Der „Gießener Anzeiger“ ist eher versehentlich in die eskalierende Auseinandersetzung zwischen dem Deutschen Fußball-Bund und dem freien Sportjournalisten Jens Weinreich geraten. Die Zeitung war Mitveranstalterin einer Podiumsdiskussion am 6. November in Gießen, an der DFB-Präsident Theo Zwanziger teilnahm. Am 8. November berichtete das Blatt über den Verlauf des Abends und schrieb, Zwanziger habe dem Moderator Herbert Fischer-Solms „demagogische Fragen“ vorgeworfen.
Das hatte eine gewisse Brisanz, denn der Rechtsstreit, den Zwanziger gegen Weinreich zuvor angestrengt hatte, beruhte vor allem auf Zwanzigers Behauptung, das Wort „Demagoge“ sei untrennbar mit dem Nationalsozialismus und dem Begriff der Volksverhetzung verbunden.
Während Fischer-Solms die Formulierung bestätigte und weitere Zeugen benannte, bestritt Zwanziger laut seinem Anwalt die Darstellung des „Gießener Anzeigers“.
In der Presseerklärung, die der DFB am vergangenen Freitag über die Auseinandersetzung mit Weinreich verbreitet hat, erweckt Verbandssprecher Harald Stenger nun den Eindruck, der „Gießener Anzeiger“ habe seine Darstellung zurückgenommen:
Hinzu kommt, dass am 12. November auch der Chefredakteur des Gießener Anzeigers gegenüber Dr. Zwanziger die Berichterstattung des Blattes über die Teilnahme des DFB-Präsidenten an einer Podiumsdiskussion bedauert hat, die seitens Weinreich erneut benutzt wurde, um den DFB-Präsidenten zu diskreditieren.
Ich habe Chefredakteur Wolfgang Maaß daraufhin gefragt, welchen Teil der Berichterstattung er bedaure und ob die Darstellung des Sachverhaltes in seiner Zeitung falsch gewesen sei. Seine Antwort lautet:
in aller Kürze: Ich habe nicht unsere Berichterstattung bedauert, sondern dass durch diese ein unzutreffender Eindruck über den Besuch von Herrn Dr. Zwanziger bei unserer gelungenen Podiumsdiskussion entstehen konnte. Insofern sind wir mit dem DFB im Reinen. Für uns ist damit die Angelegenheit erledigt.
Die konkrete Frage ist vermutlich in der ganzen Geschichte ein eher unwesentliches Detail, aber das ist doch bemerkenswert: Nicht einmal die Position des Chefredakteurs des „Gießener Anzeigers“ scheint der DFB in seiner Pressemitteilung wahrheitsgemäß wiedergegeben zu haben.
Man könnte es für schlichtweg unglaublich halten, wie unsouverän sich der DFB und insbesondere dessen Generalsekretär in dieser Angelegenheit verhalten. Aber wahrscheinlich geht es gar nicht nur um einen Herrn Zwanziger, der sich missverstanden fühlt. Oliver Fritsch (http://www.direkter-freistoss.de/2008/11/15/die-lugen-des-dfb/) scheint recht zu haben, wenn er in dem Fall eine Auseinandersetzung um Fragen der Kommunikationshoheit und der Rolle des Internet sieht. Anders kann man sich diese Schmierenkomödie, die der DFB hier veranstaltet, nicht erklären!
Die Sueddeutsche hat heute einen Artikel über das Thema veröffentlicht. Vielleicht springt das Thema ja tatsächlich noch in den Mainstream…
Das Thema ist längst Mainstream. n-tv hatte es den ganzen Tag prominent, die Frankfurter Rundschau sogar in gedruckter Form etc pp.
Hat die sz wenigstens eine Klickstrecke draus gemacht?
[…] Uhr: Stefan Niggemeier hat Wolfgang Maaß, Chefredakteur des GA, gefragt und schlussfolgert: “Nicht einmal die Position des Chefredakteurs des Gießener Anzeigers scheint der DFB in seine… 10) Der DFB behauptet: „… die seitens Weinreich erneut benutzt wurde, um den […]
„Am 8. November berichtete das Blatt, dass Zwanziger an dem Abend aufgebracht reagiert habe, als der Moderator Herbert Fischer-Solms vom Deutschlandfunk kritisch nachhakte, und ihm „demagogische Fragen” vorwarf.“
Hier wird nicht deutlich wer aktiv und passiv ist. Würde ich die Berichterstattung nicht verfolgt haben, würde ich denken, dass Zwanziger „demagogische Fragen“ unterstellt wurden sind.
Besser:
Am 8. November berichtete das Blatt, dass Zwanziger an dem Abend aufgebracht reagiert habe, und Moderator Herbert Fischer-Solms vom Deutschlandfunk „demagogische Fragen“ vorwarf, als Fischer-Solms kritisch nachhackte.
es wird noch mal einen pokal geben, der an diese geschichte erinnert. immer wieder.
.~.
@5 Da Du in der „besseren“ Version ein falsches Komma vor dem „und“ hast, ist mir klar, warum Du die erste Variante für undeutlich hältst. Ich halte es für klar und eindeutig. In einem gesprochenen Text würde die Klarheit, die in der Schrift durch die Kommas entsteht, durch adäquate Satzmelodie entstehen.
„Thomas“ hat recht: Es macht einen Unterschied, ob ein Demagoge demagogische Fragen stellt oder ob ein Demagoge mit demagogischen Fragen konfrontiert wird! Und vor allem: Wie geht man als Demagoge mit demagogischen Fragen um? In Form demagogischer Antworten? Fragen über Fragen, die nicht lustig sind und auch nichts mit diesem Thema zu tun haben, denn Herr Zwanziger ist ja bekanntermaßen sowas von Nicht-Demagoge…und äh…außerdem will ich nicht verklagt werden!
Doch, es war zweideutig, ich hab’s umgeschrieben. Danke!
Was soll das überhaupt für ein Argument sein, das da „hinzu kommt“? Ein Chefredakteur sollte warum genau bedauern, in seinem Blatt eine Berichterstattung zu haben? Wenn überhaupt, dann doch wohl die Art einer Berichterstattung, oder den Unwahrheitsgehalt einer Berichterstattung (was laut den anwesenden Zeugen scheinbar nicht der Fall ist, der „Gießener Anzeiger“ hat das Detail „demagogische Fragen“ wohl wahrheitsgemäss wiedergegeben).
Ist der Herr Stenger hauptberuflich als Vertriebsleiter einer Nebelkerzenfabrik tätig?
Wer etwas Einblick in die Machenschaften des Fussballs hat wünscht sich sowieso schon lange einen kompletten Austausch der DFB-Führungsetage. Die Zustände sind nur traurig.
@ nona
was chefredakteur maaß sagen will, ist, dass es mit herrn zwanziger während der podiumsdiskussion eigentlich ganz kuschelig war und er es deswegen bedauert, dass der flappsige ausspruch von herrn zwanziger irgendwie in den artikel gelangt ist und der leser jetzt so was auch noch ernst nimmt, wo doch alles so kuschelig war!
also ich kann dem giessener anzeiger verzeihen!
@freischwimmer:
Was der Herr Chefredakteur sagen will, und warum er welche Wogen zu glätten hofft, das ist mir klar. Ich bezweifele auch nicht, dass die Diskussion an sich weitgehend harmonisch ablief. Theo Zwanziger gilt nicht umsonst als eher sehr umgänglicher Mensch (unter Anderem deswegen ja dieses ganze DFB-Brimborium, sie wollen den lieben Onkel Theo in Schutz nehmen vor den fiesen anonymen Diffamierern, etc.). Mein Interesse liegt hier mehr bei dem, was der Herr Stenger mit seinem wuscheligen Geschreibsel auszudrücken versucht, bzw. welche Eindrücke er damit beim Leser scheinbar zu vermitteln gedenkt.
Bei allem Respekt vor allen möglichen aktiv und passiv Beteiligten dieses offenbar nervenaufreibenden Scharmützels: Ich habe den Eindruck, dass sich hier niemand ausgiebig mit Ruhm bekleckert – der DFB nicht, Weinreich nicht, auch Niggemeier nicht. Ausgehend vom fiesen Demagogen dreht sich hier eine Spirale aus teils abstrusen Wortklaubereien, angetrieben von nichts als wechselseitiger Empörung. Wie ein eskalierender Streit unter Nachbarn. Die Relevanz des Ganzen ist auch irgendwo verschütt gegangen.
Um im Fußball-Bild zu bleiben: Hier sollte mal schleunigst – und möglichst in aller Stille – ein Schiedsrichter dazwischen gehen.
Oder vielleicht kann Uri Geller helfen?
Die Relevanz des Ganzen? Der versuchte Rufmord des DFB an einem kritischen Journalisten.
1. ist mir das relevant genug und 2. ist das Tolle für mich an diesem Blog, dass es nicht relevant sein muss.
n-tv kommentiert: http://www.n-tv.de/1054521.html . Gut so.
Das Tolle für mich an diesem Blog ist unter anderem, dass ich manchmal – nicht oft, aber manchmal – mit dem Hausherren nicht übereinstimme.
Ich finde jedenfalls dieses „der hat das gesagt, und der aber das und zwar zweimal und vielleicht sogar eher“ ermüdend. Und falls der DFB tatsächlich einen Rufmord an Weinreich begehen wollte, dann scheint das ja nun eher in einem Rufselbstmord zu enden.
Und warum liegt dieser „Rufselbstmord“ überhaupt im Bereich des Möglichen?
Richtig, weil Jens Weinreich selbst, weil Stefan Niggemeier darüber berichten und Transparenz schaffen, weil andere Blogs den beiden bekannteren Vorreitern folgen.
Von daher kann ich die Kritik nicht nachvollziehen.
Der Vergleich mit einem Nachbarschaftsstreit ist durchaus gelungen. Auch da kommt es immer dann zur Eskalation, wenn beide Parteien es versäumen, rechtzeitig über den eigenen Schatten zu springen und nicht mehr miteinander, sondern nur noch übereinander reden.
Es steht ja außer Frage, daß Zwanziger und der DFB hier völig überzogen und unagemessen reagieren. Am Ende steht aber zu befürchten, daß Herr Weinreich nicht ganz schadlos aus der Affäre herauskommt. Wert war es das dann in jedem Fall nicht, weil Auslöser des Streits ja letztlich ein Mißverständnis war. Deshalb war es nicht notwendig, das Weinreich sich entschuldigt, einen Rückzieher macht oder sonstwie „zu Kreuze kriecht“. Eine simple Nachricht an Zwanziger, daß das ganze nicht so gemeint war, wie er es verstanden hat, hätte ja gereicht.
Ein hübscher Ratschlag aus dem Amerikanischen ist: „Pick your battles wisely!“ – mein Gefühl sagt mir, daß das Weinreich in diesem speziellen Fall nicht so recht geglückt ist.
@19:“Eine simple Nachricht an Zwanziger, daß das ganze nicht so gemeint war, wie er es verstanden hat, hätte ja gereicht.“
Das hat Jens Weinreich ja in seinem Blog mehrmals getan bzw. erläutert, wie er diese Aussage meint. Und die lieben Mitarbeiter des DFB haben ja mitgelesen.
Außerdem gilt der Ratschlag eher dem DFB. Die schießen m.E. mit einer ganzer Artillerie auf den Spatz. Und die nächste Eskalationsstufe in diesem Streit hat jeweils der DFB gezündet. Und das sich JW nun wehrt, weil es mittlerweile auch um seine nackte berufliche Existenz geht, dürfte wohl verständlich sein.
[…] Koblenz, unkluge Worte wählende, von falschen Männern beratene, irreführende falsche diffamierende Pressemitteilungen verantwortende, an Vergesslichkeit leidende, die Macht der […]
Also ich finde die Vorstellung amüsant, was passiert, wenn letzendlich alle zu Rate gezogenen Gerichte urteilen sollten, dass Herr Weinreichs Formulierungen durch die Meinungsfreiheit gedeckt sind.
Dann hätte der DFB mit seiner überzogenen Reaktion nämlich dafür gesorgt, dass Theo Zwanziger für immer mit einer Titulierung assoziiert werden wird, die sonst kaum jemand gekannt hätte und die für viele vielleicht auch einfach nur gegen Herrn Weinreichs Fingerspitzengefühl gesprochen hätte. Die Metapher vom Eigentor verböte sich dann vielleicht, da zu naheliegend, aber mich persönlich würde es doch freuen zu sehen, dass Menschen die scheinbar nicht in der Lage sind, eine Auseinandersetzung zu führen ohne ihre Anwälte einzuschalten sozusagen von Rechts wegen die Quittung dafür erhalten.
Mich stören zunehmend die Kommentare, die behaupten, Weinreich hätte sich nur entschuldigen müssen. Da offenbart sich ein seltsames Bild von der Aufgabe der Medien. Es ist die Pflicht der Journalisten, Kritik zu üben und notfalls auch mal jemanden anzupinkeln. Dem Angepinkelten mag da die feuchte Hose Juckreize verursachen, es ist nun mal so. Journalisten sollten sich für Fehler entschuldigen, aber nicht für ihre Meinung. Täten sie es, erschienen wahrscheinlich aus Zeitmangel keine Nachrichten mehr.
