Experten erwarten mehr Ebola-Panikfälle in Deutschland (2)

Froben Homburger, der Nachrichtenchef der Deutschen Presse-Agentur (dpa), hat sich gemeldet, weil ich hier kürzlich über dpa geschrieben habe, was Homburger, nun ja: nicht so richtig gut fand. Er findet sogar, dass es sich um eine „mutwillig selektive Darstellung“ handelt, ferner diagnostizierte er eine „fährlässige selektive Wahrnehmung“, was natürlich nicht schön ist, aber auch nicht schlimm. Ich will die Gelegenheit jedenfalls nutzen, ihm hier zu antworten.

In Homburgers Wahrnehmung hat dpa „völlig korrekt“ und „weit von jeder Panikmache entfernt“ berichtet. Als Beleg dienen Homburger dafür Passagen des Nachrichtentextes, aus dem ich ja auch schon zitiert hatte. Dort steht, dass die Ebola-Gefahr hierzulande gering sei, weshalb man Homburger also zustimmen muss: Das ist keine Panikmache. Allerdings ging es darum auch nicht. Es ging um die Überschrift und die Frage, wieso dpa dort nicht reinpackt, dass es „sehr unwahrscheinlich“ ist, dass sich Ebola hierzulande ausbreitet, sondern das hier:

Focus.de Screenshot dpa-Meldung 10.11.20144

Homburger sagt dazu, dass es eben nicht die „Hauptneuigkeit“ gewesen sei, dass „die Experten ’nach wie vor‘ eine Ausbreitung von Ebola in Deutschland ausschließen“, das täten sie schon seit Monaten, „und das hat dpa auch schon dutzendfach berichtet.“ Das Neue sei gewesen, dass mehr Verdachtsfälle erwartet würden, deshalb habe dpa das gemeldet, und das kann man natürlich so sehen. Doch neu war allenfalls, dass nun auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sagt, dass einzelne Verdachtsfälle möglich sind, was aber ein „sehr seltenes Ereignis“ sein werde, wenn überhaupt. Ganz schön dünn, finde ich. Außerdem war diese Prognose bei der Pressekonferenz eher eine Randnotiz. Und neu ist sie auch nicht. Zwei Tage zuvor hatte dpa schon gemeldet:

Tropen-Mediziner: Ebola-Verdachtsfälle kommen im Dezember

Da stand quasi schon alles drin, sogar konkreter. Nach der vermeintlichen Tatsache in der Überschrift heißt es im Text, nun im Konjunktiv: „Schon in wenigen Wochen“ könnten „mehr Ebola-Verdachtsfälle in Deutschland gemeldet werden als bisher.“ Das hatte der Würzburger Professor August Stich so behauptet und auch gleich, ohne Konjunktiv, angekündigt, wie sich diese Verdachtsfälle auswirken werden:

„Im Dezember wird es losgehen, dass sich die Zahl von Ebola-Verdachtsfällen in der Republik häufen wird. Und damit wird unser ganzes Gesundheitssystem ziemlich angespannt werden.“

Die Meldung lief beachtlich gut, was aber auch kein Wunder ist bei dem Szenario, das sich nicht nach Einzelfällen anhörte, sondern nach einem Haufen, der unser Gesundheitssytem angreift: „Hunderte deutsche Helfer“ würden aus Westafrika heimkehren, sagte Stich. Und er beschrieb via dpa, welche Gefahren das mit sich bringe, und dass jeder Heimkehrer mit erhöhter Temperatur „oder anderen Symptomen“ überprüft werden müsse, was bisher ja schon nicht gut laufe:

„Was ich jetzt erlebt habe, ist wirklich Panik, wenn jemand mit Durchfall aus Afrika zurückkommt.“

In der Tat. Von dieser Panik berichten Helfer oder auch Journalisten, etwa die „Zeit“-Reporterin Amrai Coen. Die Rückkehrer werden gemieden wie Aussätzige, seit sie wieder da sind aus Afrika. Sie sollen den Aufzug meiden, die Toilette desinfizieren, und nicht nur Kollegen, auch Freunde machen aus Angst einen Bogen um sie. Dabei ist die Sorge unbegründet. Ebola ist ansteckend, wenn die Krankheit ausgebrochen ist, vorher nicht. Doch selbst in intellektuellen Kreisen macht man sich hierzulande ins Hemd, wenn es um Ebola geht, und ich fürchte, dass diese Panik durch immer neue konjunktivische Meldungen eher noch schlimmer wird.

Zumal man über den Nachrichtenwert bisweilen streiten kann: Ist es wichtig, dass alle wissen, dass bald möglicherweise einzelne Personen mit Verdacht auf Ebola zum Arzt gehen werden, sie aber lediglich eine Grippe haben? Oder ist das nicht vor allem für Ärzte, Polizisten oder Rettungssanitäter wichtig, die von behördlicher Seite ohnehin vorbereitet werden? Auf der Pressekonferenz der BBK ging es hauptsächlich darum, dass alles gut ist und alles gut vorbereitet. Keine Sorge. Das war die Kernbotschaft. Aber nun bleibt, denke ich, eher hängen, dass da welche nach Deutschland kommen, die möglicherweise dieses Ebola haben.

Es geht nicht darum, dpa in die Nähe der dumpf grölenden Deppen-Panik eines Blattes wie „Bild“ zu rücken. So schlimm ist es nun wirklich nicht. Es geht darum, zu überlegen, was Schlagzeilen bewirken können. Man muss nur mal schauen, was aus der ersten dpa-Meldung zu den vermuteten Verdachtsfällen so geworden ist:

Screenshot T-Online 9.11.2014

Screenshot NWZ Online 10.11.2014

Screenshot Main Post 9.11.2014

Screenshot Foto Stern 8.11.2014

Screenshot N24 8.11.2014

Beim letzten Beispiel aus dem Stefanaustereigniskanal N24 stimmt dann gar nichts mehr: „Neue Ebola-Fälle“ – als hätte es hier je welche gegeben! In Kombination mit der Überschrift und dem Foto muss das zwangsläufig so ankommen, als sollte man sich vielleicht schon mal schutzkleiden. Die Rückkehrer aus Westafrika können sich also auf einen herzlichen Empfang einstellen.

Natürlich ist das abermals selektiv ausgewählt und gemein, weil dpa ja nichts dafür kann, was aus einer Meldung in den Redaktionen gemacht wird. Aber vielleicht ist der Blick darauf trotzdem ganz hilfreich. August Stich jedenfalls, der Professor, ist nicht so begeistert von dem, was aus seinen dpa-Aussagen in anderen Medien wurde. Er sei „nicht korrekt wiedergegeben worden“, sagt er nun. Die verkürzten Überschriften sorgten für „Unruhe und Panik“, wobei man vielleicht richtiger sagen sollte, dass verkürzte Überschriften für noch mehr Panik und noch mehr Unruhe sorgen, denn das Szenario, das Stich via dpa entwirft, ist ja an sich schon ganz knackig. Aber eben unwahrscheinlich.

Und deshalb habe ich das Gefühl, dass von all den „Hauptneuigkeiten“ bloß ein Haufen unbegründeter Angst übrig bleibt.

Nachtrag 13.11.2014. dpa-Nachrichtenchef Homburger widerspricht nochmal.

Nachtrag, 13.11.2014, 20:16 Uhr. Auch hier eine Korrektur: Ich schrieb, das BBK halte „einzelne Verdachtsfälle“ für möglich. Korrekt ist: Das BBK hält es für möglich, dass man es in Deutschland „allenfalls mit Einzelfällen“ von Ebola-Erkrankungen zu tun haben wird. Und dass man sich in den nächsten Monaten auf eine Zunahme von Verdachtsfällen einstellen müsse. Aber nicht schlimm, weil: Alles gut vorbereitet. Eine Ausbreitung hierzulande halten die Behörden für nahezu ausgeschlossen. Über diese Szenarien hat das BBK auf der Pressekonferenz gesprochen, auch gleich zu Beginn. Falsch ist sie also nicht, die Überschrift der dpa-Meldung. Eine andere halte ich trotzdem noch für möglich.

51 Replies to “Experten erwarten mehr Ebola-Panikfälle in Deutschland (2)”

  1. „Homburger sagt dazu, dass es eben nicht die „Hauptneuigkeit“ gewesen sei, dass „die Experten ‚nach wie vor‘ eine Ausbreitung von Ebola in Deutschland ausschließen“, das täten sie schon seit Monaten, „und das hat dpa auch schon dutzendfach berichtet.““

    Auf die Idee, in dem Fall einfach mal nichts zu berichten, kommt man als Nachrichtenagenteur natürlich nicht.

