Der Suchmaschinenkonzern Google unterstützt mit seinem Kampf gegen ein Leistungsschutzrecht die großen Zeitungsverlage finanziell. Er hat heute in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, der „Süddeutschen Zeitung“, in „Welt“, „taz“, „Zeit“, „Berliner Zeitung“, „Tagesspiegel“ sowie in „Bild“ folgende ganzseitige Anzeige geschaltet:
Der Listenpreis für eine solche Anzeige in der FAZ (Seite 5) beträgt 71.810,00 Euro und in der SZ (Seite 9) 75.200,00 Euro. Eine ganze „Bild“-Seite bundesweit zu buchen, kostet laut Anzeigenpreisliste 414.500,00 Euro.
Nachtrag, 13:45 Uhr. Nach Angaben von Google läuft die Kampagne auch in Online-Medien, und zwar:
- Mobile: Spiegel und Stern
- Desktop: Spiegel, Stern, Focus, SZ, Handelsblatt, Zeit, WiWo, FTD, FAZ, Neon, Zeitjung, CNN, Berliner Zeitung
- Soziale Netzwerke und Portale: FB, Jappy, Localisten, Xing, LinkedIn, T-Online, Web.de, freenet, GMX
und man darf annehmen, dass google da keine rabatte bekommen hat. lol!
Die Anzeige erschien auch in taz und Welt
@Frederic Schneider: Danke, ich hab’s nachgetragen.
Immerhin kann man nicht sagen, dass die Anzeigenabteilung auf die Redaktion Einfluss nähme …
„Berliner Zeitung“, „Tagesspiegel“ und „Zeit“ fehlten auch in meiner Aufzählung. Jetzt ist sie komplett.
Der Tagesspiegel schmückt sich im Wirtschaftsteil auch mit dieser ganzseitigen Anzeige ;)
Der PDF-Link funktioniert – zumindest bei mir – nicht.
Der Link zu http://www.stefan-niggemeier.de/blog/googlead.pdf tut nicht, weil Dokument nicht da.
Es ist heute aber auch ein Pfusch. Jetzt müsste der PDF-Link stimmen.
Das ist das Paradoxon von einseitiger Berichterstattung. Google wird in den entsprechenden Zeitungen (OK, nicht in allen, aber v.a. in FAZ und WELT) diffamiert, und um mit seiner Position bei den Offline-Abgeordneten überhaupt noch durchzukommen, muss man kostenpflichtige Anzeigen schalten. Aus dem gleichen Grund sah sich ja auch der DGB gezwungen, auf dem Höhepunkt der Anti-Mindestlohn-Kampagne der BILD genau dort Anzeigen zu schalten.
Glücklicherweise steht diese Anzeige auch in der Bild. Somit besteht die Möglichkeit, dass auch unsere Abgeordneten sie bis heute Abend gelesen haben!
War denn nicht die letzte vergleichbare Kampagne der „Energiepolitische Appell“ der Atomlobby und deren Befürworter im August 2010? Wir wissen ja, was daraus geworden ist. Schade um das Geld, das damals ausgegeben wurde. Hätte man lieber ein oder zwei Windräder bauen können.
Kann ich es jetzt gewissensmäßig noch klar kriegen, Googles Suchmaschine zu benutzen, solange die Anzeigen in der Bild-Zeitung buchen?
Die moralische Verzwicktheit der Situation hat sich durch diese Schaltung für mich potenziert. Teufel auch.
Can’t tell if trolling or just very stupid.
Interessant. Wie hat man die Bereitschaft der Verlage, diese Anzeige zu drucken, zu verstehen? Brauchen die das Geld so nötig? Sind sie sich ihrer Sache bzgl. LSR so sicher? Haben sie nicht verstanden, was sie da drucken? Ist es ihnen egal, Hauptsache das Geld stimmt?
Wenn ich Google wäre, würde ich mir den Spaß erlauben, Matthias Döpfner und Frank Schirrmacher in rosafarbenen Tütüs im Duett ein Spottlied auf die deutschen Verlage singen zu lassen. Scheint ja nur eine Frage des Preises zu sein.
@14: Falls „jemand“ den „Witz“ nicht verstehen sollte: Macht nichts; es geht gegen (?) Google, nicht gegen den Kommentar über mir.