@20: Vor lauter Bloggen verlernen die Menschen vielleicht die normale Form der Kommunikation. Ein Artikel in einem Blog ersetzt keinen Brief – erfahrungsgemäß schon gar nicht bei bockigen alten Herren. Das meine ich damit, wenn ich vom übereinander- statt miteinander-Sprechen schreibe.
@23: Solche Kommentare würden mich auch stören – hier habe ich solche Kommentare aber noch nicht gesehen.
@24: Da stimme ich Dir durchaus zu. Deinen Gedankengang weiter verfolgend war dann die sofortige Aufforderung, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben aber auch nicht der richtige Weg, oder? Eine simple Nachfrage , persönliches Statement oder ein Telefonanruf des „bockigen, alten Herrn“ wäre sicherlich der vernünftige Weg gewesen.
@19/24: Haben Sie vielleicht irgendein Problem mit Jens Weinreich? Geht mich ja nichts an, aber kommt irgendwie so rüber. Ich jedenfalls halte eindeutig Zwanziger für denjenigen, der die nicht ganz so kluge Entscheidung fällte, zum Kampf zu blasen und ich sehe auch nicht, dass Weinreich irgendwie verheimlicht hätte, dass er das Wort nicht in dem Sinn benutzte, den Zwanziger angeblich im Duden gefunden haben will…
Zwanziger und der DFB geben ein erbärmliches Bild ab und sollten jetzt das tun, was sie von Weinreich verlangten: Sich entschuldigen. Und wenn die Leute auch nur einen Funken Anstand im Leib haben, dann informieren sie darüber auch alle, die sie zuvor zur Verbreitung von Lügen aufgefordert haben.
Und treten anschließend freiwillig zurück, um ihrem Verein weitere Blamagen dieser Art zu ersparen und damit Gras über die Sache wachsen kann.
@25: Dass hier Zwanziger der Buhmann und Auslöser des ganzen ist, steht doch außer Frage. Mir tut nur Weinreich ein wenig leid, weil ich das Gefühl habe, daß er sich hier auf einen Kampf eingelassen hat, den es zu kämpfen nicht wert war. Daß er im Recht ist, ist doch sonnenklar.
Hm… bezüglich der Frage, wann wer mit wem auf welche Weise hätte Kontakt aufnehmen sollen: Ein Verweis auf Paul Watzlawick und sein Metakommunikatives Axiom führt jetzt aber schon zu weit, oder?
(Sorry, wollte auch nur noch schnell ´was schlau klingendes beitragen, bin schon wieder weg…)
„Eigentor“ passt wohl schon, aber wenn’s nicht gefällt, vielleicht „in den Rasen getreten“ oder „ohne gegnerische Einwirkung verletzt“ oder so.
@27
Auf einen Kampf eingelassen? Nur das Vorgehen des DFB gegen ihn offen gelegt. Der DFB unterliegt dem Missverständnis, das mit Angriff zu verwechseln.
Nein, Weinreich bleibt gar nichts andres, als mit einem klaren Sieg vom Platz zu gehen – sonst kann das Kartell der netten älteren Herren den Fall für sich verbuchen. Und vermurlich wird dieser Sieg ein juristischer werden müssen. Denn der gütige Theo hat hier den Eindruck eines skrupellosen Machtpolitikers und Wahrheitsverdrehers hinterlassen, aber keineswegs den eines Mannes, der sich öffentlich entschuldigen könnte.
@26: Vielen Dank für diesen kurzen Ausflug ins Traumland. Zurück in der Realität: Zwanziger wird sich nicht entschuldigen. Niemand wird zurücktreten. Die Karriere von Zwanziger wird von dieser kleinen Episode zu Nullkommanichts beeinträchtigt. Und finanziell hat es dem DFB und Zwanziger schon gar nicht wehgetan. Diese ganze Geschichte hat Zwanziger in den letzten Wochen und Monaten summa summarum 5 bis 8 Stunden beschäftigt – seinen Schlaf hat das mit Sicherheit überhaupt nicht beeinträchtigt.
So, nun überlegen Sie mal, wie Herr Weinreich von dieser Sache zeitlich, nervlich und finanziell beeinträchtigt wurde und wie er aus diesem Scharmützel, das schon in 3 Wochen nur noch ein paar Leute in einer Handvoll Blogs interessieren wird, rausgeht.
Meine Einschätzung ist: Das war es nicht wert, weil es im Grunde nur darum ging, daß Zwanziger einen Begriff anders verstanden hat als er gemeint war. Das kann aber jeder für sich auch anders entscheiden – am Ende ist eh nur interessant, wie Weinreich das sieht.
Blogger stellen sich gerne selbst dar, produzieren sich gerne.
„Die Relevanz des Ganzen? Der versuchte Rufmord des DFB an einem kritischen Journalisten.“
Der DFB wäre übrigens clever gewesen, wenn er von Beginn an den Journalismus außen vor gelassen hätte, schließlich wurde die Demagogen-Aussage von Weinreich als Kommentator auf einem Blog getätig. Zwanziger hätte dann sagen können, dass dies eine private Beleidigung gewesen sei und in keinster Weise gegen den Journalisten Weinreich vorgegangen werde.
Fände ich interessant.
@30: Wer igendwie meint, ein juristischer Sieg wäre was wert, hat noch nicht viel vor Gericht gestritten. Ein juristischer Sieg nur um des Rechtbekommen willens ist meist die nervliche, zeitliche und finanzielle Belastung nicht wert.
In diesem Fall kommt für Weinreich erschwerend hinzu, daß er gar keine zulässige Klage erheben könnte.
@34
Sagen Sie das in ein paar Tagen noch einmal … Oder auch nicht.
[…] kann sich aber unter anderem bei Jens Weinreich, dogfood, Oliver Fritsch, nochmal Oliver Fritsch, Stefan Niggemeier und den dort verlinkten Seiten […]
Haben die beim DfB eigentlich alle nix besseres zu tun? Ich mein, haben die kein Privatleben, Freunde, Hobbies? Das ist alles so far out und dermaßen hemmungslos auf das eigene Bild in der Öffentlichkeit beschränkt, dass man sprachlos daneben steht.
ich habe die ganze geschichte verfolgt und mir tut JW sehr leid, aber juristisch bleiben ihm jetzt eigentlich noch einige möglichkeiten. ich finde aber vor allem, dass er einen riesen-fehler von anfang an gemacht hat, und zwar als er soviel über die ganze geschichte gebloggt hat.
so hat er quasi seine ganze verteidigungsstrategie öffentlich gemacht, obwohl es noch nicht vorbei war, und nur dadurch hat er es dem DFB (natürlich mit einigen unwahrheiten und verdrehungen) überhaupt möglich gemacht, zu behaupten, er habe sich entschuldigt.
JW hätte schlicht und ergreifend ruhig bleiben und erst in der verhandlung die karten auf den tisch legen sollen. das wäre eine dritte juristische niederlage geworden, die sich dann wirklich gewaschen hätte.
nun ist das kind aber leider in den brunnen gefallen, und alles was man jetzt noch tun kann ist hoffen, dass das per verfügung und gegendarstellung wieder gerade gerückt wird, eventuell sogar schadensersatz. alles gute JW, schande über zwanziger.
Eine Frage die sich mir in diesem Fall stellt: Ist es nicht durchaus hilfreich, dass sogenannte Onlinemedien nicht mehr so viel
recherchierenZeit für Qualität haben?Wenn ich mir so einen Autor vorstelle, der von seinem Cheffe die Pressemitteilung auf den Tisch geknallt bekommt. Mir käme in den Sinn, dieser Autor würde nach Herrn Weinreich suchen und – huch – in dessen Blog landen, wo er alle nötigen Informationen abtippseln und auf die Produktionsplattform schieben kann.
Wenn dann noch – was es ja durchaus geben soll – die Korrektur fehlt landen solche – eventuell die Wahrheit unterstützenden Artikel auch auf der Seite, die jeder Leser sieht.
Sehr, sehr „interessant“, was in letzter Zeit passiert. Wer sich alles gegen das Web2.0 stellt und versucht Blogs, Foren, Enzyklopädien, P2P Netzwerke usw usf. zu unterbinden. Wer so alles glaubt, diese Art von Medium mit Methoden zu kontrollieren, die erschaffen wurden, als noch niemand von ebenjenem Medium geträumt hat.
Zu Jens Weinreich selbst:
Mit SicherheitEventuell spielt seine Vergangenheit eine Rolle. Schaut man sich seine alten Blogeinträge an, so ist es erstaunlich, dass ihm solch eine Kampagne nicht schon früher entgegenstand. Er recherchiert gegen so ziemlich jeden Großen im Sportbusiness, egal ob er/sie nun Bach, Blatter, Platini, Rogge oder Samaranch heißt. Er hat schon häufiger den Finger in die Wunde gelegt und unbequem nachgefragt.So könnte es doch durchaus sein, dass ein paar gute Freunde von Theo (nur wenige Leute aber dafür mit umso mehr Einfluss) die gängige Presse ein wenig zurückhalten. Wie war das nochmal mit Beckenbauer und Zwanziger? Der eine ein „wichtiger“ Kolumnist einer Tageszeitung (dessen Sportteil zu den wichtigen Rubriken gehört), auf der anderen Seite der DFB-Präsident, der unsere kaiserliche Hoheit sicherlich ganz gut kennt und ihm vielleicht eine kleine Extrasumme für
Gefälligkeitenkariktative Projekte zusagen könnte. Wie gesagt, alles rein spekulativ, aber ein Schelm, wer böses dabei denkt.Um mal noch ein aktuelles Brummwort in die Debatte zu werfen:
Bei wikipedia findet sich in Herrn Zwanzigers Eintrag ein Hinweis auf die vergeblich geforderte Unterlassungserklärung (nein, ich habe diesen Hinweis nicht eingetragen).
(Mehr wollte ich nicht sagen um die Zeit.)
Und es wird berichtet:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1875939
@31: Traumland? Ich habe ja nicht gesagt, dass ich annähme, dass von denjenigen, die so eine PM veröffentlichen und mit der Bitte um Verbreitung versehen, tatsächlich Anstand im Leib hätten… ;)
Ich denke, Sie sind vielmehr derjenige, der im Traumland lebt. Sie geben vor, zu glauben, dass WEINREICH den ganzen Streit hätte vermeiden können, wenn er Zwanziger ein Briefchen geschrieben hätte, in dem er dem Herrn Zwanziger, der ja ganz unschuldig aufgrund eines „Missverständnisses“ annahm, dass Weinreich ihn „grundlos“ „beleidigt“ hätte, erklärte, wie das Wort Demagoge zu verstehen ist.
Glauben Sie das wirklich?
Dass Zwanziger einen Duden zur Hand nahm, darin was Volksverhetzung las, ihm daraufhin „Goebbels“, „Yad Vashem“ und „§130 StGB“ vor dem geistigen Auge aufblitzten und er tödlich beleidigt seinen Anwalt aktivierte? Und dass dieses „Missverständnis“ auch durch zwei Richter (oder war es immer der gleiche?) nicht ausgeräumt werden konnte und der arme Zwanziger ganz verzweifelt auf ein klärendes Briefchen von Weinreich wartete, durch das Weinreich all das, was ihm jetzt das Leben schwer macht, vermeiden hätte können?
Aber ICH träume… ;)
Streiche „von denjenigen“, setze „diejenigen“.
Die Frage der Relevanz will ich nicht an einer Empflindlichkeit, einer sprachlichen Mißdeutung, an einer Prozeßhanselneigung festmachen. Für mich stellt sich die Frage, ob Herr Zwanziger eine geeignete Figur wäre, um Dopingpraktiken im Fußball auf den Grund zu gehen, oder Wettskandale aufzudecken, oder ob er nicht überall den Mantel des Schweigens drüberstülpen würde, natürlich dem Fußball zuliebe.
Was kann Hr. Zwanziger zur sportlichen Fairneß vermitteln – glaubwürdig?
Und wenn nichts – was will ich dann mit so einem? Weltmeister werden? Wozu?
Weinreich macht als Journalist für meinen Geschmack deutlich mehr her, als Zwanziger als DFB-Präsi und Richter.
P.S.: Im Kicker fördert eine Suche nach „Demagoge“ nichts zu Tage – daher würde ich sagen: Der Mainstream ist noch nicht erreicht.
@31: Die Pressefreiheit und vor allem den gerechtfertigten Aufwand für deren Verteidigung messen Sie an den Stunden, die jemand schläft? Gehören Sie auch zu den Leuten, die zwar den ganzen Tag auf dem (geistigen) Sofa sitzen, weil sich der Aufwand nicht lohnt, aber sich dann lauthals beschweren zu kurz zu kommen?
Sehr, sehr gute Berichterstattung in den Blogs über das Thema. Wenn Weinreich jetzt klagt, wird das auch in den großen Medien knallen. Entgegen 34) sehe ich auch keine Probleme mit der Zulässigkeit einer Klage. Und auch keine besseren Chancen von Zwanziger, wäre er mit einer Beleidigungsklage vorgegangen. Der strafrechtliche Ehrschutz kann meiner Auffassung nach nicht geringere Eingriffsvoraussetzungen als der zivilrechtliche haben.