  2. Vielleicht sollten sich Agenturen und andere Nachrichtenverbreiter mal der Diskussion stellen: „Was ist eine Nachricht?“ …

    Und wenn man das definiert hat, kann man sich ja mal ransetzen und probieren aus Nachrichten Überschriften zu bauen … und zwar so das der Sinn nicht verloren geht.

    Wäre ja mal ein Anfang …

  3. Ich weiß nicht sonderlich gut Bescheid über die Aufgabe von Nachrichtenagenturen und Redaktionen, bzw. deren Abgrenzung. Aber aus Laiensicht würde ich auch sage, es ist in erster Linie und fast ausschließlich die Aufgabe letzterer aus den von Agenturen gesammelten, gebündelten und vorab aufbereiteten Informationen auszuwählen, was in die Medien Eingang findet und wie es dargestellt wird. Es ist bedenklich genug, dass die Nachrichtenagneturen, allen voran die DPA als zentrale Quelle von Informationen fungieren und ihre Meldungen vielfach nahezu unbearbeitet übernommen werden. Da scheint es mir der falsche Weg zu sein, die Rolle der Agenturen noch weiter aufzuwerten, indem man ihnen die „Pflicht“ auferlegt, noch sorgfältiger zu selektieren was einen „Nachrichtenwert“ hat und wie dies nach Verarbeitung durch die Medien vom Publikum verstanden werden könnte. Da sehe ich schon die Redaktionen in der Pflicht.

  4. ad 1), das ist natürlich auch wieder ein wunderhübsches Beispiel zum Thema Selbstwahrnehmung und Kritikfähigkeit des Journalismus in Deutschland. Absolut exemplarisch und nicht die Spur überraschend. Fehlleistung ist ja das, was immer nur die anderen machen…

    ad2), „Es geht nicht darum, dpa in die Nähe der dumpf grölenden Deppen-Panik eines Blattes wie Bild zu rücken.“ – dpa, das ist doch der Laden, der vor einiger Zeit (paar Jahre) mal eine „Qualitätsoffensive“ angekündigt hat, und sich seitdem dennoch nicht zu doof ist, bei Zitaten aus anderen Medien trotzdem mehrheitlich zum dumpfgrölenden Deppenlügenblatt mit den vier grossen Buchstaben zu greifen, anstatt es zu meiden wie die Pest, die es ist.

    Liebe dpa, ich lese euch als Ticker, und es ist erschütternd was ihr mitunter für einen dysfunktionalen, fehlerhaften, simplifizierenden Quatsch raushaut. Das andere noch schlimmer sind, macht euch nicht besser.

  5. Darf ich das wiederholen, und zwar in GROSS?
    :
    LIEBE DPA, ICH LESE EUCH ALS TICKER, UND ES IST ERSCHÜTTERND WAS IHR MITUNTER FÜR EINEN DYSFUNKTIONALEN, FEHLERHAFTEN, SIMPLIFIZIERENDEN QUATSCH RAUSHAUT.
    DAS ANDERE NOCH SCHLIMMER SIND, MACHT EUCH NICHT BESSER.

    Ja, Herr Froben Homburger – Sie sind gemeint.
    .

  6. Ich will nicht unnötig rechthaberisch erscheinen, aber hätte Boris Rosenkranz für dpa über diese Pressekonferenz berichtet, hätten wir gleich mehrere Berichtigungen senden müssen.

    Nicht nur sein Überschriftenvorschlag „Robert-Koch-Institut: Ebola in Deutschland ‚praktisch ausgeschlossen‘“ ist – wie hier schon erwähnt http://www.stefan-niggemeier.de/blog/19751/experten-erwarten-mehr-ebola-panikfaelle-in-deutschland/#comment-1424058 – falsch (weil das RKI keineswegs Ebola in Deutschland ausschließt, sondern dessen Ausbreitung), sondern auch die für seine Argumentation nicht ganz unwichtige Behauptung, dass das BBK allenfalls vereinzelte Verdachtsfälle für möglich hält.

    Tatsächlich sagt BBK-Präsident Unger (hier https://www.youtube.com/watch?v=4YUxkIAgIMg nachzuhören ab Minute 05:59)

    „Die gemeinsame Lagebeurteilung, ich glaube, da sind wir uns alle, die wir hier vorne sitzen, einig, ist, dass wir in Deutschland allenfalls mit Einzelfällen von Ebola-Erkrankungen zu tun haben werden, aber wir müssen uns beispielsweise auch auf eine Zunahme von Verdachtsfällen einstellen, gerade in den nächsten Monaten.“

    Unger spricht also ausdrücklich von möglichen Einzelfällen in Bezug auf Ebola-Erkrankungen und nicht in Bezug auf Verdachtsfälle (das wäre auch ausgesprochen merkwürdig, da es in den vergangenen Monaten schon mehrere Verdachtsfälle gab). Bei den Verdachtsfällen geht es Unger tatsächlich um eine Zunahme in den nächsten Monaten.

    Wie Rosenkranz daraus diese Aussage ableitet…

    „Doch neu war allenfalls, dass nun auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sagt, dass einzelne Verdachtsfälle möglich sind, was aber ein „sehr seltenes Ereignis“ sein werde, wenn überhaupt. Ganz schön dünn, finde ich.“

    …ist mir schleierhaft.

    Ich meine das wirklich nicht polemisch, aber bei einem so heiklen Thema derart zentrale, unterschiedliche Elemente wie Einschleppen und Ausbreiten sowie Verdachtsfälle und Erkrankungsfälle zu verwechseln und u.a. auf dieser Grundlage Medien unsaubere Berichterstattung vorzuwerfen, finde ich schwierig.

    Dabei sind wir uns ja im Ansatz einig: Die Berichterstattung über ein so sensibles Thema erfordert ganz besonderes journalistisches Fingerspitzengefühl. Das gilt beispielsweise auch für die Frage, ob über einzelne Verdachtsfälle überhaupt berichtet werden soll oder nicht. dpa verzichtet in der Regel auf eine Berichterstattung, wenn Umstände oder Auswirkungen nicht besondere sind (z.B. wenn ein Jobcenter in Berlin mit 600 Menschen vorübergehend abgeriegelt wird).

    Die Verdachtsfälle waren übrigens bei dem Forum und auch auf der Pk keineswegs nur „eher eine Randnotiz“, wie Boris Rosenkranz ebenfalls so leichthin behauptet. Schaade vom RKI und Gottschalk vom Kompetenzzentrum Frankfurt äußern sich ausführlich dazu. Die erwartete Zunahme der Verdachtsfälle stellt schließlich die Gesundheitseinrichtungen vor besondere Herausforderungen. Krankenhäuser, Flughafensanitäter, sonstige Rettungskräfte müssen im Umgang mit Verdachtsfällen geschult sein. Zur Erinnerung: Auf dem Madrider Flughafen starb im Oktober ein (nicht an Ebola) erkrankter Nigerianer, weil er nicht rechtzeitig in eine Klinik gebracht wurde. Die Sanitäter hatten erst mal auf ein Expertenteam mit Schutzanzügen gewartet…. Daher ist auch die Überschrift „Experten erwarten mehr Ebola-Verdachtsfälle in Deutschland“ keineswegs alarmistisch, sondern wie der gesamte Text absolut korrekt.

  7. @ Froben Homburger #6: Sie sind ungefähr genauso kritikfähig, wie meine pubertierenden Kinder. In meiner Welt können gesamte Texte absolut korrekt und gerade deshalb alarmistisch sein. In Ihrer nicht. Wenn einem Empfänger etwas schleierhaft ist, liegt es nicht unbedingt immer am Sender.

    Note to self: Wenn Repliken mit

    Ich will nicht unnötig rechthaberisch erscheinen

    beginnen und mit

    sondern wie der gesamte Text absolut korrekt

    enden, lohnt es kaum zu lesen, was dazwischen steht.

  8. Allein die oben zitierten alarmistischen Überschrift- und Fotobeispiele (alle mit Bezug zur dpa oder DPA ! ) widerlegen Herrn Homburger.
    Und natürlich: NACH so einer Pressekampagne (ausgelöst durch dpa, die natürlich lieber Sensationen verkauft als langweilige Banalitäten) werden sich zig VERDACHTS-Fälle ergeben, denn natürlich rennen Leute dann mit verstopften Nase in die Kliniken und rufen „Ebola, Ebola, ich hab’s ja in der Zeitung gelesen!“.

