Das „Stern“-Interview als wohldefinierte Methode zur genussreichen Onanie

Dass Leute etwas schaffen, das finden Sie toll, oder?

Ja. Das finde ich toll. Leistung finde ich toll.

Sie sind Kapitalismus pur.

Es ist mir nicht ganz leicht gefallen, mich zu entscheiden, aber ich glaube, das ist dann doch meine Lieblingsstelle. Die Moderatorin Sylvie Meis, bekannt geworden als Sylvie van der Vaart, erzählt dem „Stern“, was sie an ihrer RTL-Show „Let’s Dance“ mag. Dass das „richtiges Entertainment“ sei, „kein Trash“, sondern „tolle Shows, bei denen sich die Leute fragen: ‚Wow, wie schaffen die das?'“ Und die „Stern“-Interviewer halten ihr dann vor: „Sie sind Kapitalismus pur.“

Darauf muss man erst einmal kommen. Aber die „Stern“-Leute sind noch auf ganz viel anderes gekommen. Man erfährt in diesem Interview nicht so wahnsinnig viel über Sylvie Meis. Aber darüber, wie toll die „Stern“-Interviewer Nora Gantenbrink und Stephan Maus sich und ihre Einfälle finden. Sie sind offenkundig ganz besoffen davon.

Frau Meis, Ihre letzte Chance: Steigen Sie aus. Nie wieder Werbung für Zahnzwischenraumreiniger, nie wieder Tanzshows, nie wieder Paparazzi. Züchten Sie Schafe in Neuseeland.

Nein.

Bienen in Südfrankreich.

Nein.

Ein norwegischer Bauer. Echte Liebe. Ein Fjord. Natur gucken, knarrende Holzkojen.

Nein.

Das wahre Leben, das echte.

Nein.

Oder weiter vorne die Frage:

Es gibt drei ungelöste Rätsel in der Bundesrepublik Deutschland: Wer hat Kohl die Spenden überreicht? Wer saß neben Margot Käßmann, als sie angetrunken Auto fuhr? Und was geschah Silvester 2012 bei den van der Vaarts?

Nun könnte man da natürlich mit viel Wohlwollen annehmen, dass es sich um einen Witz oder gar etwas Ironieähnliches handeln könnte. Dagegen spricht allerdings, dass die „Stern“-Leute die Frage, was Silvester 2012 bei den van der Vaarts passierte, ja damit Sylvie van der Vaart tatsächlich stellen. Deren Antwort lautet übrigens:

Das ist etwas, das wir niemals sagen werden. Das braucht kein Mensch zu fragen. Das ist privat.

Diese Antwort könnte nun Leute überraschen, die die Titelseite des „Stern“ gesehen haben und das dortige Versprechen: „SYLVIE VAN DER VAART – So offen hat sie noch nie gesprochen“. Tatsächlich sollte man als Leser immer stutzig werden, wenn Journalisten nicht mit etwas werben, was jemand gesagt hat, sondern bloß damit, dass jemand etwas gesagt hat. (Andererseits ist es natürlich passend, weil die ganze Berichterstattung über die Van-der-Vaart-Sache im Wesentlichen aus „Bild“-Schlagzeilen wie „Jetzt spricht die Mutter!“ zu bestehen schien.)

Jedenfalls hört sich das Offen-Sprechen von Sylvie Meis im „Stern“ konkret so an:

Ich habe nichts Schlechtes über Rafael und Sabia zu sagen. (…)

Bestimmte private Sachen sollen auch privat bleiben. (…)

Ich habe alles dazu gesagt und werde mich nicht mehr wiederholen.

Und so:

Wie viele Berater schrauben am Image von Sylvie Meis?

Ich habe keinen PR-Berater und auch keine PR-Strategie.

In Ihrem Kopf auch nicht? Da ist doch ein PR-Berater? Zwei?

Jetzt schon zwei?

Mindestens. Sie haben eine ganze PR-Firma im Kopf.

Nein.

Sie sind wirklich so?

Ich habe keine PR-Firma im Kopf.

Und so:

Mattel hat eine Barbie nach Ihnen gestaltet. (…) Ist es nicht peinlich, wenn man Barbie-Vorbild ist?