Weinreich dagegen sollte recht gute Chancen mit einer Klage auf eine Gegendarstellung und Unterlassung haben, auch wenn es sicher kein Selbstgänger ist. Viele Darstellungen in der Presseerklärung lassen sich wohl als Tatsachenbehauptungen widerlegen, die Nichterwähnung der Urteile sollte hier eine Garantenhaftung wegen des Vorverhaltens auslösen. Wäre auch juristisch nicht ganz uninteressant, wie die Richter das sehen. Und da der Sachverhalt – zumindest aus Weinreichs Sicht – auch öffentlich ist, kann auch jeder Jurist eine Klagschrift entwerfen, der Lust hat. Funktioniert Web2.0 eigentlich auch für sowas?
@42: Als Rechtsanwalt verdiene ich mein Geld damit, meine Mandanten aus unnötigen Verfahren herauszuhalten. Insoweit verfüge ich über eine gewisse Verfahrung und Sie können mir glauben (oder es auch lassen), daß man diesen Rechtsstreit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit früher hätte beenden können.
Weinreich wollte den Streit aber vermutlich gar nicht beenden, weil er ja wusste, daß er die Gerichtsverfahren auf jeden Fall gewinnen würde. In diesem Gefühl des sicheren Sieges denkt man manchmal nicht darüber nach, was so ein Sieg überhaupt nutzt. Und man macht taktische Fehler, wie zum Beispiel das Ausbreiten der Verteidigungsstrategie im eigenen Blog.
Wenn ich jetzt lese, daß man auf Weinreichs Seite sogar erwägt, gegen die PM des DFB vorzugehen, kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Da niemand wirklich so blöd sein kann, habe ich langsam das Gefühl, daß Weinreich hier auch seine Rolle als streitbarer Journalist, der allein gegen die böse Funktionärskaste kämpft, ein wenig kultiviert. Wenn er sich daraus berufliche Vorteile verspricht, soll er das ruhig machen – wäre ja völlig legitim.
@45: Hier wurde nicht um die Pressefreiheit gekämpft, sondern um die Bedeutung des Wortes „Demagoge“. Es steht nämlich außer Frage, daß man Zwanziger nicht „Volksverhetzer“ nennen darf. Genauso steht außer Frage, daß man den Begriff „Demagoge“ in seiner eigentlichen Bedeutung verwenden durfte. Das Gericht hat in seinen Beschlüssen nicht die Pressefreiheit verteidigt, sondern lediglich festgestellt, daß der DFB den Begriff „Demagoge“ eine viel zu enge Bedeutung beimisst. Es gibt wenige Gerichtsentscheidungen, die die Beschlüsse in diesem fall an Banalität noch übertreffen. Das ist ja gerade das Lächerliche an der Sache.
@46: Sie sollten fairerweise dazu schreiben, daß Ihre Einschätzung nur eine laienhafte Bewertung ist und sie zwar mal in der Uni eine Rechtsvorlesung gehört haben, tatsächlich aber nicht Jurist sind und von Jura im Grunde auch keinen blassen Schimmer haben.
So wie Sie nämlich mit Rechtsbegriffen jonglieren, könnte sonst beim Leser der falsche Eindruck entstehen, daß Sie wüssten, wovon sie reden.
@rw: Ist es nicht ein bisschen naiv anzunehmen, Ursprung des ganzen Streites sei eine falsche Wortdefinition beim DFB gewesen und nicht der Gedanke, dass dies eine gute Gelegenheit wäre, einem lästigen Journalisten mal einen Schuss vor den Bug zu geben? Insofern wird hier sehr wohl um die Pressefreiheit gekämpft.
Und wenn Sie meinen, es sei ein „taktischer Fehler“ von Jens Weinreich gewesen, transparent alles in seinem Blog auszubreiten, unterschätzen Sie, dass dies nur noch in zweiter Hinsicht eine juristische Auseinandersetzung ist. Und in der publizistischen steht es gerade eher 7:1 für Jens Weinreich, was direkte Folge dessen ist, dass der DFB lügt und verschweigt und Jens Weinreich zwar tobt, aber Transparenz herstellt.
Nachdem ich in der Nacht mal die Beiträge von Jens Weinreich zum Thema gelesen habe, kommt mir der Eindruck, dass hier jemand sehr gezielt, sehr kalkulierend eine Eskalation herbeigeführt hat. Etwas über jemanden schreiben: Das sollte erlaubt sein, auch wenn es demjenigen nicht gefällt. Aus einer Bitte, den (durchaus missverständlichen!) Begriff „Demagoge“ zurückzunehmen, wird dann eine Attacke gestartet, die völlig in der Linie der auch sonst von Jens Weinreich gerittenen Attacken liegt: Er allein gegen irgendeinen großen Funktionär. Er begibt sich in die Position, in der er sich am liebsten positioniert und wohl auch profiliert: der des Einzelkämpfers gegen Funktionäre und Verbände.
Um’s deutlich zu schreiben: Auch ich finde Zwanzigers Reaktion (inzwischen auch die des DFB) überzogen und wenig souverän. Aber Schaden nehmen wird Jens Weinreich. Entweder hat er diesen Schaden miteinkalkuliert und gedenkt ihn durch gestiegene Bekanntheit wieder auszugleichen – oder er hat sich durch zumindest fragwürdiges zwischenmenschliches Gebaren selbst am meisten geschadet. Das mag schade sein. Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Wer mit Enthüllungen über Große sein Geld verdient, der muss damit leben, dass die Großen manchmal zurückschlagen – vor allem wenn schon der Eindruck entstehen kann, dass sich jemand ganz gezielt an einem Streit mit einem Großen groß machen will.
@47: Es geht wohl nicht um berufliche Vorteile. Sondern um die Geschäftsgrundlage. Die besteht bei einem investigativen Journalisten unter anderem aus der eigenen Glaubwürdigkeit als Journalist. Und genau die stellt der DFB in Frage, indem er sich mit der Pressemitteilung an diejenigen Kreise wendet, die Weinreichs journalistischen Fokus bestimmen. Da ist ein Verfahren nicht der Versuch, einen Vorteil herauszuschlagen, sondern den Nachteil gering zu halten, indem der Vorgang so transparent und umfassend dokumentiert wie möglich gemacht wird – und das wird durch die Medien nur dann geschehen, wenn Weinreich selbst klagt. Ich denke, er muss um seines Berufes willen dafür sorgen, dass möglichst wenig Dreck vom DFB hängen bleibt. Das ist halt was anderes bei einem Journalisten als bei einem Manager.
@ruhrpottjunge: Der Große ist beim Zurückschlagen jetzt zweimal juristisch hingefallen und fällt gerade publizistisch. (vgl. die Art der Kommentierung in der „Welt“, „FR“, „Stuttgarter Zeitung“, Deutschlandfunk, „FTD“ etc.)
Warum sollte Weinreich derjenige sein, der Schaden nimmt? Ich finde auch, Sie sollten kein Mitleid mit Weinreich haben. Haben Sie Mitleid mit dem DFB. Nicht weil dessen Führungsmitglieder am Ende dieser Auseinandersetzung verarmt oder arbeitslos sein würden. Sondern weil sie gerade jedem, der es sehen will, die eigene Politbürohaftigkeit vorführen.
@Stefan/Off topic
Kann man Kommentare zu einem Beitrag auch anders per E-Mail abonnieren als durch das Schreiben eines eigenen Kommentars? Das geschieht nämlich häufiger, daß ich einfach nur interessiert eine Diskussion weiter verfolgen möchte, ohne gleich mein Maul aufzureißen.
@49; Ungeachtet Ihrer sträflichen Verachtung für kreative Juristerei – es wurde schon für weniger verurteilt. Deutlich weniger. Die Hamburger Pressekammer ist übrigens immer offen für derlei Argumente.
@50: Publizistisch steht es möglicherweise sogar 10:0 – allerdings vor weitgehend leeren Rängen (um im Bild zu bleiben). Es wäre aber wichtiger gewesen, im juristischen Streit das Hauptsacheverfahren zu gewinnen, da die einstweiligen Verfügungen ja im Grunde nicht mehr sind als schöne Achtungserfolge.
Wenn man sich wie Weinreich einmal entschieden hat, daß man die Sache vor Gericht ausfechten will, dann muss man das auch bis zum Ende durchziehen. Das Problem bei diesem Verfahren war aber, daß die Initiative bei Zwanziger als Kläger lag. Um im Hauptsacheverfahren recht zu bekommen, musste Weinreich praktisch die Hauptsacheklage provozieren. Er selbst kann nun dummerweise nicht seinerseits auf Feststellung klagen, daß er Zwanziger einen Demagogen nennen durfte – dafür fehlt ihm das Rechtsschutzbedürfnis. Eine Klage auf Unterlassung von Behauptungen in der PM sind wenig Erfolg versprechend – dafür ist die PM zu gekonnt formuliert.
Im wesentlichen Punkt bin ich Ihrer Meinung: Dies war ein Versuch, Weinreich „einen Schuss vor den Bug zu geben“. Aber es war der falsche Sachverhalt, um die Sache auszufechten, weil es in der Sache eben letztlich doch nur um einen Definitionsstreit ging und nicht um die Pressefreiheit. „Pick your battles wisely!“ – diese Schlacht war zu banal und unwichtig, um ausgefochten zu werden. Zumal sie Zwanziger die Möglichkeit gegeben hat, sich mal wieder als Kämpfer „gegen das Vergessen“ zu positionieren.
@49/51
Die juristische Sachlage in den nächsten Tagen dann mal wieder erörtern … Falsche Tatsachenbehauptungen und vielleicht auch Verleumdung muss sich in diesem Land kein Mensch gefallen lassen – auch wenn Zwanziger dazu tendiert, die Bundesrepublik mit einer Theokratie zu verwechseln.
Wer Weinreichs Vorgehen, Zwanzigers juristische Niederlage auf seinem Blog transparent zu machen, mit Profilierung verwechselt, hat erstens die Möglichkeiten des Web nicht begriffen, zweitens kennt er Weinreich nicht, der eine solche „Profilierung“ keineswegs nötig hat, im Gegenteil nur Grund, sich über einen gezielten Rufschädigungs- und Vernichtungsversuch zu beklagen.
Dafür haben Zwanziger und Konsorten womöglich Gründe: Der Mann ist Wächterpreisträger, Autor von international beachteten (und übersetzten) Büchern über FIFA und IOC, Filmemacher, einer der wenigen international arbeitenden (und vernetzten) Sportjournalisten dieses Landes und beileibe kein Eizelkämpfer, sondern Mitbegründer einer Vereinigung namens sportnetzwerk. Das sind schlichte Fakten, die man zum Vorgehen des DFB addieren darf.
@57: Was genau hat der DFB gesagt, was in Ihren Augen eine falsche Tatsachenbehauptung ist, die Weinreich einen Unterlassungsanspruch gibt?
@56: „…zu gekonnt formuliert…“: sind die experte für medienrecht (oder welches fachgebiet auch immer sich mit solchen fragen auseinandersetzt)? und würden andere fachkundige juristen zum gleichen urtail kommen?
@56: Um den Demagogen geht es jedenfalls nicht mehr. Und so gekonnt formuliert finde ich das nicht. In mehreren Zitaten wird behauptet, Weinreich habe Zwanziger diffamiert. Genau dass haben die Berliner Gerichte aber gegenteilig beschieden. Sicher, nur im Eilverfahren. Kann aber reichen, vor allem in Verbindung mit dem Verschweigen der Urteile. Und sicher dürfte der Sorgfaltsmaßstab an die Pressemitteilung sehr, sehr hoch sein angesichts der Vorgeschichte, des Sonderwissens der Beteiligten (Juristen, Pressestelle) und der vorangegangenen streitigen Auseinandersetzung. Der Kreis der Empfänger könnte schließlich für eine Einschätzung des Verschuldens Indiz führen.
@50/Stefan
dass dies eine gute Gelegenheit wäre, einem lästigen Journalisten mal einen Schuss vor den Bug zu geben?
Das k a n n sicherlich so sein, aber es ist und bleibt eine Unstellung. Ich glaube, dass sich Zwanziger da schlicht verrannt hat. Man hat erkannt, dass eine erneute Klage gegen Weinreich sinnlos gewesen wäre und versucht nun, „seine“ Sicht der Dinge mittels der ihm informell zur Verfügung stehenden Macht durchzusetzen. Es scheint so, dass das nicht gelingt (was gut ist).
Weinreich sollte aber aufpassen, nicht zum Kohlhaas zu werden.
@58
Suchen Sie sich auf Weinreichs Blog was dazu raus. Falls Sie etwas finden können / wollen.
Habe dort nichts gefunden, womit man sich mit einer Klage nicht lächerlich machen würde. Was schwebt Ihnen vor? Klage auf Unterlassung der Behauptung, daß der Anwalt von Weinreich am 11. November einen Brief geschickt hat, den Zwanziger als Entschuldigung akzeptiert hat? Na super.
@50 (Stefan):
Was Sie da schreiben ist ein sehr guter Punkt. Die Wortdefinition von „Demagoge“ spielt auch meiner Ansicht nach eine untergeordnete Bedeutung. Schade, dass viele Berichte über den Fall den Eindruck erwecken, dies sei der Kernpunkt.
