Die kleine Büchersendung „Lesen!“, die Autoren, Verlagen, Buchhandlungen, Lesern nützt und so viele Menschen ans Lesen bringt, fand anfangs um 22.15 Uhr am Dienstag statt. Sie wurde verlegt auf 22.30 Uhr am Freitag. Da kollidiert sie mit „aspekte“, mit dem „Politbarometer“, mit den Talkshows. Das Versprechen war: wir verlegen zurück, wenn es nicht klappt. Es klappte nicht, und es wurde nicht zurückverlegt.
Konkret sieht das so aus:
Die beiden Ausrutscher nach unten, als „Lesen!“ auf dem Dienstagstermin an der Eine-Million-Zuschauermarke kratzte, waren zwei Sendungen, die erst gegen 23 Uhr begannen. Abgesehen von diesen beiden Terminen hatte „Lesen!“ an jedem Dienstagstermin mehr Zuschauer als an jedem Freitagstermin. „Lesen!“ verlor mit dem neuen Sendeplatz rund ein Drittel seines Publikums.
Hmmm – ich hab geguckt, was jetzt an dem Dienstagstermin läuft. Komemnde Woche ist dort „Neues aus der Anstalt2 zu sehen – eine Sendung, die ich im Gegensatz zu „Lesen“ vorbehaltlos als Qualitäötsfernsehen bezeichne.
Nach dem Niedergang von Scheibenwischer haben Priol und Schramm es geschafft, dem bissigen, unbequemen Kabarett eine neue Heimstatt zu schaffen.
@Torsten: Ich kann die Begeisterung für diese merkwürdige Altherrenhumorsendung nicht verstehen, aber gut… „Neues aus der Anstalt“ läuft zehnmal jährlich. Bei 52 Dienstagen im Jahr wäre daneben locker noch Platz für sechs „Lesen!“-Sendungen gewesen.
Stefan: Mag sein.
Aber wäre es nicht äußerst ungewöhnlich, wenn irgendein Programmverantwortlicher Heidenreich den Wechsel zurück auf den Dienstag „verspricht“? Ich glaube das nicht so recht. Und ich glaube nicht, dass Heidenreich sich auf ein solches Versprechen verlassen hat, sollte es ein solches überhaupt gegeben haben.
PS: „Neues aus der Anstalt“ gucke ich eigentlich nie am Dienstag. Entweder eine der Wiederholungen auf 3Sat und Co oder eben per Mediathek. Sendeplätze werden in den nächsten Jahren dank Digitalkanälen, Contentarmut und digitalen Videorekordern immer unwichtiger. Die Frage ist, wie sich die Leute dann orientieren, wie sie ihr Programm zusammensuchen.
@Torsten: Das weiß ich nicht, es ist mir ehrlich gesagt auch egal. Ich wollte für die nicht stattfindende Qualitätsdebatte einmal festhalten, wie das ZDF eine einmalig erfolgreiche Literatursendung um ein Drittel ihres Publikums gebracht hat.
Und, ja, es mag sein, dass Sendeplätze in den nächsten Jahren unwichtiger werden. Zeigt die Grafik oben nicht einigermaßen eindrucksvoll, dass sie bislang noch nicht unwichtig sind?
@3:
Zusage ist Zusage. Und da würde ich meinem Programmchef glauben.
Und so ein Versprechen finde ich ebenso nicht unnormal. Ich kenne die Mechanismen eines Senders zwar nicht, aber man will ja jeweils den größtmöglichen Erfolg einer Sendung.
Hat Frau Heidenreich wohl recht. Weiterer Beweis, dass sie beim ZDF wohl länger auf dem [Weg zum] Abstellgleis war.
Stefan: Ich weiß, dass Sendetermine noch wichtig sind. Deswegen schrieb ich ja „in Zukunft“.
Dass das ZDF Heidenreichs Sendung schlechter platziert hat, ist unbestritten. Ich sehe nur nicht den direkten Zusammenhang mit einer Qualitätsdebatte. Denn der Dienstagtermin ist ja nicht an die viel gescholtenen Volksmusiker oder Atze Schröders der Nation gegangen.
Nächsten Dienstag kann ich das aber wieder nicht verfolgen, da gehe ich zu einem Poetry Slam.