  9. Es haben mal wieder alle Recht, wie immer.

    Trotzdem sollte man das sehen, was Juristen wohl als den verobjektivierten Empfängerhorizont bezeichnen. Das bedeutet, es kommt nicht darauf an was gesagt wird, sondern darauf was man erwarten muss, wie es verstanden wird.

    Da kann dpa vermutlich melden was sie wollen, wenn von mehr Verdachtsfällen die Rede ist, dann wird das zur Schlagzeile weil es sich verkauft, nicht weil es Nachrichtenwert hat.

    Das ist aber m. E. wirklich mehr in der Verantwortung der Redaktionen, die suchen in der Meldung nicht die Nachricht, sondern die Sensation, den verkaufsfähigen Aufreger.

  10. Lassen sich die Positionen so gegenüberstellen?:

    Homburger: Es geht darum die kühlköpfigen Sachverständigen in den Institutionen wie Krankenhäusern, Flughäfen und andere, die in direktem Kontakt mit Verdachtsfällen kommen werden, angemessen zu informieren, wodurch diese sich vorbereiten und auf die heiklen Situationen einstellen können.

    Rosenkranz: Die hitzköpfige Bevölkerung wird durch solche lauten Meldungen wie in einem Mechanismus ebenfalls alarmiert, hat dabei keinen sachverständigen Diskurs im Hintergrund und wird dadurch aufgescheucht, gerät in Panik.

    Die hier verhandelte Frage ist mE, ob ein so breit streuendes Medium wie eine viel zitierte Nachrichtenagentur der richtige Kanal ist, durch den die Information an die Leute gebracht wird, die etwas damit anfangen können.
    Pro: durch die flächendeckende Aufklärung erreicht die Nachricht höchstwahrscheinlich alle, die es wissen sollen. Die spezifischen Kanäle innerhalb der Ämter, runter zu den Krankenhäusern, runter zu dem Personal sind zu lückenhaft und zu lang für eine gleichstarke Aufklärung.
    Kontra: durch diese „Massenimpfung“ werden zwar die richtigen gewappnet, aber es kommt bei den vielen anderen zu allergischen Reaktionen wie eben Panik. Die Bevölkerung kann die Information nicht angemessen einordnen und reagiert mit Angst. Bei ihr bleibt nur der beängstigende Eindruck zurück.

    Ein klassischen Dilemma?

  11. Ich dachte ja immer, dass alarmistische aber dann doch irgendwie auch „korrekte“ Überschriften ein Markenzeichen des Boulevard seien. Hab ich mich wohl geirrt.

    Wobei ich sagen muss, dass ich die Überschrift auch nicht allzu hoch hängen würde (was auch daran liegen mag, dass die dpa-Meldung nicht bebildert war). Es ginge noch schlimmer, wie die aus der dpa-Meldung entstandenen Artikel zeigen. Allerdings muss sich die dpa zurechnen lassen eine sehr gute Steilvorlage für diese Artikel gegeben zu haben. Ein kleines Wörtchen wie „unbegründet“ vor dem Panikwort „EBOLAVERDACHTSFALL“ hätte wohl gereicht um die Überschriftenleser nicht zu dem Gedanken zu verleiten, dass da zu Weihnachten haufenweise Westafrikareisende zurückkommen.

    Dass Froben Homburger diese Verantwortung nicht will, kann ich gut verstehen. Leider kommt’s nicht darauf an, ob er will oder nicht (und im Übrigen auch nicht darauf, was vermeintlich alles schief gelaufen wäre, wenn BR bei dpa arbeiten würde).

  12. Zum Thema Kritikfähigkeit, Rechthaberei und Verhalten pubertierender Kinder sei an den schönen Satz „Wer auf andere mit dem ausgestreckten Zeigefinger zeigt, der deutet mit drei Fingern seiner Hand auf sich selbst“ erinnert – falls es diesen Satz auch in der Welt verschiedener Kommentarschreiber gibt. Es ist immer sehr einfach, mit einer vorgefassten Meinung, die es nicht erlaubt, sich ernsthaft mit Argumenten anderer auseinanderzusetzen, besserwisserische Ratschläge zu erteilen, wenn man sich sicher sein kann, dass man selbst nie in die Lage kommen wird, diese theoretischen Ratschläge umsetzen zu müssen. Ich will mir gar nicht ausmalen, welche Verschwörungstheoretiker-Kritik sich über die „Mainstream-Medien“ ergießen würde, wenn Nachrichtenagenturen beschließen würden, bei einem so hochsensiblen Thema wie Ebola über eine Pressekonferenz von BBK und RKI einfach nicht zu berichten (was hier ja durchaus vorgeschlagen wurde) – oder etwa mit der Meldung „Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat in einer Pressekonferenz über den Sachstand beim Thema Ebola berichtet. Um die des Denkens nicht fähige Bevölkerung nicht zu beunruhigen, verzichten wir komplett auf eine Berichterstattung.“

    Man kann sicher sehr viel an der ans Hysterische grenzenden Ebola-Berichterstattung kritisieren (und auch an der Arbeitsweise und am Selbstbild vieler Journalisten, die sich ihrer Verantwortung offenbar wirklich nicht bewusst sind oder denen sie einfach egal ist) – aber die hier geäußerte Kritik ist für mich nicht nachvollziehbar, sondern erscheint mir doch sehr naiv und ohne jede Kenntnis der Rolle und Aufgaben von Nachrichtenagenturen und der Eigenverantwortung der Kunden von Nachrichtenagenturen, die hier viel eher kritisiert werden müssten. Es gibt in diesem Zusammenhang auch noch einen weiteren schönen Satz: „Wenn man keine Ahnung hat – einfach mal die Klappe halten.“ (Ergänzung: …anstatt sich als Experte für alles im Internet auszutoben und sich beim Einschlagen auf andere ganz mutig hinter Fantasienamen zu verstecken. Sich mit Nennung des tatsächlichen Namens bei Kai Diekmann über die Ebola-Berichterstattung der Bild-Zeitung zu beschweren, wäre angebrachter und mutiger als diese Kümmelspalter-Diskussion.)

    Und noch ein Hinweis zum Thema „Wenn man keine Ahnung hat“: Ich war im September in Tansania, wo es bis heute keinen Fall von Ebola gibt. Tansania liegt an der afrikanischen Ostküste, bis kurz vor meinem Aufenthalt war nur die Westküste Afrikas von Ebola betroffen. Afrika ist kein Land, sondern ein Kontinent – trotzdem hat so ziemlich jeder, dem ich von meinem bevorstehenden Aufenthalt (natürlich mit Nennung des Landes) berichtet habe, hysterisch geschrien: „DU FÄHRST NACH AFRIKA????? HAST DU DENN GAR KEINE ANGST VOR EBOLA?????“ Diese Reaktionen kamen von gebildeten, zeitunglesenden, geographiekundigen Menschen – und sie kamen auch schon zu Zeiten, als hierzulande in den Medien noch keine Ebola-Hysterie ausgebrochen war. Was ich damit sagen will: Keine noch so sachliche Berichterstattung kann bei einem solchen Thema verhindern, dass auch intelligente Menschen ohne Nachdenken auf die blödsinnigsten Ideen kommen – aber ich bin trotzdem der Meinung, dass jeder halbwegs denkfähige Mensch auch eine Eigenverantwortung hat und sich nicht nur über zwangsweise verkürzende Überschriften informieren, sondern ganze Texte lesen sollte, wenn er mitreden möchte. Wer beim Lesen einer Überschrift keinen Unterschied zwischen „Ebola-Fall“ und „Ebola-Verdachtsfall“ erkennt, der wird auch hysterisch das Krankenhaus stürmen, wenn in der Überschrift „unbegründeter Ebola-Verdachtsfall“ steht – allein das Wort „Ebola“ reicht schon aus (so wie das Wort „Afrika“). Wer also anklagend die Verantwortung für die Panik beim Thema Ebola den Nachrichtenagenturen wegen ihrer Überschriften zuweist (wenn sie so sind, wie die hier kritisierte Überschrift), macht es sich meiner Meinung nach ein bisschen zu einfach. Für seine eigene Dummheit ist schon jeder selbst verantwortlich.