Es ist doch so: Mehreren Zeugenaussagen zufolge (und laut „Gießener Anzeiger“, der im Kern bei seiner Darstellung bleibt) hat Zwanziger bei einer Podiumsdiskussion dem Moderator, Herrn Fischer-Solms, „demagogische Fragen“ unterstellt. In einem Interview bei indirekter-freistoss.de hat Zwanziger erklärt, was er persönlich unter dem Begriff „Demagoge“ versteht, nämlich „Volksverhetzer“ mit nationalsozialistischer Konnotation. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Zwanziger wollte Herrn Fischer-Solms in die Nähe des Dritten Reichs rücken, wobei es unerheblich ist, ob er ihn selbst einen Volksverhetzer schimpft oder ihm über den adjektivischen Gebrauch des Wortes vorwirft, seine Fragen seien die eines nationalsozialistischen Volksverhetzers. Ich halte das für völlig ausgeschlossen, da ich Herrn Zwanziger glaube, dass er mit solchen Vergleichen sehr vorsichtig ist, nicht zuletzt unter dem Eindruck seines Besuchs in „Yad Vashem“.
2. Zwanziger versteht unter dem Begriff „Demagoge“ das gleiche wie jeder andere Deutsche (und der „Duden“) auch, nämlich „Volksverführer“, und wollte Herrn Fischer-Solms nur vorwerfen, dass er mit seinen Fragen die Stimmung unter den Zuhörern bewusst gegen den DFB und dessen Position im Kartellrechtsstreit aufbringt.
Wenn aber Punkt 1 völlig unwahrscheinlich ist und folglich Punkt 2 zutreffend sein muss, dann stellt sich die Frage, ob es bei der Auseinandersetzung mit Weinreich wirklich um die Bedeutung des Wortes „Demagoge“ und Zwanzigers persönliche Ehre geht, oder ob man nicht viel mehr schon seit längerem einen Vorwand gesucht hatte, um gegen Weinreich vorzugehen, den sein Blogkommentar letztlich lieferte. Ein weiteres Indiz ist die Tatsache, dass man beim DFB offenbar akribisch jedwede Blogaktivität Weinreichs (sowohl auf seinem eigenen als auch „auswärts“) verfolgt hat und dabei sogar einen mit dem für Uneingeweihte kryptischen Kürzel „jw“ unterschriebenen Beitrag in einem völlig anderen (und, sorry, nicht allzu bekannten) Blog ausfindig gemacht hat.
Sollte diese Interpretation zutreffen, dann wurde die Eskalation vom DFB sogar ganz bewusst herbeigeführt (und war keineswegs ein Unfall, wie manche Kommentatoren nahelegen). Man war sich der eigenen Wichtigkeit und des eigenen Einflusses so sicher, dass man felsenfest davon ausging, dass die auf den Fall aufmerksam gemachten Medien automatisch pro-DFB berichten würden und Weinreich durch die massive Berichterstattung gegen ihn zumindest vorübergehend journalistisch erledigt wäre. Der Fehler des DFB lag darin, die Eigendynamik des Internet zu unterschätzen. Gerade durch Weinreichs Akribie in Sachen Transparenz konnte jeder Interessierte (und jeder der Recherche noch mächtige Journalist) jedes winzige Detail des Falls nachlesen und sich selbst ein Bild machen, ohne auf die Politbüro-Pressemitteilung des DFB zurückgreifen zu müssen.
Es bleibt abzuwarten, ob nicht doch – wie es das Kalkül wohl vorsah – ein Imageschaden für Weinreich zurückbleibt.
Darf ich?
Vielleicht doch, denn es wird ein bisschen zu viel spekuliert, finde ich.
@ ruhrpottjunge:
„Sehr gezielt“, „sehr kalkulierend“ habe ich es eskalieren lassen? Sehr kühn, dies. Ich nenne es Transparenz. Wenn das zum Kalkül gehört, okay, damit muss ich leben. Ich könnte mir derzeit Angenehmeres vorstellen, echt. Arbeiten zum Beispiel.
„Ich allein“ gegen die großen Funktionäre? Ja wirklich? Bin ich so dämlich, von Hybris zerfressen? Daran stimmt nur, dass ich meine Blogeinträge allein verfasse. Ansonsten gilt, was ich schon oft genug formuliert habe, u.a. im Sammelband „Korruption im Sport“: Als Einzelkämpfer ist in diesem Business gegen Weltkonzerne und Propagandamaschinen nichts zu erreichen. Deshalb ja vernetzende Maßnahmen wie http://www.playthegame.org oder http://www.sportnetzwerk.eu – das sind Ideen, das sind Versuche, andere Pfade sehe ich nicht. Ihre These hat aber insofern einen wahren Kern, dass es – wie in anderen Bereichen auch – offensichtlich zu wenige gibt, die das tun, wofür sie bezahlt werden: Nicht PR-Meldungen nachplappern und mit den großen Herrschaften (ob nun denen vom DFB oder anderen) gemeinsam tafeln, sondern schlicht: Öffentlichkeit herstellen. Ich weiß schon, dass Naivlinge, die es versuchen, Druck aushalten müssen. Ich bin da nur manchmal weinerlich.
Soll ja kein Roman werden. Nur eins noch: An eine Bitte, etwas zurückzunehmen, kann ich mich nicht erinnern. Wollen Sie es genau wissen oder nur vermuten und behaupten? Ich bin so frei:
Am 18. August, drei Wochen nach meinen Kommentaren, als ich gerade in Peking ziemlich viel zu tun hatte, was die Gegenseite wusste, habe ich dort ein Fax erhalten, in dem steht:
„Wegen der Eindeutigkeit der Sach- und Rechtslage fordern wir Sie auf die beigefügte Unterlassungsverpflichtungserklärung innerhalb von 24 Stunden zurückzureichen. Ansonsten werden wir gegen Sie Klage einreichen.“
(Kommafehler nicht von mir)
Das mit der Klageeinreichung ist ja nun nichts geworden. Und das mit der Eindeutigkeit der Sach- und Rechtslage auch nicht. Aber egal, man kann es ja mal versuchen.
Selbstverständlich hätte ich Christian Schertz anrufen können und um Verzeihung bitten. Ich entschuldige mich dafür, es nicht getan zu haben.
@ rw:
Sie sind ja hier der Rechtsexperte. Darf ich Sie mal um einen fachlichen Rat bitten? Ganz ernsthaft: Was wäre eigentlich passiert, hätte ich zwei Instanzen verloren und dann so eine Pressemitteilung an tausende Empfänger verschickt und auf meinen Blog gestellt? Hätte also die Gerichtsbeschlüsse verheimlicht, stattdessen nur die Aussagen dieser Beschlüsse ins Gegenteil verkehrt – und noch ein bisschen gelogen? Sagen Sie mir doch bitte mal, welche Strafen mich dann erwartet hätten? Juristisch, moralisch, berufsständisch? Ich denke mal, die Berufsstandsvereinigungen wären dem DFB flink zur Seite gesprungen, das kann aber sicher eine meiner üblichen bösartigen Unterstellungen sein.
Spielen Sie das Szenario doch bitte mal mit mir durch.
@58: Viel davon hat Jens Weinreich selbst in seinem Blog aufgeschrieben. Einige haben in den Kommentaren weitere Fehler entdeckt.
Die meisten Dinge wären durchaus zu argumentieren: So enthält das Wort „Kampagne“ sicher einen zulässigen wertenden Teil, der aber von einem Mindestmaß an Tatsachen getragen werden muss. Es ist sehr fraglich, ob dieses bei einem Blogeintrag und einer folgenden Veröffentlichung eines vom Gegner initiierten und verlorenen Rechtsstreits erreicht ist.
Weinreich hatte Zwanziger auch nicht „ohne Anlaß als unglaublichen Demagogen diffamiert“ wie behauptet. Es hat das weder ohne Anlaß getan noch hatte er ihn damit „diffamiert“ – siehe die beiden Urteile. Und auch wenn es nur im Einstweiligen Verfügungsverfahren war – die Gerichte haben in einem nicht beweisbedürftigen Verfahren über den Verfügungsanspruch entschieden und das Erstgericht Zwanziger nicht wegen mangelnder Eilbedürftigkeit abgewiesen. Es wurde sich mit dem Sachverhalt in mündlicher Verhandlung auseinandergesetzt. Das entfaltet schon eine gewisse Überzeugung.
Überhaupt: Der Maßstab muss hier wohl auch die Berufsfreiheit sein, nicht nur APR. Der DFB wendet sich gezielt an Branchenkontakte.
@63
Dachte ich mir übrigens, dass Sie nichts finden können.
@63
Tschuldigung, sollte heißen: wollen.
@65: Es ist schwierig, einen derart unkonkreten Sachverhalt zu bewerten. Grundsätzlich ist es in Deutschland nicht verboten, nach einem verlorenen Prozess eine Pressemitteilung herauszugeben, in der man den Prozess nicht erwähnt. Es ist auch nicht verboten, Gerichtsbeschlüsse für falsch zu halten. Und es ist auch nicht verboten, weiter eine vom Gericht abweichende rechtliche Auffassung zu vertreten. Lügen per se ist übrigens auch nicht verboten.
Verboten wäre aber, Zwanziger weiter einen Demagogen zu nennen, nachdem ein Gericht Ihnen das untersagt hat.
Wenn Sie also eine PM herausgegeben hätten, in der Sie nach dem verlorenen Prozess die Auffassung vertreten, daß die Presse mehr dürfen können muss, als das Gericht Ihnen zugebilligt hat, ohne die abweichende Meinung des Gerichts auch darzulegen, ist das rechtlich unproblematisch, solange Sie die untersagte Behauptung nicht wiederholen.
@ rw: Das hat mich überzeugt. Vor allem Ihre Formulierung „unkonkreter Sachverhalt“. Wollen oder können Sie nicht verstehen, was ich meinte, als ich Sie, der doch die Realität so konkret beschreibt und juristisch würdigt, darum bat, einfach mal ein Szenario durchzuspielen, was passiert wäre, hätte der Journalist so gehandelt wie der DFB?
@69
Sie entwickeln beste DFB-Qualitäten. Kein Gericht hat Weinreich verboten, Zwanziger einen „unglaublichen Demagogen“ zu nennen, da dies begründet war und zwar mit Zwanzigers „Argumentation“ gegen das Bundeskartellamt.
Vorschlag: Arbeiten Sie sich doch erst mal ein ins Thema.
@69
Oops, zweite Entschuldigung. Sollte ein Szenario sein.
Dennoch: ziemlich schief aufgelegt.
Bleibe bei meinem Vorschlag.
Den von Herrn Zwanziger geäußerten Satz „Wenn Herr Weinreich nicht will, dass ich mich von ihm als Volksverhetzer denunziert verstehe, dann soll er mir zwei Zeilen schreiben, dann ist die Sache vom Tisch.“ verstehe ich durchaus als Versuch, die Angelegenheit gütlich zu klären.
Sie geht mit dem Angebot einer Interviews einher, in dem Zwanziger Weinreich auch „die kritischsten Fragen“ beantworten möchte.
Was wäre passiert, hätte Weinreich den Demagogie-Begriff mit dem Zwanzigers abgeglichen und das Missverständnis ausgeräumt? Kein Skandal? Keine explodierenden Zugriffszahlen auf jensweinrich.de? Keine deutschlandweite Bekanntheit? Einfach nur ein Interview, in dem zwei Männer miteinander sprechen anstatt über einander schreiben? Bin ich zu altmodisch wenn ich glaube, dabei hätten beide besser ausgesehen? Oder zu naiv, wenn ich glaube, dass Herrn Weinreich daran etwas liegt?
Ich bleibe dabei: Es ist eine vermeidbare Eskalation. Und eine, die eine wirkliche Abarbeitung der durchaus berechtigten Vorwürfe an Herrn Zwanziger fast unmöglich macht. (Oder warum genau, mit welchem Anlass, hat Jens Weinreich die zur Diskussion stehenden Bezeichnung verwendet?)
ohgottogottogott… das waren ein paar fehler zu viel.. naja, meine frage wurde ja halbwegs geklärt
was ich bei der Sache nicht ganz nachvollziehen kann, ist die angebliche Gefahr, die von der Aktion des DFB für Herrn Weinreichs berufliche Zukunft ausgehen soll.
Ich meine, ist Weinreich in den einschlägigen Dunstkreisen des DFB und anderer mächtiger Sportverbände nicht sowieso schon eine Art persona non grata ?
Was kann ihm der DFB schon tun ?
@70: Herr Weinreich, wenn Sie der Meinung sind, die PM des DFB würde Ihnen einen Unterlassungsanspruch geben, kann ich Ihnen nur empfehlen, das mit Ihrem Anwalt zu besprechen. Ich kenne Herrn Dr. Amelung zwar nicht, habe aber keinen Zweifel, daß er ausgesprochen fähig ist, zumal er einer sehr guten Kanzlei angehört.
