Beipackzettel zum SPIEGELblog

Am 8. November 1947 erschien im „Spiegel“ ein toller Verriss. In Hannover war ein Theaterstück namens „Die Zeit ist nahe“ uraufgeführt worden. Der Rezensent schrieb:

Die Zuhörer hatten zum andern Male Anlaß, sich an Goethe erinnert zu fühlen: Das Unzulängliche, hier wird’s Ereignis.

Das Gleichnis dauerte fast drei Stunden, dem Publikum kam es länger vor. Es saß, als sich zum Schluß auf der Bühne alle Figuren verlaufen hatten (was ihnen nicht zu verdenken war), ziemlich ratlos da. Es dauerte etwas, bis man sich dem traditionellen Genuß des Beifallspendens einigermaßen hingab. Ein vorsorglich bestellter Photograph trat in Aktion und hielt den Applaus bei Blitzlicht im Bilde fest. Es wurde eine ausgesprochene Momentaufnahme.

Auf der Bühne verneigte sich inmitten der von ihm heraufbeschworenen Renaissance der Autor, ein nicht sehr großer Herr, der älter als seine 24 Jahre aussieht: Rudolf Augstein, Lizenzträger und Chefredakteur der viel besseren Zeitschrift „DER SPIEGEL“.

Der ungenannte Autor des Artikels war Hans J. Toll, damals Feuilletonchef und zweiter Mann des Nachrichtenmagazins hinter Augstein. Er soll Augstein vorgeschlagen haben, sein Stück nicht zu rezensieren und „das unangenehme Ereignis einfach zu übergehen“. Augstein aber habe abgelehnt, weil er sich mit der Duldung solch harscher Kritik als „ebenso souveräner wie toleranter Chef und Zeitgenosse“ darstellen konnte. So schilderte es Leo Brawand, einer der Mitbegründer des „Spiegel“, gegenüber Augstein-Biograph Peter Merseburger.

Einige Leser, schreibt Merseburger, hätten den Verriss im eigenen Heft als „souveräne Selbstdistanz“ gewertet,

„andere als Beweis für das was, sie am SPIEGEL schätzen oder in ihn hineindeuten: absolute Aufrichtigkeit, gnadenloses Aufdecken von Schwächen, auch der eigenen, das Infragestellen jedweder Autorität, auch der des eigenen Chefredakteurs“.

Es ist — zugegeben — gewagt, sich in diese Tradition stellen zu wollen. Und der demonstrativ respektlose Umgang des „Spiegel“ mit dem Theatertalent Augsteins vor 65 Jahren ist sicher ein Sonderfall. Aber eine Haltung, wie sie die Leser nach Merseburgers Darstellung dem Nachrichtenmagazin damals zuschreiben konnten oder wollten, ist heute mindestens so wertvoll. Für jedes journalistische Medium, das von seiner Glaubwürdigkeit lebt, und für eines wie den „Spiegel“ ganz besonders.

Der „Spiegel“ wirkt heute oft unnahbar. Das ist kein Versehen, sondern Folge der Art, wie er sich über Jahrzehnte Autorität verschafft hat. Er hat mit großem Aufwand dafür gesorgt, dass das, was im „Spiegel“ steht, möglichst stimmt, und es dann seinen Lesern mit entsprechendem Selbstbewusstsein als monolithischen Block hingestellt. Die Marke „Spiegel“ als Absender bürgte für Qualität, da brauchte es keine Autorenzeilen und kein Sich-Erklären. Jeder Blick hinter die Kulissen hätte womöglich am Mythos gekratzt.

In gewisser Hinsicht hatte der „Spiegel“ das letzte Wort. Natürlich konnte das, was er veröffentlicht hatte, immer schon kritisch diskutiert und in Frage gestellt werden, und das geschah auch. Das ist aber nicht vergleichbar mit dem öffentlichen Diskurs, der heute stattfindet, vor allem im Internet. Betroffene, die Zielscheibe des „Spiegel“ werden, haben plötzlich Möglichkeiten, selbst eine Öffentlichkeit herzustellen und ungefiltert ihre Position darzustellen.

Ein eindrucksvolles Beispiel ist der Fall der CSU-Bundestagsabgeordneten Dagmar Wöhrl, die in diesem Frühjahr in ihrem Blog mit großem Geschick der „Spiegel“-Berichterstattung über sie widersprach. Dass das so wirkungsvoll war und ihr auch Sympathien von Beobachtern einbrachte, die ihr politisch nicht nahe standen, lag daran, dass ihr Widerspruch persönlich und transparent wirkte. Sie veröffentlichte noch vor Erscheinen des Artikels die Anfragen des „Spiegel“ und erschien in ihren Reaktionen nicht als Politikerin, sondern als Mensch.

Ihr Widerspruch war aber auch deshalb so überzeugend, weil der „Spiegel“ dem nichts entgegenzusetzen hatte. Nicht weil er im Unrecht war, sondern weil er im Netz bisher wenig Übung hat, diese Mittel einzusetzen, um Vertrauen zu erreichen und zu überzeugen: Persönlichkeit und Transparenz.

Ich glaube, dass kein Medium heute mehr so tun kann, als sei es unangreifbar. Im Gegenteil: Es muss sich angreifbar machen. Journalisten müssen vom Podest heruntersteigen, zugänglich werden und mit ihren Lesern ins Gespräch kommen.

