Vermutlich werde ich es bereuen, Julia Schramm zu verteidigen, aber bei einer Frau, die so viele tatsächliche Angriffspunkte für Kritik bietet, erscheint es mir besonders abwegig, sie noch für Dinge zu beschimpfen, die sie gar nicht getan hat.
Die Piraten-Politikerin Julia Schramm hat ein Buch geschrieben, angeblich für ein gutes Honorar. Jemand hat das Buch bei Dropbox hochgeladen, wo man es sich kostenlos herunterladen konnte, bis der Verlag erreichte, dass es gelöscht wird.
Angeblich steckt darin eine große Ironie und ein Beweis für die Verlogenheit der Piraten insgesamt. Denn eigentlich, so geht die Argumentation, seien die Piraten doch dafür, dass man sich an urheberrechtlich geschützen Inhalten einfach frei bedienen kann. Um es auf die unnachahmliche Art von Bild.de zu formulieren:
Wasser trinken und Wein predigen ist auch bei den Piraten schwer in Mode.
(Sic!, inzwischen korrigiert.)
Bild.de meint, es sei „eine Geschichte so grotesk wie eigentlich auch komisch“:
Julia Schramm selbst hat die Idee des geistigen Eigentums als „ekelhaft“ bezeichnet. Doch bei ihrem eigenen Buch sieht sie das plötzlich ganz anders.
Das Wort „ekelhaft“ hat eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf fast alle, die über Julia Schramm und ihr vermeintlich bigottes Verhältnis zum Urheberrecht schreiben. Es fiel im April in einem Podcast, den man sich hier anhören kann. Sie sagt darin wörtlich:
Das ist das Ekelhafte an dem Begriff [geistiges Eigentum], das ist das Widerliche an dem Begriff: Dieser Begriff wird genutzt, um Immaterialgüter auf Grundrechtsniveau zu heben. Und das ist ein Problem.
Sie lehnt nicht das Urheberrecht ab, sondern den Begriff des „Geistigen Eigentums“. Man muss natürlich nicht ihrer Meinung sein, aber das ist eine Position, für die es gute Gründe gibt. Der Begriff des „Geistigen Eigentums“ ist eine Metapher, die Parallelen zwischen materiellen und geistigen Gütern behauptet, die nicht zwingend vorhanden sind. Sie suggeriert zum Beispiel, dass das Anfertigen einer illegalen digitalen Kopie dasselbe ist wie der Diebstahl eines Gegenstands, und wird entsprechend häufig als Kampfbegriff benutzt.
Wolfgang Michal hat auf „Carta“ einen lesenswerten Beitrag über die Entstehung und Problematik des Begriffs vom „Geistigen Eigentum“ geschrieben. Er plädiert dafür, dass Netzaktivisten ihn nicht mehr bekämpfen, sondern ihm sein „ideologisches Mäntelchen ausziehen“ sollen.
Jedenfalls ist es möglich und argumentativ nachvollziehbar, wenn jemand den „Begriff“ des „Geistigen Eigentums“ „ekelhaft“ findet, und trotzdem das Urheberrecht nicht ablehnt.
Julia Schramm sagt in dem berüchtigten Podcast ausdrücklich:
Die Piraten wollen das Urheberrecht nicht abschaffen.
Und sie spricht sogar damals schon, im April, dezidiert darüber, was ihre Haltung zum Urheberrecht für den Umgang mit ihrem Buch und möglichen illegalen Kopien bedeutet:
Ich versuch das auch gerade meinem Verlag zu vermitteln. Ich saß in so’ner Vertreterkonferenz und dann kam die Marketinchefin und sagte: „Ja, Frau Schramm, wie sieht das denn aus, wenn das illegal runtergeladen wird?“ Ich so: „Naja gut, ich will natürlich, dass die Leute dafür bezahlen, aber ich will auch nicht, a), dass Sie sie behandeln, als wären das Mörder, und, b), dann schaffen Sie doch legale Angebote. Es müssen legale Angebote geschaffen werden.“
Worin soll nun der Widerspruch zwischen diesen Äußerungen vorher und dem aktuellen Vorgehen von ihr und ihrem Verlag bestehen? Was genau ist die Heuchelei?
Das Hauptproblem an der Durchsetzung des existierenden Urheberrechtes sieht Schramm laut Podcast in der Kriminalisierung der Nutzer sowie in der Gefahr, dass sich die Weitergabe und das Anfertigen illegaler Kopien nur durch eine totale Überwachung von Kommunikation verhindern ließen. Beides passiert aber in diesem Fall nicht.