@Michael W: Formulieren wir es so: Das ZDF ist nicht unbedingt für mündliche Absprachen bekannt.
Auf dem Dienstags-Sendeplatz 22.15 Uhr lebt jede (!) Sendung vor allem davon, direkt im Anschluss an das heute-journal zu kommen. Wenn da die Quoten also höher sind als an dem Freitagstermin, hat es zunächst mit dem Vorlauf zu tun.
Damit ist noch sehr wenig über die Beliebtheit einer Sendung gesagt. Dazu müßte uns Stefan Niggemeier ein paar Diagramme zeigen, welche den Verlauf einzelner Abende detallliert nachvollziehen.
Es kann ja sein, dass Frau Heidenreich den Vorlauf des Journals regelmäßig zerschreddert hat. Leidtragende wären dann alle darauf folgenden Sendungen.
Mal ehrlich, Stefan N.: Sie wissen doch, wie man Quoten lesen muss. Was sollen solch plumpe Zahlenspielchen? „Eindrucksvoll“ sind sie bei weitem nicht.
Außerdem rechtfertigt so etwas mitnichten die verbalen Rundumschläge von Elke H. dem Sender gegenüber. Wenn jeder Programm-Macher so ein Geschrei loslassen würde, dann hätten wir aber ein Konzert…
@Tom: Auch auf dem Freitagstermin läuft unmittelbar zuvor das „Heute Journal“.
(Ich werde weitere Kommentare von Ihnen löschen, wenn Sie keine E-Mail-Adresse angeben.)
Auch wenn ich die Nielsen Ratings nicht mag, dort wird immer auch der „Share“ angegeben.
Tom hat irgendwo Recht, wenn man nicht weiß, was der Anteil an allen Zuschauern ist, wie der Altersdurchschnitt ist der Zuschauer etc. pp, sind Vergleiche in Millionen nicht wirklich aussagekräftig.
Ist es nicht grundsätzlich so, dass am Wochenende weniger Menschen fernsehen?
Wenn es lediglich um den Punkt geht, dass viele Menschen die Dienstags zuschauen um ihren Fernsehkonsum „beraubt“ werden, dann akzeptiere ich natürlich die Auflistung, aber das hat ja so nichts mit der Qualitätsdebatte zu tun.
Wenn „Lesen!“ weiterhin 15 Prozent aller Zuschauer erreicht, egal ob Dienstags oder Freitags, dann hat sich an der Quote ja nichts geändert.
Eventuell wäre es besser, wenn man einfach darauf hinweist, dass der Freitag grundsätzlich ein Grab für Sendungen ist, egal welche, weil die Menschen lieber raus gehen als vor dem Fernseher zu sitzen. Nur, wie bereits angemerkt, laufen auf den Plätzen weitere Sendungen, die sich für den Abend anbieten. Das Politbarometer und aspekte sind Dinge, die um die gleiche Zuschauerschicht konurrieren, oder nicht? Fehlt nicht irgendwo der Hinweis auf die Gruppe Menschen, die der Sendung verloren gegangen ist?
Mir sind die nackten Zahlen zu wenig aussagekräftig.
Ansonsten läuft auf dem Sendeplatz 37Grad – ein sehr anerkanntes, in der Qualitätsdebatte gerne unterschlagenes Format (auch in der Primetime) – http://37grad.zdf.de. Nicht alles doll, aber wo kann man das sagen.
Ich kann da keine Quotenkurve malen. Am 21.10. hatte die Sendung 2,87 Mio Zuschauer, am 14.10. 3,1 Mio, 7.10. 2,29 Mio. Ich würde wetten: im schnitt immer mehr als Lesen! auch auf dem Dienstagsplatz. Was schließt man daraus?
@Sebastian: Es geht gerade nicht um den „Share“, den Marktanteil. Es geht um die Frage, wie viele Menschen diese Sendung über Bücher sehen. (Eine Sendung, die eine Wirkung auf den Verkauf und mutmaßlich das Lesen von Büchern in Deutschland hatte, wie vermutlich keine andere vor ihr.)
Wir können dieser Sendung sensationelle Marktanteile verschaffen, wenn wir sie nachts um 4 ausstrahlen. Aber aussagekräftig ist hier ganz allein die Frage: Wie viele Leute sehen diese Sendung.
