Claus Kleber moderiert eine Wirkt-wie-eine-Nachrichtensendung-Sendung im ZDF

Die Sache an sich ist schon traurig genug: Wie die halbe deutsche Medienlandschaft auf die Schweizer „Sonntagszeitung“ hereinfiel, die behauptet hatte, die Schweiz stelle „neuerdings“ Steuersünder an den Pranger. In Wahrheit gibt es die Praxis seit fünf Jahren.

Die deutsche Nachrichtenagentur dpa hatte die Behauptung der „Sonntagszeitung“ übernommen und gemeldet:

Die Schweiz als Steuerparadies: Seit die Fahnder durch den Kauf von Bankdaten-CDs in der Vorhand sind, ist es für Steuerhinterzieher dort brenzlig geworden. Immerhin konnten sie bisher hoffen, dass ihre Namen nicht öffentlich bekannt werden. Doch auch das ist nun vorbei.

Berlin (dpa) – Die Schweizer Steuerverwaltung hat damit begonnen, die Namen möglicher deutscher und anderer ausländischer Steuerbetrüger im Internet zu veröffentlichen.

Am Montag stand das dann in der ein oder anderen Form überall. (Mehr beim BILDblog.)

Irgendwann sickerte dann an manchen Stellen (unter anderem bei dpa) die Erkenntnis durch, dass es sich gar nicht um ein neues Verfahren der Schweizer Behörden handelte. Und irgendwie erreichte diese Information auch Claus Kleber. Zu diesem Zeitpunkt scheint seine Anmoderation des „heute journal“-Beitrags im ZDF zu dem Thema aber schon soweit fertig gewesen zu sein, dass er keine Lust mehr hatte, sie nochmal komplett umzuschreiben.

Jedenfalls sagte er am Dienstagabend (ab 9:06):

Die kleine Schweiz hat mächtig davon profitiert, dass ihre Steuerbehörden und Bankhäuser verschwiegen waren wie … wie halt eine Schweizer Bank. Bekanntlich ist dieses Geschäftsmodell in letzter Zeit vor die Wand gefahren. Und die Schweizer schalten jetzt um auf völlige Öffnung. Und damit riskieren sie den letzten Rest ihrer Glaubwürdigkeit. Wenn man genau hinschaut, ist es nicht neu. Aber es wirkt wie neu – und überrascht. Die Finanzbehörden der Schweiz stellen jetzt Namen und Geburtsdaten von Ausländern ins Netz, die Argwohn erregen, weil ihre heimischen Finanzämter die Schweiz nach deren Konten gefragt haben.

Ist nicht neu, wirkt aber neu, da kann man gut also so tun, als wäre es neu. Die Anmoderation Klebers ist dann doch noch trauriger als alles andere an dieser Geschichte.

[via turi2]

44 Replies to “Claus Kleber moderiert eine Wirkt-wie-eine-Nachrichtensendung-Sendung im ZDF”

  1. Mann, sind Sie produktiv!

    Ein Streik von ihnen würde mich härter treffen als jeder bei der Bahn….

  2. Müsste die korrekte Überschrift nicht sein:
    »Claus Kleber moderiert eine Wirkt-wie-eine-Nachrichtensendung-Sendung im ZDF«

  3. Das ganze ist Uralt. Normales und Gesetzlich so vorgesehen. Ist jemand nicht auffindbar wird er im Amtsblatt publiziert, nur dann. Damit dieser zu seinem Rechtlichen Anspruch des gehör kommt. Seit das Amtsblatt auch im Internet publiziert wird, mind. seit 5 Jahren, sind diese Angaben auch dort zu finden.
    Laut meinem Vater welcher in den 50er eine Banklehre absolvierte wurden bereits damals Kunden welche nicht auffindbar waren via Amtsblatt aufgefordert sich zu melden.
    Huch nein was ganz neues Skandaaaaaaaaaaal….kopfschüttel