Im übrigen demonstriert das Gespräch eindrucksvoll, wie wenig Schramm von einem Thema wissen muss, um sich dazu meinungsstark zu äußern, aber davon mal ab: Sie hat nicht das Urheberrecht als „ekelhaft“ bezeichnet, sondern den Begriff des „Geistigen Eigentums“. Die Frage ist nun: Wollen oder können Journalisten den Unterschied nicht verstehen? (Nicht-Journalist und Julia-Schramm-Hasser „Don Alphonso“ schreibt es auf FAZ.net natürlich auch falsch auf.)
Das Online-Angebot der „Süddeutschen Zeitung“ musste seinen Artikel zum Thema schon nachträglich korrigieren. Die beiden Autoren hatten Schramm mit den außerordentlich sinnlosen Worten zitiert:
„Ich lehne nicht das Urheberrecht, sondern den Begriff des Urheberrechts ab, weil er ein Kampfbegriff ist.“
Gesagt hatte sie aber:
„Ich lehne nicht das Urheberrecht, sondern den Begriff des geistigen Eigentums ab, weil er ein Kampfbegriff ist.“
Verstanden hat sueddeutsche.de den Unterschied aber immer noch nicht. Am Ende des Artikels heißt es:
Wie Spiegel Online berichtet, hatte die Piratin das Urheberrecht in einem Podcast als „ekelhaft“ bezeichnet.
Nein, das hat sie nicht, und das berichtet auch „Spiegel Online“ in dem von sueddeutsche.de verlinkten Artikel nicht. „Spiegel Online“ formuliert dort nur, „Julia Schramm findet geistiges Eigentum ‚ekelhaft'“, was allerdings natürlich auch irreführend ist.
Die „Bild“-Zeitung nennt Schramm heute die „gierige Piratin“ und fragt: „Wie verlogen ist diese Partei?“ Dabei sollte, wenn überhaupt jemand, doch dieses Blatt Verständnis aufbringen für den Unterschied zwischen Theorie und Praxis bei diesem Thema. Welcher Kleptomane verteidigt sonst so entschieden die Idee, dass man nicht stehlen darf?
Am Mittwochabend hat Bild.de im Jagdrausch noch einmal nachgelegt und treibt die Verleumdung der Politikerin auf die Spitze:
Der eigentliche Aufreger ist eine andere Tatsache. Schramm bezeichnete Urheberrechte einst als „ekelhaft“. Jegliches geistiges Eigentum sollte ihrer Meinung nach für alle gratis zur Verfügung stehen.
Das gilt aber anscheinend nicht für sie.
Falsch. Und weiter:
In der Zeitung „Die Welt“ hat sich Schramm dazu jetzt in einem Interview geäußert. Auf die Frage, ob sie das Vorgehen gut finde, versucht Schramm das als generöse Geste zu verkaufen: „Ich bin froh, dass mein Verlag und ich uns dazu entschieden, nicht gleich eine hohe Strafzahlung zu fordern, sondern zunächst eine kostenpflichtige ‚Gelbe Karte‘ zu vergeben.“
Nein, das hat sie nicht gesagt. Der Satz lautet wörtlich (Hervorhebung von mir):
„Ich bin froh, dass mein Verlag und ich uns dazu entschieden haben, nicht gleich eine hohe Strafzahlung zu fordern, sondern zunächst eine nicht kostenpflichtige ‚Gelbe Karte‘ zu vergeben.“
Welche Möglichkeit ist beunruhigender? Dass die Leute bei Bild.de sogar zu doof sind, einen Satz zu kopieren, ohne seinen Sinn ins Gegenteil zu verkehren? Oder dass sie den Kampf gegen ihre politischen Gegner mit solch plumpen Lügen und Fälschungen führen?
Nachtrag, 13:00 Uhr. Sueddeutsche.de hat sich transparent korrigiert, Bild.de unauffällig, als wäre nichts gewesen.
[wg. fehlender E-Mail-Adresse gelöscht]
Wenn Trottel auf Trullas treffen, kommt so etwas dabei heraus. Worauf aber willst du eigentlich hinaus?
Danke Stefan,
mir selbst drehten sich auch die Fußnägel hoch als sich meine soziale Sphäre auf Facebook mit dem SpOn-Artikel als Basis wieder über die angebliche Bigotterie der Piraten ecchaufiert hat.
Es ist in meinen Augen sehr frappierend, wie hier eine (sehr offensichtliche) Fehlinterpretation aller Fakten nahezu ungestraft veröffentlicht werden kann und dann der schäumende Mob ohne zu Hinterfragen das ihm zugeworfene Stöckchen dankend aufnimmt.
