Heute ist Blendle in Deutschland gestartet, ein Online-Kiosk, an dem man einzelne Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften kaufen kann, oder genauer: Ein Ort, der es leicht macht, interessante, lesenswerte, wertvolle Artikel in Zeitungen und Zeitschriften zu entdecken, und es ebenso leicht macht, für sie zu bezahlen, mit einem Klick.
Die Liste der beteiligten Medien ist eindrucksvoll: Über 100 Titel sind dabei, darunter FAZ, SZ, „Welt“, „Tagesspiegel“ und „Rheinische Post“, „Spiegel“, „Stern“, „11 Freunde“ und „Neon“. Die „Neue Zürcher Zeitung“ und das Schweizer Magazin „Reportagen“ kommen noch dazu. Mit dem „Focus“ ist (anders als ich in der FAS gestern geschrieben habe) auch Burda vertreten.
Dass so viele Verlage mitmachen, ist gut für die Erfolgschancen von Blendle in Deutschland. Aber es ist auch erstaunlich. Ich glaube, noch vor wenigen Jahren hätte sich kaum ein großer deutscher Verlag darauf eingelassen, seine Artikel aus der Zeitung einzeln an einem Online-Kiosk verkaufen zu lassen – außer natürlich zu Mondpreisen, wie sie zum Beispiel die Datenbank Genios verlangt, wo sich meine kleine Fernsehkolumne aus der Zeitung vom vergangenen Sonntag für den läppischen Preis von 4,38 Euro erwerben lässt.
Bislang ging die Logik meistens: Wenn die Leute schon nicht Abonnenten werden, sollen sie wenigstens ganze Ausgaben kaufen. Wenn man anfängt, sie zu entbündeln, das Paket aufzuschnüren und einzelne Artikel daraus zu einem erschwinglichen Preis zum Kauf anzubieten, riskiert man das gesamte Geschäftsmodell. Die Zeitungen klammerten sich an die Ausgabe an kleinste angebotene Einheit ähnlich wie die Musikindustrie an die Albums-CD. Bis iTunes kam und alles änderte.
Blendle will ein iTunes für Journalismus sein.
Für die meisten Verlage war der Verkauf von Jounalismus in gebündelter Form bislang nicht verhandelbar. Marten Blankesteijn, einer der Gründer von Blendle, sagt aber, unbundling sei der „Heilige Gral“, wenn es darum geht, junge Leute zum Bezahlen für Journalismus zu gewinnen. Und entweder hat er die ganzen Verlage davon überzeugt. Oder sie glauben zumindest, dass der Versuch nicht schaden kann.
Sein Geschäftspartner Alexander Klöpping und er sind jetzt 28 Jahre alt. „Wir haben Blendle gegründet“, sagt Blankesteijn, „weil wir gesehen haben, dass keiner unserer Freunde die brillianten Artikel gelesen hat, die in Zeitungen und Magazinen veröffentlicht wurden. Wir waren sicher, dass sie ihnen gefallen würden, aber es gab einfach keinen Weg, sie dazu zu bringen, sie zu lesen. Einige Artikel waren nicht einmal online, andere nur hinter einer Paywall. Wir waren überzeugt, dass wir unsere Freunde glücklich machen könnten, indem wir ihnen leichten Zugang zu dem besten Journalismus verschaffen, und dass wir die Verleger glücklich machen würden, wenn wir ihnen diese neue Leserschaft gäben.“ In den Niederlanden, wo sie Blendle im vergangenen Jahr gestartet haben, sehe man, dass es funktioniert.
Man kann bei Blendle Zeitungen oder Zeitschriften durchblättern, nach Stichworten oder Themen suchen, sich viel gelesene Artikel oder von der Redaktion ausgewählte Artikel anzeigen lassen oder, wie in einem sozialen Netzwerk, Menschen folgen und sehen, welche Stücke sie empfehlen.
Blendle verspricht den Verlagen, das neue Vertriebs-Angebot einfach zusätzlich machen zu können, unabhängig von den sonstigen Strategien, mit denen sie ihre Inhalte verkaufen und vertreiben. Das stimmt nur halb. Denn gerade zu der Art, wie viele Zeitungen derzeit mit ihren Print-Inhalten umgehen, passt Blendle nicht besonders gut.
Die Zeitungen haben das Dilemma, dass sie online eigentlich nicht zu viele Inhalte kostenlos anbieten wollen, damit es noch einen Anreiz gibt, die Zeitung auf Papier (oder als E-Paper) zu kaufen. Andererseits wollen sie auch gerade hochwertige und einzigartige Inhalte nicht nur hinter eine Paywall verstecken, wo sie nicht gefunden werden. Die Lösung besteht dann oft darin, auch einen Teil der für die Zeitung produzierten Artikel kostenlos online zu stellen, nicht alle und teilweise zeitverzögert. Es ist ein Kompromiss, in der Hoffnung, sowohl von der Reichweite zu profitieren, die die kostenlose Online-Verbreitung verbindet, als auch von den Vertriebserlösen, die der Verkauf der Zeitungsausgabe bietet. Es ist eine pragmatische Antwort und hat immer etwas vom Durchgewurschtel.
Wer einen irgendwie spektakulären Artikel aus der Print-Ausgabe einer Zeitung oder eines Magazins lesen wollte, musste die ganze Zeitung kaufen – oder warten, bis er vielleicht später doch noch kostenlos veröffentlicht wurde. (Manche Inhalte, wie etwa die renommierten Seite-3-Geschichten der „Süddeutschen“, erschienen aber grundsätzlich nicht online, aus der Logik, dass sie kostbar bleiben sollten.)
Blendle ändert das jetzt endlich. Wenn ich einen gelungenen Artikel aus einer gedruckten Zeitung empfehlen will, muss ich ihn nicht als Foto bei Twitter oder Facebook veröffentlichen (wie das absurderweise oft genug passiert). Und ich muss die Leser nicht zum Kiosk schicken oder zum Kauf irgendwelcher Tagespässe oder E-Paper-Ausgaben animieren. Ich kann ihn direkt verlinken, und man kann ihn für wenige Cent kaufen, und wenn man bei Blendle registriert ist, sogar mit einem Klick.
(Etwas beunruhigend ist zunächst, dass man, wenn man bei Blendle eingeloggt ist, den Artikel nach dem Klick auf einen solchen Link schon gekauft hat, ohne weitere Abfrage: „Sind Sie sicher, dass Sie hierfür Geld ausgeben wollen?“ Martestijn sagt, man habe das getestet und festgestellt, dass die Sicherheitsabfrage Menschen gestört. Man kann bei Blendle aber jeden Artikel nach dem Lesen mit wenig Aufwand zurückgeben und sein Geld zurückbekommen. Die Entscheidung, ob er wirklich Geld ausgeben will für ein Stück, könne der Leser so zu dem Zeitpunkt treffen, wenn er sie am besten treffen kann: nachdem er es gelesen hat. Das ist ebenso gewöhnungsbedürftig wie bestechend in seiner Logik.)
Hier kommt aber nun endlich der viele Absätze weiter oben angekündigte Haken, an dem sich Blendle mit der Praxis vieler Verlage beißt: So schön es ist, wenn ich nun das fulminante Essay oder das eindrucksvolle Dossier aus der Zeitung kaufen kann – wie zufrieden bin ich noch, wenn ich dann feststelle, dass ich das Stück auch kostenlos online hätte lesen können, vielleicht sofort, vielleicht ein paar Tage später? Weicht das angenehme Gefühl, sich auf einer Plattform zu bewegen, in der man guten Journalismus entdecken kann, dann nicht dem Eindruck, dass man immer wieder unnötig Geld ausgibt? Konsequent wäre es, wenn Verlage, die ihre kostenpflichtigen gedruckten Inhalte über Blendle anbieten, sie nur noch in Ausnahmefällen frei online stellen – aber dafür möchte ich aus Leserperspektive (und als Journalist, der sich möglichst viele Leser für seine Artikel wünscht) auch nicht plädieren.
Entscheidend für den Erfolg von Blendle wird die Preisgestaltung sein. Die Verlage können selbst bestimmen, was sie für einzelne Artikel nehmen und wonach sie das staffeln. Aus einer defensiven Haltung heraus ist es natürlich sinnvoll, die Texte nicht zu billig anzubieten, damit ein Abonnement oder ein Zeitungskauf im Zweifel attraktiver bleibt. Aber wenn Blendle ein Ort werden soll, an dem nicht nur ohnehin gestandene Zeitungsfans aus Überzeugung viel Geld ausgeben, muss man sich durch die Empfehlungen klicken können und das Gefühl haben, einen sehr erschwinglichen, attraktiven, fairen Preis für einen einzelnen Artikel zu zahlen.
Übrigens funktioniert das Konzept nicht nur für Print-Medien: Neben der gedruckten Ausgabe des „Wall Street Journal“ sind auch die Online-Artikel von wsj.com hier zu finden, die sonst hinter einer Paywall liegen.
Blendle bringt viele Voraussetzungen dafür mit, sich als neuer Weg zu etablieren, guten Journalismus zu entdecken und dafür zu bezahlen. Trotz einigem, was da noch hakt, zum Beispiel beim Import der Print-Inhalte in die Plattform, imponiert mir, wie attraktiv die Seite ist, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, die sie bietet, Inhalte zu entdecken – und nicht zuletzt, wie sehr sie sich bemüht, die Zufriedenheit des Lesers in den Mittelpunkt zu stellen, zum Beispiel durch ein Startguthaben von 2,50 Euro und die Möglichkeit, einen Artikel bei Nichtgefallen einfach zurückzugeben. Es ist ja jetzt nicht so, dass man das als Kunde von Verlagen unbedingt gewohnt wäre.
- Marten Blankestijn: „Artikel-Kiosk Blendle geht heute in Deutschland live“
- Mein Artikel aus der FAS über Blendle und das Entbündeln von Medieninhalten: „Straight Outta Kontext“ (Blendle-Link)
- Felix Schwenzel schwärmt, dass ihm Blendle vorkommt „wie ein wahrgewordener traum“.
- t3n: Das iTunes für Journalismus im t3n-Test
- Benjamin O’Daniel: Der Preiskampf um die Lesestücke
Interessantes Geschäftsmodell, das sicher Zukunft hat.
Für einzelne Artikel würde ich definitiv zahlen, anstatt mir ein komplettes Magazin unbekannten Inhalts zu kaufen, wenn ich nur mal so durchs Netz streife.
Hmm…, man merkt, es ist Montag. ;-)
„Martestijn sagt, man habe das getestet und festgestellt, dass die Sicherheitsabfrage Menschen gestört.“
Zum Thema: Interessantes Modell und meiner Meinung nach eine richtige Einschätzung des Autors.
… kenne ich aus den Niederlanden, ist eine gute Alternative, du kannst gezielt nach Artikeln von bestimmten Autoren auswählen – mich interessiert ja tatsächlich nicht das ganze Blatt – schön das ich die Wahl habe – so jedenfalls würde ich es zusammenfassen mein Zeitungsglück
Klingt nach einer guten Sache. Mal schauen ob sich dadurch etwas am Verhalten der Leser und Verlage ändern wird.
Gibt es eigentlich Rechnungen was rauskommt wenn man ein Jahresabonnement einer Zeitung auf einen Artikel runterrechnet? Da bleibt bestimmt nicht viel übrig. Ist mir aber klar dass das keine exakte Sache ist. Wahrscheinlich müsste man noch Werbeeinnahmen etc. einbeziehen. Gibt es dazu Analysen?