  13. @angebliche Mirjam Mohr #12:

    Wer beim Lesen einer Überschrift keinen Unterschied zwischen „Ebola-Fall“ und „Ebola-Verdachtsfall“ erkennt, der wird auch hysterisch das Krankenhaus stürmen, wenn in der Überschrift „unbegründeter Ebola-Verdachtsfall“ steht – allein das Wort „Ebola“ reicht schon aus (so wie das Wort „Afrika“)

    Das sehe ich anders. Der Ebola-Verdachtsfall impliziert, dass es einen tatsächlichen Grund gibt um Ebola zu vermuten. Der unbegründete Verdachtsfall ist eben … nun ja, unbegründet. Mag sein, dass auch viele gibt, die das überlesen würden (was ich nicht glaube) und mag sogar sein, dass die Verlagsartikel trotzdem so ausgesehen hätten, wie sie jetzt aussehen (was sich nicht beweisen oder widerlegen lässt). Das alles ändert aber nichts an der suboptimalen Formulierung der dpa-Überschrift, die den Tenor der folgenden Artikel schon nahe legt. Und ich kann auch nicht verstehen, wie das Wort „unbegründet“ die „Rolle und Aufgabe der Nachrichtenagenturen“ beeinträchtigen könnte. Muss wohl etwas sein, was nur Sie über Nachrichtenagenturen wissen.

    Was den Rest Ihres Nuhr-Sermons angeht, können Sie sich dann ja ein paar mal Ihren eigenen Eingangssatz für pubertierende Kinder durchlesen.

  14. Ach Mirjam Mohr. Hübsches Ross haben sie da. Sitzt sich gut da oben, was?

    Ich fasse mal zusammen, hoffentlich sehe ich das richtig (bin ja nur ein ungebildeter anonymer Tor):

    .Wer kritisiert, der hat eh keine Ahnung. Also nicht ernstnehmen.

    .Im Internet regiert der Mob. Also nicht ernstnehmen.

    So in etwa? Vielleicht noch kurz auf die vermaledeite „Gratiskultur“ im Internet schimpfen, wenn wir schon so sehr auf dem Weg sind, invalide Sprichwörter auszupacken um alle Klischees einmal anzureissen?

    Interessant auch Aspekte wie: „selbst gebildete Menschen missverstehen Schlagzeilen und Berichterstattung (journalistische Sorgfalt ist also garnicht erst nötig?)“ versus „der Rezipient ist eigenverantwortlich in der Wahrnehmung (journalistische Sorgfalt ist also garnicht erst nötig?)“; ebenso „Redaktionen und Agenturkunden sind eigenverantwortlich in dem, was sie aus dem Agenturmaterial machen“ versus… nun ja… Realität, gängige Praxis? Das sind so offensichtliche Argumentkollisionen, man weiss garnicht, was man daraus machen soll. Aber schön, dass wir mal drüber geredet haben.

    Für seine eigene „Dummheit“ ist natürlich nicht jeder selbst verantwortlich, da gibt es noch ganz andere Einflüsse und Faktoren. Für Ignoranz und nicht verstehen WOLLEN schon. Es ist (mir) nach wie vor schleierhaft, wie man aus den Inhalten der Pressekonferenz (Tenor „alles im Lot, nichts wird passieren“) eine Schlagzeile bauen kann, die genau das Gegenteil herausinterpretiert (Tenor „Experten: ZOMG immer mehr Ebola!!!1!!“)
    Man kann es drehen und wenden wie man will, das ist reisserisch und sensationalisierend, in einem Wort: unjournalistisch. Nicht relativier- oder entschuldbar. Man darf von einer Presseagentur (wo ja gelernte Journalisten arbeiten, hab ich gehört) erwarten, dass genau sowas nicht passiert.

  15. tatsächlicher alter Jakob: Ich kann Ihnen versichern: Ich bin’s wirklich. Aber vielleicht können Sie mir ja erklären, was Menschen dazu treibt, anonym ihre Meinung zu vertreten und gleichzeitig von anderen die Übernahme von Verantwortung einzufordern. Für mich ist das einfach ein Widerspruch.

  16. Woher wollen Sie wissen, ob ich nicht Frau Jakob Alter bin? Und selbstverständlich können Sie mir auch versichern, dass Sie es wirklich sind. Ob das dann die Wahrheit ist oder, wenn sie es sein sollte, ob ich das dann glaube ist eine andere Sache. Aber wer mit Klarnamen kommentieren will, bitte gerne. Und viel wichtiger, es ist absolut unerheblich in dieser Diskussion und mir auch ziemlich egal. Ich antworte ja nicht auf Namen (bspw. Ihren), sondern auf den Inhalt des jeweiligen Kommentars (bspw. Ihren) und der Inhalt wird durch Klarnamen nicht richtiger oder falscher.

    In Bezug auf die Verantwortung geht es mir nicht um Herrn Homburger persönlich, sondern um die (dann gesichtslose) dpa. Es ist wohl richtig, dass ich das anders hätte ausdrücken sollen, nämlich dass die dpa die Verantwortung übernehmen soll (zumal ich ja gar nicht weiß, ob Froben Homburger die dpa-Meldung verfasst hat). Ich hätte also schreiben sollen, dass “ Froben Homburger diese Verantwortung nicht der dpa aufbürden will…“. Dann wäre der Name auch ersetzbar gewesen.

    Ach ja, ich übernehme in meinem Beruf (der unter anderem auch mit präzisem Formulieren zu tun hat) durchaus die Verantwortung für mein Tun und dessen Folgen.

  17. Von mir aus kann jeder unter allen möglichen Namen im Internet kommentieren – wenn man aber andere Personen namentlich kritisiert, und das zum Teil sehr heftig (oder auch in anderen Fällen allgemein akzeptierte Umgangsformen verlässt), dann sollte man das meiner Meinung nach unter seinem echten Namen tun. Und wenn man dazu, aus welchen Gründen auch immer, nicht bereit ist, sollte man es sein lassen.

    Und damit da keine Missverständnisse aufkommen: Wenn ich den Begriff Dummheit verwende, bezieht sich das nicht auf irgendwelche Kommentarschreiber hier. Meine Kritik bezieht sich zum einen auf die geschilderte Tatsache, dass beim Thema Ebola viele Menschen jede Rationalität fahren lassen und dass ich finde, dass es nicht zu viel verlangt ist, bei einer alarmierenden Überschrift auch den dazugehörigen ganzen Text zu lesen – wer sich nur über Überschriften informieren will, gehört zur Zielgruppe der Bild-Zeitung. Zum anderen geht es mir aber auch darum, dass Nachrichtenagenturen zwar gerade wegen ihrer Filterfunktion eine sehr große Verantwortung haben – man aber trotzdem nicht ihnen einseitig die Schuld zuweisen kann, wenn ihre Kunden die Agenturtexte unzulässig verändern. Hier sind Zeitungsredakteure ganz genauso in der Verantwortung wie Agenturjournalisten, und diese Verantwortung wird nicht dadurch abgegeben, dass der bearbeitete Text darauf verweist, dass seine Grundlage eine Agenturmeldung ist. Man kann der dpa nicht zum Vorwurf machen, was ihre Kundern aus ihren Texten machen (zumindest nicht auf der Grundlage der hier kritisierten Meldung) – und das scheint nach meinem Eindruck einigen Kommentarschreibern hier nicht klar zu sein. Zur Erinnerung: Der ursprüngliche Post, der diese Diskussion ausgelöst hat, beginnt mit Kritik an einer dpa-Überschrift, die dann in eine ausführliche Kritik von Bild-Überschriften mündet. Die Bild-Berichterstattung wird nach meiner Meinung völlig zu recht kritisiert, aber ich finde nach wie vor nicht, dass man die dpa-Überschrift damit gleichsetzen oder sie sogar für die Bild-Berichterstattung oder auch die völlig überzogenen, verantwortungs- oder einfach nur gedankenlosen Meldungen anderer verantwortlich machen kann.

  18. @16 tatsächliche Miriam Mohr

    Boris Rosenkranz und Stefan Niggemeier sind doch anschauliche Klarnamen oder?
    Es wäre schön, wenn wir versuchen können beim Thema zu bleiben.

  19. @ 17 Aleks Strippel
    „Wenn man aber andere Personen namentlich kritisiert (…), dann sollte man das meiner Meinung nach unter seinem echten Namen tun.“ Wo genau ist da jetzt der Widerspruch zu Ihrem Satz „Boris Rosenkranz und Stefan Niggemeier sind doch anschauliche Klarnamen oder?“ Abgesehen davon, dass ich mich nicht auf Autoren von Blogeinträgen, sondern auf Kommentarschreiber beziehe.