Es wurde falsch zitiert und falsche bzw. erfundene Aussagen über angebliche Parteilinien getätigt – in einem Wort: Reine Lügen verbreitet. Und die Lügen werden bereitwillig geglaubt..
Und dabei war die Wahrheit nur eine einfache Google-Suche nach dem Namen „Julia Schramm“ und „ekelhaft“ entfernt..
Ok, nochmal („wegen fehlender e-Mail-Adresse“):
Außerdem: „Gelbe Karte“? Das ist eindeutig eine Schutzbehauptung, die im Nachhinein konstruiert wurde. Das Buch wurde auf Dropbox geleakt. Das ist ein US-Unternehmen, etwas anderes als „Gelbe Karte“ war gar nicht möglich. Ich würde aber gerne sehen, wie der Verlag dort eine Abmahnung hinschickt oder versucht, die Nutzer zu ermitteln, das würde sicher lustig.
@Will Anonym bleiben: Und weil das so ist, kann Bild.de auch einfach ein wörtliches Zitat in sein Gegenteil verkehren?
(Und Sie müssen Ihre eigene E-Mail-Adresse angeben, um hier mitreden zu dürfen, nicht irgendeine erfundene.)
gut beschrieben !
Allmählich habe ich das Gefühl, wen sie mögen, der kann sagen was er will, oder auch gar nichts, dann gibt es immer noch tolle Fotostories von seinen Aufritten,
und wen sie runterschreiben wollen, z.B. die Piraten, weil die vielleicht Rechte von Verlagen und anderen Rechteaufkäufern beschränken könnten, dann werden alle Regeln des Journalismus mißachtet. Ein „NICHT“ wird weggelassen etc.
Manchmal habe ich das Gefühl, je mehr „das Netz“ die Meinungsbildung übernimmt, desto schlechter werden die restlichen Medien. Oder fällt es erst jetzt auf, weil wir früher so etwas nie erfahren hätten ?
Ich bin ein wenig enttäuscht. Nach den letzten wunderbaren Artikeln, vor allem der zum Leistungsschutzrecht, nun also auch Schramm.
In Wirklichkeit geht es nicht um den Wortlaut in dem ohnehin nur schwer zu ertragenden Podcast. (Das liegt auch nicht nur an Frau Schramm.) Es geht darum, wen sich eine junge Partei mit dem Markenkern Beteiligung und Urheberrecht in die Ämter wählt. Jetzt schaue ich mir an, wie der gesamte Vorstand versagt, nicht nur Schramm mit dem peinlichen Geschreibsel.
Was ich meine: Der Medienhype wäre die perfekte Vorlage, um das sechs-Prozent-Tief hinter sich zu lassen und aktiv ihre Position im Urheberrecht zu kommunizieren. Auch gegen Schramm, sie hat ohnehin keine politische Zukunft. Da mangelt es an wichtigerem als Ahnung vom Urheberrecht und literarischem Talent.
Aber was passiert? Nichts, die Chance vertan, statt wenigstens mal den Anflug einer Kommunikationsstrategie anzudeuten und dem geneigten Wähler ihre Parteiposition zu erläutern.
@Stefan Niggemeier:
Gut, ich gebe meine echte Mailadresse an, will aber dennoch anonym bleiben. Man gerät leicht in den Verdacht, sich irgendwie an einem „Mob“ zu beteiligen, wenn man sich in diese Diskussion einmischt und Julia Schramm kritisiert und daran habe ich kein Interesse.
Hier nochmal mein erster Kommentar, der auch nicht freigeschaltet wurde:
Man kann so argumentieren — oder man hört sich alle Aussagen an. Weitere wörtliche Zitate aus genau demselben Podcast:
a) »Es ist ekelhaft, dass man sagt, dass das Internet so kontrolliert wird, dass ich meine Sachen dort verkaufen kann — da könnt ich mich tagelang drüber aufregen«
b) »Weil Du kannst sagen, mein Geschäftsmodell ist voll awesome und hat mir voll viel gebracht und ich möcht das eigentlich erhalten und ihr Ficker, ihr macht mir das Geschäftsmodell nicht kaputt.«
Bonus Hammerquote: c) »Man merkt halt, es ist halt total verfahren die Situation. Vielleicht kann ein Krieg das beenden.«
Sie kritisiert exakt das, was Sie und Verlag jetzt tun.
Mir schwirrt der Kopf. Vor lauter Urheberrecht, geistigem Eigentum in Kursiv und fetten „gelben Karten“.
