Hintern und den falschen Freund …
So weit, so gut Extreme Activity erhält den Grimmepreis. Schade, sehe ganz klar Raab in der Siegerrolle, aber was soll’s.
Was mich viel mehr erschüttert, ist die Tatsache dass ich offensichtlich allein auf dieser Welt bin. Zumindest mit dieser einen Ansicht: „Deutschland ein Sommermärchen“ ist der mit Abstand schlechteste Film des Jahres 2006. Verantwortlich dafür, und das alleinig, Sönke Wortmann. Ich weiß, jetzt gehen naturgemäß alle in die Luft vor Aufregung, stellen mich als Spinner und Realitätsverklärer hin, der Film ist ja erwiesenermaßen ein großer Wurf: Bambi, Bayrischer Filmpreis, Zuschauerrekorder und so weiter. Und das macht die ganze Sache ja noch viel schlimmer.
Sieht das denn keiner? Der Film war und ist eine Katastrophe! Handwerklich vor Fehlern strotzend! Elfer ohne Torwart und dann drei Meter drüber. Was hatte Wortmann nur für Möglichkeiten, was hatte er für ein Privileg diesen Film zu machen. Durfte in die Players Lounge, durfte ganz nah ran, saß auf der Bank, war Teil des Teams. Die Kamera immer dabei, mit den Spielern auf du und du, auf Tuchfühlung. Was ist das für eine unvergleichliche, weil einmalige Ausgangssituation. Was für eine Verantwortung. Nie wieder wird jemandem diese Aufgabe zu Teil werden, niemals wieder wird man die Möglichkeit bekommen, einen wahrhaftigen Einblick in die Kabine zu erhaschen, unbekannte Einblicke ungefiltert zu erhalten.
Es ging ja alles gut los: als der Trailer erstmals über mein Bildschirm flimmerte, hatte er mich sofort gepackt: die Emotionen waren schlagartig wieder da: Gänsehaut und den Tränen nahe. Was war das für ein Sommer. Die Bilder von den fähnchenschwenkenden Fans, die Polizisten am Straßenrand mit Laola Performance, die allseits ausgelassene Stimmung, das Mitfiebern, Mitzittern, Mitfeiern. Der Trailer versprach alles. Mehrfach angesehen, verschickt, verschlungen.
Die Fallhöhe war hoch und so war das Aufkommen auf dem Boden der Tatsachen entsprechend schmerzhaft. Den Film gesehen, selbstredend am ersten Tag. Was für eine unfassbare Enttäuschung. Schlag ins Gesicht – mit Anlauf. Dass, was der Trailer erahnen ließ, war bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden. Keine Gänsehaut, kein Mitfiebern, kein Deja Vu. Da sitzt der kleine Flipse Lahm auf dem Bett seines Zimmers und sagt mit glänzenden Augen eines träumenden Schuljungen: „Wenn alles gut geht, spiel ich das Eröffnungsspiel!“ Es ging alles gut, er spielte das Eröffnungsspiel, schoss den Siegtreffer, eins der schönsten Tore des Turniers. Erwähnenswert? Nicht bei Wortmann. Diese dramaturgische Steilvorlage, ein Spannungsbogen als Selbstläufer: Nichts – GAR NIX draus gemacht. Überhaupt: die filmische Aufarbeitung und Darstellung der einzelnen bestrittenen Spiele: eine Nullnummer! Ausgang, Torschützen, Dramaturgie des Spiels? Nichts.