  20. „Im Dezember wird es losgehen.“

    Klingt für mich wie die Ankündigung eines neuen iPhones.
    Ich bin schon ganz aufgeregt.

  21. Mir ist der Wunsch nach Klarnamen relativ egal. Ich sehe auch keinen Grund, dass die Nutzung eines für mich in den seltensten Fällen nachprüfbaren Namens den Nutzer gegen polemische Kritik immunisieren sollte. Mir ist egal, welcher Froben Homburger oder welche Mirjam Mohr (von der es ja auch mehrere gibt) etwas schreiben. Wenn’s mir nicht passt, dann erwidere ich auch so, wie ich es für richtig halte. Auch unter Pseudonym.

  22. „Es geht darum, zu überlegen, was Schlagzeilen bewirken können. Man muss nur mal schauen, was aus der ersten dpa-Meldung zu den vermuteten Verdachtsfällen so geworden ist:…:“
    Ich kann Ihnen da nur zustimmen, Herr Niggemeier.
    Die Leute von der dpa sind vermutlich professionell genug, um zu wissen, was ihre Meldungen bewirken können.
    In diesem Fall haben sie die Wirkung möglicherweise falsch eingeschätzt. Anstatt nun einzugestehen, dass hier ein wenig ungünstig formuliert oder verfahren worden ist, wird sofort eine Form von Klarstellung bemüht und jegliches Verschulden weit von sich gewiesen.

    Nun liegen 2 mögliche Situationen vor:
    1. Entweder die Leute bei der dpa können nicht einschätzen, was in welcher Form gemeldet werden sollte.
    Könnte dann die Arbeit der dpa als inkompetent gewertet werden?

    2. Oder die Leute von der dpa haben recht gut die Wirkung einschätzen können und die Meldung berechnend lanciert, so dass eine kleine Sensation ein wenig die Auflagen der Kunden steigert.
    Könnte dann die aktuelle Reaktion der dpa als heuchlerisch angesehen werden?

    Sowohl die eine als auch die andere Vermutung liegen für manche Beobachter nun nahe.

    Natürlich kann weder das eine noch das andere gelten.
    Letzten Endes haben nun wirklich alle anderen alles falsch verstanden. Das ist klar.
    Es liegt eine nebulöse, unglückliche Verstrickung vor.

    Dabei könnte alles so einfach sein: Zugeben, dass die Nachricht unter Umständen ein wenig unglücklich und missverständlich formuliert worden ist und dann womöglich überzogen von manchen Medien getitelt wurde.
    Kleine Fehler können immer wieder passieren. Und so dramatisch ist das alles nicht.
    Die Bild-Zeitung findet sowieso ein anderes reißerisches Thema:
    zur Not eine große Hamsterinvasion in der Schweiz oder eine Verschwörung von Aliens mit Putin – natürlich als Halbwahrheit verpackt.
    Damit mag ich darauf hinweisen, dass in manchen Medien sowieso jeden Tag ein Drama inszeniert wird – Ebola hin, Ebola her.

    Die Schwierigkeiten fangen erst dann an, wenn Fehler umfangreich abgestritten werden, obgleich offenkundig irgendetwas schief gelaufen ist.
    Dann beginnt erst die große Debatte, dann erst regen sich alle auf.
    Wer war denn nun Schuld? Was ist denn da los?
    Auch dies sollte Medienexperten im Grunde klar sein.

    Da hilft es nichts, in epischer Breite anonyme Kritiker anzugreifen oder von Moral und guter Kinderstube zu schwadronieren. Damit wird alles nur schlimmer.
    Ehrlichkeit währt am längsten. Lügen haben kurze Beine.

    Aus Lebenserfahrung mag ich hinzufügen:
    Getroffene Hunde bellen!
    Und schließlich gibt es noch eine Redewendung, welche der dpa hilfreich sein könnte:
    … sich um Kopf und Kragen reden…

  23. Was den Inhalt der Meldung anbelangt, vertrete ich folgende Meinung:
    Ebola ist keineswegs ungefährlich. Weder die Behörden noch die Mediziner und ihre Institutionen können die Gefahr richtig einschätzen.
    Eine Ebola-Epidemie in Deutschland ist ein ernsthaftes Bedrohungsszenario, Dies gilt insbesondere auch deshalb, weil in vielen Krankenhäusern die Hygienevorschriften nur mangelhaft eingehalten werden. Zudem ist das klinische Personal vielfach im Umgang mit hoch ansteckenden Krankheiten wie Ebola nicht besonders gut geübt.
    Der Fall einer infizierten Krankenschwester in Spanien belegt dies.

    Die Bürger sollten sich dennoch nicht beunruhigen lassen, weil durch Panik nur unnötig Verkehrsunfälle und andere unschöne Vorfälle provoziert werden.
    Wir sollten einfach darauf hoffen, dass alles nicht so schlimm wird.

    Mit dem Entsenden von Hilfskräften in Krisenregionen ohne sie mit ausreichender Quarantäne wieder nach Deutschland zurück zu holen, wird natürlich das Risiko einer Pandemie künstlich erhöht.

    Und nun noch eine kleine Gute-Nacht-Geschichte voller dunkler Verschwörungstheorie:
    https://www.youtube.com/watch?v=wD8kvmJYVZk
    Ob Ebola für fanatische Eugeniker eine schöne Sache ist?
    Wir wissen es nicht.

  24. (Wissend, dass mich die Antworten hierauf Lebenszeit kosten werden, die bei der gezeigten Resistenz sinnvoller angebracht werden könnte: Ich will es trotzdem schreiben.)

    Kritisiert wird hier eine Meldung [Agentur], die sich primär an Redaktionen richtet [deutsche Presse], also an Menschen, die eine solche Meldung beruflich 1. falls sie als interessant eingeschätzt wird, bis zum Ende lesen, 2. inhaltlich verstehen und einschätzen und 3. in ihrer Bedeutung für ihre Leser einzuordnen wissen sollten.

    Wer also eine angeblich zu reißerische Überschrift kritisiert und zugleich behauptet, die erklärenden Teile im Text wären praktisch schon durch die Existenz der Überschrift nicht mehr zu beachten, verkennt die Zielgruppe (B2B-Kunden) oder traut dieser nicht zu sich als Zielgruppe für eine Agenturmeldung zu qualifizieren. Es ist dann im Weiteren unvernünftig und unfair, wenn es so dargestellt wird, als hätte die Zielgruppe durch Art und Weise der Meldung praktisch keine andere Wahl gehabt, als die Überschrift in schlechte Artikel mit alarmistischen Titeln umzusetzen.

    Belehrungen wie die, den Sachverständigen ein „unbegründet“ vor den Verdachtsfällen in den Mund zu legen, zeigen dann dass man 1. den Begriff „Verdachtsfall“ im Zusammenhang nicht verstanden hat (denn wenn ein solcher Verdachtsfall beim Auftreten nur unbegründet wäre bzw. immer begründet, wäre er keiner) und 2. wohl tatsächlich daran glaubt, die Zielgruppe könnte/wollte/würde wirklich zwischen begründet und unbegründet unterscheiden, wenn sie es anscheinend noch nicht einmal bei „Verdachtsfall“ und „Ebola-Fall“ oder „Auftreten“ und „Ausbreitung“ tut.

    Man könnte also den Abnehmern jetzt mit gutem Recht alle diese Vorhaltungen machen. Aber dem Anbieter der Meldung vorzuwerfen, er hätte nicht nur damit rechnen, sondern unbedingt auch berücksichtigen müssen, dass die B2B-Kunden in großer Mehrheit und Schnittmenge mit dem Produkt nicht fachgerecht umgehen können und wollen, ist scheinheilig.

    Ach, und zu den Sprichworten: Wenn viele Köche den Brei verderben, liegt das meistens nicht am Müller.

    (Der Text steht übrigens nicht deshalb in der dritten Person, weil ich Boris Rosenkranz nicht persönlich ansprechen möchte, sondern weil es auch auf einige der Kommentatoren zutrifft.)

