Böser noch als Yanis Varoufakis ist natürlich Claus Weselsky. Mein Kollege Tobias Rüther hat für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ Wortmeldungen deutscher Journalisten über den GDL-Chef gesammelt. Es ist ein beeindruckendes Dokument, das man vielleicht auch bei der nächsten Diskussion hervorholen könnte, in der sich Journalisten darüber beklagen, was für ein schlimmer, unsachlicher Pöbelton im Internet herrscht. Es bestärkt den Verdacht, dass das eigentliche Problem, das viele Journalisten mit sogenannten Shitstorms haben, darin besteht, dass sie das Monopol darauf verloren haben.
Eine kleine Auswahl:
Irrlichternd bewegt sich Claus Weselsky durch die Welt, die für ihn eine Bühne ist – bei seinen öffentlichen Auftritten immer mehr ähnelnd jenem „großen Diktator“ aus Charlie Chaplins Schwarzweißfilm – und riesigem Erfolg aus dem Jahre 1940. Irgendwie zum Lachen, aber bitter, sehr bitter. Verwurzelt ist der Chef der Loklenkergewerkschaft GDL natürlich nicht in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern eher in den östlichen sechziger oder siebziger Jahren desselben. Was es damals an Streikrecht in der DDR nicht gab (brauchte ja auch keiner im Arbeiterparadies), will der Dresdner nun mit Gewalt nachholen. Wozu hat er all die politischen Seminare gemacht und die Kampfkraft der proletarischen Massen studiert? Da müsste doch nun im Westen mal mindestens der Ehrentitel des Größten Lokführers aller Zeiten herausspringen.
Reinhard Schlieker, ZDF, in seiner Kolumne für „Börse am Sonntag“.
#Weselsky ist die ideale Kombination aus SED-Borniertheit und DGB-Hochmut. So findet im 25. Jahr der Einheit zusammen, was zusammengehört
Jan Fleischhauer („Spiegel“) auf Twitter.
Würde den Herrn Weselsky ja gerne mal einem Waterboarding unterziehen – allerdings: Bei diesen Zugtoiletten …
Günter Klein („Münchner Merkur“) auf Twitter.
Seit 90 Minuten aufm Heimweg. Um es auf den Punkt zu bringen: dem #Weselsky haben sie ins Hirn geschi…!
Florian Witte („Bild“) auf Twitter.
Ich sag’s ja nur ungern. Aber dem wahnsinnigen Weselsky sind jetzt alle Sicherungen durchgebrannt. Wer stoppt den gemeingefährlichen Irren?
Christian Deutschländer („Münchner Merkur“) auf Twitter.
Der Mann hat es geschafft, innerhalb weniger Monate einen Sympathiewert zu erreichen, der irgendwo zwischen Darth Vader und dem griechischen Finanzminister pendelt. Sollte seine Mission sein, als unbeliebtester Deutscher des neuen Jahrtausends prämiert zu werden, kommt der Mann mit dem sächsischen Dialekt gut voran. Es steckt eben eine Menge Esel in Weselsky. Ich wünsche ihm, dass er bald abgesetzt wird und nur noch daheim mit seiner Lego-Lok Streik spielen kann.
Jürgen Schwandt in der „Hamburger Morgenpost“.
Die Geißel des Landes (#GDL) schlägt heute wieder zu. Wer stoppt den Terror des Kommandos Claus #Weselsky? #Bahnstreik
Franz W. Rother („Wirtschaftswoche“) auf Twitter.
GDL-Chef Claus Weselsky ist nicht einfach nur der Buhmann. Der Mann hat ein psychologisches Problem. Er braucht Hilfe.
Christoph Rottwilm online im „Manager Magazin“.
Claus Weselsky, man muss das leider so krass sagen, führt sich auch im reichlich gesetzten Alter von 55 Jahren nicht wesentlich anders auf als das kleine Arschloch der großen Pause, dem es irgendwann gleichgültig zu sein scheint, dass ihn keiner mag. Er legt es regelrecht darauf an, zur Hassfigur Nummer eins der Republik zu werden. Mister 109 Stunden. Der Mann, der für seine Ziele die Republik stillstehen lässt. So etwas maßt sich sonst keiner an. Wahrscheinlich empfindet sich Weselsky als so etwas wie ein Freiheitskämpfer. Aber das tun die Salafisten auch.
Ja, widerlich, was da teilweise gesagt wird. Das mit dem Waterbording mag ich hier nicht kommentieren. Mir fällt dazu nichts ein, was wenigstens halbwegs diplomatisch klingt.
Nun ja: „Sympathiewert … zwischen Darth Vader und dem griechischen Finanzminister…“ – ich finde das gereicht einem doch zur Ehre…
Darth Vader war schon immer der interessanteste Charakter im Star Wars Universum und Varoufakis ist einer der wenigen Politiker, die sich nicht von den anderen Krähen vorschreiben lässt, was er zu sagen und zu denken hat…
Warten wir also auf Schlagzeilen wie: „Weselsky ist schlimmer als Hitler“ … kann sich ja nur noch um Tage bis zur weiteren Eskalationsstufe handeln.
Ich glaube ja, J. Augstein hat Recht. Mehr als man gemeinhin annimmt: Er sagte über Journalisten-Kollegen und eine ehrliche Berichterstattung in deutschen Medien beinahe irgendwie fassungslos: „…und wenn man das mit denen besprechen würde, ich kenn die ja, … die nehmen auch keine Pillen … die machen alles freiwillig … die glauben, dass das die Wahrheit ist und das es richtig ist und das ist echt unheimlich, das ist echt scary
http://bit.ly/1zRgEEO (Augstein bei Precht )
Was sagen Soziologen dazu?
Es kann doch nicht nur daran liegen, dass Journalisten überdurchschnittlich viel Bahn fahren und unterdurchschnittlich berückgratet sind.
passende Reaktion liegt wohl irgendwo zwischen
„Wenn ihr mal den Nazis auf der Straße so viel Hass entgegen bringen würdet…“
und
„Wo bleibt die Folterforderung für Ulrich Weber/Werner Bayreuther?“
Die Leute müssen alle so unfassbar kaputte Realitätswahrnehmungen haben wenn sie dem was der Arbeitgeber (Bahn) gedruckt haben will so unverändert folgen… Ich finde es krass wie gut man mit nichts-sagen und die Gegenseite in Zugzwang bringen die öffentliche Diskussion steuern kann.
Na, dann brauchen sich die lieben Journalisten auch nicht zu beschweren, wenn *sie* von *ihren* Arbeitgebern komplett über den Tisch gezogen werden.
@ 4 janosch
Was sagen Soziologen dazu?
Naja, die großen deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage werden bekanntermaßen von Frauen kontrolliert (http://bit.ly/1ApFSgg). Eventuell wollen die großen Jungs ja auch einfach nur auf den Schoß…
;-)
Da fällt einem wirklich kaum mehr etwas zu ein, höchstes das vielleicht: „Claus Weselsky“ liefert bei Google News Stand Heute über 60.000 Treffer, der Verhandlungsführer der Deutschen Bahn Werner Bayreuther gerade mal 54. So viel zum Thema Feindbilder und ausgewogene Berichterstattung.
Ich finde ja, eines der Probleme in der ganzen Berichterstattung über diesen Fall ist, dass die Gewerkschaftsseite personalisiert ist (womit sich die Journalisten auf eine Person – Weselsky –einschießen können), während die andere Seite eigentlich immer nur „die Bahn“ ist. Auf wen sollte man da seinen Zorn richten?
„Qualtiäts“journalismus““ bei der Arbeit halt ….
Und solche „intelektuellen“ Heckenschützen erklären uns die Welt … da kann man echt nur noch mit Medienkompetenz gegenhalten …. und Abokündigungen
Na, dann sollten die Meinungsmacher doch mal fordern, dass die Bahn wieder zum Staatsbetrieb wird. Los Herr Fleischhauer, ein bisschen mehr Sozialismus wagen!
Hmmm, was war zuerst, die Henne oder das Ei? Ob die Journalisten diesen Stil nun von den Internet-Trollen abgekupfert haben, oder umgekehrt, ich bin mir da nicht sicher. Tatsache ist, dass solche Ergüsse leider den wirklichen Charakter des gemeinen Durchschnittsmenschen deutlich zeigt, Journalist hin, Troll her. Die Frage, die ich mir stelle, ist, wie reagiere ich darauf angemessen? Die Atombombe kann’s ja wohl nicht sein.
Halb Off-Topic. Warum hat der KiTa-Streik eigentlich kein Gesicht – also keine einzelne Person, auf die sich die Frustration richtet?
Ich wünschte mir nur, man würde sich auch nur mal ansatzweise mit der gegnerischen Partei beschäftigen – zum Scheitern von Verhandlungen gehören doch meist zwei.
Also: Was für ein Mensch ist Werner Bayreuther zum Beispiel? Welchen Hintergrund hat er? In einem Blog wurde er als Union Buster bezeichnet. Stimmt das?
Die „Hamburger Morgenpost“ entblödete sich auch nicht, neulich den Lesern mitzuteilen, dass der Herr in einem Anzug und mit polierten Schuhen zu einem öffentlichen Termin erschien. Wo doch sonst Gewerkschafter immer in Pelzmänteln und Flip-Flops auftreten.