@12: Von einem öffentlich-rechtlichen Sender erwarte ich aber gerade dass er sich nicht zu sehr nach einer Ziel-Quoten-Erfüllung (15%) richtet, sondern darum bemüht ist auch mit informierenden (bildenden?), kulturellen Programmen eine größere Zuschauer-Menge (in absoluten Zahlen) zu erreichen. Das ist meiner Meinung nach ihr Auftrag, dafür zahle ich GEZ Gebühren! Und diesem Auftrag werden die Sender nicht gerecht, wenn sie diese Programme zu Zeiten senden, an denen eben generell weniger Zuschauer dabei sind. So gesehen kann ich Stefan hier nur voll zustimmen. Das ZDF hat „Lesen“ auch auf diesem Wege kaputt gekriegt.
Und wenn ich nun höre, dass 2009 eine neue Literatur-Sendung etabliert werden soll, kann ich nur lachen. Oder mich vor Grauen schütteln, wenn ich mir vorstellen, dass die von einem der üblichen Verdächtigen moderiert werden sollen. Kerners Buch-Club oder so? Hilfe!
Naja, die Tendenz ist erkennbar… dem ZDF ist „Lesen“ ziemlich egal gewesen.
Hat der Buchhandel bzw. haben die Verlage eigentlich schon einen Alternativplan? Was ich so mitbekommen habe hat „Lesen“ die Auflagen und Verkäufe der besprochenen Bücher ordentlich stimuliert.
Der Freitag ist allgemein der Tag, an dem die Quotenheischerei des ZDF besonders offenbar wird. In den 90ern sah das Programmschema noch so aus
20:15 Freitagskrimi
21:15 ZDF-Reportage
21:45 heute-hournal
22:15 Aspekte
22:45 Willemsens Woche
0:00 heute nacht
Abgesehen vom Freitagskrimi fand ich diesen Start ins Wochenende immer top. Aber dann wurde irgendwann die Reportage gegen einen zweiten Krimi eingetauscht, das heute-journal nach hinten verschoben, Willemsen wurde ganz eingestellt, dafür durfte Kerner erst talken, später kochen; aspekte wurde wie Manövriermasse hin- und hergeschoben, zeitweise erst nach Kerner um 23 Uhr irgendwas gezeigt, um es später wieder gnädig auf 22:30 Uhr zu lassen.
Ein solchen Programm verspielt nicht nur seinen Kulturauftrag, es wird auch völlig langweilig und belanglos.
Martin Grabenecker: Kam da nicht auch das „Auslandsjournal“, als es noch gut war? Willemsens Woche war aber eine wirklich kurze Periode :-)
PS: Stefan: Warum hast Du eigentlich nie einen Artikel über die Qualitätssendung des Deutschen Fernsehens geschrieben? Wenn die Sendung so relevant für das Qualitätsfernsehen ist – wie konnte sie Dir die fünf Jahre vor der Absetzung entgehen?
Hallo Torsten, unter Irrtumsvorbehalt:
Das Auslandsjournal kam bis Mitte der 90er montags um 21 Uhr, wurde dann, im Tausch mit Wiso, gekürzt auf den Donnerstag um 21:15 Uhr gelegt, um von dort ein paar Jahre später auf den Mittwoch um 22:45 Uhr zu wechseln. Das „Auslandsjournal extra“ kommt hingegen seit 22 Jahren freitags um 21 Uhr auf 3sat.
@Torsten: Du bist aber heute lustig drauf. Erstens sage ich gar nicht, dass es die Qualitätssendung des deutschen Fernsehens war. Und zweitens (auch auf die Gefahr hin, dass das ein entlarvender Satz ist) ist mein Schreiben über eine Sendung nun wirklich kein Qualitätskriterium.
Sorry, ich bin nicht überzeugt.
Es sieht für mich (nur) so aus als wenn St.N. seinen – bei einigen ansonsten pro-Niggemeier-Kommentatoren umstrittenen – Blogeintrag zuvor (pro Heidenreich, contra ZDF) unterstreichen möchte.
Die Statistik ist sicher okay. Aber gibt es nicht noch andere Parameter als die Sendezeit? z. B. die Qualität von Frau Heidenreich, oder welche prominenten/weniger prominenten Gäste sie jeweils hatte, was war in den anderen Sendern, etc.
