Die Schwulen bringen uns allen den Tod: Die Lust des „Spiegel“ an der Apokalypse durch Aids


Ausriss „Spiegel“ 47/1987

Wenn Hans Halter im „Spiegel“ über Aids schrieb, konnte man die Frustration fast mit Händen greifen: dass die Sprache keine angemessenen Wörter hergibt, den bevorstehenden Horror zu beschreiben, und er auf so läppische Begriffe und Konzepte wie „Apokalypse“ oder „Holocaust“ zurückgreifen muss.

Im November 1987 etwa veröffentlichte er im „Spiegel“ einen Artikel, der mit dem Weltuntergang begann und sich dann langsam steigerte. Er zitierte eingangs die Offenbarung von Johannes:

Und ich sah ein fahles Pferd; und der darauf saß, des Name hieß Tod, und die Hölle folgte ihm nach.

Und endete so:

Wenn der Aids-Erreger wie ein Schnupfen- oder Grippevirus ohne Hautkontakt von Mensch zu Mensch gelangen könnte, wäre es mit uns allen über kurz oder lang vorbei. Nur auf ganz fernen Inseln oder in den Weiten Sibiriens könnten ein paar einsame Menschen überleben. Die Steinzeit käme zurück. Worst case?

Mutter Erde wird sich freuen.

Kein Konjunktiv.

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Hans Halter und die „Spiegel“-Berichterstattung über Aids in den achtziger und neunziger Jahren, sie hätten einen Platz in den Wörterbüchern verdient: unter Panikmache, als schwer je zu übertreffende Referenzgröße. WIR WERDEN ALLE STERBEN, rief das „Nachrichtenmagazin“ der Nation zu, und das nicht nur so als vage Idee, die klassisch mit in der Luft rudernden Armen vorgetragen wird. Halter malte sich und uns im „Spiegel“ ganz konkret das von Schwulen verursachte bevorstehende Ende der Menschheit aus.

Die Aids-Berichterstattung jener Jahre gehört wie die jahrelange Kampagne gegen Flüchtlinge (samt gefälschtem Titelfoto) zu den besonders dunklen Flecken in der Geschichte des „Spiegel“. Diese Vergangenheit holt das Magazin jetzt wieder ein, weil es morgen für seine inzwischen angeblich vorbildliche Berichterstattung über schwules Leben mit der „Kompassnadel“ des Schwulen Netzwerkes NRW ausgezeichnet werden soll.

Ausgerechnet.

Die Deutsche Aids-Hilfe hat bereits vor einem halben Jahr „mit Entsetzen“ auf die Entscheidung reagiert und sich mit deutlichen Worten von der Auszeichnung distanziert: Sie sei ein „Schlag ins Gesicht“ für die „Aids-Veteranen“. Die „unsägliche Berichterstattung des ‚Spiegel‘ zu Zeiten des Höhepunktes der Aids-Krise“ habe den Grundstein für die Stigmatisierung der Menschen mit HIV gelegt. „Betroffene haben bis heute unter den Folgen dieser Skandalisierung zu leiden.“

Nun eskaliert die Sache weiter. Der Sexualwissenschaftler und schwule Aktivist Martin Dannecker, der die „Kompassnadel“ im vergangenen Jahr erhielt, will sie nicht, wie sonst üblich, an den neuen Preisträger überreichen. Er nennt die damaligen Berichte des „Spiegel“ zum Thema Aids „außerordentlich fragwürdig“ und „eine regelrechte antihomosexuelle Kampagne“.

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Man muss es gelesen haben, mit welcher Lust Hans Halter seine „Spiegel“-Berichte über die todbringenden Schwulen parfümierte, wie den vom November 1987:

Der große Blonde ist unvergessen. Dreieinhalb Jahre nach seinem frühen Tod erinnern sich die Stewardessen der „Air Canada“ noch immer voller Wehmut des schönen Kollegen Gaetan Dugas. Er trug die Hemden eng, die Haare lockig. Sein Charme hat jede Crew betört.

Hundertfach hat Gaetan die Welt umrundet, ein Jet-setter aus Beruf und Neigung. Seide kaufte er in Hongkong, das dunkle Tuch bei Harrod’s in London. Gern machte er in der Karibik Station, in San Francisco und Paris. Wenn die fröhliche, swingende „gay community“ ein Fest steigen ließ, war der Franko-Kanadier mit dem sanften Quebec-Akzent dabei. Irgendwo, vermutlich in Paris, hat er sich mit dem Virus infiziert, schon Mitte der siebziger Jahre.

Dem mobilen Junggesellen blieb fast ein Jahrzehnt, um den Todeskeim weiterzugeben. Er starb, 32 Jahre alt, am 30. März 1984 an Bord eines Flugzeugs auf dem Weg zur amerikanischen Westküste. Neben ihm saß sein allerletzter Liebhaber, ein junger Dressman aus Vancouver.

Klingt fast zu schaurig-schön, um wahr zu sein. Ist auch nicht wahr. Dugas starb (31 Jahre alt) im Kreis seiner Familie in Quebec.

Weiter im „Spiegel“:

Gaetan Dugas hat vielen Menschen den Tod gebracht. In medizinischen Fachblättern wurde er noch zu Lebzeiten als der „Aids-Patient Nummer Null“ vorgestellt — als die erste identifizierte Ansteckungsquelle der neuen Seuche. Nummer Null hatte, Jahr für Jahr, rund 250 Intimpartner. Von den ersten 248 US-amerikanischen Homosexuellen, die Aids zum Opfer fielen, haben sich nachweislich 40 bei Dugas oder einem seiner Sexualpartner angesteckt.

Vereinzelte Fälle von Aids-Infektion hat es in den USA wohl schon früher gegeben. So wurde anhand von tiefgefrorenen Blutproben kürzlich festgestellt, daß der 1969 in St. Louis gestorbene, damals 15jährige Robert R. mit HIV-Viren infiziert war. Aber zu einer Epidemie hat sich Aids erst entwickeln können, als Leute wie Gaetan Dugas die Szene betraten.

Bis zu seinem Tod hoch über den Wolken blieb der Todgeweihte ein attraktiver Mann, begehrt als erster Preis. „Ich werde Sex niemals aufgeben“, hat Gaetan Dugas seinen Ärzten erklärt, „denn irgend jemand hat schließlich auch mich angesteckt.“

Dugas‘ Rolle bei der Ausbreitung von Aids war nicht so groß, wie sie damals geschildert wurde. „Aids-Patient Nummer Null“ war er nie; er war in dem Netz sexueller Kontakte, das Wissenschaftler ermittelten, bloß „Patient O“ — der Buchstabe O, nicht die Zahl 0.

Aber Dugas war — nicht nur im „Spiegel“ — der Inbegriff des Teufels: des todbringenden, auf Sex fixierten, hemmungslosen, skrupellosen Schwulen.

Schöne Männer, „den Männern zugetan“, und ihr zügelloser Lebensstil waren schuld daran, dass die „Ausrottung ganzer Nationen“ droht, wie Halter aufgeregt notierte. Die Seuche „wird die Bevölkerungsexplosion beenden und auf allen Kontinenten demographische, ökonomische und kulturelle Umwälzungen bewirken, für die es in der Geschichte kein Beispiel gibt“, zitierte er die schlimmsten Prognosen im eindrucksvollen Indikativ.

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Hoffnung? Gibt es nicht. Es gibt sie nicht. Es gibt keine Hoffnung. Lasst sie alle fahren.

Der riesengroße Zellklumpen Mensch wird mit seinen winzig kleinen Feinden auf keine Weise fertig. Aids ist eine Krankheit zum Tode.

Über die Zahl der HIV-Infizierten gibt es nur Spekulationen. Allein in der Bundesrepublik sind es mindestens 100000. Tendenz: stetig steigend. Ganz vorsichtig geschätzt kommen in Deutschland jeden Tag 100 neue HIV-Infizierte hinzu.

Sie alle werden — bei hundert Prozent Krankheitspenetranz und hundert Prozent Mortalität — weit vor der Zeit sterben.

Die Zahlen, die Halter als Fakten ausgab, waren grandios übertrieben. Im Jahr 2011, also 24 Jahre, nachdem er diese Worte in den „Spiegel“ schreiben durfte, schätzte das Robert-Koch-Institut, dass insgesamt in Deutschland 100.000 Menschen mit HIV infiziert wurden.

Aber Halters Endzeitfantasien kannten keine Grenzen:

Die Pest, der „schwarze Tod“, ließ jeden zweiten überleben. Von Pocken oder Cholera, Tuberkulose und Syphilis sind in den alten Zeiten die meisten Kranken ganz von allein genesen. Wer heutzutage einen Herzinfarkt erleidet oder an Krebs erkrankt, der muß nicht sterben. Nur Aids läßt niemand eine Chance: Bei wem die Krankheit ausbricht, der ist des Todes.

Gegen das „Acquired Immune Deficiency Syndrome“, den erworbenen Mangel an körpereigener Abwehrkraft, gibt es kein Heilmittel. Eine Früherkennung ist nicht möglich, der Verlauf schmerzhaft, das Ende voller Qualen. An Aids sterben junge und schöne Menschen, ein jeder vor seiner Zeit.

Man kann sich ausmalen, was für eine Wirkung solche Texte auf die Betroffenen hatten in jener Zeit.

Die größten Apokalyptiker zitiert Halter als die einzigen Realisten. Einen Münchner Infektionsepidemiologen lässt er sagen:

„Den deutschen Risikogruppen droht der Holocaust.“

Später zitiert er ihn nicht nur mit dem Satz:

„Wenn in den nächsten Jahren kein wissenschaftlicher Durchbruch erzielt wird, werden zur Jahrtausendwende weite Teile von Afrika, und möglicherweise auch von Mittel und Südamerika, weitgehend entvölkert sein.“

Er fügt in der Mitte des Zitats, bezogen auf den möglichen wissenschaftlichen Durchbruch sicherheitshalber auch noch hinzu: „– und dafür gibt es keinen seriösen Hinweis –„.

Und damit auch kein Leser auf die Idee kommt, dass dieser Professor womöglich übertreiben könnte, leitet Halter das Zitat ein mit dem Satz: „Professor Frösner spricht öffentlich aus, was seine Kollegen nur heimlich tuscheln“.