Selbst Angela Merkel hat eine eigene Barbie. Liz Mohn hat eine eigene Barbie. Ganz viele Powerfrauen haben eine Barbie.

Manche Eltern verbieten ihren Töchtern, mit Barbies zu spielen.

Muss jeder selbst wissen.

Verstehen Sie, warum?

Ich werde nicht eingehen auf Barbie-Diskussionen.

(…) Was ist so schlimm an einer Barbie-Diskussion?

Ich stehe nicht für Barbie.

Sind Sie verletzt, wenn man Sie eine Barbie nennt?

Ob Barbie oder eine andere Marke: Ich bin keine Puppe. Ich bin ein Mensch.

Diese beiden letzten Sätze, ihres Kontextes entkleidet, fand der „Stern“ dann spektakulär genug, um damit die ganze Geschichte zu überschreiben.

Nein, Sylvie Meis sagt nicht viel. Muss sie aber auch nicht. Tun ja ihre Interviewer.

Kann es sein, dass sich die Welt in Ihnen täuscht: Man hält Sie für eine nette, hübsche, etwas einfältige Blondine. Dabei sind Sie eine gerissene Spielerin, die im Krieg um Aufmerksamkeit jede Woche eine Schlacht gewinnt und auf diese Weise Millionen verdient.

Und was muss ich darauf antworten?

Ob das zutrifft?

Nein.

Schön, dass wir drüber geredet haben, wobei mich schon interessieren würde, was die Interviewer dachten, was Frau Meis darauf antworten könnte.

Würden Sie manchmal lieber für Frieden und Freiheit kämpfen, statt zu moderieren?

Nein. Möchten Sie lieber für Frieden und Freiheit kämpfen, statt Artikel zu schreiben?

Würden Sie lieber für Arte arbeiten als für RTL?

Nein.

Hier war ich ein bisschen enttäuscht, dass Frau Meis nicht zurückgefragt hat: „Würden Sie lieber für eine richtige Trash-Zeitschrift arbeiten statt bloß für den ‚Stern'“, obwohl die Interviewer darauf vermutlich, wenn sie offen gesprochen hätten wie noch nie, geantwortet hätten: „Nein, wir können uns keinen anderen Arbeitsplatz vorstellen, wo man sich auf seine eigenen Interviews so gut einen runterholen kann.“

In diesem Sinne konfrontieren sie die RTL-Moderatorin dann noch mit einem 25 Jahre alten Enzensberger-Zitat:

Der Dichter Hans Magnus Enzensberger schreibt: „Das Fernsehen wird primär als eine wohldefinierte Methode zur genussreichen Gehirnwäsche eingesetzt; es dient der individuellen Hygiene, der Selbstmeditation. Das Nullmedium ist die einzige universelle und massenhaft verbreitete Form der Psychotherapie.“ Hat er recht?

Und fragen schließlich bündig:

Ist Fernsehen böse?

Sie hat darauf leider nicht geantwortet: „Nicht im Vergleich zum ‚Stern'“, aber immerhin gesagt:

(…) Ich finde es schade, dass man andere Menschen so fertigmacht, nur weil man sich selbst so intelligent findet.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Interviewer gemerkt haben, dass das gegen sie ging.

53 Replies to “Das „Stern“-Interview als wohldefinierte Methode zur genussreichen Onanie”

  1. Den Barbie-Fragenkomplex fand ich toll. Ebenso die Chuzpe, das einfach so stehenzulassen, sich angreifbar zu machen, nichts rauszukürzen als klar wurde: Das führt hier zu nichts. Man kann natürlich einwenden, dass das alles am Ende ein Nullgespräch ist – aber Interviews mit Sylvie von der Vaart sind grundsätzlich Nulljournalismus. Den kann man mit gutem Grund ablehnen – aber doch nicht ausgerechnet mit diesem Beispiel.

  2. Von Stephan Maus stammt übrigens auch das „Handbuch des massiven Unsinns. Fettnäpchen für jeden Tag „.

  3. Ach herrje, ich krieg ja eh schon immer Hautausschlag wenn irgendwo „das echte Leben“, „echte, handgemachte Musik“ und „Holzspielzeug“ oder so als das einzig wahre beschrieben werden. Aber dass nun grade der Stern in einem Interview mit einer TV Moderatorin ihr inneres Manufaktum entdecken finde ich schon extra-bizarr.