@Stefan: ich fänd es aber trotzdem interessant herauszufinden, ob Dienstags 2 Millionen Menschen 50+ zugeschaut haben und Freitag 1 Million oder ob Dienstags mehr werberelevante Zuschauer dabei gewesen sind, genauso wie die Frage, wie viele DVR-Zuschaue reventuell die Freitagssendung konsumieren, wie viele über die Mediathek und wie sich die Zuschauerzahlen der Wiederholungen auf 3Sat entwickelt haben.
Es kann doch durchaus sein, dass sich die unglaublich junge Zuschauergruppe in den letzten Jahren einfach aus dem Grund der Verbreitung von DSL und der Einführung der Mediathek und dem Weggehen am Freitagabend dem Programm entzogen haben, dieses aber trotzdem konsumiert wurde.
Nicht, dass ich das glaube. Nur habe ich die Entwicklung der Fernsehzuschauerzahlen in Millionen in den letzten 3 Jahren mehr als intensiv auf dem US-Markt über tvsquad.com verfolgt und die technische Entwicklung schreitet voran. Internet ist das Stichwort, doch gerade auch im Bezug auf das Lesen von Büchern.
Aber sei’s drum. Vielleicht schauen ja nur Menschen zu Dienstags, deren Videorecorder eh die ganze Zeit „12:00“ anzeigt und deshalb ist die Frage nach den Timeshiftern hinfällig…
Stefan: Wenn Die frage der Qualität anhand einer einzigen Sendung gestellt wird, muss diese Sendung doch in besonderer Weise für Qualität stehen?
Ich hab übrigens die FAZ-Kritik wiedergefunden, die ich im Gedächtnis irrtümlich Dir zugeordnet hatte und die meinen Eindruck bestärkt hatte, dass die Sendung eine Spiegel-Bestsellerliste mit anderen Mitteln ist.
„Immerhin beschämen Redensarten wie diejenigen Heidenreichs und Peymanns, Littell sei „monumental wie Thomas Mann“ (Peymann), sein Held ein „homoerotischer Bursche, der alles voraussieht“, wie Thomas Mann (Peymann), man sei nach dem Lesen „ein anderer“ (Heidenreich), „heller“ (Peymann), und gut an dem Buch, dessen Inhalt „so schwer ist“ (Heidenreich), sei auch, dass „alles belegt“ sei (Heidenreich), beschämte also solches Gerede jeden Klappentextschreiber, der sich davor scheute, derart tief zu sinken.“
http://shorl.com/dabratabustipre
oh je, ihr macht das aber jetzt kompliziert.
Danke für diesen Faktencheck. Jetzt weiß ich wenigsten, wie viele Zuschauer Lesen! hatte.
@Torsten: Ich stelle die Frage der Qualität nicht anhand einer einzigen Sendung. Hier ist der zweite Teil.
Kann mir also endlich mal einer über den Mythos „Einschaltquote“ (bzw. ihr Sinn) aufklären?
„Glaube keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast.“
Entweder stammt das von Intendant XY oder Churchill, man verwechselt das immer.
Disclaimer: ich habe „Lesen!“ nur 3x gesehen, und bin 2x auf der Couch dabei eingeschlafen.
@Stefan: Der Aspekt „Sendeplatz“ gehört sicher in die Qualitätsdebatte. Ich fände es aber gut, wenn du auch noch andere Aspekte beleuchtest, z.B., was denn nun Qualität genau ist. Das ist schwierig, aber ohne diese Definition kommen wir nicht weiter.
In meinem persönlichen Qualitätsbarometer hatte das gute alte „Literarische Quartett“ auf einer 1-10 Skala immer Werte je nach Sendung zwischen 7-10. „Lesen!“ dagegen, zumindest die 3 Sendungen an die ich mich erinnere, lag eher so zwischen 0,5-1,5.
Während das Quartett unterhaltsame Diskussionen bot, vorallem wenn MRR gut drauf war, war „Lesen!“ ja eher sowas wie „Frau Heidenreich bringt nen Stapel Bücher mit und erzählt bei jedem Buch wie toll sie es fand und wie sie sich beim Lesen gefühlt hat“.
Muss denn eine Literatursendung gleich hohes Niveau oder Qualität bedeuten? Das ist ja so wie gutes Essen kann nur Kaviar sein, Bratkartoffeln sind immer niedriges Niveau.
