Der Verein Berliner Journalisten im Deutschen Journalistenverband hat die Nominierten für seinen Preis „Der lange Atem“ bekannt gegeben. Er soll Journalisten würdigen, die sich „mit Mut, Sorgfalt und Beharrlichkeit über lange Zeit hinweg einem gesellschaftlich relevanten Thema gewidmet und es engagiert in die Öffentlichkeit getragen haben“.
Bei der Besetzung der Jury scheint Originalität ein Kriterium gewesen zu sein:
(Oder direkt und humorlos gefragt: Ist es wirklich zuviel verlangt, Menschen, die wie Herr Depenbrock handeln, nicht in solche Jurys einzuladen? Schon als kleines Zeichen der Solidarität mit den Journalisten, die unter ihm arbeiten müssen (oder bald nicht mehr)? Und wie schafft man es, in dieser Juryrunde zusammen zu sitzen und zu hören, was Herr Depenbrock zum Thema „Qualitätsjournalismus“ und „langer Atem“ zu sagen hat, ohne sich wegzuwerfen vor Lachen oder ihm ein Glas Wasser über die Hose zu kippen?)
langen atem muss man sich halt auch leisten können. wer weiß das besser als herr d.!
.~.
Was sagt denn da der Verein dazu?
Mhm, passend zum Artikel auf ftd.de dazu ein Zitat von Gregor Samsa aus Kafkas Die Verwandlung, in dem sich Gregor ueber den Geschaeftsdiener seines Chefs auslaesst:
„Eine Kreatur des Chefs, ohne Rückgrat und Verstand“
Scheint den Herren ja ganz gut zu beschreiben.
Man kann nur hoffen, dass viele der BZ-Freien, denen das Honorar gekürzt wird, die Schnauze voll haben und dass sie ihre aus § 32 UrhG resultierenden Rechte notfalls auch auf dem Klageweg einfordern.
Falls die BZ schon in der Vergangenheit Honorare gezahlt haben sollte, die nicht angemessen waren, dann könnte eine solche Klage teuer werden. Denn der 32er gilt auch rückwirkend für die vorangegangenen drei Jahre (= normale Verjährungsfrist für Honorarforderungen).
Einseitig besetzte Jurys bringen ja auch nichts ;-)
Sonst fällt mir da nicht wirklich was zu ein…
Damit für nicht-Berliner das mal geklärt ist: die Berliner Zeitung war mal ein sehr gutes Blatt (ehemals: Ost-Berlin, DDR) und hat nix mit dem springerschen Schmuddelblatt B.Z. zu tun (ehemals: West-Berlin).
Die Entscheidung für Herrn Depenbrock ist sicherlich keine Bestätigung des VBJ/ DJV für seine Entscheidungen als Geschäftsführer (Chefredateur würde ich ihn nicht mehr nennen).
Dass der VBJ Depenbrocks Arbeit nicht hochhubelt, kann man z.B. hier lesen
Nun stand der VBJ sicher vor dem Dilemma, wen einladen, wenn er alle Chefredakteur/innen zusammen haben will. Die Entscheidung für Herrn Keese finde ich übrigens nicht viel besser.
Deswegen meine Frage an meinen Namensvetter: was hättest Du gemacht? Keine Chefredakteure, sondern honorige Journalisten – die dann im Dilemma stehen, evt. jemand aus den eigenen Reihen zu benenennen? (Wie war das mit Grimme?!)
Also mich hat es bei Jörges und den Senderkürzeln N24/Sat1 mehr geschüttelt.
@Stefan K.: Ganz einfach: Depenbrock nicht einladen. Ob Chefredakteure oder honorige Journalisten, völlig wurscht.
Und ob man Christoph Keese oder Hans-Ulrich Jörges einlädt oder nicht, das ist reine Geschmackssache. Ob man Josef Depenbrock einlädt oder nicht, ist eine Frage des Anstandes und der Selbstachtung.
Dass der überhaupt Zeit für sowas hat, wundert mich da eher…
War Depenbrock nicht derjenige, der, nachdem mal wieder einer gegangen wurde, gesagt hatte: „Dann übernehm ich das halt auch noch“?
@6 Jeeves:
In welchen Jahren war die Berliner Zeitung mal ein sehr gutes Blatt?
Das ist doch nur die gekonnte Fortführung von „Deutschland sucht den Superstar“: Wir suchen hohe Tiere, die zwar nicht unbedingt Ahnung haben und zumindest den eigenen Qualitätsansprüchen hinterherhinken, dafür aber kann man mit ihrem Namen werben.
@11 Natürlich war sie nur gut im Vergleich zu den anderen Berliner Zeitungen; ich war kein ständiger Leser, schaute aber ab und zu mal rein (um 1999-2001, da hatte sie meine Nachbarin abonniert) und was ich an Informationsfülle sah, war – für Berlin – doch ganz erstaunlich. Die NZZ war schon damals natürlich besser.
Man schraubt ja seine Ansprüche runter, je älter man wird.
Es ging mir nur und vor allem darum, den Nicht-Berlinern hier den Unterschied zur wirklich ganz miesen „B.Z.“ klarzustellen.
[Hier Namenswitz Numero MMDCCCXXXVIII einsetzen]
Huch, ne Kommentarvorschau! Muß mir das exzessive Arbeiten abgewöhnen. Krieg ja gar nichts mehr mit…@Jeeves
Die Berliner Zeitung war mal sehr vielversprechend. In dem von Dir angesprochenen Zeitraum gehörte sie ja noch zu G+J. Da waren Leute mit einer Vision am Werk. Die wollten damals aus dem Blatt die Hauptstadtzeitung für Deutschland machen (in etwa das, was die NYT oder Washington Post für Amerika sind) und haben sich dabei die Finger verbrannt. War trotzdem sehr mutig, sehr interessant. Und jetzt Depenbrock. Das einzige, was der von Journalismus versteht, ist: Das kostet Geld!
Deswegen finde ich Keese gar nicht so schlecht am Platze in der Jury. Ich lese sein Blatt nicht, bin auch teilweise entsetzt von ihm selbst, aber er ist das Gegenteil von Depenbrock. Er nimmt Geld in Hand, er setzt das gegenüber seinen Vorgesetzten durch, sein Haus ist in Sachen Auflage innovativ, bei ihm arbeiten Journalisten, die nicht mundtot gemacht, sondern souverän sind. Und seine Leute fühlen sich nicht mit Arbeitslosigkeit erpresst.
Naja….
Man kanns auch übertreiben sehr geehrter Herr Stefan Niggemeier.
Mir fallen zu ihrem Namen auch eine Menge Witze ein. Muss man also über andere so herziehen ?