Und fasst sicherheitshalber noch einmal zusammen:

Genozid, Holocaust, die Apokalypse … der Weg in die Aids-Katastrophe ist vorgezeichnet, zumindest für die Dritte Welt.

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Man kann, mit sehr viel Wohlwollen, diese Hysterie mit der Verzweiflung und Empörung des „Spiegel“-Redakteurs erklären, dass niemand etwas gegen die Gefahr tut. Es stimmt ja auch: Wenn die Verantwortlichen auf die Warnungen gehört hätten, wären nicht weit über Tausend Menschen allein in Deutschland über Blutkonserven mit HIV infiziert worden.

Dennoch ist es schwer, in der Aids-Berichterstattung des „Spiegel“ dieser Zeit einen Ausdruck von Verantwortung zu sehen — und nicht von rasender Verantwortungslosigkeit. Dazu trägt die offenkundige Lust bei, mit der Halter die grausamen Mechanismen aufs Gruseligste ausmalt:

Aids scheint immer noch ganz weit weg. Detlef der positive Strichjunge, interessiert nicht. Er steht am Bahnhof, weil er kein Zuhause hat; er nimmt Geld für den ungeschützten Analverkehr weil er ohne Lehrstelle ist, aber schließlich von irgendwas leben muß, er ist Hetero und bringt pro Jahr ein Dutzend Homos um, vorsichtig gerechnet. Niemand hindert ihn daran, keiner gibt ihm eine Alternative für seine letzten Jahre.

Würden wir dem sterbenskranken Jungen eine Kalaschnikow mit 30 Schuß in den Arm legen? Würden wir ihm sagen: „Detlef, du hast jetzt die Lizenz zu töten. Bitte sieh zu, daß du nur jüngere Männer triffst“?

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Schon im ersten Text des „Spiegel“ über die Seuche, die damals noch nicht „Aids“ hieß, fand das Nachrichtenmagazin es eine gute Idee, jemanden zu zitieren, der den Schwulen selbst die Schuld an ihrem Verderben gab:

„Vielleicht ist das die Lustseuche des 20. Jahrhunderts, nur nicht so harmlos“, mutmaßt der Berliner Professor Franz Fehrenbach, ein Bakteriologe. Einen moralischen Merksatz fügt er gleich noch an: „Für die Homosexuellen hat der Herr immer eine Peitsche bereit.“ (…)

Die nächsten Erkrankungen erwarten Experten in den Ballungsräumen der Homosexualität: Athen, Rom, London und Berlin.

Dort hat sich die Hiobsbotschaft von drüben schon herumgesprochen. „Manchen Freunden“, sagt ein Berliner Professor, „sitzt der Schrecken schon in allen Gliedern, in allen.“

Jaha, auch in der Apokalypse hat man beim „Spiegel“ noch Muße für ein lustiges Penis-Wortspiel.

Viele Schilderungen Halters lassen sich als Ausdruck übler Schwulenfeindlichkeit lesen; sie müssen auf die Öffentlichkeit damals auch so gewirkt haben.

Sie trugen Überschriften wie „Ich bin en Tunt, bin kernjesund“ (und berichteten lustigerweise über die Aktivitäten von „Homosexuelle[n] und Lesben“). Sie gaben der Logik der „Lustseuche“, die womöglich eine gerechte Strafe für sündiges Leben ist, breiten Raum:

Dieser Tod kommt nie als Freund. Immer drängt er sich auf obszöne Weise zwischen die Lust und das Leben. Den, der die Liebe besonders geliebt (oder doch Eros und die Handreichungen dazu), nimmt Aids in seine Arme. Deshalb sterben an der Seuche vor allem die homosexuellen Männer. 4690 Aids-Kranke sind in den USA gezählt, 2074 von ihnen schon gestorben.

Wenn erst Kinder an Aids sterben werden, Frischoperierte, Unfallopfer, Krankenhauspatienten ohne jedes Stigma also, spätestens dann wird der Gedanke nicht mehr tragen, der jetzt noch für Ruhe sorgt. Es ist christliches Gedankengut, Leiden, Schmerz und Tod seien die gerechte Strafe für ein liederliches Leben, das angemessene Opfer für all das, was der Kranke mit der Welt und mit sich selbst angestellt hat. Kurzum: Wen Aids heimsucht, der habe es verdient.

Die alttestamentliche Vorstellung von der Krankheit als Strafe Gottes ist so faszinierend, daß ihr auch einige Opfer erliegen. Schon wird unter Homos diskutiert, ob Aids nicht doch ein Zeichen des göttlichen Zorns sei, weil durch die „schwulen Lebensumstände die natürliche Ordnung ins Wanken geraten ist“. Das Stichwort heißt Sittenverfall, genauer: „Promiskuität“. Dort, wo der schnelle Wechsel von Mann zu Mann seine Heimstatt hat, im Klo, steht an der Wand schon die Bitte um Barmherzigkeit: „Domine, cum veneris iudicare, noli me condemnare“ — Herr, wenn du kommst zu richten, verdamme mich nicht.

Dabei prangerte Halter durchaus an, dass die Politik nur deshalb nicht (in seinem Sinne) handele, weil die Seuche nur Menschen betreffe, die der breiten Öffentlichkeit eher egal sind:

Mal angenommen, Aids hätte zuerst die Pfadfinder und die Pfeifenraucher (und nicht Homos, Fixer und Prostituierte) heimgesucht, das Virus griffe Herz und Leber an und sein Vehikel sei der Geldschein — wer zweifelt daran, daß die Seuche nach den Regeln der Infektionsprophylaxe bekämpft würde?

Aber Halter schrieb auch:

Wenn, wie die Wissenschaftler einhellig sagen, Promiskuität wirklich das Vehikel der Seuche Aids ist und die Krankheit sich über kurz oder lang auch unter der heterosexuellen Mehrheit ihre Opfer suchen sollte, dann wird es bald keine homosexuelle Subkultur mehr geben. Keine Bars und Badestuben mehr, keine Klappen, Backrooms und Sauna-Liegewiesen.

Hat kein Verantwortlicher damals in der „Spiegel“-Redaktion das Gefühl gehabt, dass diese Ausrottungsfantasien, die Halter wieder und wieder formulierte, etwas zutiefst Beunruhigendes haben? Ist ihm niemand in den Arm gefallen?

Es war die Zeit, wohlgemerkt, in der es Politiker wie Peter Gauweiler gab, die den Eindruck machten, dass ihnen diese Krankheit durchaus nicht ganz ungelegen kam, als Munition, um gegen die „homosexuelle Subkultur“ vorgehen zu können. „Keine Bars und Badestuben mehr, keine Klappen, Backrooms und Sauna-Liegewiesen“, das war nicht nur bloß die Wirkung der Krankheit, sondern auch ein politisches Programm.

Gauweiler war Halters Verbündeter. Seine Gegner: Die Leute, die Aids durch Aufklärung und Safer Sex bekämpfen wollten. Für Rita Süßmuth hatten seine Artikel nur Häme und Verachtung übrig:

Und Frau Süssmuths Kondome? Die Ministerin behauptet keß, „Kondome sind sicher“, sie seien „die einzige Lebensversicherung gegen Aids“. O heilige Einfalt! Als die Kondom-Kampagne zu Beginn dieses Jahres mit großem Trara losging, konnte man noch hoffen, das sei nur ein Feuerwerk, um die Bürger für das Thema Aids zu interessieren. Weit gefehlt. Der dünne Gummi gilt seinen Fürsprechern ganz im Ernst als verläßlicher, stabiler Schutz. In Wirklichkeit, das weiß nicht nur die „Medical Tribune“, „schützen Kondome miserabel“.

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Der „Spiegel“ war stolz auf seinen Beitrag zur Aids-Hysterie. 1985 nahm er eine Serie über „die großen Seuchen“ ins Heft, nannte sie „Sterben, bevor der Morgen graut“, und schrieb in der Hausmitteilung:

Allein in der Bundesrepublik sind mindestens 100 000 Menschen jetzt schon mit Aids infiziert, weltweit sind es Millionen, und dabei fängt es gerade erst an. Die Infizierten, sagen die Ärzte, seien Tote auf Urlaub. (…)

„Eine Epidemie, die erst beginnt“ lautete die Überschrift des ersten SPIEGEL-Titels über Aids (23/1983).

Er eröffnete die allgemeine Diskussion über die tödliche Abwehrschwäche — und trug dem SPIEGEL massive Kritik von prominenten Homosexuellen („Schwulenhatz“) und einigen Professoren („Panikmache“) ein. Die glaubten damals fest daran, daß die Gefahr nicht vom Virus, sondern von der Berichterstattung über ihn ausgehe.

Eine infame Formulierung, denn natürlich ging die Gefahr von beidem aus. Aber der „Spiegel“ setzte noch einen drunter:

Mancher, der damals schon für sich Konsequenzen zog, entging der tödlichen Infektion. Einige haben sich inzwischen dafür bedankt. Sie leben, anderen graut vor dem Morgen.

Der erwähnte erste Titel, auf den der „Spiegel“ so stolz war, begann mit einem Zitat aus Camus‘ „Pest“ und fragte dann:

Droht eine Pest? Wird Aids wie ein apokalyptischer Reiter auf schwarzem Roß über die Menschheit kommen? Ist eine moderne Seuche in Sicht, die sich zu Tod, Hunger und Krieg gesellen wird, wie einst im Mittelalter?

Oder werden nur die homosexuellen Männer daran glauben müssen? Vielleicht (wie es Bakteriologe Fehrenbach formuliert) weil „der Herr für die Homosexuellen immer eine Peitsche bereit hat“?

Ja, vielleicht? Wenn man dieses Zitat nur oft genug wiederholt?

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1987 sagte Halter voraus: „Zur Jahrtausendwende wird jedwede Untergangsstimmung Konjunktur haben, diese ganz besonders.“

Rückblickend lesen sich die Texte manchmal, weniger wohlwollend interpretiert, als wollte der „Spiegel“ unbedingt sichergehen, bei diesem prognostizierten und selbst herbeigeschriebenem Untergangstrend uneinholbar in Führung zu liegen. Vielleicht waren die „Spiegel“-Leute auch besoffen davon, wie krass geil wirkungsvoll diese Seuche ist — eine Seuche, die quasi ihre Seuche war, über die der „Spiegel“, wie er nicht müde wurde zu betonen, angeblich als erstes in deutscher Sprache berichtet hat, noch vor den Fachmedien.