In einem Fall – wohlgemerkt: in einem – würde ich im Kontext des sonstigen Twitter-Wirkens des Autors auf Ironie tippen, und zwar beim Waterboarding-Tweet von @guek62.
Der Bahn-Putin eben. (Oder Gewerkschafts-Ahmadinedschad).
Es ist das gleiche Prinzip: Personalisieren und Dämonisieren.
Personalisieren und Dämonisieren.
Personalisieren und Dämonisieren.
Und das so lange, bis es in den Köpfen drin ist, und jeder, der nicht mitmacht, in die „böse“ Ecke zu Schmuddelkindern gesteckt wird.
Und dann wundert man sich, das diesen Medien keiner mehr glaubt?
Ach so, und am Irrsten ist ja, das diese Leute Weselsky vorwerfen, er sei jetzt so unbeliebt geworden.
Merken die denn nicht, das es ihre eigene Arbeit ist, die ihn zur Hassfigur gemacht hat?
Wenn diesich über russische Medien oder „verschwörungstheoretische Internet-Blogs“ beschweren, ist das wie ein Hund, der den Spiegel (nicht das ex-NM) anbellt….
Ich frage mich, was wohl Stephane Charbonnier, Jean Cabut, Bernard Verlhac, Phillippe Honore, Georges Wolinski, Bernard Maris, Elsa Cayat und Mustapha Ourrad dazu sagen würden, wie sich Menschen aufführen, die sich vor nicht mal einem halben Jahr mit den Worten „Je suis Charlie“ mit den Genannten auf eine Stufe stellten. Wenn sie denn noch könnten.
Ich hätte da eine Vermutung.
@Siegfried
Wäre schade wenn diese Journalisten sich vom Ton der sogenannten Trolle anstecken lassen … wobei das schon eine komische Herleitung ist … Ist denn das Verhalten (also der Ton) der sogenannten Trolle so nachahmenswert? … Kann ich diesen Journalisten in genau dem Ton antworten? Insofern die Kommentarfunktion offen ist. … Meist ist sie ja gesperrt bzw. eingeschränkt nutzbar … wegen der Trolle …
Schade das es keinen Pressekodex o.ä. gibt … oder so eine Art Selbstverpflichtung … aber wie ich hier auf dem Blog schon gelernt habe, darf sich jeder „Journalist“ nennen … Das entschuldigt z.B. so ein Verhalten der Berufsjournalisten … nicht …
Diese Kommentare und dazu die Überlegung, dass gerade ein Kollege zu einer Geldzahlung verdonnert wurde, weil er den Begriff „Rabauke“ verwendet hat…im Zusammenhang mikt einem Jäger, der Wild geschleift haben soll.
@Torsten Williamson-Fuchs
Da können die Kollegen nur hoffen, dass Herr Weselsky nicht sammelt und die Klagen im Nachgang einreicht … Wird sonst eng für einige Schreibfedern …
Die Deutsche Bahn sitzt das Thema aus, bis der Eigentümer (der deutsche Staat) sich ein Gesetz geschneidert hat, mit dem die nervige Gewerkschaft GDL zugunsten der gefügigen EVG ins Abseits befördert wird. Die EVG ist ja wiederum Nachfolgerin von Transnet, deren BR-Mitglieder ja schon während Herr Mehdorn das Unternehmen abgewirtschaftet hat, von der DB großzügig bestoch^W über Tarif entlohnt wurden. Und das alles passiert unter Federführung der „Arbeiterpartei“ SPD.
Das scheint irgendwie keinem „professionellen“ Journalisten aufzufallen.
In Kolumnen und privaten Tweets dürfen Journalisten eine Meinung haben, in „objektiver“ Berichterstattung hat sie nichts zu suchen. Wobei auch Meinung nicht gleichbedeutend mit Hetze sein sollte …
Ja, liebe Kommentatoren, jetzt könnt ihr mal wieder schön Journalisten bashen. Gähn.
Auch wenn Stefan Niggemeier hier berechtigte Kollegenschelte betreibt – er leuchtet nur einen kleinen Teil eines größeren Problems aus. Journalisten sind immer Teil der Gesellschaft und des momentanen Zeitgeists. Und der ist eindeutig neoliberal und gewerkschaftsfeindlich geworden. Die ekligen Kommentare einiger Journalisten mit dieser Mentalität sind nur ein Teil der breiten Anti-Stimmung der Bevölkerung, die Weselsky entgegenschlägt. Und das ist das eigentlich Schlimme.
Das allgemein bekannte Sprichwort „Sie lügen wie gedruckt“ passt hier nicht mehr, denn sie können noch ekliger, q.e.d.
Interessant auch, WEM sie da alle auf den Leim gehen, die ahnungsbefreiten Hetzer:
http://bit.ly/1Rkhd0U
Sorry, dies ist besser: http://bit.ly/1ElhZRK
@25Jens
und selbst wenn das ein gesellschaftliches Problem ist und nicht (allein) im Verhalten der hier beispielhaft aufgeführten „Journalisten“ muss es angesprochen werden. Auch in Blogs, am Stammtisch, zu Hause … man muss anderen Menschen klar machen, das das kein wünschenswertes Verhalten ist …. Insgeheim habe ich immer die Hoffnung das z.B. irgendwann die Mutter zu Herrn Fleischhauer deutlich sagt, das das nicht geht wie er schreibt (vom Inhalt abgesehen). „Der Ton geht gar nicht, mein Sohn. So habe ich Dich nicht erzogen!“ … oder das die Kinder solche verbalen Aussetzer sehen und den Urheber zur Rede stellen …
Ich warte ja immer noch auf den Spiegel-Titel „STOPPT WESELSKY!“ mit einem Profilbildmosaik geplünderter Facebookaccounts im Hintergrund von betroffenen Bahnkunden mit Verspätung.
#9 Marcus
Genau das. Dass hier eine Person als Aushängeschild so dermaßen bloßgestellt, verunglimpft und gemobbt wird, erschreckt mich zutiefst. Und die Tatsache, dass die ÖR dabei fleißig mitmischen, sogar noch mehr.
Zunächst meinen Respekt für Herrn W., dass er das um der Sache willen aushält.
Dann: Dass der Journalismus heute so funktioniert, wie er funktioniert, ist eine Binsenweisheit. Wir können die nächsten 20 Jahre noch mehr Beispiele sammeln und uns echauffieren.
Aber: Um zumindest eine eingermaßen neutrale Quelle zu haben, leisten wir uns gebührenfinanziereten, öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Der hat ja nun mit genauso verlässlicher Regelmäßigkeit bewiesen, dass er diese neutrale, ausgewogene Quelle zum großen Teil nicht ist. Hier wünsche ich mir mehr Grundsatzdiskussion, denn in meinen Augen findet hier eine eklatante Vertragsverletzung statt.
Dass Privatunternehmen zu ihrem eigenen und nicht zum öffentlichen Wohl handeln, kann man kaum ändern, damit muss ich leben (und hoffen, dass sie dabei von gesetzlichen Vorgaben in Grenzen gehalten werden). Aber genau deshalb möchte ich eine Stelle haben, bei der ich sicher sein kann, eine ausgewogene Sicht auf die Dinge zu erhalten. Die Privatisierung, wie von „deutschen Ökonomen“ ( http://tinyurl.com/p44fuqm ) propagiert, kann die Lösung nicht sein. Und dass man bestimmte Informationen nur noch in Satiresendungen erhält, auch nicht, selbst wenn sie öffentlich-rechtlich finanziert sind.
@ #25 Jens
Erst mal: Das hier ist eine Seite für Medienkritik. Kann man sich für interessieren, kann man drüber gähnen. Nur wundern sollte man sich darüber nicht.
Was den derzeit herrschenden Zeitgeist betrifft, haben Sie recht. Dass Journalisten nur als Teil davon agieren, will ich nicht hinnehmen. Ohne dem ollen Godwin gleich wieder mal recht zu geben, wird mir übel bei dem Gedanken, was man mit dieser Zeitgeistaussage alles rechtfertigen kann. Ich war immer der Meinung, dass Journalisten dafür ausgebildet werden, hinter die Fassaden zu blicken, alle Seiten zu beleuchten und entsprechend zu berichten. Wenn es gewisse Zwänge (Eigentümerinteresssen, Anzeigengelder etc. pp.) gibt, das nicht zu tun – geschenkt, so bitter das ist. „Ich konnte als Teil des Zeitgeistes ja nicht anders“: inakzeptabel.