    Etwas Absurd ist das mediale Theater in der Deutschland schon. Da werden illegale, nach CH Recht, Bankkunden DatenCD gekauft um Deutsche Steuersünder auffliegen zu lassen. Anhand diesen Daten bittet man die Schweiz um Amtshilfe. Diese kann den mutmasslichen Steuersünder nicht auffinden. Dieser hat das Recht sich zu äussern um dieses Recht wahrnehmen zu können muss man ihn finden. Findet man ihn nicht wird er im Amtsblatt publiziert. Dies wiederum finden die Deutschen nicht gut….. Irgendwie Absurd……

  4. „Wenn man genau hinschaut, ist es nicht neu. Aber es wirkt wie neu — und überrascht“

    Ich kann gar nicht ausreichend prägnant ausdrücken, wie punktgenau diese Sentenz den eigentlichen Kern meiner Unzufriedenheit an dem adressiert, was manche als Kampagnenjournalismus bezeichnen. Ich empfinde das wie einen Virus, der sich aus seinem ursprünglichen Lebensraum Boulevard epidemisch in neuen Umgebungen verbreitet, die ich als Medienkonsument dann in Quarantäne stecken muss. Man kann ja nicht immer schon so gut informiert sein, dass man solches gleich erkennt.

    Grimme-Preis würdig, absolut.
    Vielen Dank an SN dafür, das so zu dokumentieren.

  5. Wie Kleber weiter sagte … „auf den Spuren einer verblüffenden Geschichte“. Verblüffend, wie dem Zuschauer unverblümt und schamlos ins Gesicht geflunkert wird. Aber hey, ist nicht neu, wirkt aber neu. Glauben Sie das ruhig, denn Fernsehmoderatoren wie Claus Kleber sagen bekanntlich stets die Wahrheit.

  6. Ach ja. Wer will denn schon genau hinschauen.

    Man kriegt doch auch ganz ohne z.B. eine Honorarprofessur an einem medienwissenschaftlichen Institut.

  7. Jetzt neu: Facelift nicht nur bei Autos, auch bei Nachrichten. Dass ausgerechnet das bräsige ZDF hier Vorreiter ist sollte goutiert werden.

  8. Es geht anscheinend nicht darum den Konsumenten/Kunden zu informieren …

    Wirkt eher wie Infotainment ,,, orientiert sich an Galileo?

  9. und seltsamerweise wurde dann später noch gesagt, dass es diese Regel schon länger gibt.

    Sie merken es vermutlich nicht einmal mehr, dass solche Nachrichten nur Propaganda sind, die ganz geschickt in die Welt gestreut werden um eine Empörung zu erzeugen, die welche Zwecke auch immer hat, aber sicher keine Guten. (Dann sind wir wieder schnell bei den VTs)

  10. Lieber Kollege Niggemeier,

    reden wir über „neu“. Welcher Maßstab soll gelten?
    – Der objektiv-amtliche? Dann waren auch die Snowden-Enthüllungen nicht neu. Der „Patriot Act“ gilt seit 2001. Die Daten-Aufsaugerei begann spätestens da. Das meinen Sie bestimmt nicht.
    – Der eines Kenners der „öffentlichen Zustellung“ im Schweizer Rechtswesen? Weil die Schweizer Justiz ja nicht geheim (NSA), sondern ausgesprochen öffentlich arbeitete? Also gar nicht berichten. Wirklichkeitsfremd.
    – Der eines interessierten, informierten Nachrichten-Sehers? Für den entscheiden wir uns. Daran gemessen erschien die Schweizer Praxis neu. Wir waren – obwohl schnell klar war, dass das schon fünf Jahre so ist – überrascht, dass Jedermann die Liste durchsuchen (und einen ewig nicht kontaktierten Grundschul-Freund entdecken) kann. Das war ein Thema, über das am Dienstag allgemein gesprochen wurde.
    Darüber haben wir berichtet. Nicht sonderlich aufgeregt.
    Das finden Sie traurig. Dürfen Sie. Aber ich muss es nicht verstehen.

    Dabei sind wir sind höchst selten perfekt. Wir hätten z.B. klar sagen sollen, dass der O-Ton des BaWü FinMin in diesem Zusammenhang ziemlich sinnfrei war.

