Interaktions-Attrappen

Der konkrete Fall ist eine Kleinigkeit, aber ich fürchte, er steht für ein größeres Missverständnis: Klassische Medien glauben, es sei damit getan, den Lesern die Möglichkeit zu geben, unter den Artikeln einen Kommentar zu hinterlassen, und schon sei man in der interaktiven, digitalen, Web2.0-igen Zukunft Gegenwart angekommen.

Nein, liebe „Rheinische Post“, man muss diese Kommentare auch lesen. Und auf sie reagieren. Viel peinlicher als ein blöder Flüchtigkeitsfehler in der Überschrift…

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…ist es nämlich, wenn unter dem Artikel seit über einer Woche zwei Leserkommentare stehen, die die Redaktion auf ihren blöden Flüchtigkeitsfehler hinweisen. Und einer davon auch auf einen traurigen sachlichen Fehler, den man aus der „Bild“-Zeitung abgeschrieben hat. (Sowohl der Chefredakteur der „Rheinischen Post“ als auch der Chef der Online-Redaktion kommen von „Bild“.)

Es ist ein langer Weg. Irgendwann werden die Medien vielleicht begreifen, dass es nicht darum geht, bestimmte Formalien zu erfüllen („Wir müssen eine Kommentarfunktion haben“), sondern die Leser und ihre Reaktionen ernst zu nehmen. Und dass das nicht nur in deren Interesse ist, sondern vor allem im eigenen.

8 Replies to “Interaktions-Attrappen”

  1. Dein Artikel erscheint und prompt ist der Artikel in der Rheinischen Post korrigiert und die Redaktion hat sogar geantwortet.

    Zufall?

  2. tjaha! und in ein paar wochen spiele ich dr. frank huber und belege meine kompetenz dadurch, dass mein blog bei der google-suche nach „interaktions-attrappe“ ganz oben steht!

  3. „Obwohl ihm die Profi-Boxerin beim ersten Kampf im März 2001 die Nase gebrochen hatte, willl der TV-Star es nochmal wissen.“ (Stand: 2.1.2007 – 17:05)

    Vielleicht hätten die Kollegen von der „Rheinischen Post“ auch nochmal den ganzen Artikel lesen sollen. Oder ist nur bei mir die zusätzliche „l“? Oder habe ich die neueste Rechtschreibreform nicht mitbekommen? Bedeutet „willl“ vielleicht etwas noch mehr zu wollen, als wenn man es nur „will“ … ;-)

  4. Tja, das Bild-Phänomen bei der Rheinischen Post war hier ja inzwischen schon öfter Thema – und das lässt sich auch nahtlos mit dem „Möchtegern-Web 2.0“ verbinden: Immer wieder granteln die Leser in den Kommentaren über den Bild-Stil des einstigen Traditionsblattes – offenbar ungehört. Bei diesem Artikel (http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/wissen/502892) ist es besonders peinlich: Da tut sich seit knapp drei Wochen nix, obwohl wir Leser da ordentlich gezetert haben (und auch noch einen sachlichen Fehler aufspürten). Steht zu befürchten, dass das nie einer aus der Redaktion gelesen hat…

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