@20 Herdir: Dochdoch, gibt es. Pressekodex auf http://www.presserat.de, allgemeine Programmgrundsätze des Rundfunkstaatsvertrages hier: http://www.dvtm.net/fileadmin/pdf/gesetze/13._RStV.pdf
Auch wenn es auf den ersten Blick off topic scheint, die Frage oben „Was sagen Soziologen dazu?“ hat schon die richtige Richtung. Habe grad in einem grünen, veganen Restaurant erlebt, wie ein Frau auf zwei Krücken vom Personal gemobbt und klar diskreminiert wurde. Ich sehe gerade in den Hochburgen der neobürgerlichen Heiligkeit immer häufiger Entsetzliches. Ist es nur noch eine hauchdünne Oberfläche …
und die nächste Diktatur kommt mit einem Lächeln. Denn die aufgeklärten coolen anderen Gäste gaben einen Scheißdreck darauf. Ich vermute, einige werden vielleicht schon morgen lauthals Inklusion fordern ohne die Umsetzung realisieren zu wollen … ja, die Bürger dieses Landes lassen die kleinen Alltagsgrausamkeiten und die Presse, die tatsächlich hetzt, zu. And I think to myself: Sind wird wieder so weit? Oder wie weit sind unsere Gesellschaft und ihre Repräsentanten im Journalismus und Politik von demokratischen Prinzipien entfernt?
Es liegt auch in der Ökonomie der Medien, dass diese überzogene „kämpferische Polemik“ erscheint. Denn sie ist ganz im Sinne des Lesers, der als Betroffener auf den Streik wütend ist. Dem Leser ist der Journalist verpflichtet. Falsch am Streik ist bereits das Opfer des Streiks, die arbeitende Bevölkerung, die Bahn fährt. Genauso wie der Streikende den Bahnfahrer antagonisieren darf, kann der Bahnfahrer, und der für ihn schreibende Journalist, die Streikenden antagonisieren.
Die deutsche Journalle hat ja gelernt, niemals niemanden nicht mit Hitler vergleichen.
Aber man kann sich beliebig nahe rantasten!
Bin selbst kein Journalist aber: jetzt wieder tagelang in Empörung, Betroffenheit oder ähnlich runterziehende Gefühlsduseleien zu baden, halte ich für keine gute „Strategie”. — Die Herleitung, warum der Journalismus so ist, wie er ist, ist inzwischen obsolet, da alles gesagt wurde: de nächste Sau steht vor dem Dorf und scharrt mit den Paarhufen.
Wäre das nicht mal der Zeitpunkt (zum Beispiel für den Freischreiber Berufsverband), mal positiv zu definieren, was Journalismus sein soll, welcher Journalismus erwünscht sein sollte? Warum dieser erwünscht sein sollte? Was journalistische Qualität ist. — Und dann vielleicht, wenn man eine gute Kampagne macht, auch die Qualität im Portemonnaie der Journalistinnen und Journalisten auf ein Niveau hebt, dass diese wieder deutlich freier ihren Beruf ausüben können (der qualitätslose Teil darf gerne von der Bildfläche verschwinden und bis zur Rente als Lagerhelfer arbeiten. —
It’s the system, stupid. It’s the capitalism!
(Anregung durch die Kommentare von 2. Dominik und 3. mykosoft)
@32 Sarina, @29 HERDIR
Ich habe ja nicht Niggemeier dafür kritisiert, dass er hier Medienkritik betreibt – das ist richtig und wichtig und ich lese seinen Blog ja deswegen auch interessiert.
Meine Kritik gilt dem allgemeinen Journalisten-Bashing, auch hier in den Kommentaren zu finden. Ich kann diese Pauschalabkanzelungen meines Berufsstandes einfach nicht mehr hören! Das hat ungefähr das gleiche Niveau wie das Lehrer-Bashing in den Post-Pisa-Jahren. Und das ist hier einfach auch zu kurz gesprungen, denn das Problem ist weitgehender, wie ich schrieb.
Dass Journalisten abgelöst vom Zeitgeist agieren und selbigen hinterfragen, würde ich mir genauso wünschen, HERDIGER. Aber es passiert leider zu selten. Warum? Nun, da sind immer noch die Leser, die uns bezahlen sollen. Gegen die und den Zeitgeist anzuschreiben – dazu braucht es Mut, aber auch das nötige Kleingeld, um es sich leisten zu können, sich unbeliebt zu machen. Eine Lösung dafür habe ich nicht.
@ 35 A. Rebentisch: „Genauso wie der Streikende den Bahnfahrer antagonisieren darf, kann der Bahnfahrer, und der für ihn schreibende Journalist, die Streikenden antagonisieren“. Aber die Streikenden „antagonisieren“ doch nicht die Bahnfahrer, sondern ihren Arbeitgeber, und die Bahnkunden sind davon betroffen oder meinetwegen benachteiligt (kann man ernsthaft „Opfer“ eines Streiks sein?). Zudem ist der „Leser“ doch nicht nur Bahnreisender (soweit überhaupt), sondern zugleich auch Staatsbürger. Oder habe ich da mal wieder höhere Ironie nicht verstanden?
@Jens
Ich kann es nicht mehr hören, das immer die Leser schuld daran sind, das die Qualität der Presseerzeugnisse sinken …
Vielleicht sollte man als Teil des Berufsstandes mindestens akzeptieren das es Kritik gibt … manchmal auch berechtigte … und bestenfalls lernt man (als Einzelner oder als Medium) daraus und macht was anders … oder man wartet das andere Medienformen sich etablieren …
Liegt es wirklich am Geld, das so was wie im Artikel hier beschrieben verhindert wird? Wie viel muss man einem (z.B.) Herrn Fleischahuer zahlen damit er nie wieder etwas schreibt? …
@37 Jens: Ist alles drei lang drei breit definiert in Presserecht, Pressekodex, Rundfunkstaatsvertrages, Rechtsprechung, Wissenschaft et.al. Das ist aber alles Ausdruck einer Elitenkonvention der dt. Nachkriegsgesellschft. Dem steht inzwischen dreierlei entgegen: 1. Während im traditionellen Modell die Medien eine Auswahl von Themen zu einem Programmangebot zusammengestellt haben, determiniert im Online-Journalismus das Publikum selbst die Themenauswahl durch Klickverhalten. 2. Es entfallen große Teile des Vertriebspreises für journalistische Produkte als Finanzierungsquelle. 3. Der traditionelle „öffentliche Auftrag“ einer Themenauswahl durch die Medien wird gerade durch Teile des Punlikums, die sich im Web artikulieren („fünfte Gewalt“, U. Pörksen) elitenkritisch in Frage gestellt. Eigentlich müssten die öffentlich-rechtlichen Medien dieser Entwicklung relativ unabhängig gegenüberstehen, passen sich aber einem vermuteten (aus Klickraten und „Bild“-Lektüre abgeleiteten) Publikumsgeschmack an.
„Dass der Journalismus heute so funktioniert, wie er funktioniert, ist eine Binsenweisheit. “
Heute?
Wer sich ein wenig auskennt (Karl Kraus, Egon Friedell, Tucho, Gremliza…) weiß: das war schon immer so.
Zum Beispiel Egon Friedell, anno 1927 (!):
„…sie haben mit einer Selbstverständlichkeit und Unverblümtheit … aus ihrer Meinung ein Geschäft gemacht … die Verdrehung der Tatbestände und die Verdächtigung der Motive; der Griff ins Privatleben; die scheinbare Objektivität, die den Tadel um so glaubwürdiger macht; die versteckte Attacke .. und dergleichen mehr…“
(in Friedells nicht ganz unbedeutender „Kulturgeschichte der Neuzeit“, Viertes Kapitel)
@36 Jens: „…dazu braucht es Mut, aber auch das nötige Kleingeld, um es sich leisten zu können, sich unbeliebt zu machen. “
.
Das meint also:
1) wer zahlt, bestimmt die Richtung.
2) ich als Journalist schreib‘ alles wenn ich dafür gut bezahlt werde.
Eben. Siehe die Ergebnisse, die hier von Nigge aufgespießt werden. Übrigens: es sind nur ein paar Beispiele.
Immerhin haben wir einem aggressiv formulierten Kommentar zu verdanken, dass der Streik nun vorbei ist:
http://www.titanic-magazin.de/news/wegen-facebook-post-weselsky-lenkt-ein-7301/
@Jens
„Ich kann diese Pauschalabkanzelungen meines Berufsstandes einfach nicht mehr hören! Das hat ungefähr das gleiche Niveau wie das Lehrer-Bashing in den Post-Pisa-Jahren.“
Wenn es hinkt, dann ist es ein Vergleich.
Die von Stefan Niggemeier zitierten Ergüsse sind dermaßen dämlich, da sind „Pauschalabkanzelungen“ wirklich noch viel zu harmlos. Normalerweise müsste man die genannten Personen vor ein Journalisten-Verbandsgericht zerren und ihnen verbieten, jemals wieder die Berufsbezeichnung ‚Journalist‘ zu führen. Ich an Ihrer Stelle würde mich nicht über irgendwelche Pauschalisierungen ärgern, sondern vor Fremdscham im Boden versinken.
@41 kdm: nicht zu vergessen: Upton Sinclairs „Brass Check“. http://www.is.wayne.edu/MNISSANI/RevolutionarysToolkit/BrassCheck
Egon Friedell schreibt in seiner Kulturgeschichte allerdings auch: „Wenn Schiller zehn Seiten beseelter deutscher Prosa über eine Episode des Dreißigjährigen Krieges schreibt, die sich niemals so zugetragen hat, so ist das für die historische Erkenntnis fruchtbarer als hundert Seiten ‚Richtigstellungen nach neuesten Dokumenten‘ ohne philosophischen Gesichtspunkt und in barbarischem Deutsch“. Wie’s halt grad passt…;-)
Mist, falsch verlinkt. Jetzt hoffentlich richtig: http://www.is.wayne.edu/MNISSANI/RevolutionarysToolkit/BrassCheck.pdf
Ich hab mir mal erlaubt, diesen Beitrag in meinem Rundumschlag zu verlinken. Ich hoffe, ich durfte das.
https://publikumskonferenz.de/blog/2015/05/24/die-hofberichterstattung-um-das-tarifeinheitsgesetz/
Übrigens – coole Kommentare hier.