Das ist keine originelle These, aber es ist in der Umsetzung und im Alltag alles andere als banal. Vor allem für ein Medium wie den „Spiegel“, der jahrzehntelang bestens damit gefahren ist, sich nicht zu erklären, sondern die Haltung auszustrahlen: Unsere Arbeit spricht für sich selbst.

Aber ich bin überzeugt, dass die Zeiten vorbei sind, in denen die Menschen glauben, was im „Spiegel“ steht, weil es im „Spiegel“ steht. Ein Medium wie der „Spiegel“ kann seine Autorität heute nicht mehr dadurch beweisen, dass es aus der Position des Wissenden Behauptungen aufstellt.

Es muss Transparenz aber auch nicht fürchten. Der „Spiegel“ leistet sich zum Beispiel eine Redaktion von über 80 Dokumentaren, die alle Texte prüfen. Dieser Aufwand bleibt dem oberflächlichen Betrachter verborgen. Teil der öffentlichen Diskussion zu werden, bedeutet daher nicht nur, sich (berechtigter oder unberechtigter) Kritik zu stellen, sondern auch, die eigenen Stärken erkennbar zu machen. Der „Spiegel“ kann von einer Debatte, in der dieser Aufwand sichtbar wird, nur profitieren. Selbst dann, wenn das nicht immer dazu führt, jeden Leser zufrieden zu stellen.

Im Wissen um seine Stärken kann sich der „Spiegel“ selbstbewusst einer Diskussion stellen und dabei auch Unschärfen, Irrtümer und Fehler einräumen.

Ein Ort dafür soll das SPIEGELblog sein, das ich zusammen mit meinem Kollegen Marcel Rosenbach verantworte und das am vergangenen Wochenende das Licht der Welt erblickt hat. Um ein mögliches Missverständnis gleich auszuräumen: Es ist kein Watchblog. Das SPIEGELblog verhält sich zum „Spiegel“ nicht wie das BILDblog zur „Bild“-Zeitung.

Die Idee in einem Satz: Im SPIEGELblog findet das Gespräch zum „Spiegel“ statt.

Mit etwas Glück wird es eine gute Mischung aus Harmlosem und Heiklem, aus Alltäglichem und Spektakulärem, aus Debatten, die man führen will, und solchen, die man führen muss.

Der „Spiegel“ muss dort — und natürlich überhaupt — schonungslos selbstkritisch sein. Souverän ist nicht das Ignorieren von Kritik, sondern der offene, entspannte Umgang mit ihr. Das war, trotz der schönen Episode mit der Theaterkritik, nicht immer eine der Stärken des Magazins. Aber das ändert sich seit einiger Zeit.

Die Konferenz zum 50. Jahrestag der „Spiegel“-Affäre am vergangenen Wochenende war ein gutes Beispiel dafür. Die Organisatoren im Haus haben bei der Einladung der Redner alles dafür getan, dass die Veranstaltung keine Selbstbeweihräucherung wurde, sondern ein Ort für eine kritische Auseinandersetzung mit dem „Spiegel“ und seiner Rolle. Und auch Lutz Hachmeister bekam ein Podium für seine Recherchen über die Rolle mehrerer ehemaliger SS-Leute, die in der Redaktion in den fünfziger Jahren wichtige Posten hatten. Einige seiner Behauptungen sind immer noch umstritten, und gerade aus dem „Spiegel“ musste er sich kritische Fragen gefallen lassen. Aber der Umgang mit dem Thema hat nichts mehr von dem Lavieren und Herunterspielen, mit dem der „Spiegel“ noch vor 15 Jahren auf die Vorwürfe reagiert hat. Jedem anderen hätte der „Spiegel“ einen solchen Umgang mit der eigenen Vergangenheit wie damals um die Ohren gehauen.

Lutz Hachmeister sagt: „Wie und wann sich die Publizistik mit ihrem eigenen Handeln und ihrer Geschichte konfrontiert, ist einer der stärksten Indikatoren für die Glaubwürdigkeit des professionellen Journalismus überhaupt.“

Andererseits soll das Blog kein Ort für gelebten Masochismus sein. Es geht nicht darum, mit der Zunge immer wieder eine wunde Stelle im Mund zu suchen. Das Blog kann unter anderem eine Plattform sein, um die eigene Arbeit offensiv zu verteidigen.

Transparenz kann dabei auch eine Waffe sein, wie der Blogeintrag von drei Kollegen aus dem Hauptstadtbüro zeigt, in dem um einen V-Mann geht, der im Ermittlungsverfahren gegen die NSU beschuldigt ist. Die Berliner Polizei hatte am Wochenende dem „Spiegel“ vorgeworfen, aus einem Brief der Polizeiführung „leider unvollständig“ zitiert zu haben. Im Blog haben die Kollegen als Reaktion das Papier nun vollständig veröffentlicht — der Skandal wirkt in Kenntnis des gesamten Inhaltes eher größer.

Harald Staun hat es in der „FAS“ gestern schön formuliert:

Wenn sich (…) die oft „unnahbare“ Redaktion nun öffnet, dann tut sie dies vor allem, um selbst neue Möglichkeiten zu erschließen, auf die Debatte über das eigene Blatt einzuwirken, um Vorwürfe zu kontern oder redaktionelle Entscheidungen zu begründen. Es geht, wenn man so will, um Waffengleichheit mit jenen Gegnern, deren Herumgekratze am Lack allmählich doch an die Substanz geht, um Vorwürfe von Bloggern etwa oder die Gegendarstellungen, die Politiker unwidersprochen im Netz veröffentlichen. Den medialen Bedingungen des Internets kann sich eben auch ein Magazin nicht entziehen, das konsequent offline erscheint. „‚Der Spiegel‘ hat nicht mehr das letzte Wort“, sagt Niggemeier. Die Frage ist, ob es ihm darum geht, es sich zurückzuerobern. Oder darum, das auszuhalten.