… nur der Vollständigkeit halber: Die Kampagne wird wohl auch auf den entsprechenden Onlineseiten der Verlage geschaltet. So präsentiert sich zumindest mir z.B. auf sz.de ein großflächiger Supersize-Banner rechts bzw. auch ein rectangle in der Seitenmitte, der inhaltlich den Clip aufnimmt und dazu den „Misch dich ein“-Button präsentiert.
PS: Ja, es gibt noch Leute die Verlagswebseiten ohne Adblocker nutzen :-)
PPS: So ein richtiger Knaller ist der youtube-Clip aber wohl noch nicht. Bisher erst knapp 120.000 views, da bringts irgendein lustiger Hund mit Kind ja manchmal schon auf ne halbe Million in zwei Tagen :-))
Also fair ist das ja nicht, dass die Bild 400.000 Schutzgeld kassiert, während die FAZ und die SZ nur 70.000 kriegen. Die sollten dringend ihre Preislisten für ganzseitige Anzeigen von Google überarbeiten.
PPPS: … und man sollte die Nachträge im Artikel oben lesen. Sorry for Spam ;-)
Was ist nun besser: Im Hinterzimmer ein Gesetz durchdrücken zu wollen oder öffentlichkeitswirksam dagegen zu werben?
@Thomas habe hier diesen Screen gefunden. Auch super, dass im SZ-Kommentar gegen die Google-Kampagne die Kampagne beworben wird. :D pic.twitter.com/YisCrVQN
@9 der Link tut leider schon wieder nicht mehr.
@Nager: Doch, müsste.
AdBlocker ausschalten dann sieht man auch die Anzeige.
Ironie pur :-)
Bei Yahoo! (huhuh!) erscheint in der Trefferliste zur Anfrage nach „Kampagne“ an dritter Stelle google.de mit „Verteidige Dein Netz.“
Für alle, die weder das Bild noch den damit verknüpften Link sehen können: http://www.stefan-niggemeier.de/googlead.pdf
Irgendetwas verhindert bei mir die Anzeige des GIFs, obwohl ich Skripte zugelassen haben. Nun ja. Mit dem direkten Link auf das PDF funktioniert es ja.
haben=habe. Ich verkaufe ein „n“! :-)
@15 Alex Die Bereitschaft der Verlage hat man so zu verstehen, dass sie sich an Recht und Gesetz halten. Die dürfen die Anzeige nicht ohne weiteres ablehnen.
Ich habe heute morgen in der SZ das Ding ja komplett überblättert. Auch wenn ich das LSR komplett für falsch, schädlich, dumm und wasweissichnochalles halte: Der Google-Habitus als Verteidiger der Netzfreiheit und Garant für die Suchqualität ist extrem widerlich.
Zaunpfahlwink: da das File mit „ad.pdf“ endet, filtern es wohl Ad-Blocker.
Wer AdBlocker benutzt, kann mir eh gestohlen bleiben.
Was das Lügen angeht, nehmen sich Keese und Google gegenseitig nicht viel. Der Satz „Ein für Deutschland geplantes Leistungsschutzrecht soll die Suche im Internet jetzt stark einschränken.“ ist von der Wahrheit ebenso weit weg, wie das, was Keese sagt.
Und eigentlich liefert Google damit den Verlagen das beste Argument seit langem, denn es sagt, die Verlagsinhalte seien „das Internet“ bzw. ein extrem relevanter Teil. Das wiederum heißt im Umkehrschluß, dass Googles Geschäftsmodell auf eben diese Inhalte angewiesen ist, was wiederum bedeutet, dass es nur fair wäre, wenn diejenigen, die diese Inhalte erzeugen und bereitstellen, etwas von den Einnahmen abbekämen.
@31 (Sascha Stoltenow)
Ich finde die Aussage von Google passt. Denn wenn die Verlage das LSR bekommen, dann baut sich Google halt eigene Filterlisten. Das ist nichts Anderes als die Einschränkung der Suche durch ein Gesetz.
Ihr Kommentar klingt ein wenig wie die Aussage eines Politikers der meint, Hundehaltung wäre ja nicht verboten worden, nur wenn halt ein Hund auf einen öffentlichen Gehweg kackt kostet es den Besitzer ab demnächst 5000 Euro Strafe.