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Zum fünfzigsten „Spiegel“-Jubiläum 1997 ließ das Nachrichtenmagazin Halter noch einmal all das über Aids schreiben, was er vorher schon geschrieben hatte. Zum dritten Mal durfte er seinen Lieblingssatz zum Besten geben: „HIV trägt nicht die Trompete vor sich her.“

Noch einmal wurde Gaetan Dugas dämonisiert.

Noch einmal durfte er den Infizierten jede Hoffnung nehmen:

Hoffnung gibt es nicht. Nur der Tod heilt Aids. Erst stirbt der Mensch, dann sterben auch die Viren in ihm.

Nocheinmal durfte er seine „Hellsichtigkeit“ in der Berichterstattung rühmen.

Noch einmal durfte er gegen die Promiskuität der Homosexuellen, gegen „Darkrooms, Orte des anonymen Sex und der Infektion“, wettern und gegen Kondome als Mittel im Kampf gegen Aids. Noch einmal warb er für „Untersuchungszwang, Meldepflicht und, als Ultima ratio, Quarantäne“ als Mittel der Seuchenbekämpfung.

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Die Berichterstattung des „Spiegel“ über Aids in den achtziger und neunziger Jahren war durchaus vielstimmig und bestand nicht nur aus Hysterie und frivolen Ausrottungsfantasien. Aber wenig davon wird eine ähnliche Wirkung gehabt haben wie Halters apokalyptische Texte.

Die Deutsche Aids-Hilfe urteilte Anfang dieses Jahres:

Der „SPIEGEL“ befeuerte damit die Forderungen nach einer repressiven Aids-Politik, die ganz in der Manier einer „Bundesseuchenpolizei“ auf die Ausschaltung von möglichen Infektionsquellen gerichtet war. Dadurch wurden übelste Ressentiments gegen schwule Männer befördert.
 
Der Deutschen AIDS-Hilfe will sich nicht erschließen, warum der „SPIEGEL“ ausgerechnet mit dem Akzeptanzpreis eines Schwulenverbandes ausgezeichnet werden soll, zumal eine Entschuldigung oder ein Bedauern der Verantwortlichen bis heute aussteht. Vielmehr wird die Intention des Preises ad absurdum geführt.

Markus Verbeet, der stellvertretende Deutschlandchef des „Spiegel“, der den Preis morgen (von wem auch immer) entgegennehmen wird, sagte in einem Interview auf die Frage, ob der „Spiegel“ diesen Teil der Berichterstattung heute bereut?

Dazu werde ich Stellung nehmen, wenn der Preis in Köln übergeben wird. Dem will ich nicht in einem Interview vorgreifen, bitte haben Sie dafür Verständnis. Seien Sie versichert: Wenn wir Ressentiments verbreitet haben, dann ist das zu kritisieren — und ich werde es kritisieren.

Es wäre an der Zeit.

[Offenlegung: Ich habe von Oktober 2011 bis Mai 2013 für den „Spiegel“ gearbeitet.]

Nachtrag, 6. Juli, 16 Uhr. Marcel Dams ist in seiner Laudatio auf den „Spiegel“ auf die Kontroverse eingegangen:

(…) Die Debatte hat auch gezeigt, dass der Schmerz und das Trauma von damals für viele Schwule, HIV-positive und an Aids Erkrankten keine entfernten Begriffe sind, sondern immer noch zur Gegenwart gehören. Ich weiß nicht, wie es sich damals angefühlt haben mag, dazu bin ich zu jung. Aber wenn ich die alten Artikel lese, dann macht das was mit mir. Es lässt mich verstehen, warum es für einige unerträglich ist, dass ein Magazin ausgezeichnet wird, das damals mit für Diffamierung und Ausgrenzung verantwortlich war. (…)

Ich finde auch, dass es Zeit für eine längst überfällige Entschuldigung ist. Nicht nur hier und heute, sondern am besten auch am Ort des Geschehens – im Blatt. Auch wenn es nicht Sie und ihre heutigen Kollegen direkt waren, das möchte ich ausdrücklich betonen, die diese Artikel geschrieben haben. Dennoch wäre es ein wichtiges Zeichen der Versöhnung. (…)

69 Replies to “Die Schwulen bringen uns allen den Tod: Die Lust des „Spiegel“ an der Apokalypse durch Aids”

  1. Wir sind ungefähr gleich alt, Du und ich. Ich habe damals als Heranwachsender den Spiegel regelmäßig gelesen, kann mich aber weder an Herrn Halter noch diese Endzeitstimmung erinnern. Zu recht, wenn ich das alles lese.

    Woran ich mich erinnere, ist ein allgemeine Unsicherheit ob der „Seuche“ und ein aggressive anti-schwule-Männer-Stimmung. Kein Wunder, wenn das so im Spiegel stand.

    Das ist – wie Du selbst schreibst – 24 Jahre her. Und vor 14 Jahren durfte er nochmal seinen alten Kaffee aufwärmen. Das ist beides schon ganz schön lange her. Herr Halter schreibt heute nicht mehr für den Spiegel, oder? Als heterosexueller Mann denkt man erst mal bei sich „So what?“.

    Nach einem Moment des Innehaltens aber fragt man sich: Was hat der Spiegel denn an vorbildliche[r] Berichterstattung über schwules Leben so gebracht, dass es preiswürdig wird? Seit damals? Gibt es da nur diesen Allgemeinplatz („wir mussten einen benennen, und der Spiegel geht immer, die waren auch noch nicht…“)? Dann bin ich bass erstaunt und teile Deine Empörung!

    Oder gibt es da irgendwelche besonderen Artikel, Rubriken, Serien, Ausgaben oder was auch immer, die sich von dem was mal war in die richtige Richtung fortentwickelt haben? Dann müsste man die doch benennen können.

  2. @SvenR: Ich kann Dir nicht sagen, was genau da den Netzwerkern preiswürdig erscheint, ich habe mit dem Preis nichts zu tun. Ich finde aber die Forderung nachvollziehbar, dass der „Spiegel“ erst einmal seine Geschichte in der Sache aufarbeitet.

  3. An dieser Stelle möchte ich ganz unbedingt die Dokumentation „How to survive a plague“ empfehlen, die dieses Jahr für den Oscar nominiert war und die Entstehung und Arbeit der HIV-Aktivistenbewegung „Act Up“ im New York der 80er schildert. Brillianter Film.

  4. AIDS = „Auflage Inspiriert Den Spiegel“… Und ja, DER ist WIRKLICH eine Seuche.

  5. Ich habe zum Ende deines Artikels die Originalzitate nicht mehr gelesen, weil es unerträglich wurde. Es muss eine ziemliche Qual für dich gewesen sein, die ganzen Spiegel-Pamphlete zu lesen. Daher ein großes Dankeschön für diesen Artikel. Ich hätte das niemals so unaufgeregt und gleichzeitig so nahegehend schreiben können.
    Was mich hier besonders aggressiv macht, dass Leute vom Christentum faseln und gleichzeitig hunderte Leute in den Tod schreiben, weil sie das gesellschaftliche Klima so vergiften. Ist nicht Medienethik Teil der Journalisten-Ausbildung?

    Mir war die Rolle des Spiegels damals gar nicht wirklich bewusst. Dass da bislang keine Aufarbeitung stattgefunden hat, muss eigentlich verhindern, das der Spiegel den Preis bekommt. Und mal das mal so schnell in einer Rede zu kritisieren ist sicherlich keine geeignete Aufbereitung.

  6. Kompliment für einen notwendigen Bericht! Er bringt die ganze Erinnerung zurück an die früheren Verhältnisse beim Spiegel. Früher war er – anders als heute – noch nicht voll etabliert. Aber von Beginn an vermengte er bewusst die Information mit der Meinung. Damit hat der Spiegel ein übles Zeichen gesetzt für die ganze Medienlandschaft bis heute.Heute manipuliert der Spiegel kaum anders als die Bildzeitung, die irrsinniger Weise überall zitiert wird.

  7. 1985 war ich 17 Jahre alt. Ich erinnere mich noch sehr genau, dass ich das Wort „Aids“in jenem Jahr in der Schule erstmals hörte. Unsere Lehrerin hatte uns „Spiegel“-Artikel mitgebracht, die wir lesen sollten. Natürlich war der „Spiegel“ für meine Sowi-/Sozialkunde-/Geschichts-/Erdkunde-Lehrer sowas wie die Bibel. Eine kritiklos zu akzeptierende Instanz. Sie kamen überhaupt nicht auf den Gedanken, dass man „Spiegel“-Texte auch hinterfragen oder gar kritisch sehen könnte. Und ich (deshalb?) auch nicht.
    Wenn ich das mit den von dir genannten Infos in Zusammenhang bringe, mussten wir also damals offenbar diese Serie „Das große Sterben“ lesen. Ich weiß noch sehr genau, dass ich nach der Lektüre zu Tode entsetzt und verängstigt. In meinem Kopf war Aids danach viele Jahre lang lang exakt sowas wie die Pest früherer Jahrhunderte. Mich hat diese „Spiegel“-Serie wirklich sehr geprägt – nämlich verängstigt. Wie demagogisch und wie manipulativ, so eine Hysterie angezettelt und mit diesem Dreck so viele Köpfe vergiftet zu haben. Ich hatte das total vergessen, Danke, dass du daran erinnerst.

  8. Danke für die Aufarbeitung der unseligen Artikel des Spiegels. Für mich waren sie damals erst mal ein Schock. In der Phase der größten Verwirrung und meines inneren Coming Out haben sie dazu beigetragen, mich für einige Zeit in mein Schneckenhaus zurück zu ziehen. Es hat viel Kraft und einiger glücklicher Begegnungen bedurft, um mich von der Angst vor den Horrorgemälden zu befreien und mein Leben neu zu gestalten.

    Heute, im Rückblick aus Anlass Deines Artikels, keimt in mir die längst verdrängte Wut darüber wieder auf. Denn eines haben die Artikel, bewusst oder fahrlässig, neben meinem persönlichen Kampf gegen das Schwulsein bewirkt: Die Stimmung in der Gesellschaft so zu vergiften, dass gerade begonnene Schritte zur Gleichberechtigung auf Jahre verhindert wurden, was heute noch nachwirkt.