Ist doch klar. Beides.

89 Replies to “Beipackzettel zum SPIEGELblog”

  1. Die Idee zu dem Spiegelblog ist wirklich gut. Ich habe mir vorhin schon den Eintrag zum V-Mann durchgelesen. Eine schöne Ergänzung. Hoffe, dass viele Einträge erscheinen. Leider ist das ganze etwas versteckt auf der SPON-Seite abgelegt.
    Ich frage mich schon länger, warum man den Spiegel nicht viel stärker online ausbaut. Es wäre doch denkbar, dass die Artikel der Print-Ausgabe online dann erscheinen, wenn diese fertig sind. Das ganze könnte man als einen Premium-Bereich anlegen, für den man monatlich zahlt. Der gedruckte Spiegel könnte weiterhin wöchentlich als eine Art Zusammenfassung erscheinen.

  2. Die Dokumentation arbeitet nicht oder nur ausnahmsweise an SpOn-Artikeln (soweit sie keine Übernahme aus dem gedruckten Spiegel sind), oder?

  3. Aber angeblich ist der Spiegel ja so schlecht und schon lange nicht mehr dass, was er mal war…

    Bei der Überschrift dachte ich kurzartig, dass jetzt ein Artikel über diese sehr schlecht gemacht und geschriebene Kritikseite über den Spiegel kommt (gibt es die Seite überhaupt noch?)

  4. Lese den SPIEGEL immer bei der Plasmaspende. Beunruhigend, dass ich mittlerweile noch ein Buch zusätzlich mitnehmen muss, denn mit dem SPIEGEL bin ich häufig in weniger als einer halben Stunde durch.

    Warum machen sich 80 Leute die Mühe, SPIEGEL-Texte zu lesen, aber SpOn-Texte und Bildunterschriften lesen sich wie verschlimmbesserte Agenturmeldungen? Eigenleistung: Tipfehler.

  5. So gehts mir manchmal auch, ich zitiere: […] „Im „Spiegel lese ich über Jahre mit großem Vergnügen, vor allem Themen von denen ich wenig verstehe, die sind da auf trinkstärke gebracht, gefällig und unterhaltsam geschrieben, da fühlt man sich gut bedient… sobald ich aber auf Themen stoße, wo ich mich gut auskenne, denke ich, oh da ham die aber, das ist aber nicht präzise, das muss man aber hier oder da anders schreiben, … na das ist ja nicht so hinreichend … (sagt Dr. S.Weischenberg – Professor für Journalistik und Kommunikationswissenschaft in der verlinkten Dokumentation)

    http://www.youtube.com/watch?v=fbG-W4rH5J0&feature=player_embedded

    Jetzt gibts den Spiegelblog …

  6. #5, #6:

    Und da haben wir schon das größte Dilemma.

    Letztlich betreibt der Spiegel mit diesem Blog PR in eigener Sache. Dagegen ist nichts einzuwenden, aber eine solche Kundenpflege ist für mich nicht gleich Journalismus.

  7. Ich habe den SPIEGEL 30 Jahre gelesen und mein Abonnement kürzlich gekündigt. Der Qualitätsverlust in den letzten Jahren nach Augsteins Tod und dem Wechsel der Chefredaktion war einfach nicht mehr auszuhalten.
    Außerdem war es mir zu mühsam, zwischen den Hochglanzwerbestrecken prominenter Herrenausstatter den redaktionellen Inhalt zu suchen!
    Die Bezeichnung „BILD am Montag“ ist natürlich stark übertrieben aber etwas wahres ist schon dran.
    Der von Herrn Niggemeier erwähnte Artikel über Frau Wöhrl ist ein gutes Beispiel. Sowas liest man sonst nur im Boulevard.
    Die Einrichtung des SPIEGEL-Blogs scheint mir ein larmoyanter, verzweifelter Anbiederungsversuch an die davongaloppierende Leserschar zu sein.

  8. Kann mir dann einer mal erklären, warum unter den 80 Leuten, die den Spiegel gegenlesen, nicht einer ist (oder einer der sich durchsetzen kann), der ein bisschen technisches Verständnis hat?

    Letztens (ich kaufe den Spiegel nicht mehr regelmäßig) war wieder so ein Jammerartikel über die wachsenden Unsicherheit des Stromnetzes, weil wir ja soo viel neue Kraftwerke haben (was schon mal nicht stimmt) der im 1sten Absatz in der Behauptung gipfelte, ein Walzwerk wäre in den Selbstzerstörungsmodus gefahren worden.
    Und jetzt kommts:
    Wegen Stromausfällen im Milisekunden Bereich.

    Als ob wir kein Wechselstromnetz hätten, in dem sowieso alle 10ms der Strom weg ist.

  9. Danke. Interessant. Richtig.
    A propos Dokumentation: „Der Marke »Spiegel« als Absender …“ – doch eher „Die Marke“, right?
    Sowie: „IMit etwas Glück wird es eine gute Mischung“.