    Heiter weiter

    Ihr CK

  11. @Claus Kleber:
    Ich zitiere jetzt nicht jede Absurdität, die Sie als Argument heranbringen. Ich fokussiere mich auf den „höchsten Tiefpunkt“:

    >> – Der eines interessierten, informierten Nachrichten-Sehers? Für den entscheiden wir uns. Daran gemessen erschien die Schweizer Praxis neu. <<

    Sie formulieren Ihre Nachrichten also auf Grundlage dessen, dass ein interessierter und informierter Zuschauer zusieht. Und daran gemessen, dass ein informierter und an Nachrichten interessierter Mensch zuschaut, schien Ihnen die Praxis der Schweiz neu.

    Muss ich das noch mal sagen oder erkennen Sie selber, wie absurd und widersprüchlich Ihre Aussage ist? Wenn es Ihnen um den interessierten und informierten Seher ginge, dann bräuchten Sie nicht etwas wiederkauen was dieser informierte Seher schon vor fünf Jahren in den Nachrichten hörte. Sie könnten diesen interessierten Seher darüber informieren, wie propagandahaft die anderen Medien wieder Hetze für die reichen 10 % veranstalten.

    Wenn das Ihre Argumentation ist, dann ist der "interessiert, sich informiert zu fühlende Nachrichten-Seher" Ihre Zielgruppe.

  12. @Nigge: Auch wenn Wikipedia streng genommen keine Quelle ist. Ich empfehle als Einführung trotzdem den Artikel über Nachrichtenwerte:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Nachrichtenwert

    Neuigkeit ist zwar ein Nachrichtenwert, aber nicht der einzige. Wir Journalisten sind keine Chronisten. Wir bewerten, ordnen ein – unser Urteil muss Ihnen nicht gefallen.

  13. @tb
    Ja, unter Umständen, aber:
    „Und die Schweizer schalten jetzt um auf völlige Öffnung.“
    HIER wird „jetzt“ als Nachrichtenwert verkauft.
    (Dass man das noch umstreiten muss…)
    Die Schweizer haben so wenig „jetzt“ umgeschaltet, wie Spanien „jetzt“ Weltmeister der Herren im Fußball geworden ist.
    Und:
    „unser Urteil muss Ihnen nicht gefallen“ ist im schlimmsten Fall der Türöffner zur Beliebigkeit. Ich würde anders argumentieren. Zwar muss das Urteil der Journalisten Niggemeier nicht gefallen. Ich als Journalist würde für mich aber in Anspruch nehmen, dass ich mein Urteil gegen Kritik verteidigen kann. Und zwar mit mehr als „muss Ihnen ja nicht gefallen“.

  14. Ich bin einer dieser „interessierten, informierten Nachrichten-Sehers“, mich hätte Interessiert, warum diese Meldung gestreut wurde?
    Die Meldung an sich ist völlig bedeutungslos, da das veröffentlichen von Namen in Amtsblättern eine auch in D gängige Praxis ist. Das daraus, dann „Steuerhinterzieher werden an den Pranger gestellt“ gemacht wurde, deutet zumindest die Richtung an. Es gibt Leute die wollen nicht, dass jemand weiß, dass sie geheime Konten in der Schweiz haben. Die im übrigen so Geheim zu sein scheinen, dass nicht mal die Bank weiss wie der Besitzer postialisch zu erreichen ist.

    Was ist jetzt der Skandal?
    Das es eine dt. Steuerfahnung gibt? Das die Schweizer, Menschen die unter Verdacht der dt. Behörden stehen, evtl. die Möglichkeit gibt ihr Geld noch schnell zu transferieren (oder welchen Sinn macht diese öffentliche Suche?) ?

  15. @CK und tb
    Das unter #4 Thomas ist doch interessant. Das ist doch berichtenswert und die Neuigkeit wäre demzufolge: „Wir (ÖR) erklären es euch während die anderen (Medien) behaupten das der Sachverhalt neu ist.“ …

    Ansonsten gilt: „…Ich als Journalist würde für mich aber in Anspruch nehmen, dass ich mein Urteil gegen Kritik verteidigen kann. Und zwar mit mehr als „muss Ihnen ja nicht gefallen“. …“ von Daniel

  16. ZDF halt. Die sind ja auch mehr dabei beschäftigt, in Nachrichtenbeiträge Musik unterzumischen, die einem Gefühle suggerieren soll. Hab es vor 2 Wochen, an denen ich ausnahmsweise mal das heute-journal anstelle des arte-journals guckte, erlebt: 2 von 4 Beiträgen waren fast die ganze Zeit über mit Musik unterlegt.