Zugespitzt: DSDS ist für mich eine qualitativ gut gemachte Unterhaltungssendung, Lesen! war für mich eine qualitativ schlecht gemachte Büchersendung.
Wenn ich oder ein Anderer bei einer Sendung einpenne, ist das doch kein Zeichen für schlecht gemachtes Programm, vielleicht eher ganz schlicht und einfach Zeichen von zu wenig Schlaf. Ich finde solche Totschlag-Argumentation völlig überflüssig.
Es geht nicht darum was „ich“ gut finde, sondern was Kritik und Qualität bedeutet, verdorri nochmal!
Verzeihung.
Stefan: Auch beim zweiten Teil sehe ich nicht den Aspekt „Qualität“, den Du in der Überschrift angekündigt hast.
Dabei ist das ZDF in Punkto Beständigkeit doch der Musterknabe der Branche. Allein Matula hat auf ein und dem selben Sendeplatz vier oder fünf Anwälte aufgetragen, im Sommer kommt der Sommergarten immer zur gleichen Zeit und Cherno Jobatey wird wohl auch mit 70 Jahren noch die Spätschicht des ZDF-Morgenmagazins moderieren.
@Ste: Wo ist denn in meiner Argumentation der Todschlag-Effekt? Ich habe doch nur schüchtern angemerkt, dass ich Lesen! einfach langweilig fand, und – nach meiner Meinung – das Literarische Quartett um Klassen besser war.
Und ich habe die Frage aufgeworfen, ob eine Literatur- oder nennen wir es profaner mal „Büchersendung“ nun per Definition für Qualität steht.
Finde ich jetzt nicht total aus der Luft gegriffen die Frage.
Und mich interessiert wirklich was ihr darüber denkt!
Wie soll das zusammen passen: Über Qualität diskutieren aber gleichzeitig mit Quoten argumentieren. Außerdem ist der Rückgang der (absoluten) Zuschauerzahlen ein allgemeiner Trend – warum sollten sich ausgerechnet „Qualitätssendungen“ davon abkoppeln können ?
[…] anderen zur Qualitätsdebatte des Fernsehens nur das kleinliche Aufrechnen der Vergangenheit einfällt, finde ich, dass es an der Zeit ist, einen Blick nach vorne zu werfen. Wie können wir […]
Zur Qualität von Elke Heidenreichs Sendung:
Die Sendung war für Leute gedacht, die sich zwar für Literatur interessieren, aber nur eine normale Ahnung davon haben, also nicht die Elite.
@2 (Stefan): „Ich kann die Begeisterung für diese merkwürdige Altherrenhumorsendung [Neues aus der Anstalt] nicht verstehen, aber gut“
Also Rainald Grebe als Kai Diekman war sehr lustig. Aber das war auch nur ein Gast.
@Thomas: Den fand ich ganz besonders unterirdisch.
Qualitätsfernsehen in Deutschland – da fällt mir in der Sparte Satire/Kabarett momentan nur Jon Stewart auf Comedy Central ein. Traurig aber wahr…
Stefan:
„Den fand ich ganz besonders unterirdisch.“
Ist einer der wenigen, über die ich lachen kann.
„Die kleine Büchersendung „Lesen!”, die (…) so viele Menschen ans Lesen bringt“
Gibt es dafür Belege? Ich bin etwas skeptisch.
@Thomas #37: Als Kai Diekmann fand ich ihn nicht so klasse, ansonsten stimme ich Ihnen zu. Und nein, on topic habe ich gerade nichts zu erzählen.
@Stefan: Du wirkst sehr kurz angebunden heute. Etwas Entspannung gefällig? Keks?
>“Die kleine Büchersendung „Lesen!”, die Autoren, Verlagen, Buchhandlungen, Lesern nützt.“
Das glaube ich kaum. Die Leute haben ein gewisses Geld- und Zeitbudget für Bücher, das durch solche Sendungen einfach nur kanalisiert wird. Die Leute kaufen verstärkt Heidenreich-Empfehlungen und eben weniger Titel, über die nicht im Fernsehen geredet wird.