Meine Auffassung ist, daß die PM des DFB keinen Unterlassungsanspruch begründet. Also konkret zurück zum Szenario: Wenn Sie eine Pressemitteilung herausgeben hätten, die keinen Unterlassungsanspruch begründet, wäre nicht viel passiert. Vielleicht hätten Sie sich lächerlich gemacht – ähnlich wie der DFB. Vielleicht wären Sie verklagt worden – aber vermutlich hätten Sie das Verfahren gewonnen.
Was wollen Sie von mir hören?! Daß der DFB hier völlig albern, überzogen und unakzeptable agiert? Habe ich doch nun wirklich schon 5x geschrieben. Gern nochmal: Zwanziger ist der Buhmann, der DFB macht sich lächerlich, die Androhung der Klage war peinlich, die PM ist moralisch verwerflich und eines Sportverbandes unwürdig. Zufrieden?
@73
Ja, der gute Zwanziger. Verbindet sein großmütiges Angebot leider mit der Unterschlagung der Tatsache, dass vor Gericht längst geklärt war, was Weinreich meinte, in welchem „Sachzusammenhang“, und was er nicht meinte, sondern einzig Zwanzigers Dudenhorizont entsprungen ist.
Dass er allerdings meint, Journalisten würden glauben, dass ein solches Interview ein Geschenk sei, noch dazu ganz bestimmt Hochinteressantes böte – das kann man ihm nachsehen. Viele Journalisten glauben das tatsächlich.
Wie #75 sehe auch ich die Gefahr für die berufliche Zukunft Jens Weinreichs nicht. Gut, man könnte ihm zum Vorwurf machen, dass ihm gewisse Soft Skills wie die der Kommunikationsfähigkeit fehlen. Aber er ist ja Freelancer und muss an keinem sesselfurzenden Personalberater vorbei. Mit fehlender Kommunikationsfähigkeit spiele ich natürlich einmal mehr darauf an, dass er ja ein versöhnliches Angebot bekam, aber lieber die Tastatur und eine anonyme Netzmasse suchte, als das persönliche Gespräch. Was ich auch nicht ganz verstehe, wieso glaubt man, dass Jens Weinreich mit einer Unterlassungserklärung wegen des Wortes Demagoge mundtot gemacht werden sollte? Gäbe es da nicht bessere Gelegenheiten als ein Wort mit griechischer Abstammung? Wurde er früher schon eingeschüchtert? Ich kenne die Historie nicht.
Kurios ist übrigens auch, dass hier am Wort „Kampagne“ festgeklammert wird – als Inbegriff einer Lüge. Das entspricht exakt der causa „Demagoge“. Unterschiedliche Auslegungen eines Begriffs. Aber deswegen noch nicht ungültig, beleidigend, verlogen oder diffamierend.
Ooops, „Neun Neuntel“ beschwert sich über die „anonyme Netzmasse“.
@79/jw
„Beschwert“ er sich? Wo?
@79/80
Und wer?
Wie bitte?
was die „Social Skills“ von Herrn Weinreich angeht, so weit wie Neun Neuntel würde ich da vielleicht nicht gehen, aber es ist doch schon erstaunlich, dass die Beteiligten tatsächlich immer nur übereinander, aber nie miteinander geredet haben.
Wie kleine Kinder sitzen sie schmollend in ihrer jeweiligen Ecke, unfähig oder unwillig, auch nur einen Schritt auf den anderen zu zugehen.
Nicht dass man mich falsch versteht, ich bewundere Herrn Weinreich für seine Hartnäckigkeit, und seinen journalistischen Ethos. Aber, wie Neun Neuntel es schon andeutet, war es wirklich zu viel verlangt, die Sache mit T20 in einem persönlichen Gespräch zu klären, und ihm seine ( also Weinreichs ) Definition von „Demagoge“ zu erläutern ? JW hätte in diesem Gespräch ja noch nicht mal ein Wort zurücknehmen müssen.
Bloss erklären, wie er was genau gemeint hat.
Und bevor man mir jetzt kommt mit Argumenten wie „das hat er ja in seinem Blog alles veröffentlicht“, das ist eben nicht das selbe, wie der betroffenen Person das persönlich zu sagen.
Ich bestreite gar nicht, dass der DFB auch nicht gerade zur De-Eskalation beigetragen hat. Da wurde auch viel virtuelles Porzellan zerschlagen. Aber hätte JW sich wirklich einen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn er das mit T20 persönlich besprochen, und aus der Welt geschafft hätte ?
Die Gerichte haben festgestellt, dass der unglaubliche Demagoge als Meinungsäußerung erlaubt sei, aber nicht, dass Theo Zwanziger einer sei.
Im Umkehrschluss ist auch die Diffamierung in der Presseerklärung als Bestandteil des Meinungsstreites zulässig.
@84: Oh, da haben Sie jetzt aber ein Fass aufgemacht.
Irgendwer wird gleich kommen und darlegen, daß „Diffamierung“ gleichbedeutend mit Verleumdung sei, Verleumdung wiederum ein Straftatbestand, wäre aber die Äußerung von Weinreich strafrechtlich relevant, wäre sie auch zivilrechtlich untersagt worden, insoweit ist der Begriff „Diffamierung“ nicht lediglich Meinungsäußerung, sondern falsche Tatsachenbehauptung und damit im höchsten Maße rechtswidrig, so daß eine Unterlassungsklage nicht nur quasi schon gewonnen, sondern vor allem auch zur Verteidigung der Pressefreiheit und damit der freiheitlich demokratischen Grundordnung nicht nur geboten erscheint, sondern fast schon die Pflicht eines jeden aufrechten Bürgers ist.
Das wird viel Zustimmung ernten und ihr kluger Einwurf wird dann leider wieder schnell vergessen.
@steve: Vorsicht! Die Gerichte haben das nicht in dieser pauschalen Form festgestellt, sondern auf den konkreten Fall bezogen, und auch das nur in einem einstweiligen Verfügungsverfahren. Ich finde zwar auch, dass der DFB und Herr Zwanziger in den vergangenen Wochen eindrucksvoll weitere Belege dafür geliefert haben, dass der Vorwurf der Demagogie nicht abwegig ist, wäre aber vorsichtig beim Gebrauch des Begriffes.
@84/steve
Die Gerichte haben nichts derartiges festgestellt, weil eine einstweilige Verfügung die Hauptsache nicht vorweg nehmen darf, sondern lediglich eine vorläufige Regelung trifft.
Insofern sagt die Ablehnung des Erlasses einer einstweiligen Verfügung lediglich etwas darüber aus, ob die Gerichte es für notwendig hielten, bis zu einer Entscheidung in der Hauptsache etwas gegen die Äußerungen von Jens Weinreich zu tun.
@86: Naja, mit dem Begriff „Demagoge“ kann man nun wirklich nicht viel verkehrt machen.
@87: Grundsätzlich korrekt. Im vorliegenden Fall aber war die Rechtslage so eindeutig, daß das Landericht (die Entscheidung des KG habe ich nicht gefunden) seine Ablehnung des Antrags damit begründet hat, daß ein Anspruch (in der Hauptsache) nicht bestünde. Es hat damit die Hauptsache quasi vorweg genommen (was hier aber rechtstechnisch nicht der richtige Begriff ist).
naja, anscheinend kann man das ja schon. Ich denke, JW wünscht sich mittlerweile, er hätte statt dessen „Polemiker“ oder etwas ähnlich harmloses gesagt. ^^
Was DFB und JW heißen sollen, kann ich mir denken. Die kürzen sich ja selbst so ab. Aber was ist denn bitte ein T20? Die Abk. für Torben Zwanzig, dem momentan arbeitslosen Dachdecker aus Gera, der in seiner Freizeit als Guerillakünstler Plastikgießkannen und Gartenzwerge mit Hakenkreuzen bemalt und in die Weiße Elster wirft, um gegen Rassimus bei der Namensvergabe von Flüssen zu protestieren? Der hat doch gar nichts mit der Sache hier zu tun.
@ruhrpottjunge, B.Schuss & Co.:
Ihr haltet in Euren Wortmeldungen immer noch die Fiktion aufrecht, es hätte sich hierbei um ein schlichtes Missverständnis gehandelt, welches durch einfachen persönlichen Kontakt vom im Grunde lieben Onkel 20er leicht aus der Welt zu schaffen wäre. Wenn Sie aber das Material der Artikel im Zusammenhang studieren, wird Ihnen auffallen, dass diese Sichtweise nur durch die Behauptung von Herrn Zwanziger, er sei „kein Prozesshansel“ gestützt wird. Und der tut sich keinesfalls durch Wahrheitsliebe hervor. Diese Fiktion bricht spätestens bei dem unbestrittenen Fakt, dass „demagogisch“ zum gern genutzten Wortschatz des Herrn Zwanziger gehört, in sich zusammen. Was bleibt, ist der großangelegte Angriff auf die Person Weinrichs. Und wenn man einmal verstehet (oder in Ihrem Fall einsieht), dass die Angelegenheit böswillig entstand, muss man ein gutwilliges aus-der-Welt-schaffen schon wieder abschreiben, nicht wahr?
Und zwar egal, was Sie aus den DFB-Texten herauslesen.
Und für die anwesenden Juristen: Wenn Sie aus dem Newsletter die Diffamierung herauslesen können, dann kann das ein beliebiges Gericht auch. Unabhängig von einzelnen „geschickten“ Formulierungen haben Texte auch einen Sinn, denn das ist ja der Zweck dessen. Warum sollte man das nicht angreifen können? Behaupten Sie die Unzulänglichkeit unseres Rechts oder die unserer Richter? Vielleicht sollte man die Kollegen im Lawblog damit beschäftigen. Im Übrigen halte ich eine Gegendarstellung für weit wichtiger als den bloßen Unterlassungsanspruch. Schon wegen der Publizität.
@91: T20… Dachte eher an ein veraltetes Modell der Terminator-Reihe.
@92: Ein Unterlassungsanspruch muss sich auf eine konkrete Behauptung beziehen. Eine Klage mit dem Inhalt, daß es dem DFB untersagt wird, Jens Weinrich in irgendeiner Form zwischen den Zeilen zu diffamieren, ist zu unbestimmt.
Machen Sie sich doch einfach mal die Mühe und lesen sie die PM Satz für Satz durch. Sie werden merken, daß da nichts drin ist, was wirklich schlicht falsch ist und nicht vom recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt ist. Bedenken Sie dabei, daß der DFB und Zwanziger und die zitierten Personen das gleiche recht auf freie Meinungsäußerung haben wie Weinreich, Sie und ich. Und Wenn Sie meinen, etwas Justiziables gefunden zu haben, lesen Sie das nochmal im Lichte des Beschlusses des LG: „Da es Sinn jeder zur Meinungsbildung beitragenden öffentlichen Äußerung ist, Aufmerksamkeit zu erregen, sind angesichts der heutigen Reizüberflutung einprägsame, auch starke Formulierungen hinzunehmen. Das gilt auch für Äußerungen, die in scharfer und abwertender Kritik bestehen, mit übersteigerter Polemik vorgetragen werden oder in ironischer Weise formuliert sind. Der Kritiker darf seine Meinung grundsätzlich auch dann äußern, wenn sie andere für “falsch” oder für “ungerecht” halten.“
Das einzige Aussage, die in der PM enthalten ist und über die man wenigstens mal im Hinblick auf einen Unterlassungsanspruch nachdenken könnte, ist die Aussage, Weinreich hätte Zwanziger „diffamierend beleidigt“. Aber ich wäre höchst beunruhigt, wenn irgendein Gericht in Deutschland das nicht vom Recht auf Meinungsäußerungsfreiheit gedeckt sähe – auch wenn diese rechtliche Bewertung vermutlich von der Meinung des LG und des KG abweicht. Oder anders: Wer jemanden einen „unglaublichen Demagogen“ nennt, muss einfach damit leben, daß der andere sagt, das sei eine „diffamierende Beleidigung“. Möchten Sie wirklich in einem Staat leben, in dem weder das eine noch das andere erlaubt ist?!
@ Der Postillion: Ein „veraltetes Modell der Terminatorreihe“. Wahrscheinlich reite ich gerade deine Pointe tot, aber: ROFL!
@ rw:
Ihre unaufgeregten Erläuterungen sind eine Wohltat in diesem Umfeld.
#94: Ich gebe Ihnen Recht.
Nobilitatis, ich habe durchaus betont, dass ich das Vorgehen des DFB in der Sache für falsch halte. Mit der Pressemitteilung ist man übers Ziel hinaus geschossen. Ob man darin auch strafbewehrte Unwahrheiten verbreitet hat, werden vielleicht die Gerichte klären müssen.
Das die ganze Aktion ( e-mail Verteiler und Pressemitteilung ) ein Versuch des DFB ist, die „Kommunikationsherrschaft“ so wie Herr Zwanziger sie versteht, wieder zu erlangen, bzw. zu etablieren, ist für mich persönlich ebenfalls unstrittig.
Ich sage aber auch, dass es unglücklich ist, dass beide Parteien nur übereinander, aber nie miteinander gesprochen haben. Anwälte, Pressemitteilungen, Unterlassungsklagen, Blogeinträge zu Hauf, aber kein persönlicher Kontakt, kein klärendes Gespräch.