„[…] das eigentliche Problem, das viele Journalisten mit sogenannten Shitstorms haben, darin besteht, dass sie das Monopol darauf verloren haben.“
Glückwunsch zu dem Satz. Einen großen Block Carrara-Marmor, Hammer, Meißel und schon mal Platz im BDZV-Foyer machen, bitte!
Schon der erste zitierte Text ist an Perfidie nicht zu überbieten – Weselsky nicht direkt mit Hitler, sondern mit dem „Großen Diktator“ zu vergleichen, ist wirklich eine sehr geschickte Art, ihn mit Hitler zu vergleichen, ohne sich Godwins Law schuldig zu machen, da man sich ja rausreden kann, man hätte ihn ja nicht (direkt) mit Hitler verglichen. Ähnliches gilt für den Vergleich mit Salafisten – man spürt regelrecht, wie sie dort lieber „Hitler war auch ein Freiheitskämpfer“ geschrieben hätten. Und bei solch erbärmlich-polemischen bis teilweise schon pathologisch anmutenden Hexenjagden wundert man sich dann noch über den Vertrauensverlust gegenüber den Medien.
Die Zitatoren von Diktatoren wissen nicht einmal, dass W. Träger eines Menjou-Bärtchens ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Menjou-B%C3%A4rtchen
Zur Erinnerung: Der Anlass der von Herrn Niggemeier zitierten Hasspredigten war eine gewisse Anzahl ausgefallener Zugverbindungen – es ging nicht um Terroranschläge oder Einbruchraubmord oder Kindesentführung oder so.
Ich finde ja ein guter Diss oder Rant ist toll, doch sind das ja lediglich dumpfe Pöbeleien. Passt aber auch in unsere Zeit, in der sprachliche Gewandtheit wie ein Fremdwort scheint.
Und Ironie kann ich bei Herrn Klein nicht sehen.
@Jens: Wie erklärst du dir dass die Leitmedien im Tenor SEHR unabhängig vom Zeitgeist und Volkes Stimme agieren wenn es z.B: um den Mindestlohn geht?
@Jens
wie kommen Sie darauf, dass gerade hier pauschale Kritik geäußert wird?
Ihre Argumentation erinnert an die Sebastian Bartoscheks et al. da draußen, die als Journalist gerne selbst pauschalisieren, aber jegliche Kritk als persönliche Beleidigung empfinden.
Die Kritik an der Kritik entstammt zudem vorwiegend, aus dem sagen wir mal, konservativen und populistischen Lager, was natürlich einer gewissen Komik nicht entbehrt.
@Piet
Was ist denn der Zeitgeist und was ist Volkes Stimme? Wer definiert beides?
Aber, aber … der Sprachwitz von Jürgen Schwandt muss doch auch gewürdigt werden:
Fast so brilliant wie die 7353 im Taschenrechner.
@37 Jens: „Gegen die und den Zeitgeist anzuschreiben — dazu braucht es Mut (…)“
Und der Zeitgeist ist nunmal gerade, die GdL zu hassen (und die Griechen, insb. Varoufakis, auch, siehe anderer Blogpost)?
Da machst du es dir ein bisschen zu einfach.
Woher kommt denn diese die Einstellung der Menschen zum Bahnstreik (oder auch Griechenland)?
Vermutlich weitestgehend aus den Medien und somit überwiegend von Menschen, die sich selbst für Journalisten halten.
Die einseitige und verdrehte Darstellung der Sachverhalte quer durch (fast) alle Medien ist meiner Meinung nach Schuld an der Meinung der „Masse“ zu den Themen.
Warum sonst sollte die Reaktion auf Kita-Streiks vergleichsweise zurückhaltend sein, wenn „die Masse“ generell streikende Menschen, die ihren Alltag durcheinanderbringen, hassen würde?
Ich verstehe nicht, wie man die Kritik an übler Nachrede gegen den Vertreter der abhängig(!) Beschäftigten eines mächtigen kapitalistischen Großkonzerns, die sich als Journalismus tarnt, als allgemeines Journalisten-Bashing abkanzeln kann.
Noch weniger verstehe ich warum Journalisten glauben, die von ihnen veröffentlichte Meinung entspräche exakt der öffentlichen Meinung. Die Idee man könne Letztere aus Klickzahlen und Einschaltquoten herauslesen kann man eigentlich nur gut finden, wenn man sich einem allgemeinen Eliten-Konsens anschließt, dem zu folge menschliches Verhalten sich in ökonomisch verwertbaren Zahlen ausdrücken lässt, oder – falls nicht – um jeden Preis quantifizierbar gemacht werden muss.
Ich behaupte jetzt einfach mal das die Mehrheit der Medienkonsumenten nicht weiter kommen als bis zu den ersten vier-fünf Schlagzeilen. Die wüssten überhaupt nicht wer Herr Weselsky ist wenn man es ihnen nicht täglich in fetten Großbuchstaben vor die Nase halten würde.
Die wenigen Leser, die sich tatsächlich für tiefere Zusammenhänge interessieren, kommen dagegen relativ schnell darauf, das sich die Berichterstattung bei Themen wie dem Bahnstreik, Griechenland oder Eurokrise bestenfalls am Elitenkonsens orientiert und oftmals auch einfach nur ekliger Brei aus der Gerüchteküche ist.
Sollten die es dann auch noch wagen, ihre abweichende Meinung kundzutun, ist es mit der Publikumsnähe und Nachfrageorientierung der Medienschaffenden leider schnell vorbei. Und dann wundert sich der Qualitätsjournalist, wenn diese Leute in Scharen irgendwelchen Verschwörungstheoretikern hinterher laufen.
Was man dabei als sich beleidigt fühlender Journalist offenbar gerne vergisst ist der Umstand das sich Politiker und andere Entscheider, die aus Beruflichen Gründen vom Rest der Bevölkerung isoliert sind, mangels anderer Quellen sehr wohl nach der veröffentlichten Meinung richten – völlig ungeachtet der Frage ob diese nun repräsentativ ist oder nicht.
Und leider – wie man bei der allgemeinen und nahezu konformen Hetzjagd auf Varoufakis mal wieder exemplarisch sehen kann – schreiben Journalisten auch gerne mal einfach was von den Kollegen der Konkurrenz ab, wenn für eigene Recherche keine Zeit / kein Geld /keine Lust / keine Ahnung / o. ä. vorhanden ist.
Ich finde es wirklich fahrlässig, sich damit raus zu reden man schreibe schließlich nur, was die Kunden lesen wollten.
Wenn die uns regierenden Politiker versuchen der veröffentlichten Meinung nach dem Mund zu reden, weil sie diese für die öffentliche Meinung halten und die veröffentlichte Meinung vorwiegend den Elitenkonsens wieder spiegelt, dann richtet sich die Politik nach dem Willen der Elite und nicht mehr nach dem der demokratischen Mehrheit.
Und wenn die Medien dann Aussagen von derart „informierten“ Politikern mehr oder weniger kritiklos widerkäuen, weil diese Aussagen schon von vorne herein auf Konsens getrimmt werden, und wenn dann das über die gleichen Medien „informierte“ Stimmvieh mal wieder sein Kreuzchen da macht, wo der große Konsens es gerne hätte, dann nennt der Angelsachse das eine „self-fullfilling prophecy“.
Dann sind sich zwar scheinbar alle einig, aber das hat mit Demokratie nur noch ganz entfernte Verwandschaft.
@TangoZulu
Danke für die Links. Das habe ich jetzt erst gesehen. Das es so was gibt ist mir klar. Aber was nutzt es?
Aus meiner Sicht bleibt nur als Konsument darauf hinzuweisen, dass man das Verhalten (oben genannte nur als Beispiel) abstoßend findet und vor allem eines Journalisten unwürdig. Weiterhin sollte man im Gedächtnis halten wer sich da so hervorgetan hat, um demjenige in der Zukunft, wenn er sich beklagt wie schlecht es seinem Berufsstand geht aufgrund von verlorenem Vertrauen, entzogener Liebe o.ä. genau auf die „alten Geschichten“ hinzuweisen.
Am schlimmsten finde ich, dass diese Leute so schmerzbefreit zu sein scheinen, dass sie nicht mal merken was sie da tun … Und dann wünsche ich mir, das die in der Presse Geschmähten und Beleidigten vor Gericht ziehen und diese Schmierfinken verklagen.
