Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Es wäre falsch zu sagen, dass Elton aus dem Fernsehen nicht mehr wegzudenken ist. Er ist ganz einfach wegzudenken; man wüsste nicht einmal, was einem fehlen würde. Er ist nur immer da.
Fast zehn Jahre ist es her, dass Stefan Raab ihn aus dem Lokalfernsehgetto holte und als „Showpraktikant“ bei „TV Total“ verspottete und aufbaute. Im selben Jahr noch bekam Elton seine eigene Show, in der er über Sachen im Internet lachte, „Elton.tv“, selig vergessen wie so vieles danach. Aber so kurzlebig viele der Shows waren, so flüchtig die Auftritte, so egal die Gags – Elton blieb. Man kann das als Zeichen dafür nehmen, wie anspruchslos das Fernsehen und sein Publikum geworden ist, dass dieser Running Gag nun schon so lange läuft und jemand zu einer Art Star wurde, der richtig gut eigentlich nur darin ist, stoffelig durch die Gegend zu stolpern und auszusehen, als ob er hier gar nicht hin gehört. Man kann Elton aber auch als Indiz dafür sehen, dass es selbst im deutschen Privatfernsehen so etwas wie Nachhaltigkeit gibt. (Jedenfalls im Dunstkreis Raabs, für dessen Projekte Elton fast immer gebucht ist – allein die endlose Reihe jährlich ausgetragener Quatschweltmeisterschaften sichert ihm eine beachtliche Bildschirmpräsenz, von der außer Franz Beckenbauer und Renate Künast alle nur träumen können.)
Sein Talent ist die Talentlosigkeit – nicht im Sinne einer alles falsch machenden Witzfigur, sondern als jemand, der nicht anders ist als sein Publikum. Man muss es gesehen haben, wie ihm die Sympathien zufliegen, wenn er vor dem Bundesvision Song Contest die Zuschauer anheizt und wie ein Kind sagt, sie sollen bei ihm ganz besonders jubeln, weil das den Raab immer ärgere. Es ist vermutlich eine Kunst, diesen Job so lange zu machen und immer noch zu wirken, als sei man gerade versehentlich von der Straße auf die Bühne geschlappt. Die Distanz, die mit diesem demonstrativ fehlenden Überengagement verbunden ist, ist hilfreich. So können selbst Sendungsunglücke wie die ProSieben-Show „Die Alm“, die er moderiert hat, der Karriere kaum schaden.
Wo Elton ist, gibt es keine Fallhöhe. Es ist der personifizierte Kindergeburtstag (oder besser: die personifizierte Ferienlager-Party pubertierender Jugendlicher, wenn die Erzieher schlafen). Alles was er will, ist ein bisschen Spaß haben. Das ist nicht viel. Aber wenn es im deutschen Fernsehen nur noch Sendungen gäbe, an denen wenigstens ihre Macher Vergnügen haben, wäre viel gewonnen.
Von kommenden Samstag an moderiert er im ZDF das traditionsreiche und etwas heruntergekommene Kinderquiz „1, 2 oder 3“. Sobald man die Überraschung darüber überwunden hat, erscheint das fast zwingend.