    Die Vergabe der „Kompassnadel“ an den Spiegel ist für mich ein Schlag ins Gesicht aller Schwulen.

  9. Der Artikel tut es seinem „Vorbild“ gleich, und ich finde das hier wie dort gleich verwerflich. Er titelt „Die Lust des »Spiegel« an der Apokalypse durch Aids“ und der geneigte Leser muß doch annehmen, daß es hier um ein aktuelles Phänomen geht und nicht um ein Raunen aus längst vergangenen Zeiten. Und dann geht es los mit 1987 und der geneigte Leser geht da schräg drüber und wartet die ganze Zeit, daß es irgenwo mal gegenwärtiger wird, wann denn jetzt der Aufreger kommt (Lust an der Apokalypse ist ja nicht gerade ein kleines Kaliber.). Aber da kommt nix–es geht einzig um das Wirken des Herrn Halter im vorigen Jahrtausend. Schwach.

    Du bringst diese ollen Kamellen–sorry, wir reden über Journalismus, nicht Betroffenheit–in direkten Zusammenhang mit dem Preis und stellst gezielt die Preiswürdigkeit des Spiegel in Frage. Aber auf die in den Kommentaren gestellte Frage nach der Begründung der Jury, ziehst du dich dann plötzlich darauf zurück, mit dem Preis nichts zu tun zu haben. Inwiefern steht denn das einer umfassenden, nach allen Seiten offenen sauberen Recherche offen? Du bereitest hier sehr umfänglich die Einwände der Gegner der Preisverleihung auf, ohne dich aber andererseits für die vermutlich ganz wohlmeinende Absicht der Jury zu interessieren.

    Dein Artikel ist ebenso tendentiös, wie das deinem Ex-Arbeitgeber hier wie andernorts, zu anderen Themen vorgeworfen wird. Und wie sich die Methodik gleicht! Zunächst akribische, detailreiche Fakten-Aufbereitung, die im geneigten Leser das gute Gefühl weckt, hier richtig umfassend und „objektiv“ informiert zu werden. Dann die Volte ins Subjektive, der der so eingelullte Leser dann auf den Leim geht. Sicher konnte auch der verlinkte Flüchtlingsartikel mit reichlich Fakten und Zitaten aufwarten, oder?

  10. @Hendrik: In einem Punkt gebe ich Dir Recht: Ich hätte die Begründung für den Preis verlinken sollen. (Jetzt nachgeholt.)

    Die Frage, wofür genau der „Spiegel“ und „Spiegel Online“ da jetzt ausgezeichnet werden, bleibt aber nach dem Lesen für mich genau so rätselhaft wie offenbar für Martin Dannecker.

    Im Übrigen: Richtig, dieser Blog-Eintrag ist nicht objektiv. Er sagt aber auch nicht ganzen Kulturen und Menschengruppen voraus, dass sie sterben werden, und macht nicht einzelne Schwule sowie das angeblich typisch schwule Verhalten insgesamt dafür verantwortlich, dass die Menschheit ausgerottet wird. Insofern ist der Vergleich dieses Textes mit der Berichterstattung des „Spiegel“ sehr abwegig.

  11. Ich habe außerdem, um es klarer zu machen, die im folgenden fett geschriebenen Wörter hinzugefügt:

    „Hans Halter und die „Spiegel“-Berichterstattung über Aids in den achtziger und neunziger Jahren …“

    „… weil es morgen für seine inzwischen angeblich vorbildliche Berichterstattung über schwules Leben hinzugefügt.“

    Damit sollte klar sein, dass sich meine Kritik ausschließlich auf die „Spiegel“-Berichterstattung damals bezieht und der Preis auf die von heute.

  12. Ich glaube, das ist bisher mein Lieblingsartikel von Ihnen. Zeitgeschichte, sehr lebendig gemacht. Ich denke, das lässt sich später, wenn ich mein Studium beendet habe, ausgezeichnet als Unterrichtsmaterial verwenden.

    Als vor ein paar Jahren auf RTL „Die 80er-Show“ lief, war natürlich auch AIDS ein Thema. Damals wurde Jeanette Biedermann gefragt, wie ihre Generation (sie ist Jahrgang 80, 5 Jahre älter als ich) heute zu AIDS steht. Mit ziemlich dümmlichen Grinsen meinte sie damals, dass wir damit ja aufgewachsen seien und das einfach „normal“ wäre.
    So flapsig ich ihre Antwort fand, so hat sie doch Recht. Wir 80er-Jahre-Kinder, die in den Neunzigern großgeworden sind, haben von dieser Panikmache nicht viel mitbekommen, dazu waren wir zu klein. AIDS war nichts neues, als wir alt genug wurden, um uns damit zu beschäftigen – es war halt schon immer da. Und, so schlimm die Krankheit auch ist: Sie hat ihren dämonischen Schrecken verloren.

    Und auch wenn meine Bio-Lehrerin uns in der 9. und 10. Klasse, also 2000 oder 2001, noch beschwor, dass man selbst durch Händeschütteln mit einem Betroffenen sich mit HIV infizieren kann (-.- dagegen habe ich leidenschaftlich protestiert, auch wenn die Frau dreimal älter war als ich), lesen sich die Zitate in Ihrem Artikel für mich wirklich wie Nachrichten aus einem bösen Paralleluniversum. Dabei ist das erst wenige Jahre her.

    Ich finde es unheimlich wichtig, sich daran zu erinnern, zu welchen Panikreaktionen es kommen kann, wenn der Mensch einfach nur Angst hat und etwas nicht versteht. In diesem Fall mussten als Sündenböcke homosexuelle Männer herhalten. Morgen könnten Sie oder ich betroffen sein, warum auch immer.

    Solche Mechanismen müssen aufgezeigt und gebrochen werden. Daher nochmal: Danke für diesen Artikel!

  13. Es ist eine besondere Ironie, dass gerade Martin Dannecker, der noch in den 80er-Jahren besagte Spiegel-Berichterstattung in einem offenen Brief anprangerte, diesen Preis verleihen soll.

  14. Tina, was kosten die Condome…

    Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich durch „Boston Public“ gelernt habe, dass Oralverkehr auch Geschlechtskrankheiten übertragen kann. Da war ich glaube ich 23.

    So viel zum Thema sexuelle Aufklärung am Gymnasium in den 80ern und 90ern.

    Es ist schon ziemlich krass wie sehr sich die christlichen „Werte“ in unserer Gesellschaft immer wieder durchsetzen wenn es um solcherlei Themen geht. Immer sind Minderheiten schuld und die Bibelzitate sind sofort bei der Hand.

    Ich bin dann kurz danach aus der Kirche ausgetreten und habe dabei erst festgestellt, dass wir ja im Prinzip in einem Gottesstaat leben – ich mein wenn man zum Landgericht muss um auszutreten… bei mir ging es ganz einfach, zwei Jahre später bei meinem Bruder hatten sie schon eine nette Dame installiert die ihm noch einmal ins Gewissen redete.

    Artikel wie der hier bestärken dann in der Entscheidung.

    Von daher – meiner Ansicht nach ist der Spiegel Werkzeug gewesen. Darüber sollte man sich mal Gedanken machen in Hamburg.

  15. Die Vorstellung, dass die, die den Virus haben, schon auch irgendwie selber Schuld sind, hat sich ja bis heute gehalten – auch in der Schwulen-Community.
    Die, die es womöglich ohne Gummi in Darkrooms treiben, werden von denen, die um Anerkennung kämpfen, um eheähnliche Partnerschaft plus Kind, nicht sonderlich gemocht.
    (Vielleicht liegt es am Virus selbst, oder an der (damaligen) Berichterstattung: die Schwulenszene ist da nicht sonderlich solidarisch.)

    Vor diesem Hintergrund kann ich auch die Preisverleihung nachvollziehen, denn der Spiegel hat den Kampf um Gleichberechtigung wohlwollend begleitet. Und in der Ablehnung sorgloser Sexkontakte sind sich viele Schwule von heute mit dem Spiegel von damals einig.

  16. Klar, wer sich heute Aids einfängt, ist im Prinzip selbst schuld. Jeder sollte inzwischen wissen, wie die Krankheit übertragen und die Ansteckung verhindert werden kann.
    In Bezug auf sorglose Sexkontakte hat der Spiegel auch Recht gehabt. Aber leider sind damals so feine Unterschiede nicht gemacht worden, gerade weil so wenig bekannt war. Und scheinbar hat sich da bis heute nichts geändert, wenn man sich die Falschmeldungen und Mutmaßungen der ersten Stunden ansieht.

    Schon merkwürdig, dass da keine größer angelegte Korrektur kommt, z.B. so ähnlich wie beim Guardian. ich glaube, die erste deutsche Zeitung, die sich selbst kritisieren und korrigieren kann, hätte mittelfristig einen unschätzbaren Wettbewerbsvorteil.

  17. …also gemeint sind die Falschmeldungen in den ersten Stunden eines Ereignisses, z.B. der Anschlag beim Boston Marathon.

  18. @6: Der Spiegel war Mitte der 80er Jahre nicht auf die gleiche Weise etabliert wie heute? Zugegeben, das ist eine Zeit, an die ich keine Erinnerung habe (Jg. 1979), aber das war über 20 Jahre nach der Spiegel-Affäre, die das Image als „DAS Nachrichtenmagazin“ geprägt hat; wann genau soll der Spiegel in der Zwischenzeit noch einflussreicher geworden sein?

  19. Ich habe für einen Film über Aids vor 2 Jahren mit Hans Halter gesprochen, ein Interview vor der Kamera hat er abgelehnt. Seine Berichterstattung bereut er nicht, hält sie noch immer für richtig. Dem Spiegel fühlt er sich noch immer verbunden.