    Der Versuch der Objektivität bzw. Neutralität ist da für mich nicht mehr gegeben.

  17. @HERDIR, #4 – Wegen dieser Infotainment-Grütze, die ja gerade beim ZDF extrem ausgeprägt ist und mit denen mal wahrscheinlich den geistig 114-149-jährigen Zuschauern das Gefühl vermittelt, die Welt erklärt zu bekommen, gab es schon mal Ärger:

    http://mobil.ksta.de/medien/ard-und-zdf-auslandskorrespondenten-in-der-kritik,23742726,13083944.html

    Bei der ARD hat man wenigstens das Gefühl, daß ab und an auch noch inhaltliche Kriterien gelten, beim ZDF garantiert schon lange nicht mehr.

  18. Das ist doch nicht wirklich Herr Cleber, der da unter #13 mit der sprachlichen Ausdruckskraft eines Neuntklässler-Aufsatzes „Argumente“ zum Besten gibt?

  19. Irgendwelche hohen Tiere sind wohl extrem nervös was diesen ganzen Schwarzgeld-in-der-Schweiz-Komplex angeht. Mich interessiert es eher wenig, was die Schweiz in irgendeinem Amtsblatt veröffentlicht. Wieso gehen bestimmte Leute davon aus, dass es sich hierbei im eine Schlagzeile für die Titelseite oder als Aufmacher handelt? Das ist alles sehr entlarvend.

  20. Herr Kleber,

    ich habe der Berichterstattung in allen deutschen Medien entnommen, dass das eine neue Verfahrensweise der Schweizer ist. Obwohl ich mich als informierten Nachrichten-Seher einschätzen würde.

    Das mag zunächst eine nicht selbst überprüfte Übernahme sein. Sobald der Sachverhalt klar ist, muss es dann aber heissen: „Wie gerade bekannt wurde, veröffentlichen die Schweizer Behörden bereits seit längerem…“

    Unterlässt man es, das so zu formulieren, hinterlässt es denn Eindruck der hier geschildert wird.

    Andere können es ja selbst jetzt noch nicht lassen, wie Hr. Stürmer von der Welt. http://www.welt.de/debatte/kommentare/article141554041/Die-Schweizer-wollen-nicht-mehr-diskret-sein.html

    „Die eidgenössische Finanzverwaltung kämpfte hinhaltend, bis sie vor wenigen Tagen in einem Überraschungscoup steuerlich ungeklärte Ausländer-Daten ins World Wide Web schickte.“

    Ihre Sache, wenn Sie es okay finden, in den Heute-Nachrichten auf dem selben Niveau zu agieren, wie die Springer-Presse vom Boulevard.

  21. @Symboltroll
    Zustimmung bis auf einen Einwand:

    „Ihre Sache, wenn Sie es okay finden, in den Heute-Nachrichten auf dem selben Niveau zu agieren, wie die Springer-Presse vom Boulevard.“ sehe ich anders.

    Es ist nicht nur seine oder der Redaktion oder ZDF-Sache. Warum sollten wir als gezwungene Zahler (an GEZ erinner ich mich) nicht fordern das ordentlich gearbeitet wird?

    Privatmedien sind den Kräften des Marktes unterworfen. Da kann ich als Kunde wählen. Bei den ÖR bin ich immer der zahlende Kunde und da kann ich m.E. auch die Qualität fordern die ich möchte. Mein Geld haben sie ja schon!