Jaha…könnte klappen. Nicht uninteressant für die Verlage dürfte auch die weitestgehende Rückholung der verlorengegangen „Gatekeeper-Funktion“ zu sein. Mal sehn…
Bei Blendle habe ich mich im Vorfeld via Invite-Code angemeldet. Trotz deaktivierten E-Mail-Optionen habe ich dann Spam-Mails von Blendle bekommen.
Zum Glück hat mir Blendle, auf meinen Wunsch hin, das Konto wieder gelöscht.
Ist der Name englisch oder schwäbisch?
„Guter Journalismus“: Wenn die Leserquote stimmt, wächst bei Blendle der Ertrag, ein eher quantitativer Qualitätsbegriff.
Das Angebot dürfte gleichwohl ein Ansporn für den inhaltlichen Wettbewerb an der Spitze sein. Und ein reizvolles Feld für Nutzer auf der Suche nach dem „Heiligen Gral“ des gezielten Zahlens für Content. Ein Cherry-Picking-Portal. Warum nicht?
Aber ich wäre skeptisch, ob es die banale Breite der publizistischen Grundversorgung stabilisiert. Beiträge, die weder von Edelfedern noch von Robotern stammen. Und die trotzdem für eine informierte Öffentlichkeit notwendig sind.
Medienunternehmen selbst können zwar ihre Angebote ent-bündeln, aber nicht so einfach ihre Kostenstrukturen. Etwa die aus guten Gründen „tot recherchierte“ Geschichte oder die ganzen „Gemeinkosten“, vom Office über manchmal nötige Anwaltskosten bis hin zur Gewinnerwartung der Shareholder.
Am Ende muss die Rechnung stimmen. Die Preisfrage beim einzelnen Artikel: Was gehört hinein?
Blendle ist wohl nicht DIE Antwort auf die Geschäftsmodelldebatte, aber vermutlich eine.
Naja, einerseits habe ich schon länger gar nicht mehr das Bedürfnis diese Zeitungen zu lesen. Ich kaufe Zeitung in Papierform vielleicht alle paar Jahre zu besonderen Anlässen, z.B. als meine Nichte geboren wurde. Reingeschaut habe ich nie, das kann dann meine Nichte 18 Jahre später machen…
Andererseits könnte ich die erste Reihe der oben abgebildeten Zeitungen täglich bei unserer Onleihe ausleihen, muss ggf. etwas warten. Kostet mich im Jahr 6 Euro zusammen mit dem Zugang zu zig Büchern und Zeitschriften, Hörspielen,…
Und die Lokalnachrichten bekomme ich trotz Paywall von unserer lokalen Zeitung mit, im Zweifelsfall auch auf Papier wenn der Nachbar fertiggelesen hat.
Ist das hier jetzt eigentlich Werbung für Blendle?
Und meiner Meinung nach glaube ich nicht an ein Erfolg dieses Modells. Im Moment wird es einen Hype geben, aber nach einiger Zeit wird man dann sehen, wieviel davon noch übrigbleibt. In einem Jahr sehen wir uns dann wieder. Und dann können wir darüber sinnieren, warum dieses Modell hier in Deutschland gescheitert ist.
Ich als alter Pfennigfuchser gehe in die Bibliothek. Dort gibt es nicht bloß Bücher. Man kann dort auch jede Tageszeitung und jedes Magazin kostenlos durchblättern und lesen. Und ich lasse mir da auch gar nichts vorwerfen. Wenn es ein solches Angebot gibt, darf man das ja wohl auch nutzen.
Blendle! Warum es nicht einfach ein Flatrate-Modell gibt, verstehe ich nicht. Man zahlt pro Monat einen bestimmten Betrag und darf dann alle möglichen Ausgaben durchblättern. Das wäre schon eine Überlegung wert.
Was halt gar nicht geht, ist der Kauf ohne Bestätigung durch einen externen link. Eben den link zu „straight outta kontext“ angeklickt und schon habe ich diesen gekauft. Das kann es nicht sein, hier fehlt schlicht eine vorgelagerte Seite die mir nochmal den Inhalt des Artikels zeigt.
Die Argumentation Blendles Leser wollen keine Kaufbestätigung wird ja dadurch absurd, dass ich mich dauernd ausloggen muss um nicht Gefahr zu laufen dauernd Texte zu kaufen, nur weil ich auf einen link klicke.
Das Einzelzahl-Modell finde ich schwierig und letztendlich unattraktiv. Wenn ich für jeden Artikel extra bezahlen soll, überlege ich auch bei jedem Artikel, ob er mir jetzt wirklich Geld wert ist – egal ob er 1,99 EUR oder 9 Cent kostet, und entscheide mich per default eher dagegen – eine Rückgabe müsste wirklich mit exakt ein bis zwei Klicks möglich sein, sonst wäre es mir schon zuviel Aufwand und immer noch abschreckend. (Und solange ich eine ganze Zeitung oder ein Magazin für zwei bis vier Euro bekomme, halte ich Preise für einzelne Artikel jenseits des einstelligen Centbereits ohnehin für schwierig.) Bei einer Flatrate für fünf oder zehn Euro im Monat wäre es mir hingegen eher egal, ob ich dafür dann letztendlich zehn oder hundert Artikel gelesen habe.
Um an Kommentar Nr. 11, jmk, anzuknüpfen:
Ist diese Sicherheitsabfrage vor dem Kauf aufgrund der früheren „Problematik“ mit den Abofallen nicht mittlerweile für jeden Kaufvorgang im Internet gesetzlich vorgeschrieben?
Dass die Logik, dass man erst nach dem Lesen zahlen soll, bestechend ist, so bestechend ist, erschließt sich mir nicht. Im Kino bekomme ich auch kein Geld zurück, wenn mir der Film nicht gefallen hat, und das langweilige Buch nimmt Thalia auch nicht zurück.
Was ist eigentlich bei ignorieren des Angebotes durch den Konsumenten und eventuelles Versagen des Projektes für eine Entschuldigung zu erwarten?
Das unverschämte Buzzword „Trittbrettfahrer“ , siehe Krautreporter, kann man bei so einem Modell dem (Nicht)Leser nicht an den Kopf werfen.
@Claus: Das war der Punkt, an dem ich auch gestutzt habe. Werden die Nutzer nicht größtenteils einfach ihr Geld zurückverlangen, ganz gleich, ob ihnen der Artikel gefallen hat oder nicht? Ich denke aber, dass hier die Chance besteht, die immer behauptete, aber nie nachgewiesene Bereitschaft der User zum freiwilligen Zahlen in der Praxis zu prüfen: Es ist ja in Bendles eigenem Interesse, dass die Leute auch wirklich zahlen.
Ein Kenrproblem ist ja, dass einige Verlage ihre Paywall auch vor Artikel stellen, die zum Beispiel aus acht Zeilen Agenturmeldung oder (noch schlimmer) dem Originaltext einer Polizei-Pressemitteilung bestehen. Solange das so ist, halte ich die Rückgabemöglichkeit tatsächlich für sinnvoll, denn das Risiko, für eines der o.g. „Produkte“ zu bezahlen, ist mir dann doch meistens zu hoch. Sobald nur Eigenleistungen der Redaktionen kostenpflichtig sind (und mit Autoren- und Inhaltsangabe versehen), sehe ich die Frage der Rücknahmegarantie allerdings ebenso wie #14.
@Andi (#12): Es sind exakt 2 Klicks.
Deren „Coole Sache!“ war ausschlaggebend:
Mein Interesse war sofort Null.
‚„Sind Sie sicher, dass Sie hierfür Geld ausgeben wollen?“ Martestijn sagt, man habe das getestet und festgestellt, dass die Sicherheitsabfrage Menschen gestört. ‚
da werden vermutlich etliche anwälte schon die abmahnung ausgdruckt haben — wenn ich mich recht entsinne, ist so ein hinweis pflicht.
„Wir waren überzeugt, dass wir unsere Freunde glücklich machen könnten“
ist dieser gefühlig-verblödende duktus eigentlich mittlerweilen pflicht?
bei solchen formulierungen zweifele ich regelmässig an der geschäftsfähigkeit ihrere urheber (andererseits lebt zb die Zeit natürlich davon, jede woche etliche dutzend seiten voll mit solchem geschwafel abzusondern).
letzte frage: wie heftig ist das denn mit facebook, google+, twitter und was weiss ich für sch* verdrahtet? ich habe nix von dem ganzen müll — andererseits klingt das blendle-konzept interessant, aber ich möchte wirklich nicht irgendwo reingesaugt werden, wie das mittlerweilen allzuoft versucht wird …
@leser: Sie müssen hier zum Kommentieren Ihre E-Mail-Adresse angeben. Und falls Sie sich dadurch zu sehr reingesaugt fühlen, aufs Kommentieren verzichten.
@18
Kann man auch eine Version wählen, die einen nicht automatisch duzt?
[…] ein Online-Kiosk bei dem einzelne Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften gekauft werden können: Die große Chance und der kleine Haken von Blendle. Ja das ist doch mal eine gute Idee. Von allen Zeitschriften nur die Artikel, die man lesen […]
Für die Registrierungmodalitäten, das Nichtabfragen von Zahlungsdaten und das gefällige Layout gab es gleich mal einen Smiley in’s Hausaufgabenheft.
Dann bei mir selbst beobachtet, dass die Chance, dass mich eine Überschrift und zehn Zeilen Text so sehr interessieren, dass ich für den Rest in der Liga von 89 Cent bezahlen möchte, glatt null ist. Noch nicht einmal, wenn sie vom Startguthaben abgedeckt würden. Bin wohl ein Kind des Internets. Too little, too late? :)
Ach du lieber Gott, im Englischen gibt es schlicht und einfach YOU. In vielen seriösen Geschäften wird man mit Du angesprochen, um die Partnerschaft zu verdeutlichen. Wenn jemand mit Du Probleme hat, dann ist das ein Ego-Problem und typisch deutsch noch dazu.
Entscheidend für den Erfolg von Blendle wird nicht nur die transparente Preisgestaltung der Verlage für die Artikel nach Länge und Inhalt sein, sondern auch die Verbreitung des Angebots in die Öffentlichkeit.
Ob sich die Zeitungen hieran massiv beteiligen (manche tun es ja bereits), oder lieber doch wie gewohnt ihre Wochen- und Monatspässe mit abschreckendem Checkout propagieren (http://zeitungsgedanken.jimdo.com/2015/06/18/wenn-verlage-still-sitzen-bleiben-ist-paidcontent-am-ende/) bleibt abzuwarten.
Aus der üblichen Verlagsdenke heraus heißt es ja schnell, warum ein Angebot mit 30% Share bewerben, wenn wir doch auch mit unserem eigenen Angebot alles behalten können und damit die Vertriebsziele der epaper und Zeitpässe erreichen, was eh schon schwer genug ist.
Außerdem sollten die Verlage im Blick auf die Zukunft darauf achten, dass Blendle nicht zu sehr die kuratierten Empfehlungen in den Vordergrund stellt. Denn dadurch wird das Unbundling zu sehr forciert und die Markenbindung wie auch die Querfinanzierung der verschiedenen Artikelgenres geht verloren.