  4. Ich habe bisher nicht viel von der Frau gehalten, aber ein solches Interview durchzustehen, ohne Amok zu laufen, lässt mich meine Meinung nun doch überdenken. Ich glaube nur nicht, dass dies so beabsichtigt war.

    Ich sehe mir zehnmal lieber Trash-TV an als so ein dadaistisches Interview lesen zu müssen. Das ist auf hohem Niveau ebenfalls einfach nur verblödend.

  5. Als junger Mann habe ich davon noch nicht so viel Ahnung, aber sollte es nicht die größere Sensation sein, wenn es heißt: „Jetzt spricht die Tochter!“?

  6. Ich bedauere Leute, die einen solchen Blödsinn qua Beruf lesen müssen. Wobei diese Interviewtechnik des latenten Besserwissertums bis hinauf (hinein?) in den (sogenannten) politischen Journalismus hineinstrahlt. Man könnte es auch Slomkaismus nennen. Wenn es den/die vermeintlich Richtigen/Richtige trifft, nennt man das dann investigativ. Im „stern“ ist es nur primitiv.

  7. Es ist eine generelle Unart von Journalisten irgendwelche Philosophen (die mal schnell gegoogelt hat) als Schild zu benutzen vermeintlich dümmere fertig zu machen. Weil die eigene Intelligenz dann eben doch nicht reicht einer Spielerfrau das Wasser zu reichen.
    Zumal es selten passend ist, letztens erst in einem Interview mit Bully Herbig in der SZ.

    Beim stern kam kurze Hoffnung auf mit der Bushidogeschichte. Man dachte: Da recherchiert jemand und legt sich auch mit Menschen an, die eventuell nicht nur zum Anwalt gehen. Aber auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.

    Man kann dann auch verstehen, warum so viele Menschen ihre Interviews lieber autorisieren wollen. Das ganze hier ist doch nichts anderes als Constanze Rick, Frauke Ludowig und diese Frau von Pro7, bei der ich immer dachte, dass wäre eine Klatschreporterinnen-Parodie von Anke Engelke. Immer sich selbst im Bild, hoffentlich fällt etwas Glanz auf einen selbst ab.
    Oder die Filmkritiker, die immer wahnhaft Til Schweiger verreißen, aber natürlich sofort mit ihm aufs Foto wollen.

    Journalisten sind schon eine merkwürdige Art Menschen. Gefangen zwischen Gottkomplex und Arbeitsplatzverlustangst.

  8. Und gleich springt Max Giermann hervor und sagt, dass das ja ein Drehbuch für ne neue Switch-Beckmann-Folge war, die aus Versehen im stern abgedruckt wurde.

  9. Die Frage ist doch nicht: „Wie führe ich ein Interview mit Sylvie Meis?“, sondern „Warum führe ich ein Interview mitr Sylvie Meis?“

    Und das mein ich ohne irgendeinen Überlegenheitsdünkel. Im Gegenteil: Samstags, nach einem langen Tag voller Aktivitäten, sitzen wir ganz gerne mal mit einer Tüte Chips vor dem Fernseher und schauen Sendungen auf RTL, auch, um die Gedanken frei zu bekommen für die erbaulichen philosophischen Runden am Sonntagmorgen.

    ABER: Mich interessieren doch die Menschen dahinter nicht. Das sind Unterhaltungsdienstleister. Ich erwarte von Frau v.d.V. nicht, dass sie mir die Welt erklärt, und auch nicht, dass sie mir ihre Lebenssituation erklärt. Ich könnte mir nichts Uninteressanteres vorstellen.

    Aber schön, wie sie die beiden auskontert, ohne dass die das zu merken scheinen. Wahrscheinlich würden die beiden einfach gerne genauso bekannt sein und genauso viel verdienen. Menschlich, aber man könnte das souveräner überspielen.