Ein Mangel der Sendung war auch die Tatsache, daß nur gelobt und empfohlen wird. Das war doch im Quartett viel spannender zu sehen, wie das gleiche Buch mit guten Argumenten sowohl über den grünen Klee gelobt alsauch verdammt werden konnte. Eine andere Schwäche der Sendung war Frau Heidenreich selbst. Sie redet (manchmal auch schwadroniert) ohne Unterlaß und ohne Punkt und Komma. Manchmal fragte man sich wozu überhaupt Gäste eingeladen wurden, die oft eh kaum zu Wort kamen. Und die Empfehlungen der Frau Heidenreich: naja, für meinen Geschmack nicht immer ganz hochklassige, allzu gefühlige Frauenbücher. Habe einige dieser Empfehlungen enttäuscht zugeklappt.
Und die Gäste: Warum sollen eigenltlich ausgerechnet „Prominente“ besonders interessant über Literatur sprechen können. Solche Leute arbeiten doch meist sehr viel und haben kaum Zeit zum Lesen.
Die Sendung wäre gewiss mit einem temperamentvollen Widerpart, der ebensoviel Zeit bekommt wie Frau Heidenreich, wesentlich besser gewesen.
@Bartleby /#40: 100% Zustimmung, genau so siehts aus.
Vieles ist schon gesagt: Dass es dienstags mehr Zuschauer hatte als freitags hat nichts mit dem Anschlusstermin des „heute journal“ zu tun, weil (normalerweise) 22.30 Uhr am Freitag auch das „heute journal“ endet. Es kollidiert also nicht mit dem Politbarometer und aspekte (beide Sendungen laufen im ZDF) – es sei denn, ich verstehe den Begriff ‚kollidieren‘ falsch.
Verglichen werden müsste die Quote mit der sonst dort ausgestrahlten Sendung „aspekte“, die ein ähnliches Publikum anspricht. Was läuft normalerweise gegen „Lesen!“? Auf der ARD in Wiederholungs-„Tatort“, auf RTL irgendeine Comedy, in den Dritten die Talkshows. Alles normalerweise keine Konkurrenz zu einer Sendung, die sich mit Büchern befasst. (Lassen wir einmal weg, wie sie sich damit beschäftigt.)
Fest steht: Die Bücher, die Heidenreich dort in den höchsten Tönen lobte, stürmten fast allesamt die gängigen Beststellerlisten. Unter anderem deshalb, weil bereits am Samstag die Buchhandlungen entsprechend „dekoriert“ hatten. Vielleicht haben sich viele Leute nicht mehr die Mühe gemacht, die Sendung zu schauen, weil sie den Hinweisen von Frau Heidenreich „blind“ vertrauten und gleich in den Buchladen marschiert sind.
Das der Sendetermin eine entscheidende Auswirkung auf den Anzahl der Zuschauer hat, ist klar. Und die ö-r zeigen hier viel zu wenig Mut, auch einmal auf die zum Fetisch erhobene „Zielgruppe“ zu pfeifen und „Qualität“ einfach einal im 20.15 Uhr zu bringen. Aber das ist nicht neu.
>>@Torsten: Ich kann die Begeisterung für diese merkwürdige Altherrenhumorsendung nicht verstehen.
Stefan Raab macht Altherrenhumor, Du verwechselst da wohl was.
@42/gregor keuschnig: ist das ein vorwurf der schleichwerbung bei „Lesen!“ ??
@44/palosalto
Nein.
„Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen.
Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt,
Mein Pathos brächte Dich gewiss zum Lachen,
Hättst Du dir nicht das Lachen abgewöhnt.“
(Mephisto)
apropos Altherrenhumor.
Gott lacht nicht, Päpste lachen nicht. (Worüber) Lacht Stefan Niggemeier? Die Frage, ob Moral und (gewisse Arten von) Humor sich ausschließen wird durch die Bibel nicht endgültig beantwortet..
Zum Thema „Lesen!“. Die Sendung hieß „Lesen!.“ Nicht „Nichtlesen“. Es war keine Literaturkritiksendung. E.H. gab Empfehlenungen, was man/frau lesen möge, könnte, solle…
@46/polyphem
…und ein Goethe wäre in ihrer Sendung auch nicht vorgekommen. Aber sorry, ich schweife ab…
Ich verstehe gar nicht, inwiefern der Marktanteil, also die Zuschauer der werberelevanten Zielgruppe, irgendeine Bedeutung für das ÖR-Fernsehen haben könnte. Diese Sender werden ja nicht durch Werbung, die sich an eben jene Zielgruppe richtet, finanziert, sondern direkt von allen Bürgern. Mutmaßlich zahlen mehr Rentner als Teenager GEZ-Gebühren.