Die Zeitungen sollten daher mit Blendle vielleicht eine Rotation vereinbaren, bei der auch mal die Gesamttitel als erstes zur Ansicht/Auswahl stehen. Denn dann sehe ich als User, was die Zeitung noch bietet, welche Themen sie wie aufgreift, welche Bedeutung sie dem Geschehen beimisst und kann neue, überraschende Themen entdecken und lesen. Das Kernangebot der Tageszeitung!
Davon haben letztlich alle mehr.
Ich war gespannt. Und bin enttäuscht. Mein persönliches Fazit nach einem Tag Blendle: Idee und technische Umsetzung gelungen – Preismodell inakzeptabel.
Beispiel Süddeutsche: Die ganze Zeitung mit 100 Artikeln kostet 1,99 Euro, ein einzelner, zweispaltiger Artikel daraus 79 Cent. Ersteres will ich ja gerade nicht, letzteres kann ich mir nicht leisten (ausgehend von einer regelmäßigen Nutzung mit jeweiligem Lesen mehrerer Artikel verschiedener Zeitungen).
Schade. Aber soweit es mich betrifft, haben die Verleger wieder mal eine Chance vertan, meine Lesegewohnheiten(!) von „spontan und kostenlos“ auf „gerne zahlend und trotzdem flexibel“ zu ändern. Aber immerhin werden sie in einigen Monaten wieder behaupten können, dass Bezahlmodelle generell nicht funktionieren würden, weil der Konsument halt durch die Kostenlos-Kultur verdorben sei. Manchen scheint das zu genügen.
@Klara: Nein, kannst Du nicht.
Ja, die Preise sind mir leider auch negativ aufgefallen. Mir ist klar, dass ein einzelner Artikel im Vergleich mit der gesamten Zeitung teurer sein muss, aber 0,79€ für einen recht kurzen SZ Artikel finde ich schon heftig. Ich hätte schon erwartet, dass ich für den Gegenwert eine gekauften Zeitung auf Blendle sagen wir mal 15 Artikel hätte lesen können. Sehr spezielle oder aufwändige Artikel können im Einzelfall 0,79€ wert sein, die Regel ist das aber nicht.
Kann man die Liste der „über 100 Titel“ irgendwie einsehen, ohne sich gleich anmelden zu müssen? Ich sehe auf der Startseite gerade mal um die 20 Titel.
Eigentlich fände ich es gar nicht schlecht, wenn das nicht funktionieren würde. Einerseits, weil die schon angesprochene Startup-Duzerei und dieser allzu simpel übersetzte „Creation Myth“ der Blendle-Macher schon mehr nervt als amüsiert, aber andererseits, und das ist der weit gewichtigere Grund, weil ich einfach Medien wie z.B. dem Spiegel den Untergang wünsche. Z.b. für die Verblödungsmasche, die sie z.B. auf Spiegel Online seit Jahren betreiben, und die es schwer macht, mit ihren Konsumenten, die sehr zahlreich sind, überhaupt noch über Nachrichten zu sprechen, oder auch für die gefühlt dutzenden Erstsemester-Erfahrungsberichte, Kaufen-oder-Mieten-Artikel, und überflüssigen Tatort-Nachbesprechungen.
Blendle wird wahrscheinlich ein paar Jahre lang existieren, ohne aber die News-Branche zu retten. Denn wenn es große Nachfrage nach dieser Art Journalismus gäbe, hätte z.B. Flattr schon längst alle Märkte besetzt.
Ich denke auch, dass das nur ein neues Hipster-Spielzeug sein wird, das so lange erfolgreich ist, wie es neu und cool ist. Aber wer als User etwas mitdenkt, wird eben doch recht schnell merken, dass es mehr Sinn macht, gleich die ganze Zeitung oder Zeitschrift für ein paar Euro zu kaufen als ein paar einzelne Artikel für 79 Cent. Im Musik-Bereich mag ein Einzelpreis von 1,30€ funktionieren, weil das auch nicht teurer ist als ein ganzes Album für 15€ und wesentlich günstiger als eine Single für 5€, hier ist die Relation hingegen deutlich ungünstiger. Und dass man mit einem Klick gleich einen Artikel gekauft hat, ist eindeutig nicht seriös und es wird in der Tat interessant sein, zu sehen, wie lange das gut geht oder ob die Anwälte und Verbraucherschützer nicht gleich dagegen Sturm laufen.
@alle, die sich über die Preise beschweren: ich wäre sooo happy, wenn es „Blendle“ (ja ist das nun englisch oder schwäbisch, und wie wird es ausgesprochen) für wissenschaftliche Artikel gäbe. Versucht nur mal aus „Z. Physik“ oder einer der Elsevier-Zeitschriften einen Einzelartikel zu erhalten, und wenn er 80 Jahre alt ist. Kostet euch um die 30 EUR. Für einen Artikel, für den der Autor nichts erhalten hat.
Gleiches oder ähnliches für Normenschriften. Die kriegt man NUR vom Beuth-Verlag. Und dort nicht billig. Und: Normenschriften unterliegen dem Urheberrecht !
Dass sich einige Kommentatoren hier an den 79 Cent festbeißen ist insgesamt nicht förderlich.
Die Verlage müssen ja auch erst ein funktionierendes Preismodell für ihre Artikel finden; einzelne haben bereits in der Testphase der letzten Wochen die Preise nach unten bzw. differenziert angepasst (z.B. Der Tagesspiegel).
Das braucht Zeit und eine gute Analyse der Userdaten – die Geduld sollte man mitbringen. Das Wichtigste dabei ist, den Lesern beizubringen, dass jede journalistische Leistung etwas kostet. Zudem muss sich auch erst ein Preisgefüge und eine Preis-Leistungs-Verhältnis aufbauen.
Denn bisher war es kostenlos oder man musste für einen gewünschten Artikel mindestens einen Tagespass auf umständliche Art kaufen; mit dem Risiko für die Verlage, dass der geneigte Leseinteressent beim Bezahlvorgang ausssteigt. Das ist nun Vergangenheit.
Und wer bei Blendle gleich die ganze Ausgabe kauft, oder sie über die Summe der gelesenen Artikel erhält, zahlt damit gleich in die IVW ein, (leider) ohne eine Anzeige gesehen zu haben.
@Stefan Niggemeier: Oder wie ist das mit der IVW?
muss . das
Nur so ein erster kurzer Blick, ein Artikel aus dem Feuilleton der FAZ, das Layout hat nicht gepasst.
Ein Vorteil der digitale Welt ist für mich ist die Möglichkeit, nach Worten zu suchen und mit Schlagworten zu archivieren. Ein Traum wäre es für mich bspw. wenn es die Möglichkeit gäbe, das Originallayout als PDF herunterzuladen – von mir aus sogar mit der Werbung. (Bietet bspw. hier das lokale Miniblättchen an.) Gerade für PDFs gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten die zu archivieren.
Das gibt es leider nicht, allein die Möglichkeit über die Druckfunktion ein PDF zu machen, das dann aber kein besonders schönes Layout hat (Im Testfall in geriatrischer Schriftgröße). Immerhin ist so keine Beschränkung in der Nutzung (drucken, copy etc.) oder gar sowas wie DRM. Stattdessen der Hinweis:
Nur um sicherzugehen: Das Ausdrucken ist nur für den persönlichen Gebrauch erlaubt. Es ist nicht supernett, diesen Artikel zu verbreiten. Es ist sogar illegal. Anderen einen Blendle-Link zu schicken ist aber kinderleicht.
Auch wäre durchaus vorstellbar sowas wie ein persönliches Archiv anzulegen, aber bei „Später lesen“ werden wohl nur die Artikel chronologisch gesammelt.
Digital ist mehr als nur ein anderer Vertriebsweg. Es bietet Möglichkeiten, die dem Nutzer einen echten Mehrwert bieten, der sich auch in Geld umsetzen lässt. Ich denke, da ist noch ein weiter Weg zu gehen.
Was ich von der superne****en Ansprache halte, bleibt vorerst unausgesprochen in meinem Kopf. Was ich mir wünschen würde (wenn schon iTunes als Referenz genannt wird): Die Anzeige des Restguthabens an prominenter Stelle, dann könnte ich sogar mit den Fehlen der Sicherheitsabfrage leben.
Ein grosser Haken, den ich erstaunlicherweise noch nirgends erwähnt gesehen habe:
In der Blendle-App kann man die Text-Darstellung nicht konfigurieren: Keine andere Schriftgrösse, keine andere Schriftart, keine andere Hintergrundfarbe, kein anderer Zeilenabstand … für eine textlastige App ist das ein unverständliches Versäumnis, gerade auch im Vergleich zu anderen Lese-Apps wie Instapaper, Kindle oder Reeder.
Generell ist bedauerlich, dass wieder versucht wird, die Internet-Nutzung auf geschlossene Plattformen mit Totalüberwachung zu konzentrieren anstatt freie Plattformen zu vernetzen. Auch bei Blendle wird man als Nutzer totalüberwacht und zahlt an die Verlage nicht nur in Euro, sondern auch mit den eigenen Daten.
@Martin: Man kann Artikel aber Pocket hinzufügen und dort – ein bisschen – Schriftfarbe etc. konfigurieren.
„Blendle – Will it blend?“
Alleine der Blick in die AGB des Anbieters hat mir bereits leider gereicht: „Wir wollen ja nicht angeben, aber unser Dienst ist ziemlich klasse“. Und dass sie nichtmal in der Lage waren, ein eigenes SSL-Zertifikat zu kaufen (30 EUR/Jahr) sondern sich an ein dubioses der Firma „Fastly, Inc., San Francisco“ angeschlossen haben, welche mit diesem Zertifikat noch ca. 100 weitere Websites mit versorgt, laesst mich auch verunsichert und ratlos zurueck. Was soll das? Die bereits mehrfach angesprochene Duzerei geht mir auch auf den Senkel. Schlimmer als bei IKEA und/oder Apple.
Die Idee selbst halte ich allerdings in der Tat fuer recht gut. Ohne das Hipster-Geschwafel waere es mir allerdings lieber. Ach ja, und ohne den „Spiegel“ waere es mir noch lieber.
Bezüglich Preise wäre es bei mir schon so, dass ich eher 10 Artikel für 10 Cent kaufen werde wie einen für 79. Falls das bei vielen so ist dürfte klar sein welches Preismodell erfolgreicher wäre.
Da bin ich mal gespannt ob das ein Erfolg wird, wenn der übliche Hype vorbei ist (siehe die Krautreporter). Ich habe früher auch immer gesagt, ich würde ja für Artikel zahlen wenn da nur x, y und z nicht wären. Die Preise, das Abomodell, die Usability irgendwas ist ja immer.
Inzwischen bin ich aber ehrlich und sage: Nö, ich habe eigentlich keine Lust für Onlineartikel zu zahlen. Bei der taz klicke ich seit Jahr und Tag die „Paywahl“ weg und wenn die SZ mich nach 10 Artikeln auffordert jetzt aber bitte ein Abo abzuschließen, dann lese ich den Artikel halt nicht. Es gibt bestimmte zehn andere Seiten die das Thema ebenfalls behandeln und wenn nicht ähnlich interessante Beiträge bringen. Ich habe eher das Problem, dass am Ende des Tage noch so viel „Internet“ zum lesen übrig ist.
Mit aller „Hingabe“ wird Jahr für Jahr geflucht und gemeckert, dass der Leser keine ganze Zeitung, sondern nur einzelne Artikel lesen will.
