Was für das ZDF die Nachricht des Tages war


Matthias (links), Norbert (rechts).

Für die Leute vom ZDF gibt es nichts wichtigeres als die Quote. Und so war es für sie vermutlich selbstverständlich, die „heute“-Sendung um 19 Uhr am Mittwoch mit dieser Nachricht zu beginnen:

Matthias Fornoff: Guten Abend liebe Zuschauer, herzlich Willkommen. Am Tag nach dem Wunder von Belo Horizonte spielt König Fußball natürlich auch bei uns eine wichtige Rolle, Norbert.

Norbert König: Ja.

Fornoff: Und — es war ja auch ein Quotenrekord.

König: Ja. Also, nie in der Geschichte des deutschen Fernsehens, muss man einfach mal so sagen, haben mehr Menschen vor dem Bildschirm gesessen und dieselbe Sendung gesehen als gestern Abend. 32,57 Millionen haben Gänsehaut bekommen. Und wir auch, beim 7:1-Spektakel gegen Brasilien.

Muss man einfach mal so sagen. Wofür sonst hat man schließlich eine Nachrichtensendung, wenn man andere nicht gleich am Anfang, noch vor jeder anderen Meldung, an den eigenen Erektionen Erfolgen teilhaben lassen kann.

[via @tagesschauder]

33 Replies to “Was für das ZDF die Nachricht des Tages war”

  1. Naja, warum sollen die vom ZDF besser sein als wir Alle? Das sind ganz normale Menschen. Den eigenen Erfolg Anderen auf’s Butterbrot schmieren ist menschlich. Es ist weder besonders schön noch besonders vorbildlich. Aber deswegen jetzt einen Aufstand machen, halte ich doch für etwas übertrieben. Es gibt andere Dinge in den öffentlichen Medien, die mir weitaus mehr Sorgen machen. Und es gibt in den Reaktionen auf den 7:1 Sieg Dinge/Äusserungen, die mir ebenfalls sehr viel mehr Sorgen machen als dieses Herausstreichen des eigenen Könnens.

  2. Das ist doch eine bemerkenswerte Zahl. Warum sollte man die nicht verkünden? Der Neuigkeitswert von, sagen wir mal, kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten tendiert nach einem halben Jahrhundert ja auch eher gegen Null. Und trotzdem überschlagen sich die Qualitätsmedien mit Qualitätsbeiträgen zu diesem Konflikt.

  3. Ich finde es immer wieder bemerkenswert, dass allein die Erwähnung einer solchen Anekdote hier in den Kommentaren immer wieder als „Aufstand machen“ und ähnliches überbewertet wird.

    Dieser Artikel besteht außer aus dem Zitat nur aus zwei kurzen Absätzen, nicht aus drei vollen Monitorseiten Text.

  4. Wow, eben habe ich erst über den von Herrn Niggemeier verlinkten Tweet noch folgenden vom ZDF gefunden:

    [quote]Wir sind am „dafür bezahlen wir aber GEZ“-Punkt angekommen. Wir nehmen die Beine in die Hand und schließen den Account. Bis morgen. #n8[/quote]

    https://twitter.com/ZDF/status/487008926190534656

    Die Antworten darauf fallen entsprechend aus.

    (Sorry falls Doppelpost, aber mein Kommentar verschwand ins Nirvana, erneut versuchen ergab „haste schon gesagt“, aber kein Kommentar sichtbar, der nur erst noch moderiert werden müsse.)

  5. …es ist ja auch niemand gezwungen, sich über diesen unsäglich dämlichen Stuss zu echauffieren.
    Ob es „Bildblog“ gibt oder nicht, geht dem AS-Verlag u.a. sowas von am Popo vorbei.
    Der Kampf gegen Windmühlenflügel bleibt und die Metapher von wegen Unendlichkeit des Weltraumes und der Vernunftbegabung des Homo Sapiens ist auch schon albern.

  6. Ach last Ihnen doch mal die Freude. Das ist auch bestimmt schöner als die 37. Autobombe oder den 73. Krisengipfel anzumoderieren.
    Nachrichten (heute/tagesschau) haben ohnehin ein emotionales Problem, da sie ein Verhältnis 1:3 positiver vs. negativer Nachrichten aufweisen. Das haben die Privaten verstanden, ganz besonders RTL2.
    ;-)

  7. @ oasenhoheit: Warum sollte es dir besser gehen? irgendwas stimmt mit der Kommentarfunktion bei hier nicht. Aber sind wir nicht alle irgendwie Banane?
    Ich muss auf’s Klo, Zeitung lesen, bevor andere sich da die Anzeigen ‚raustrennen :D

  8. @ekkehard, #9

    Ich vermute mal, dass es mit dem Einbetten von Links zusammenhängt.
    Was ich grad eben sehe:
    Vielleicht hätte ich mir mal unter dem Kommentarfeld, in dem ich gerade schreibe, ansehen sollen, welche Codes hier funktionieren. ;-)
    Bei den Krautreportern hatte ich dasselbe Problem. Hat vielleicht also denselben Grund.