Herrn Weselsky (als Beispiel) bewundere ich für seine Standhaftigkeit gerade wegen diesem Schmierentheater und der personenbezogenen und sachlich unfairen Anwürfe gegen ihn und ich schäme mich für alle Schmierfinken, Facebook-Trolle und Politiker die ihn so angehen. … Und die Namen habe ich mir gemerkt.
man sollte diese „journalisten'“ nicht so ernst nehmen, denn sie werden ja dafür bezahlt, um die Bevölkerung weiter verblöden zu lassen. Das Problem sind daher auch nicht diese „Ratten und Schmeissfliegen (Zitat von Strauß, der das zwar anders gemeint hatte, aber der Begriff passt auf diesen Abschaum sehr gut!), sondern eine Bevölkerung, die zu borniert und zu faul ist, sich einmal genauer mit den Hintergründen dieser Tarifauseinandersetzung zu beschäftigen.
@Andreas Hoberg:
„sondern eine Bevölkerung, die zu borniert und zu faul ist, sich einmal genauer mit den Hintergründen dieser Tarifauseinandersetzung zu beschäftigen…
Soso. Ich habe bisher gedacht, es sei Aufgabe von Journalismus, der Bevölkerung Wissen über die Hintergründe (auch von Tarifauseinandersetzungen) zu vermitteln. Aber Sie haben Recht. Verantwortlich für das Elend dieser Welt ist immer der Konsument.
Leider ist die Variante des alten Satzes gültig: Eine Gesellschaft hat den Journalismus, den sie verdient. Wer sich einen aufgeklärten und aufklärenden Journalismus wünscht, sollte die Herausforderung annehmen und aktiv an einer demokratischen Gesellschaft arbeiten.
Berechtigte Kritik an Journalisten ist richtig. Pauschalabkanzelungen eines ganzen Berufsstandes bringen niemanden weiter. Und nein, Journalisten sind nicht alle bestochen, das ist auch wieder so ein tot gerittenes Klischee. Ich meinte damit, dass wir gerade eine Medienkrise haben und Redaktionen teilweise ums Überleben kämpfen. Es geht um Auflage, Medienunternehmen sind auch Unternehmen, die Geld verdienen wollen und müssen. Gegen einen Mainstream anzuschreiben, muss man sich leisten können – das heißt, der/dem Zeitung/Magazin/Online-Portal muss es gut genug gehen, sich das auch leisten zu können, Leser im zweifel zu vergrätzen.
Und ich bin nicht so sicher, ob man es sich nicht allzu leicht macht, die Medien für die Volksverdummung und den neoliberalen Mainstream verantwortlich zu machen. Mit so einer Haltung unterschätzt man den Leser gewaltig.
Ich will hier auch gar nichts rechtfertigen. Ich sage nur, wie viele Redaktionen funktionieren. Ich sehe auch ein Problem in den Strukturen. Viele Redaktionen sind sehr hierarchisch organisiert. Man kann ja als Autor/Redakteur vielleicht seine kritische Meinung haben, aber die muss man dann erst mal dem Ressortleiter verkaufen. Der wiederum dem Chefredakteur, etc etc. Und auf dieser langen Kette braucht es jeweils Mut, für seine Meinung und sein Thema zu stehen und es durchzubringen. Bei all diesen Stationen werden Themen angespitzt und auch geguckt, womit man Auflage machen kann. So ist leider der Alltag.
Ein Strukturproblem ist auch, dass sich prinzipiell jeder Journalist nennen darf. Es gibt keinen geregelten Ausbildungsweg. Der Pressekodex ist nicht verbindlich und der Presserat ein Papiertiger. Sprich: Die interne Selbstkontrolle funktioniert leider nicht. Solche Entgleisungen wie von SN beschrieben bleiben leider recht folgenlos.
Wenn ich schreibe, dass Journalisten auch Teil des Zeitgeists sind, das bestätigt das in diesem Fall eben auch, dass sie sich leider des Shitstorm-Duktus bedienen, wie Niggemeier richtig beschreibt.
Es ist aber schon seltsam. Auf der einen Seite gibt es auf einmal dieses gewaltige Misstrauen und eine solche Verachtung gegenüber Journalisten. Auf der anderen erwarten offenbar viele von Journalisten in meinen Augen Übermenschliches. Alles sehr destruktiv. Ich hoffe, das wird irgendwann mal wieder besser.
@53 Piet
Tun sie doch gar nicht.
@54 JMK
Schauen Sie sich die Leserkommentare #3, #4, #6 z.B. an. Ich meinte nicht Niggemeiers Beitrag.
@39 HERDIR
Was erwarten Sie denn für einen Journalismus, wenn immer weniger Menschen dafür bereit sind, für ihn zu bezahlen?
Die Folgen sind: Stellenabbau. Die Folge davon: Qualitätsverlust. Die Folge davon: (Verständliche) Geringe Bereitschaft des Leser für schlechten Journalismus zu bezahlen.
Teufelskreis!
Journalismus ist teuer. Man kann aber nicht nur auf den Leser zeigen, da haben Sie Recht. Ich bin der Meinung, dass die Verlage sich die Krise auch selbst erschaffen haben.
Sie haben Jahrzehntelang dem Leser suggeriert, dass Journalismus eben nicht teuer ist, weil sie die Copypreise künstlich niedrig gehalten haben – durch Werbeeinnahmen.
Ein Spiegel ohne Werbung würde nicht 4,60 Euro kosten, sondern 14,60 Euro.
Tja, und als es dann im Netz noch kostenlosen Journalismus gab, hat sich Journalismus vollends selbst entwertet…
@44 Gunnar
Ja, ich schäme mich tatsächlich auch fremd für solche Beiträge. Mehr als Sie glauben. Und es ärgert mich sehr, dass diese „Kollegen“ Vertrauen verspielen, für einen schnellen Klick.
Aber ich werde auch nicht dabei zusehen, wenn Leser dadurch veranlasst werden einen gesamten Berufsstand in Bausch und Bogen zu verdammen. Viele Journalisten arbeiten hart und ambitioniert und leisten sehr gute Arbeit. Es ist nicht fair, sie mit in einen Topf zu werfen.
Ich bin übrigens der Meinung, dass Journalisten auf Twitter keine Narrenfreiheit haben und mit dem Hinweis, dass das ja ein persönlicher Account ist, dort die Sau rauslassen können. So etwas färbt auf die eigene Glaubwürdigkeit und Seriosität ab. Eigentlich ist das wie mit Politikern, die sich privat daneben benehmen. Die werden häufig auch unhaltbar, obwohl das auf ihre eigentliche Arbeit keine Auswirkungen hatte. (Sieht man ja daran, wer Karl-Theodor behalten wollte, obwohl er Plagiatsvorwürfe vor die Nase bekam ist.)
Ein Typ, der also auf Twitter andeutet, dass man gewissen Personen in Hirn geschi… hat, der würde bei mir nicht mal Greenkeeper.
Was jetzt wirklich schlimm ist, ist der fehlende innere Abstand.
Zu schreiben: „W. ist ähnlich beliebt wie Darth Varoukakis“ wäre ja eine als Hyperbel erkennbare Beschreibung, was der Durchschnittsbahnkunde so denkt.
Aber der Tenor der obigen Zitate geht ja mehr in die Richtung: „W. wird gehasst, _und_ das finden wir gut.“
Und Waterbording-Witze finde ich gar nicht lustig. Wie wär’s mit Erschießungen aufständischer Arbeiter?
Sollten in diesem Thread und dem großen Diskurs im Land Begriffe wie „pageimpression“ u. a. nicht deutlicher in Lichts gerückt werden. Darf ich einladen, meiner persönlichen Erinnerung zu folgen: In den 90ger Jahren des letzten Jahrhundert zeigte sich noch recht scheu und auf der letzten Seite einer neu eingeführten Rubrik einer Wirtschaftszeitung ein Laufsteg-Lingerie-Foto. Schlüpfen wir temporär in die Stiefel eines berühmten Katers – und wir sehen im Laufe der Zeit, wie die sexy Lackschaftstiefel eines weiblichen Parteimitglieds die Titelseite Print und die Home zieren. Corporate-Farbe. Delikat: Es folgte in dieser Zeit auch eine Umfrage, deren Basisaussage war, deutsche Manager kommen mit der aktuell-jungen Partei prima zurecht. Dass der Kerngedanke dieser politischen Richtung ein digitaler Sozialismus war, interessierte die Verantwortlichen dieses Wirtschaftstitels nicht. Vor wenigen Tage – und wir ziehen jetzt die Stiefel unseres Zeitkaters endlich aus – hat es ein Modell (und sie ist bekannt als Unternehmerin) auf die Titelseite und die Home geschafft. Also: Was ist dieser Zeitgeist von dem so gern geredet wird?
@ Jens
Aber Sie beschreiben doch sehr gut was die aktuellen Probleme der Medien sind. Und dann ist Ihre Lösung: Der Leser soll Presseerzeugnisse kaufen auch wenn er sie nciht gut heisst, weil das dann dazu führt, das diese qualitativ besser werden? Wirklich?