Fehlt ihnen da lediglich ein „effktiv“ hinter „Internet“ in der Aussage von Google? Können Sie sich das nicht möglichst selbst dazudenken?
@Sascha Stoltenow:
Ich finde, das ist im Gegensatz zu dem, was Keese sagt, ziemlich nah dran an der Wahrheit. Und es stimmt sogar mit dem überein, was die Verlage behaupten und fordern. Oder übersehe ich die Lüge nur?
Ähm… Wieso denn?
Wenn ich groß genug bin, dann ist es nur fair, dass ich von Leuten Geld dafür verlangen kann, dass sie mir Kunden vermitteln?
Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?
Weiß jemand, warum unter http://www.google.de/deinnetz plötzlich nur noch „Error 503“ erscheint?
@Sebastian: Ich will jetzt nicht tiefer in die Hundekackematerie und schiefe Vergleiche einsteigen, aber ich interessiere mich weder besonders für Hunde noch ihre Exkremente. Und ja, das Internet ist für mich deutlich mehr als die Verlagswebseiten, weshalb sich Google wegen mir bauen kann, was es will. Das, was mich interessiert, finde ich auch so.
@Muriel: Da scheint mir etwas zu viel altes bzw. eindimensionales Denken durch. Nach dieser Logik ist plausibel, zu behaupten, Google vermittele Kunden an Verlage. Lineare Wirtschaft. Hier aber ist es vernetzt. Die Verlage stellen ein Produkt her, bieten es kostenfrei an und hoffen, dass sie ihre Leser an die werbenden Unternehmen verkaufen können. So weit, so ebenfalls linear. Googles Geschäftsmodell funktioniert ähnlich, ist aber – so verstehe ich die Kampagne – auf die Inhalte der Verlage angewiesen. Warum sollen also nur die an die Verlage durchgereichten Kunden mit ihrer Aufmerksamkeit zahlen, nicht aber der Durchreicher, dessen Geschäftsmodell darauf aufbaut?
Um es klarer zu bekommen (auch mir verrutscht das beim Denken immer mal):
1. Zeitung produziert Inhalte und lockt Leser
2. Zeitung verkauft Leser (bzw. deren Aufmerksamkeit) an werbetreibende Unternehmen
3. Unternehmen verkaufen Ware
1. Suchmaschine indiziert Inhalte und lockt Leser
2. Suchmaschine verkauft Leser (bzw. deren Aufmerksamkeit) an werbetreibende Unternehmen
3. Unternehmen verkaufen Ware
So weit, so identisch. Allerdings ist es a) teurer die Inhalte zu produzieren, als sie zu indizieren und b) sind die Einnahmen durch die Skaleneffekte bei der Suchmaschine deutlich höher. Vor allem aber ist das Geschäftsmodell der Suchmaschine ohne die Zeitung nicht denkbar, andersrum schon.
Dass das LSR unter den dämlichen Methoden die vermutlich dämlichste ist, um diese Situation zu verändern, ist unstrittig. So klar, wie Google es behauptet, ist sie dennoch nicht.
Davon unabhängig: Google ist nicht das Netz.
@Sascha Stoltenow: Um die Diskussion nicht unnötig kompliziert werden zu lassen: Die Verlage sind ja diejenigen, die angeblich nicht einverstanden damit sind, dass Google ihre Inhalte so nutzt, wie das jetzt geschieht. Google beklagt sich ja nicht über den Status Quo.
Die Verlage hätten jederzeit die Möglichkeit, Google aufzufordern, die Inhalte nicht mehr so zu nutzen, und Google würde damit aufhören. Das wäre ganz einfach, ist nur eine Frage eines Befehls im HTML.
Und dann könnten die Verlage mit Google aushandeln, was sie dafür kriegen, dass sie den Zugriff wieder gestatten. Dabei dürfte einiges rauskommen, wenn, wie du behauptest, Googles Geschäftmodell ohne die Zeitung nicht denkbar wäre.
Wo ist also ein Eingriff des Gesetzgebers erforderlich, und inwiefern wäre eine Abhängigkeit Googles von den Verlagen eine Rechtfertigung für ein solches Eingreifen? Geraden wenn diese Abhängigkeit wirklich gegen wäre, wäre eine gesetzliche Regelung so notwendig wie ein Loch im Kopf.