Jetzt gibt es genau so ein Angebot auch für Deutschland, und es wird gemeckert, dass man geduzt wird, dass die Artikel mit ein paar Cent zu teuer sind und ja sowieso das ganze Modell rechtswidrig sei, weil man einen Kauf nicht umständlich bestätigen muss, sondern die Möglichkeit geboten wird, unkompliziert sein Geld wieder zurück zu erhalten.
Zu allem Überfluss fällt sogar die Frage, ob Niggemeier mit diesem Text wirbt für Blendle wirbt, weil er auch mal jemanden verbal nicht in der Luft zerreißt.
Merkt ihr eigentlich was? Ganz egal, um welches Thema es geht und wie man dieses dann dreht und wendet: es wird geflucht bis die Tasten glühen.
Und jetzt zum eigentlichen Thema, nämlich der Vorstellung des Angebots von Blendle: Es ist genau das, was ich immer vermisst habe. Und dass ein Artikel mit ca 70 Cent derzeit noch zu buche schlägt, sollte man als Leser etwas gelassen sehen. Auch bei Blendle werden die Gesetze der Marktwirtschaft ihre Wirkung entfalten und die Preise werden sinken.
Und nicht nur das. Ich bin überzeugt davon, dass auch die Qualität zukünftig deutlich steigen wird, weil die Verlagshäuser merken, dass sie in einem Boot der Zukunft sitzen, wenn es um den Verkauf von Journalismus geht. Im Moment wird das sicherlich noch als Werbeform für die eigene Arbeit betrachtet, um im Ergebnis Abos an den Verbraucher zu bringen, deshalb auch der noch zu hohe Preis pro Artikel. Aber Abos wird es mittelfristig wenigstens in der Verlagsbranche nicht mehr geben.
Zum Schluß ’ne Frage: Besteht auch für Dich, Stefan (bzw. für einzelne Menschen), die Möglichkeit, dort Deine Artikel zu platzieren und zum Kauf anzubieten?
@Michael
Beim Preismodell könnte ich mir auch gut so ein Modell ähnlich wie Flattr vorstellen. Also eine Flatrate, die die Möglichkeit bietet, Artikel positiv zu bewerten. Sprich: Die Flatrate wird auf alle Artikel, die ich lese, gleichmässig verteilt, ein Artikel, der mit besonders gefällt, bekommt dann mehr. [In der Hoffnung, dass damit auch bei den Autoren mehr ankommt und nicht alles bei den Verlagen hängenbleibt.]
Wobei der Ansatz mit den einzelnen Artikeln auf keinen Fall unter den Tisch fallen sollte.
@moehre
Ja und nein. Grundsätzlich nehme ich hier die Kommentare so wahr, dass der Ansatz positiv bewertet wird, aber sich Details noch verbessern lassen.
Und zu den Preisen: Als der Online-Vertrieb von Musik begann, fühlten sich viele potentiellen Nutzer durch die Preise und das DRM gegängelt. DRM und Preis unterschieden sich zudem noch teilweise von Lied zu Lied. Erst als dann Apple einen einheitlichen Preis einführte, der niedriger war, als bei der Konkurrenz und zudem das DRM relativ moderat gestaltete, kam das ins rollen.
Sicherlich ist denkbar, dass die Preise sinken, ebenso ist denkbar, dass die Verlage nach relativ kurzer Zeit das Modell Einzelartikel wieder beerdigen, weil es – angeblich – von den Nutzern nicht angenommen wird.
@moehre: Danke für diesen Kommentar. Was die letzte Frage angeht: unter bestimmten Umständen vermutlich Ja.
@ Stefan Niggemeier (#18):
Danke, aber sind das dann nicht eher schon vier Klicks? Einer um die Rückgabe aufzurufen, einer zum Ankreuzen, einer für die Schaltfläche „Ich will meine $BETRAG zurück“ und ein völlig überflüssiger für die anbiedernde Eigenlob-Bestätigung „Supernett“?
@ Lionardo (#35):
PDFs im Original-Heftlayout gibt’s bei SpOn, zumindest bei Heftartikeln die online abrufbar sind, wenn man dort oben auf „PDF drucken“ klickt.
Möchte auch noch ein Like oder was auch immer für moehres Kommentar (41) hier lassen.
@25
Und im Englischen gibt es auch schlicht und einfach „dog“ und „car“ und „table“. Ist das für Sie ein Argument, nicht mehr „Hund“, „Auto“ oder „Tisch“ zu sagen?
schon lustig, @stefan niggemeier, daß du dich hier „kritisch“ über blendle äusserst, aber mit keinem wort die scheisse, die gerade bei krautreporter abgeht, erwähnst.
DasKleineTeilchen: Wie, „‚kritisch'“?
@Claus: Ähm, schlicht und einfach nein?
@stefan:
„Konsequent wäre es, wenn Verlage, die ihre kostenpflichtigen gedruckten Inhalte über Blendle anbieten, sie nur noch in Ausnahmefällen frei online stellen — aber dafür möchte ich aus Leserperspektive (und als Journalist, der sich möglichst viele Leser für seine Artikel wünscht) auch nicht plädieren.“
wegen sowas zb „kritisch“ in anführung; weichgespült. mir kommts wie werbung vor. für den KR hast du auch mal heftigst geworben.
äusserst du dich nochmal zur bevorstehenden paywall beim KR oder schweigst du dazu?
@DasKleineTeilchen: Mein Kommentar mit Hinweis auf die KR-Paywall verschwand nach kurzer Zeit wieder.
ich bin mir über den Erfolg von Blendle nicht sicher. Klar, an Tag 1 ist irgendwie alles erstmal spannend, weil es gegen Etabliertes geht. Ich frage mich, ob eine regelmäßige Artikelsuche in Gewohnheitsverhalten übergeht? Gekaufte Musik bei iTunes höre ich mehrmals, aber Artikel? Verlange ich für schlechte, dünne, kurze oder sonstwie enttäuschende Artikel regelmäßig mein Geld zurück oder ärgere ich mich nicht und bleibe dann von Blendle fern? Blende ist ja nicht in eine geschlossene Welt aus Software, Hardware und Content wie iTunes integriert – reicht also die Markenkraft für eine dauerhafte Kundenbindung? Einzelne Artikel hinter der Paywall Blendle konkurrieren weiterhin mit den anderen Ozeanen von werthaltigem Content im Netzuniversum, über die ich bei fast jedem Klick stolpere – wo ist das entscheidende einzigartige Alleinstellungsmerkmal?
Ja, Blende ist neu, ist chic, ist cool und easy-to-use. Bis morgen das nächste Ding durchs Dorf kommt. Meine Wiedervorlage erfolgt in 365 Tagen.
bei meinem vorletzten kommentar hast du 2 minuten für ne antwort gebraucht; kommt da noch was @stefan niggemeier, oder ist das thema KR-mit-paywall damit für dich durch? ist ja in bezug zu blendle nicht mal OT…
na, von mir aus. geht ja nur um deine reputation, ich bin nur blöder leser.
Ich habe vor einiger Zeit mal gelesen, dass man maximal für eine Ausgabe des Spiegels den Gesamtpreis der regulären Ausgabe bezahlt. Man also beim überschreiten von 3,99€ durch den Einzelartikelkauf automatisch die komplette Ausgabe freigeschaltet bekommt.
ist das auch wirklich so? Weil momentan kann ich dazu leider nichts finden.
@54: Stefan Niggemeier macht doch im neuen Jahr bei KR nicht mehr mit (siehe: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/21340/in-eigener-sache-die-krautreporter-und-ich/). Warum soll er also dazu nun extra für Sie aus Gedeih und Verderb was sagen?
Achja gefunden hatte ich die Stelle damals bei SpOn:
„Deshalb hat Blendle eine besondere Funktion: Erreicht man durch den Kauf einzelner Artikel die Gesamtsumme für die Zeitung oder das Magazin, werden automatisch alle Texte freigeschaltet.“
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/blendle-digitalkiosk-startet-in-deutschland-partner-bekannt-a-1037837.html
@ste:
ah, dankeschön. ist offensichtlich an mir vorbeigegangen. trotzdem bischen dünn. wieso hat stefan dort aufgehört und wieso kann er sich -gerade *weil* er bei KR aufgehört hat- sich zur aktuellen entwicklung nicht äussern? du gibst doch sonst deinen senf zu allem, was in der medienlandschaft schief läuft, @stefan.
Erstmal könnte das für mich genau das Angebot sein, das meinem Lesebedürfnis dient. Das Beste/für mich interessanteste aus den 4-5 relevanten Magazinen und TZ, damit eine erste Alternative zur Kl.1 im ICE.
Denn sonst müsste ich locker 6-8 Euro für etwa 10 Artikel aus 3-4 TZ ausgeben. Die bekomme ich jetzt also für … um 8 Euro. Allerdings ohne die sonstigen Inhalte der TZs, von denen ich vorher nicht wusste, dass sie für mich interessant sind. Dafür uU mit teils kostenlos online verfügbaren Inhalten. Für mich ist da derzeit das Preis-/ Leistungsverhältnis eine ausreichende, primäre Barriere.
Sekundäre Barrieren gibts dann auch noch:
– Funktioniert nur mit aktiviertem Javascript, und das auch erst nach der dritten oder vierten spezifischen Freigabe.
– Es sind scheinbar keinerlei Informationen zu Zahlungsmodalitäten verfügbar, bevor man nicht einen Probezugang aktiviert hat. Als meine Mailadresse eingefordert wurde, ohne bis dahin irgendwelche Infos dazu anzubieten, habe ich abgebrochen. Um an dieser Schwelle nicht abzubrechen, muss ich bereits überzeugter Kunde sein. Wer mich auf so einen Pfad zwingt, hat bereits im Einstieg sein Produkt bei mir mit einer aversiven Grundstimmung verknüpft.
#41: Ich finde es immer verwirrend, wenn man mit Markt und Marktwirtschaft argumentiert, um einen als überhöht empfundenen Preis für nebensächlich zu erklären. Falls der auf die Vorgaben der Verlage zurückgeht, werden die die Erwartungen nur dann senken, wenn sie unternehmenspolitisch auf Blendle setzen.
Momentan bekommt Blendle kostenlose Publicity und Aufmerksamkeit, weil das Angebot Nachrichtenwert hat. Wenn sie aus Mangel an Nachfrage später die Preise in einen realistischen Bereich verschieben, bekommen es viele potentielle, jetzt aber abgeschreckte Kunden vielleicht gar nicht mehr mit. Eine solche Markteintrittsstrategie kann sich nur leisten, wer ein absolut alternativloses und extrem verlockendes Produkt anbietet. Für jeden anderen ist es eine gravierende Hypothek. Manch attraktives Produkt/DL ist nur an Fehlern dieser Art gescheitert.
Also: Ein Produkt, auf das ich gewartet habe. Für das ich mir weniger Geburtsfehler gewünscht hätte. In Sachen Preisgestaltung würde ich eine schnellstens Conjoint-Analyse empfehlen. Falls man (auf Verlagsseite) überhaupt daran interessiert ist, über eine gelungene Preisgestaltung den wirtschaftlich profitabelsten Ansatz zu verfolgen.
PS: Vielleicht kann mir hier jemand etwas über die verfügbaren Zahlungsoptionen sagen? Nur KK? Oder mit Angabe der Kontodaten? Oder auch prepaid?