    Immer gerne,

    Cory N. Thenkacker

  10. „Der ungenannte Autor des Stücks war Hans J. Toll, damals Feuilletonchef und zweiter Mann des Nachrichtenmagazins hinter Augstein.“

    Diesen Satz musste ich fünfmal lesen, bis ich kapierte, was wohl gemeint war. „Stück“ ist für die 99% der Deutschen, die keiene Journalisten sind, ein „Theaterstück“. Daher ist der Satz für den Normalleser unverständlich und verwirrt, da man mit einem Ghostwriter des Theaterstücks rechnet. Gemeint ist im Nichtjournalistenjargon: „Der ungenannte Autor der Kritik war Hans J. Toll, damals Feuilletonchef und zweiter Mann des Nachrichtenmagazins hinter Augstein.“

  11. Ich finde die Idee gut, fast schon überfällig, sich dem Leser zu stellen. Ich hege begründete Hoffnung, dass Dich zu involvieren bedeutet, dass sie es wirklich ernst nehmen.

    Viel Glück dabei, auf dass sich ein fruchtbarer Dialog einstellt, und es nicht in furchtbare Nebenkriegsschauplatzdiskussionen abdriften wird.

  12. @AndreasP: Oh ja. Insbesondere, da im nächsten Satz nochmal das Wort „Stück“ vorkommt und „Theaterstück“ meint.

    @Hannes: RSS-Feed kommt. Eigenen Twitter-Account nicht, aber der „Spiegel“ twittert unter @derspiegel

  13. Glückwunsch an Stefan zur neuen Trollwiese zur interaktiven Rechercheplatform.
    Nachdem ich mir die Nutzungsbedingungen durchgelesen habe, verzichte ich aber aufs Kommentieren.

    ..Ferner ist SPIEGEL ONLINE nach Einwilligung durch den Nutzer berechtig, seine personenbezogenen Daten an Kooperationspartner zum Zwecke der Werbung, der Marktforschung, der Information über Produkte und Dienstleistungen, der Zustellung von Angeboten zum Abschluss von Verträgen für Waren und Dienstleistungen und einer optimal an den Interessen des Nutzers abgestimmten weiteren Information durch einen Newsletter weiterzugeben.

    Mir reichen die 2 Krankenkassenangebote pro Woche.
    Wie wäre es denn, wenn man sich über Twitter anmelden könnte?

  14. @Bruno, #17: Anders als bei Ihrer Steckdose zuhause haben wir im Hochstrombereich ein 3-Phasen-Netz, d.h. zu jedem Zeitpunkt „ist auf einer der Phasen Strom“ (man verzeihe mir die Simplifizierung, ein Erstsemesterstudent der Elektrotechnik würde dafür 50 Stockhiebe bekommen…)

    Es gibt schlimmere Technikredaktionen als die des Spiegels. Aber auch bessere ;)

  15. Die Idee eines Spiegel-Blog gefällt mir. Vor allem, wenn sie von einem erfahrenen und unterhaltsam schreibenden Blogger wie Ihnen mit umgesetzt wird. Die Unnahbarkeit des Spiegel, die Sie hier beschreiben, hat mich schon immer gestört. Denn diese gibt es durchaus nicht nur im gedruckten Magazin, wo die Kommunikationskanäle mit dem Leser natürlicherweise begrenzt sind.

    Das galt gleichermaßen auch für spiegel.de. Da lese ich beispielsweise fast alle Beiträge der SPON-Kolumnisten, auch wenn ich zum Beispiel Fleischhauer nur lese, um mich über diesen erzkonservativen Märchenonkel herrlich aufzuregen. Es störte mich aber seit jeher, dass man als kommentierender Leser niemals Feedback der Autoren bekommt. Die Kommunikation war eine Einbahnstraße, weshalb ich das Kommentieren der Artikel auch gelangweilt wieder eingestellt habe. Man fühlte sich so ein klein wenig wie ein Hund (Leser), der vom Herrchen (Autor) einen Knochen (Artikel) zum fressen (lesen) hingeworfen bekommt. Aber danach musste sich Herrchen wieder wichtigerem zuwenden, weshalb die Hunde alleine mit dem Knochen spielen mussten.

    Das wird beim Spiegel-Blog hoffentlich anders.

  16. @Twipsy: Genau lesen hilft. Das gilt nur, wenn man beim Registrieren das entsprechende Häkchen beim Punkt „Ich habe die Erläuterung über die erweiterte Verwendung meiner personenbezogenen Daten gelesen und erkläre mich mit ihr einverstanden“ setzt. Das muss man aber nicht tun.

  17. […] Ergab es eine Chance zur kritischen Diskussion über den eigenen Journalismus, wenn das Nachrichtenmagazin Der Spiegel am 22. September ein Redaktionsblog startete,[1] das unter dem Namen Spiegelblog (Eigenschreibweise SPIEGELblog) nicht nur dezent auf das medienkritische Watchblog Bildblog (Eigenschreibweise BILDblog) verweist? Stefan Niggemeier, preisgekrönter Medienjournalist und Bildblog-Gründer, schreibt in seinem eigenen Blog über die Risiken und Nebenwirkungen des Spiegelblog und fühlt sich dabei genötigt, “ein mögliches Missverständnis gleich auszuräumen: Es ist kein Watchblog. Das SPIEGELblog verhält sich zum »Spiegel« nicht wie das BILDblog zur »Bild«-Zeitung.”[2] […]

  18. Ja, 1984 ist 2012: vom Spiegel bezahlter Ehrlichkeitsrebell organisiert für Spiegel den einzigen mehr oder minder kommerzfreien Ort als Forum der Selbstkritik. Das ist nichts anderes als ein testimonial. Ich glaube Niggemeier sieht gar nicht wie gruselig das ist.