Letzter Satz: Streiche „gegen“, setzte „gegeben“.
Bitte um Verzeihung.
@Sascha Stoltenow: ich bin leicht irritiert. Das was Sie jetzt als Diskussionsansatz bringen ist hier mehrfach besprochen worden.
Beschäftigen Sie sich heute das erste Mal mit dem Leistungsschutzrecht?
Wissen Sie, was eine „robots.txt“-Datei ist? Wissen Sie wie ein Suchergebnis auf Google.de aussieht und wie groß der Teil eines verlinkten Ergebnisses ist am Gesamttext der verlinkt wurde? Kennen Sie den Vorgang in Belgien wo Google mal eben alle Ergebnisse, die die Firma Geld gekostet hätten, aus dem Netz genommen hat?
Mein Beispiel oben war nur so krude weil wir hier in den letzten zwei Jahren das alles was Sie da ansprechen schon zig mal durchgekaut haben.
Nur ganz kurz:
1) Google macht sich die Inhalte der Verleger nicht zu eigen
2) die Verleger können die Indizierung jederzeit deaktivieren
Ich kann ja verstehen dass das alles eventuell neu für Sie ist aber dann sagen Sie das doch einfach dazu dann fängt man gerne nochmal von vorne an und reicht Ihnen ein paar Links damit Sie sich mit dem Thema beschäftigen können.
Manchmal muss man halt von vorne anfangen, wenn sich zwei (bzw. einer und viele) Kontrahenten inniglich verfangen haben. Und ja, die technischen Feinheiten, wie die Betreiber von Webseiten determinieren können, was eine Suchmaschine anzeigt und was nicht, sind mir bekannt. Allein: Sie sind a) nicht der breiten Öffentlichkeit und b) vermutlich auch den meisten Parlamentariern nicht bekannt. Sie sind aber vor allem, so meine Einschätzung, nicht geeignet, um vernetzte Geschäftsmodelle zu regulieren (im Sinne von fassbar), weshalb das LSR auch ungeeignet ist. Die technische Argumentation, auf der auch Google seine Propaganda aufbaut, folgt der Linearität von Transaktionen. Hier aber sehe ich eine neu Thematik einer vernetzten Wertschöpfung, der beide Akteure nicht gerecht werden.
Eine Antwort darauf, wie das zu organisieren ist, habe ich auch noch nicht. Das ist aber kein Grund, die Frage nicht zu stellen. Und ja, ich kann verstehn, dass das vielleicht neu für manchen ist. Oder auch Quatsch. Ich finde es dennoch lohnend, mal darüber nachzudenken.
Herr Stoltenow, Sie sind sich aber schon klar dass da heute im Bundestag über das LSR abgestimmt wird oder?
Die Verleger haben durch Propaganda in den eigenen Erzeugnissen und Millionenschwere Lobbyarbeit ein für sie passendes Gesetz bis in den Bundestag gebracht und Ihr Kommentar dazu ist „Können die sich nicht mal miteinander unterhalten“.
Sorry aber da kann man nur sagen: dafür ist es zu spät.
Stimmt, denn am 21.12. geht ja die Welt unter, und Gesetze können nie und nimmer geändert werden. Hatte ich ganz vergessen.
Und mein Kommentar ist nicht, „Können die sich nicht mal unterhalten“, sondern „Haben die sich bislang vielleicht nicht über das ‚Richtige‘ unterhalten?“
@Sebastian: Gemaaaach. Heute ist nur die 1. Lesung, danach wird es in die Ausschüsse verwiesen. Im eigentlichen Sinne abgestimmt wird dann in ein paar Monaten.
Oh! Ich hatte das so verstanden dass heute bereits Nägel mit Köpfen gemacht werden.
Dann bringt es ja vielleicht doch was wenn man jetzt eine Mail an die Bundestagsabgeordneten aus dem eigenen Wahlkreis schreibt.
Wie, das Gesetzgebungsverfahren des Bundes ist komplexer als robots.txt? Nicht möglich.
Ehrlich gesagt halte ich Beides für leicht verständlich, wenn man sich die betreffenden Wikipedia-Artikel anschaut.
