Freitag, 12. Januar 2007. Die ARD-Intendanten beschließen in einer Schaltkonferenz, dass sich nun keiner mehr öffentlich zum Fall Jauch äußert, nur noch der amtierende ARD-Vorsitzende Fritz Raff.
Montag, 15. Januar 2007. SWR-Intendant Peter Voß publiziert einen „Offenen Brief“ an Jauch.
Üblicherweise hätten wir in so einem Fall zwei Aussagen – von jedem verhinderten Vertragspartner eine. Jetzt gibt es aber die von Jauch und bisher ein Halbdutzend von verschiedenen ARD-Vertretern. Und dass sich letztere nicht immer ganz harmonisch ergänzen, passt schön ins Bild.
Ob Voß mit seiner Einschätzung, die ARD werde „sicher keinen bleibenden Schaden davontragen“ Recht hat, wird sich wohl noch zeigen – aber selbst ihm dürfte auffallen, dass die ARD mit dieser Geschichte in der Öffentlichkeit ein ziemlich schlechtes (und vermutlich realistisches) Bild abliefert.
Ich bin mir nicht sicher, ob Voss das schon aufgefallen ist.
Man darf darauf warten, welche anderen dieser Duodezfürsten sich noch zu Wort melden um ihrer Profilneurose Auslauf zu geben.
Das schlimme ist doch, dass egal wie schlecht das Licht nach außen ist die ARD definitiv keinen bleibenden Schaden davonträgt. Maximal wird irgend einer seines Amtes endbunden und durch einen anderen Kasper ersetzt, der dann ähnlichen Mist fabriziert.
Das ist eines unserer größten Probleme – nicht nur bei Sendeanstalten – leider.
„…immer aber
professionelle Weise und ohne jede Fernsteuerung.“ Wie man ja nahand des Briefes von Herrn Voß sieht.
*kopfschüttel*
Ich verstehe nicht, warum ein angeblich kritischer „Medienjournalist“ sich ständig auf die Seite der der Boulevardiva Jauch und allen Feinden des ÖR stellt.
Im Gegenteil: Ich bin ein Freund, ein Verteidiger der Öffentlich-Rechtlichen, manchmal habe ich das Gefühl, ungefähr der letzte zu sein. Umso trauriger finde ich es, wenn sie diesen Kamikaze-Kurs fährt.
Und wie auch immer man zur Frage steht, ob Jauch der Richtige für den ARD-Sonntagabend gewesen wäre (ich finde ja): In jedem Fall wäre es besser für die ARD gewesen, sie hätte nun, wie verabredet, einfach geschwiegen und nicht dank Voss noch einen weiteren Tag die Medienseiten mit diesen internen Auseinandersetzungen gefüllt. Denn in Wahrheit geht es hier nicht um ARD gegen Jauch, sondern um ARD gegen ARD.
finde, dass der voss ein paar sehr wahre dinge schreibt.
Denn in Wahrheit geht es hier nicht um ARD gegen Jauch, sondern um ARD gegen ARD.
Wohl eher um ARD in Gestalt der journalistischen Qualität gegen ARD in Gestalt von kurz vor der Pension stehenden „Verhandlungsführern“, die noch schnell ohne Rücksicht auf evtl. karriereschädigende Folgen den Erstgenannten eine Laus in Form des Jauch in den Pelz setzen wollten.
Die Enttäuschung von Jauch, dass es mit dem Verhandlungsführerprinzip bei der ARD nun doch nicht so weit her ist, spricht ja ganz deutlich aus seinem SpON Interview.
Herr Voss steht auch kurz vor der Pension. Und bislang war mir der SWR nicht als besonderer Hüter der journalistischen Qualität innerhalb der ARD aufgefallen.
die qualitäten von voss und des swr kann ich aus der schweiz schlecht beurteilen. und ich finde auch, dass sich die ard in ihrer vielstimmigkeit selber erledigt hat. dass aber versucht wurde, herr jauch nicht jede extrawurst durchgehen zu lassen find ich in ordnung.
Komisch, normalerweise halte ich nichts von den überkommenen ÖR-Strukturen, aber in diesem Fall bin ich auf deren Seite. Voß kommt mir in seinem Brief sehr viel sympathischer vor, als Jauch im SPIEGEL-Interview. Liegt wohl an Sätzen wie „Ich … halte
nichts davon, dass die ARD künftig zwischen Vertragspartnern erster
und zweiter Klasse unterscheidet.“ Was hat Jauch eigentlich für ein Interesse daran, das Scheitern seiner Vertragsverhandlungen öffentlich und nicht ohne Polemik breitzutreten? Mir fällt da nur so etwas wie Rache ein und die passt, denke ich, mit Professionalität nicht wirklich zusammen.
Und was mit „Kamikaze-Kurs“ gemeint ist, verstehe ich nur bedingt. Inwiefern begibt sich denn die ARD in (Lebens-)Gefahr, nachdem sie nun nicht mit Jauch zusammenarbeitet?
ach, die ARD ist doch auch ganz lustig, der BR z.B.:
München (dpa) – Ein versehentlich gesendeter politischer Nachruf auf Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hat in der Nacht zum Mittwoch beim Bayerischen Fernsehen zu Anrufen irritierter Zuschauer geführt. Der am frühen Morgen in der Sendung «Rundschau extra» ausgestrahlte Beitrag erweckte den Eindruck, Stoiber sei bereits zurückgetreten. Ein übernächtigter Techniker habe sich da vergriffen, sagte ein BR-Sprecher auf Anfrage. Chefredakteur Sigmund Gottlieb: «In der Hektik der Live-Sendung ist ein falscher Beitrag gesendet worden. Das ist eine höchst bedauerliche Panne, die nicht zu entschuldigen ist».
Günther Jauch nutzt den allgemeinen Missmut gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland und versucht jetzt, sich durch die medienwirksame Inszenierung seiner Absage zu profilieren. Meine Sympathie erhält er dafür nicht. Dem offenen Brief von Peter Voß stimme ich weitestgehend zu.
Jauch ist ein durchaus guter Unterhaltungsmoderator, aber mit Sicherheit kein politischer Journalist. Das ist Sabine Christiansen zwar auch nicht, aber mit der hat die ARD ja auch keine Zukunftspläne. Ihm ist seine eigene Popularität schon zu sehr zu Kopf gestiegen, das hat Peter Voß schon richtig erkannt. Die Leute, die sich jetzt über scheinbare Nebensächlichkeiten wie strikte Werbeverbote aufregen, sind nämlich die ersten, die wieder mit ihrer Kritik loslegen, wenn Jauch als ARD-Mann den neuen Quelle-Katalog oder sonstwas präsentiert.
Es warh wohl sowieso ein Fehler, Jauch ausgerechnet für eine politische Talkshow (braucht man überhaupt noch so viele im deutschen Fernsehen) zu engagieren. Irgendetwas Relevantes als Empfehlung dafür hat er schließlich nicht vorzuweisen.