Dass man mal wirkliche Interna erfährt, das Zusammenleben der Spieler im Hotel, O-Töne ohne den Filter der sonst üblichen Autorisierung, keine Demaskierung der Protagonisten, kein Dokumentarfilm im klassischen Sinne. Ein einziges Mal, nur ein einziges Mal, erfüllt der Film die Erwartung. Michael Ballack und Torsten Frings geraten ob der Frage um Einzelheiten der Abreise nach Beendigung des Turniers in Streit. Es ist eigentlich ziemlich harmlos und nicht der Rede wert, aber nennenswert in diesem Bezug, weil man endlich – wir sind am Ende des Films angelangt – einmal einen „Konflikt“, einen ungeschönten, authentischen und nicht medial rundgelutschten Schlagabtausch miterleben darf. Überhaupt ist man einfach einmal glücklich und dankbar, endlich mal das zu sehen, was man die ganze Zeit sehen will.
Wie kann es angehen, dass eine der unterhaltsamsten Szenen der WM gar nicht erst gezeigt wird? Dass Lehmann sein Psychospiel mit dem Zettel im Stutzen spielt ist im Film gänzlich untergegangen. Die Szene fehlt.
Genau so wie alle anderen Szenen, die man gerne gesehen hätte: die totale Erlösung für das vielleicht spannendste Spiel des Turniers, dass 1:0 gegen Polen in der 90. Minute. Diese Erlösung, dieses Entladen von angestauten Emotionen, dieses Feuerwerk der Freude das in ganz Deutschland explodierte: Leider kein Bild vom Spielfeldrand, von der Bank, keine Dokumentation des Schlüsselmoments des Turniers aus deutscher Sicht von dem, der eigentlich dafür sorgen sollte, Fußballdeutschland mit genau diesem Inhalt einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen. Leider hatte er an diesem Tag die Kamera vergessen. Kann ja mal passieren.
Und jetzt der Grimmepreis.
Das darf doch wohl nicht wahr sein.
Bitte lasst mich nicht alleine.
@max mey
Ich darf Sie beruhigen. Obwohl ich daurchaus fussballinteressiert bin -ich könnte sogar „Abseits“ erklären; allerdings nur in der alten Fassung- habe ich und werde ich mir diesen „Film“ nicht ansehen. Und daran ändert der Grimme-Preis auch nichts.
Ich habe schon viel früher über den Film gelästert (Nr. 14)! Aber es stimmt schon: Der Trailer ist gut, aber am Ende packender als der komplette Film.
@33: Das ist ja mal ein ausgesprochen kluger und über alle Maßen qualifizierter Kommentar. Danke, Insider, vielen Dank für Deinen ausgewogenen Beitrag, aus dem großer Intellekt spricht. Vermutlich passend zu Deinem makellosen Adoniskörper, der jede Frau beim schieren Anblick in Extase versetzt.
@37: Jana? Bist Du’s?
„Tatsächlich jedoch, und das zeigt der Grimme-Preis für Extreme Activity, hat sich das Problem längst verstetigt.“
Das Verb verstetigen ist ein sicherer Marker für Inkompetenz auf dem Gebiet „Unterhaltung“; damit kann sie sich gleich in irgendein staubiges Gremium setzen.
@38: Nö, ich wollte mich nur für die Alice-Schwarzer-Gedenkplakette empfehlen, denn über einen Herrn Hensel hätte „Insider“ vermutlich nicht sowas geschrieben.
Ich vermute, der Insider würde nur zu gerne anstelle des falschen Freundes seine Hand auf den zu dicken Hintern legen.
4 Stunden Stefan Raab- das muß man sich mal vorstellen! Natürlich hofft man bei seinem großartigen Actionformat auf allerlei Unfälle, wenn man’s denn anschauen wollte. Das übliche Elend auf „TV Total“ reicht doch völlig, dieses gänzlich von irgendwelcher Form von Intelligenz unbeleckte Asozialenfernsehen (ausgenommen davon nur die Klamotten, die von Brainpool oder anderen früheren Schmidtlieferanten beigesteuert werden), dazu das nicht mal mehr mitleiderregende ewige, „Meine Damen und Herren“ und „äääh“, das ich irgendwann mal als aufstrebender Hobbypathologe mitzählen wollte…
Doitshland, Sommermärchen, muß man sich das vorstellen? Die nationallappenschwenkenden jungen Alkoholiker, die alles vollgekotzt haben und einen Grund mehr dargestellt haben, sich als Inhaber eines deutschen Personalausweises tüchtig zu schämen… Meine Fresse! Da muß man kein Fußballhasser sein, um seinerzeit zum Schluß gekommen zu sein, „Das sind keine Nazis, das sind nur Sportnazis“. Wenigstens war’s in den Medien harmonisch und gewaltfrei. In der Innenstadt nicht so, mit den überreizt herumprügelnden Bullen und dem Nazigegröhle nach dem nationalen Triumph über Polen.
