Hajo Schumacher, Herausgeber des „strikt fröhlichkeitsaffinen“ PDF-Medien-Magazins „V.i.S.d.P.“ schreibt in seinem heutigen Editorial über eine vermeintliche Pannenserie im Journalismus:
Fehler allerorten, ob aus Schusseligkeit, Hektik, Schlampigkeit oder Absicht. Kein Zufall. Der Druck von oben aus dem Verlag und seitlich von der Konkurrenz wächst stetig. Die Leistungen zersparter Stäbe halten kaum mehr stand angesichts unerbittlich steigender Erwartungen an Tempo, Perfektion und Exklusivität.
Als ein Beispiel für solch nicht-zufällige Fehler nennt er diesen:
Ein erfahrener freier Medienjournalist gibt als Auftraggeber für das Porträt eines einflussreichen Chefredakteurs die SZ und nicht, wahrheitsgemäß, das SZ-Magazin an.
Angenommen, jemand schrübe ein Porträt eines einflussreichen Chefredakteurs für das „SZ-Magazin“. Warum sollte er wahrheitswidrig die „SZ“ als Auftraggeber nennen?
[a] Aus Zeitmangel? („So spar ich ganze drei Silben, über die ganze Recherche kommen so locker 40 Sekunden zusammen — Zeit, die mir als erfahrener freier Medienjournalist sonst echt fehlen würde.“)
[b] Aus Geldmangel? („Seit ich die drei Silben konsequent weglasse, macht mich auch meine Telefonrechnung nicht mehr so arm.“)
[c] Aus Schusseligkeit? („Mist, schon wieder vergessen, ‚Magazin‘ dazuzusagen. Ruf ich da jetzt nochmal an? Blöd wg. [a] und [b].“)
[d] Wegen des Drucks der Konkurrenz? („Die machen mich fertig vom ‚FAZ-Magazin‘ vom ‚Zeit-Magazin‘ von der ‚Hörzu‘, wenn die erfahren, dass ich was fürs ‚SZ-Magazin‘ schreibe. Ich sag lieber erstmal einfach ‚SZ‘.“)
[e] Aus Kalkül? („Wenn ich den Leuten erzähle, dass ich fürs ‚SZ-Magazin‘ schreibe, reden die bestimmt nicht mit mir. Ich sag lieber, ich schreib für die Zeitung, der das ‚SZ-Magazin‘ freitags immer beiligt, dann plaudern die arglos drauflos.“)
[f] ……… Herr Schumacher?
PS: Ich möchte nicht wissen, wie groß der Zeit-, Konkurrenz-, Rationalisierungs- und Hajodruck in der „V.i.S.d.P.“-Redaktion diese Woche wieder war. Katharina Lukas jedenfalls scheint immer noch Chefredakteurin von „TV direkt“ zu sein und nicht, wie „V.i.S.d.P.“ schreibt, Programmchefin des Kinderkanals Ki.Ka.
Katharina Lukas hat den Platz 12 vom Vormonat (PDF-Seite 5, „Die größten Publikumszeitschriften“) souverän gehalten.
Ups. Und gleich auf Seite eins der V.i.S.d.P ein weiterer Fehler. Christian Langhorst ist nicht zum SWR sondern zum SR gewechsel.
Achso, nur ein W zu viel. Sicherlich eine Folge der Beschleunigungstendenz.
Ja, und Günter Struve schreibt seinen Vornamen ohne „th“ und hat mit den Dritten Programmen nichts zu tun, aber ich wollte jetzt auch nicht zu kleinlich sein.
Und den wichtigsten Fehler habt Ihr alle übersehen, aus pdf kann man gar kein Magazin machen, das geht nur aus Papier.
Und noch ’ne Kleinigkeit, aber die haben ja angefangen: Schlimm genug, dass Silvana Koch-Mehrin jetzt auch Fernsehen macht. Dass sie dann aber – laut V.i.S.d.P. – gleich 14 Tage ununterbrochen auf Sendung geht statt erstmal 14-tägLICH ist wirklich ein starkes Stück.
Der Hajo Sch. gibt auch ein Seminar: http://www.depak.de/seminare/seminar_4.php
Ein Programmpunkt: „Schreiben im Schraubstock oder: Der unromantische Journalistenalltag“. Da kann er seine eigene Redaktion dann als Praxisbeispiel nehmen…
[…] Fehler allerorten, ob aus Schusseligkeit, Hektik, Schlampigkeit oder Absicht. Kein Zufall. Der Druck von oben aus dem Verlag und seitlich von der Konkurrenz wächst stetig. Die Leistungen zersparter Stäbe halten kaum mehr stand angesichts unerbittlich steigender Erwartungen an Tempo, Perfektion und Exklusivität.” (Danke für den Hinweis/Aufhänger an Stefan Niggemeier) […]