Die Frauenzeitschrift „Freundin“ von Burda hat sich eine tolle Art von Gewinnspiel ausgedacht. Sie zeigt ein Foto, und die Leserinnen müssen es in einer Bildergalerie wiederfinden.
Das ist natürlich nicht schwer. Zum Beispiel sucht die „Freundin“ dieses Bild:
Man klickt auf „Los“, und: Hey, da isses schon! Gleich das erste Foto ist das Gesuchte!
Super. Und wo kann ich jetzt meine Daten eingeben, um den Gewinn abzuholen? Ah, unter dem Bild steht:
Bitte bis zum Ende durchklicken – dort steht das Teilnahmeformular!
Was „zum Ende durchklicken“ bedeutet, wird der engagierten „Freundin“-Freundin erst nach und nach klar:
Erst unter dem 27. Bild steht der erlösende Link mit den Worten:
Und natürlich meldet freundin.de jeden Klick der IVW als PageImpression — und später, vermutlich, als Beweis für die Attraktivität des eigenen Angebotes. Mindestens 28 Klicks produziert jede Teilnehmerin am Gewinnspiel durch stupides Weiterklicken. Und das nicht nur bei diesem, sondern vielen nach dem gleichen Prinzip gebauten Angeboten von freundin.de.
Und über jeder Seite steht der „Freundin“-Slogan „Leben Sie Ihr bestes Leben“. Nach ungefähr dem zehnten Klick kam es mir so vor, als stünde unsichtbar dahinter: „Und hören Sie auf, sich von uns verarschen zu lassen“.
Nachtrag, 17. September. Kommentator Frederic P. hat Recht: Bild 1 ist die falsche Lösung, Bild 18 müsste richtig sein. Gesucht ist nämlich nicht das große Bild, das die „Freundin“ zeigt, bevor das eigentliche Spiel beginnt. Gesucht ist das kleine Bild (ganz unten), das die „Freundin“ zeigt, bevor sie das große Bild zeigt, bevor das eigentliche Spiel beginnt. Grrrr.
[Mit Dank an Lukas’ Mama.]
→ Mehr zum Thema im Eintrag „Klickdoping mit 16 Buchstaben“.
lame-o.
Nach jedem der Artikel zu diesem Thema stellt sich mir die gleiche erstaunte Frage:
Wie lange brauchen die Werber eigentlich, bis sie bemerken, dass sie bei sowas genauso verarscht werden, wie ihre Zielgruppe?
Gibt’s eigentlich mal eine Stellungnahme aus der Werbebranche zur Klick-Generierung-auf Teufel-komm-raus?
Wie wärs denn noch mit einem „Schade, das war leider nichts, versuchen Sie es doch noch einmal“ auf dem letzten Bild??
alles richtig, aber wer klickt denn 28 mal? genau das wird in der ganzen diskussion immer ein bisschen unterschlagen. im gegensatz zu bilderpuzzles geht es hier nicht herum, die zeit totzuschlagen, sondern der nutzer hat ja ein ziel: zur seite mit dem gewinn zu kommen.
die toleranzgrenze in einem fall wie oben dürfte doch bei den meisten eher gering sein. was zwangsläufig dazu führt, dass solchen portalen nach und nach die unique user ausgehen und sich damit das problem von selbst löst. oder bin ich da zu optimistisch?
@Stefan: Wußte gar nicht, daß Du Dich mit solchen Themen beschäftigst. Schnell das Feed abonniert!
@Zapp: Dies ist zwar nicht die offizielle Stellungnahme der Werbebranche, aber zumindest gibt es 3 coole Cases:
1 – „Doppelter Rittberger des Click-Journalismus!
Der Click-Ergebnisdruck macht aus Journalisten reine Bildunterschriften-Autoren (oder Schlimmeres). Es muß doch mehr geben als den Click!? 2 besonders entwürdigende Beispiele in Süddeutscher und Welt.“
ralfschwartz.typepad.com/mc/2008/09/clickjournalist.html
2 – „Datenschutz: Tausche ‚Batman Begins‘ gegen Deine Kontodaten!
Maxdome.de, der freundliche Video-Download-Service, erinnert ein wenig an Gert Fröbe, der in Dürrenmatts ‚Versprechen‘ kleine Mädchen mittels ‚Schokoigeln‘ in den Wald lockte. Ein Datenschutz-Bericht in 8 Clicks.“
ralfschwartz.typepad.com/mc/2008/08/maxdome.html
3 – „Die Gier nach dem Click um jeden journalistischen Preis!