Kann es nicht sein, das erstmal die von Ihnen beschriebenen Probleme beseitigt werden müssten? Und ja das betrifft dann auch die „guten“ Journalisten, auch die die nur für Geld arbeiten um ihre Familie zu ernähren … so ist das mit Veränderungen am Markt … Kennen andere Wirtschaftszweige auch …
Sagt Ihnen das „Magische Dreieck“ etwas? … Wenn man sich die Medienhäuser als Wirtschaftsunternehmen vorstellt, muss man zum Schluss kommen, dass einige Produkte nicht mehr so nachgefragt werden wie früher (?) … Und natürlich ist das dann betriebswirtschaftlich legitim den Kunden dafür an den Pranger zu stellen und zum Schuldigen zu erklären … Vor allem da man ja keine Möglichkeit hat herauszufinden was die Ursachen sind …
Gerade berichten die Journalisten alle über den Sepp Blatter. Finden den alle scheiße – gleichgeschaltete Mistbande.
Wir empfehlen zum Thema die heutige Kontext-Ausgabe. Winfried Wolf über das GDL/Weselsky-Bashing in den Leitmedien:
http://www.kontextwochenzeitung.de/politik/217/kleine-aeuglein-rote-baeckchen-2907.html
@69
„Und ja das betrifft dann auch die „guten“ Journalisten, auch die die nur für Geld arbeiten um ihre Familie zu ernähren … so ist das mit Veränderungen am Markt … Kennen andere Wirtschaftszweige auch … “
Tut mir Leid, ich will nicht hämisch sein. Aber genau das ist der neoliberale Zeitgeist.
Die Schwierigkeit beim Journalismus ist, dass er keine Ware ist wie jede andere auch, aber er ist organisiert als wäre er eine solche (die ÖR mal ausgenommen).
Meinen Sie nicht, dass eine Demokratie Journalismus braucht?
Und wenn man das mit Ja beantwortet, dann sollte man ihn eigentlich nicht dem freien Spiel der Märkte überlassen, finde ich.
Und ja, klar müssten diese internen Probleme gelöst werden. Aber ich glaube auch, dass wenn der Leser den Journalisten fair bezahlt, er dann auch guten und fairen Journalismus dafür bekommen wird.
Aber eine Lösung habe ich nicht. Ich freunde mich mehr und mehr mit der Idee einer Journalismus-Flatrate oder -Abgabe an, so etwas wie eine allgemeine GEZ für alle journalistischen Erzeugnisse. Aber wie will man dann rechtfertigen, dass nicht nur eine Süddeutsche darüber finanziert wird, sondern auch die „Bild der Frau“ und die Hunderten anderen Blättchen und Magazine, die die Welt eigentlich nicht braucht.
Und bestimmt kommt jetzt wieder das Argument, dass die ÖR ja auch nicht ihrem Auftrag gerecht werden und solch ein Modell nicht taugt.
@Jens
Den Neoliberalismus hab ich nicht erfunden. Ich habe nicht den Journalismus an den Markt gebracht. Die JournalismusFlat sehen Sie meines Erachtens bei den ÖR … Und das Ergebnis ist ein unabhängiger, fairer Journalismus …
Was orientiert sich den der Journalismus am Markt wenn er doch nicht am Markt sein will? Was der Kunde als Marktteilnehmer will sagt er doch den Journalisten sehr klar und deutlich .. oder irre ich mich?
Wieso glauben Sie das Ihr vorgeschlagenes Verfahren „Erst das Geld, dann kriegst du die Ware.“ eher funktioniert als andersherum?
Und ja ich glaube fest daran das Demokratie Journalismus braucht … und die Teile die er nicht braucht werden nicht konsumiert … Übrigens brauch eine Diktatur auch Journalismus … nur mal so …
> Übrigens brauch eine Diktatur auch Journalismus … nur mal so …
Sehr guter Punkt.
Die aktuelle Einseitigkeit der Berichterstattung zu vielen Themen fördert die Demokratie eher nicht.
Ungeachtet der Tatsache, dass ich persönlich der Meinung bin, dass Weselsky nicht unbedingt ein charismatischer Sympathicus ist, war ich bislang der Auffassung, dass die Berichterstattung größtenteils vergisst, dass die GdL um Grundrechte kämpft, die womöglich auch andere Berufsgruppen betreffen können. Aber als ich dann selbst im Stau stand, weil so viele auf das Auto ausgewichen waren, weil die Bahn eine Woche lang bestreikt wurde, da wurde mir erst mal richtig klar, dass Weselsky in Wirklichkeit all das ist, was ein Großteil der Presse über ihn behauptet. :-)
@JUB68
„… dass Weselsky in Wirklichkeit all das ist, was ein Großteil der Presse über ihn behauptet. :-)…“ – Ein Gewerkschaftsführer der den Auftrag seiner Mitglieder und Kollegen umsetzt und somit seine Arbeit macht … das meinten Sie doch, oder?
@58 Herdir: Gern geschehen. Darf ich Ihren Kommentar noch einmal aufgreifen? Es macht für mich – bei allem Respekt für Ihr Engagement – nämlich einen Unterschied, ob Sie etwas „abstoßend“ finden – oder „eines Journalisten unwürdig“. Ich möchte das erläutern: Im ersten Fall beschreiben Sie Ihr Empfinden, im zweiten setzen Sie Maßstäbe. In einem Atemzug. Beides ist in einer freiheitlichen Gesellschaft ok, macht aber bezogen auf den Journalismus einen großen Unterschied. Denn die Maßstäbe setzt nach traditionellem Verständnis eben nicht das Individuum – weil es zu viele individuelle Wahrnehmungen und partikulare Interessen gibt, als dass es der Journalismus allen Recht machen und dabei noch die Funktion öffentlicher Kritik und Kontrolle ausüben könnte. Deshalb war er bislang mit einer gewissen institutionellen Macht ausgestattet, die es ihm ermöglichte, auch mächtigen Akteuren ein Korrektiv zu sein. Damit macht man sich nicht beliebt. Nirgendwo. Das Verhältnis der Öffentlichkeit zu Medien ist traditionell ambivalent: Alle werden gerne zitiert und winken ins Bild – geringschätzen aber gleichzeitig den Journalisten. Alle beschwören die Meinungsfreiheit – solange sie jeweils ihre Individuelle Meinung prominent abbildet. Insoweit ist das, was wir jetzt als wahlweise Zynismus oder Arroganz wahrnehmen, aus anderer Perspektive auch ein Schutzschild derer, die sich qua Funktion mit Mächtigen anlegen müssen. Ihre Position ist geschwächt, weil sie, wie St. Niggemeier treffend beschreibt, ein Monopol verloren haben. Sie reagieren darauf leider nicht sehr souverän (könnte, täte ich es an ihr Stelle?). Ich war selbst Journalist (traditioneller Ausbildung), bin vor etlichen Jahren ausgestiegen und ärgere mich täglich über defizitäre Medienberichte. Aber ich muss nur einmal auf alte Ausgaben des „Neuen Deutschland“ vor 1989 gucken, um zu erkennen, wie wichtig die Funktion eines (wie auch immer institutionalisierten) Journalismus für die pluralistische Gesellschaft ist. Vielleicht entsteht ja etwas völlig Neues. Ich halte es für eine Errungenschaft, vermeintlich unqualifizierte Berichte lesen zu können, die sich aus einem Blickwinkel auf ein Thema richten, den ich für abwegig halte.
@77 TangoZulu
Danke für den Hinweis. In diesem Fall würde ich aber beide Worte wieder so wählen eben weil sie so gemeint sind wie sie es ausführten. … Wieso dürfen solche Beschimpfungen (Artikel will ich es gar nicht nennen) überhaupt veröffentlicht werden? Da ich annehme, dass andere Journalisten (außer den Verfassern) diese vor Veröffentlichung lesen und trotzdem freigeben und drucken, macht sie alle mindestens mitverantwortlich … Wer soll solche Journalisten in die Schranken weißen? Ihnen sagen, dass das unwürdig und abstoßend ist? Ihre Vorgesetzten und Kollegen tun es anscheinend nicht. Schade …
P.S. Der letzte Satz ist natürlich nicht als Generalabsolution für den zu Recht hier inkriminierten Bullshit gedacht.
P.P.S. Verzeiht’s mir’s Pathos:-)
@78 Herdir: Sie dürfen veröffentlicht werden, weil die freiheitliche Gesellschaft die Meinungsfreiheit höher gewichtet, als das individuelle, sagen wir, ästhetische Empfinden: „I’ll defend your right to say stupid shit…“. Was nichts daran ändert, dass wir neue Konventionen über Journalismus brauchen. Die müssen wir wohl gesellschaftlich verhandeln (daran wirken wir ja gerade mit). Mit gesetzlichen Regelungen haben wir in Dtl. keine guten Erfahrungen gemacht.
Ich glaube auch nicht an gesetzliche Reglungen in diesem Fall. Ich vermisse aber das Einschreiten von Instanzen … kümmert es die Redaktionsleiter und weiteren Verantwortlichen nciht was da veröffentlicht wird? Kann man den Journalisten die sowas wie oben beschrieben „produzieren“ nicht mal klar sagen das das nicht geht … Ich würde mich schämen … an ihrer Stelle …
@Herdir: da sich der Journalismus tendenziell gerade de-institutionalisiert, wüsste ich nicht: welche Instanzen? Einzige Ausnahme: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Da gibt es noch Instanzen, die sind allerdings entgegen der rechlich definierten „gesellschaftlichen Kontrolle“ durch Gremien und des „staatsfernen Betriebes“ inzwischen starker informeller Einflussnahme der Politik („Freundeskreise“) ausgesetzt. Reich rechtlich besteht dort die konkreteste Form der Einwirkungsmöglichkeiten durch gesellschaftliche Kräfte.
