ISBN 978-3-8025-1784-6

Falls ich irgendwann einmal ein zweites Listenbuch schreiben sollte, könnte ich darin die Liste aufnehmen: „Zwei Listen aus meinem ersten Listenbuch, die ich schon in meinem Blog veröffentlicht habe.“ Nämlich diese:

6 Sendungen, bei denen sich der Bayerische Rundfunk aus dem ARD-Programm ausblendete

1. Die Sendung der Lysistrata (1960): Der BR hatte gleich zwei Gründe, das Fernsehspiel von Fritz Kortner nach dem klassischen Original nicht zu zeigen: vordergründig eine Szene mit einer relativ nackten Romy Schneider, hintergründig die pazifistische Botschaft. Der BR klagte: „Die Verfechter einer Atomrüstung werden auf eine Weise karikiert, die einfach unfair ist.“

2. Das Bohrloch – oder: Bayern ist nicht Texas (1968): In der Satire auf einen Ölrausch in „Unterdeixelham“ sah der BR eine „Verächtlichmachung bayerischer Lebensart“ und zeigte stattdessen Lottchens Geburtstag.

3. Zoom (1971): Das Jugendmagazin des Südwestfunks behandelte das Thema „Anarchie“ und warnte vor Autoritätshörigkeit und dem Vietnam-Krieg – der BR fand das Magazin selbst „halb-anarchistisch“, erreichte erst eine Verschiebung der Folge – und blendete sich aus, als sie schließlich gezeigt wurde.

4. Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt (1973): Anstelle von Rosa von Praunheims filmischer Aufforderung an die Schwulen, für ihre Rechte zu kämpfen, zeigte der BR sicherheitshalber lieber das finnische Rennfahrer-Drama „Benzin im Blut“.

5. Die Konsequenz (1977): Wolfgang Petersens um Toleranz werbender Film über die Liebe zwischen einem Mann und einem Jugendlichen hatte das Prädikat „wertvoll“ bekommen. Die ARD strahlte ihn trotzdem nur gekürzt aus – doch selbst diese Fassung wollte der BR nicht zeigen, angeblich aus Sorge um die Homosexuellen: Der Film könne bei Heterosexuellen „Vorurteile gegen eine Minderheit“ fördern, und bei „Homophilen“ werde „das Gefühl der Isoliertheit und Ausweglosigkeit noch vergrößert“.

6. Scheibenwischer (1986): Der BR blendete sich im laufenden Programm aus der Folge „Der verstrahlte Großvater“ aus, in der Dieter Hildebrandt nach der Tschernobyl-Katastrophe unter anderem dazu aufforderte, den Papst zu dekontaminieren. Neben dem Papst würden auch die Bundeswehr und die Bundesrepublik insgesamt beleidigt, hieß es. Ein Mitschnitt der Folge, den die Münchner „Abendzeitung“ unters ausgeschlossene Volk brachte, fand reißenden Absatz.

Und diese:

5 Quersummen bekannter Sendungstitel *
1. 6 (24)
2. 3 (21)
3. 8 (4400)
4. 2 (Die Zwei)
5. 12 (90210)

Aber was ich eigentlich sagen wollte: Ich habe zusammen mit Michael Reufsteck (mit dem ich schon „Das Fernsehlexikon“ verfasst habe) ein Buch mit tollem unnützen Fernsehwissen geschrieben, das jetzt auch bei einem Buchhändler Ihres Vertrauens vorrätig sein müsste. Es heißt „Zapp!“, kostet lächerliche 9,95 Euro und wenn Sie es über diesen Link bestellen, verdiene ich sogar doppelt daran.

*) Diese Liste ist gegen den ausdrücklichen Rat von Redaktion und Lektorat ins Buch gekommen.

47 Replies to “ISBN 978-3-8025-1784-6”

  1. Fehlt in der Liste nicht die Lindenstraßen-Episode, als Dr. Flöter (da noch ohne Titel) einen Mann küsst? Wurde die nicht auch vom BR boykottiert? Ach nee, Du magst ja die Lindenstraße nicht…

  2. Könnte noch Hawaii 5 und M*A*S*H 18 anbieten. Hab ich schon 1mal erwähnt, daß ich die DVD-Box zur Nummer 4, also die 2, besitze und täglich mindestens 3 Folgen 5mal sehe und 6-7 Tassen zu wenig im Schrank habe?