Herr Zwanziger hatte das angeboten, und meiner Einschätzung nach hätte JW im Rahmen eines solchen persönlichen Gespräches die Chance gehabt, sein Verständnis des Begriffes „Demagoge“ zu erläutern, ohne auch nur ein Wort des gesagten zurück zu nehmen.
Gleichzeitig hätte sich die Gelegenheit geboten, Herrn Zwanziger eine Vielzahl an unbequemen Fragen zu stellen. Und so eine Chance kriegt Herr Weinreich ja auch nicht oft.
Sind „die Lügen des DFB“ Tatsachen, Tatsachenbehauptungen oder eine zulässige oder unzulässige Meinungsäußerung?
Das vermeintlich Güteangebot von Theo Zwanziger kam doch erst nach zwei Gerichtsinstanzen im Interview mit Oliver Fritsch.
Von daher kann man das Herrn Zwanziger nicht wirklich zu Gute halten. Immerhin wurde quasi erst geklagt und dann versucht sich gütlich zu einigen. Obwohl die Instanzen ja Herrn Zwanziger sagten, dass es gar nichts gibt, weswegen man klagen könnte.
Ob die PM des DFB juristisch angreifbar ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Auf jeden Fall ist sie unerste Schublade und eines gemeinnützigen Verbandes nicht würdig. Es ist ein Versuch den Kritiker mundtot zu machen, was man ja insbesondere an der Wahl der Addressaten sieht.
Zulässige Meinungsäußerung – ähnlich eindeutig wie der „unglaubliche Demagoge“.
#94, Korrektur:
Ich habe den Eindruck, es wurde wahrheitswidrig behauptet, Herr Weinreich bzw. sein Anwalt haben die verlangten Erklärungen abgegeben, wenn auch verspätet, um den Rechtsweg zu vermeiden.
„Im Zuge der Weinreich eingeräumten Frist auf Widerruf seiner diffamierenden Beleidigung von Dr. Zwanziger erfüllte der Berliner Journalist damit die vom DFB-Präsidenten gestellten Bedingungen, damit die vorbereitete Klage nicht eingereicht wird.“
Ach ja, und da wäre dann noch das „ohne Anlaß“.
#98: Das nennt man eine Nebelkerze. Nach den juristischen Niederlagen benötigte Herr Zwanziger einen Aufhänger, um das Thema ad acta legen zu können und dabei den Eindruck zu hinterlassen, dass er irgendwie gewonnen hat, indem das „Missverständnis“ gütlich beseitigt wurde. Nur so kann man die Formulierung im Newsletter verstehen, die ansonsten ja eine glatte Lüge darstellen. Es hat sich von Anfang an nie um ein Missverständnis gehandelt.
@100 Ein solches Angebot wäre – das kann man nach der PM des DFB wohl annehmen – von TZ als Gang nach Canossa des JW gedeutet und der DFB als gütiger Sieger dargestellt worden. Das hat ein kritischer Journalist nicht nötig, wenn er seinen Beruf ernst nimmt. Schließlich ist die Bezeichnung als Demagoge ja jetzt noch bestätigt worden.
Ich meine natürlich @98.
@102: Naja, daß die Erklärung abgegeben wurde „um den Rechtsweg zu vermeiden“ steht da nicht. Selbst wenn es dort stünde, wäre das noch ein zulässige Deutung des Verhaltens. Polemisch, aber vom Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt.
Der zitierte Satz ist sicher nicht justiziabel. Was Zwanziger als „Erfüllung seiner Bedingung“ ansieht und was nicht, belibt ihm überlassen.
Zum „Anlass“: Wenn Zwanziger meint, auf besagter Veranstaltung nicht demagogisch aufgetreten zu sein, ist es doch wohl nur konsequent, wenn er weiter darauf besteht, daß diese Veranstlung keinen Anlass für eine aus seiner Sicht diffamierende Beleidigung gegeben haben kann.
Mal davon abgesehen: Soll Weinreich wirklich gegen Zwanziger klagen, daß dieser in Zulunft nicht mehr behaupten dürfe, Weinreich hätte ihn „ohne Anlass“(!) einen unglaublichen Demagogen genannt?! Da fehlt es doch wohl schon an einer Persönlichkeitsverletzung, oder nicht?!
@98
Der Punkt ist wohl: Wenn Herr Zwanziger ein Problem mit Herrn Weinreich hat, soll er ihn anrufen. Die Telefonnummer findet man ganz easy raus. Wenn man das nicht tut, direkt zum Anwalt rennt, Herrn Weinreich einen Entwurf zu einer Unterlassungsklage auf den Tisch knallt, damit zweimal auf die Nase fällt und Herrn Weinreich danach in einem Interview anbietet, er könne ihn doch anrufen und die Sache klären, dann ist das nicht nur hochgradig arrogant, sondern auch kommunikationstechnisch ziemlich idiotisch. Es war ja nicht Herr Weinreich, der etwas von Herrn Zwanziger wollte (außer Ruhe wahrscheinlich)…
@Twipsy: und wo wäre dann der Unterschied zu der aktuellen Situation ?
Die PM des DFB ist möglicherweise gar nicht rechtlich anfechtbar.
Und ein persönliches Gespräch ( das man zur Dokumentation auch hätte aufzeichnen können, um eventuell falsche Darstellungen des DFB zum Gesprächsverlauf einen Riegel vor zu schieben ) hätte Jens wenigstens die Möglichkeit geboten, Herrn Zwanziger all die Fragen zu stellen, denen er sich bisher verweigert hat.
Sogar der ursprüngliche Grund, warum JW Herrn Zwanziger als „unglaublichen Demagogen“ bezeichnet hat, hätte angesprochen werden können.
Statt dessen hat JW sich auf einen Konflikt eingelassen, den niemand „gewinnen“ kann. Ganz im Gegenteil: sollte es zu einem Streit vor Gericht kommen, würden die Fronten noch weiter verhärtet.
So wie ich das sehe, hat JW eine einmalige Chance, dem DFB-Präsidenten wichtige Fragen zu stellen, verstreichen lassen.
Ich kann verstehen warum, und ich respektiere seine Entscheidung, aber ich denke nicht, dass er damit etwas gewinnen kann.
Die meisten infomierten Zuschauer haben sich ihre Meinung doch längst gebildet.
Zwanziger meinte vermutlich Diskurshoheit (und sagte „Kommunikationsherrschaft“). Sein Gedanke war, auf eine weitere Verfolgung rechtlicher Schritte zu verzichten (weil dies eh sinnlos geworden wäre), und stattdessen die gesamte informelle Macht des DFB gegen den Journalisten Weinreich einzusetzen. Man nennt so etwas Kampagne (die FAZ gibt gelegentlich im Feuilleton Beispiele von subtilem Kampagnenjournalismus). Es ist m. E. deutlich erkennbar, dass dies persönliche Motive enthält; Zwanziger fühlt sich verletzt, vermutlich auch und gerade deswegen, weil seinen Wünschen nicht entsprochen wurde. Im Prinzip sehe ich es ähnlich wie einige hier, d. h. ein klärendes Wort (unahängig davon, dass es in Weinreichs Blog schon klärend war – aber hier spielt eben das Ego Zwanzigers eine Rolle) hätte eine weitere Eskalation vermieden.
Ich kann aber auch Weinreich verstehen, dass man sich irgendwann auf ein solches Niveau nicht mehr begeben möchte. Weinreich hat vermutlich nicht damit gerechnet, dass der DFB eine Pressemitteilung zu diesem Fall herausbringt – und schon gar nicht eine solche. Eigentlich müsste man dort jetzt sämtliche Presserefeenten entlassen, so stümperhaft ist das aufgesetzt.
Eindeutig ist: Hiermit sollte die „Diskurshoheit“, d. h. die DFB- Version der Wahrheit über diesen Fall kanonisiert werden. Dieser Vorgang ist ungeheuerlich, keine Frage.
Durch die Berichterstattung in Medien wie der FR, n-tv, SZ, DLF bekommt die DFB-Version jetzt sozusagen „Risse“. Das ist ein grosser Erfolg, den ich nicht für möglich gehalten hatte (der allerdings – wie gesagt – durch die stümperhafte Erklärung des DFB stark befördert wurde).
Die Sache jetzt aktiv gegen den DFB zu wenden, hielt ich für einen Fehler, den man im Übermut leicht begehen kann. Vermutlich wird Zwanziger versuchen, die Sache auszusitzen (dauerhaften Schaden wird er nicht nehmen; dabei bleibe ich).
„Herrn Zwanziger all die Fragen zu stellen, denen er sich bisher verweigert hat.
Sogar der ursprüngliche Grund, warum JW Herrn Zwanziger als „unglaublichen Demagogen” bezeichnet hat, hätte angesprochen werden können.“
Und Sie denken, dass TZ darauf eingegangen wäre, so, wie er sich z.B. in Gießen benommen hat? JW hätte sicher kritischere Fragen in petto gehabt als die, die von TZ ja schon als „demagogisch“ bezeichnet und als Anlass genommen wurde, die Veranstaltung zu verlassen.
@110/Twipsy
Schön, wenn man schon alles im voraus weiss.
Manches weiß man einfach im Voraus. Nennen wir es Erfahrung.
Programmtipp – ZAPP
http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,SPM2488,00.html
http://www.zeit.de/online/2008/47/spd-linkspartei-verhaeltnis?page=all
Demagogen-Tage in der deutschen Zeitungslandschaft: Tanja Dückers stellt in der ZEIT indirekt eine Verbindung zwischen Lafontaine und dem Begriff Demagoge her, lässt irritierenderweise aber das Wort Volksverhetzer direkt folgen. Was hat sie denn da nun wieder missverstanden?
Ist das „demagogisch“?
Theo, wir fahr’n nach Lodz,
Theo, wir fahr’n nach Lodz
Steh auf Du faules Murmeltier
Bevor ich die Geduld verlier
Theo, wir fahr’n nach Lodz
Theo, wir fahr’n nach Lodz,
Theo, wir fahr’n nach Lodz
Ich habe diese Landluft satt
Will endlich wieder in die Stadt
Theo, wir fahr’n nach Lodz
Gott verlass’nes Dorf,
Nur Heu und Torf
Stets der gleiche Trott
Nur hüh und hott
Im Stall die Kuh macht muh
Die Hähne kräh’n dazu
Das hält keiner aus
Ich will hier raus
Theo, wir fahr’n nach Lodz,
Theo, wir fahr’n nach Lodz
Da fassen wir das Glück beim Schopf
Und hauen alles auf den Kopf
Theo, wir fahr’n nach Lodz
Dies verdammte Nest
Gibt mir den Rest
Ich fühl mich zu jung
Für Mist und Dung
Ich brauch‘ Musik und Tanz
Und etwas Eleganz
Gib Dir einen Stoß
Und dann geht’s los
Theo, wir fahr’n nach Lodz,
Theo, wir fahr’n nach Lodz
Dann feiern wir ein großes Fest
Das uns die Welt vergessen läßt
Theo, wir fahr’n nach Lodz
Dann kann ich leben, dann bin ich frei
Und auch die Liebe ist mit dabei
Theo, wir fahr’n nach Lodz,
Theo, wir fahr’n nach Lodz
Komm mit, die Pferde warten schon
Steig ein und sei mein Postillon
Theo, wir fahr’n nach Lodz
@ben: Ein Demagoge kann auch ein Volksverhetzer sein. Es gibt aber Volksverhetzer, die keine Demagogen sind und Demagogen, die keine Volksverhetzer sind. So einfach ist das. Einfach mal die Definition anschauen.
http://www.ndr.de/zapp
Zapp über das mediale Foul des Theo Zwanziger.
Sendetermin
Mittwoch, 23.00 – 23.30 Uhr
Wiederholung
NDR Fernsehen:
Donnerstag auf Freitag zwischen 00:30 Uhr und 02:00
3sat:
Freitag, 17.15 Uhr
EinsExtra:
Mittwoch auf Donnerstag, 00.20 Uhr, 00.30 Uhr
EinsFestival:
Donnerstag auf Freitag, 17.45 Uhr, 22.15 Uhr, 04.00 Uhr
Freitag auf Samstag, 03.30 Uhr
@Nobilitatis: Mein Fehler. Ich hätte versuchen sollen, die Ironie in meinem Beitrag besser zu transportieren. Aber das ist eben das ewige Problem des Schreibenden.
Übrigens, es „wirkt“ gerade jemand unter Nutzung der DFB IP Adressen auf dem Wikipediaeintrag zu Theo Zwanziger! ;)
Die Löschung des „Zwanziger ./. Weinreich“ Teils in Zwanzigers Bio wurde bereits rückgängig gemacht und auf der Diskussionsseite kommentiert…
@rw (68)
Gedacht hatte jw in (65) vielleicht (!) eher an die Macht des Faktischen. Um es mal zu verallgemeinern: Hatten Sie noch nie einen Mandanten, bei dem sie dachten (oder der es mehr oder weniger deutlich sagte), dass es ihm schon Vergnuegen bereiten wurde, die Gegenseite ein wenig zu beschaeftigen, ein bisschen mit der Kosten-Angst zu hantieren, die sofort kommt, wenn man fuer das Landgericht als Eingangsinstanz eine anwaltliche Vertretung benoetigt. Das sind so Dinge, mit denen man als Nichtjurist konfrontiert wird, und wo ein wirtschaftlich Staerkerer auch schnell mal den wirtschaftlich Schwaecheren beeindrucken kann.
