Wenn Angela Merkel Kassiererin im Supermarkt wäre

Kunde: Was kosten die Nudeln?

Merkel: Der Preis berechnet sich aus dem Einkaufspreis und der Handelsspanne. Es können auch weitere Überlegungen noch eine Rolle spielen.

Kunde: Und was kosten die Nudeln jetzt?

Merkel: Für die Festsetzung des Preises ist letztendlich die Zentrale in Essen zuständig.

Kunde: Hier klebt kein Preisschild drauf!

Merkel: Dafür ist meine Kollegin verantwortlich. Wir werden über das fehlende Preisschild reden.

Kunde: (ohne Ironie) Ich muss zugeben, Sie wirken kompetent! Ich nehme acht Packungen von den Nudeln.

Es ist gar nicht so leicht, die Methode zu greifen zu bekommen, mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel — wie vergangene Woche in der „Zeit“ zum Abhörskandal — nichts sagt. Jaheira hat es in den Kommentaren mit dieser Parodie geschafft. Danke!

48 Replies to “Wenn Angela Merkel Kassiererin im Supermarkt wäre”

  1. Gerade kam die passende Pressemeldung rein:
    Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
    NSA-Datenüberwachung
    Aufklärung geht weiter

    Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat das Parlamentarische Kontrollgremium des Deutschen
    Bundestages über seine Reise nach Washington unterrichtet. Er hatte dort in der vergangenen Woche
    mit den amerikanischen Partnern über die Tätigkeit der US-Nachrichtendienste gesprochen.