  20. Hamburg – Mitte der 80er Jahre
    „In Berlin sterben sie wie die Fliegen“ so wurde in denKneipen gewispert und geredet….
    Und dann brach es wie eine Welle über uns herein. Auch in Hamburg starben sie (die Schwulen) wie die Fliegen. Ich habe gegen Ende des Jahrzehnts in 5 Monaten 3 Freunde zu Grabe tragen müssen. Wann und wo sie sich hätten infizieren können wussten wir nicht.Wir wussten nur, dass sie von der „Gesellschaft“ wie Dreck behandelt wurden. Im UKE wurden diese Patienten in eine Baracke am Ende des Geländes versteckt, das Personal bestand aus Freiwilligen. Selbst die Ärzte in Hamburg hatten keine große Ahnung, AZT war das einzige Mittel, das Virus in Schach zu halten.
    Ein Kollege erzählte dumme Witzchen und ich handelte mir einen Vermerk in der Personalakte ein, weil ich ihn im Großraumbüro angeschrieen habe.
    Wir wussten nicht wirklich, wie die Infektion weitergegeben wurde. Internet gab es noch nicht und die einzige Informationsquelle waren die Medien.
    Halter und seine journalistischen Kollegen haben genau die Vorurteile manifestiert, die schon in der braven heterosexuellen Bevölkerung vorherrschte – es sind Schwule, selber schuld.
    Viele von uns haben dann einfach den Kopf in den Sand gesteckt (ich auch). Wir sind nicht massenweise zu den Tests gerannt. Ich wurde erst zwangsweise bei meiner ersten Schwangerschaft 1989 getestet. Da waren die Ärzte und Krankenkassen schon weiter als die meisten Menschen in meiner Umgebung.
    Ich bin gespannt, ob sich der Spiegel eindeutig von der damaligen Berichterstattung distanziert, wahrscheinlich eher nicht.

  21. „Diese desaströse Berichterstattung über HIVAIDS während der frühen 80er Jahre, einer Berichterstattung deren Wortwahl sich in die Köpfe – in das Bewußtsein einer ganzen Gesellschaft eingebrannt hat, mit dem Ergebnis das „Wir“ Menschen mit HIV heute mit dem Ergebnis = Diskriminierung, Stigmatisierung und teilweise Kriminalisierung in unserem Alltag immer wieder konfrontiert werden, das die Bemühungen um Aufklärung – auch in die Hirne mancher Journaille hat sich dieser Tenor eingebrannt – konterkariert. Bis heute hat sich der Spiegel nicht für seine damalige Haltung – Wortwahl entschuldigt. Das wäre das Mindeste. So dumm können Chefredakteure von Heute nicht sein das sie nicht wüßten was ihre Vorgänger zu der damaligen Zeit für einen Schaden angerichtet haben, das sie durch ihre Haltung – ihre Ausdrucksweise den Grundstein zu Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit HIV gelegt bzw mit dazu beigetragen haben.“

    Es ist eine Tatsache das heute noch lebende Menschen mit HIV durch diese Art der damaligen Berichterstattung traumatisiert sind.

    Man muß sich nur bei den div AH´s informieren wie viele Menschen die HIV + sind von MitarbeiternInnen des betreuten Wohnens heute betreut werden, wieviele Menschen mit HIV die diese Zeit er-überlebt haben an den psychischen Auswirkungen von HIV gerade im Kontext zu dieser Berichterstattung leiden . . . .

    Es sind die Schwächsten die sich nicht wehren können. Diejenigen die sich zu wehren wissen und den Mut und die Stärke aufgebracht haben Ihre Wunden anzuschauen . . . die kommen damit heute klar.

    Erst wenn der letzte alte Sack, der sich noch daran erinnern kann welche Haltung in den 8oer Jahren der Spiegel zum Asudruck brachte gestorben ist – wenn das wie es leider in der Natur des Menschen liegt vergessen wurde, gestorben ist, dann ist es egal wer warum einen Preis verliehen bekommt .

    Verzeihen ist eine Sache aber nicht vergessen oder mal so kurz wegrationalsieren.

    alivenkickn, mittlerweile ein alter, überlebender Sack . . . ;)

  22. […] Die Schwu­len brin­gen uns allen den Tod: Die Lust des “Spie­gel” an der Apo­ka­lypse durch… – Den­noch ist es schwer, in der Aids-Berichterstattung des »Spie­gel« die­ser Zeit einen Aus­druck von Ver­ant­wor­tung zu sehen — und nicht von rasen­der Ver­ant­wor­tungs­lo­sig­keit. Dazu trägt die offen­kun­dige Lust bei, mit der Hal­ter die grau­sa­men Mecha­nis­men aufs Gru­se­ligste ausmalt […]

  23. Ich bin knapp 60 Jahre. ‚HANS HALTER‘ und ‚DER SPIEGEL‘ – waren für mich immer Synonyme. Die Berichterstattung hat mich damals als Schwuler schockiert, dass mir als einzige Konsequenz blieb, den Spiegel nicht mehr zu kaufen. Bislang habe ich mich daran gehalten. Ich hatte begriffen, dass es auch eine ‚linke‘ Homophobie gibt. Peter Gauweiler (CSU) und ‚DER SPIEGEL‘ saßen gemeinsam in einem Boot um Zwangsmassnahmen gegen uns Schwule Männer (neu) zu erfinden, die mich an die NS-Diktatur erinnerten, die ich selber nicht mit erlebt habe.

    Dass Rita Süssmuth als Gegenspielerin von Peter Gauweiler, letztlich Ihre Konzepte nicht aus der Hand gab und diesen Kampf ‚gewonnen‘ hat, wundert mich bis heute. Allerdings, Helmut Kohl, damals Kanzler, interessierte sich nicht für das, was im Familien- und Gesundheitsministerium ab ging, solange Maßnahmen aus diesen Ministerien kein Geld kosten. Unter Schröder wurde Familien- u. Gesundheitspolitik als ‚Gedöns‘ abgehandelt.

    Der Spiegel hat noch eine Bringschuld, ob die Redaktion dies für die Zukunft leisten kann, bleibt abzuwarten. Kaufen werde ich dieses Blatt trotzdem nicht, die Verletzungen waren einfach zu gross.

  24. Klassischer Niggemeier; Hindsight 20/20.

    (Dazu, Niggemeier-Disclaimer: Habe in den 80ern und 90ern selber einige homosexuelle Bekannte und Familienmitglieder an AIDS verloren).

  25. Die Begründung ist nicht nur wachsweich und wackelpuddingartig, sie strotz auch vor Allgemeinplätzen. Warum nur ist es so schwer, zu eigenen Fehlern zu stehen?

  26. Tja, die spiegel-statistiken haben wir im Mathe-Leistungskurs immer benutzt unter dem Motto „wie bringe ich falsche Infos unters Volk“.

    Allein schon solche sätze wie „nach den Gesetzen der statistik“ sind ein Fall für die Klappsmühle. Der spiegel manupiliert Meinungen, seit es ihn gibt, und es wird seit dem Tod von Augstein immer schlimmer. Unlesbar, dieses Bild-surrogat.

    (sorry, aber mein großes s ist kaputt)

  27. @28 das interessiert mich jetzt aber (so aus statistischen Gründen :p) – wie kann das große s kaputt sein? Tastatur mit getrennt großen und kleinen Buchstaben? ;) Oder will einfach die Kombination Shift+s nicht? Falls du nen Ziffernblock hast, müsste Alt gedrückt halten und 83 auf dem Ziffernblock eingeben ein „S“ ausspucken. Ist natürlich recht umständlich und ich glaube, man verzeiht dir in der Regel auch die Kleinschreibung von Substantiven mit „S“…

  28. Mich würde ja deutlich stärker interessieren wie es intern beim Spiegel aussieht. Es ist keine 10 Jahre her, da kannte ich mal einen Redakteur aus einem der „harten“ Ressorts (also nicht: Kultur, Sport, Medien – sorry, Stefan), der meinte schwul = garantierter Karriereknick. Völlig unbegründet wird sein quasi-Doppelleben nicht gewesen sein.

  29. Vielen Dank für diese Aufarbeitung. Falls Sie demnächst ein weiteres Thema suchen: Vielleicht wäre auch eine Analyse der Spiegel-Berichterstattung zum Thema „Waldsterben“ aus der selben Zeit interessant.

  30. Ach – der Spiegel : „Bild am Montag“

    Lustig, das der „Spiegel“ von einigen noch für ein Nachrichtenmagazin gehalten wird …

  31. Bei mir ist an der Spiegel-Berichterstattung über Aids in den 80ern eine Statistik im Kopf hängengeblieben: Wenn kein Heilmittel gefunden wird, ist Deutschland 1996 entvölkert. Ist ja nun nicht so ganz eingetreten, ist aber ein Beweis für die Hysterie damals.
    Heute sterben in Deutschland mehr Menschen an den Folgen von Feinstaub als an den Folgen von Aids, ich finde aber nirgends eine entsprechend hysterische Kampagne, die uns alle dazu ermahnt, Atemschutzmasken zu tragen. Verkauft sich wohl nicht so gut und taugt auch wohl wenig dazu, irgendwelche antiquierten Weltbilder zu verteidigen. Stuttgart wäre dann der Darkroom der Feinstaubszene – ne macht echt nicht viel her.

  32. Schöne Entzauberungsgeschichte über den „Spiegel“ und dessen angebliche Aufklärungstradition (sinngemäss Schirrmacher). Der „Spiegel“ war und ist immer ein Tendenzblatt gewesen.

  33. es mag eine Lappalie sein, entstanden aus simpler Nachlässigkeit, bar jeglicher Wertung, aber ein Satz aus dem heutigen gedruckten SPIEGEL (S. 86) über die Frau, die die hübsch-stylishen Notizbüchlein von Moleskine wiederbelebte stieß mir auf (Zitat, kein Plagiat):

    „Nur Chatwin hat nichts von dieser Wiedergeburt; er starb bereits 1989 an Aids.“

    Kleine Nachhilfestunde für die Schreiberlinge vom SPIEGEL: Selbstverständlich stirbt man nicht AN Aids, man stirb an den FOLGEN von Aids. Indem man in einem kleinen Nebensatz Aids als todbringende Krankheit darstellt sorgt man definitiv nicht für einen aufgeklärten Umgang mit der Immunschwäche.

  34. Ich kann mich nur @7 anschließen.

    Hab den Spiegel damals wöchentlich gelesen.
    Ich hatte damals eine Höllenangst vor AIDS.

    Hatte Probleme mit einem „mutmaßlich“ AIDS Infiziertem aus der selben Tasse zu trinken, etc.

    Ich meine auch, dass der SPIEGEL noch einiges geradezurücken hat.

    @20:genauso muß man es wohl sehen. Der SPIEGEL war damals so etwas von etabliert.
    Erst unter Aust mit seinen weichen Labberthemen, bzw. durch das Internet als „Kontrollinstanz“ blätterte der Lack ab.