Warum hat Frau Schramm nicht einfach ihr Buch als .pdf ins Netz gestellt? Vielleicht für 5 €? Unter Umgehung eines Verlages?
So hätte sie zeigen können, wie geistiges Eigentum unter eigenem Urheberrecht vermarktet werden kann.
Natürlich muss der Verlag jetzt abmahnen, es steht zu viel Geld auf dem Spiel, wenn Frau Schramm tatsächlich 100.000 € Vorschuss erhalten haben sollte.
Man müsste schon mit dem Klammerbeutel gepudert sein, um Geld für dieses Machwerk auszugeben (Vorwort auf ihrem Blog).
@Will Anonym bleiben: Sie schützen sich also vor dem Verdacht, Teil eines Mobs zu sein, indem Sie sich eine Sturmhaube aufsetzen. Interessante Strategie.
@Petra:
Entschuldigung, aber Sie haben es wirklich gar nicht verstanden.
@Stefan Niggemeier: Ich habe aus der Anonymität keinerlei Angriffe oder persönliche Beleidigungen geäußert, ich zitiere lediglich wortwörtlich Julia Schramm, weil ich es so trotz sorgfältiger Prüfung so empfinde, dass es eben doch eine bigotte Geschichte ist.
Die Debatte darum, dass auch anonyme/pseudonyme Diskussionsbeiträge im Netz möglich sein sollten, wurde doch im Zuge von Google Plus oft genug geführt, oder?
@Will Anonym bleiben: Was ist an den Worten „E-Mail-Adresse (notwendig; wird nicht veröffentlicht)“ so schwer zu verstehen? Wenn Ihnen das nicht passt, kommentieren Sie hier nicht.
Ah, der Niggemeier mal wieder. Immer noch verbittert, weil der Prozess damals bei Kress in die Binsen gintg? Na egal. Ich habe, die SZ (und ihre zutreffende Darstellung) verlinkend geschrieben:
Um danach zu erklären, sie lehne nur den „Begriff des geistigen Eigentums“ ab, und nicht das Urheberrecht an sich. In der Zeit vor ihrer Wahl hatte sie sich dazu jedoch noch sehr viel negativer („ekelhaft“) geäussert.
Das kann man mit etwas bösem Willen natürlich jetzt so interpretieren, als bezöge sich „Ekelhaft“ auf Urheberrecht, aber ich meinte mit den Anführungsstrichen die Verbindung zu „Begriff des geistigen Eigentums“ hergestellt zu haben. Wer den Link anklickt, findet den Kontext so, wie er gewünscht ist. Unscharf, sicher, aber das kann passieren.
Und hassen, ach was, geh weida, ich bin dcch kein verbitterter Knopf, der meint, andere zwangsouten zu müssen, weil sie ihm nicht in sein Schema passen. Ich amüsiere mich. Ich finde es lustig zuzuschauen, wie das alles so kommt, wie ich es vor der Wahl von der Schramm schon gesagt habe. Ich schau da nur zu.
Und wenn Du mir erklärst, was ein Nicht-Journalist sein soll, erkläre ich Dir auch, was einer ist, der panisch nach Zeugen sucht, um Gerüchte vor Gericht durchzubringen.
Beim Lesen der Schlagzeilen beschlich mich schon ein ungutes Gefühl, dass die Anschuldigungen nicht fair oder schlicht falsch sind. Danke für das Zusammenfassen und Zusammentragen der Fakten.
Mach doch mal was Inhaltliches! (Würde ich allen anderen auch zurufen wollen. Dieser Ureberrechtswahn ist doch albern.)
Im Spannungsfeld und der Diskussion zwischen bzw. über Urherber- und Nutzungsrecht, das mit viel Meinung aber wenig Wissen geführt wird, reihen Sie sich ein: In der Kategorie Meinung.
Danke Herr Niggemeier! Ihre Darlegungen bereichern die Diskussion.
Schön auch, dass sie – ohne wirklich arg zu mosern – auf den Artikel vom „bösen“ Don bei ihrem Ex-Arbeitgeber verlinken. Denn ich finde, dieser zeigt in seinem Artikel eine recht interessante Position auf.
Beide Betrachtungsebenen (ihre und Dons) ergänzen sich wirklich gut.
Was ich als Pirat viel interessanter finde: Julia Schramm hat kurz vor ihrer Wahl in den BuVo versichert, Amt und Buch voneinander zu trennen. [1]
Jetzt findet man auf der Promo-Seite [2] zu ihrem Buch „Lesungen & Events“, wo sie u.a. als „Mitglied im BuVo PP“ [3] auftritt. Für mein Empfinden wird hier ihr Amt genutzt, um das Buch zu vermarkten, eine klare Trennung kann ich nicht erkennen.