  25. Bevor ich mich aus dieser größtenteils unergiebigen Diskussion wieder ausklinke, noch ein letzter Denkanstoß an diejenigen, aus deren Kommentaren der unausgesprochene Stoßseufzer „Um den Journalismus in Deutschland wäre es so viel besser bestellt, wenn man nur mich mal ranließe oder wenigstens auf mich hören würde“ herausklingt: Der gelernte Journalist Boris Rosenkranz musste seinen sicher nicht unüberlegt geschriebenen Beitrag mehrfach korrigieren – u.a. auch seinen Überschriftenvorschlag. Es lohnt sich also, mal in Ruhe und ohne Schaum vorm Mund darüber nachzudenken, ob eine verantwortungsbewusste Berichterstattung vielleicht doch nicht immer ganz so einfach ist, wie es manch einem Kommentator weitab von jeder Gefahr, seine guten Ratschläge selbst umsetzen zu müssen, vorkommen mag. Ich bin wirklich weit davon entfernt, alles gut zu finden, was ich lese – aber wenn man etwas nicht nachvollziehen kann, gibt es noch mehr Erklärungsmöglichkeiten als a) komplette Inkompetenz bzw. Verantwortungslosigkeit aller Journalisten, denen es nur um eine reißerische Schlagzeile geht oder b) mutwillige Desinformierung der Bevölkerung aufgrund von Fernsteuerung durch wen auch immer. Und ich bleibe dabei: Jeder hat selbst einen Kopf zum Denken und kann nicht immer nur die Verantwortung an andere abwälzen. Die Anforderungen, die man an andere stellt, sollte man zuallererst mal selbst erfüllen.

  26. @vonFernseher #25:
    Entgegen Ihrer Vermutung habe ich mir tatsächlich ein paar Gedanken zu dem von mir verwendeten Begriff „unbegründet“ gemacht. Vor allem im Kontext. Insofern kann ich Ihren Belehrungen nur erwidern, dass derjenige, der den Zusammenhang nicht verstanden hat, nicht ich bin.

    Richtig ist, dass ein einzelner Verdachtsfall nicht von vornherein als unbegründet verworfen werden kann. Richtig ist aber auch, dass von vornherein klar ist, dass sich bei den meisten der Verdachtsfälle ein anderer Grund für die Symptome herausstellen wird, als Ebola. Und diese Sicherheit kann man ziemlich gut durch den Begriff „unbegründet“ darstellen. Ich will mich aber nicht auf diese Formulierung festlegen, da mag es sicher noch bessere geben.

    Beim zweiten Teil des entsprechenden Absatzes fühle ich mich nur halb angesprochen, weil ich der dpa sicher nicht die Alleinschuld an den Zeitungsartikeln gebe. Warum ich die Überschrift trotzdem kritikwürdig finde habe ich ja weiter oben dargelegt.

  27. @26
    Leider verkennen Sie in Ihren abschließenden Allgemeinplätzen einen wesentlichen Aspekt und beenden Ihre Ausführungen widersprüchlich:
    Selbstständiges Denken sollte niemals ausgeschaltet werden, soweit so gut.
    Aber die Anforderungen, die man an andere stellt, selbst zu erfüllen, kann nur auf moralische Werte und Integrität zutreffen.
    Ansonsten ist es durchaus berechtigt Anforderungen zu stellen, die man selbst nicht erfüllen kann:
    Ich darf vom Klempner wohl verlangen, dass er den tropfenden Wasserhahn repariert, den ich selbst nicht reparieren kann.
    Ich darf vom Arzt wohl verlangen, dass er mich adäquat behandelt, auch wenn ich es selbst nicht kann.
    Ich darf vom Journalisten verlangen, dass er bessere Artikel schreibt als ich es kann, vor allem, wenn ich dafür bezahle.
    Wenn ich als allerdings als Amateur Kritik am Profi übe, sollte diese überlegt und fundiert sein, ich sollte im Auge behalten, dass der Profi über Kenntnisse verfügt, die ich nicht habe.
    Wahrscheinlich wollten Sie darauf hinaus.

  28. @ Mirjam Mor

    Bitte klinken Sie sich noch nicht aus der Diskussion aus! Sie haben uns das mit dem ohne-vorgefasste-Meinung-sein so toll vorgemacht.

    Ihr Nachdruck lag also gar nicht auf dem Artikelthema, sondern auf der Praxis von Pseudonymen in Kommentarspalten. Dann hat Ihr Auftauchen hier also nichts mit der Sache zu tun, die durch den Blogeintrag angeleiert wurde?

    Ich interpretiere das so: Sie kommen her, sehen eine Praxis (Pseudonyme), die Ihnen nicht gefällt (was eine vorgefasste Meinung ist) und kacken die Leute an. Sie merken, dass all Ihr Geschrei nix bringt und „klinken sich dann aus der unergiebigen Diskussion“ wieder aus. Vorher lassen Sie aber noch einen Furz da, damit Sie besser schlafen können.

    Was zum Geier…? Lassen Sie die Leute doch in Ruhe.

  29. @ Vonfernseher #25

    Zu Ihrem Hinweis mit den Überschriften:

    Ich habe verstanden, worauf Sie hinauswollen. Die Redaktionen sind, anders als wir Konsumenten, nicht so flüchtig im Lesen. Wir scrollen ja auch einfach mal über einen Haufen Überschriften hinweg. Das wird in den Redaktionen sicherlich etwas anders sein (hoffe ich, wie Sie, auch).
    Eine Aussage über die Wirkungsweise von Überschriften ist damit noch nicht eindeutig getroffen. Denn wozu schreibt man überhaupt eine Überschrift? Was können die?
    Bei mir funktionieren die in der Form, dass sie den Artikel „einfärben“ und eine gewisse Vorstruktur des Inhalts anlegen.
    Wenn die Überschrift heißt: „Warhol-Bilder lagen jahrelang im Tresor“, dann steigt meine Aufmerksamkeit doch eher in den Momenten, wenn davon gesprochen wird. Wenn die Überschrift heißt: „Warhol-Bilder aus NRW-Besitz in New York für 120 Mio € versteigert“, dann ändert sich meine Erwartung und auch mein Lesen.

    Und ich denke, da unterscheiden sich die Menschen in den Redaktionen nicht mehr so sehr von den Menschen an den Bildschirmen. Ich würde erwarten, dass die genauso wenig wie ich den Artikel dann noch analysieren, um zu sehen, ob die Überschrift passen war. Selbst wenn sie ihn ganz gelesen haben und die Meldung ggf. überprüfen, bleiben sie ganz unter dem Eindruck der Überschrift. Sind halt auch nur Menschen.

    Wie sehen Sie das?

  30. @Vonfernseher #25: Das glauben Sie doch wohl nicht im Ernst? Dass dpa-Meldungen nicht bestenfalls eins-zu-eins übernommen werden und dann noch mit einer schmissigen, pseudo-SEO-optimierten, noch</i alarmistischeren Überschrift versehen werden vom“ News Room“ einfach so rausgehauen werden? Das darf ich der dpa nicht vorwerfen? Es mag ja sein, dass es weder die Absicht von F. noch der dpa war, es mag sogar sein, dass sie sich das nicht vorstellen konnten, nun ist es aber tatsächlich so gekommen. Und dennoch haben dpa und F. alles richtig gemacht und sollen so weiterverfahren?

  31. @Vonfernseher #25: Das glauben Sie doch wohl nicht im Ernst? Dass dpa-Meldungen nicht bestenfalls eins-zu-eins übernommen werden und dann noch mit einer schmissigen, pseudo-SEO-optimierten, noch alarmistischeren Überschrift versehen werden vom“ News Room“ einfach so rausgehauen werden? Das darf ich der dpa nicht vorwerfen? Es mag ja sein, dass es weder die Absicht von F. noch der dpa war, es mag sogar sein, dass sie sich das nicht vorstellen konnten, nun ist es aber tatsächlich so gekommen. Und dennoch haben dpa und F. alles richtig gemacht und sollen so weiterverfahren?