  9. Meine Güte. So eine Nachrichtensendung muss doch nicht stets staatstragend sein. Kritik kann auch inflationär wirken, wenn man sich jeder Kleinigkeit annimmt.

  10. Dem ZDF stinkt Eigenlob nicht. Die Frage bleibt, ob sie außer Quote sonst nichts haben, worauf sie stolz sind. Irgendwas halt, worauf man auch stolz sein kann.

  11. Bemerkenswert war daneben auch, dass die erste Nachricht (anders als bei der Tagesschau) eben nicht der Nahost Konflikt war. Und wieviel Zeit auf die WM verwendet wurde – einschließlich Klatsch ob denn nun Knatsch bei Maxima herrscht, weil sie aus Argentinien stammt. Minutenlang. Das ZDF legt offenbar keinen Wert mehr auf eine seriöse Bestückung seiner Hauptnachrichtensendung. Damit wird sich die Quote bei den Jüngeren auch nicht erhöhen lassen, solange man die Sendung in Dauerkrimis einbettet. Es tut einem fast leid um die wirklich guten Auslandskorrespondenten, die das ZDF noch hat.

  12. Psychologisch ist das gar nicht so dämlich. Die heute-Sendungen haben eine angenehmere Atmosphäre als die Tagesschau. Sie bedrücken einen nicht immer gleich mit den schlimmsten Nachrichten, weshalb man am liebsten wegschalten möchte. Die heute-Leute gießen unser Innenleben mit einer positiven Grundstimmung an, sodass das folgende Bittere und Ernste einen weniger belastet. Außerdem hat man selbst irgendwie mit der Nachricht zu tun (das Wir-Gefühl macht einen ansehnlichen Teil unseres Ichs aus), weshalb man das Gefühl hat wichtig zu sein, und wichtig sein will. Also schaut man schön die Nachrichten. Das sind winzige Motive, die aber viel bewirken können. Soviel sozialpsychologisches Geschick traue ich den Moderatoren zwar nicht zu, aber sofern ihre “Philosophie” dabei hilft, Zuschauer zu halten und zu informieren, dann ist solch ein Anfang nicht schlecht. Die Reihenfolge ändert nichts an der Wichtigkeit der Themen, das Weltgeschehen stört sich keinen Deut daran, wenn Nachrichten nach dem Zufallsprinzip fallen.

  13. Das ZDF ist einfach schon vor langer Zeit genau da angekommen wo es Adenauer seinerzeit hin haben wollte.

    Es stört inzwischen bloß keinen mehr. Dass man dafür Gebühren zahlen soll ist trotzdem ärgerlich.

  14. @Siegfried: „wir Alle“
    .
    wir? Alle?
    Lassen Sie das.
    Ich bin ein Erwachsener und kein Depp.
    Ich habe weder Fernsehen, sehe also kein ZDF und Fußball ist mir ebenfalls zuwider.
    Und ich hoffe, ich bin nicht alleine.

  15. „Es stört inzwischen bloß keinen mehr. Dass man dafür Gebühren zahlen soll ist trotzdem ärgerlich.“
    .
    Soll?
    = MUSS !

  16. Fußball-WM und -EM ist alle zwei Jahre für vier Wochen, der ESC einmal im Jahr für drei Abende… und, als jemand, den beides nicht interessiert, kann ich behaupten: den ESC kann man ignorieren, die Fußball-WM/ -EM nicht…

  17. Hm, ein Allzeit-Quotenrekord nach einem der bemerkenswertesten Spiele der Fußballgeschichte ist offenbar nicht wert, am Anfang vor den Nachrichten erwähnt zu werden? Haben sie denn in den weiteren Nachrichten irgendwas weggelassen, was unbedingt hätte gesagt werden müssen?
    Kann den Vorwurf nicht nachvollziehen, zumal diese Fußballsache hier wohl eher keine offizielle Nachricht war, sondern eine kleine Anmerkung zu Beginn.