  35. @ Jan, # 29: Danke für den Tipp mit Alt83. Funktioniert klasse. Ne, ist komisch, bei anderen Buchstaben kein Problem, nur das „S“ mag meine Tastatur (Laptop) manchmal nicht. Komisch, wundert mich auch, warum ein „A“ geht, ein „S“ nicht….. Tücken der Technik eben……

    Tja, der Spiegel: „Wenn man den Gesetzen der Statistik glauben darf, dann v erdoppelt sich die Zahl der AIDS-Kranken alle X Jahre, und im Jahr Y werden wir alle tot sein.“ So oder so ähnlich hat der Spiegel ja berichtet.

    Absoluter Dummfug. Aus Vergangenheitsdaten auf die Zukunft schließen, ob nun linear oder exponentiell wie in diesem Fall, ist Nonsens. Insbesondere bei exponentiellen Funktionen total schwachsinnig. Im Jahr 1 ein Toter, im Jahr 2 zwei Tote, im Jahr 3 vier Tote, im Jahr 4 acht Tote. Wenn ich das hochrechne, habe ich im Jahr 10 512 Tote, im Jahr 20 524.288 Tote und im Jahr 30 536.870.912 Tote. Hups, soviel Einwohner hat Deutschland ja gar nicht…… kann das mal jemand dem Spiegel erklären?

    Äh ja, vom Sättigungseffekt (S-Kurve) will ich gar nicht anfangen…..

  36. Man muß aber sagen, dass die Berichterstattung über AIDS keine Ausnahme war, sonder dass der Spiegel eigentlich bei allen Themen in ähnlich übertriebener und windiger Weise berichtet. Ob es nun um BSE ging oder die Vogelgrippe, die Welt-Filmmarkteroberung durch Bollywood, die Solarwirtschaftskrise, Dioxin-Eier oder Feinstaub – stets konnte und kann man im Spiegel lesen, dass alles ganz furtbar enden wird. Die HIV-Epidemie stach eigentlich nur dadurch hervor, dass sie ein gutes Dauer-Thema abgab, während die meisten Spiegel- Apokalypsen nach kurzer Zeit vollständig in der Versenkung verschwanden und nie wieder von ihnen zu lesen war.

  37. Ich wurde 1984 Jung-Redakteurin bei der „Abenzeitung“ für Medizin, auch zuständig für die Aids-Berichterstattung. Die Internisten aus der Uni Klinik, die der AZ vertrauten, holten mich in ihre heimlichen und provisorischen Aids-Stationen, die auf dem Dachboden der Klinik untergebracht waren. Es war sehr heiß dort. Sie sagten, niemand dürfe wissen, dass diese Kranken im Haus seien, sonst würde in der Klinik Panik ausbrechen. Das waren ganz sicher nicht die optimalen Behandlungsbedingungen. Wir haben dann mit der zuständigen Ärztin im Städtischen Gesundheitsamt, Hannelore Krahnke, ganz schnell ein Buch veröffentlicht „300 Fragen und Antworten zu Aids“, damit der Panikmache etwas zum realen Ausmaß der Risiken und wirksamer Prävention, Kondome eben, entgegengesetzt werden konnte. Frau Krahnke hat sich der Hysterie nach meiner Erinnerung auf resolute und nicht unheroische Weise widersetzt. Gebt ihr den nächsten Preis.

  38. Mal wieder ein typischer Empörungsartikel, extrem einseitig und geschrieben aus der Perspektive der immer-rechthabenden Aufgeklärten.

    Mal was zum nachdenken:

    1.Wieviele Menschleben wurden dadurch gerettet, dass Sie aufgrund der Spiegel-Berichterstattung einen weniger promisken oder riskanten Lebenswandel geführt haben?
    Angst ist ein wichtiger Motivator und übrigens auch der Hauptgrund warum heutzutage viele Menschen noch Kondome benutzen.

    2. Ist es so schwer vortellbar, dass die Leute damals wirklich – und gerechtfertigterweise – Angst hatten?
    Man brauc ht doch nur nach Afrika zu schauen um zu sehen was passieren kann wenn eine Gesellschaft damit nicht adäquat umgeht.Gemessen an der Anzahl der AIDS-Toten in DE (im Vergleich mit anderen Ländern) war der Umgang der dt. Gesellschaft mit dem Thema doch ganz offenbar sehr erfolgreich!

    3. Welche Argumente gibt es überhaupt für die Empörung und Verdammumg der genannten Spiegel-Artikel?
    Explizit werden keine genannt. Nur unterschwellig, als ob es eh selbstverständlich wäre, scheint folgendes Denkschema hindurch: alles was einige Schwule möglicherweise nachteilhaft finden mögen ist böse. Egal was sonst noch dafuer oder dagegen spricht; egal welche Kosten es in bezug auf Menschenleben hat.

    4. Was lustigerweise alle verdrängen ist, dass die meisten verdammten Einzelaussagen durchaus zutreffen. Es ist nunmal so, dass die Prävalenz von AIDS am höchsten unter Schwulen ist und dass Schwule statistisch mehr Sexualpartner haben. Es dürfte auch klar sein, dass STD generell umso gefährlicher sind je promisker eine Bevölkerung ist. Warum darf man das nicht sagen?

    5. Wer die Schuld an einer Infektion trägt kann man nur im Einzelfall beantworten; oft war es sicher einfach „Pech“.
    Trotzden: wenn sich jemand aufgrund freiwillig haeufig wechselnder Sexpartner infiziert hat, wer soll es denn bitte sonst schuld sein, ausser die Person selbst?
    Vllt die Gesellschaft? weil Sie nicht genug vor den Gefahren gewarnt hat? Nun wirds allerdings leicht widersprüchlich…

    (Nicht, dass ich den Spiegel gut fände, im Gegenteil.. aber diese Vorwürfe sind zumindest in dieser Intensität sinnfrei)

  39. Klar Danny, der Spiegel redet von der Apokalypse die die Homosexuellen herauf beschworen haben und das führt dazu dass die Menschen Safer Sex praktizierten. Der Freifahrtschein für jede religiöse Hetze – der Zweck heiligt die Mittel.

    Dass in Afrika ebenfalls die Kirchen den scheiß mit dem Duschen nach dem Sex verbreiten und dass Condome Teufelswerk sind ist dann halt auch total vernachlässigbar. Was zählt ist die Kirche hier. Ironie? Was ist das?

  40. Sollte man aus dem gleichen Glas oder der gleichen Wasserflasche trinken wie der schwule Jahrgangskollege? Was passiert, wenn sich der schwule Jahrgangskollege irgendwie beim Sport das Knie blutig scheuert und ich komme damit in Berührung? Und woher weiß ich überhaupt, welcher Jahrgangskollege schwul ist? Das waren so die Fragen, die wir uns damals in unserem Kleinstadtgymnasium gestellt haben (manchmal mit leicht wohligem Schauer, wie früher bei Gruselgeschichten am Lagerfeuer). Der Auslöser dafür war ein „Spiegel“-Artikel, den wir im Unterricht durchgenommen hatten.

    Es ist nicht so, dass es an unserer Schule offene Schwulenfeindlichkeit gegeben hätte (weniger offene mit Sicherheit, aber das haben Heten wie ich nicht so mitbekommen). Es ist auch nicht so, dass wir plötzlich Angst vor dem Weltuntergang hatten, nur weil der Lehrer mit so komischen Artikeln ankam. Weltuntergang verbanden wir eher mit Begriffen wie Wettrüsten, Waldsterben, Tschernobyl. Unsere Lehrer waren mehrheitlich auf Süssmuth-Kurs, und meine größte Sorge war eher: Wie kaufe ich bloß Kondome, ohne an der Drogeriekasse rote Ohren zu bekommen? Und dennoch: Dass Schwule dann vielleicht doch auch gewissermaßen unter Umständen irgendwie ein gewisses persönliches Sicherheitsrisiko darstellen könnten, diese verklemmte Grundmulmigkeit immerhin habe ich damals aus dem „Spiegel“ gelernt. Mit etwas Glück verwächst sich sowas dann irgendwann wieder.

    Der obige Post belebt einige eingeschlafene Erinnerungen. Die Berichterstattung hatte ich nicht halb so krass in Erinnerung. Auch ihre ganze Perfidie ist mir damals nicht aufgegangen. An Hans Halter wird man sich dereinst erinnern als einen großen Statistiker vom Formate Thilo Sarrazins. Zu beobachten, wie sich die rechtliche und gesellschaftliche Stellung von Schwulen und Lesben – allen Warnungen vor diesen lebenden Zeitbomben zum Trotz – in den letzten Jahren deutlich verbessert hat, mag ihm einige seelische Pein bereiten. Er möge sich damit trösten, dass er immerhin die sicher geglaubte Ausrottung der Menschheit bis heute überlebt hat.

  41. Sebastian: Nun, die Apokalypse gab es doch auch und zwar in Afrika. Mehr wurde ja auch nicht dazu behauptet. In dem Zitat steht auch nicht, dass die Schwulen an der Apokalypse schuld sein. Also bitte: wenn du behauptest der Spiegel hetzt, bitte belegen.

    Der Spiegel wollte doch nicht primär ‚hetzen‘ sondern über AIDS berichten. Dabei laesst es sich eben kaum vermeiden Fakten zu nennen, die Schwule (und andre promiske Gruppen) in eher negativen Licht erscheinen lassen.

    Es ist nunmal einfach so, dass Schwule zur Verbreitung von AIDS weit überproportional beigetragen haben (zumindets in den westlichen Ländern).

    So what?
    Linke machen übrigens die gleiche Behauptung in Bezug auf Kirchenmitarbeiter, ohne jede statistische Grundlage natürlich; aber da ist das ja ok.. sind ja nur Christen.

    Kirchen predigen gegen AIDS bzw. alle STD schon seit immer Treue und nicht Duschen. Also bitte.

  42. Etwas abstrakter betrachtet gibt es gibt es im wesentlichem 3 Möglichkeiten wie eine Gesellschaft auf eine neu auftretende Seuche wie Aids, Vogelgrippe, etc. reagieren kann:

    1. Durch Gesetz und ggf. Gewaltanwendung werden die Menschen dazu gezwungen sich Risiko-vermindernd zu verhalten. Beispiele: Impfpflicht, Isolation der schon angesteckten, Sexverbot, ..