  32. Homburger reagiert doch sachorientiert und faktenbasiert auf die Kritik. Sein Kommentar wirkt auf mich wie wesentlich fundiertere Medienkritik (an diesem Blogbeitrag) als der Blogbeitrag selbst. Wenn man andere kritisiert, sollte man sich eben selbst kundig machen und auf seine Wortwahl achten. Die notwendigen Korrekturen sind mehr als peinlich und lassen daran zweifeln, ob Boris Rosenkranz weiß, wovon er spricht. Die rechthaberische Reaktion auf die Kritik an der Kritik ist ebenfalls verräterisch. »Natürlich ist das abermals selektiv ausgewählt und gemein«. Ja, aber das ist nicht in Ordnung. »Aber vielleicht ist der Blick darauf trotzdem ganz hilfreich.« Nein, es ist vor allem hilfreich, bei der Wahrheit zu bleiben und sich die Welt nicht nach der eigenen Meinung zurecht zu biegen. Ups, »Verdachtsfälle« und »Erkrankungen« verwechselt. »Aber nicht schlimm«. Doch, ist schlimm. Formulierungen wie »mit Verdacht auf Ebola zum Arzt gehen« wirken auf mich naiv, ebenso die Idee, dass man nicht berichten braucht, wenn »von behördlicher Seite ohnehin vorbereitet« wird. Was für eine Idee von Journalismus soll das sein? Da von der ursprünglichen Kritik an der dpa nichts übrig geblieben ist, konzentriert sich nun die Diskussion auf den übrig gebliebenen Vorschlag, statt »Ebola-Verdachtsfälle« lieber »unbegründete Ebola-Verdachtsfälle« zu schreiben. Diese Formulierung wäre aber streng genommen falsch, da es sehr wohl um begründete Verdachtsfälle geht (die zunächst mal ernst zu nehmen sind), die sich erst dann als »unbegründet« herausstellen, wenn es keine Verdachtsfälle mehr sind. Mein Eindruck ist, dass Stefan Niggemeier für die reißerische Medienkritik zu selbstkritisch geworden ist, weshalb er hier Boris Rosenkranz mit der Axt durch die deutsche Medienlandschaft hauen lässt. Dabei hackt er sich aber meistens selbst ins Bein.

    Und deshalb habe ich das Gefühl, dass von all den »Kritikpunkten« bloß ein Haufen unbegründeter Gefühle übrig bleibt. Vor allem das Gefühl, selbst recht zu haben, auch wenn man es nicht richtig begründen kann.

  33. Sehr zu empfehlen ist der aus der Selbstperspektive des eBola-Heimkehrers geschriebene Bericht von Johannes Dieterich:

    http://www.fr-online.de/panorama/ebola-wie-ein-aussaetziger,1472782,28649604.html

    Zunächst scheint der »innerfamiläre Widerstand« gegen die Ebola-Reise dank der »verständnisvollen Frau« schnell überwunden. Bei der Rückreise merkt er allerdings, dass er nicht mit seiner Frau, sondern im Gästezimmer schläft und zu seiner Überraschung mit seiner »weisen Partnerin« verabredet, dass er »innerhalb der nächsten drei Wochen niemanden berührt«. Herrlich! Ganz klar entpuppt sich hier die Angst »einmal mehr als der verheerendste Reflex der Menschheitsgeschichte«.

  34. @alter Jakob #27
    Es ist tatsächlich schon beides richtig. Man kann trotzdem den Sachverständigen nicht den reinen Anstieg unbegründeter Verdachtsfälle in den Mund legen, denn das wiederum wäre einfach sachlich falsch. Denn auch in Summe müssen die Verantwortlichen bei viel mehr Verdachtsfällen als vorher noch jeden einzeln ausräumen, was sich nicht auf die Wahrscheinlichkeit des nächsten auswirkt (Ziehen und zurücklegen). Wenn also 1990 von 2000 neuen Verdachtsfällen als unbegründet ausgeräumt wurden, hat sich für die letzten zehn so wenig geändert, als wären es nur 199 oder einer gewesen.

    @Alex Strippel #30
    Dass sich die Menschen in den Redaktionen in genau diesen Punkten oft, aber glücklicherweise nicht immer, nicht mehr von allen anderen Menschen unterscheiden, ist wohl so. Dass sie deshalb schlechtere Menschen sind, ist nicht so. Aber schlechte Journalisten sind sie dann schon.

    @SvenR #32

    Natürlich dürfen Sie das der dpa vorwerfen. Und ich glaube auch, dass es „der »News Room«“ jeden Tag genauso raushaut.
    Sie dürfen auch dem Müller vorwerfen, ihr Bäcker habe das Brot verbrannt. Und ich glaube auch, dass Bäcker jeden Tag Brote verbrennen.

  35. @ 35 … Stefan Pannor…
    Ich habe eine bestimmte Doku über Eugenik gesucht. Dort wurden tatsächlich einflussreiche Ärzte vorgestellt, welche sich zu dieser Lehre öffentlich bekannt haben. Diese Präsentation war zwar nicht gerade hochaktuell, aber immerhin gibt es tatsächlich noch heute in den USA Mediziner, welche mit Eugenik sympathisieren und Krankheiten wie Ebola durchaus positive Aspekte abgewinnen können.
    Leider konnte ich diese Doku nicht wiederfinden und ich hatte auch das Lesezeichen nicht mehr abgespeichert. So habe ich auf die Schnelle – es war schon relativ spät – eine andere Doku gesucht, welche halbwegs dieselbe Verschwörungstheorie konstruiert hat.

    Ich glaube nicht alles, was diese Leute so formulieren und aufzeigen. Dennoch gibt es einige Hinweise und auch unwiderlegbare Beweise, dass Eugenik nicht nur eine alptraumhafte Ideologie vergangener Tage ist, sondern durchaus noch heute von Leuten wie Bill Gates befürwortet und auch aktiv praktiziert wird im Rahmen von „Wohlfahrtsorganisationen“. Das geschieht sogar ganz öffentlich und ist kein Geheimnis.

    Inwieweit das alles tatsächlich uns betrifft, bleibt fraglich. Darum habe ich dies auch als düstere, quasi märchenhafte Verschwörungstheorie – als kleine Gute-Nacht-Geschichte – und nicht als hochbrisante Berichterstattung seriöser Medien verlinkt.

  36. @KMMTRX #33/Vonfernseher #36:

    Ich will überhaupt nicht der dpa alle Schuld an den Artikeln geben. Ich bin aber (immer noch) der Auffassung, dass die Überschrift in eine eher alarmisierende Richtung geht und das man die Überschrift hätte viel besser formulieren können.

    Das „unbegründet“ habe ich deshalb verwendet, damit ich so nah wie möglich an der dpa-Überschrift bleiben konnte. und damit kann man den Sinn, den ich gerne transportiert hätte, gar nicht so schlecht erfassen. Fehlverdachtsfälle (wie Fehlalarm) klingt zu sperrig und ist ein selbsterfundenes Wort. Dann vielleicht „Dezembergrippe wird zum Anstieg von Ebola-Verdachtsfällen führen“ als Alternative ohne „unbegründet“. Das klingt aber schon nicht mehr so richtig nach einer Nachricht.

    Mir ist in jedem Fall aber eine Überschrift lieber, die den mMn wesentlichen Punkt beinhaltet, dass sich die meisten der Verdachtsfälle als Fehlalarme erweisen werden (was man ja jetzt schon weiß) und die eine sprachliche Ungenauigkeit beinhaltet, als eine, deren Ungenauigkeit im Weglassen der wesentlichen (und den Alarm relativierenden) Information besteht. Das mag bei euch anders sein. Ich denke jedenfalls nicht, dass ich falsch liege.

    #34

  37. @ Vonfernseher #36

    Wenn das wirklich so ist, käme ich zu dem Schluss, dass die dpa eine recht große Verantwortung hat, oder?
    Meine Frage ist immer noch: ist eine so breit streuende Agentur der richtige Weg, solche nötigen, aber heiklen Meldungen an diejenigen Leute zu bringen, die es wissen müssen. Homburger hatte das ja als Grund dafür genannt, weswegen die Meldung so und nicht anders betitelt wurde. Aber wenn die Redaktionen, an die diese Meldung dann weitergeleitet wird, damit Schindluder treiben, kann man sich schon fragen, ob das nicht besser ginge.
    Der Müller ist in diesem Moment dafür da, also politisch dafür da, die Nahrung an die Menschen zu bringen. Wenn die Bäcker diese Nahrung aber verkohlen lassen, dann kann sich der Bäcker überlegen, ob er entweder, Möglichkeit 1, den Weg über die Bäcker demnächst nochmal wählt oder, Möglichkeit 2, er ihnen Mehl verkauft, das nicht so schnell anbrennt.
    Beide Möglichkeiten in meinen Augen versprechen eine Besserung.

  38. @39 …Alex Strippe…
    „Gegründet wurde das Unternehmen 1949 von DENA, DPD und SÜDENA. Gesellschafter sind Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, Verleger, Rundfunkanstalten und -gesellschaften. Gesellschafter können nur bis zu 1,5 Prozent des Stammkapitals je Gesellschafter erwerben, die Rundfunkgesellschaften insgesamt bis zu 25 Prozent. Damit ist eine Majorisierung durch einen Gesellschafter ausgeschlossen.“
    (quelle: http://www.wer-zu-wem.de/firma/dpa.html)

    Das Kernproblem der dpa ist, dass sie eine privatwirtschaftliche Organisation ist, deren Kunden zugleich die Eigentümer sind.