  3. „Noch 1 Stück auf Lager.“ – stand da vor, und steht da nach meiner Bestellung. Mal sehen, ob es pünktlich zum Wochenende auf dem Klo plaziert werden kann. Denn das ist ja wohl die perfekte Lektüre dafür (ohne jegliche Abwertung gemeint).

  4. Ich will ja nicht klugscheissern, aber hat sich der Bayerische Rundfunk nicht auch 1982 aus einem „Scheibenwischer“ mit Hildebrandt und Polt (und natürlich Schneeberger) ausgeblendet, in dem es um den „Rhein-Main-Donau-Kanal“ ging?

  5. Apropos Quersumme: Ist die ISBN in der Überschrift korrekt? Müsste es nicht 978-3-8025-1784-6 (ISBN-13-Standard) lauten?

  6. @Gregor Keuschnig: Ich glaube nicht. Die „SZ“ schrieb zwar am 11. April 2008:

    In die Fernsehgeschichte ging auch die Satire-Sendung „Scheibenwischer“ mit Dieter Hildebrandt über den Rhein-Main-Donau-Kanal ein, aus der sich der Bayerische Rundfunk ausblendete.

    Der „Spiegel“ berichtete aber damals ausführlich über die Skandal-Sendung, ohne von einer Ausblendung des BR zu sprechen. Sie kommt in dem Artikel nur als Drohung für die Zukunft vor:

    Wenn die ARD-Satire nicht mehr „gemeinschaftsverträglich“ sei, drohte Intendant Vöth letzten Donnerstag den Kollegen vom Berliner Kanal, müsse sich der Bayern-Sender künftig aus dem „Scheibenwischer“-Programm „ausschalten“.

  7. Sehe ich hier eine Vermischung zwischen gewerblichem und redaktionellem Text, die nicht mit dem Wort „Anzeige“ gekennzeichnet ist?

  8. Ich erinnere mich gut an die wunderbare Sendung zum Rhein-Main-Donau-Kanal (die einzige dieser Scheibenwischer-Sendung, an die ich mich überhaupt erinnere) und an das Gekeife und die Drohungen danach, aber über ein Wegschalten zwischendrin oder davor hab ich hier in Preussen nix gehört, damals.

  9. Ich kapier an der Quersummen-Liste irgendwie alles nicht. Wo liegt da das Erkenntnisinteresse? Wonach ist die geordnet? Und was ist bitte „21“?

  10. Okay…

    Eine Show, die auf RTL „an fünf Tagen hintereinander und dann immer mittwochs und freitags um 20.15 Uhr lief“ und 5 Millionen Quote hatte, ist komplett an mir vorbei gegengen. Wahnsinn.

    Naja, wer weiß. Wahrscheinlich wird es mir in 10 Jahren genauso unglaublich erscheinen, wenn mir einer erzählt, dass es mal ein „Quiz mit Jörg Pilawa“ gegeben haben soll.

  11. @21 (pennylane): Und wer das Buch schon besitzt, weiß, dass der Buchtitel auch noch (mindestens) drei weitere Bedeutungen haben kann, die mit Fernsehen zu tun haben. In dem Sinne: Wer’s schon hat, hat’s gut:-)

  12. @18 und 20: An diese Hans-Meiser-Sendung kann ich mich auch nicht erinnern, aber ich hätte mich notfalls mit der Serie „21 Jump Street“ begnügt, die in Deutschland „Johnny Depp war jung und brauchte das Geld“ hieß oder so ähnlich.

  13. 21 hat mir damals (wahrscheinlich wegen der komplizierten Regeln und damit verbundenen möglichen Strategien) sehr gut gefallen – ohne das aber gelesen zu haben, wäre ich da auch nicht mehr drauf gekommen dass es sie gab, aber beim Fernsehlexikonseintrag fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen.

  14. Super!!! Glückwunsch, Stefan! Da habe ich ja schon ein Weihnachtsgeschenk für meinen Ehemann (ich hoffe, der liest hier nicht gerade mit … :-))

  15. Ich will mal einen homosexuellen Sender sehen, der sich bei der mit einem anderen Sender gemeinsamen Austrahlung eines bayrischen Programms ausblendet. Der Verunglimpfung homosexueller Lebensart wegen.
    Gnarf.