[1] http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2012.1/Protokoll
relevante Auszüge:
2012-04-28 15:41:54 Frage: Wirst Du deine neue Bekanntheit oder vermehrte Bekanntheit nutzen, um dein Buch zu vermarkten?
2012-04-28 15:42:08 Applaus.
2012-04-28 15:42:10 Julia: Ja, ich habe dieses Buch geschrieben. Es wird in diesem Jahr erscheinen und ich bekomme dafür Geld, dass es mir ermöglicht, hier Arbeit in dem Maß zu machen. ???? Ich habe bisher stark darauf geachtet, dass man die Sachen trennt. ??? Ich weiß, dass das schwer wird. Ich glaube aber, dass ich in der Urheberrechtsdebatte eigentlich genau die richtige Person bin. Der Wind pfeifft uns da um die Ohren. ???? Wer Tauschbörsen verbieten will, will das Internet verbieten. Ich werde diese Meinung vertreten, selbst wenn ich dafür nie wieder einen Vertrag bekomme. Ich glaube, ich kann das gut vertreten, gerade weil ich Urheber bin.
2012-04-28 15:46:43 Frage: Ist es von den Medien zutreffend wiedergegeben, dass du deinen Buchvertrag vor allem deswegen geschlossen hast, um als BuVo-Mitglied zeitlich und finanziell unabhängig zu sein?
2012-04-28 15:47:25 Julia: Als ich den Buchvertrag abgeschlossen habe, habe ich damit nicht groß geplant. ???? Ich habe dann gehmerkt, ich bin jetzt finanziell unabhängig und kann die Arbeit machen. Das steht nicht direkt im Zusammenhang. Das buch war zu 2/3 Fertig ?????
[2] http://www.randomhouse.de/Buch/Klick-mich-Bekenntnisse-einer-Internet-Exhibitionistin/Julia-Schramm/e408990.rhd?mid=3&serviceAvailable=false#tabbox
[3] http://www.medientage.de/programmdetail.php?panel=700009
Nur mal kurz zum Herrn Alphonso: Wenn das der echte war (was ich wirklich nicht hoffen möchte) dann war das grad einer der plumpesten Derailingversuche die ich je gesehen habe. Zum Thema hat er jedenfalls nichts substanzielles beigetragen.
Da haben sich wohl wirklich grad alle auf Frau Schramm eingeschossen. Solche Attacken auf Frauen haben übrigens immer noch so eine sexistische Zusatzkomponente. Wenn so ein Grund-misogynism auf fehlinformationen trifft wird es immer besonders eklig.
„so viele tatsächliche Angriffspunkte für Kritik bietet“
Das ist sogar noch zurückhaltend ausgedrückt.
Aber ich hab mich über den Hype gegen Schramm auch gewundert – Ich denke, dass ist einfach nur eine Schmähkampagne gegen das Internet und die Piraten, so muss eine ehemalige Post-Privacy-Aktivistin als Vertreterin der Piraten herhalten…
Links anne Ruhr (20.09.2012)…
Castrop-Rauxel: Die FNR-Retter geben nicht auf (WR.de) – Wie sollen Rat, Verwaltung und Bürgermeister mit der Aussage der Bezirksregierung, wonach das Bürgerbegehren in Sachen Fridtjof-Nansen-Realschule (FNR) ungültig sei, umgehen?…
Ich kann mir denken, wer mit dem Mob gemeint ist. Und auch wenn die Bigotterie immer wieder auf das Zitat(Podcast) im Zusammenhang mit der Buchgeschichte eingedampft wird, so glaube ich, dass etwas anderes gemeint ist.
Die Frage ist doch, warum sich Frau Schramm an einen Verlag wendet um ihr Buch zu vermarkten. Es gibt ja Alternativen die erlaubt hätten das Buch eben nicht bei Dropbox löschen lassen zu müssen. Alternativen, die außer negativen Rezensionen keinen Shitstorm erzeugt hätten.(Eigenvermarktung, CC-Lizenz, Freiwillige Beiträge/Spenden)
Die Piraten plädieren für eine Neuausrichtung des Urheberrechts, versuchen es aber nicht einmal.
Das macht die Menschen so sauer, denke ich.