  19. Bis zum 05. Februar 2008 war der SPIEGEL ein Nachrichtenmagazin, ab dem 06. Februar 2008 ein ehemaliges Nachrichtenmagazin! Präzise genug?

  20. Das ist echt lustig: Manche Leute erinnern mich an alte Grantler, die von ihrer schönen Jugend schwärmen. Beispiel: Früher war der Spiegel noch ein ernstzunehmendes Blatt, aber heute…
    Ich erinnere mich noch daran, wie ich mal Mitte der Neunziger keine Lust mehr auf den Spiegel hatte, weil er immer noch so besserwisserisch wie eh und je daher kam.
    Doch genau das hat sich in meinen Augen mittlerweile geändert. Inzwischen kaufe ich den Spiegel wieder ab und zu, weil die arrogante Attitüde nach und nach zu schwinden scheint.
    Früher war manches schlechter. So sehe ich das.

  21. „ehemalig“ ist natürlich ein kampfbegriff, aber eine tendenz zur trivialisierung der schreibe ist erkennbar, wenn man mal im digitalen archiv in den ausgaben von vor 20 jahren blättert.

    vor einigen wochen der kommentar im printspiegel, warum die bundeswehr doch unbedingt bewaffnete drohnen braucht, war auch ein tiefpunkt. selten so etwas widerliches in einem sich aufgeklärt gebenden medium gelesen.

    ich finde, die artikel in der ersten hälfte sind meist mit zu wenig biss und von satten menschen, die die blasen der politiker und wirtschaftslenker nicht hinterfragen. zu wenig investigatives. die zweite hälfte ist oft amüsant und gut geschrieben (bis auf manche kommentare). leider kommen dort aber die -im gewissen sinne- luxusthemen.

  22. Die Terminierung des Qualitätsverlusts des Spiegels ist eine Frage für die Journalismusforschung (da gibt’s ja schließlich Lehrstühle), ich kann’s nur subjektiv verorten: Gauss hat sicherlich ein Nachrichtenmagazin gemacht, 1989/1990 war’s auch noch eins. Mein Abo habe ich nach 9/11 gekündigt.

  23. @Martin Schröder, 38: Ein Nachrichtenmagazin dürfte der Spiegel strenggenommen nie gewesen sein. Wie auch, wenn nahezu jeder Satz einen deutlich subjektiven Kommentar des jeweiligen Autoren zu der Geschichte beinhaltet, über die er gerade berichtet? Also: ein Meinungsmagazin, das trifft es schon eher.

  24. @Stefan (#33 usw.): Das Datum, das beim Spiegel die Nachrichtenmagazin-Ära von der Montagsbild-Ära trennt, kann natürlich von jedermann eindeutig fixiert werden. Es entspricht jeweils dem Datum, an dem man sein Spiegel-Abo gekündigt hat. Manchmal auch das Datum, an dem man zum ersten Mal irgendwo ins Internet geschrieben hat, dass man jetzt aber mal sein Spiegel-Abo sowas von kündigen würde, wenn man denn eines besäße.

  25. Mir ist vollkommen schleierhaft, inwieweit im „Spiegelblog“ ein näherer Kontakt zur Leserschaft hergestellt werde als bei SPON. Kommentare der Leser nehmen dort exakt den gleichen Rang ein und werden auf exakt die gleiche Weise eingestellt. Und ich empfinde es als eine Beleidigung meiner Intelligenz, wenn die qua Spiegelblog verdoppelte Anstrengung der Brandstwiete, darzustellen, dass und warum man recht habe, mithilfe des Glaubwürdigkeits-Testimonials Stefan Niggemeier als irgendwie „authentischer“ erscheinen soll. (Dass der Unfug, der dort verzapft wird, von sage und schreibe achtzig „Dokumentaren“ abgesegnet wird, war mir allerdings bisher nicht bekannt; ein solch barockes Ausmaß an privatwirtschaftlicher Geldverschwendung kann sich durchaus mit den Skandalen messen, die kürzlich erst der Steuerzahlerbund angeprangert hat. Naja, wenn’s die Pleite des SPIEGEL beschleunigt, soll’s mir recht sein…)

  26. @Walter, #41:

    Ich lese den Spiegel gerne (auch wenn ich mich manchmal ärgere, z.B. über die recycelte Kohl-Story) und bin froh, ein solches Magazin in der deutschen Printlandschaft zu haben.

    Vielleicht listest du mal all den Unfug auf, den du – im Unterschied zu den Dokumentaren – z.B. in der jüngsten Ausgabe entdeckt hast. An konkreten Beispielen dürfte es ja nach deinen Worten nicht mangeln.

  27. Also, mal ein Wort zur Güte: Für mich, der die 30 noch nicht überschritten hat, war der Spiegel schon immer schlecht.

    Aber ich will natürlich weder den Freunden steriler Busentitelbilder („Gesundheit & Soziales“) noch den Oberstudienräten („Früher! Augstein!“) den Spaß verderben.

  28. @ theo

    Die harte Worwahl ist wohl mit enttäuschter Liebe zu begründen! Wenn einem das jahrzehntelang liebgewonnene montägliche SPIEGEL-Ritual plötzlich keinen Lesegenuss mehr bereitet, weil man einen rapiden Qualitätsabfall bei zunehmender Werbung feststellt, dann kann einem das schon zusetzen!
    Seien sie gnädig!