Extreme Activity, das ist fein, das habe ich mal anzuschauen überlebt. Der getürkte Zufallsgenerator ist tatsächlich eine Spur zu dumm, sogar für den gegebenen Kontext, aber das ist jetzt sehr subjektiv. Irgendwelche pseudoattraktiven Medienschlampen jeglichen Geschlechts, deren hohles Geblubber sie endgültig zum zweibeinigen Spermizidum macht, Geborgenheit in gediegener Familienunterhaltung, ein sein Gnadenbrot mümmelnder Jürgen von der Lippe (wieviel Liter verbraucht der auf 100 Sendeminuten?)…
Quäkende Stimme aus dem Off: „Jana, don’t be such a fukkin‘ spoilsport!“
Also: Ich finde Extreme Activity lustig,
ich nehme mir die Freiheit,
auch auf die Gefahr hin, nun
von allen zum Subproletariat gezählt zu werden,
zu behaupten, dass ich mich nicht unter meinem
Niveau amüsiere, wenn ich die Sendung sehe
(auch wenn mir der zotige Altmännerwitz
des Herrn von der Lippe auf die Nerven geht).
Frau Hensel (ist das nicht die Autorin mit dem
einen Roman auf der Suche nach einem neuen?)
will zwar unterhalten werden, aber auch mit dem Gefühl,
etwas politisch Korrektes dabei getan zu haben.
Darum geht es ihr offenbar: Um ihr gutes Gewissen.
Hach, das Subproletariat!
Also, als ausgesprochener Raabverabscheuer (Raab hat mit seinem Gestammel nichts im TV verloren, aber er darf gern seine Gesundheit aufs SPiel setzen, wenn er meint, dass er muss…) muss ich zugeben, mich bei der WOK-WM glänzend unterhalten gefühlt zu haben. Muss ich mich jetzt schämen, oder ist das nicht für die Kategorie „Unterhaltung“ sondern „Sporcht“?
Extreme Hyperactivity find ich blöd. So blöd wie den Großvater der Sendung -Dalli Dalli-, mit dem unsäglich spießigen Hänschen Rosenthal, aber als Kind fand ich den toll.
Guildo mag ich auch nicht. Unterhaltung. Fernsehen.
Einen Preis für Unterhaltung. Hm. Streit in der Jury. Aha. Ich zitiere mal wieder MMW:
„Ich les‘ keine Zeitung, ich seh‘ auch kein Fernsehen
Es gibt eigentlich nichts, was ich wirklich gern seh‘
Ich hab‘ keine Freunde, Ich schulde niemand Dank
Ich brauch keinen Doktor, ich war immer schon krank
Am liebsten brabbel‘ ich so vor mich hin
Das Leben, Das Leben ergibt keinen Sinn.“
Frau Hensel hat Recht, wenn sie darüber klagt, dass es unheimlich schwierig sei eine Kategorie zu bewerten, in der Kraut und Rüben zusammen gewürfelt werden. So wird in der Begründung des Preises für „Türkisch für Anfäger“ geschrieben, dass die Jury erwogen hat, fiktionale Stoffe trotz ihrer Nominierung nicht mit dem Grimme-Preis zu würdigen. Das klingt wirklich nach Gemurkse. Und es überrascht nicht, wenn sich ein Mitglied einer Jury, die sich geschlossen über die Nominierungskommission hinwegsetzen wollte, für wichtiger und wohlwissender als den Rest der Juroren hält.