  22. „Die Anmoderation Klebers ist dann doch …“
    „…vor die Wand gefahren“
    bin begeistert, dass hier darüber diskutiert werden kann, wie seit Jahrzehnten zuerst private Radio-, dann Fernsehsender und schließlich neue Medien, das Niveau jeder Berichterstattung UND der Literatur nach unten ‚leveln‘ in RIchtung ‚kleinster gemeinsamer Nenner‘.
    ‚GEZ noch?‘

  23. Lieber Diskutanten,

    eine schöne, notwendige Diskussion um die Rolle der Öff.-Rechtl. Medien, insbes. dem ZDF entspannt sich hier. Am besten fand ich bisher den Einwand, dass ZDF mache Programm für die geistig 114-149-Jährigen. So isses, deswegen schaue ich schon über 10 Jahre kein ZDF mehr, obwohl ich mir meine Lieblingssendung im deutschen Fernsehen „Neues aus der Anstalt“ regelmäßig in der online-Mediathek ansah. Das war noch was..

    Man schaue sich mal an, was so aus einem der Vorgänger von Herrn Kleber geworden ist: Helmut Reitze, tschuljung: Dr. Helmut Reitze. Der is jetzt Intendant des hr. Ja, den Sender gibt’s noch, is aber für mich irrelevant geworden. Weil, was machen die denn schon journalsitisch? Wie hat mal ein netter Print-Kollege geschrieben: der neue Bi-Ba-Butze-Sender.

    Oder schauen wir mal auf die traurige Figur Steffen Seibert: in der BND-NSA-AFFÄRE müsste der doch eigentlich zurücktreten. Das muss dem doch zu doof sein. Nein, er sagt alles, sei es noch so haarsträubend. Warum hören dem andere Journalisten eigentlich noch zu?

    Man kann nur ahnen, wie beim ZDF journalistisch gearbeitet wird. Wir sollten sehen: es geht beim ZDF offensichtlich darum, die Menschen in ihrer Empörung zu beruhigen, zu unterhalten, ruhig zu stellen. Meiner Meinung nach ist das ZDF u. viele andere Öff-Rechtl. Medien dazu da, die PR-Strategien weiter Teile der Politik umzusetzen, nichts weiter.

    Warum sollte ich Zeit meines Tages opfern u. ZDF schauen?

    Ich fand Peter Lustig da immer so treffend: Abschalten!

  24. „[…] Wenn man genau hinschaut, ist es nicht neu. Aber es wirkt wie neu — und überrascht. […]“
    Soll heißen „Heute – wo man bei Neuigkeiten nicht so genau hinschaut“?
    Eine Selbstauffassung, die tatsächlich überraschend wirken würde.

    PS: Dass die Ausführungen des werten Herrn Kleber an dieser Stelle mit dem ollen Geviertstrich (vgl. „Verwendung“ im zgh. Wikipedia-Artikel) anstatt mit dem zeitgemäßen Halbgeviertstrich transkribiert werden, halte ich angesichts der Thematik für eine Spitze der übelsten Sorte, Herr Niggemeier.

  25. @15#tb

    Dass Sie Herrn Niggemeier nicht gefallen wollen kann ich nachvollziehen. Unbequem stört und nötigt Sie zu einem Kommentar ab.

    Sie (Journalisten) sind natürlich auch keine Chronisten, aber blöderweise seit vielen Monaten die sogenannte Vierte Instanz.
    Wenn Sie und Ihre Kollegen nur noch damit zu tun haben eine Nachricht nach Paukenschlag der dpa zu bewerten oder einzuordnen, dann sind Sie alle fehl am Platz.
    Ihre Aufgabe ist es, zu recherchieren und nicht ordnen, sondern ein Produkt zu liefern, das Hand und Fuß hat. Kein Wischiwaschi der dpa, sondern mutige Auseinandersetzung und hinterfragen.

    Da wundern Sie und andere Leute sich, warum man bei den Medien nur noch abschaltet. Einheitsbrei und Pluralismus wird einem Leser regelrecht aufgezwängt.
    Sie nennen es aufgezwängtes Urteil was nicht gefallen muss. Ich nenne es Arroganz bis hin zur vollständigen Entmündigung der Leserschaft. Leser sollen sich also verpissen und den Mund halten. Ist eine Aussage, aber führt nicht unbedingt zu einem Konsens.