Für ersten beiden Varianten fehlt mir nämlich online grundsätzlich das Gottvertrauen in die Unfehlbarkeit der jeweiligen Admins und der ihnen vom Controller erlaubten Budgets.
@ #34, Jens Mertens: „Das Wichtigste dabei ist, den Lesern beizubringen, dass jede journalistische Leistung etwas kostet.“
Mir muss schon alters- und berufsbedingt niemand mehr beibringen, dass jede professionell erbrachte Leistung, also auch journalistische, „etwas“ kostet.
Allerdings macht dieses vage „etwas“ die Aussage zu einem billigen Allgemeinplatz, der in seiner Unverbindlichkeit gerne als Totschlagargument benutzt wird, um jede Diskussion um die konkrete Höhe besagter Kosten im Keim zu ersticken. Geld? Spielt keine Rolle. Es geht ja schließlich um die Sache …
Die Sache ist in diesem Fall aber ein kommerzielles Produkt, mit dem Geld verdient wird und das für mich als potenzieller Kunde bezahlbar sein muss, wenn ich es kaufen soll.
Es geht dabei nicht um Nörgelei oder Pfennigfuchserei, und auch nicht um die Frage, wieviel mir ein bestimmter Textartikel mit spezifischem Inhalt im Einzelfall wert sein könnte (Very Special Interest). Es geht vielmehr um alltägliche mediale Gewohnheiten (General Interest), die zu ändern Blendle angetreten ist (und theoretisch in der Lage wäre). Und ich habe mir mangels Alternativen eben über die Jahre angewöhnt, täglich auf drei, vier verschiedenen journalistischen Online-Portalen ohne Paywall nach News und interessanten Beiträgen zu stöbern und zu spezifischen Themen ggf. auch mal zusätzlich über Google-News zu recherchieren. Und es ist keineswegs geheuchelt, wenn ich sage, dass ich schon lange vergeblich auf ein Angebot warte, dass mir zumindest besagtes Stöbern über verschiedene Publikationen hinweg ermöglicht, komfortabel, guten Gewissens und zu einem Budget, das in etwa dem eines monatlichen Tagezeitungs-Abos entspricht. Das wäre ich willens und in der Lage, zu zahlen.
Aber dieses Geld will offenbar niemand. Denn bei den hanebüchenen Preisen, welche die Verlage auf Blendle für einzelne Artikel aufrufen, müsste ich bei halbwegs regelmäßiger Nutzung aber einen dreistelligen Betrag pro Monat einkalkulieren. Wozu ich weder willens noch in der Lage wäre.
General-Interest-Journalismus ist ein Massenprodukt, vermarktet wird er auf Blendle aber als Luxusgut für Liebhaber. Bitte sehr. Mir als freiem Texter und Autor wäre es allerdings viel lieber, ein Artikel von mir würde zehntausend mal zu 9 Cent gekauft (und gelesen!), als hundert mal für einen Euro. Aber das muss ja jeder selbst wissen.
Jedenfalls werde ich Blendle mit dem Vermerk „prinzipiell gute Idee“ sowohl im Hinterkopf behalten als auch in meinen Bookmarks speichern und mir vornehmen, da ab und zu mal reinzuschauen, es dann auf Dauer aber wahrscheinlich wieder vergessen, weil es aus Kostengründen eben kein regelmäßiger Bestandteil meiner alltäglichen Mediennutzung sein wird. Im Gegensatz zu iTunes.
@58: Hm, mich würde eher allgemein interessieren wie Stefan Niggemeier zu einer Paywall steht, wahrscheinlich ist er aber für sein eigenes Projekt noch selbst am ausloten.
Jedenfalls, ein Kommentar der auch meine Meinung zur Einführung der Paywall bei KR beschreibt ist hier: http://wirres.net/article/articleview/8531/1/6/
@fry (33): „Versucht nur mal aus Z. Physik oder einer der Elsevier-Zeitschriften einen Einzelartikel zu erhalten, und wenn er 80 Jahre alt ist. Kostet euch um die 30 EUR. Für einen Artikel, für den der Autor nichts erhalten hat.“
Das wird’s da nie geben, denn Elsevier und Co leben nicht von Einzelkunden, sondern von staatlichen Institutionen, die für das Abo einer EINZIGEN Zeitung locker mal den Preis eines Kleinwagens pro Jahr hinlegen. Und das für Artikel, die von den Autoren an den Verlag verschenkt werden, und deren Autoren auch noch kostenlos das Editieren und die Reviews übernehmen.
Da KÖNNTE sich was ändern, wenn die Autoren das wollen. Leider ist es den meisten egal. Ich achte darauf, dass der Verlag mir das Posten auf meiner Webseite und bei Researchgate erlaubt. Wenn mehr wissenschaftliche Autoren darauf achten, kann sich was ändern. Bzgl. Elsevier gibt es auch eine Boykottaktion von Autoren, was immerhin auf eine Wahrnehmung des Problems hindeutet.
Ein Hinweis noch: In ihren „coolen AGBs“ erklären sie einem, dass sie Guthaben höchstens im Todesfall auszahlen. Nunja, wie man seit den Prepaid-SIM-Karten weiß, muss Guthaben bei Kündigung ausgezahlt werden, dass das Geld ohne Verwendung sonst ohne rechtliche Grundlage einbehalten werden würde. Scheint leider auch den Chat-Support nicht zu interessieren. Gerade im Hinblick, dass das ganze nicht auf Rechnung monatlich oder automatisch in 10€-Intervallen oder ähnlich abgerechnet wird, durchaus eine Frechheit.
Ich persönlich halte nichts davon, für jeden Artikel direkt eine Kaufentscheidung und auch noch anschließend Bewertung durchführen (gelohnt oder Geld zurück) zu müssen. Ich kauf aber auch keine einzelne Musiktitel, sondern entweder das Album oder per Streaming. Eine Flatrate und wenn auch gestaffelt nach gelesenen Artikeln wäre mir deutlich lieber. Bei Kleinstbeträgen, die durchaus im Kostenbereich einer App/Kaffees liegen und sich schnell häufen geht mir so der Lese- und Stöberspaß schnell verloren. Dann doch lieber eine Zeitung vom Kiosk oder über die Webseite.
[…] der Kollege Niggemeier. Er hat dann noch einmal in seinem Blog nachgelegt und ich bin sehr überrascht: So euphorisch habe ich Stefan in den vergangenen Jahren selten […]
Hier wird ein weiteres Mal versucht, via Internet eine ganze Branche zu zentralisieren. Egal, ob du FAZ, Zeit oder Spiegel liest, die zwei Startup-Heinis verdienen an jedem Artikel 30 Prozent. Die Zeitungen könnten von diesen Peanuts nicht leben, aber Blendle ginge es blendend.
Ich bin ziemlich überrascht. Eigentlich ist „Blende“ genau das, was ich mir seit Jahren wünsche. Einzelne Artikel unkompliziert lesen zu können, das Ganze eingebettet in eine Plattform, die mir die Auswahl recht einfach macht.
Nur: Ich hätte nie gedacht, dass das auf absehbare Zeit möglich sein wird. Natürlich nicht technisch, sondern weil die verschiedenen Verlage damit Probleme haben. Womit ich sie nicht geißen will: Eine Wirtschaftlichkeit muss ja gegeben sein, und das, was ich mir als Leser wünsche, nimmt darauf erstmal wenig Rücksicht.
Insofern: Meine Hochachtung. Ich hoffe, dass das Schule macht. Wobei mir – als Konsument – die Preise derzeit auch noch etwas hoch sind. Mal sehen, wie das weitergeht. Ist sicherlich auch eine Frage, wie erfolgreich Blendle sein wird. Wenn ein Artikel von ein paar tausend Leuten gekauft wird, kommen da ja schnell ordentlich Umsätze zusammen: 5000 mal 40 Cent sind immerhin bereits 2000 Euro. Und 5000 Leser ist eigentlich ziemlich wenig …
Die dämliche Kindersprache nervt allerdings tatsächlich ziemlich. Da wäre weniger deutlich mehr gewesen.
@q23r, [email protected]: Sie müssen Ihre E-Mail-Adresse angeben, um hier kommentieren zu können.
(Bin übrigens kurz davor, den Text „Einen Kommentar hinterlassen“ über diesem Feld in „Bitte hinterlass einen Kommentar“ zu ändern.)
Und wo ich gerade in Fahrt bin: Kann mir mal einer erklären, woher dieser Anspruch von Leuten kommt, die alle möglichen Funktionen bei ihrem Browser abschalten, aber trotzdem wollen, dass alle möglichen Angebote funktionieren? „Ja, nee, den Browser hab ich aus Sicherheits- und Datenschutzgründen deinstalliert, aber das ist doch kein Grund, dass ich die Website nicht aufrufen kann?!“
@moehre
eine Kaufbestätigung ist nicht nur eine Frage der UE, auch rechtlich wird blendle da wohl nicht rumkommen
Leser wie „DasKleineTeilchen“. Suuperbesorgt um meine Reputation. Suuperbesorgt um das, was bei Krautreporter passiert. Und so brennend interessiert an mir und an Krautreporter, dass sie nicht mitkriegen, dass ich da längst nicht mehr bin.
(Okay, ich dann jetzt durch.)
#SN 69:
Als Anspruch wollte ich das nicht stellen. Vermutlich gehe ich da zu sehr von mir aus und habe es deswegen für unglücklich gehalten. Vielleicht ist Javascript ja auch erforderlich dafür. Als technisch unkundiger dachte ich, man vermeidet es, wo nicht erforderlich.
Dass ich vor dem Einstieg in den personalisierten Anmeldevorgang keine Infos zu Preisen und Zahlungsoptionen abseits der AGB angeboten bekam, liegt aber nicht an meiner Bowserkonfiguration, oder doch?
Ich glaube. ich bin genau die Zielgruppe von Blendle.
Und ich sage: zum Glück duzt mich die Seite, nutzt JavaScript ohne Ende und kommuniziert lustig bis albern.
Eine statische Seite und förmliche Sprache wäre für mich nicht so attraktiv und ein sofortiger Kauf bei Klick ist für mich Empowerment und nicht dreist. Ich will in solch ein Angebot eintauchen und ich habe heute mehr Artikel gelesen als in den letzten 4 Wochen zusammen.
Die Branding-Abteilung von Blendle sollte sich jedenfalls auf die Schulter klopfen, denn die verbitterte Empörtheit vieler Kommentatoren hier ist ein gutes Zeichen für den Erfolg in der angepeilten Zielgruppe. AGB hier, Dreistheit, Frechheit, ich kauf ja auch kein einzelnen Songs sondern nur das ganze Album, ich geb meine Email-Adresse nicht raus bevor ich nicht genau jedes Zahlungsmitel kenne… ich versteh diese Leute ja, aber die müssen sich an andere Angebote wenden. Von Leuten die solch einen Service nach klassischen Methoden führen. Mit alter Technik und alles ganz ordentlich. Achso. Gibt es ja nicht.
Und wird es wohl auch nie geben. Denn solche neuen Websites werden nur von Leuten gemacht, die „super nett“ auf ihre Bestätigungs-Buttons schreiben.
Einen kleinen Haken des Projekts hat Herr Niggemeier allerdings nicht erwähnt, vermutlich unabsichtlich:
Axel Springer und die New York Times Company investieren gemeinsam drei Millionen Euro in den niederländischen Digital-Kiosk Blendle. Mit dem Geld soll vor allem der internationale Ausbau des Start-ups finanziert werden. Die Gründer, die weiter mehr als 75 Prozent an Blendle halten, fühlen sich „geehrt, dass zwei der einflussreichsten Medienhäuser der Welt so viel Vertrauen in uns haben“.