Ich weiß nur nicht ganz genau was das jetzt damit zu tun hat dass ich dachte wir wären heute in 3. Lesung anstatt in 1. Lesung außer vielleicht dass Sie das krampfhafte Bedürfnis haben so zu tun als wären Sie schlauer als ich.
Ich habe gerade so ein Piepen im Ohr, aber wer hatte hier wem doch gleich mangelndes Wissen vorgeworfen, Sebastian? Und die Story mit „ich dachte, wir wären schon in der 3. Lesung“? Ob die Bestand hat, wenn dereinst mal jemand fragt „Hast Du immer die Wahrheit gesagt?“, ich weiß ja nicht.
Ich schätze, da hat Sebastian sich dann jetzt wohl seine Auferstehung versaut, indem er mit Sascha streit angefangen hat. Geschieht ihm recht.
Da das Leistungsschutzrecht schon länger im Gespräch war und von Frau Leutheuser-Schnarrenberger zwischenzeitlich abgeändert wurde dahingehend, dass es Blogger, sprich Privatpersonen nicht mehr betreffen soll, war ich davon ausgegangen, dass es bereits im Bundestag zur Sprache kam und wieder in die Ausschüsse zurück verwiesen wurde.
Wenn Sie das so nicht glauben wollen – bitte. Wie gesagt ich kann nachvollziehen dass Sie sich einen abwürgen mir Unwissenheit nachzuweisen nachdem ich Ihrem Empfinden nach die Ihrige unter die Nase gerieben habe. Würde mir genau so gehen wenn ich in einer Diskussion etwas vorschlagen würde was vor zwei Jahren vielleicht sinnvoll gewesen wäre.
Der Witz an der Geschichte ist ja dass ich mir heute gedacht habe, dass ich meinen Gegenüber mal nicht bloßstelle und einfach davon ausgehe, dass er nicht weiß, worum es geht, und er deshalb klingt als ob er von der ganzen Thematik keine Ahnung hat.
Dann ist die Lehre heute halt dass es ein fieser, herablassender Spruch auch getan hätte.
Wahrscheinlich ist es auch nur Zufall, dass Ihr „Denkanstoß“ für Google und die Verlage ungefähr klingt wie das folgende Zitat
„Unser Ziel ist es, eine ernsthafte Debatte anzustoßen und die von Google gesetzten Bedingungen nicht einfach nach dem Prinzip »Friss Vogel oder stirb« zu akzeptieren.“
Wer sich rechtfertigt, klagt sich an. Und das zitierte Zitat folgt einem alten Denkmuster, ist ultimativ und nicht geeignet, eine zielführende Diskussion zu fördern.
Und Unwissenheit schützt offensichtlich nicht vor Torheit.
Ganz im Ernst: ich gehe auf Ihre Fragen ein während Sie sich hinter Phrasen und geflügelten Worten verschanzen und Sie sind ernsthaft der Ansicht, dass Sie in dieser Diskussion etwas zum Thema hätten beitragen können?
Halten wir einfach fest: während Stefan Niggemeier darüber schreibt, dass Christoph Keese für die Verleger die Öffentlichkeit belügt, und in Berlin durch Lobbyarbeit ein Gesetzenwurf in den Bundestag eingebracht wurde, sitzen Sie vor Ihrem Computer und versuchen über den Nachweis, ich wüsste nicht, wie Gesetze verabschiedet werden, irgendwie davon abzulenken, dass Sie ernsthaft den Vorschlag gemacht haben, eben jene Verleger sollten sich doch einfach mal mit Google an einen Tisch setzen.
Lassen Sie mich raten: darauf haben Sie als Replik eine knackige Bauernregel.
Im Grunde könnte ich doch dann auch sagen, dass mir gefälligst die ganzen verschiedenen Telefonbuchverlage Geld zahlen sollen, wenn sie meine Telefonnummer abdrucken.
Sie verdienen Geld mit Werbekunden, indem sie einen Verweis auf mich abdrucken und veröffentlichen.
Google stellt ja so gesehen auch nicht den Inhalt zu Verfügung sondern lediglich den Verweis darauf, wo ich den Inhalt finden kann.
Warum sonst sind denn alle immer so erpicht darauf, möglichst weit oben in der Liste zu stehen?
