Christoph Keese, Chefredakteur von Welt Online, schreibt zum Neustart:
Doch gerade Seiten von Medien verlinken nicht untereinander und lassen damit eine wichtige Möglichkeit des Internets außer Acht. Wir machen es anders und verlinken auch auf Wettbewerber.
Ich fürchte, er meint das nicht so. Wenn ich das richtig sehe, besteht diese Offenheit gegenüber der Konkurrenz allein darin, solche Schlagzeilen-Blöcke hier rechts anzuzeigen. Wenn „Welt Online“ es ernst meinte mit den Möglichkeiten des Internets, würden sie bei diesem Artikel, der fast ausschließlich auf einem Gespräch von Christian Ströbele mit der „Netzeitung“ beruht, natürlich auf den entsprechenden Originalartikel verlinken. Oder bei diesem Artikel, in dem aus einem „Spiegel Online“-Gespräch zitiert wird, auf eben jenes. (Mal ganz abgesehen davon, dass man in einer Liste von Internetseiten den Nutzen für die Leser durch entsprechende Links dramatisch erhöhen würde…)
Nein, was Offenheit und das Verlinken auf Wettbewerber geht, war die „Netzeitung“ schon viel weiter. Die hat vor gut zwei Jahren eine Nachrichtensuchmaschine „News im Web“ eingebaut. Mit der wurden unter den Artikeln automatisch Links zu anderen Seiten angezeigt, die dasselbe Thema behandelten.
Apropos: Die „Netzeitung“ hat sich ja auch einen kleinen Relaunch gegönnt. Und… hmmm… ich kann dieses Feature nicht mehr entdecken. Die „Netzeitung“ verlinkt anscheinend nicht mehr systematisch zu anderen Seiten. Die dazugehörige Startseite ist auch schon länger nicht mehr gepflegt worden (da steht noch der vor ein paar Monaten gegangene Dr. Michael Maier als Chef).
Hm. Ich glaube, die deutschen Medien sind noch nicht (und nicht mehr) soweit, die wichtigen Möglichkeiten des Internet zu nutzen.
Manchmal habe ich bei Dir das Gefühl, Du würdest mittlerweile viel vom Internet verstehen. Manchmal aber auch nicht. Vielleicht musst Du einfach noch mehr über Deinen persönlichen (subjektiven) Tellerrand schauen. Good luck!
Zur Netzeitung kann ich nur sagen, dass ich es sehr schade finde, einem Medium, das seiner Zeit einst weit voraus war, nun beim qualvollen Sterben zuzuschauen.
Peter Würtenberger?
[…] drüben bei Stefan Niggemeier vorbeigelesen, der Schein und Sein der relaunchten Welt Online gewohnt kritisch überprüft hat und dabei auch […]
Da können Medienmenschen mir noch so oft sagen das Verlinken auf originalartikel wäre schlecht, für mich als User ist es nur eins und zwar praktisch.
Herr Niggemeier hat wie so oft einfach nur recht. Danke.
Im Prinzip müsste bei flächendeckender Verlinkung und grassierender „Content-Gläubigkeit“ jeder Artikel doch nur noch ein einziges Mal geschrieben werden. Und jetzt halte mal gegen diese potenzielle Allgegenwart eines einzigen Textes die Zahl real existierender Journalisten.
Siehste!
googlenews im rssfeed als infoquelle reicht mir inwzischen völlig aus, xmal dupliziertes agenturmaterial brauch ich nihct.
Wer glaubt nach außen führende Links würde Leser von der eigenen Seite wegführen, der könnte falscher nicht liegen. Das Gegenteil ist der Fall.
Mehrnutzen ist das Stichwort.
Dieses Onlineverhalten der deutschen Medien ist vergleichbar mit einem Printartikel in dem eine Quelle nicht genannt wird, weil sie die Konkurrenzzeitung ist und man nicht will, dass der Leser erfährt, dass es noch andere Zeitungen gibt.
(in den USA ist es übrigens ähnlich, da zitiert die nyt öfters Blogger ohne zu deren Einträgen zu linken)
[„Peter Würtenberger?“]
Ha ha ha – das war ja wohl die beste Antwort auf diese kleinkindliche Attacke!!
Super – da freu‘ ich mich jetzt noch dran.
Daniel.
Dass WELT ONLINE noch viel vor (sich) hat und gerade jetzt auf Feedback setzt und sehr konstruktiv damit umgeht, wurde schon gestern bei einer Diskussion mit Peter Schink und Thomas Wanhoff bei uns in der Akademie klar. (Übrigens haben auch wir über die externen Links gesprochen…) Trotzdem: Ich finde, dass die Seite schon jetzt ein Lesezeichen verdient hat.
@Peter Würtenberger
Tjajaha, dieser subjektive (persönliche) Tellerrand… Ist aber auch eine Frage der eigenen Größe und der des Tellers, wie weit und worauf der Blick zielt. Und wo sich einer in diesem Teller findet – auf dem Rand oder mitten in der Suppe?
Wir weisen unter jedem Text darauf hin, wenn der Text auf einer Pressemitteilung oder einem fremden Artikel basiert. Und verlinken soweit möglich auf die Quellen. Und manchmal tragen wir bei unseren Exclusiv-Geschichten auch nach, wer dann alles ohne Quellenangabe abgeschrieben hat :-) Wir sind eine kleine Lokalzeitung, aber vielleicht muss der Respekt vor der Leistung anderer ja „von unten“ geweckt werden.
Stefan: Mich würde interessieren, warum Du das Bildblog in den Blogempfehlungen von welt.de akzeptierst. Andere haben sich schon austragen lassen.
So sieht es aus, als würdest Du einerseits auf die Springer Presse schimpfen, andererseits aber deren Traffic gerne annehmen.
Nach ihren Auftritten bei Rock am Ring und Top of the Pops sagten Blumfeld, dass sie auch dahin gehen wollen, wo’s weh tut. Wenn man mit dem Bildblog auch und vor allem die Bildleser selbst erreichen will, sollte man sich auch über einen Hinweis in den „Blogempfehlungen“ von Welt-Online freuen.
[…] fragt in den Kommentaren: „Mich würde interessieren, warum Du das Bildblog in den Blogempfehlungen von welt.de […]
Der geschickte Journalist
hat eine Waffe: das Totschweigen –
und von dieser Waffe
macht er oft genug Gebrauch.
Kurt Tucholsky