Ob Extreme Activity einen Preis verdient hat, kann ich nicht beurteilen, da es mir wie der Mehrheit der Kommentatoren geht: ich habe die Sendung nie mehr als drei Minuten ertragen können.
Wenn ich mir die Liste der Nominierungen so anschaue kann ichs noch viel weniger verstehen, dass gerade Extreme Activity ausgezeichnet wurde.
willste den insider nicht offline nehmen, stefan. persönliche diffamierung hat nirgendwo etwas zu suchen.
@34
Auwei. Dich haben sie ja gut haben sie ja gut hingekriegt.
Lass das mal behandeln.
naja, extreme activity ist okay, aber mehr auch nicht. Grimme Preis dafür finde ich übertrieben. Das ist das heutige Pendant zum historisch wertvollen Glücksrad oder Familienduell. Doof aber man kann nebenher prima Bügeln…
hm. eine verärgerte journalistin kann nicht an sich halten und plappert viel quatsch. herr niggemeier, worüber ärgern sie sich denn da? kann es sein, dass die verärgerung durch den bericht nur „überläuft“, weil die entscheidung pro ex.act. tatsächlich nicht die richtige war und sie dies wissen?
demokratischer entscheidungsprozess etc. – alles schön und gut. aber in diesem fall muss man dann doch mal die zusammensetzung der jury hinterfragen. denn: die sendung ist in keinster weise eine neuentwicklung, nicht mal eine weiterentwicklung. als vergleich lassen sich gerade die preisträger der letzten jahre heranziehen: clever ist zumindest die frischere knoff-hoff-show und genial daneben für micih 7t7k in der version v.2.0. und diese „evolutionen“ fand ich daher absolut preiswürdig. ohne frage ist es schade, dass in deutschland wenig innovationsfreude vorherrscht und dadurch wenige neue unterhaltungsformate auf den markt kommen.
resultierend hieraus hätte der preis für mich – auch wenn ich ihn als moderator nicht sonderlich schätze – eindeutig an raab gehen MÜSSEN. und dies sage ich als mitarbeiter eines wettbewerbers. und bzgl. guildo horn und seine behinderten gesprächspartner: ein sympathisches format, dennoch geht es meines erachtens bei der kategorie unterhaltung um massenunterhaltung. und das kann diese sendung – ganz unabhängig von den behinderungen der gesprächspartner – allein aufgrund der machart, des aufbaus, spannungsbogens… nenne man es wie es wolle, nicht bieten. eine nominierung für „bester talk“, wenn es diese kat. gäbe, wäre da zielführender, denn die sendung bietet für mich ohne frage 100x mehr als kerner und beckmann es je könnten.
abschließend an alle, die sich hier mit sätzen rühmen wie: ich schau kein tv mehr, ich bin doch nicht blöd, fernsehen ist sowieso nur großer mist blabla. ist ja schön, dass ihr fernsehen und kultur als nicht vereinbar seht bzw. euch als geistig erhaben wahrnehmt, weil ihr kein tv mehr schaut (wirklich ok, glückwunsch)…aber muss diese diskussion dann hier damit zugespamt werden?
und ganz zum schluss @maxmey: schöne analyse des sommermärchens. für mich genauso unverständlich. eine unfaßbar gute vorlage wurde unfaßbar vor die wand gefahren.
Das Argument „Massenunterhaltung“ ist völliger Blödsinn, bzw. aufgrund einer Massenunterhaltungsuntauglichkeit die Nominierung Guildo Horns abzumurksen. Wenn Formate wie Horn und Extreme Activity verglichen werden, kann es auch nicht „Kriterien wie „Tempo”, „gute Moderation”, „gelungenes Casting” oder „funktionierendes Spielprinzip”“ gehen, sondern um die grundsätzliche Ausrichtung des Preises.
