Dirk von Gehlen, Redaktionsleiter von jetzt.de, im Interview mit Peter Turi über Veränderungen im Verhältnis von Journalisten und Lesern:
„Ich muss mich daran gewöhnen, dass Leute meine Texte kommentieren. Ich muss mich daran gewöhnen, als Journalist, dass es Leute gibt da draußen, die sehr viel schlauer sind als ich. (…) Das heißt aber, dass ich in meiner journalistischen Arroganz, die Journalisten manchmal mit sich rumtragen, mich etwas zurücknehmen muss und sagen muss: Hey, da gibt es Menschen, die sind schlauer als ich. Da gibt es Menschen, die unter meinen Texten mir nachweisen, dass ich einen Fehler gemacht habe. Das ist, glaube ich, ein ganz entscheidender Punkt.“
Er hat Recht. Und — Entschuldigung, wenn ich dafür so tief ins Archiv steige, aber: Das hier passiert, wenn Leute da draußen Journalisten von jetzt.de unter ihren Texten nachweisen, dass sie einen Fehler gemacht haben. (Unnötig zu sagen, dass der Fehler trotz vielfacher Hinweise bis heute unkorrigiert ist.)
Tatsächlich: „450 pro Tag“ steht da immer noch drin. Aber die zwar späte aber immerhin: Einsicht des Herrn von jetzt.de ist doch auch erfreulich. Allerdings: was bleibt ihm üblich; die Realität läßt keinen Ausweg.
Interessant, mal wieder die ganzen Uralt-Kommentare zu lesen. Die meisten sind bestimmt inzwischen tot. Oder zumindest ihre Blogs.
Dieses Interview steht irgendwie im krassen Gegensatz zu dem, was bei jetzt.de gelebt wird. Einige Redakteure korrigieren Fehler sofort, doch das ist eher selten. Oft herrscht die von von Gehlen verneinte „journalistische Arroganz“ vor, d.h. auf Nachfragen wird gar nicht oder schnippisch Reagiert. Als langjähriger User kann ich sagen, dass die Seite längst über ihren Zenit und oft nur noch belanglos ist. Man ruht sich noch immer auf dem Ruhm des Magazins aus und bemerkt dabei nicht, vollkommen in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht zu sein.
Letute, da steht doch immer noch: „Ich muss mich daran gewöhnen…“. Offenbar geht das nicht so schnell. Er gewöhnt sich noch dran. Gebt ihm die Zeit, bis die Erkenntnis in ihm reift.
[…] geht der Sender immer wieder offline – Betaversion halt… PS: im Nachhinein ist mir noch dies hier unter die Maus […]
§1 Journalisten machen keine Fehler.
§2 Sotte doch ein Fehler gemacht werden, tritt automatisch §1 in Kraft.
Ja, auch auf jetzt.de werden Fehler gemacht. Leider. Und ja, es stimmt auch, dass an vielen Stellen der Umgang mit diesen Fehlern noch nicht so ist, wie ich mir das vorstelle. Aber genau das zu ändern ist Teil des Prozesses, den ich oben zu beschreiben versucht habe. Schön, dass Stefan mir darin zuzustimmen scheint.
(Unnötig zu sageb, dass der von Stefan hier zitierte Fehler ist jetzt behoben ist)
Warum ist das unnötig zu sagen?
Ohne das unnötige „Unnötig zu sageb, dass …. ist“ hätte der Satz auch funktioniert.
Das mit dem unnötig stammt doch von dir, Stefan!
@Dirk: Das habe ich schon verstanden. Nur… damals war es unmöglich, jetzt.de zu einer Korrektur zu bewegen. Kommentatoren, die es versucht haben, mussten sich von dem Autor auch noch blöde Vorträge anhören. Auch mein Blog-Eintrag hatte keine Wirkung. Und plötzlich ist es ganz selbstverständlich, dass das korrigiert wird?
Egal. Schön, dass es diesmal geklappt hat.