    Meiner Ansicht nach ist Information in gewissen Umfang ein öffentliches Gut. Insbesondere dann, wenn sie nationale oder internationale Bedeutung hat.
    Die dpa sollte der Öffentliche-Gut-Hypothese nach sich in staatlichem Eigentum befinden und durch demokratisch organisierte Gremien überwacht werden.

    Die Informationen sollten der gesamten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und Journalisten können dann diese Neuigkeiten in eigener Verantwortung aufbereiten.
    Sofern dann einige Medien querschießen und Humbug verbreiten, kann jeder Bürger sich sofort über die Originalmeldung via Internet informieren.

    Dies wäre meiner Ansicht nach eine effiziente, demokratische und ökonomisch sinnvolle Regelung. Natürlich sperren sich einige Journalisten dagegen, weil „exklusive“ und eine inhaltlich verdrehte Wiedergabe von Meldungen nicht selten ihre einzige Existenzberechtigung ist.

    Es erscheint mir zu gefährlich und auch ökonomisch ineffizient, eine Nachrichtenagentur wie die dpa in den „profitgierigen“ Händen von Bild & Co zu belassen.
    Der hier besprochene aktuelle Zwischenfall scheint diese Überlegung zu bestätigen.

  39. @Alex Strippe, 39

    Sie meinen also, die dpa muss eine Überschrift stets so formulieren, das z.b. „BILD“ daraus auf keinen Fall eine faktenverdrehende Sensationsüberschrift basteln kann?
    Das scheint mir allerdings etwas zu viel verlangt, um nicht zu sagen, unmöglich!

  40. @ Frank Reichelt

    Man muss es dir BILD dennoch nicht gleich so leicht machen:) Und ausserdem gibt es ja noch andere Medien, die die dpa Meldungen aufgreifen.

    Ich hab’s: wenn die BILD eine Meldung der dpa fast vollständig und unverändert übernimmt, ist das der Index dafür, dass etwas mit der Meldung nicht stimmt.

  41. Feine Bilder von Müllern und Bäckern. Ich sage es mal durch die Bäcker-Blume: Letztendlich werden wir doch alle „verkohlt“. :-)

    Ob Bäcker oder Journalist,
    Ein jeder weiß, was wichtig ist:
    Die „Kruste“ muss schön knusprig sein,
    Dann „beißt“ der Konsument hinein.

  42. Machen wir uns doch nichts vor. Jeder Journalist weiß, dass der Leser bei der Überschrift „Mehr Ebola-Verdachtsfälle“ in erster Linie „mehr Ebola“ wahrnimmt und abspeichert. Und genau deshalb wird eine Überschrift auch genau so formuliert. Ich verstehe, dass das keiner gerne zugibt, aber jeder weiß, dass es so ist.

  43. @alter Jakob #38

    „Dezembergrippe wird zum Anstieg von Ebola-Verdachtsfällen führen“

    Kann man machen, wäre auf jeden Fall eine nicht alarmistische, insofern für Ihren Zweck bessere Überschrift, die dann aber wieder nur einen anderen Teil der Meldung unberücksichtigt lässt. Es ist aber doch unredlich, wenn man im Nachhinein aus den Resultaten einen Vorwurf konstruiert, man hätte in der Überschrift den falschen Teil weggelassen, wenn in der Meldung alle Teile drin stecken. Und das ist im Blogbeitrag der Fall.

    Alles weitere geht dann in die Struktur von Presseagenturen im digitalen Zeitalter und schon fast in Richtung Technikfolgenabschätzung. Das kann und sollte man generell wissenschaftlich beleuchten; man kann es aber nicht als Aufgabe dem Journalisten bei der Presseagentur vor jede Meldung setzen.

    @Alex Strippe #29
    Um im Bild zu bleiben: Es gibt ja Müller, die ihr Mehl direkt mit Zusatzstoffen versetzen, damit die Brote auch bei wenig talentierten Bäckern ausreichend gut gelingen.
    Ein besserer Bäcker wird aber immer noch aus dem nicht versetzten Mehl die besten Brote backen. Es hilft der Qualität also nicht, wenn kein Müller mehr reines Mehl anbietet.

  44. @ Vonfernseher #36: Die dpa als Müller in Ihrem Bäckerbeispiel darzustellen ist falsch. Diese „Bäcker“ kleben nämlich nur noch ein verkaufsförderndes klickviehoptimiertes Etikett auf die bereits verbrannte Brote – um in Ihrem Bild zu bleiben. Das wissen die dpa und F. auch ganz genau, sie lassen die Brote ja absichtlich verbrennen, wie ployphem in seinem Vers auch zurecht anmerkt.

  45. Kann man machen, wäre auf jeden Fall eine nicht alarmistische, insofern für Ihren Zweck bessere Überschrift, die dann aber wieder nur einen anderen Teil der Meldung unberücksichtigt lässt.

    Welchen denn? Dass das die Erwartung der Experten ist? Das krieg ich auch noch reinverwurstet ;)

  46. @alter Jakob
    anderer Teil: dass es eben nicht nur an der Grippewelle liegen muss, sondern dass, wenn der Gipfel im Epizentrum erreicht ist, danach noch einmal die Verdachtsfälle generell steigen werden. Und das wird sich laut Sachverständigen ja schon spürbar auf unser Gesundheitssystem auswirken.

    @SvenR
    Hier geht es aber doch gar nicht um Backlinge und Fabrikbrote mit neuer Verpackung, sondern schon um das, was die Bäcker aus dem eigentlich brauchbaren Mehl gemacht haben.
    Man muss keine Fertigbackwaren mögen. Aber darum ging es hier nie.

  47. Aus der Diskussion gewinne ich den Eindruck, dass einigen Kommentatoren und auch Herrn Rosenkranz die Tragweite der Information des BBK nicht vollstaendig bewusst ist. Eine Zunahme von Ebola-Verdachtsfaellen wird die betroffenen Teile des Gesundheitssystems in Deutschland mit bisher kaum bekannten Herausforderungen konfrontieren und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu nicht unerheblichen Einshcraenkungen der Patientenversorgung in Deutschland fuehren.

    Mal ein Beispiel: Ein Ebola-Helfer entwickelt 2 Wochen nach seiner Rueckkehr Grippesymptome und geht deshalb vorsichtshalber zu seinem Hausarzt. Dieser erkennt auch sofort, dass es sich um einen (uebrigens nach dem Sprachgebrauch des RKI „begruendeten“) Verdachtsfall handelt. Weil er sich selbst nicht fuer ausreichend vorbereitet haelt, schickt er den Mann lieber in die oertliche Klinik. Um Kontakte mit weiteren Menschen zu minimieren, ruft er dafuer den Rettungsdienst. Der Rettungsdienst bringt den Patienten zurnLiegendanfahrt der Klinik, wo der Mann dann direkt in einem separaten Raum isoliert wird. Hiebei handelt es sich um einen selten genutzen Raum am anderen Ende der Notaufnahme. Sodann wird das zustaendige Kompetenzzentrum informiert, um das wietere Vorgehen zu besprechen.

    In diesem Fall, der so durchaus vorstellbar ist, haben sich Patient, Hausarzt, Rettungsdienst und Klinikpersonal trotz guten Willens saemtlich falsch verhalten und so die Notaufnahme der Klinik praktisch lahmgelegt. Sowohl die Praxis, wienauch Rettungswagen und weite Teile der Noraufnahme waeren hier potentiell kontaminiert und waeren daher bis zur Klaerung des Verdachts – was bis zu 12 Stunden dauern kann – zu sperren.

    Richtig waere gewesen, dass der Mann in seiner Wohnung bleibt (oder da, wo er gerade war, als die Symptome auftraten) und sich dort quasi selbst umter Quarantaene gestellt haette. Wollen wir mal hoffen, dass die zukuenftigen Verdachtsfaelle das alles wissen und Praxen und Kliniken meiden.

  48. Das Tmea Ebola wird noch lange in den Schlagzeilen bleiben. Klar, ist die Krankheit sehr ernst zu nehmen, jedoch sollte man sich so verhalten, dass keine Massenpanik entsteht. Was uns im Dezember erwartet werden wir ja schon in wenigen Wochen sehen.

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