„Mit einem Adolf-Grimme-Preis werden Fernsehsendungen und -leistungen ausgezeichnet, die für die Programmpraxis vorbildlich und modellhaft sind.“
Was an eine – und hier vertraue ich auf das Urteil derjenigen, die die Sendung gesehen haben – perfekt inszenierte Spielshow an Vorbildfunktion haben soll, ist nicht nachvollziehbar. Man kann sie höchstens dafür loben, dass sie es schafft B- und C-Promis in die Fernsehlandschaft zu integrieren und den Zuschauer verblüfft beobachten zu lassen, wie wortgewandt doch einige von diesen Totgeglaubten sind.
Darf ich in relativer Kürze einfach mal dem Kommentar von R. Feldmann zustimmen?
Danke.
Selbst der institutionalisierte Kindergeburtstag von „Zimmer frei“ – selbst schon Grimmepreisträger – ist nach 11 Jahren auf Sendung noch abwechslungsreicher – auch in der Gästewahl – als Extreme Activity nach einem Jahr.
Dann den Preis lieber gar nicht vergeben und gucken, ob „Schlag den Raab“ nächstes Jahr weniger laaaanggezogen ist.
Unabhängig davon ist natürlich Frau Hensels Stil nicht weiter diskussionswürdig.
P.S.: Auch ich kann mich Max Mey’s Analyse des Sommermärchens nur anschließen. Lebt wenn überhaupt nur von den wieder-in-Erinnerung-gebrachten Emotionen, aber geht selbst damit nicht sonderlich virtuos um und ist filmerisch und auch inhaltlich (als Dokumentarfilm) eine enttäuschend Katastrophe.
Ich finde S. Raab mehr als grenzwertig, habe mir seit „Spiel ohne Grenzen“ keine Spielshow mehr angesehen, aber „Schlag den Raab“ fand ich konzeptionell beeindruckend. Das Konzept ist ein Mashup, aber lebt von der echten „Ich hasse es zu verlieren!“-Mentalität eines S. Raabs…und natürlich schaut man gerne zu, wenn so ein Grossmaul was auf die Fresse kriegt ; )!
Nachdem zwar schon alles gesagt wurde, nur noch nicht von jedem, hier mein Kommentar:
Der Adolf-Grimme-Preis ist ein Preis wie viele andere auch. Mal finde ich die Ausgezeichneten ausgezeichnet, mal nicht.
Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass er nicht so vollkommen beliebig, wie viele andere Preise ist („Die goldene Kammera/das Bambi für den unterhaltsamsten Alkoholexszess/die größten ‚Hupen‘ in einer Talkshow/den dümmsten Dialog in einem TV-Kammerspiel geht in diesem Jahr an…“).
Ich halte die Idee von „Schlag den Raab“ für wirklich brillant, das hat sich noch keiner getraut. Ich habe es aber trotzdem noch nie gesehen.
Extrem Activity habe ich schon mehrfach ausschnitsweiße (was nichts mit den Auschnitten der Teilnehmerinnen zu tun hat) gesehen, finde ich, naja, mäßig unterhaltsam. Es ist einer der ältesten Hüte, die mal wieder getragen werden. Belanglos.
Die Guildo-Horn-Talkshow mit den geistig behinderten Gesprächspartnern fand ich außerordentlich gut und habe ich mir gerne angesehen, trotzdem habe ich vergessen wie sie hieß.
Habe ich mich bei Ihr unterhalten gefühlt? Ja, ungefähr genauso wie bei einer guten 37° Reportage im ZDF, oder Sielmann/Grzimek-Dokus aus meiner Jugend.
Hätte ich Horn für den Grimme-Unterhaltungs-Preis nomminiert? Sicher nicht.