(Quelle: Meedia.de, 26.10.2014)
Die Herren fühlen sich also geehrt, dass Springer sein (auch) mit dem Leid anderer Leute verdientes Geld bei ihnen investiert.
Nun, mein Geld bekommen die jedenfalls nicht!
@Frank Reichelt: Die Beteiligung von Springer habe ich in meinem FAS-Artikel erwähnt.
@Stefan:
Die Pocket-Integration habe ich gesehen, aber ich verwende nicht Pocket, sondern Instapaper. Und selbst wenn ich Pocket verwenden würde, müsste ich mich erst noch damit anfreunden, ungefragt für einen Artikel zu bezahlen, damit ich diesen nach Pocket überführen kann, wo eine lesefreundliche Darstellung möglich ist.
Das ungefragte Bezahlen finde bei Blendle mittlerweile sehr unsympathisch, gerade auch wenn man Weblinks auf blendle.com setzt. Ich versuche heute schon, Weblinks hinter Paywalls zu vermeiden, denn ich betrachte solche Weblinks als unhöflich. Noch schlimmer ist es aber, wenn man direkt bezahlt, allein weil man einem Weblink irgendwo auf einer Website folgt. Klar, man kann das Geld zurückverlangen, aber eigentlich gilt in unseren Breitengeraden doch immer noch das Opt-in-Prinzip beim Bezahlen …
Apropos Opt-in: Irgendwie habe ich mein Newsletter-Abonnement bei Blendle übersehen. Immerhin konnte ich mich mit einem Klick abmelden, nachdem ich erkannt hatte, dass ich nicht auf «Klicke hier, um deine E-Mail-Einstellungen zu ändern» (in grosser Schrift) klicken muss, sondern auf «Keine Zeitungsübersichten mehr empfangen» (in kleiner Schrift).
Schon ganz brauchbar finde ich hingegen die Suchfunktion, auch wenn sie noch schneller werden muss.
Was ich gerade nicht gefunden habe: Kann man in einzelnen Publikationen browsen?
@Joachim:
Kann es sein, dass Blendle standardmässig sowieso keine verschlüsselten Verbindungen verwendet?
Jaha, ich wollte Ihren FAS-Artikel über den Blendle-Link lesen, aber man muss seine E-Mail-Adresse angeben und die möchte ich denen nunmal nicht preisgeben!
Stichwort: reingesaugt werden!
Dafür habe ich eben ganz ohne Fast-Registrierung Ihr Interview im Deutschlanradio Kultur über die Flüchtlinge-Willkomen-Kampagne der „Bild“ gehört.
Scharfsinnige Analyse, Danke dafür!
[…] Quelle: Stefan Niggemeier | Die große Chance und der kleine Haken von Blendle […]
@Martin:
Ja. Unter „Blättern“ (ganz oben im Menu).
Gestern hab‘ ich Blendle ausprobiert und bin begeistert! Es ist das, was ich (und nicht nur ich) mir immer gewünscht habe und als Kritik fällt mir nur ein: Warum hat es bis 2015 gedauert, sowas auf die Reihe zu bringen?
Den Geld-Zurück-Button hab ich ausprobiert: Ist einfach, superschnell und schafft Vertrauen. Dass zum Start 2,50 Euro verschenkt werden gibt die Möglichkeit, das einfach auszuprobieren, noch ganz kostenlos. Ich hab dann gleich aufgeladen, so toll fand ich die Auswahl – und schon gab es nochmal 2,50 aufs Konto.
Nicht alle Artikel kosten 0,75 – und wenn das nach dem Lesen unangemessen erscheint, kann man ja zurück geben. Allerdings würde ich das nicht mutwillig machen, wozu auch die angenehme Ansprache beiträgt. Wie oft hab ich schon Beschwerden gelesen über ödes Formular- und Juristendeutsch? Hier ist es endlich mal anders!
Gekaufte Artikel landen in einem Archiv, gekaufte ganze Zeitungen erreicht man über die Abrechnungsseite mit Links der gekauften Produkte. Dazu sagt der Support, dass man noch dran arbeite, die Bundles ebenfalls im Archiv anzuzeigen. Kleiner „Fehler“ zum Start in einer ansonsten supertoll nutzbaren Umgebung. Man kann nach Interesse, nach Zeitung, nach Kategorie suchen und blättern – und einen Anreisser kann man meist auch lesen.
Alles funktioniert großartig – wenn ich da vergleichsweise an das Gewürge mit der Webseite der Krautreporter denke…!
Dass Kommentierer hier einen kompliziertere Kaufprozess wünschen und gleich mit Abmahnungen argumentieren – das ist soooooo typisch deutsch! Und wer lieber in die Bibliothek geht, ist doch Äonen weit von der Zielgruppe entfernt, was soll da überhaupt ein Statement zu einem Online-Kiosk?
Schon am ersten Tag hab ich nicht nur Artikel, sondern auch ein ganzes Magazin gekauft – hab‘ ich seit Jahren nicht gemacht, ist also ein Blendle-Erfolg! Die Art, wie man das dann lesen kann, ist soviel besser als z.B. das unlesbare PDF der großformatigen ZEIT, das ich vor Jahren mal versuchsweise abonniert und gleich wieder abbestellt hatte.
Die Miesepetrigkeit vieler Kommentare hier versteh ich einfach nicht. Bzw. sehe sie als Rummeckern um jeden Preis an einem Projekt, das sich traut, endlich mal frischen Wind in die Sache zu bringen. Endlich ist möglich, was wir seit den 90gern forderten: Artikel im Einzelverkauf – wow!
Auf Blendle finde ich übrigens binnen kürzester Zeit wirklich lesenswerte, tiefer schürfende Artikel, die ich im kostenlosen Sektor eben NICHT bzw. nur selten nach längerer Suche finde. Das motiviert, bei Blendle Stammkunde zu werden, das nebenbei übrigens auch ein Social Network ist: man kann seine Twitter-Follower und FB-„Freunde“ improtieren und schauen, was die empfehlen, man kann Leuten folgen – muss das alles aber nicht, sondern kann Blendle auch ganz „einsam“ nutzen.
was Claudia sagt. Das tolle ist doch einfach über verschiedene Publikationen zu suchen.
Von Boulevard über Tech bis Fußball. Ich sehe das als großes digitales Archiv, weniger für brandaktuelle News. Gestern auch einen Artikel für 1 Cent gekauft, der kurz war, aber auf zwei neue Seiten führte.
Ja, die müssen noch verbessern, aber als start, ist das mehr, als andere Publikationen nach Jahren online anbieten.
[…] Stefan Niggemeier betont die große Chance, die Blendle biete. Die Seite stelle tatsächlich die Bedürfnisse des Lesers in den Mittelpunkt: Dazu zählt, dass man schnell lesenswerte Texte entdecke, aber auch das Startguthaben von 2,50 Euro, das den Einstieg erleichtert, sowie die Möglichkeit für einen Text bei Nichtgefallen das Geld zurückzubekommen. Als problematisch könnten sich allerdings die uneinheitlichen Online-Strategien der Medienhäuser und Zeitungen herausstellen. Wenn für manch einen Text bei Blendle ein Beitrag fällig werde, der wenige Tage später frei im Netz zu lesen sei, dann könnte sich der Kunde bei Blendle so fühlen, als gäbe er unnötigerweise Geld aus. […]
[…] Print-Marken ziemlich simpel einzeln online zu erwerben. Mir erscheinen die ersten Reaktionen (etwa hier, hier und hier) im Netz wohlwollend. Viele sehen in dem Dienst ein Modell, bei dem sich das […]
„…sie nur noch in Ausnahmefällen frei online stellen — aber dafür möchte ich aus Leserperspektive (und als Journalist, der sich möglichst viele Leser für seine Artikel wünscht) auch nicht plädieren“,“
.
Wie bei Musikern? Wo die „Argumente“ der Kostenlos-Runterlader die gleichen sind.
Merke: Der Musiker lebt nicht von der Musik sondern von dem Geld, das er dafür bekommt.
Und auch Journalisten leben wohl eher von den Honoraren als von vielen kostenlos-Lesern.
@Stefan Niggemeier, #67: Was ist jetzt das Problem? Sollte ich lieber eine nichtssagende, genauso anonyme GMX-Adresse angeben?
So, nach dem Mitlesen hier jetzt auch mal Blendle getestet. (Seit irgendwo weiter oben gefragt wurde, ob der Name schwäbisch oder englisch ist, schaffe ich es übrigens nicht mehr, in meinem inneren Monolog nicht „Bländle“ zu sagen…)
1. Diese hippe (An-)sprache nervt dann doch nach einer Weile. Also so nach 2-3 Minuten. Erst fand ich die bewusste Lockerheit ganz gut. Auch z.B. das Verständlich-Halten der AGB durch ebendiese Sprache erscheint mir eine nette Idee. Aber wenn man dann wirklich mal die Website nutzt und an jeder Ecke einen dieser lockeren Sprüche liest, nervt es, denn: Es wirkt unglaublich aufgesetzt, als sei es aus dem „Handbuch für alle hippen, jungen Startups, die anders sein wollen, als die anderen!“ (o.ä.), sprich als sei das alles auf Geheiß und aus der Feder eines Marketingmenschen entstanden und nicht aus einer ehrlichen Haltung heraus. Vielleicht liege ich ja damit völlig falsch – aber auf mich wirkt es einfach so. (Oder bin ich etwa mit 27 schon „zu alt für sowas“?)
2. (Wichtiger) – dieses Seiten-Scroll-Layout der Artikel finde ich ganz und gar nicht gut. Warum können nicht Absätze untereinander angezeigt werden, wie man es von ungefähr jeder Website gewohnt ist? Nur um unbedingt anders und hip zu sein? Man kann es (vertikal vs horizontal) ja auch gerne vom User konfigurierbar machen, das sollte kein Problem sein. (Zumal jetzt offenbar schon beim Verkleinern/Vergrößern des Browserfensters der Text via Javascript neu auf Spalten-Elemente aufgeteilt wird (was eigentlich in Zeiten, da HTML5&CSS3 einigermaßen etabliert sind, nicht nötig sein sollte, aber das ist eine andere Baustelle)).
Ich dachte, durch einen Druck in ein PDF-File könnte ich das umgehen. Das war nix, da in der Druckversion die erste Seite komplett fehlt (keine Ahnung, was da schiefgelaufen ist; siehe hier: https://www.dropbox.com/s/ouc0u6kg5fd6e73/artikel-11freunde-erste-seiten.pdf (supertodesmutig trotz des Hinweises auf Seite 1 veröffentlicht; sind aber nur die ersten 2 Seiten der PDF, S. 3-10 habe ich „abgeschnitten“)), sie keine Bilder enthält und die typo im PDF ganz grauenhaft lesbar ist. (Beim letzterem möchte ich nicht ausschließen, dass es an meiner Seite (am Betriebssystem) liegt; bei ersterem kann ich mir das aber nicht vorstellen.