  10. > Würden Sie lieber für Arte arbeiten als für RTL?
    >
    > Nein.
    >
    > Hier war ich ein bisschen enttäuscht, dass Frau Meis nicht zurückgefragt hat: »Würden Sie lieber für eine richtige Trash-Zeitschrift arbeiten statt bloß für den ›Stern‹«

    Vielleicht hat sie ja zurückgefragt, nur wurde die Antwort „aus Platzgründen“ auf das wesentliche reduziert.

  11. Wenn die Interviewer das mit der gegen sie gerichteten Spitze kapiert hätten, dann hätten sie die Antwort sicherlich nicht abgedruckt.

  12. Man kann nicht jemanden einladen/interviewen, wenn man ihn eigentlich nicht sprechen lassen möchte bzw. kein Interesse an ihren Aussagen hat . Wenn die Interviewer keinen Bock haben mit Sylvie Meis zu sprechen, dann sollten sie kein Interview mit ihr führen. Das hat Klaudia Brunst in ihrem Buch „Je später der Abend …“ sehr schön dargelegt. In ihren Beispielen (z.B. Jörg Haider bei „Talk in Berlin“) zwar mit Talkshows gezeigt, aber das Ganze ist auch auf Text-Interviews anwendbar.

  13. Jetzt könnte man sich natürlich noch nachwundern, warum Frau Meis es so konsequent nicht schafft, sich und ihr Privatleben (inklusive ihres Nachwuchses) aus den Medien komplett rauszuhalten. Wer Star sein will, muss leiden.

  14. Zitat aus dem Beitrag..
    >….aus »Bild«-Schlagzeilen wie »Jetzt spricht die Mutter!« zu bestehen schien.<
    Nein… leider nicht "schien". Diese unsägliche Geschichte begleitet die gebeutelten Hamburger und Umländer seit der letzten unseligen Sylvesternacht. Und ich befürchte, dass es noch lange nicht vorbei ist. Nicht mal Scheuklappen nutzen etwas, oder den Mann zum Bäcker zu schicken. Überall grinst einer der drei Protagonisten morgens von einer der beiden Hamburger Tageszeitungen – BILD und Hamburger MoPo.Und als würde das nicht reichen, muss man den Quark auch noch im Radio ertragen. Mit dem Stern-Interview ist Hamburg medial ganz unten angekommen. Weiter runter geht es nicht mehr… außer der Spiegel würde einen Leitartikel zum Thema bringen

  15. Ich finde, dass sich der Stern schon dadurch disqualifiziert hat, dass er ein Interview mit Sylvie van der Vaart gemacht hat und dieses auch noch auf der Titelseite zur Ankurbelung des Verkaufes der Zeitschrift anpreist. Dass es ein schlecht geführtes Nonsense-Interview von zwei überheblichen Journalisten ist, die sich für investigativ, bissig und seriös halten, dabei aber nur verbissen, respektlos und unprofessionell sind, macht es noch schlimmer. Fazit: Der Stern ist auch nicht mehr als eine Klatschzeitung und kein seriöses Blatt.

  16. Ich habe keinerlei Meinung von ihrer Person (Promi-Stories sind nicht so meines), aber dass Fr. Meis cool geblieben ist und den Reportern auch noch eines auswischen konnte…sie hat sich nicht in die Falle locken lassen, der beleidigenden Promi-Gerückteküche keinen Raum gelassen, Respekt.

    Mit dem Interview disqualifiziert sich der Stern mal wieder als qualitativ hochwertige Presse. Stern, Spiegel, Focus – aufgeplusterte BILD-Varianten für Leser, die liebend gerne ihren Vorurteilen und ihrem Gesellschaftsneid frönen würden, es sich aber wegen ihrer eigenen Selbstüberschätzung nicht trauen. Dann wird eben ein solches „Magazin“ gekauft. Hübschere Verpackung, gleicher Inhalt.

  17. Ja stimmt, Interviewfragen sind selbstherrlich und unterirdisch.
    Mich erstaunt aber viel mehr, wie Kommentatoren glauben zu wissen, wie der gemeine Stern-, Spiegel-, Focus-, …-Leser so tickt! Chapeau!