@ 109 (Gregor Keuschnig): Jens Weinreich hat vielleicht (!) doch mit etwas gerechnet, hier
http://jensweinreich.de/?p=1722
schrieb er zumindest:
„Und eins noch vorab: Niemand vom DFB hat je mit mir darüber geredet. Der Anwalt des DFB hat meinem Anwalt etwas anderes erzählt/versprochen, als es hier jetzt vorliegt.“ Was das allerdings war, sagte er nicht.
Was ich schon immer schreiben wollte, aber einfach noch nicht dazu gekommen bin: Großes Kompliment an Dich wegen der Verwendung des Worts „Lügen“ in der Überschrift. Es ist immer schön, wenn jemand das Kind beim Namen nennt.
@rw: Ich halte die Presemitteilung auch für juristisch unangreifbar (und habe dies auch schon damals auf der HP von Jens Weinreich geäußert).
Aber würden Sie einem weniger erfahrenen, nunja, Kollegen etwas Nachhilfe zuteil werden lassen, und mir erklären, warum Herrn Weinreich für die Feststellung, der vom DFB behauptete Unterlassungsanspruch gegen die Behauptung „unglaublicher Demagoge“ bestehe nicht, das Rechtschutzbedürfnis fehlen soll?
@Twipsy, #110:
natürlich kann man nicht wissen, wie ein solches Gespräch verlaufen wäre. Aber kann man nicht argumentieren, dass JW als Journalist diese sich im bietende Chance, den DFB-Präsidenten zu interviewen, unbedingt hätte nutzen sollen, ja nutzen müssen ?
Gerade vor dem Hintergrund seiner bisherigen „Arbeit“ zum Thema DFB und Zwanziger ? Warum eine solch einmalige Gelegenheit, Herrn Zwanziger persönlich mit all den Vorwürfen zu konfrontieren, die in den letzten Monaten Thema waren, verstreichen lassen ?
So verhasst, wie JW bei manchen Sportfunktionären ist, kommt eine solche Gelegenheit doch vermutlich so schnell nicht wieder.
Wenn sie sich überhaupt noch mal ergibt.
Und wie gesagt, er wäre ja noch nicht mal verpflichtet gewesen, auch nur ein Wort des gesagten zurück zu nehmen.
Gerade im Blog des Bundesligavereins meines Vertrauens enteckt:
http://www.blog-g.de/archiv/965#comment-137787
„Aber: Wenn man bei Wikipedia mal in die Versionsgeschichte des Artikels zu T20 schaut und sieht, wer versucht hat jeden Hinweis auf die Demagogen-Story zu löschen landet man bei der IP “217.89.32.180″. Löst man diese auf kommt man auf dfbsv003.dfb.de. Nicht mal auf die Idee, sowas nicht über die hauseigene Leitung zu machen kommt man beim DFB.“
Mir fehlt ds technische Verständnis zu prüfen, ob was dran ist. Falls ja, disqualifiziert sich die DFB-Kommunikationsabteilung endgültig.
@sternburg: Zu den hier und anderswo erörterten Aussichten von JW auf Erfolg über den Rechtsweg, möchte ich aus einem Urteil des Bundesgerichtshofs (ein Arzt hatte Fernsehsender wegen Rufschädigung verklagt)
http://www.aufrecht.de/urteile/sonstigesr/haftungsumfang-fuer-falsche-tatsachenbehauptungen-in-einem-fernsehbericht-bgh-urteil-vom-26111996-az-vi-zr-32395.html
folgende Stelle anbieten
„Ein rufschädigender Beitrag in den Medien kann sich auch dann noch im Rahmen des Zulässigen gehalten haben, wenn er sich später als falsch erweist ; dies selbst dann, wenn schon im Zeitpunkt seiner Veröffentlichung Zweifel an der Zuverlässigkeit des ihm zugrundeliegenden Tatsachenmaterials bestanden haben. Voraussetzung ist aber, daß die Medien, bevor sie sich zur Veröffentlichung entschließen, durch die ihnen möglichen Ermittlungen die Gefahr, über den Betroffenen etwas Falsches zu verbreiten, nach Kräften auszuschalten suchen.“
Der Fall passt nicht eins-zu-eins, schreibt aber einen Grundsatz fest, den ich im Kontext des DFB-Verhaltens und den Gedanken einer Rufschädigung für relevant halte: Man hat die verdammte Pflicht, „die Gefahr, über den Betroffenen etwas Falsches zu verbreiten, nach Kräften auszuschalten“.
Dazu kommt noch etwas anderes: Die Handlungsweise, andere deutlich aufzufordern, dieses Konstrukt aus verzerrenden und falschen Informationen zu benutzen, demonstriert eine Absicht hinter dem Text, die man als Kläger sonst nur schwer beweisen könnte.
Also, ich frage mich langsam, wie alt hier manche sind. Ich finde es fast kindisch, wie hier Weinreich der schwarze Peter zugeschoben werden soll, weil er nicht das klügere Kind sein wollte, das dem Herrn Zwanziger nachgibt. Jetzt kommt schon, das könnt ihr doch nicht ernst meinen!
Erst lässt Zwanziger in der Öffentlichkeit seinen Frust über die entgangenen Millionen ab und behauptet, dass einzig und allein wegen des Kartellamts der Untergang des Fußball-Landes droht und wird von Weinreich daraufhin als unglaublicher Demagoge bezeichnet.
Danach ist erst mal Ruhe und dann setzt Zwanziger Weinreich zu einem Zeitpunkt, zu dem Weinreich hochbeschäftigt war, die Pistole in Form eines angedrohten Prozesses auf die Brust und fordert (!) von ihm zu erklären, er unterlasse künftig etwas, was er in der Vergangenheit gar nicht getan hat. Nichts mit Telefon, keine persönliche Nachfrage, kein Brief mit der Bitte um Aufklärung.
So, und da kommt ihr und sagt, es wäre Weinreich gewesen, der nach so einer Ansage kulant, großzügig und nachsichtig hätte sein sollen? Und das, indem er sich der Einschüchterung beugt, brav Männchen macht und um Abbitte leistet für etwas, was er gar nicht getan hat? Wie bitte? Macht ihr das so? Einer kommt, droht euch mit einem Prozess und verlangt, dass ihr fälschlicherweise zugebt, dass ihr euch unkorrekt verhalten habt und ihr macht das dann, nur, damit alles schön harmonisch ist? Ehrlich? Habt ihr Rückgrat? Und wenn derjenige dann mit eurer „Entschuldigung“ hausieren geht, dann ergebt ihr euch in euer Schicksal, damit der arme Denunziant nicht in seinen Gefühlen verletzt wird? Oder versucht nochmal, mit ihm ein Gespräch zu führen und erwartet dann auch noch, dass er das nicht wieder gegen euch verwendet???
Ich bin wirklich erstaunt, das so ein Verhalten positiv dargestellt wird. Außerdem glaube ich inzwischen, dass Jens Weinreich nicht mal durch Unterschreiben der Unterlassungserklärung die momentane Situation hätte vermeiden können. Dann wäre Zwanziger eben damit hausieren gegangen und hätte behauptet, Weinreich habe sein „Fehlverhalten“ eingesehen und er hätte ihn leider, leider per Klageandrohung zur Räson bringen lassen müssen.
Und was dieses Herumreiten auf dem „großzügigen“ Angebot, ein Interview zu gewähren, nun soll, verstehe ich auch nicht. Für mich sieht das aus, als sollte Weinreich mit einer lukrativen Gelegenheit gelockt werden und dafür öffentlich nach Canossa hätte gehen müssen.
Zu solchen Interviews: Ja, die sind ganz interessant. Wenn Journalisten aber nur dann Interviews bekommen oder „Zugang zu Insider-Kommentaren/Ansichten/Berichten“, wenn sie schön angepasst und brav das berichten, was diese Insider absegnen, über die eigentlich kritisch berichtet werden soll, dann verzichte ich (als Kunde der Journalisten) lieber auf solche Interviews und bevorzuge kritische Berichterstattung.
So steht es in wikipedia.de. Habe ich jetzt etwas verpasst?
Kritik [Bearbeiten]Das „Bild“-kritische BILDblog, das Englisch in seinen Artikeln bereits zahlreiche Fehler, Ungenauigkeiten und unwahre Behauptungen nachweisen konnte[1][2], zitiert den Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan am 4. Juni 2008 anlässlich einer erneuten „Bild“-Zeitungsente mit den Worten: „Herr Englisch liefert leider wiederholt Fehlmeldungen.“
@King Kalwa: Ich habe mich jetzt nicht so wahnsinnig tief mit der Materie und dem angebotenen Urteil befasst, aber auf dem ersten Blick würde ich sagen, dass dieses nicht nur nicht eins zu eins, sondern überhaupt nicht passt. Jedenfalls bezieht sich der von dir herausgelesene Grundsatz nur auf Konstellationen, in denen falsche Tatsachen verbreitet wurde. Falsche, dass sich aber erst nach der streitgegenständlichen Äußerung als falsch herausgestellt haben.
In der Pressemitteillung werden aber im juristischen Sinne erst gar keine von diesen „falschen Tatsachen“ gefunden werden, so unbefriedigend sich dies auf dem ersten Blick auch anfühlen mag. So jedenfalls meine vorläufige Einschätzung, mit der ich aber wohl auch nicht völlig alleine stehe.
Mann mann, und _ich_ habe erst vorhin gegen jede editierfunktion gewettert…
@126/Kati
Der Gang nach Canossa wird häufig falsch interpretiert; so auch in diesem Zusammenhang von Ihnen. Heinrich hat damit vor 931 Jahren, wie hier ganz anschaulich erklärt wird auf eine sehr subtile Art Druck auf den Papst ausgeübt. Da Theo Zwanziger kein Papst ist, Herr Weinreich auch (noch) kein König und das ganze Setting hier gar nicht zutreffen kann, greift der Vergleich fehl.
@linksfuss: Ich fürchte, Sie sind in der falschen Diskussion. Aber die Zeilen stehen da erst seit gestern Abend wieder.
@ Gregor Keuschnig
Vielen Dank Herr Keuschnig. Wie beinahe von ihnen erwartet, ein hoch interessanter, hintergründiger ZEIT-Artikel. Aber wie war das noch, mit den Korinthen, die man nicht nach Rom tragen sollte, um damit dem Pabst die Krone ins Antlitz zu schlagen …
@Kati,
Auch wenn Herr Keuschnig mich etwas verunsichert hat, ich hab die Allegorie, zumindest in gefühlten Werten, auf Anhieb verstanden.
@132/meykosoft
Naja, die Korinthenzählerei aller gefühlten und tatsächlichen Rechtsanwälte hier ist eben inspirierend.
@ Gregor Keuschnig:
Allllsoo: In MEINEM Duden steht:
Ca|nos|sa, auch: Kanossa das; -s, -s : tiefe Demütigung, Selbsterniedrigung;
ein Gang nach Canossa: Demütigung
Quelle: Duden – Das Fremdwörterbuch
Disclaimer: Nie im Leben wollte ich Zwanziger als „Papst“ titulieren oder ihn in die Nähe des Katholizismus rücken, als ich den Ausdruck „nach Canossa gehen“ verwendete!
*grins*
@ Gregor Keuschnig
Ihre Kommentare finde ich überwiegend herrlich. Auch dies ist wahrhaftig mal eine, evtl. sogar juristisch leicht haltbare und einleuchtende, sehr gut nachvollziehbare Begründung. ;-) (vorsichtshalber)
@kat,#126:
Kati, kindisch finde ich eher das Verhalten, sich beleidigt in eine Ecke zu stellen und sich mit Schriftsätzen und Blogeinträgen zu befeuern, anstatt das persönliche Gespräch zu suchen.
Das gilt übrigens für beide Parteien.
Natürlich ist die Aktion des DFB nicht in Ordnung, und ein Schlag ins Gesicht jedes anständigen Journalisten. Habe ich mehrfach betont.
Aber Fakt ist auch, dass es dazu erst gar nicht hätte kommen müssen, wenn JW auf das Gesprächsangebot von Zwanziger eingegangen wäre.
Wie gesagt, Weinreich hätte ja kein Wort des gesagten zurück nehmen müssen. Er hätte vielmehr die Chance gehabt, Zwanziger persönlich zu erklären, wieso er ihn „Demagoge“ genannt hat. Und dazu hätte sich die Gelegenheit geboten, Herrn Zwanziger einige unbequeme Fragen zu stellen. Ein solches Gespräch hätte man zudem aufzeichnen können, und so bereits im vorfeld jedweder falscher Darstellung durch den DFB einen Riegel vorschieben können. So nach dem Motto: „Herr Zwanziger, ich komme gerne, und erläutere, warum ich Sie „unglaublicher Demagoge“ genannt habe, wenn unsere Unterhaltung aufgezeichnet wird, und ich sie in meinem Blog veröffentlichen kann“.