  26. […] Claus Kleber moderiert eine Wirkt-wie-eine-Nachrichtensendung-Sendung im ZDF Die Sache an sich ist schon traurig genug: Wie die halbe deutsche Medienlandschaft auf die Schweizer „Sonntagszeitung“ hereinfiel, die behauptet hatte, die Schweiz stelle „neuerdings“ Steuersünder an den Pranger. In Wahrheit gibt es die Praxis seit fünf Jahren. […] Irgendwann sickerte dann an manchen Stellen (unter anderem bei dpa) die Erkenntnis durch, dass es sich gar nicht um ein neues Verfahren der Schweizer Behörden handelte. Und irgendwie erreichte diese Information auch Claus Kleber. Zu diesem Zeitpunkt scheint seine Anmoderation des „heute journal“-Beitrags im ZDF zu dem Thema aber schon soweit fertig gewesen zu sein, dass er keine Lust mehr hatte, sie nochmal komplett umzuschreiben. Quelle: Stefan Niggemeier […]

  27. Stefan,

    du solltest weniger ein so kleines Karo auftragen. Das zieht zu viele Klein-Karo-Poster nach sich. Was lese ich da (#29): „Entmündigung der Leserschaft“ – meine Güte. Wer hat noch mehr Empörung, bietet denn keiner mehr?

  28. @tb, #15

    Natürlich ist Neuheit nicht der einzige Nachrichtenwert. Der Bezug auf Nachrichtenwerte geht aber am Problem vorbei. Denn im Falle des heute journals bekam die Meldung über die Schweizer Praxis Nachrichtenwert deshalb, weil über diesen Umstand berichtet worden ist von anderen Medien. Das serielle Abschreiben einer nicht ganz richtigen Meldung hat dieses Thema erst mit Nachrichtenwert ausgestattet. Das ist selbstreferentiell, weil die Medien durch Abschreiben voneinander dafür gesorgt haben, dass die Schweizer Praxis jetzt und hier zum Medienthema in Deutschland wird. Das ist das Problem. Hier fehlt der Bezug zur außermedialen Realität.

    Würde man sich nun auf die erregte Mediendebatte beziehen wollen, müsste man das auch genau so anmoderieren: Es gibt eine Meldung über die Schweiz. Diese Meldung tut so, als wäre die Schweizer Praxis neu. Sie wurde überall kritiklos übernommen. Das hat eine Debatte erzeugt. Wir beleuchten die Hintergründe dieser Debatte.

    Kann man doch problemlos machen und es wäre nicht der schlechteste Service, den das heute journal bieten könnte.

  29. @Pascal Schwarz – So weit würde ich nicht gehen, dem ZDF eine Kumpanei mit der Politik vorzuwerfen.

    Aber es ist halt ein Krimivollsender (ZDF + neo schaffen locker 3000 – 4000 Morde im Jahr) mit Wohlfühlfaktor à la Inga Qualström. Nachrichten spielen dabei eine völlig untergeordnete Rolle, das merkt man an einigen Dingen.

    2 Dokumentationen zum IS liefen im Herbst im ZDF/Winter und einen Tag später in zdf.info weit nach Mitternacht, vor ein paar Tagen wurden sie (6 Monate später) zu einer besseren Sendezeit wiederholt. Das auslandsjournnal sendet weniger oft als das an 3sat ausgelagerte auslandsjournal.extra. Inhaltlich jedoch auch nicht gerade der Renner heute abend:

    – USA: Spielend Geld verdienen? – Wie Kinder auf Youtube für Spielzeug werben
    – Belgien: Ausgewechselt – Warum katarische Fußballspieler in Belgien trainieren
    – Japan: Der beste Freund des Menschen – „außendienst“ als Hundefrisörin

    Geopolitisch ist seit geraumer Zeit die Mongolei interessant, nur nicht in den ÖR. Auch wäre jetzt vielleicht eine Reportage über die Flüchtlinge in Malaysia ein Thema, aber Hunde sind natürlich wichtiger. Auch Syrien wird nur fallschirmmäßig gestreift, da lob ich mir das arte-journal, ohne dem man ja völlig verblödet wäre.