  18. @19 Georg Marien:
    Jetzt habe ich Ihren verlinkten Artikel gelesen und bin mir sehr unsicher, ob Sie die Frau G. nicht doch gut finden. In dem Artikel jedenfalls wird ihre Arbeit ja entgegen meiner Erwartung doch sehr anerkennend gewürdigt.

  19. Ich bin beeindruckt – von Frau Meis. Und ich bin in meiner Meinung über den „Qualitätsjournalismus“ der Printmedien bestärkt worden… (wobei man sich natürlich durchaus auf den Standpunkt stellen kann, der Stern sei nie QJ gewesen, was aber dem Selbstverständnis der meisten Printmedien entgegenläuft)

  20. Lieber Herr Niggemeier, fühlt man sich anhand solcher Fragen von sog. Journalisten nicht irgendwie schmutzig, weil man dem gleichem Berufsstand angehört?

  21. #28: Die Frage sollten Sie sich doch auch selbst beantworten können – Ihren eigenen Berufsstand zugrundelegend.

  22. Diese beiden Interviewer, die ich nur sehr ungern „Journalisten“ nennen würde, wollten sich vermutlich an anderen Fragestellern orientieren, die mit ihren provokativen Fragen schon mal den einen oder anderen aus der Reserve locken. Erinnert mit irgendwie an Herrn Lanz, der auch ständig so sein will wie andere, bei dem das aber auch regelmäßig nach hinten los geht. Provozieren will auch gelernt sein!

  23. #30: Ich frage mich ja vor allem, was genau das Ziel einer derartigen Provokation sein soll. Was hat Frau Meis bitte für ein dunkles Geheimnis bzw. was verschweigt sie der Welt, was es wert wäre, dafür eine solche Befragung durchzuführen. Es ist schon abenteuerlich, dass man im Jahr 2013 im Stern Derartiges zu lesen bekommt. Als gäbe es im Jahr der Snowden-Enthüllungen sonst niemanden, dem man journalistisch auf die Füße treten könnte.

  24. Ich frage mich dann aber: was sollte eine Interview-Person die Sylvie denn fragen? Oder einfach ignorieren? Wenn mensch jetzt zu denen gehört, die das, was sie verkauft auch eher kritisch sehen?

  25. @ 25 Christoph: Keine Sorge, ich kann da nicht der Begeisterung der ZEIT anschließen. Und mir wäre auch meine Zeit zu schade für Bücher, deren Inhalt die ZEIT so zusammenfasst:
    „Ihre Protagonisten sieht man sofort vor sich und hört sie reden, die bunttätowierte Martha, die ihrer Freundin Kopien ihres Arsches schickt und es lustig findet, das Wort „Fotzenpimmelbahn“ zu verwenden oder den DJ Karl, der seiner vegetarisch lebenden, liebevollen Freundin Merle zwölf Jahre lang treu ist, sie „Merle-Perle“ nennt und sie dann überraschend verlässt, weil er „ein anderer geworden“ ist.“
    Wer so schreibt, dem ist einfach nicht mehr zu helfen.

  26. Bei dem Humor von Frau Gantenbrink muss man sich ein postfeministisches „Hihihi“ dazudenken, sonst funktioniert das Ganze nicht.

  27. #32 maike: Erst einmal sollte man versuchen, ihr auf Augenhöhe zu begegnen. Damit wäre ja schon viel gewonnen, auch für das Interview.

  28. Ich glaube, beim stern betrachten die so etwas als „Journalismus mit Haltung“. Ich fürchte, nicht nur dort.

  29. Der Fragestil ähnelt Moritz von Uslars 99-Fragen-Stil. 99 Fragen an Sylvie Meis. Vielleicht war dieses Prinzip das Vorbild beim Erstellen des Fragekatalogs hier? Schließlich scheint Uslars „Provokationsstil“ja anerkannt zu sein…

  30. Was lernen wir? STERN-Frager halten das Leistungsprinzip für zumindest anrüchig, glauben das „echte Leben“ in der Natur mit einem Naturburschen und interessieren sich für das Intimleben von Leuten, für die sie sich nicht interessieren. Mit solchen unglücklichen Menschen,, die ihre Verachtung für alle, die anders sie als sie, wie eine Monstranz vor sich hertragen, möchte man kein Gespräch führen.