Ich finde es richtig, dass du sie hier verteidigst. Ich kannte den Podcast nicht und bin froh ihn jetzt gehört zu haben. Das an dieser Stelle unsere „Leitmedien“ mal wieder beweisen wie populistisch sie sein können wundert mich ehrlich gesagt nicht. Und genau da ist meine persönliche Kritik an Julia Schramm. Wenn ich schon mit einem großen Verlag kooperiere sollte ich einen guten Kompromiss schaffen zwischen meinen Idealen und den Interessen des Verlages. Das ist im minimalen Geschehen indem der Verlag nicht gleich mit horenden Abmahnungen kommt. Das hätte aber auch mehr sein können (sie wollte ja laut Podcast eine legale Alternative). Genau dass hätte ich mir von ihr gewünscht, dass sie sich hier mehr durchsetzt und das Ergebnis (wie auch immer es kommt) mehr publiziert. Aus meiner Sicht ist das alles unglücklich gelaufen, was aber auch Julias Mitschuld ist.
Es ist doch sonnenklar, dass ein „konservativer“ Verlag wie Random House illegale Downloads des Buchs nicht dulden würde, ob das Frau Schramm nun gefällt oder nicht. Genauso absehbar ist die Häme der Presse und das dies auf Frau Schramm als Person zurückfallen wird.
Tut mir leid, aber ich halte die Vorgehensweise von Frau Schramm einfach nur für selten dämlich!
Die Reaktion der Medien hat sie sich redlich verdient!
Ob bigott oder nicht – die Reaktionen sind größtenteils einmal mehr dermaßen überzogen. Mir wird bei sowas immer schlecht.
Wenn ich das richtig verstanden habe, wollte Frau Schramm ausprobieren, wie sich das anfühlt, entweder Teil der kapitalistischen Wertschöpfungskette oder Urheber zu sein. Oder beides.
Irgendjemand ganz Schlaues meinte auch die Strategie hinter der Buchveröffentlichung bei Random House identifizieren zu können, nämlich absichtlich die hilflosen Mechanismen der Branche im Angesicht der digitalen Herausforderung bloßzustellen. Wahrscheinlich wollte man auch im gleichen Atemzug noch die Recherche-Faulheit des handelsüblichen Journalisten vorführen.
Auf Basis dessen, was ich von ihr sonst so gelesen habe, tue ich mich allerdings schwer damit, Frau Schramm überhaupt irgendwelche Absichten unterstellen zu können. Und auf die Frage, inwieweit jemand, der pausenlos irgendwelches Zeug daherplappert, sich darüber beschweren kann, dass über ihn irgendwelches Zeug geschrieben wird, habe ich noch keine befriedigende Antwort gefunden.
Danke Stefan für unaufgeregt zusammentragen der Fakten und der klaren Darstellung!
alios
Welche Möglichkeit ist beunruhigender? Dass die Leute bei Bild.de sogar zu doof sind, einen Satz zu kopieren, ohne seinen Sinn ins Gegenteil zu verkehren? Oder dass sie den Kampf gegen ihre politischen Gegner mit solch plumpen Lügen und Fälschungen führen?
Eindeutig letzteres. Ich finde das sogar beängstigend, weil wie immer exakt nur das im gesellschaftlichen Gedächtnis hängen bleibt, was die Bild aus ihren Schlagzeilen brüllt.
Danke Stefan für diese punktgenaue Zusammenfassung, was Julia ursprünglich gesagt hat und wie dies dann verdreht wurde. Das Verhalten vieler „Piraten“ in dieser Diskussion ist so dermaßen armselig… Eigentlich hätte ein Artikel genau diesen Inhalts auf die offiziellen Parteimedien gehört und dort die Situation zeitnah begleiten müssen.
Die Unterscheidung von „Urheberrecht“ und „Geistigem Eigentum“ ist nämlich eigentlich ein Kernanliegen der Partei und hier wird sie uns auf dem Silbertablett in die Öffentlichkeit getragen. Wir müssten nur genau dort weitermachen, wo die „Meinungsmacher“ mit ihrer Polemik aufhören. Stattdessen: Schweigen und ein tobender Mob in der Online-„Diskussion“. Arm, ganz ganz arm.
Vielen Dank für diesen Artikel! Ohne die ‚Inhalte‘, für die die Dame zu stehen glaubt, kommentieren zu wollen: das eigentliche Problem der Piraten sind nicht Leute wie Schramm, sondern der allgegenwärtige Mob. Leider merkt man eben doch, dass die Partei sich zu einem guten Teil aus Trollen zusammensetzt. Dass die Presse da dann gerne einstimmt, ist auch klar.