    Nach seinem Besuch im Kontrollgremium sprach sich Friedrich dafür aus, Unternehmen in der EU
    strengere Regeln für die Datenweitergabe aufzuerlegen. Diese sollten verpflichtet werden, es zu
    melden, wenn sie Daten europäischer Bürger an außereuropäische Stellen weiterreichten. Für eine
    solche Ergänzung der geplanten EU-Datenschutzreform werde er sich beim nächsten Treffen der
    europäischen Justiz- und Innenminister stark machen, so Friedrich.
    Das Parlamentarische Kontrollgremium ist für die Kontrolle der Nachrichtendienste des Bundes
    zuständig.
    Bei seinen Gesprächen in Washington hatte Friedrich mehr Transparenz in Geheimdienstfragen
    vereinbart. Er hatte unter anderem mit US-Vizepräsident Joe Biden, Justizminister Eric Holder und
    Lisa Monaco, der Beraterin von Präsident Barack Obama für Terrorismusbekämpfung und Heimatschutz,
    gesprochen. Der Reise Friedrichs waren Expertengespräche mit dem US-Justizministerium und dem
    Nachrichtendienst NSA vorgeschaltet.
    „Das Wichtigste war, dass alle Gesprächspartner hier in den Vereinigten Staaten verstehen, dass es
    in Deutschland und in Europa insgesamt eine hohe Sensibilität beim Thema Schutz der Privatsphäre
    und Schutz der Freiheit gibt“, sagte der Minister am 12. Juli in Washington. Er habe klare
    Antworten bekommen, „dass es keine Vereinbarungen zwischen dem Geheimdienst der NSA und deutschen
    Stellen über die Ausspionierung der jeweils anderen Bürger gibt“.
    Merkel fordert klare Zusage
    Bundeskanzlerin Angela Merkel wertete im ARD-Sommerinterview am 14. Juli die Reise des
    Innenministers als „ersten Schritt“. Es werde nun überprüft, ob die US-Dienste in der Vergangenheit
    auf deutschem Boden deutsches Recht eingehalten hätten.
    „Ich erwarte eine klare Zusage der amerikanischen Regierung für die Zukunft, dass man sich auf
    deutschem Boden an deutsches Recht hält“, so die Bundeskanzlerin. „Wir sind befreundete Partner,
    wir sind in einem Verteidigungsbündnis. Man muss sich aufeinander verlassen können.“
    Berichte zur Datenüberwachung prüfen
    Im Gespräch mit der Südwestpresse sagte Merkel, dass „wir wissen wollen, ob wirklich
    EU-Vertretungen und Botschaften ausspioniert worden sind, und ob alle Berichte zur Datenüberwachung
    durch die NSA in Deutschland zutreffen, was die Betreiber dieser Datenknotenpunkte ja zum Beispiel
    öffentlich bestreiten“.
    „Ich habe sehr klar gesagt, dass es für uns nicht akzeptabel wäre, wenn gegen deutsche Gesetze in
    Deutschland verstoßen worden wäre“, so Friedrich in der ARD. Präsident Obama habe zugesagt, dass
    einzelne operative Maßnahmen offen gelegt würden.
    Laut Auskunft seiner amerikanischen Gesprächspartner seien weltweit 45 Attentate durch Hinweise der
    US-Nachrichtendienste verhindert worden, davon fünf in Deutschland, sagte der Innenminister. Die
    Amerikaner hätten außerdem sehr deutlich gemacht, dass sie über ihre Geheimdienste keine
    Industriespionage betreiben würden.
    Freiheit und Sicherheit in Balance halten
    Die Bundeskanzlerin forderte im Gespräch mit der Zeit, dass Freiheit und Sicherheit immer in
    Balance gehalten werden müssen: „Deshalb muss alles dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit
    gehorchen.“ Bei den immer neuen technischen Möglichkeiten „muss die Balance zwischen dem
    größtmöglichen Freiraum und dem, was der Staat braucht, um seinen Bürgern größtmögliche Sicherheit
    zu geben, immer wieder hergestellt werden“.
    Merkel wies darauf hin, dass diese Abwägung ein fortlaufender Prozess sei: „Die Diskussion darüber,
    was verhältnismäßig ist, müssen wir deshalb ständig führen und gleichzeitig alles tun, um uns vor
    terroristischen Anschlägen bestmöglich zu schützen, was ohne die Möglichkeit einer
    Telekommunikationskontrolle nicht ginge.“
    Terroranschläge verhindern
    Die Bundeskanzlerin wies im Gespräch mit der Südwestpresse auch darauf hin, dass der
    Bundesnachrichtendienst seit Jahrzehnten mit den Nachrichtendiensten der westlichen Partnerländer
    zusammenarbeite – selbstverständlich auch mit Amerika, „was dem Schutz der Menschen in Deutschland
    dient“. Merkel hob hervor, dass „es zum Beispiel Hinweise aus den USA waren, die auf die Spur der
    so genannten Sauerlandgruppe führten und uns damit geholfen haben, Terroranschläge zu verhindern“.

  2. Leider hat sie damit Erfolg, sie wird anscheinend nicht trotzdem sondern deswegen gewaehlt.

    „Marktkonforme Demokratie“ auch in dieser Hinsicht.

  3. Das kann sich Merkel erlauben, weil wir in Zeiten der merkantilen Ironie leben, da zählt Pudding und nicht Kritik, Scheintod und nicht Arbeit.

    Mich wundert nur, dass Sie, Herr Niggemeier, das erst jetzt so wunderbar thematisieren.

  4. Angela Merkels Groesse besteht eben in der unvergleichlichen Unbestimmtheit ihres Denkens, die es ihr ermoeglicht, nie eine Meinung so auszudruecken, dass man sie inhaltlich angreifen kann. Sie ist ein Genie.

  5. So langsam wir die Nummer unerträglich und es stört mich nicht primär das die Daten ausspioniert wurde. Das war jedem der 1 und 1 zusammenzählen kann klar. Mich stört diese Überheblichkeit mit der die, sich selbst so bezeichnende, politische Klasse, meint den Bürger verarschen zu müssen oder zu können. Ich glaube manchmal das siech die Damen und Herren im Kollektiv die Bäuche vor lachen halten!