  31. Über die angeführten Zitate braucht man eigentlich keine Worte mehr verlieren; am unerträglichsten fand ich allerdings den „Epilog“des Artikels, in dem die Autoren sich von Sylvie bescheinigen lassen „Ihr seid ganz schön hart.“
    Diese unerträglich arrogante Selbstbeweihräucherung als Total Tougher Investigativ-Interviewer nach einem derart pseudo-provokanten und gleichzeitig total irrelevanten Gespräch- da bin ich direkt ein bißchen aggro geworden.
    Und das wo mir Sylvie Meis wirklich nicht egaler sein könnte – aber die Art,wie sie mit diesen Fragen umgegangen ist – RESPEKT.

  32. „Wir haben die ganzen schwierigen Fragen gestellt! Wir haben keine Antworten auf die Fragen bekommen, aber wir haben sie gestellt!“

    „Dabei sein“ ist in manchen Branchen halt schon alles was zählt …

  33. Ich war bisher kein Fan von Sylvie Meis, aber jetzt vielleicht schon. Ich war noch nie ein Fan des Stern, und jetzt erst recht nicht.

  34. @38
    an den fragestil von uslars musste ich auch denken – nur dass es bei ihm tatsächlich regelmässig spass machte, die interviews zu lesen.
    es ist nicht in reine selbstbefriedigung ausgeartet.

    im übrigen bin ich einigermaßen überrascht, dass die sylvie echte anzeichen von intelligenz zeigt.
    war so nicht abzusehen. abseits von ihrem üblichen spielfeld [:] kann man sie evtl. doch mal ertragen.

  35. Perfide wie in den hier wiedergegebenen Bildausschnitten die Bilder von Frau van der Vaart immer weggeschnitten wurden, und der bloße Text dasteht, wobei sich Schlagzeilen wie »Ich bin keine Puppe, ich bin ein Mensch« und leere Versprechungen wie »so offen hat sie noch nie gesprochen« erst im Zusammenspiel mit dem Bildmaterial entfalten können. Und dann noch die Idee, sich auf ein Interview mit Frau van der Vaart einen runterzuholen. Ein, wie ich meine, völlig abwegiger Gedanke, auf den nur Stefan Niggemeier kommen konnte. Letztlich aber auch eine Kunst: Ein Interview wie ein Kafka-Roman. Ein Interview über die Unmöglichkeit und Vergeblichkeit des Interviewens. Die Leute wollen Frau van der Vaart sehen. Es braucht als Begleittext ein Interview. Frau van der Vaart ist wegen Themen in den Schlagzeilen, über die man nicht spricht. Äußerst unwahrscheinlich, dass sie den STERN mit exklusiven Details über die Silvesternacht versorgt. Schlimmer noch, Anstand und Würde der Interviewer verbieten es, überhaupt danach zu fragen. Was tun? Man meditiert über das Nichts. Man lässt in der Frage bereits Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit des Fragens anklingen. Man fragt, um keine Antwort zu erhalten. Warum hat der STERN das Interview gewollt? Warum hat sich Frau van der Vaart dazu bereit erklärt? Die Antwort sieht man oben nicht. Die Textpassagen ohne Bilder: So lustig wie ein Fußballspiel, bei dem der Ball wegretuschiert wurde. Frau Meis ist Kapitalismus pur. Die Person ist das Produkt. Das Leben ist Arbeit. Unwissenheit ist Stärke.

    »Kann es sein, dass sich die Welt in Ihnen täuscht: Man hält Sie für eine nette, hübsche, etwas einfältige Blondine. Dabei sind Sie eine gerissene Spielerin, die im Krieg um Aufmerksamkeit jede Woche eine Schlacht gewinnt und auf diese Weise Millionen verdient.

    Und was muss ich darauf antworten?

    Ob das zutrifft?

    Nein.«

    Könnte ich mir immer wieder durchlesen.