Hätte die Sendung (oder war das gar eine Reihe und ich habe nur eine Folge gesehen?) einen Grimme-Preis verdient? Mehr als JvL’s EA.
Darf Frau Hensel sich darüber mokieren? Ja, natürlich. War es schlau das so zu tun, wie sie es getan hat? Nein.
@ Nr. 54 (Frank):
Dann können wir uns beide ja auf sein „Comeback“ gegen Regina Halmich freuen. Da wird er ordentlich „was auf die Fresse kriegen“.
[…] an Blogs übrigens total doof finde, ist diese Generierung unverdienter Aufmerksamkeit für all die dummen Menschen, deren Existenz ich durch Nichtkonsum anderer Medien inzwischen erfolgreich verdrängt hatte. […]
Mannmannmann, da ist man mal zwei Tage aus dem Haus und hier tobt der Bär.
Noch irgendwelche Fragen offen? Ah ja, das Abstimmungsprinzip bei Grimmes. Es ist ein komplizierter, mehrstufiger Prozess. Verkürzt gesagt bildet am Ende jeder Juror seine persönliche Reihenfolge vom besten bis zum schlechtesten Kandidaten. Die werden alle zusammengepackt. Danach wird in dieser Reihenfolge (vom best- zum schlechtestplazierten) abgestimmt, und wer eine Mehrheit der Stimmen bekommt, kriegt einen Grimmepreis, bis alle Grimmepreise (bei uns: zwei) vergeben sind. „Türkisch für Anfänger“ lag vorne und war ohnehin fast unumstritten. „Extreme Activity“ lag auf Platz zwei, polarisierte sehr, bekam aber trotzdem, soweit ich mich erinnere, mehr als nur die knappstmögliche Mehrheit der Stimmen. Ich habe an dieser Stelle auch für „Extreme Activity“ gestimmt, weil mein zweiter Favorit Raab nach der ersten Abstimmung recht aussichtslos hinten lag und ich „Extreme Activity“ durchaus einen guten Unterhaltungs-Grimme-Gewinner fand (insbesondere in Kombination mit „Türkisch für Anfänger“, das nun das seltene Beispiel einer Sendung ist, die nicht nur total lustig, sondern auch klug, wichtig und anspruchsvoll ist).
Oben fragte jemand, wie denn eine Spielshow vorbildlich (nach den Grimme-Preis-Statuten) sein soll. Was für eine blöde Frage. Sie kann natürlich vorbildlich sein für Spielshows!
Noch eine Klarstellung: „Extreme Activity“ hat nicht gewonnen, weil die Jury dachte, es gibt nichts Gutes dieses Jahr, dann zeichnen wir eben zur Not „Extreme Activity“ aus. Die Show hat gewonnen, weil die Mehrheit der Jury fand, dass die Show diesen Preis verdient hat. Es gab am Ende eine ganze Reihe Kandidaten, die durchaus als preiswürdig empfunden wurden, und „Extreme Activity“ lag vorne.
Und noch eine Klarstellung: Das war nicht nur eine Floskel, als ich oben geschrieben habe, über den Grimme-Preis „darf“ gestritten werden. Ich finde das nicht schlimm, diese Auseinandersetzung öffentlich zu führen, und schon gar nicht, dass die Jury-Mitglieder, die am Ende in der Minderheit sind, ihr Unbehagen darüber öffentlich machen. Ich glaube, das tut dem Preis und dem Fernsehen gut. (Außerdem wäre jede andere Aussage von mir verlogen, denn ich habe mich auch schon öffentlich über Entscheidungen, die ich falsch fand, ausgelassen. Ich hoffe nur, ich habe es anders gemacht als Frau H.)
(Hat eigentlich jemand gemerkt, dass das der ProSieben-Chef für Comedy und Formatentwicklung war, der sich da oben Popcorn geholt hat?)
Seit ich einigen Grimme-Veranstaltungen beigewohnt habe und auch immer wieder nette Einladungen bekomme, halte ich nicht mehr allzu viel von Grimme-Preisen.