Wütende Pendler brennen Busse nieder! Nicht die BILD titelt derart reisserisch, sondern das Leitmedium DER SPIEGEL – der immer mehr zum Leid-Medium wird. Denn ich ahne, daß die Busse nicht hier brennen, sondern in … Südafrika.“
ralfschwartz.typepad.com/mc/2008/08/spiegels-gier.html
In diesem Sinne!
ralf
[…] Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass Klickstrecken mich irgendwie fasziniere. Ich kann Euch aber versichern, dass dem nicht so ist. Heute gibt’s eine neue – diesmal aber nicht von mir, sondern von Stefan Niggemeier. Diesmal auch nicht bei Welt Online, sondern von bei der Freundin unter dem Motto “Leben Sie ihr bestes Leben” – Untertitel: “28 Klicks für Ein Haleluja”. Zum Artikel. […]
Es fehlt hier das wrap-around feature. Dann wäre man mit einem Klick (in der entgegengesetzten Richtung) am Ziel …äh … am … wo nochmal?
Wäre die Klickstrecke eigentlich auch kritikwürdig, wenn das gesuchte Bild nicht die Nummer 1 hätte? (vermutlich müssten dann manche sich mehrfach durchklicken, um sich zu merken, dass es Nr. xy war)
Das Spiel geht ja so: Klicken sie sich durch x-Bilder und sagen sie am Ende welche Nummer das gesuchte Bild hat. Die freundin website weißt sogar GROß und fettgeschrieben darauf hin, dass es so funktioniert.
SPON ist mit dem Henri-Nannen-Schule Wissenstest heute auch wieder gut dabei: 56 Text-Fragen, 56 Antworten, jeweils eine Seite, und dann noch 30 Fotos „wer ist das?“ mit 30 Antworten auf je einer Seite. Macht 172 Klicks. Rekord?
Kann man an dem Gewinnspiel auch teilnehmen, ohne folgende Einverständniserklärung zu akzeptieren: „Ich bin damit einverstanden, dass sie mich per E-Mail, telefonisch oder mobil über interessante Vorteilsangebote der Partner von freundin und des freundin Verlags informieren.“??
Und wir bezahlen diesen
ScheißMurks mit jedem Produkt, für das Werbung gemacht wird. Man kann fast nichts dagegen tun.@SvenR: Du könntest der Schenker-Bewegung beitreten und völlig ohne Geld leben. Wer kein Geld hat, kann auch nicht konsumieren ;)
Falls Du mal bei Niggemeier kommentieren willst oder Klickstrecken durchklicken, dann biete ich Dir mein Notebook an im Austausch für einmal Staubwischen.
Ich sag‘ ja immer, ich bräucht‘ kein Geld, wenn nicht andauernd irgendeiner welches für irgendwas von mir haben wollte…
Es ist übrigens sehr großzügig, für einmal Staubwischen mir einen Notebook zu schenken.
Hoffentlich gewinnt Lukas‘ Mama wenigstens beim Gewinnspiel. :o)
@bby:
Nach den olympischen Spielen gab es bei SpOn „Alle Olympiasieger auf einen Klick“ mit 302 Klicks, im Moment bietet Bild.de „666 Fakten über Sex“ an.
@Johannes:
Eigentlich darf sie nur noch an Gewinnspielen für Reisen teilnehmen. Alles, wo man was gewinnen kann, was dann hinterher rumsteht, hat ihr mein Papa inzwischen verboten.
@Lukas:
Also darf sie nichts mehr gewinnen, *was* dann hinterher rumsteht, sondern nur *wo* man hinterher rumsteht? Na also ob das so’n gravierender Unterschied is’…
Kürzlich versuchte ein Freund mir ernsthaft zu erklären, dass Frauen nur deshalb so viel reden, damit sie nicht immer an das Eine denken – und jetzt auf einmal das hier …
Hey,
das wäre doch was für hier.
Die Seite so programmieren, dass jeder Kommentar angeklickt werden muss und als neuer Seitenaufruf gewertet wird.
Nicht nur dass Herr Niggemeier der wichtigste Deutsche wäre, nein! auch die Klickzahlen würden in an die Poleposition bringen.
;-)
Ich meine mich aber zu erinnern, dass nach dem ersten Klick auch irgendwo 27 Bilder stand. Sie ließen einem also frühzeitig die Chance zu entscheiden, wie blöd man sein möchte bzw. wieviel Zeit man investieren möchte, äh Klicks man spenden möchte …
@Johannes
bei dem Gewinnspiel habe ich dann doch nicht mitgemacht, da habe ich mich nur geärgert, dass ich für blöd verkauft werden soll!
@Lukas und Lukas‘ Mama:
Prima, dann mach ich mit und sacke den (mir bisher unbekannten, weil auf der ersten Seite unerwähnten) Gewinn ein. Harharhar! :-)
die sind SO daneben, das gibts eigentlich nicht mehr.