  36. @nothing: Das Ziel soll also gewesen sein, eine Luftnummer als Interview zu führen und nebenbei, als eigentliches Produkt, eine Bilderstrecke abzudrucken?
    Ein Interview, das den Anschein erwecken will, äußerst hart und investigativ nachzufragen, und sich das auch bescheinigen lässt, mithin also den Leser für dumm verkaufen will. Wie passt das mit dem Anspruch des Qualitätsjournalismus zusammen?

    Dabei bin ich nichtmal der Meinung, dass ein ernstgemeintes Wochenmagazin auf Boulevard verzichten muss.

  37. @ST: Nein, das Faszinierende an Frau Meis ist, dass sie einerseits durch ihre Interviews das Interesse der Öffentlichkeit an ihrem Privatleben bedient, ihr aber konsequent das Menschliche des persönlichen Dramas vorenthält. Zurück bleibt ein Effekt wie bei Alice im Wunderland, wo nur das Grinsen der Grinsekatze zu sehen ist, die Katze selbst aber verschwindet. Ähnlich in dem Interview oben, wo die Persönlichkeit der Interviewenden alles dominiert, die Interviewte aber nicht vorhanden ist. Im Gegensatz zu ihrem Lächeln. Schneidet man das Lächeln einfach weg, bleibt nichts zurück. Die Interviewenden haben sich bemüht wie zwei Kinder, die versuchen, Barbie zum Weinen zu bringen. Frau Meis ist natürlich keine Puppe. Das Produkt, das der Öffentlichkeit verkauft wird, aber vielleicht doch.

  38. @nothing: Irgendwie kann ich mit ihrer Aussage nicht warm werden. Frau Meis‘ Geschäftsmodell ist doch bekannt, warum also dann so ein Interview? Vielleicht können die Kollegen vom Stern Boulevard nicht so gut?
    Bleibt noch die Feststellung der völlig übertriebenen Fragestellungen, zumindest übertrieben für eine Person wie Frau Meis, wie Sie selbst ja festgestellt haben.

  39. @ST: Schade, ich glaub wir sind uns einig. Sofern es einen Fehler gegeben hat, dann lag der darin, überhaupt ein Interview mit Frau Meis zu führen. Das Interview ist nicht Qualität und nicht Klatsch, sondern nur Quatsch. Ich hab es zwar nicht gelesen, mich aber über das Best of hier prächtig amüsiert. Im Gegensatz zu den STERN-Lesern kann man sich auf niggemeier.de immer ohne schlechtes Gewissen amüsieren, da der Klatsch und Quatsch kritisch aufbereitet wird.

  40. Es ist gleichgültig, ob Sylvie clever oder dümmer ist als Ihre Fragesteller. Das Interviw war boshaft und herzlos. Selbst denen, die die Berichterstattung über Frau Meis zu weit ging, dieseArt von Debatte ist elendiger als der Inhalt der Boulevard-Artikel. Sie funktionieren nur mit Ihrer Bekanntheit, die Fragen sind für den Arsch, der Verweis auf Enzensberger ein nicht gut zu machender Lapsus. Nur Häme, nur Hass. Ekelhaft.

  41. Meine spontane Reaktion war Bewunderung für Frau Meis. Persönlich hätte ich nach den ersten Fragen dem Interview-Team gesagt, … (Selbstzensur).

  42. Ich zitiere mal das Zitierte:

    „Ja. Das finde ich toll. Leistung finde ich toll.“

    „Sie sind Kapitalismus pur.“

    Denken wir mal logisch: Also, Leistung = Kapitalismus. Daraus folgt nach den Gesetzen der Logik: Nichtkapitalismus = Nichtleistung.

    Sprich: Kapitalismus ist ganz, ganz toll, wer gegen den Kaputtalismus ist, is(s)t ein faules Schwein…..

    Naja, so sind die Mainstreammedien, eklig, widerlich, zum Erbrechen…..

  43. Diese Frau ist, wie viele andere, teils abgehalfterte Semi-Promis, einfach nur pathologish Öffentlichkeitssüchtig. Und Wir, das Fernsehen, der Stern und andere Medien (Internet) geben ihr den Stoff den sie braucht. Das einzig entäuschende an der Sache ist das der Herr Medienjournalist Niggemeier sich nun ebenfalls in die Reihe der Dealer stellt. Glückwunsch!

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