Genau an diesem Blogpost sieht man auch einen der Aspekte, warum sich die Verlage heute so schwer tun. Ganz abseits aller Qualitätsdebatten haben sich vor allem die Werbe-Vermarkter selbst in die Bredouille gebracht. Einfach mal schauen, was eine prominentere Platzierung etwa bei Bild.de einen Tag auf der Startseite kostet, gerade mal einen Bruchteil (maximal etwa ein Viertel, siehe http://www.axelspringer-mediapilot.de/dl/118537/BILD.de_Mediadaten-2012.pdf) einer Anzeige im Print. Und das bei mehr Lesern und besserer Sichtbarkeit online.
Vermutlich historisch gewachsen aus der Sichtweise „Print hui, online pfui“ beim Aufkommen der Online-Ausgaben vor ein paar Jahren: Um in den Markt zu kommen, verramsche ich online-Werbung und finanziere mit Print quer. Was aber nur funktioniert, wenn mir die Print-Kunden (Werber und Leser) treu bleiben. Da ich für gleichbleibende journalistische Qualität auch online eine ähnliche Infrastruktur (gut, minus Produktion und Vertrieb, dafür plus Technik) aufrecht erhalten muss, mir aber selbst verschuldet ein großer Teil des Werbekuchens weg krümelt, habe ich es natürlich schwer, wenn sich mein altes Steckenpferd trotz der ja immer wieder beschworenen Qualität – wie auch immer man diese misst – ein Bein bricht. Und dann schau ich natürlich voller Panik, wo ich die Kohle her kriegen kann, zur Not per Gesetz.
Passiert, konsolidiert der Markt in irgendeiner Form. Draus gelernt, sollte man denken. Und dann schaut man sich mal die Preise für Tablets- und Smartphone-Werbung an und vergleicht sie mit gegenwärtigen Online-Preisen. Fool me once, shame on you…
Auch online wirbt Google gegen LSR auf Verlagsangeboten. Screenshot von Sueddeutsche.de:
https://twitter.com/publictorsten/status/274448209114431488/photo/1
@Smoochy the Rhino: Mit Verramschung hat das wenig zu tun und viel mit dem alten Grundsatz, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Online gibt es ein sehr viel größeres Angebot an Werbeplätzen, darunter auch vielen, die keine Verlage sind. Für ein Unternehmen ist es oft attraktiver, gezielt neben bestimmten Suchbegriffen für seine Produkte oder Dienstleistungen zu werben, als neben irgendwelchen journalistischen Inhalten.
@Stefan Niggemeier: Gleich vorweg, durchaus möglich, dass ich hier falsch liege.
Ich meinte natürlich grob vergleichbare Werbeformen, die über den Standard hinaus gehen (keine Google-Anzeigen oder Standard-Banner). Also etwa eine prominente, die Seite überlagernde Werbung bei bild.de im Vergleich zu einer Seite in der Printausgabe (nicht mal außen, sondern im Innenteil wohlgemerkt). Kosten (laut der Präsentation): 90.000 Euro vs 415.000 Euro. Und gerade diese Werbeplätze sind auch online knapp, scheinen meinem subjektiven Empfinden nach aber ja doch bei Firmen recht beliebt, wenn man hin und wieder durch die deutsche Online-Presse-Landschaft ohne Adblocker surft. Diese Plätze sind übrigens, zumindest im Springer-Beispiel, ein Vielfaches teurer als ebenfalls prominente Werbung auf bild.de – aber eben immer noch nicht in der Lage, Print-Werbe-Einnahmen annähernd zu kompensieren.
Bei Werbung erscheint es mir einleuchtend, dass beim Erschließen eines neuen Marktes (damals online, heute Smartphone und Tablets) auch der Anbieter von (exklusiven oder hochwertigen) Werbeplätzen bei der Preisgestaltung ein Wort mitredet – schließlich fehlen die Erfahrungswerte. Wenn ich hier jetzt aber gleich „unter Wert“ (der ja ohnehin nicht bekannt ist, weil Markt neu) einsteige, präge ich natürlich ein Preisniveau, dass ich später kaum noch anheben kann.