Und zur Qualität: Es geht ja nicht nur darum, daß auf dem Sndeplatz etwas Anspruchsvolles läuft – was immer der einzelne darunter versteht – sondern daß der öffentlich-rechtliche Auftrag erfüllt wird. Was Literatur betrifft, fand ich 3Std. im Jahr beim ZDF doch schon immer etwas knapp, um das beste aus 100.000 Neuerscheinungen vorzustellen.
Hat das für das ZDF eigentlich im Hinblick auf Quoten einen Vorteil gebracht, die Sendung zu verschieben, also ist „Lesen!“ ähnlich erfolgreich wie sein Vorgänger auf dem gleichen Sendeplatz und sein Nachfolger am Dienstag evtl. sogar erfolgreicher, oder war das einfach Blödsinn, das hin und her zu schieben?
@8/Torsten: Man sollte sich jeden Abend einen Poetry Slam anschauen, statt zu fernsehen!
@Ommelbommel (#49): Puh, das wäre viel Rechenarbeit, das rauszufinden.
@Ommelbommel (#39): Oh, das ist aber aufmerksam. Und schön. Aber auch sehr traurig.
So ganz verstehe ich die Diskussion nicht: Seit das Fernsehen existiert, verblödet es angeblich die Massen, das war vor 50 Jahren nicht anders als heute. Es gibt gute Sendungen und schlechte, die schlechten haben dennoch gute Quoten, sonst wären sie längst abgesetzt, die meisten guten haben eher weniger Zuschauer, trotzdem gibt es sie. „Lesen“ war sicher eher belanglos, dass um die Absetzung Heidenreichs nach ihren Aussagen über das ZDF und Kollegen so ein Gewese gemacht wird und der selbst provozierte Rausschmiss als Beweis für die Ignoranz des ZDF und für das mangelnde Qualitätsverständnis des Senders herhalten muss, ist lächerlich. Ein Fernsehen ohne „Lesen“ mit Heidenreich ist nicht schlimmer als ein Fernsehen mit. Dass die Verlage schreien, weil ihnen ein Absatzkanal verloren geht, ist verständlich, aber immer noch kein Ausweis besonderer Qualität. Dass Herr Niggemeier sich so für Elke Heidenreich ins Zeug wirft, kann ich nicht verstehen.
Mir gefällt das Zitat von Frau Heidenreich. Ich wünsche mir als Ersatz für ihre Sendung eine kleine Automobilsendung, die den Autoherstellern, der Zuliefererindustrie, den Autohändlern, den Autofahrern, ja sogar der Mineralölindustrie und den Tankstellen nützt und vielleicht sogar noch viel mehr Leute zum Autofahren bringt. So eine Sendung könnte Deutschland in den nächsten Monaten viel mehr helfen.
Vielleicht kann man das im wöchentlichen Wechsel mit einer Waschmittelsendung machen.
Ich verfolge hier seit Tagen die Debatte um den öffentlich-rechtlichen „Bildungsauftrag“. Und frage mich die ganze Zeit: Warum erwarten eigentlich alle, dass ausgerechnet das Fernsehen diesen erfüllt? Warum muss das Fernsehen das leisten? Es gibt doch auch noch andere Medien.
Wer sich über Literatur (und Theater und Musik und CDs und und und) informieren will, kann dies m.E. sehr gut bei diversen Radiosendern, und dies auch tagsüber und zur besten Sendezeit. Und im Internet. Und in vielen Zeitungen und Zeitschriften. Ich habe seit Jahren keinen Fernseher mehr, zahle nur noch die Gebühren für Radio und bekomme einiges geboten dafür. Alle, die sich über das schlechte Fernsehprogramm aufregen, sollen die Kiste doch einfach ausschalten. Zwingt sie doch niemand, das anzusehen.
[…] Und das wäre ja auch nur die Antwort auf die Graphen, die Niggemeier anbrachte (# Qualitätsfragen 1, # Qualitätsdebatte 2) Beim genauen Durchlesen ist es eine Evaluation der Zuschauerredaktion des […]