    @Wabbel

    Man kann auch finden, dass früher alles besser war ohne Oberstudienrat zu sein!

  29. „Aber ich bin überzeugt, dass die Zeiten vorbei sind, in denen die Menschen glauben, was im »Spiegel« steht, weil es im »Spiegel« steht.“
    .
    Stellvertretend für „die Menschen“ kann fefe stehen, der den SPIEGEL schon recht lange richtig sieht und beschreibt: als das „ehemalige Nachrichtenmagazin“.
    Denn der SPIEGEL ist seit vielen Jahren nicht mehr das, was hier oben so freundlich verklärend beschrieben wird.
    Ich kenn‘ ihn noch aus den frühen Sechzigern, da war er … (ach, lassen wir das; er würde nur nostalgisch wirken).

  30. @Jeeves, 44: Wir können ja auf der Internetseite von Spiegel Online zum Glück in den Ausgaben von früher stöbern. Manchmal tue ich das, und dann bin ich immer wieder erstaunt, was für ein ausuferndes Geschwurbel und Wortgedrechsel damals in diesem Magazin stattfand – als wäre ein geradeaus formulierter Satz ein Eingeständnis von Schwäche gewesen.
    Schon allein deshalb kann ich die Nostalgie nicht nachvollziehen.

  31. Also ich bin der Meinung, dass die deutsche Medienlandschaft eine ärmere wäre ohne den Spiegel. Insofern kann ich die Totalkritik am Spiegel nicht nachvollziehen. Aber auch ich bin der Meinung, dass der Spiegel die Medienlandschaft stärker bereichern könnte, als er es derzeit tut. Mir ist da in zunehmendem Maße zu viel Dampfgeplauder drin, das mal vor Irrelevanz strotzt, mal einfach schlecht recherschiert und boulevardesk daher kommt. Es ist jetzt nur so ein Gefühl, das ich nicht mit Zahlen oder Fakten belegen kann. Aber für mich hat das was mit dem Amtsantritt von Georg Mascolo als Chefredakteur zu tun. Diese Feststellung wird meines Erachtens auch gestützt durch das Interview, das er dem „Journalist“ vor einigen Monaten gegeben hat (Die Ausgabe habe ich leider nicht im Kopf. Vielleicht kann da jemand weiterhelfen).

  32. @Marc: Der Beispiel-Eintrag bezieht sich aber gar nicht auf den „Spiegel“, sondern auf „Spiegel Online“. Tut mir leid, wenn ich da bl0ß so eine formale Antwort gebe, aber das ist nicht dasselbe.

  33. @Moki:

    Mascolo macht m.E. keinen schlechte Job, auch wenn er seine Leute gelegentlich übers Ziel hinaus schießen lässt (siehe verunglückte Spiegel-Attacke gegen „Bild“).

    Wenn ich an Stefan Aust denke, fällt mir vor allem die Sache mit der Windenergie ein, die wohl einer der schwärzesten Momente der Spiegel-Geschichte gewesen sein dürfte. Aust hätte das Heft in Grund und Boden gewirtschaftet, wenn man ihn nicht gestoppt hätte.

  34. @Stefan: Das ist schon eine Antwort, die Dokumentare sind beim gedruckten Spiegel.

    Nur sollte dem gedruckten Spiegel klar sein, dass der schlechte Ruf seiner SpOn-Tochter – bei mir – auf das Magazin durchgeschlagen hat. Und da mag man noch so oft betonen, dass „Der Spiegel“ und Spiegel online nicht das gleiche sind. Die Namensgleichheit ist Absicht, um den guten Ruf der Marke zu nutzen – nur geht das auch in die andere Richtung.

  35. Ich kenne mich in der Spiegel-Historie zu wenig aus und musste gerade mal kurz suchen, was die „Sache mit der Windenergie“ ist. Da muss ich Ihnen recht geben. Da hat wohl auch Aust eine Leiche im Keller…

  36. Möchte an dieser Stelle auch mal auf den sehr interessanten aktuellen Spiegel-Artikel über die Lobby-Aktivitäten von Google in Berlin hinweisen. Bei aller berechtigten Kritik dem Spiegel gegenüber: es gibt nicht sehr viele Medien in Deutschland, die regelmäßig solche fundierten Hintergrundgeschichten liefern.

  37. @52 Marc

    Da stoßen Sie bei SN auf taube Ohren. Das habe ich auch schon mehrfach versucht ihm zu erklären.

  38. Das Mem »Ehemalige Nachrichtenmagazin« läßt sich mit etwas googeln bis 2001 zurückverfolgen. Wär aber sicher interessant, wer es wann geprägt hat. Es ist jedenfalls mehr als 10 Jahre her.

  39. @Starkstromliesel: Och, ich kann das verstehen, ich lasse mich auch nicht in meinem Blog (hauptsächlich Lokalpolitik) über meine Kunden aus.

    Nur versuche ich gar nicht damit anzufangen, weil man irgendwann doch die Notbremse ziehen muss, wenn man zugeben müsste, dass nicht alles rund läuft.