    Halbwegs brisante Themen werden nur dann angepackt, wenn man Herrn Cleber und Frau Slomka eine Erweiterung des Horizontes gönnt und sie aus Afrka bzw. wie bei Cleber um die ganze Welt schickt, damit er zum Thema Wasser berichten kann. Ich frag mich, wie viele Auslandskorrespondenten das ZDF überhaupt hat und was die machen, wenn sie nicht gerade in den USA, Großbritannien oder Paris sind. Und selbst in die USA düst Cleber lieber kostenintensiv selbst anstatt für das Interview eine Videokonferenz zu nutzen oder es den dortigen Korrespondenten zu überlassen.

  30. @theo: Das kleinste Karo ist der Punkt. Auf den muss alles gebracht werden. Wie lange hält der das noch aus?

  31. Lieber Herr Kleber,
    ich finde es sehr gut, dass das heute journal ein eigenes
    „Neuigkeitsverständnis“ an den Tag legt.
    Sehr schön auch, dass Sie und die Redaktion sich für den „interessierten, informierten Seher“
    entscheiden.
    Daher gehe ich davon aus, dass das heute journal dieses Mal auch über die Bilderberg-Konferenz berichten wird. Also so richtig. So mit Kameras vor Ort, mit O-Tönen von den deutschen Teilnehmern und Protestierenden. Bestimmt finden Sie auch noch einen (kritischen) Experten, der für Sie und die Zuschauer die Konferenzen einordnen kann.
    Sie verstehen? In etwas so, wie Sie über den G7-Gipfel berichten werden.
    Den „interessierten, informierten Seher“ wird es freuen.
    „Heiter weiter“ eben.

  32. @32 LM: Trefflich, trefflich, der Alterrnativvorschlag. Dann müsste allerdings auch der Beitrag (den anzusehen ich mir die Mühe nicht gemacht habe) dazu passen…;-)

  33. Will uns Stefan Niggemeier eigentlich gar nicht mitteilen ob er den Poster #13 als den Protagonist des Beitrags verifizieren konnte, oder will er nicht oder liest er nicht mehr mit?

  34. @37 Willi wills wissen
    Wir nehmen einfach mal an, es würde am ehesten über einen „vorgetäuschten“ Kommentator aufgeklärt, als einen nachvollziehbar wirkenden Kommentar, eines der vielen, hier wohl regelmäßig mitlesenden Journalisten, in Frage zu stellen…
    :-)

  35. @Claus Kleber,

    der Vorwurf ist Ihr „jetzt“, obwohl Ihnen „klar war, dass das schon fünf Jahre so ist.“

    @tb
    das „jetzt“ ist falsch.
    Ein Nachrichtenwert bestünde allerdings darin, dass die Deutsche Presse „jetzt“ sagt, obwohl dass das schon fünf Jahre so ist.

    @symboltroll
    Selbst „Wie gerade bekannt wurde“ ist Schönfärberei, wenn wir über etwas reden, dass seit 5 Jahren öffentlich ist.

  36. @ #31 theo
    An diesem Artikelthema kann man das sicher nicht füchr allgemeingültig erklären mit der Entmündigung,
    bei weltbewegenderen Themen schon, wie bei der propagandistischen Unterstützung von Kriegsvorbereitungen durch simulierte Faktizität mittels selektiver Faktendarstellung, beispielsweise vor dem Irakkrieg von Bush Senior, bei der Flugverbotszone vor dem Libyenkrieg (Flugverbotszone = Invasion und Failed State werden vorbereitet), in der Ukrainekrise.
    Ich glaube übrigens schon, dass der echte CK hier eingeschwebt ist, das schließe ich aus der korrekten Ortographie und Grammatik, die man heute kaum noch antrifft, nicht mal im ÖR.