Zumal ja ohnehin Werbepreise relativ spekulativ entstehen zu scheinen und der Erfolg von Werbemitteln unabhängig vom Medium etwa bei Markenbekanntheit oder Mehrabsatz kaum kausal nachgewiesen werden kann, allenfalls werden grobe Korrelationen hergestellt. Gut, online, kann man Klicks messen, aber nicht, ob der Betrachter eines Mercedes-Banners (deswegen) ein solches Auto kauft. Wären wirklich die vielen anderen Werbeflächen im Internet der Grund für die niedrigen Preise, müssten nicht die meisten Firmen ihre Print- und Fernsehwerbung zum großen Teil eindampfen und nur noch solche Kleinflächen online buchen?
Das aber nur meine Gedanken zum Thema, auch gut möglich, dass da zu viel Milchmädchen dabei ist.
Zumal ja ohnehin Werbepreise relativ spekulativ entstehen zu scheinen und der Erfolg von Werbemitteln unabhängig vom Medium etwa bei Markenbekanntheit oder Mehrabsatz kaum kausal nachgewiesen werden kann, allenfalls werden grobe Korrelationen hergestellt. Gut, online, kann man Klicks messen, aber nicht, ob der Betrachter eines Mercedes-Banners (deswegen) ein solches Auto kauft. Wären wirklich die vielen anderen Werbeflächen im Internet der Grund für die niedrigen Preise, müssten nicht die meisten Firmen ihre Print– und Fernsehwerbung zum großen Teil eindampfen und nur noch solche Kleinflächen online buchen?
Mich erstaunt in diesen Diskussionen immer wieder, wie wenig anscheinend das Googlesche Geschäftsmodell bekannt ist, und dass keiner weiss, wie sehr Google die (Online-)Werbung revolutioniert hat.
Google kann genau deswegen soviel vom Online-Anzeigengeschäft absaugen, weil das Geschäftsmodell so revolutionär ist.
1) Anzeigen werden nicht völlig zusammenhangslos platziert, sondern im Kontext dessen , was der User sowieso schon sucht. Wenn ich ohnehin wissen will, wo ich Thermostrumpfhosen kriege, bin ich viel geneigter eine Anzeige für Thermostrumpfhosen zu beachten und gleich auf den Link zum Online-Shop zu klicken, als wenn ich etwas über die neuesten Auswüchse der Bologna-Reform lesen will.
2) Der Anzeigenkunde zahlt für seine Adwords-Anzeige nur, wenn tatsächlich draufgeklickt wird. Mit bloßen Einblendungen von Werbung verdient Google also gar nichts. Das haben auch die Zeitungsverleger nicht verstanden oder wollen es nicht wissen, weil sie uns in dieser Debatte von vorn bis hinten belügen. Wenn ich also auf der Google-Hauptseite nach News zum Thema „Bologna“ suche, und Google blendet mir eine Anzeige eines Reiseveranstalters für einen Kurztrip nach Bologna ein, dann werde ich da in der Regel nicht draufklicken und Google verdient damit nichts — und der Anzeigenkunde muss auch nichts dafür zahlen!
3) Google bietet für Betreiber von Onlineshops Module an, die in den Webshop integriert werden können und mit denen sie genau tracken können, wieviel Return pro Klick eine Adwords-Kampagne bringt! Zum ersten mal kann man ganz genau messen, wieviel Return on Invest das eingesetzte Werbebudget tatsächlich bringt.
Eine Anzeige bei Google zu platzieren ist für einen werbekunden idR unendlich viel effektiver und günstiger, als einfach ein banner in irgendeiner Publikation zu schalten, weil die Anzeigen für den user relevant sind, weil der Kunde nur zahlt, wenn sie so relevant waren, dass der User tatsächlich draufgeklickt hat, und weil Google noch zusätzliche Services bietet mit denen der Kunde seine Online-Kampagne extrem feintunen kann.
Die obige Erklärung sollte auch klarmachen, warum Verlagserzeugnisse als Suchergebnisse für Googles Einnahmen kaum relevant sind: Wenn man nach einer Nachricht sucht, will man die lesen und nichts kaufen. Das ist vermutlich auch der Grund, warum Google auf Google News erst gar keine Anzeigen einblendet. Die Einnahmen, die Google durch die Indizierung von Verlagsprodukten hat, dürften aus den genannten Gründen marginal sein. Deswegen regt mich das geschwätz, dass Google sich an diesen Produkten ungerechtfertigt und ohne Eigenleistung bereichert, auch so auf — es ist einfach völlig substanzlos und erlogen, was jeder, der für 5 Cent Hirn im Schädel hat schon daran erkennen kann, dass die Verlage wohl kaum ein eigenes gesetz benötigen würden, wenn es der Fall wäre, sondern schlicht mit Google verhandeln könnten.