[…] Deutsche Journalisten über Claus Weselsky Tobias Rüther hat für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ Wortmeldungen deutscher Journalisten über den GDL-Chef gesammelt. Es ist ein beeindruckendes Dokument, das man vielleicht auch bei der nächsten Diskussion hervorholen könnte, in der sich Journalisten darüber beklagen, was für ein schlimmer, unsachlicher Pöbelton im Internet herrscht. Quelle: Stefan Niggemeier […]
@TangoZulu
Schlecht gewählte Worte meinerseits. Was ich meinte ist, dass die oben zitierten Menschen ihre persönlichen Meinungen (die sie natürlich haben können und sollen) in der Form wie vorgebracht eben nicht in die Medienerzeugnis gebracht hätten, wäre das den Verantwortlichen (die Blattmacher … ich kenne nicht die Hierarchien um die Gruppen genau zu bezeichnen) nicht egal. … Wieso kommt so ein hetzender, menschenverachtender Beitrag in einer Zeitung (o.ä.)? … Wenn sich der Schreibende nicht an einfache Grundregeln (natürlicher Anstand, Pressekodex, Humanismus .. irgendwas) hält und sich anscheinend niemand in dem Medium dagegenstellt, ist das m. E. nicht eine persönliche Meinung des „Journalisten“ (war auch m.E. nicht bei allen so gekennzeichnet) sondern Meinung des jeweiligen Mediums … Es wirkt eben in der Gesamtheit (auch der Ausriß von Herrn Niggemeier) wie eine Trollparty bei Facebook … und das ist mindestens schade … Und schlimm macht das Ganze dann nur die das ständige Beharren auf Meinungsfreiheit und Demokratiefeindlichkeit, wenn man das nicht gut findet …
Meinungsfreiheit bedeutet doch aber nicht das ich jedem ungefragt meine Fäkalgedanken an den Kopf schmeisse und denjenigen als Antidemokraten bezeichne, wenn der das nicht gut findet. …
Diese Bande von Journalisten und allen die ihnen helfen ihren Gedankenmüll zu verbreiten tragen nichts zum Demokratieverständnis bei … sie unterstützen vorverurteilende, hetzende und menschenverachtende Gedanken, Worte und Taten und ich bin nicht bereit dies zu unterstützen.
Um den Bogen zu schlagen @Jens
und deshalb bekommt dieser Journalismus keine Zeit von mir und kein Geld … Ich verbinde nicht die Hoffnung, dass wenn ich weiter Presseerzeugnisse kaufe, die so handeln, irgendwann etwas besser wird, weil eine bestimmte Summe auf den Konten der Blattmacher ist und die dann sagen „So jetzt haben wir genug Geld. Lasst uns qualitativen Journalismus machen!“ …
„Oberlokführer“ scheint das Lieblingsschimpfwort sogenannter Journalisten zu sein, und Michael Bauchmüller von der Süddeutschen macht munter so weiter. http://www.sueddeutsche.de/politik/deutsche-bahn-eine-einigung-als-hypothek-1.2495751
Kommt der abgrundtiefe Hass daher, dass Redakteure gelegentlich Bahn fahren und des dem Weselsky nun mal richtig zeigen wollen?
Ich habe mich selbst einmal Journalist genannt. Mit diesem ungebildeten und vorurteilsbeladenen Berufsstand möchte ich nicht mehr in einen Topf geworfen werden. Dumme Herdentiere sind das, die in ihrer Kurzsichtigkeit nicht merken, dass sie sich überflüssig machen. Für Hetze und Alarmismus bezahle ich keinen Cent.
Ich denke mal, Weselsky ist nicht zuletzt deshalb das ideale Hassobjekt, weil bei ihm drei Dinge zusammen kommen, die bei „Journalisten“ offensichtlich eh gerne auf der Abschussliste stehen und heftige Ressentiments auslösen: Bahn, Gewerkschaft und Ossi.
Archaisch , wie da ein Opferlamm gerichtet werden soll. Alles, was Suende zu sein scheint, wird auf Weselsky geworfen . Wuester Schimpf und ekelerregende Sprueche begleiten das Ritual. So suhlen sich Primitive im Milieu der Braven! Da werde ich unruhig als Redakteur im Ruhestand – diese Ar…loecher schreiben sich und uns ins Altdeutschland zurueck.
Guter Ansatz gleich zu Beginn: der Journalismus hat ein Problem mit der pöbelnden Masse, weil sie das Monopol auf Shitstorms verloren haben. Das musste bei mir verewigt werden:
http://my-shitstorm-diss.tumblr.com/post/120091678901/der-putz-ist-ab
VG Christian
@73 HERDIR
„Was orientiert sich den der Journalismus am Markt wenn er doch nicht am Markt sein will? Was der Kunde als Marktteilnehmer will sagt er doch den Journalisten sehr klar und deutlich .. oder irre ich mich?“
Solange es kein alternatives System gibt, muss er das wohl. Und was der Kunde wirklich will, ist glaube ich nicht so einfach, wenn man bedenkt, was ich zuvor schrieb. Dass Verlage selbst die wahren Preise des Journalismus jahrzehntelang verschleiert haben.
Übrigens finde ich diese Argumentation etwas zu simpel. Marktradikal alles zu betrachten ist schwierig. Da können Sie auch gleich Wahlen abschaffen, schließlich gehen eine Menge „Kunden“ ja auch nicht wählen. Also lassen wir’s doch.
„Wieso glauben Sie das Ihr vorgeschlagenes Verfahren „Erst das Geld, dann kriegst du die Ware.“ eher funktioniert als andersherum?“
Ähm, weil das im Kaufhaus genauso läuft.
„Und ja ich glaube fest daran das Demokratie Journalismus braucht … und die Teile die er nicht braucht werden nicht konsumiert … Übrigens brauch eine Diktatur auch Journalismus … nur mal so …“
Das stimmt schon, aber hat jetzt mit unserem Thema eher nichts zu tun.
@ Jens
Ich glaube ja wir verstehen uns falsch … Sie haben doch behauptet Qualitätsjournalismus kostet, da kein Geld da ist, ist es so das die Qualität sinkt. Damit sie wieder steigen kann muss mehr Geld her. Ergo muss der Kunde das Produkt kaufen, auch wenn es ihm nicht gefällt damit es irgendwann wieder qualitativ besser wird, da dann das Geld wieder stimmt … und das bezweifel ich …
Im Endeffekt ist das Problem des heutigen Journalismus eigentlich ein Managementproblem der Vergangenheit und Gegenwart …
Und mit Verlaub Ihre Argumentation finde ich wiederum simpel. Wenn sich ein Medium am Markt bewegt, dann unterliegt es dessen Regeln. Ein Produkt was dem Kunden nicht gefällt wird nicht gekauft. Punkt. Und die Einführung einer Journalismus-Flat wird die Qualität nicht bessern, geschweige denn heutigen Zustand halten.
Solange die Medien sich am Markt im Magischen Zieldreieck von der Qualität entfernen, wird der Kundenstamm aus denen bestehen, die auf Schnelligkeit und niedrigen Kosten setzen … Das ist dann das Klientel was bedient wird … Dann sollte man aber auch dazu stehen und nicht jammern, das das Geld für Qualität fehlt …
Die Äußerung von Jürgen Schwandt finde ich sehr unfair. Dath Vader hat mit Sicherheit einen besseren Ruf!
Nur weil es so schön passt:
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-05/bedrohte-politiker
Schuld sind die sozialen Netzwerke …
@84 Herdir: Stimme zu, bis auf die Bezeichnung der Journalisten als „Bande“. Da sollten wir dann konsequent sein. Übrigens ist es möglicherweise tatsächlich Bestandteil des Problems, dass z.B. in den Hierarchien der Online-Redaktionen überwiegend jüngere Journalisten sitzen, so dass das Korrektiv der inhaltlichen Auseinandersetzung mit lebenserfahreneren Kollegen entfällt. Aber ich glaube eh, dass der ganze Berufsstand, oder das was davon übrig bleibt, sich vollkommen neu wird konstituieren müssen.
[…] Waterboarding für den gemeingefährlichen Irren Böser noch als Yanis Varoufakis ist natürlich Claus Weselsky. Tobias Rüther hat für die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» Wortmeldungen deutscher Journalisten über den GDL-Chef gesammelt. Es ist ein beeindruckendes Dokument, das man vielleicht auch bei der nächsten Diskussion hervorholen könnte, in der sich Journalisten darüber beklagen, was für ein schlimmer, unsachlicher Pöbelton im Internet herrscht. Stefan Niggemeier […]
@TangoZulu Der Hinweis auf eine jüngere Generation scheint ja schnell das alte „früher war alles besser“ zu repetieren, doch es gibt eine jahrelange Belegstrecke für das Kopierverhalten dieser „neuen Generation“. Der Zeitdruck allein kann nicht die tiefgreifende Verhaltensänderung im Umgang mit der Arbeit erklären. Die hübsch selbstleuchtende „Digitale Revolution“ hat das Diktat der naiven Usability und hohe Blockaden vor die Reflexion gesetzt.