[…] man, dass auch das Internet nur ein Dorf ist. Folgt man den Links bei Helmschrott, landet man beim bekannten Blog von Stefan Niggemeier. Genau dort habe ich heute eine Fortsetzung des Themas gefunden, die es wirklich in sich hat. Der […]
Müßte ich mal ein Programm für schreiben, das x-Mal ein Klick produziert – keine große Sache eigentlich. Eine kleine Pause zw. den Klicks wird es wohl brauchen.
[…] zwischen Tür und Angel der Verweis auf ein besonders schönes Beispiel von Niggemeier: Eine “Freundin”, die nur das eine will. 28 […]
Ist eigentlich keinem von Euch aufgefallen, dass die Angabe mit dem ersten Bild falsch ist? Die Lösung lautet „Bild 18“ und zwar einfach, weil die Aufgabenstellung nach einem anderen Bildausschnitt fragt. Lirum Larum seis drum – generell hält klicken die Gelenke fit ;o).
Bisher hab ich mich auch schon oft gefragt, wer solche Klickstrecken eigentlich bis zum Schluss durchsteht, ohne dabei zu verstauben. Jetzt, glaube ich, weiss ichs: alle, die von hierher zu FreundinBildSPONetc weitergeschickt werden, und hinterher sagen können, „Tatsache, Stephan – ich habs nachgeklickt, stimmt wirklich…“ BauerSpringerHolzbrink sagen danke für die gut gemeinte Werbung. Vermutlich gabs diese Diskussion schon bis zum Würgen. Aber anscheinend noch nicht durch, das Thema will noch mal zum anderen Ende raus…
Leserbindung geht anders, und das man die nicht mit Klicks misst, wird sich irgendwann auch zu den Opinion Leadern rumsprechen.
Hey,
das wäre doch was für hier.
Die Seite so programmieren, dass jeder Kommentar angeklickt werden muss und als neuer Seitenaufruf gewertet wird.
Nicht nur dass Herr Niggemeier der wichtigste Deutsche wäre, nein! auch die Klickzahlen würden in an die Poleposition bringen. ;-)
Nach Jahren war ich zufällig mal wieder auf der Focus-Homepage – da wird genau das gemacht *argh*! (Ok, ob jeder Klick auch zählt weiß ich nicht, aber wieso sonst sollte man das tun?)
Sorry, etwas unübersichtlich – der erste Teil ist natürlich ein Zitat von Kommentar #18…
Dass die Online-Ableger der Zeitschriften ihre Reichweiten tunen müssen, ist nichts Neues. Auch wenn dies mal wieder ein erneuter Beweis für die Leser-Vera… ist, der hier geliefert wird. In dieser Woche droht aber ein ganz anderer Fall von Bloggerexperiment zu kippen: Burda betreibt seit längerer Zeit das professionelle Blog Lesmads. Laut Burda ist das Projekt, zu dem drei Studentinnen engagiert wurden ein Research and Development-Case: „Burda Research & Development (R&D) gehört zum Verlegerbereich der Hubert Burda Media, in dem auch die Unternehmenskommunikation und das Dachmarkenmarketing gebündelt sind (R&D, Marketing & Communications). R&D entwickelt digitale Medienformate und beinhaltet die Markt- und Medien-Forschung. Der Bereich arbeitet mit internen und externen Partnern in Innovationsprojekten und vernetzt durch Plattformen wie die internationale Konferenz Digital Life Design (DLD). Aktuelle R&D- Projekte sind die Eigenentwicklungen BurdaStyle, HalloHund und LesMads.“
Lesmads hat sich in den vergangenen zwei Jahren eine in der Bloggerlandschaft für deutsche Modeblogs marktdominierende Stellung erarbeitet – was auch darauf zurückzuführen ist, dass das Blog als Zugpferd für den deutschen Ableger von Glam, einem Netzwerk zur gemeinsamen Vermarktung von Bloginhalten, fungiert.
Nun gibt es seit rund einer Woche gehörig Stunk in der Frauen-Blogosphäre, weil eine Bloggerin die Praktiken der kommerziellen Seite aufgeschrieben hat. Stein des Anstoßes war eine Socke, die eine der Profi-Bloggerinnen, die sich selbst zur Elite zählt, trägt. Den Streit kann man hier nachlesen. Auffallend: In zahlreichen anonymen Kommentaren wird der Anklägerin indirekt gedroht.
Auf jeden Fall ist dieses Thema deutlich wichtiger/gravierender als eine der zahlreichen Bildergalerien, die es nunmal auf Seiten wir Freundin.de etc. gibt.