Das ist für mich kein Gang nach Canossa, sondern wäre meiner Ansicht nach eine einmalige Chance gewesen, die sich JW bei seinem Ruf so schnell nicht wieder geboten hätte. Er ist ja nicht gerade beliebt bei Sportfunktionären. ^^
Mir ist bewusst, dass JW einen Ruf zu verlieren hat. Der unermüdliche Kämpfer gegen Filz und Korruption, gegen die Verquickung von Sport und Politik, etc.
Ich bewundere ihn dafür. Und ich kann verstehen, warum er sich so verhält.
Aber meiner Ansicht nach hat er in diesem Konflikt nichts zu gewinnen. Die Positionen sind doch schon längst bezogen, die Sympathien klar verteilt. Daran würde auch eine Auseinandersetzung vor Gericht nichts ändern. Zumal die Aussichten auf Erfolg zweifelhaft sind, wenn ich die Aussagen der Rechtskundigen hier richtig verstehe.
Und was den historischen Gang nach Canossa betrifft, wie Herr Keuschnig schon angedeutet hat, der endgültige Sieger in diesem Konflikt war Heinrich IV.
Der wurde nämlich später Kaiser, während der Papst abgesetzt wurde, und im Exil starb. ^^
Naja, ihr könnt ja eine Petition online stellen, die dazu aufruft, „Gang nach Canossa“ künftig nicht mehr im Sinne von „Demütigung“ zu verwenden, sondern als Ausdruck für besondere Raffinesse. Viel Spaß dabei, aber ich bleibe bis dahin bei der allgemeinverständlichen Verwendung dieses Begriffes. Sagt mir Bescheid, wenn ihr euch durchgesetzt habt. ;)
(Ich dachte bisher, dass das ein etwas flach geratener Scherz sei, aber da habe ich mich wohl geirrt.)
Ansonsten, B.Schuss, wiederholst du nur, was du schon mehrfach geschrieben hast und ich sehe das einfach so, wie ich oben bereits geschrieben habe. Gefälligkeitsinterviews und weichgespülte Berichterstattung braucht nur derjenige, der sich der Kritik nicht stellen will und ein kritischer Journalist sollte von sowas lieber gleich die Finger lassen. Oder, wenn er auf das Geld angewiesen ist, aufhören, sich kritisch zu nennen.
Deine Argumentation beruht auf der Annahme, dass Zwanziger peinliche Bildungslücken hat und nicht mal in der Lage ist, einen Duden korrekt zu lesen und eine Äußerung im Kontext zu verstehen. Ich glaube im Gegensatz zu dir nicht daran, dass Theo Zwanziger so dumm/ungebildet ist, dass er die Bedeutung des Wortes Demagoge nicht kennt. Ich glaube nicht, dass jemals ein Missverständnis über diesen Begriff vorgelegen hat. Ich glaube nicht, dass Theo Zwanziger darauf angewiesen ist, von Weinreich Deutsch-Lektionen zu bekommen. Der Mann ist Jurist und durchaus in der Lage, komplizierte Texte zu verstehen – hoffe ich zumindest, alles andere wäre ja ein Armutszeugnis für seine bisherigen Arbeitgeber.
Zwanziger bzw. der DFB, war dreist genug, zwei Gerichtsurteile zu ignorieren und ganz klare öffentliche Aussagen von Weinreich zu verdrehen. Er will das genaue Gegenteil von dem, was gesagt wurde – nämlich das man sich nicht entschuldige und nichts zurücknähme – verstanden haben und akzeptiere das nun als Entschuldigung und Eingeständnis eines Fehlverhaltens.
Das sagt nun zuerst mal nur etwas über die intellektuellen Fähigkeiten desjenigen aus, der aus dem, was Weinreich veröffentlicht hat, das herauslesen will, was Zwanziger und seine DFB-Beraterkumpel angeblich herausgelesen haben wollen, aber beim uninformierten Leser blieb mit ziemlicher Sicherheit nur der Eindruck zurück, dass Weinreich eingeknickt sei und zugegeben habe, sich falsch verhalten zu haben. Und dieses „falsche Verhalten“ wäre die angebliche monatelange Kampagne des mächtigen Journalisten Weinreich gegen den armen, hilflosen DFB und den netten Onkel Zwanziger.
Sehr geschickt formuliert, muss ich auch sagen. Hätte mich auch gewundert, wenn der DFB keine Leute hätte, die geschickt formulieren könnten.
Umso unglaubwürdiger ist allerdings das gespielte Unwissen über die Bedeutung des Begriffes Demagoge… Sowohl bei Zwanziger als auch bei seinen Beratern.
Ich persönlich finde, dass der DFB hier keineswegs ehrlich und integer agiert, sondern im höchstem Maße unanständig, hinterhältig und unehrlich. Aber ich würde auch abraten, den DFB und Zwanziger jetzt noch vor Gericht zu zerren. Den moralischen Sieg hat Weinreich längst und die DFB-Version der Geschichte ist durch die erfreuliche Solidarität vieler Journalisten und Medien sowieso erledigt. Und das ist die Hauptsache.
Hm, ich bin irgendwie nicht zufrieden mit meinem Statement, dass ich eine Klage jetzt nicht mehr für nötig halte. Ich ziehe den Satz zurück behaupte aber auch nicht das Gegenteil.
ich glaube, du missverstehst mich, kati. Ich mache mir keine Illusionen über die Motive von Herrn Zwanziger oder des DFB.
Das Interview hätte Weinreich aber die Möglichkeit zum kritischen Nachfragen zu einer Vielzahl von Themen geboten. Nicht alle Gespräche von Journalisten mit Theo Zwanziger müssen in Gefälligkeitsjournalismus und weichgespülter Berichterstattung münden. Nicht jeder, der mit Zwanziger spricht, opfert dabei seine journalistische Integrität. Das hängt vom Fragesteller ab. Ich denke, Jens hätte es durchaus schaffen können, Herrn Zwanziger kritische und interessante Fragen zu stellen ( unter anderem vielleicht auch zu dem Grund, warum er Zwanziger überhaupt erst als Demagogen bezeichnet hat ).
Und dann wäre es an Zwanziger gewesen, diese entweder zu beantworten, oder als Depp da zu stehen.
Statt dessen steht Jens jetzt möglicherweise am Anfang einer weiteren Auseinandersetzung mit dem DFB, mit ungewissem Ausgang.
Nochmal: ich kann verstehen, warum jemand mit dem Selbstverständnis und der Integrität eines JW diesen Weg geht.
Ich finde nur, er hat davon zu wenig. Und der moralische Sieg war ihm doch von Anfang an sicher.
David gegen Goliath. Auf diesen Nenner brachte es gestern abend Zapp, das Medienmagazin im NDR-Fernsehen. Und damit liegen alle Sympathien bei Herrn Weinreich.
link zum Bericht bei Zapp:
http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_video/0,,SPM2488_VID5113912,00.html
@B.Schuss: Okay, wir gehen beide davon aus, dass Zwanziger nicht so unwissend ist, wie er getan hat. Für mich ist das nun aber ein deutlicher Hinweis, das Zwanziger nicht gerade gutwillig zu sein scheint und in der Regel tut man gut daran, sich nicht auf ein Spiel mit so jemandem einzulassen.
Du nimmst an, dass ein Mitschnitt des Gesprächs zur Absicherung gereicht hätte, dass Zwanziger einen Mitschnitt zugelassen hätte und dass er einer Veröffentlichung auch kritischer Passagen zugestimmt hätte. Meine Frage an dich: Was lässt dich annehmen, dass Zwanziger mit DER Situation in irgend einer Weise anders umgegangen wäre, als mit der jetztigen? Es gibt doch auch jetzt klare, nachvollziehbare Aussagen, Blog-Beiträge, Gerichtsurteile. Das hat den DFB auch nicht davon abgehalten, die Fakten zu verdrehen und Unwahrheiten zu verbreiten. Warum? Weil sie sicher waren, damit durchzukommen. Und ob man nun Zwanzigers Interview-Angebot so für bare Münze nehmen sollte, wie du es tust? Du beziehst dich ja auf diese Aussage von TZ:
„Wenn Herr Weinreich nicht will, dass ich mich von ihm als Volksverhetzer denunziert verstehe, dann soll er mir zwei Zeilen schreiben, dann ist die Sache vom Tisch. Und dann können wir uns gerne zum Interview treffen, und er kann mir die kritischsten Fragen stellen.“
Was sollte denn wohl in den zwei Zeilen stehen, die Zwanziger VOR seinem großzügig gewährten Interview bekommen wollte? „Lieber Herr Zwanziger, hier ist das Geld für eine aktuelle Ausgabe des Duden.“??? Oder: „Hier nochmal die Erklärungen der Gerichte, die Sie bemüht haben.“? Oder ein Link auf sein Blog, in dem alles nachzulesen war? Das war doch alles schon lange geklärt und sein „Angebot“ kam erst, nachdem er Weinreich mit einem teuren Prozess bedroht hat und ihn zweimal vor Gericht gezerrt hat.
Natürlich verkauft sich nicht jeder, der ein Interview mit Zwanziger macht. Aber es geht nicht um jeden, sondern um den konkreten Fall hier. Und Zwanzigers etwas schwachsinnig wirkende Forderung, nun endlich aufzuschreiben, was schon lange geklärt ist, zu erfüllen, ist keineswegs klug, sondern nur eine Steilvorlage für das, was dann auch ohne diese Zeilen abgelaufen ist. Meine ganz persönliche Ansicht ist, dass Zwanziger Kreide gefressen hat, um Weinreich doch noch über den Tisch zu ziehen und endlich die Erklärung zu kriegen, die Weinreich immer wieder abgelehnt hat. Weinreich hat den Köder nicht geschluckt und das kann ich ihm nicht vorwerfen.
Aber wir drehen uns im Kreis. Für mich ist eindeutig Zwanziger die treibende Kraft und er hat sich alles selbst zuzuschreiben. Und seinen Beratern. Weinreich hätte einknicken können. Dass er es nicht getan hat, rechne ich ihm hoch an und du und andere nicht. Ich glaube, ihr seid aber deutlich in der Minderheit.
kati, dann lass es mich so formulieren: Jens hat in seinen Blogeinträgen immer wieder betont, dass er Herrn Zwanziger eben nicht als Volksverhetzer bezeichnet hat, und dass er ihn keineswegs in die Nähe rechter Gesinnung rücken wollte.
Wenn das stimmt, wo ist dann das Problem, dass Herrn Zwanziger auch persönlich mitzuteilen ? Was wäre daran „einknicken“ ?
Und du wirst mir doch zustimmen, dass es einen Unterschied macht, so etwas in einem Blog zu sagen, oder eben persönlich ( also quasi „Old School“, Zwanziger ist mit Sicherheit „Old School“ ) ?
Zweitens: nehmen wir mal an, Jens hätte sich bereit erklärt, Herrn Zwanziger in einem persönlichen Gespräch die „Demagogen“-Aussage zu erklären ( was er damit genau gemeint hat, den Kontext, etc ). Im Gegenzug hätte sich Herr Zwanziger bereit erklärt, Jens ein Interview zu gewähren, in dem die „kritischsten“
Fragen hätten gestellt werden dürfen. Das ein solches Interview aufgezeichnet worden wäre, erscheint nicht ungewöhnlich, schon aus Gründen der journalistischen Sorgfalt.
Dann hätte es auch die Pressemitteilung des DFB nie gegeben.
Natürlich kann man nicht sagen, wie ein solches Gespräch zwischen Jens und Herrn Zwanziger verlaufen wäre, aber die Möglichkeit, dass die beiden Herren sich wie Erwachsene benommen hätten, besteht ja.
Herr B.Schuss, Ihre Haltung in dieser Sache zeugt eher von erheblicher Naivität.
B.Schuss, ich kann leider nur auf meine anderen Kommentare in diesem Strang verweisen. Einmal noch: WENN Zwanziger guten Willens gewesen wäre und sich wirklich über die Bedeutung des Wortes „Demagoge“ geirrt hätte, er darüber hinaus einfach mal angerufen hätte und nachgefragt hätte, DANN hätte Jens Weinreich ihm sicher auch persönlich erklärt, dass er den Begriff so verwendete, wie die meisten anderen ihn innerhalb einer hitzigen Debatte auch verwenden würden und wie es auch im Duden steht.
Jetzt lies noch mal bei Jens Weinreich, wie es wirklich gewesen ist. Und du bist doch auch der Meinung, dass Zwanziger sehr wohl wusste, oder wissen konnte, was Demagoge bedeutet.
Sei mir nicht böse, aber für mich ist das Thema „Weinreich hätte einlenken müssen“ damit jetzt erledigt.
Gruß, Kati.
also jetzt bin ich naiv, wenn ich dafür plädiere, dass die Menschen ihre Differenzen persönlich, und nicht vor Gericht lösen ?
Dass dafür mal jemand über seinen Schatten springen muss, ist natürlich klar.
Mal abgesehen davon, dass ich nicht der Meinung bin, eine der beiden Parteien hätte vor Gericht irgendetwas zu gewinnen.
Egal, das Thema ist durch. Und wenn Jens nicht klagt, ist es in ein paar Tagen wieder vergessen, und die Medien treiben die nächste Sau durchs Dorf ( frei nach Rainer Calmund ).
euch ein schönes Wochenende