Ich fürchte, Harald Staun, Medienredakteur der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, kann sich eine erfolgreiche Bewerbung bei „Deutschland sucht den Superstar“ jetzt in die Haare schmieren. Er schreibt heute in seiner Kolumne „Die lieben Kollegen“:
Am Anfang hat er sich überlegt, einen Leserbrief zu schreiben als Reaktion auf den Artikel in der F.A.S. vom 17. Dezember 2006, aber zu so einem derart drastischen Mittel wollte der sogenannte Dieter Bohlen dann doch nicht greifen. Und so hat er seiner Wut lediglich in einem Interview mit der Zeitschrift „Bunte“ Luft gemacht. „Ich bin mir sicher, dass 99 % der Redakteure der FAZ sich in meiner Lage in die Hose geschissen und gerufen hätten: ‚Mama, hilf mir!'“, schätzt Bohlen dort. Und da haben wir natürlich noch mal nachgezählt. Bisher allerdings haben wir das eine Prozent noch nicht gefunden, das von sich behaupten kann, es wäre so mutig wie Bohlen aus dem Haus geflüchtet und hätte seine Freundin in den Händen der Einbrecher zurückgelassen.
So wenig ich Bohlen leiden kann — das scheint mir jetzt doch zuviel der Häme. Der Artikel in der FAS war bis auf Schläge weit unter der Gürtellinie (einen Menschen, so hohl er einem auch scheinen mag, zum „Hologramm“ zu deklarieren? Ich weiss ja nicht) im Grunde vollkommen inhaltsleer. Und irgendwer mag mir vielleicht mal erklären wem geholfen gewesen wäre wenn Herr Bohlen NICHT die Gelegenheit zur Flucht und damit auch zum Anrufen der Polizei ergriffen hätte. Ich versteh’s nämlich nicht so ganz.
Der Punkt ist aber, dass Herr Bohlen seine Flucht nun zum mutigen Akt erklärt. Darüber darf man sich, wenn man von ihm unterstellt bekommt, man hätte sich im gleichen Fall nicht so mutig verhalten, schon lustig machen.
Kommunikation ist Wirklichkeitskonstruktion, braucht wer noch mehr Beweise?
Hi Stefan,
jetzt hab ich mir das nochmal in der Bild durchgelesen und finde die Stelle nicht wirklich, wo er seine Flucht zum mutigen Akt erklärt hat. Bohlen sagt, andere hätten sich an seiner Stelle in die Hosen geschissen und nach Mami geschrien, was er offenbar ja tatsächlich nicht gemacht hat. Stattdessen hat er gehandelt. Die Flucht zu ergreifen und die Polizei zu rufen war mMn die einzig realistische Möglichkeit, seiner Freundin überhaupt zu helfen.
Und wenn’s jetzt um Mut geht: so uncouragiert finde ich persönlich das auch gar nicht, besonders wenn man bedenkt dass die Einbrecher bewaffnet waren. In der Situation der Freundin wäre es mir jedenfalls 100mal lieber wenn ich wüßte, mein Mann ist geflohen und mir wird jetzt geholfen als wenn er auch gefesselt und hilflos neben mir liegt.
Grüße, Alex (f)
Hm. Wenn ich sage: ANDERE hätten sich in meiner Situation in die Hose geschissen, was kann das denn anders bedeuten als: ANDERE wäre nicht so mutig gewesen wie ich?
Na mutiger als sich in die Hosen zu scheißen ist abhauen und die Polizei rufen allemal. Findest Du nicht?
Ich fänd’s ganz schön mutig, in der Situation „Mama, hilf mir“ zu rufen, wenn die Mutter gar nicht da war. Oder lag die auch halbnackt irgendwo in der Küche?
[Ich merke gerade, dass mich der konkrete Vorfall in dieser Detailtiefe dann doch nicht interessiert. Ich fand nur Stauns Retourkutsche lustig. Und tue es noch.]
Naja, die Geschmäcker sind verschieden, ich finde dass hier und anderswo schon treffender und damit bedeutend lustiger gesudelt wurde.
Eine herrliche Antwort der FAS…