Joa, von diesen Kritikpunkten abgesehen finde ich den Dienst interessant um nicht zu sagen vielversprechend. Das „Geld-Zurück“-Modell erscheint mir wie ein inverses flattr-System: Nicht „wem’s gefällt, der darf bezahlen“ sondern „wem’s nicht gefallen hat, der darf umsonst gelesen haben“ (wäre ein top-slogan, oder :p) Bleibt zu hoffen, dass sie sich mit dem Datensammeln und -vertreiben auch weiterhin zurückhalten – Zeitungsverlage an sich haben da ja nicht den besten Ruf…
Werde wohl mal meine 2,50 Freiguthaben verlesen und dann schauen, ob ich auch etwas einzahlen möchte. Im Moment habe ich aber absolut keine Stöberlust, weil auch im Menü dieses horizontale Scrolling einfach stört. Ich bin da nicht irgendwie „konservativ“, sondern Verfechter von „form follows function“. Und die Funktion vom Menü mit den Artikel-Anrissen ist, dass ich einen schnellen Überblick bekomme, und entscheiden/sehen kann, was mich interessiert. Die dafür ideale Form ist eben eine vertikal scrollbare Website – ob das nun aus „biologischen“ Gründen so ist, oder einfach aus Gewohnheit durch 15 Jahre Internetnutzung, ist mir egal.
[…] Stefan Niggemeier: […]
Wenn ich allein schon diese anbiedernde Ansprache wie „supernett“ etc. lese wird mir übel. Warum setzt man immer mehr auf diese Pseudo-Vertrautheit? Wer das braucht, der unterzieht sich sicher auch gerne einer Gehirnwäsche. Nee danke
[…] Niggemeier macht zum Beispiel darauf aufmerksam, dass ein Problem bleibt, solange Verlage ihre Texte bei Blendle verkaufen, dann aber trotzdem irgend…. Wer sie gekauft hat, könnte sich ärgern, wenn er sie als Gratis-Link findet. Die Krautreporter […]
@Jan:
Genau darum. Die Idee dahinter ist, dass man schon durch das Design und die Anordnung zeigt und spürbar macht, dass das hier nicht die kostenlosen Artikel sind, die man überall findet, sondern etwas anderes (das man eher liest wie eine Zeitung). Ob diese Idee funktioniert, muss natürlich jeder selbst entscheiden, aber das war der Gedanke dahinter. (Laut den Blendle-Chefs gab es schon nach kurzer Zeit in den Niederlanden keine Beschwerden mehr darüber.)
@xers: Och jö. Das ist halt deren Masche. „Supersympathiek“ sogar sogar groß in deren Büro an der Wand. Ich mag das. Man kann es auch doof und affig und nervig finden. Aber „Gehirnwäsche“?
@68, Stefan Niggemeier:
Wie wäre es mit: Bitte hinterlasse einen Kommentar und deine eMail-Adresse. Supernett!? :)
@yxz: Perfekt.
Ich finde es ja schon bezeichnend wie ihr deutschen Meckerspießer abgeht wenn ihr auf niederländische oder skandinavische Weise geduzt werdet. Ist euch eigentlich klar das an eurer Steifheit nicht die Welt genesen wird und wir uns im Internet schon immer geduzt haben, Jahre bevor ihr mit euren AOL-CDs „drin!“ wart?
@Stefan
OK, kann ich nachvollziehen. Dann werde ich mal schauen, ob ich meine „Wat de Buer nich kennt, dat frett he nich“-Reaktion überwindbar ist. :)
Habe mich angemeldet, den Artikel von Stefan Niggemeier in der FAS für 0,45 Euro erworben, gelesen und mein Geld (das ja streng genommen nicht meins war, sondern vom geschenkten Startguthaben wegging) zurückverlangt, es funktionierte alles genauso wie von SN oben beschrieben.
Bemerkenswertes: Die Onlineausgabe meiner Regionalzeitung hat seit 01.09.2015 das „plus“ Verfahren eingeführt, nachdem einzelne Online Artikel kostenpflichtig sind. Ein Tagespass (24h) kostet dann 0,99 Cent, obwohl mich im Regelfall ja nur ein Artikel interessiert, der mich dann bei Blendle (zumindest beim heutigen Test) nur 0,47 Euro gekostet hätte.
Außerdem:
Sie bieten dort eine automatische Verrechnung an, kaufe ich mehrere Artikel aus einer Zeitung, dann wird sobald der Gesamtpreis der von mir erworbenen Artikel den Preis der Zeitung übersteigt, der günstigere Preis der gesamten Zeitung abgezogen. Das bietet ITunes meines Wissens bei Einzelsongs aus einem Album nicht an.
@stefan niggemeier,#71:
tut mir leid, meista; ich gebs zu, ich war irrational auf stress gestriegelt, hab gestänkert und nichts gemerkt. kommt vor und sollte kein angriff sein. ich hab mich halt gewundert, daß du als -auch ehemaliger, wie ich jetzt weiss- mitstreiter nix zu geschrieben hast. alles gut und sorry.
@DasKleineTeilchen: Alles klar!
[…] Die große Chance und der kleine Haken von Blendle (Stefan Niggemeier) – […]
@Stefan: Kann es sein, dass «Blättern» in der App nicht verfügbar ist? Ich finde es auf Anhieb jedenfalls nicht.
@96,97: Supernett!
@Martin: Ach so, in der App – das weiß ich nicht.
Ist denn da irgendwann auch eine Flatrate geplant?
Die fänd ich nämlich eigentlich attraktiver.
Das Modell wird glaube ich mehr von den Medien selbst beachtet als vom Konsumenten. Vielleicht wird der ein oder andere es eine Zeit lang testen und das war’s dann schon.
Außerdem wird es spannend zu sehen sein, ob es nicht zu einem Preiskampf kommt, an dessem Ende wieder einmal die kostenlosen Artikel stehen. Die Geschichte mit den kostenpflichtigen Apps zu Beginn der Smartphone-Ära hat auch nicht lange durchgehalten, da es immer Angebote geben wird, die kostenlos sind und die anderen Anbieter alt aussehen lassen. Glaube kaum, dass man bei BILD heute noch wie damals „Steve Jobs jeden Tag dafür danken sollte“, dass er die App als Bezahlschranke möglich machte
>>Manche Inhalte, wie etwa die renommierten Seite-3-Geschichten der „Süddeutschen“, erschienen aber grundsätzlich nicht online, aus der Logik, dass sie kostbar bleiben sollten<<
Echt jetzt? Irgendwie haben die Leute, die so etwas denken nicht darüber nachgedacht, was ein Kulturgut wirklich wertvoll macht. Das würde ja bedeuten, dass der Artikel noch kostbarer würde, wenn man ihn erst gar nicht veröffentlicht.
Äh. Nee.
@xers
Doof nur dass die App-Umsätze immer weiter steigen.
Ein weiterer Schritt in die totale Überwachung? Jetzt kann also genau nachvollzogen werden, welche Presseartikel die Leute lesen. Aber Hauptsache, alles schön digital und smart.
Für mich ist Blendle ideal, der besonders an Artikel einzelner Lieblingsautoren interessiert ist. Ich habe mich angemeldet und freue mich geradezu, für guten Journalismus zu bezahlen. Wenn man wie ich voraussichtlich nur ein oder zwei Artikel im Spiegel oder der Zeit liest, ist mit Blendle gut bedient und es rechnet sich auch. Mir ist zB ein Beitrag von Moritz von Uslar oder Peter Richter 0,49€ bzw. 0,79 € wert. Das ist natürlich individuell verschieden. Der Hinweis, dass eine Tageszeitung 100 Artikel habe und 2.50€ kostet geht insoweit fehl, als darin auch viele Artikel auf Basis von Agenturmeldungen enthalten sind.
Zum Beitrag von SN in der FAS dazu: Blendle kann ein komplettes Nachrichtenangebot wie zB Tagesschau oder eine ganze Tageszeitung nicht ersetzen. Insoweit hat Klaus Kleber recht. Blendle ist lediglich eine Ergänzung. Gut ist dabei, dass man über Blendle alle Überschriften einer geschlossenen Ausgabe einer Zeitung sehen kann (durchblättern) und dadurch sichergestellt ist, dass man auch auf Dinge stößt, die man nicht unbedingt im Blick hat in seiner Twitter/FB-Timeline.
Schade ist bei den Artikel der FAZ/FAS, dass nur selten die Autoren vorab sichtbar sind.
Nach mehreren Besuchen bei Blendle und dem probeweisen Stöbern queerbeet in höchst unterschiedlichen Publikationen muss ich meine erste Einschätzung hinsichtlich der Preise relativieren, wenn auch nicht komplett revidieren.
Bei der Wirtschaftswoche bspw. kosten fundierte, mehrseitige Artikel 65 Cent. Das ist eine Größenordnung, die ich für halbwegs realistisch und erfolgversprechend halte (ungeachtet der Frage, ob mir persönlich einzelne Artikel mehr oder weniger wert wären). Auch der Tagesspiegel und andere Tageszeitungen haben halbwegs moderate Preise, die einem den Klick etwas leichter machen.
Die destruktive Preisgestaltung bei der Süddeutschen hingegen – 79 Cent schon für eine kurze, zweispaltige Meldung – empfinde ich als ausdrückliche Absage an die Idee des „Entbündelns“.
Über alle Publikationen hinweg ergibt sich so ein breites, unübersichtliches Preisgefüge von „akzeptabel“ bis „unverschämt“, das den Prozess der persönlichen Auswahl und Bewertung recht aufwändig macht und das Lesevergnügen nicht eben steigert. (Die Möglichkeit der „Rückgabe bei Nichtgefallen“ ist eine gute Idee, die ich aber nur im Ausnahmefall im vorgesehenen Sinne nutzen würde.)
Und genau das ist der entscheidende Unterschied zu iTunes: Apple hat seinerzeit aus gutem Grund von Anfang an auf eine einheitliche, als vergleichsweise günstig wahrgenommene Preisstruktur im iTunes-Store geachtet (entsprechend schwierig waren ja wohl die Verhandlungen mit den Musikverlagen): 99 Cent pro Song, ohne Wenn und Aber. Das war der Schlüssel zum Erfolg, der die Branche wirklich revolutioniert hat und von dem letztlich alle Beteiligten profitiert haben: Produzenten, Konsumenten – und Apple selbst als Mittler natürlich auch.
Diesen Weg hätte auch Blendle gehen und ein festes, einfaches Preisgerüst vorgeben sollen (z. B. nach Formaten). Verlage, die da nicht mitziehen wollten, wären halt erst mal außen vor geblieben.
Als ergänzendes Angebot für medienaffine Leute mag Blendle also funktionieren und ein paar Euro zusätzlich einspielen. Aber ein „iTunes für Journalismus“ ist es (leider) nicht. Offenbar ist der Leidensdruck der Branche doch noch nicht groß genug.
Da bin ich ja mal gespannt, was daraus wird. Würde mich wundern, wenn „guter Journalismus“ so wieder mehr Abnehmer fände. Aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen…
@108
Sie können in der Suchfunktion den Namen des gewünschten Autors eingeben und anschließend den Zeitraum der Veröffentlichung bestimmen. Dann kriegen Sie auch Artikel angezeigt, auf denen man den Verfasser nicht erkennen kann.