Sicherlich wird hinter den Kulissen ehrlich Gehirnschmalz investiert. Aber insgesamt erscheint der Preis nur als Ausrede eine große Gala zu veranstalten, bei der es eigentlich nur Gewinner gibt. Grimme ist keine „Stiftung Medientest“, sondern integrierter Bestandteil des Jahrmarktes der Eitelkeiten.
Eine „große Gala“? In Stadttheater Marl? Übertragen in diesem Jahr vom Premiumsender für die ganz großen, äh, Galä: Phoenix?
@ max mey: mit genugtuung und tiefer dankbarkeit lese ich ihren einschätzung zu wortmann. sehe und empfinde es genauso, dass dieser film sich nie einer wirklichen kritik stellen musste, nur durch die noch vom sommer 06 rosa gefärbte brille betrachtet wurde und nie, wirklich nie, jemand mal auf die idee kam, das kind beim namen zu nennen und den regisseur für diese katastrophale und vor allen dingen unverschämte arbeit zu diskreditieren. es ist eine herbe enttäuschung, dass das alles so untergeht, genauso wie es masslos enttäuscht, dass dieser film jetzt auch noch mit dem grimme preis ausgezeichnet wird. wofür eigentlich?
aber wenigestens gut zu wissen, dass es zumindest einige wenige andere noch da draussen sind, die das genauso erkannt haben und sehen.
@wortmann comments
Mann, Kinder, weil das doch alles gut für Deutschland war, die WM, der Klinsi, die Merkel, der Sönke, der Film, die Fähnchen, die Euphorie – alles war soooooooo toll! Da muss man auch Grimmepreiseln, egal wie gut oder schlecht, das war doch klar!
Der Film ist wirklich weit hinter den Möglichkeiten zurückgeblieben, vielleicht spiegelt exakt das aber auch wider, was passiert ist. Die Fußballmannschaft, Deutschland, wir alle sind weit hinter unseren Möglichkeiten zurückgeblieben. Na und? Verleihen wir uns halt nen Preis, Weltmeister der (Herzen) Deutschen. So. Grimme jetzt.
Stefan: Okay, streiche „große Gala“, ich nehme stattdessen das „große Bohai“. :-)
Oscar, Grimme und Konsorten werden mir solange egal sein, wie sie nicht den Mut haben zu sagen: „Sorry, dieses Jahr kein Preis in der Kategorie xyz, weil keiner ihn verdient hat.“ :-)
[…] “Unterhaltung” für den Sonderpreis “unfreiwillige Komik”. Denn dass man einen Kindergeburtstag auch ganz ohne Verona Pooth und lustige Spiele spontan hinbekommt, muss man einfach […]
[…(Hat eigentlich jemand gemerkt, dass das der ProSieben-Chef für Comedy und Formatentwicklung war, der sich da oben Popcorn geholt hat?)..}
Das unterscheidet halt den Medienjournalisten vom einfachen Blog-Fußvolk. Aber so ein richtig guter Medienjournalist könnte jetzt auch noch mitteilen, ob der genannte Herr Michael Schmidt lieber gesalzenes oder süßes Popcorn mag. Halt stop, das wäre ja Boulevard-Journalie!
[…] nicht Recht – schrieb dieser Tage, allerdings in einem ganz anderen Kontext, etwas zu Jana Hensel: Großer Murks. Den Grimme-Preis find ich zwar doof, naja, irgendwie find ich alle Preisereien doof – obwohl, […]
[…] und fragte noch, ob ich nicht jemanden wüsste, der das schlimm fände. Ich empfahl ihr Jana Hensel, aber wenn ich mich recht erinnere, war sie auf die schon selbst […]
hallo! warum schreibt ihr ihr nicht selbst? sie hat seit einiger zeit ne eigene website: http://www.janahensel.de