Das mit dem Wein haben die Bild-Leute im Suff aus der „Warum schützt denn keiner Jenny Elvers-Elbertzhagen vor
unssich“-Kampagne übernommen.@ Julia Seeliger: Ich finde ja immer noch, das Stefan noch was zu Ägypten schreiben sollte.
@ Stefan Niggemeier und Unterstützer
Seid ihr so naiv oder tut ihr nur so empört?
Es ist doch bei solchen Gelegenheiten noch nie darauf angekommen, was jemand nun genau gesagt hat, sondern welcher Eindruck in der Öffentlichkeit entsteht. Ich halte die Anliegen der Piraten für wichtig und möchte, das die Partei in den nächsten Bundestag kommt. Aber die Protagonisten lassen keine Gelgenheit aus, die Erreichung dieses Ziels zu konterkarieren.
Die nachträgliche Rechtfertigung nach dem Motto: „Das hat sie aber soo nicht gesagt“ wirkt buchhalterisch und kleinkariert.
Hier hilft nur eine profesionelle PR-Strategie, um die Wahlchancen der Piraten zu wahren.
(Und um den absehbaren Kommentaren vorzubeugen, ich bin kein PR-Stratege und stehe nicht zur Verfügung!)
Linus, #27:
„Und auf die Frage, inwieweit jemand, der pausenlos irgendwelches Zeug daherplappert, sich darüber beschweren kann, dass über ihn irgendwelches Zeug geschrieben wird, habe ich noch keine befriedigende Antwort gefunden.“
Nach „sexistische Zusatzkomponente“ (#20) und „Schmähkampagne gegen das Internet“ (#21) endlich mal ein Lichtblick in diesem Thread. :-)
@Stefan Niggemeier: Es macht m.E. wenig Sinn, Schramm mit Verweis auf einige Tippfehler verteidigen zu wollen.
Als Ole Reißmann bei Spiegel Online den Podcast verlinkte und ich die Länge des Gesprächs sah, dachte ich: Das wird wieder ein Stille-Post-Spiel. Niemand wird drei Stunden investieren, um tatsächlich herauszufinden, was sie gesagt hat.
Stefan: Wie lange hast Du gebraucht?
Feathers McGraw: Wenn es ein wirklich plumper Derailingversuch war, ist es ein Indiz dafür, dass es der echte Donfonso war… :-)
Es ist gut und wichtig aufzuzeigen, wie ekelhaft und verlogen eine mediale Abrechnung wie diese ist.
Ein Widerspruch bleibt aber bestehen: Wer will, dass das Internet „frei“ ist, sorgt dafür, dass zumindest die eigenen Inhalte unbeschränkt genutzt werden können. Warum unterschreibt man freiwillig einen Vertrag, der einem diese Möglichkeit nimmt?
@ Philippe Wampfler: „Warum unterschreibt man freiwillig einen Vertrag, der einem diese Möglichkeit nimmt?“
Weil man dafür einen dicken Vorschuss bekommt?!
Sogar „Don Alphonso“, der jahrelang mit wüster Polemik für die Unabhängigkeit von Bloggern eingetreten ist, lässt sich heute von der FAZ bezahlen. Weil es Geld, Reichweite und eine seriöse Marke bringt.
@Stefan Niggemeier
Eine Gewichtung erspare ich mir, weil ich sie für irrelevant halte. Vor 20 Jahren haben mich die Methoden der Springer-Presse mehr beunruhigt, inzwischen kann man diese als für jeden a) durchschaubare und b) öffentlich widerlegbare Ausflüsse des allmählichen Untergangs derselben betrachten.
Esther Vilar schrieb mal sinngemäß, daß die Pressefreiheit die Freiheit des Lesers sei, in der Zeitung seine eigene Meinung zu lesen.
Inzwischen muß man sich schon sehr abschotten, um gänzlich ohne Widersprüche durch den „öffentlichen Raum“ des Internets zu schreiten. Das mag kurzzeitig gelingen, langfristig dringt auch anderes, die „Gegenseite“, auf den verschiedensten Pfaden zu einem durch.
Selbst wenn sich also die Piraten einmal mehr lieber in Selbstzerfleischung ergehen und so sich unfähig zeigen, dem Ausfluß Springers öffentlich wirksam entgegenzutreten, tragen eben andere, wie Sie, Herr Niggemeier, zur Korrektur, zur öffentlichen Wahrheitsfindung bei.