    Es gibt bei mir Links und ergänzend Kommentare zu meinen „gesammelten Werken“ und das war’s. Zur Verlagpolitik oder Qualität sage ich nichts – bzw. ich hoffe , das durchgehalten zu haben. ;-)

  40. Hach, es ist irgendiwe herrlich:

    auf der einen Seite wird hier und anderswo seit Jahren gejammert, dass der Spiegel selbstherrlich ist und sich nicht selbstkritisch zeigt. Und dann kommt (endlich) der Ansatz dazu, und dann ist das alle Heuchelei :-/

    Unstrittig bleibt IMHO, dass die Qualität von SPON sehr wohl auf das (gefühlte) Image der Printausgabe abfärbt. Von daher ist es ein netter Versuch von Stefan, darauf hinzuweisen, dass es ja um die Printausgabe geht und nicht um SPON, aber das ist gestriges Denken.

  41. sehr schön, das spiegelblog. und wenn sie schon mal so richtig am austeilen sind, herr niggemeier, dann könnten sie doch auch gleich ein ardblog aufsetzen. in dem laden kennen sie sich doch auch ein wenig aus, und ein paar links zu grundrechenarten oder effizientes zeitmanagement würden die kollegen der tagesschau sicher schon etwas weniger angreifbar machen…

  42. @60: Surfen Sie auch auf der allseits beliebten Empörungswelle?

    http://konradweber.ch/2012/09/26/tagesschau-shitstorm/

    Angreifbar machen sich m.E. vor allem die selbstgerechten Shitstorm-Schnelltipser. Man möchte bei dem einen oder der anderen gerne mal wissen, ob die im realen Leben und bei der eigenen Arbeit den eigenen Ansprüchen auch stets genügen, oder ob diese nur bei anderen Leuten angelegt werden.

  43. Finde ich sehr gelungen! Falls es sich damals tatsächlich so zugetragen hat, bewies der Chefredakteur von Spiegel wahre Größe. So etwas merkt sich ein Leser! Ich bin für mehr Größe.

  44. Kompliment für ihr Interview mit Herrn Fleischhauer, knackige Fragen!
    Dennoch kommt der Blog nur schleppend in Gang, 17 Kommentare bei 6 Beiträgen ist doch etwas dürftig. Ist aber auch kein Wunder, wenn sie den Blog quasi auf SPON verstecken und die Existenz sich nur durch Flüsterpropaganda verbreitet.
    Mir scheint, das ganze ist der Chefredaktion doch noch nicht so ganz geheuer.

  45. Knackige Fragen, lasche Antworten.
    Fleischhauer redet wie ein aalglatter Politiker, aber am Ende wird doch offensichtlich, dass er Boulevard einfach geil findet.
    Keine Ahnung, was der SPIEGEL an ihm zu haben glaubt.

  46. Fleischhauer: “ Und diese Journalisten, die sich angeblich für das Privatleben von Politikern nicht interessieren, wie Sie, Herr Niggemeier, […] “

    Treffer, versenkt.

  47. Sie haben den Bildblog als Korrektiv zur Zeitung bekannt gemacht, als Stachel im Fleisch, als Gegenpol zu den Lügen von Bild. Nun verantworten Sie einen Blog, der im Namen auf Bildblog anspielt, inhaltlich aber weit davon entfernt ist. Von Seiten des Spiegels ist es absolut nachvollziehbar, von der Marke Niggemeier profitieren zu wollen.

  48. Zumindest erfahren wir nun, dass Jan Fleischhauer alles, was er über eine Person privat erfährt und für „wesentlich“ hält, veröffentlichen möchte. Sollte sich jeder merken, der mit diesem Herrn zu tun haben könnte.

    Außerdem erfahren wir noch, dass Fleischhauer mit nur einer Quelle zufrieden ist (siehe Kohl-Söhne, Tür).

    Das ist nicht Spiegel-Niveau.

  49. Hui, das Interview mit Jan Fleischhauer! Da meint es aber jemand ernst mit der Möglichkeit, die Kritikfähigkeit des „Spiegel“ unter Beweis zu stellen. Ich bin beeindruckt! (positiv, natürlich).

  50. Was diese vorgespiegelte „Öffnung“ wirklich wert ist, sieht man an der kaltschnäuzigen Arroganz, mit der die SPIEGEL-Chefredaktion Kritik und Nachfragen bezüglich der immer noch aufrechtgehaltenen, von Nazi-Seilschaften in den Fünfziger Jahren gemeinsam mit Rudolf Augstein festzementierten Alleintäterthese zum berüchtigten Reichstagsbrand einfach abweist und behauptet, dazu sei alles gesagt und das interessiere niemanden mehr. Man muss sich das mal vorstellen: Marinus van der Lubbe, ein von den Nazis ermordeter niederländischer Kommunist, wird im Jahr 2012 vom Zentralorgan der journalistischen Selbstherrlichkeit immer noch als Schuldiger geführt.
    Ich kann es nicht anders sagen: Niggemeier hat seine Seele an den Teufel verkauft.

  51. Hallo Stefan! Ziemlich sicher off-topic, aber: Ich find bei dem Fleischhauer-Interview, was ziemlich viele Klicks bringen dürfte und sicherlich nur zufällig zeitlich mit Deinem Artikel hier zusammentrifft ;) – hast Du dem Interviewee zu viel Platz gelassen, sich mit seiner Apologetik zur Kohl-Berichterstattung auszubreiten. Ich nehme Dich hier und auch aus Bildblog-Zeiten wahr als einen, dem gerade das Persönlichkeitsrecht und die Privatssphäre von anderen Leuten wichtig ist und am Herzen liegt, und auch, wenn Kohl, den Fleischhauer bei Dir unwiderfragt in eine Reihe mit Hitler stellen darf, sicherlich eine Person der Zeitgeschichte war, ist er doch heute nicht mehr öffentlichkeitsrelevant und seine Auftritte doch bestenfalls eine Randnotiz wert.