  6. Ja, da fällt mir nun auch nix,nix u. weiter als nixxxxxx
    mehr ein. Wir müssen alle zur Wahl gehen und die „Richtige“ Partei wählen.
    Herzliche Grüße
    Gaby

  7. Bitte nicht locker lassen! Ihnen gelingt die Balance zwischen Aufklärung , den Finger in die Wunde ohne ihr gegenüber (Leser ) zu verschrecken. Danke dafür!

  8. Es ist erstaunlich das ausgerechnet Volker Pispers, innenpolitisch, und Hagen Rether, weltökonomisch, schon seit Jahren nur noch die Wahrheit vortragen müssen, wir darüber lachen und hinterher doch der Bock zum Gärtner gemacht wird…

  9. Wenn’s beim Drüberziehen nicht richtig piept, ist meine Kassiererin immer ratlos. Dann ruft sie wo an und erhält exakt die Info, die sie braucht. Nicht mehr, nicht weniger. So ist das wohl auch bei Merkel. Und Steinmeier, Schröder, Brandt, Fischer, Kohl, Genscher, Schmidt haben auch regelmäßig mit den Scannern telefoniert. Bei denen piepts wohl! (Weiteren Klamauk erspar ich uns.)

    Schöne Vorlage von Jaheira.

  10. Sehr lustig, sehr richtig. Schade nur, dass dies wieder keinen von den Merkelwählern erreicht, die lesen woanders.
    Und wenn doch: Über Berlusconi hat sich auch ganz Italien schlappgelacht.
    Furchtbar, und kaum einer merkt es.

  11. Bestimmt hätte Frau Merkel in dem Dialog (vermutlich am Ende ihrer ersten Antwort) noch einen Hinweis folgender Art untergebracht:

    Für die Akzeptanz beim Verbraucher ist ein angemessener Preis besonders wichtig.

  12. … ja – und was man nicht vergessen darf, WIR (oder leider momentan noch die Mehrheit der Michel) KAUFEN diese Nudeln (Reis…?) um JEDEN PREIS – Kosten sind doch scheissegal, Hauptsache der ‚Verkäufer‘ scheint „kompetent“.

    Wunderbarer Text – bis zur letzten Zeile auf den Punkt!
    DANKE!

  13. Für die Überwindung der Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Bargeldvorrat des Kunden müssen wir eine gemeinsame Lösung finden!

  14. Herr Niggemeier erweckt den Eindruck, er habe das lustige Dramolett verfasst. Lediglich klein unter dem Text ein zurückhaltend formulierter Verweis auf die Quelle. Bei Twitter u.a. erntet nun Niggemeier den Lohn für den Text.

    Schwach.

  15. @Werner, #29:

    Wo „erweckt Herr Niggemeier den Eindruck“, dass er das selbst geschrieben habe? Und „klein“: Das ist die normale Schriftgröße. Was hätte er tun sollen? In Kursiv und Fettdruck schreiben?

    Die Quelle ist angegeben, mit Link! Was wollen Sie? Und was meinen Sie mit „Lohn“? Sie klingen, als ob jeder Re-Tweet ihm Geld in die Kasse spült.

    Oh, da fällt mir ein, ich muss das unbedingt noch retweeten…

  16. Was noch fehlt ist die internationale Übereinkunft, die erforderlich ist, um die Preisfindung abzuschließen. Also die Unmöglichkeit als Voraussetzung für eine eigene Haltung.

  17. @Thorsten

    Niggemeier hätte in der Überschrift deutlich und groß kenntlich machen müssen, dass er nur zitiert. Dass er es anders gemacht hat, zeigt leider eindeutig, dass er was vom Ruhm für sich abzweigen wollte.