    Da könnte man auch anfangen zu stänkern, weil die Nachrichtensprecher am Anfang „Guten Abend“ sagen, obwohl es keiner war.

  18. Ich finde nicht das ein Quoten Rekord eine Nachricht für „heute“ ist. Das ist reine Selbstbeweihräucherung (obwohl man dafür eigentlich nichts geleistet hat.. besonders nicht „heute“)
    Wenn jetzt die ARD beim Finale einen neuen Quoten Rekord aufstellt ist es dann für „heute“ auch eine Nachricht wert? … ich glaube nicht. Oder wenn z.B. das Dschungelcamp einen Rekord aufstellen würde… ;-)
    Das ist einfach keine Nachricht für das ÖR Fernsehen.

  19. Eigentlich doch ganz üblich, dass man erstmal nen bißchen Small-Talk macht, bevor es um die harten Sachen geht…

    Selbstbeweihräucherung kann ich nicht erkennen, da doch jedem und jeder (einschließlich der ZDF-Verantwortlichen) klar ist, dass der Quoten-Rekord nix mit dem Sender zu hat und genauso zustande gekommen wäre, hätte Tele5 das Spiel übertragen.

  20. Die ZDF Redaktion darf sich doch auch mal freuen! Nächstes mal können Sie noch mehr Geld verlangen für die Schaltung von Werbung ;) Unsere GEZ Gebühren reichen ihnen Ja nicht aus! Viellicht können die ja das nächste Schlagerfest auf Bali ausrichten ;)

  21. Ja, äh, toll gemacht ZDF. Die Quote würde ich auch hinbekommen, wenn ich die WM übertrage. (Beziehen die sich auch auf das Spiel oder meinen die ihr heute-dingens in der Halbzeit?)

  22. Ein ZDF-Erfolg wäre diese Quote gewesen, wenn man sich beim Sender ein tolles neues Format ausgedacht hätte, das mal was anderes gewesen wäre als der immer gleiche Wiederaufguss von Irgendwann-mal-erfolgreichem. So aber ist das 7:1 in erster Linie der Erfolg der deutschen Nationalmannschaft und bestimmt nicht der Pappnasen vom ZDF, die in letzter Zeit ja ziemlich viel Bockmist bauen. Selbstüberschätzung läßt grüßen!

  23. #24: „da doch jedem und jeder (einschließlich der ZDF-Verantwortlichen) klar ist, dass der Quoten-Rekord nix mit dem Sender zu hat“ – da habe ich so meine Zweifel. Die Selbstgefälligkeit ist beim ZDF extrem hoch. Kann man in jedem Interview, das sie anderen Medien geben, sehen.

  24. Ich musste gestern laut lachen. Da steht Deutschland in einem WM-Finale. Ein Ereignis, dass es vielleicht alle 10-20 Jahre mal gibt. Im Studio warten Opdenhövel und Experte Scholl, es gibt schließlich einiges zu besprechen nach der ersten Halbzeit. Die Zeit ist knapp, die Halbzeit-Mini-Tagesthemen beendet. Und was macht dieser Beamtensender? Richtig, Dienst nach Vorschrift, und sendet tatsächlich erst noch die üblichen Programmtrailer. Für die Riesenchance von Messi blieb dann natürlich keine Zeit mehr für Scholl und Opdenhövel in der Halbzeitanalyse, die Szene wurde schlicht ignoriert. Es ist einfach unfassbar, wie die ÖR-Sender sich bei dieser WM blamieren!

  25. Der wichtige Punkt ist doch: DAs GEBÜHRENFINANZIERTE Fernsehen sollte gar nicht auf Quoten starren oder diese ständig als Maßstab für ihre Sendungen ansehen – sie tun es aber ständig, was hier wieder überdeutlich gezeigt wird.

    Warum kopiert das ÖR-Fernsehen trotz ihrer staatlich garantierten Finanzierung über die Zwangsabgabe ständig nur das Privatfernsehen? Mit ihrer Finanzierung könnte das ÖR-Fernsehen einen Gegenpol zum Privatfernsehen darstellen und ausschließlich auf Qualität setzen, stattdessen verlieren sie sich doch wieder in Populismus und Quotengier. DAS ist das ärgerliche! Wenn ein privater Sender das als erste Meldung gebracht hätte, wäre das noch einigermaßen nachvollziehbar. Für einen gebührenfinanzierten ÖR-Sender, der eben NICHT auf private Werbegelder und Quoten fixiert sein sollte (und zudem einen staatlichen Bildungsauftrag hat) ist das völlig daneben.

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