    2. Durch gesellschaftliche Kommunikations- und Reflektionsvorgänge (heute oft Werbung) verhalten sich die Leute freiwillig Risiko-vermindernd. Das impliziert oft auch einen sozialen Druck auf Einzelne, die sich risikoreich verhalten. Das mag unangenehm sein, aber ist nützlich.
    Idealerweise ist diese gesellschaftl Reaktion schon ausreichend, um die Verbreitung genug einzudämmen, so dass keine Zwangs- und Gewaltmassnahmen vom Staat ergriffen werden müssen.
    Diese – vom Spiegel beförderte Reaktion – ist mit Sicherheit weniger invasiv und besser als zB. staatliche Sexverbote, Sexüberwachung und Risikogruppeninternierung. Und das gilt auch für Schwule!

    3. keine effektive Reaktion: Modell Afrika

    An Afrika sieht man übrigens auch,dass Aids keineswegs harmlos war (bzw. ist) und die Medienreaktion auch sicher nicht übertrieben war.

  43. @Danny:

    Ich zitiere kurz

    „Nun, die Apokalypse gab es doch auch und zwar in Afrika. Mehr wurde ja auch nicht dazu behauptet. In dem Zitat steht auch nicht, dass die Schwulen an der Apokalypse schuld sein. Also bitte: wenn du behauptest der Spiegel hetzt, bitte belegen.“

    Mir fehlen da irgendwo die Worte. Unter einen Bildschirmseitenlangen Text von Stefan Niggemeier, in dem es darum geht wie der Spiegel die promiskuitiven Schwulen und den erwiesenermaßen als Fabel entlarvten schwulen Gigolo „Patient Null“ als die Wurzel allen Übels darstellt, gespickt mit Bibelzitaten, schreibst Du sowas.

    Was soll man dazu sagen? Lese/Schreibschwäche? Ignoranz? Oder einfach nur (zensiert)

    Sorry aber… ganz ehrlich. Geh weg.

  44. Ich war 1983 17 Jahre alt und interessierte mich brennend für das Thema. Auf der Suche nach guten Informationsquellen erkannte ich aus irgendeinem Grund recht schnell, dass es nicht viele gab… Besonders nicht den Spiegel.

    So abonnierte ich die schwule Zeitschrift „Siegessäule“ aus Berlin. Dort fand ich sachliche, fundierte Berichterstattung zum Thema. Vielen Dank an die Redakteure der Siegessäule von damals!

  45. @meykosoft: Lebenserwartung ist eine schlechte Metrik. Ich dachte bis vor kurzem dass man in Mittelalter nur 35 Jahre alt wurde. Das stimmt nicht. Wer erwachsen wurde hatte gute Chancen, 65 zu werden. Der entscheidende Faktor ist die Kindersterblichkeit. Wenn auf einen 65 Jährigen 30 Kindstode kommen ist die Lebenserwartung halt 3 Jahre.

  46. @ 50 Sebastian
    Naja, es ging mir vorrangig um die Einordnung solcher Aussagen (s.Spiegel) wie:
    »Wenn in den nächsten Jahren kein wissenschaftlicher Durchbruch erzielt wird, werden zur Jahrtausendwende weite Teile von Afrika, und möglicherweise auch von Mittel und Südamerika, weitgehend entvölkert sein.«
    oder Danny
    „An Afrika sieht man übrigens auch,dass Aids keineswegs harmlos war (bzw. ist) und die Medienreaktion auch sicher nicht übertrieben war.“
    (PS.:Man kann auch mit unterschiedlichen Daten auf der verlinkten Seite „spielen…“)

  47. meykosoft: Danke, das sind wirklich krasse Zahlen; hätte nicht gedacht, dass man es SO deutlich sieht.

    Achtung: Im Graphen sind anfangs nur einige wenige Länder angezeigt; und die sind noch vergleichsweise harmlos.
    Wenn man auf der linken Seite mehr afrikanischen Länder anklickt wirds krasser (muss man leider einzeln anklicken).
    Z.b. Südafrika verliert über 10 Jahre (von ca 60 auf 50 Jahren).
    Selektiert man viele Länder auf einmal, sieht auch sehr gut, dass sich die Lebenserwartung vom Trend her mit der Zeit erhöht; sicherlich medizinischen Fortschritten und besserer Ernährung zu verdanken. Unterbrochen wird dieser positive Trend durch o.g. Delle, die im Fall von Südafrika die Fortschritte von 30 Jahren wieder zunichte macht.

    Die Delle v.a. bei Suedafrika beginnt etwas später als ich dachte, aber eigentlich ist es logisch: Es dauert ja mitunter Jahrzehnte von der Infektion bis zum Tot, so dass sich das erst mit entsprechender Latenz niederschlägt in der Lebenserwartung. Und grade in einem Reichen Land wie Suedafrika können sich vermutlich auch vergleichsweise viele Leute lebensverlängernde Medis leisten.

    Irgendwie scheint mir der Preis sehr gering gewesen zu sein, dafür dass wir uns das erspart haben.

    Zumal Angst vor Krankheitsträgern nunmal ganz normal ist und diese Angst ja auch das Leben von Schwulen und promiskuitiven Leuten verlängert hat, sofern sie deshalb weniger oft Sexpartner gewechselt haben.

  48. Sebastian: nö, einfach andere Meinung.
    Niggermeiers Zitate belegen den Vorwurf bösartiger Schwulenhetze in keinster Weise. Ihr seid einfach nur überempfindlich. (mit „Ihr“ meine ich Gutmenschen und nicht Schwule).
    Siehe auch: taz rassismus, ACHTUNG TRIGGERWARNUNG.. (da muss ich jedesmal lachen), n-wort, etc

    Ob Patient 0 nun Legende war oder nicht bzw wie er/sie heisst spielt ohnehin keine Rolle.
    Mit Superspreadern beschäftigt sich die Medizin schon seit Ewigkeiten (siehe zB Typhus Marry), da haben die Schwulen kein Patent drauf.

    Davon ab weiss man mittlerweile aus der Sozial-Netzwerkforschung, dass wirklich die grosse Mehrheit nur einige wenige Sexpartner in Ihrem Leben haben, dafür aber eine kleine Minderheit extrem viele (dutzende bis hunderte). Also ist es wohl auch naheliegend, dass es auch bzgl. Aids Superspreader gibt, und dass diese potentiell sehr gefährlich sind (egal ob nun schwul oder nicht).

  49. @meykosoft: das Problem ist dass Bill Gates in Afrika Malaria bekämpft. Das verfälscht die Statistik so extrem dass sie im Prinzip wenig Aussagekraft hat für die Länder die Du ausgewählt hast. So oder so finde ich die Auswahl etwas unglücklich da Du die Länder mit den höchsten HIV-Infektionsraten nicht aktiviert hast – Lesotho, Swasiland und Botswana z.B. wo bis zu 25% der Bevölkerung infiziert ist.

    Zu Danny außere ich mich jetzt nicht weiter, der Junge ist voll von Stereotypen und Vorurteilen. Ich schätze mal erzkonservativer Katholik oder IQ unter Zimmertemperatur. Jahrzehnte bis zum Tod nach der Infektion, Promiskuitive und Homosexuelle durch die Artikel länger gelebt… mir fallen da wirklich nur noch Schimpfworte ein.

  50. „Dugas‹ Rolle bei der Ausbreitung von Aids war nicht so groß, wie sie damals geschildert wurde. »Aids-Patient Nummer Null« war er nie; er war in dem Netz sexueller Kontakte, das Wissenschaftler ermittelten, bloß »Patient O« — der Buchstabe O, nicht die Zahl 0.“

    Wieso vergleichst du neue Erkenntnisse mit dem Wissensstand von damals? Es gab durchaus eine Studie dazu.
    Übrigens die Zahl Null wird im Englischen wie das O gesprochen. Von daher:
    Patient 0 = Patient O

    http://de.wikipedia.org/wiki/Ga%C3%ABtan_Dugas

  51. @Basti: wieso nicht? Es gehört zum Gesamtbild dass eine These die so wunderschön in die Schwulenhetze rein passte sich im Nachhinein als sehr wacklig herausstellt. Willst Du ernsthaft als Argument bringen dass man Dinge die früher falsch waren nicht im Nachhinein als falsch darstellen darf weil es ja reicht wenn man nach bestem Wissen und Gewissen berichtet hat?

    Schick mir doch kurz ein Foto von Dir, ich will an Deiner Kopfform feststellen, ob Du intelligent bist.

    Sorry, kleiner Scherz.

    Allerwenigstens zeigt es, dass man damals einfach diese Einordnung nicht hätte treffen dürfen. Durch Berichterstattung dieser Art kämpfen wir heutzutage mit dem Mythos dass Impfungen Down-Syndrom auslösen. Die Studie wurde vernichten auseinander genommen, es ändert aber nichts daran dass Zeitungen sie damals begierig aufgeschnappt haben. Es passt in das Bild dessen dass ich z.B. erst Mitte 30 gelernt habe, wie eine Lebenserwartungsstatistik zu interpretieren ist, etwas was mir keine Zeitung, kein Magazin in meinem ganzen Leben jemals näher gebracht hätte.

    Und damals saßen ja noch richtig gut bezahlte, wissenschaftliche Mitarbeiter bei den Zeitungen oder haben im Auftrag Artikel erstellt. Und den Firmen die sich die Qualität wegsparen und in ihren Online-Ablegern Ex-Mitarbeiter von der Bild installieren überreicht man jetzt einen Preis.

  52. Sind wir preiswürdig?

    betitelt Spiegel Online einen Artikel anläßlich der Verleihung der „Kompaßnadel“

    http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelblog/kompassnadel-spiegel-erhaelt-preis-des-schwulen-netzwerkes-a-910483.html#spLeserKommentare

    Was mich wundert ist der „Tenor“ der Verwunderung des Spiegels über (Marcel Dams) – unsere Kritik über die Berichterstattung der 80er Jahre und das was sie auf lange Sicht ausgelöst und bewirkt haben. Diese Art der Uneinsichtigkeit oder des Versuches zumindest „nachvollziehen zu können“ das der Spiegel seinen Teil zu der Haltung in der Gesellschaft HEUTE uns gegenüber beigetragen ist schon mehr als nur „fragwürdig“.