[…] Blendle startet in Deutschland Ein i-Tunes für den Journalismus, so nennt jedenfalls Stefan Niggemeier das niederländische Startup Blendle. Selbiges hat eine „pay-per-article“ Methode entwickelt […]
[…] Neu im Blog: Wie es @BlendleDE leicht macht, guten (Print-)Journalismus online zu entdecken und dafür zu bezahlen stefan-niggemeier.de/blog/22022/die… […]
Um auf Post 11, 13 usw. einzugehen:
Also der „one-click shoping-Zwang“ ( um mal in Amazon-Begriffen, wo dies weder Default und schon gar nicht Zwang ist) wird sich rechtlich nicht halten lassen.
Schöner wär, wenn Verbraucherschützer das vor ordentlichen Gerichten stoppen würden.
Aber ansonsten tut’s die (spezfisch deutsche) Abmahnmafia („unlauterer Wettbewerb“) natürlich auch…
Das man-kann’s-ja-zurückgeben „Argument“ ist in diesem Kontext totaler bullshit. Ich kann auch den Toaster bei Amazon zurückgeben, trotzdem…
Um auf Post 114 usw. einzugehen:
Nun, angesichts des Eifers, mit dem sich hier einige an
formalen Details hochziehen, kann man wohl davon ausgehen, dass die Frage der rechtlichen Zulässigkeit des Kauf-Vorgangs bei Blendle in naher Zukunft von mehr und weniger berufenen Stellen genauestens geprüft werden wird.
Ich persönlich empfinde das guthabenbasierte Ein-Klick-Verfahren als sehr praktisch und durch die Möglichkeiten a) der automatischen Stornierung innerhalb von zehn Sekunden und b) der bedingungslosen „Rückgabe bei Nichtgefallen“ nach dem „Gebrauch“ auch als völlig risikolos, mithin also als ausgesprochen verbraucherfreundlich.
So oder so ist das aber sicher kein Aspekt, der für den Erfolg von Blendle entscheidend sein wird. Genauso wenig wie die Frage, ob man dort geduzt oder gesiezt wird.
@Copytexter
So wie ich das verstanden habe, ist das Rückgaberecht zwar bedingungslos, aber nicht endlos! Ihre Aktionen werden ja genauestens beobachtet und wenn Sie zu oft (ich glaube um die zehnmal) Artikel zurückgeben, wird die Funktion gesperrt oder zumindest für einen gewissen Zeitraum unterbrochen.
Natürlich können Sie sich dann mit einer neuen E-Mail-Adresse anmelden und das Spiel von neuem beginnen.
@ Frank Reichelt: Ob es da Limits gibt und wenn ja, in welcher Höhe, kann auch(!) ich nicht sagen. Es würde mich allerdings wundern, wenn man sich bei Blendle NICHT eine Möglichkeit geschaffen hätte, missbräuchliche Nutzung unterbinden zu können.
Daraus ließe sich allenfalls eine gut gemeinte Empfehlung an die Blendle-Macher ableiten, solche Dinge vielleicht noch etwas besser zu kommunizieren (z. B. per FAQ). Anlass für große Diskussionen sollte es nicht sein.
Denn wer das Angebot in der vorgesehen Weise nutzt, dürfte kaum Probleme mit irgendwelchen Garantielimits bekommen. Das müsste aber eigentlich jedem einleuchten, der sich in konstruktiver Absicht mit dem Thema befasst.
@JUB 68 bzgl. iTunes
Tatsächlich ist es so das ich in iTunes z.B. Zwei Lieder eines Albums für z.B. 0,99€ erwerben kann und wenn ich möchte später das Album abzüglich der 1,98€ vervollständigen. Es fällt also maximal der Albumpreis an.
@jmk
Doof nur, dass du nicht unterscheidest zwischen Apps allgemein und Apps von Medien wie BILD. Abgesehen davon kann ich dir als Betriebswirt prognostizieren, dass die Preise der Artikel auf Dauer DEFINITV fallen werden. Da sollte man sich gar nichts vormachen
Zur Sorge dass sich ein Blendle-Leser ärgern könnte wenn er für das Lesen eines Artikels bezahlt, diesen später woanders aber lesen kann ohne Geld zu bezahlen: ich bin sicher dass den meisten Lesern klar ist, dass ordentlicher Journalismus Geld kostet und dass sie akzeptieren werden, für den Mehrwert der Lektüre eine Gegenleistung erbracht zu haben.
@118 Christian
Danke, wusste ich noch gar nicht.
Also prinzipiell finde ich, dass das ziemlich gut klingt. Die Seite sieht soweit auch ansprechend aus und mit dem Du habe ich sowieso kein Problem, für mich wäre es wohl irritierender, im Internet gesiezt zu werden…
Auch darin, dass man die Artikel ohne Sicherheitsabfrage automatisch kauft, sehe ich kein Problem, wenn man jeden Artikel problemlos zurückgeben kann und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es rechtlich einerseits aus diesem Grund unbedenklich ist und andererseits deswegen, weil man ja nicht versehentlich etwas kaufen kann, ohne sich vorher als Nutzer zu registrieren.
Was mich schon eher abschreckt, ist der hier in den Kommentaren erwähnte Preis der einzelnen Artikel: 79 Cent würden mir für etwas außergewöhnlich gutes, das im Print mindestens 10 Seiten lang ist, sicherlich angemessen erscheinen, aber für einen ganz durchschnittlichen, mehr oder weniger kurzen Artikel?! – Also, ich hätte nach einem solchen Kauf mit Sicherheit den Wunsch mein Geld zurück zu verlangen und dem Autor mitzuteilen, dass ich seine Preisvorstellungen unangemessen finde!
Praktischerweise wird aber ja genau das jedem Nutzer von selbst angeboten, weshalb ich auch hier nicht wirklich ein Problem sehen kann: Wer die Preise zu hoch findet, sollte halt einfach konsequent alles lesen, was er möchte und bei den zu teuren Artikeln den Kauf mit genau dieser Begründung rückgängig machen. Wenn das oft genug passiert, lernen die Verlage sicherlich daraus, ihre Preise realistischer zu gestalten.
Das einzige, was mich bisher wirklich davon abhält, das Angebot auszuprobieren: „Wähle deine Lieblingszeitungen und -zeitschriften, um deinen kostenlosen Probezugang zu aktivieren.“
Ich sehe in dieser Liste leider nicht eine einzige Option, die für mich in Frage käme. Den Spiegel habe ich zwar früher ab und zu ganz gerne gelesen, aber das ist auch schon einige Jahre her und wenn ich mir so das Niveau auf Spiegel Online betrachte, bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn selbst umsonst noch lesen wollte… Es scheint zwar nicht unbedingt nötig zu sein, darauf zu antworten, aber allein darüber nachzudenken, erinnert mich wieder daran, warum ich in Wirklichkeit keine Zeitungen/Zeitschriften mehr kaufe: Im Internet gibt es Artikel, die mich viel mehr interessieren, völlig umsonst auf Blogs, die nicht einmal versuchen, von mir Geld zu verlangen!
Wenn ich so genau darüber nachdenke, lasse ich vielleicht doch lieber Blendle links liegen und gewöhne mir stattdessen an, gelegentlich im Rahmen meiner Möglichkeiten einen kleinen Betrag an die Betreiber von hochwertigen, kostenlosen Online-Angeboten zu spenden… ;)
(Das Konzept finde ich aber trotzdem recht gut, auch wenn ich wohl eher nicht zur Zielgruppe gehöre.)
Genau die richtige app, aber absurd teuer.ich lese gern 5 bis 10 Artikel pro Tag, und die gern quer.also nützt mir ein app/Abo zb. der sz nichts, und ich könnte blendle gut gebrauchen. Aber so ca. 7,50 am Tag sind zuviel.
Ich will ein spotify-modell, bin bereit 25 Euro im Monat zu zählen.
Ohne Nörgeln, Fehler finden und im Verfolgungswahn leben ist der Deutsche unglücklich. Zeigt allein diese Kommentarspalte exzellent.
Die immer gleichen hier werden auch beim Geschenk von 10.000TSD Euronen statt Danke zu sagen sofort 5 ernstgemeinte Argumente listen, was ihnen daran nicht gefällt, Angst macht…wie sie anhand der Seriennummern nun haargenau überwacht werden.
Es ist teils Weltcomedy was hier immer abgeht.
Danke Du @möhre ! Superrichtig toll.
[…] ein geiles Angebot für Viel-Leser. Das haben prominente Blogger schon prima beschrieben. Selbst Stefan Niggemeier ist damit ganz zufrieden. Ich nutze es auch gern. Ich zahle gern für gute Angebote. Für uns als Regional-Zeitung taugt es […]
Zu dem Aspekt, dass die Gestaltung des Online-Shops möglicherweise nicht rechtskonform ist, weil der Button „Zahlungspflichtig bestellen“ oder auch „Jetzt kaufen“ fehlt (und in der geschilderten Gestaltung dann natürlich auch eine vorherige Preisinformation) kann man die Auffassung vertreten, dies sei Verbraucherfreundlich, weil der Leser so die Kaufentscheidung „zu dem Zeitpunkt treffen [könne], wenn er sie am besten treffen kann: nachdem er es gelesen hat.“
Man kann aber auch sagen, dass dies eben gerade nicht so ist und dies den Blendle-Machern auch bewußt ist. Denn der Satz „man habe das getestet und festgestellt, dass die Sicherheitsabfrage Menschen gestört“ habe, wird ja wohl bedeuten, dass nach einer vorherigen Information über den Preis bzw. die Kostenpflichtigkeit weniger Menschen auf das Angebot geklickt haben, als in der jetzigen Gestaltung (unter Einschluss derjenigen, die ihr Geld zurückverlangt haben).
Und in dem Zusammenhang gewinnt dann wieder die „supernette“ Gestaltung, das offensive Duzen im Zusammenhang mit der Begründungspflicht beim Wunsch nach „Geld zurück“ noch eine andere Bedeutung: Es wird nämlich subtil ein gewisser psychologischer Druck aufgebaut, dass „Du“ ja wohl nicht ein derart herzloser Schnorrer bist, einfach mal so eine Leistung in Anspruch zu nehmen und dafür dann nicht zu bezahlen.
Das hat psychologisch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Fall, wenn man vor dem Hauptbahnhof vorgeblich eine Blume geschenkt bekommt und anschließend die Hand aufgehalten wird. Man geniert sich ja dann auch irgendwie nicht zu zahlen und die Blume hat man ja schon angenommen.
Und in beiden Fällen spielt es für die eigene Psychologie (zahle ich oder gebe ich zurück) keine Rolle, dass von Rechts wegen ggf. keine Zahlungsverpflichtung bestünde.
Ich weiß es jetzt: Man ist noch zufriedener und glücklicher über Blendle und die Zeitungen, wenn man den Artikel gratis entdeckt. Ich bin froh dafür Geld ausgegeben zu haben und fühle mich wohler. Und soviel Geld habe ich für guten Journalismus nun auch nicht ausgegeben.
[…] ist schon einige Monate (in Deutschland seit September 2015) verfügbar und wurde seither insgesamt positiv mit wenigen negativen Punkten bewertet. Bei mir überwiegen bisher die positiven Erfahrungen. Ich habe mein erstes […]
[…] wünscht sich jeder Journalist so viele Leser wie möglich, aber muss das in dieser Sprache sein, die klingt wie Leute sprechen, […]
[…] macht das das niederländische Start-up Blendle, das 2013 gegründet wurde. Blendle wird oft als das iTunes des Journalismus bezeichnet: Wie in dem digitalen Musikstore kann man hier einzelne Artikel oder ganze Ausgaben […]