    Ich mein, der Münchau-Kommentar, der bar der Tatsache, dass es ohne diese den Euro überhaupt nicht gegeben hätte, behauptet, die Wiedervereinigung wäre Schuld an der aktuellen Währungskrise, hat mich gestern einmal mehr vom Status des „ehemaligen“ Nachrichtenmagazins überzeugt, aber das Interview heute, das in seiner – Deiner Kritiklosigkeit geradezu als Pusher für die neue Ausgabe am Montag dienen muss, lässt nicht nur den Spiegel in einem schlechten Licht da stehen, sondern auch Dich.

    Ich als Leser schätze Dich und Deine Arbeit, aber lass Dir Deine Bissigkeit nicht nehmen, auch nicht von Kollegen und Vorgesetzten. Und bitte: Lasst den alten Mann in Ruhe sterben. Nachruf ok, aber vorher is unwichtig.

  52. Hallo Herr Niggemeier,

    heute, während einer langen Bahnfahrt habe ich eine Idee für ein bahnbrechendes, neues Talkshow-Konzept bekommen:

    Immer dieselben 5 Gäste, dasselbe belanglose Thema und dieselben Positionen mit denselben Vertretern, dafür aber jeden Tag wechselnde Moderatoren.

    Wie klingt das?


    (ich fürchte fast, gar nicht mal so lustig, da die ARD ja unfreiwillig schon sehr nah drankommt…)

  53. @V: Das Interview ist einer der ersten Beiträge im „Spiegelblog“, über den dieser Blogbeitrag hier berichtet. Daher verstehe ich Ihre Andeutung wegen des „zeitlichen Zusammentreffens“ nicht. Mit irgendwelchen Beiträgen muss man ja mal anfangen.
    Ich nehme das Interiew auch völlig anders wahr: Als deutliche Gegenposition innerhalb des „Spiegel“. Dennoch bleibt es ein Interview und wird nicht zu einem öffentlich ausgetragenen Streitgespräch (manchmal schrammt es allerdings gefährlich nahe dran vorbei). Wie man da von „Kritiklosigkeit“ sprechen kann, ist mir schleierhaft. Das ist nun wirklich kein Gefälligkeitsinterview.

  54. @ 26 Moki

    Also früher™ hat sich der Fleischhauer noch ins Spon-Forum getraut. Seine Antworten im Forum waren qualitativ aber nicht von seiner Kolumne zu unterscheiden. Woanders hätte man ihn wegen Trollerei einfach gesperrt.

  55. Weil’s noch keiner angemerkt hat:

    Der Link zum Spiegelblog ist falsch. Zumindest für’s Auge. Denn hinter „spiegel.de/spiegelblog“ steckt „www.spiegel.de/thema/spiegelblog/“.

    Im Moment hat der Spiegelblog was von journalistischer Keule per Artikel zwischen Gebrauchtwaschmaschinen-Angeboten. Ich hoffe, man wird es bei offizieller Inbetriebnahme direkt von der Homepage ansurfen können und auch sofort/dezent auf den Unterschied SPIEGEL/SPON hingewiesen…

  56. @gant: Sie können das SPIEGELblog auch jetzt schon direkt von der Homepage ansurfen, und der dezente Hinweis auf den Unterschied zwischen „Der Spiegel“ und „Spiegel Online“ ist in dem Logo versteckt, das über der Seite steht und auf dem nicht „Spiegel Online“ steht wie bei „Spiegel Online“, sondern „Der Spiegel“.

  57. @ #80
    Der Link (letzte Zeile vom Artikel) ist aber immer noch falsch ;P

    Und „ja“, nachdem ich die Startseite nach „blog“ durchsucht habe, habe ich den Link nach Runterscrollen über dem Magazintitelseitenfoto im rechten Rand gefunden. Klickt man hingegen oben auf „Der Spiegel“ hat man keine Chance auf Klarstellungen vom Spiegelblog… oder es ist auch dort sehr gut versteckt. Insgesamt besteht also noch marginal Optimierungepotential ;)

  58. ohh spiegel.de/spiegelblog schmeißt doch keinen 404er mehr, sondern leitet auf spiegel.de/thema/spiegelblog um.
    Naja, ist halt eine Baustelle – und ich rechne ja auch damit, dass der spiegelblog dann zumindest auf der Printspiegelseite prominent verkinkt werden wird. Alles andere wäre ja auch ziemlich sinnlos…

  59. @Stefan Niggemeier

    Warum gibt es diese Woche keinen Eintrag ins Medienlexikon im neuen Spiegel? Wurde dies eingestellt?

  60. @Stefan: Na dann haben wir ja ganz offiziell ein Datum, seit dem man den Spiegel nicht mehr lesen kann und „ehemaliges Nachrichtenmagazin“ nennen muss.

  61. Spiegelblog find ich gut. Sehr gut. Interessantes Interview bzgl. der Kohl Titelstory.

    Sehr schade, dass man diese Rubrik niemals oder nur durch Zufall aud SPON finden wird, wenn man nur ein „gewöhnlicher“ Surfer ist, der den Link dorthin nicht bspw. über diese Website findet. Traurig

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