@Hardy Kurze: Neenee, das (früherwarallesbesser) war damit nicht gemeint. Aber es macht einen Unterschied, ob ein junger Journalist seine Themen (und seine handwerkliche Disziplin) gegenüber einem lebenserfahrenen ( und vielleicht „ausbeförderten“) Ressortleiter vertreten muss, oder gegenüber einem quasi Gleichaltrigen (der womöglich noch Karriere machen will), weil dadurch weniger unterschiedliche Perspektiven ins Spiel kommen. Das mit dem Älteren kann in fürchterlichen Paternalismus münden, aber auch sehr fruchtbar sein. Ich habe den Eindruck, dass es z.B. Zwischen jüngeren Online- und älteren Print-Journalisten eben starke Barrieren gibt – wie man beim Spiegel erkennen konnte. Die Onliner und VJs werden indes unvermeidlich auch älter und die Frequenz disruptiver Technologiesprünge lässt ja vielleicht auch mal wieder nach;-)
Vielleicht ist es aber eher das:
http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Die-Produktion-von-Angst/story/29331950
Zumindest als Geschäftsmodell kann ich mir den Grund für die Veröffentlichung solcher hetzerischen Machmerke vorstellen. Mit Journalismus hat das aber nichts zu tun … und mit Qualität schon gar nichts …
[…] (adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({}); Der stefan Niggenmeier Hat mal ein paar defamierungen gegenüber der person weselsky Gesammelt Waterboarding für den gemeingefährlichen Irren! Deutsche Journalisten über Claus Weselsky Stefan Niggemeier | Waterboarding für den gemeingefährlichen Irren! Deutsche Journalisten über Cl… […]
„Es bestärkt den Verdacht, dass das eigentliche Problem, das viele Journalisten mit sogenannten Shitstorms haben, darin besteht, dass sie das Monopol darauf verloren haben.“ Volltreffer…
Tja… natürlich muss man dringen verdrängen, dass man die Ursachen für diese ganzen Problematiken in den Himmel gelobt hat…
Das klang so:
„Liberalisierung, Privatisierung, Regieren wie ein Wirtschaftsunternehmen, das ist super, billig, proaktiv!!!!“
Und wenn jemand antwortete:
„Aber die können dann streiken! Stellen sie sich mal vor das komplette Verkehrsnetz steht still!“
Dann kam gleich nochmal:
„LIBERALISIERUNG, PRIVATISIERUNG, BILLIG, BILLIG, GUT, PROAKTIV, wir gehen dieses Risiko ein.“
Auch Aufgrund der Privatisierung sind Spartengewerkschaften und Konkurrierende Gewerkschaften explizit erlaubt – sogar erwünscht gewesen. Zumindest hat man das damals der Bevölkerung verlauft. „Konkurrenz und Wettbewerb“ auch unter Gewerkschaften um den verstärkten Wettbewerb in der Privatwirtschaft auszugleichen. Heute will man lieber Grundrechte abschaffen. Was ist das? Desinformiert? Inkonsequent? Tatsächlich dumm? Verbohrt und stur? Oder wirklich Korrupt? Ich weiß es nicht mehr. Es trifft ja nun wirklich nicht auf alle zu… aber der Anteil an Ignoranten steigt.
Ein noch unsachlicherer, kurzsichtigerer Umgang als mit dem Bahnstreik ist jedenfalls kaum möglich. Statt zu analysieren worum es eigentlich geht, ist der „Sich-Selbst-Für-Elite-Haltende“ Teil der Journalisten damit beschäftigt die eigenen Allmachts-Fantasien zu erhalten. „DIE ZÜGE DÜRFEN NICHT ZU SPÄT KOMMEN WENN ICH DAS NICHT WILL.“
[…] Waterboarding für den gemeingefährlichen Irren! Deutsche Journalisten über Claus Wese…: […]
Das kapier ich einfach nicht. Das ist doch blanker Dreck. Warum zieht ihr euch das rein? Gelogen ist es auch noch weil den Typen die das hinschmieren irgendein LokführerGewerkschaftsFührer doch vollkommen egal ist.
Leitmedien? Das ich nicht lache, Den Müll lese ich seit dem AntiRussenGeorgienPropagandFeldzug nicht mehr. Mir fehlt nichts aber euch und zwar ganz deutlich.
Aber ich muss mich auch nicht von dem Dreck (direkt oder indirekt ernähren)
Irgendwie finde ich es was so mancher Journalist da von sich gibt sehr zweifelhaft. Auch wenn das „waterboarding unter der Zugtoilette“ wohl ganz doll lustig sein soll, ist hier eine klare Grenze überschritten.
Auch die Frage „wer den Terror“ stoppt, finde ich ziemlich daneben.
Ich ärger mich immer noch jeden Tag über solche Meldungen in den Medien, obwohl man es eigentlich besser wissen müsste. Nur kommentarlos stehen lassen, finde ich auch falsch.
Vielen Dank an den Herrn Niggemeier, dass man hier so eine nette Zusammenfassung erhält.
Selbst als jemand, der beim bislang letzten Streik der Bahn am 20. Mai unter recht abenteuerlichen Bedingungen von Lehrte nach Warszawa gelangt ist, habe ich nie allein die GDL oder gar Herrn Weselsky dafür verantwortlich gemacht. Da gehört immer auch die DB-Seite dazu, nur hat die es geschickt verstanden, kein Gesicht zu zeigen. Dass die Medien auf so etwas reinfallen, ist eine Katastrophe. Und man sollte nicht glauben, dass auf seiten der GDL nur Herr Weselsky streitet und Streiks ausruft. Dort stehen die Mitglieder mehrheitlich dahinter und Entscheidungen werden von vielen Personen getroffen. Ob die Ziele, für die gestreikt wurde, sinnvoll sind, ist eine andere Geschichte, aber darüber haben die Verhandlungsführer zu beraten. Ich kann den Hass auf eine Einzelperson – hier Weselsky, in anderen Fällen Varoufakis, Putin etc. – nicht nachvollziehen.
@Harald
Ist wahrscheinlich einfacher … da hat das „Böse“ EIN Gesicht .. Zumindest bei Herrn Weselsky wirkt das auf mich eher wie Rufmord durch Journalisten …
Schade das dieses Verhalten keine Reaktion bei z.B. unseren Politikern hervorruft … Was würde wohl unser BP dazu sagen? …
Was in der Diskussion nicht beleuchtet wurde:
https://www.youtube.com/watch?v=uPvGtlYxv5U
@HERDIR #104,
Warum die Politik auf solch ein Verhalten nicht reagiert? Die Frage ist doch ganz einfach zu beantworten. Die Regierung ist mehr und mehr daran interessiert, kleine Gewerkschaften abzuschaffen um den Großkapitalisten weiter Tür und Tor zu öffnen. Das ist doch das Perfide an der ganzen Sache und selbst die SPD macht da gerne mit. Der Bundespräsident ist genau der Präsident, den Frau Merkel und die Restepolitik braucht. Innerdeutsch verhalten, aber großspurig andere Länder warnen. Das ist alles so paradox und man möchte verzweifeln.
Weselsky macht seinen Job und den sogar sehr gut. Ein unerschütterlicher Bürger im Dienste dessen was er zu tun hat, aber ein Teil des Volkes versteht nicht, dass es auch um es als Arbeitnehmer geht. Das wird gerne ausgeblendet wenn man sich organisieren muss, eine Stunde früher aufstehen muss um halbwegs pünktlich am Arbeitsplatz zu sein. Die Presse spielt da gerne den Advocatus Diaboli, wenn sie dem Michel angeblich auf sein Maul schaut. Es wird angeheizt, es wird diffamiert. Alles unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit, was mit Demokratie allerdings nichts mehr zu tun hat, wenn man sich die obrigen Beiträge im Blog anschaut.
Was noch auffällt ist, dass kaum ein Medium ganz genau erklärt, warum die GDL streikt. Die Wenigsten wissen, worum es bei dem Streik geht und wofür gekämpft wird. Das Unwissen ist gewollt und wird nicht weiter thematisiert.
@Peter S. #105
Pispers kommt bei Herrn Niggemeier gar nicht gut an.
Pispers kommt generell bei Leuten, die den Kopf nicht nur zum rumtragen haben, nicht besonders gut an.
lil says:
10. Juni 2015 um 21:40
@Peter S. #105
Pispers kommt bei Herrn Niggemeier gar nicht gut an.
Soll ich aufgrund dieser Information in mich gehen, bereuen und vor Herrn Niggemeier strammstehen?
@108 Perter S.
Naja nach Linus wissen Sie ja nun, das Sie Ihren Kopf nur herumtragen …
Aber machen Sie sich nichts drauß. Ich mag Pispers auch .. ich kann nämlich differenzieren … das können nicht alle „die den Kopf nicht nur zum rumtragen haben“ (siehe @108)
@Peter S.#108,
Sie sollen mal gar nichts. Es war nur ein Hinweis, weil Stefan Niggemeier von Pispers nichts hält und dem Mann Polemik unterstellt. So war das erst kürzlich hier zu lesen. Was Sie von Pispers halten ist mir ziemlich egal.