  16. kann einer mir erklären, was „sich ausblenden“ bedeutet? mir fehlt anscheinend hindergrundswissen, um das „ausblenden“ und überhaupt die brisanz des beitrages zu erfassen. also, worum geht es?

  17. Also dass die Lindenstrassen-Folge fehlt, ist m.E. eine schlimme Unterlassungssünde, immerhin ist der Vorfall doch sehr bekannt. Tut mir ja leid, aber spricht für mich nicht für die Qualität des Buchinhalts.

  18. ..sorry, mit amazon hab ich gerade Privatkrieg; werde ich das Buch wohl doch beim Händler um die Ecke ordern.
    Das bedeutet wieder 2 Stunden Diskussionen über Gott und die Welt und gnadenloses Bücher-querschmökern mit spontanem testen vorhandener Spiele, dabei wollte ich doch Wäsche bügeln..

    :))

  19. @29/flaneur: „Sich ausblenden“ = hier: die Fernsehübertragung eines gerade laufenden Beitrags unterbrechen bzw. beenden.

  20. danke erstmal. ich habe nach dem lesen des beitrages und der kommentare angenommen, ausblenden heißt, das sendersymbol im bild auschalten, damit der inhalt der sendung nicht in verbindung gesetzt wird mit dem sender.
    einen laufenden beitrag zu unterbrechen oder zu beenden erscheint mir nicht sinnvoll. die verantwortliche redaktion wird doch wohl vorher wissen, was sie senden, sie wird doch vorher wissen, ob der beitrag oder seine teile im sinne des sender-köpfe ist. wieso etwas ins programm nehmen, es ankündigen und dann kurzfristig oder sogar mitten im laufenden beitrag kippen?

  21. Bei dem Ärzte-Vorfall ’87, wo Farin und Bela es nicht lassen konnten, permanent Witze über den Tags zuvor verstorbenen Uwe Barschel zu machen, hätte der BR doch auch am liebsten ausgeblendet – spätestens als Geschwisterliebe angestimmt wurde. Haben sie aber nicht – stattdessen durfte Praktikant Jauch eine Woche später eine Entschuldigung in den Äther schicken. Das war ein Spaß :o)

  22. offTopic!
    tut mir leid, aber da hier ja gerade das geballte fernsehwissen kommentare verfasst, sehe ich mich genötigt diese eine, mich schon seit jahren quälende frage zu stellen:

    Wann gibt es endlich die MUPPET SHOW auf deutsch zu kaufen?

    Wenn der lexikonschreiber es nicht weiß, wer dann?

  23. „5 Quersummen bekannter Sendungstitel
    4. 2 (Die Zwei)“

    Alleine dafür wird das Buch demnächst angeschafft. Richte das mal Lektorat und Redaktion aus.

  24. @Dennis / 37:
    Ebenfalls Offtopic:

    Das habe ich mich auch gefragt und mittlerweile als reine Notwehrmaßnahme das englische Original gekauft – und bin begeistert. Auf die deutsche Version hoffe ich schon nicht mehr, lasse mich aber gern überraschen.

  25. Buch ist Samstag angekommen. Meinen Mädels vorgelesen. Hab die Zimmertür schließen müssen, damit die Nachbarn durch das laute Lachen gestört werden.

    Sehr gut, Herr Niggemeier und Co.

  26. Schönes Buch, lieber Stefan! Das Papier hat leider Clopapier-Haptik… Außerdem bin ich traurig, dass Du einem anderen Verlag den Vorzug gegeben hast als Westend. Vielleicht reden wir ja mal über ein Nachfolgeprojekt??

  27. Als ich Heute in allen Buchhandlungen (und sogar Kaufhäusern) in der Frankfurter Innenstadt versucht habe dieses Buch zu kaufen, schauten die Verkäufer jeweils traurig auf ihre Monitore um unisono zu verkünden: Egmont Verlag? Nein, da haben wir nichts von.
    Ich kam mir schon vor als würde ich nach Bückware fragen. Sehr merkwürdig.

    Naja, wenigstens bestellen konnte man es.

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