Wenn das Leistungsschutzrecht kommt, wird der einzige Effekt ein kastriertes Netz, kastrierte Suchmaschinen und ein Haufen feixende Anwälte sein. Kein einziger Verlag wird irgendwas dadurch einnehmen, aus den oben genannten Gründen.
Und was mich im Übrigen auch immer wieder extrem nervt, ist das Geschwätz darüber, dass Google sich ohne eigene Leistung an den hochwertigen Verlagsprodukten bereichern würde. Keiner der Journalisten und Verlagsapologeten, die das immer wiederholen, scheint zu begreifen, was für eine großartige intellektuelle Leistung diese Suchmaschine ist. Wie auch, wo sie doch nicht mal die intellektuelle kapazität aufbringen, das Geschäftsmodell von Google zu verstehen … :/
@ Augusten: Wie oben angemerkt geht es beim vorigen Eintrag nicht um Google-Adwords-Anzeigen, sondern um noch am ehesten mit Print zu vergleichenden Werbeformen (großflächig und auf Sichtkontakte ausgelegt), die von den entsprechenden Verlagen bzw. Vermarktern eingestellt werden.
Dass gängige Vermarkter mit (Klein-)Anzeigen a la Google Ads nicht konkurrieren können, ist aus den von Ihnen genannten Gründen richtig und wird von mir auch gar nicht in Frage gestellt. Nur könnte sich kein Online-Presseprodukt ab einem gewissen Umfang mit Adwords refinanzieren. Zudem ist, so genial das Adwords-Konzept als Cashcow für Google selbst ist, für Werbetreibende mit starken Einschränkungen verbunden. Scheint Google für seine Nexus-Hardware übrigens selbst so zu sehen, schließlich wurden dafür in den letzten Wochen prominente Bannerplatzierungen in den großen deutschen Medien gekauft – die weiterhin über sogenannte Sichtkontakte vertrieben werden und eben nicht über den Klick. Sollte sich die klickbasierte Bezahlung für Anzeigen durchsetzen, wage ich sogar die Prognose, dass das das Ende vieler (wenn nicht fast aller) werbefinanzierter journalistischer Angebote im Netz ist, schlicht mangels Rentabilität. Wie gut Bezahlschranken oder gar freiwillige Abgaben (haha, zählen Sie mal in diesem Blog die Flattrangaben) funktionieren, zeigt sich ja gerade. Ein wirklich neues Geschäftsmodell scheint also nicht in Sicht. Und dabei stellt sich mir weiterhin die Frage: Wieso bezahle ich als Unternehmen dem Printwerber freiwillig 415.000 Euro für eine Seite, kann aber die (halbwegs in Recihweite, Wirkung und Aussehen vergleichbare) Massenwerbung online für ein Viertel haben? Warum sich für diese Werbeformen dieser Preisverfall meiner Überlegung nach eingeschlichen hat, habe ich ja oben ausgeführt.
Beim LSR bin ich übrigens durchaus auf der Seite der Kritiker und sehe das Ganze als den Versuch der Verlage, quasi eine Zwangsabgabe von einem fachfremden Wirtschaftsunternehmen per Gesetz einzutreiben. Das ist wahrscheinlich von der Idee schon einmalig und genauso lächerlich wie unsinnig, von der Argumentation dafür mal ganz abgesehen.
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Heute wieder die Print-Anzeige in der Süddeutschen: „Mischen Sie sich ein: google.de/deinnetz“. Wer diese Adresse so in den Browser tippt, bekommt nur eine Fehlermeldung. Jedenfalls geht es mir so – an zwei unterschiedlichen Rechnern. Die richtige Adresse lautet google.de/campaigns/deinnetz. Merken die das gar nicht?
@Blunt Also bei mir geht das mit google.de/deinnetz (an einem Rechner ausprobiert mit zwei Browsern)
@Thomas: Oh, danke, hatte mich schon gewundert. Dann wundert mich jetzt nur noch, was mit meinen Rechnern los ist.
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