    @ #27 P. Schwarz
    Sie vergessen, dass bei dem Beruf des Regierungssprechers der erlittene Repräsentations-Schmerz zum Berufsbild gehört und schon bei der Vergütung eingepreist ist.
    Mich wundert eher, dass noch irgendwelche Journalisten da hingehen und sich die leeren Sprechblasen und Informationsvermeidungen anhören. Da könnte man auch irgendwelche Schülerpraktikanten aus Neukölln hinschicken, das hätte den gleichen Information-, aber einen höheren Unterhaltungswert.
    In etwa so:
    „Hey voll krasser Regierungssprecher MC Seibert hat heute ne Konfererenz gemacht ischwar dabei ischwöre, er hat voll krass diese NASA gedisst, irgendwie diese Marsmenschen und so, spionieren uns voll aus, aber die Merkel hat voll tschabomäßig mit ihrem Homie Obama gelabert, und der sagt alles klar, wir kümmern uns darum, wir schicken ein Raumschiff hin oder so. Und MC Seibert hat das voll profimäßig rübergebracht, er is voll cool, wie er rüberkommt, voll fetten Anzug und so, voll der Player, bestimmt hat er immer die Garderobe voll mit seinen Groupie-Bitches und so, schwerde mal Bewerbung schreiben, wenn Bushido Bundeskanzler wird, ok isch gebe mal das Mike zurück an meinen Homie Klaus Kleber und Gundula Babe in das Studio.“

  37. Ich bin leicht schockiert (na ja, wie die Vorredner treffend sagten: „ZDF halt“ – aber auch da ging es schon anders), dass Claus Kleber das ernst zu meinen scheint, was er hier sagt – das ÖR-Selbstbild, das man hier an einem Kommentar sieht, wäre m.E. eine eigene Analyse wert. Das Heute-Journal hat einen Fehler gemacht, und schon aufgrund seiner schieren Reichweite sollte man solche Fehler korrigieren. Herr Kleber scheint nicht zu verstehen, dass die Art der Berichterstattung (amtlich objektiv/intellektuell verstiegen/für die breite Öffentlichkeit verständlich – das sind ja seine Beispiele) ABSOLUT GAR NICHTS damit zu tun hat, ob er vor einem Millionenpublikum die Unwahrheit sagt. Das er das nicht in böser Absicht tut, geschenkt.

  38. Claus Kleber says:
    28. Mai 2015 um 08:28
    „reden wir über „neu“. Welcher Maßstab soll gelten?“
    Der Maßstab sollte die Realität sein, Wahrheit, wenn Ihnen das was sagt. Zweimal sprechen Sie von „jetzt“, womit Sie 5 Jahre meinen. Da stimmt was nicht.
    „Der eines Kenners der „öffentlichen Zustellung“ im Schweizer Rechtswesen?“ Nein, die des Nichtkenners, für den berichten Sie. Sie sollten aber Kenner sein. Das nennt sich Recherche, wenn Ihnen das Wort etwas sagt.
    „Daran gemessen erschien die Schweizer Praxis neu.“ Es ist nicht entscheidend, ob etwas „neu erscheint“, sondern ob es neu ist. Etliche Medien erweckten den Eindruck der Neuheit, schlimm genug: Ihre Aufgabe wäre, diesen Eindruck enweder zu verifizieren oder falsifizieren. Und das fehlte oder kam zu ungenau und wurde durch zweimaliges falsches „jetzt“ auch noch vernebelt.
    „Das finden Sie traurig. Dürfen Sie. Aber ich muss es nicht verstehen.“ Das IST das Traurige, dass Sie es nicht verstehen.

  39. Stefan Niggemeier redet etwas um den heißen Brei herum und kommt nicht zur Sache. Wenigstens für Claus Kleber. Anscheinend denkt dieser, er wäre kritisiert worden über etwas 5 Jahre altes zu berichten.

  40. Nachdem ich jahrelang jede ZDF-„Nachrichten“-Sendung tunlichst gemieden habe, bin ich gestern leider doch mit Kleber in Berührung gekommen. Dieses heute-journal war ja eine einzige Fürchterlichkeit an verkitschtem Gefühlsfernsehen, aber bestimmt nicht dazu geeignet, den Zuschauer in irgendeiner Form über irgendwas zu informieren.
    Wie man sieht, habe ich mich immer noch nicht über die Unfähigkeit dieses Mannes beruhigt, der Gespräche in endlose Länge zieht und dämlichste Fragen stellt, von denen er eigentlich genau wissen muss, dass er keine Antwort bekommen wird. Und selbst wenn er eine bekäme, sie würden keine Socke interessieren… „Wie fühlen Sie sich denn…?“
    Die 2 wird mir nie wieder passieren. Ich habe es endlich gelernt.
    Sorry, musste raus.

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