  18. @Werner (#33): Natürlich hätte er den Hinweis auf den Urheber des Dramoletts deutlicher formulieren können, vielleicht hätte er besser „Gastbeitrag von Jaheira“ unter die Überschrift gesetzt, dann hätte es auch jeder flüchtige Querleser sofort gesehen. So muss man doch tatsächlich den einen kurzen Absatz unter dem Dialog tatsächlich halbwegs aufmerksam lesen, um zu merken, dass er den Text aus einem Kommentar übernommen hat.

    Aber von einem Kommentator im eigenen Blog Ruhm abzweigen und (buchstäblich oder im übertragenen Sinne) auf das eigene Konto umlenken sieht wirklich anders aus.

  19. Das beste Merkel Zitat aller Zeiten ist aber dieses: „Wir werden heute alles daran setzen, das Beste zu versuchen“ (das hat sie wirklich gesagt, und zwar am 15.12.2005 in ZDF „heute“ über die Suche nach einem Kompromiss zur europäischen Finanzplanung)

  20. Reicht es nicht, wenn das Zitat als solches durch die übliche Formatierung sofort erkennbar ist und die Quelle genannt und verlinkt ist?
    Was kann Herr Niggemeier für die Dummheit von 140 Zeichen?

  21. dann:
    Merkel (nach Kassenschluss) zur Kollegin:
    Manchmal nerven sie schon, diese Kunden, die in einem 99-Cent-Laden noch persönliche Betreuung brauchen.

    Kollegin:
    War aber ne tolle Vorstellung von dir! Genau wie wir’s im Kommunikationstraining gelernt ham: Immer freundlich und unverbindlich bleiben, und dabei noch den Kunden das Gefühl geben, ernst genommen zu werden und Recht zu haben!
    Aber haste das vom Kollegen Peer gehört? Der wird’s wohl nie kapieren….

    Ersetze: Kunden Medien

  22. In der Brigitte war neulich ein menschelndes Interview mit Merkel. Befragt, ob sie persönlich Frau Leyen oder Frau Schröder aus ihrem Kabinett für begabter hielte, antwortet A. M. sinngemäss, dass sie das nicht könne, „das müssen Sie entscheiden“. That’s why we’re in a crisis.

  23. @29 Werner Für gewöhnlich schreibt man auch in Kommentaren, deswegen, weil man will, das die eigene Meinung gehört wird.

  24. Ich habe mich sehr gefreut, dass mein Posting auf diese Weise herausgestellt wurde und fühle mich angemessen zitiert.

  25. Wenn es ganz eng wird, dann kündigt Merkel eine »Task Force Nudeln« mit dem Fleischer als Vorsitzenden an.

  26. Das ganze ist witzig, aber ich glaube was Angela Merkel meistens macht ähnelt oft stark einer Technik die sich „Rainbow-ruse“ nennt. Kommt eigentlich aus der Schaustellerei, genaugenommen dem Wahrsagen, bzw. „Cold-Reading“. Das sieht in etwa so aus:

    „Sie sind grundsätzlich ein enorm offener Menschen, brauchen aber unbedingt auch auch viel Zeit für sich allein.“

    Die Aussage ist so breit gestrickt, dass sie beim Zuhöhrer des Wahrsagers eigentlich immer als „irgendwie richtig“ ankommt.
    Das kann man nun toll auch mit politischen Positionen machen:
    „Wir brauchen dringendst Mindestlöhne, aber an Stellen wo es nicht sinnvoll ist dürfen wir so etwas auf keinen Fall einführen.“

    Auch das schöne „Eigentlich“hat sie gern:
    „Eigentlich sind wir ganz gut.“
    Das Wort „Eigentlich“ nimmt eine Relativierung vorweg und lässt so die darauf folgende Aussage als realistischer und ehrlicher erscheinen – und zwar umso mehr wenn sie eben nicht vollständig richtig ist. —> Weil man ja schon vorweggenommen hat, dass man etwas nicht ganz richtiges sagt. So ein bißchen wie: „Es könnte sein das ich Lüge, aber auch das könnte ja gelogen sein.“

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