  53. 1983, 17 Jahre alt, tiefstes, katholisches Sauerland.

    Schwule Vorbilder? Keine.
    Schwules Leben? Keins.
    Schwule Sehnsüchte? Jede Menge.
    Ängste? Jede Menge.

    Keine Aufklärung, keine Erklärung, keine Freunde. Smalltown Boy.

    Nie werde ich die Spiegel-Ausgabe vergessen, die Stefan Niggemeier hier unten zeigt. Sie sagte mir damals: Wenn es jemals dazu kommen sollte, dass Du Sex mit einem anderen Mann hast, wirst Du sterben. Das wird Dein Todesurteil sein. Also lass es!

    Diese Drohung wirkte vier Jahre, bis ich endlich – mit 21 – das erste Mal Sex mit einem Mann hatte. Und kurz danach Pfeiffersches Drüsenfieber. Wieder Panik, wieder diese Drohungen aus dem Spiegel. Du hast Dich angesteckt. Du wirst sterben. Der erste Hiv-Test, zum Glück negativ.

    Guter Journalismus sollte seine Grenzen kennen. Er sollte sagen, wenn er etwas nicht weiß. Was der Spiegel damals gemacht hat, war kein guter Journalismus.

    Danke, Stefan Niggemeier, für diesen Beitrag, auch wenn er bei mir ganz viel Ungutes wieder aufgewühlt hat.

  54. @Danny: Soso, die Panikmache des Spiegel hat also bewirkt, dass die von ihm angekündigte Apokalypse nicht ausgebrochen ist? Was für ein Unsinn. Dass es nicht dazu gekommen ist, liegt daran, dass man sich in dieser Prognose schlicht geirrt hat. Und daran, dass Süssmuth eine riesige Aufklärungskampagne gefahren hat. Und daran, dass die medizinische Forschung erfolgreich war. Die Panikmache hat dagegen zu Stigmatisierungen geführt, unter denen Betroffene heute noch zu leiden haben. Undenkbar, was aus unserer Zivilgesellschaft geworden wäre, hätten Leute wie Gauweiler oder Halter ihre feuchten Träume über Ghettoisierung HIV-Positiver und AIDS-Erkrankter realisiert sehen können. Ich finde es eine Frechheit, was Sie hier von sich geben.
    Auch Ihr Beitrag zu Afrika ist uninformiert und fehlerhaft. Dass diese Länder hinsichtlich der Krankheit so elend dastehen liegt ja wohl kaum daran, dass dort einfach zu wenig Panikmache betrieben wurde. Es liegt vielmehr daran, dass kein Geld für Präventionskampagnen da war, keins für Tests oder heute für die teuren Medikamente (die auch präventiv wirken, da ein gut eingestellter HIV-Positiver praktisch nicht mehr ansteckend ist). Und im Fall vom „reichen“ Südafrika (wobei Sie ja vermutlich mitbekommen haben, dass sich „reich“ nur auf eine Minderheit bezieht) gab es mit Mbeki einen Staatspräsidenten, der der Einfach heit halber glaubte oder zumindest behauptete, dass es keinen Zusammenhang zwischen HI-Virus und AIDS gebe, weshalb zur AIDS-Bekämpfung jahrelang schlicht nichts unternommen wurde und skrupellose Typen wie ein gewisser „Dr. Rath“Todkranken ihre Medikation ausredeten, um ihnen stattdessen Vitaminpillen anzudrehen. Die Auswirkung, die diese AIDS-Politik (bzw. deren Ausbleiben) auf das Land und seine Bevölkerung hatte, lässt sich heute in Menschenleben zählen.
    Stigmatisierung ist schädlich für die HIV/AIDS-Prävention, da sie dazu führt, dass sich weniger Leute testen lassen und somit weniger Leute von ihrem HIV-Status wissen.

  55. @inga – (59) Danke für Deinen Betrag!

    Die Betrage 42, 45, 46, 52 und 53 (Danny) sind ‚unter aller Kanone‘! Ich greife nur zwei Beispiele (46) auf: ‚Gesetz und ggf. Gewaltanwendung‘ […] ‘staatliche Sexverbote‘. Zunächst glaubte ich mich in einem Sado-Maso-Studio, es geht aber lediglich um Sexualverhalten, welches durch Gesetze reglementiert werden soll oder mit Gewalt (von wem auch immer) durchgesetzt werden soll – alles Scheingefechte die mit Realitäten nichts zu tun haben.

    Sehr schön auch das ‚Modell Afrika‘ (46.3), die anderen vier Kontinente fallen vermutlich einfach unter dem Tisch?

    Der § 175 StGB beweist eindeutig, dass durch Gesetze eben Sexualverhalten nicht zu unterbinden bzw. nicht gesteuert werden können, gleiches gilt auch für Heterosexualität! Verbote und Überwachungen kennen wir alle, wenn wir uns Diktaturen der Vergangenheit und Gegenwart anschauen, gebracht haben sie uns Menschen nichts. Aufklärung und Bildung dürfen wir nicht vergessen. Auch für Hans Halter waren diese Begriffe im ‚Spiegel‘ bei der Aids-Berichterstatung ein Fremdwort. Leider!

  56. @ Sebastian, #54: „das Problem ist dass Bill Gates in Afrika Malaria bekämpft.“

    Nicht im Ernst, oder????? Aus jeder vernünftigen Statistik lässt sich dies herausrechnen. Oder soll gates warten, bis alle an Malaria krepiert sind? Nur damit das Rechnen leichter fällt?

  57. @ Sebastian: Sorry, habs nochmal genauer durchgelesen. Aber bitte formulier es nächstesmal nicht so, als sei Gates Schuld an Irgendetwas. Seine Stiftung rettet Millionen Menschenleben, auch wenn man Microsoft nicht mag.

    Für seine Bemühungen finde ich Gates sehr toll, insbesondere, da er wissenschaftlich arbeitet.

  58. Ich bin gerade ziemlich baff – als die zitierte Passage über Dugas erschien, war ich 13, und doch konnte ich mich eben beim Anlesen fast Wort für Wort an sie erinnern. Diese Berichterstattung hat meine damalige, kindliche Wahrnehmung von AIDS und Homosexualität sicher geprägt.

  59. Ich denke, auch die deutsche AIDS-Hilfe (DAH) ist nicht ganz unschuldig an der damaligen und auch heutigen AIDS-Hysterie. Schließlich lebt sie von der Existenz eines Retro-Virus. Schon seit Anbeginn der Medien-Hysterie.
    Es wäre von Anfang an erforderlich gewesen, dieser massiven Todesseuchen-Diffamierung durch die deutsche Journaille durch die gesamte Community offensiv entgegenzutreten, auch mit den damals schon vorhanden deutschen Statistiken. 500-600 Tote im Jahr und insgesamt ca. 65.000 infizierte gibt es schon seit ca. 25 Jahren. Die Zahlen sind offenbar weitgehend konstant. Und AIDS ist keinerlei Bedrohung für heute ca. 80 Millionen Menschen in diesem Land. Und für die damaligen ca. 60 Mio. in D lebenden war AIDS auch keine Bedrohung.
    Aber stattdessen haben geschäftstüchtige Gays die Hysterie zu dieser „Todesseuche“ zusätzlich angestachelt und mit massivem Aufgebot an freiwilligen Helfern und „dem Tot geweihten“ Infizierten (auch in BILD und TON!) in unzähligen Fernsehsendungen und Presseerzeugnissen die gesamte deutsche anti-gay Medienmaschinerie erst richtig zum Laufen gebracht, um kräftig Spenden und Projektgelder einsammeln zu können. Und das ist auch heute noch so. Wer sich die Statistiken 2012 mit den zusätzlich von der DAH erfunden virtuellen angeblich noch nicht geouteten 10.000 Infizierten ansieht muss blind sein, um das nicht zu erkennen.
    Interessant ist auch, dass, sobald es Meldungen um geheilte AIDS-Infizierte gibt, die AIDS-Hysterie-Schreihälse von der DAH als erste zur Stelle sind, um von Einzelfällen zu faseln, die gar nichts aussagen. Denn Heilung bedeutet den TOD der ganzen AIDS-Helfer Industrie. Und das möchte man schon noch ein bisschen hinauszögern.
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/knochenmark-therapie-fuer-aids-patienten-laesst-mediziner-hoffen-a-909253.html

    Wäre mal schön, wenn die DAH oder die Journaille auch die Statistiken von HPV und Gebärmutterhalskrebs zum Vergleich zu den AIDS-Statistiken gegenüberstellen würde. Mit dem HP-Virus, der zum Gebärmutterhalskrebs führt, infizieren sich beim ersten Geschlechtsverkehr jedes Jahr ca. 6000 Frauen (AIDS: ca. 2000). An Gebärmutterhalskrebs sterben jedes Jahr ca. 2000 Frauen (AIDS:500-600). Aber von einer HPV-Todes-Epidemie, die 3 mal mehr weibliche Menschen jedes Jahr sterben lässt, als Menschen an AIDS, habe ich weder von der DAH noch von den Profi-Lügnern und Manipulatoren der deutschen Journaille jemals irgendetwas etwas gehört oder gesehen. Und wenn man sich diese Zahlen ansieht, könnte man schon auf den irren Gedanken kommen, dass hier irgendwie eine extreme Schieflage bei der Hysterie-Erzeugung von ALLEN Seiten vorhanden ist (der HPV-Test ist übrigens nicht kostenlos sondern muss als IGEL-Leistung bezahlt werden!!!).
    Die korrekten HPV- und AIDS Zahlen kann jeder ergoogeln.
    Wie es aussieht, sterben auch bei HPV offenbar nur ca. ein Drittel an der Infektion, genau wie bei AIDS. Aber das sind zu viele Fakten, die andere AIDS-Gläubige vom Spenden oder Bewilligen von Projektgeldern abhalten können.
    Ich denke allerdings, wie alle Ideologen, sind auch die AIDS-Ideologen weitgehend Fakten- und intelligenzresistent, sie haben schließlich eine Meinung.
    Und dem Profi-Hetzer und Faktenverdreher Hans Halter hätte man von Anfang an die dunkelrote Rassisten Karte zeigen sollen. Heute, 30 Jahre später auch über die DAH Seite über eine Auszeichnung für den Spiegel durch irgendeine unwichtige GAY- Sekte zu jammern, ist nur noch pure Heuchelei.

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