Der Glaube, daß Springer noch immer bestimmen könne, was das Deutsche Volk denkt, mag in den subalternen Hirnen einiger Regierungsbänkler und ihrer Anhängsel bestimmend sein und er läuft zu später Stunde nochmal zur Hochform auf und gebiert ein Leistungsschutzrecht, davon sollte man sich aber nicht über die Gesamtentwicklung täuschen lassen.
@Feathers McGraw, #20
Unsinn. Die einzige „sexistische Zusatzkomponente“ in dieser Debatte ist aus Ihrem Hirn in Ihre Tastatur entsprungen. Und es ist nur Ihr ureigener „Sexismus“, der sich jetzt aus Ihrem Kommentar zurückspiegelt.
Ich hatte auch den Verdacht, dass da was zu verkürzt dargestellt wurde und habe mir einen Teil des Podcasts auf das Schlüsselwort „ekelhaft“ hin angehört. Ich bin bei ca. 2h51m hängengeblieben. Dort bezeichnet sie die Kampagne „Mein Kopf gehört mir“ als ekelhaft. Wo ist denn die andere Stelle?
Was ich nicht begreifen kann – und vielleicht ist das jetzt furchtbar naiv – aber warum gelingt es weder Julia Schramm noch den Piraten, sich auf ähnlich inhaltliche Art und Weise wie Herr Niggemeier mit den Vorwürfen auseinanderzusetzen.
Ja, die Sache mit dem Urheberrecht ist kompliziert, aber doch nicht so kompliziert, dass man Argumente, die in der öffentlichen Diskussion vollkommen verdreht werden, sich selbst überlassen kann. Es muss doch möglich sein, den seriösen Medien, die es gibt, in klarer Sprache die eigenen Punkte zu vermitteln. Vor allem, wenn sowieso gerade darüber berichtet wird. Mir ist da zu wenig inhaltlicher Widerstand und zu viel Aufregung über das Aufregen.
Es erinnert mich an die Sache mit der Forderung nach fahrscheinlosem Nahverkehr in Berlin. Da habe ich auch schon nicht begriffen, wieso sich so lange ein offenkundiges Missverständnis (dass es nämlich um einen kostenfreien Nahverkehr gehe), halten kann.
Schön, wenn man wenigstens einen Watschen-Heini hat, nicht wahr Herr Niggemeier? Ich sollte auch längere Ergüsse in die Kommentare schreiben.
Und ich habe sehr wohl verstanden. Wenn mein Verständnis ein anderes, vielleicht naiveres ist, so gibt es mit Sicherheit etliche Leute, die genauso denken wie ich.
Das Problem bei Julia Schramm ist der Verlag, der einer jungen Frau suggeriert, dass ihr Geschreibsel irgendeine Bedeutung für die Nachwelt hätte.
Säße ich im Bundesvorstand der Piraten hätte vielleicht mein Tagebuch über meinen Kater gute Chancen einen Verkag zu finden. ;o))
Ich halte Frau Schramm ebenfalls für selten dämmlich. Unabhängig, ob Sie nun von den bildungsformenden Medien verunglimpft wird oder nicht. Sie steht für mich als Persona für den Zwiespalt der Piraten.
Greetz
@theo: Das meinen Sie nicht im Ernst, dass es hier um „Tippfehler“ geht. Ich sage ja nicht, dass ohne diese systematische Falschdarstellung nicht genügend Anlass zu Fragen, Kritik und allgemeinem Hände-über-dem-Kopf-Zusammenschlagen bleibt. Aber eine systematische Falschdarstellung ist es doch.
@Torsten: Zu lange. Dieses Gesabbel!
@Thomas Reintjes: 2:47:50
Ich bin sicher, dass sie den Kampf gegen ihre politischen Gegner mit solch plumpen Lügen und Fälschungen führen wollen. Und leider kommen sie noch eine Weile damit durch.
Danke für das unaufgeregte Darstellen der Zusammenhänge.
Ich bin nur unschlüssig, was ich tun kann/soll. Ich habe keine Zeitungs- und Zeitschriftenabos mehr, die ich kündigen könnte…
Natürlich lassen sich die Artikel über den Schramm-Vorfall trefflich in der Luft zerreißen, aber all das verkennt doch das Grudnproblem, wie es im ursprünglichen „klickmich“-Tumblr-Beitrag aus dem Piraten-Parteiprogramm zitiert wurde.
Da steht drin, dass die Piratenpartei Werke das Kopieren, Speichen und Zugänglichmachen explizit fördern will.
Hätte Julia Schramm als Mitglied des Piraten-Bundesvorstands vollkommen hinter dem Parteiprogramm gestanden, hätte sie sich entscheiden können, ihr Buch gratis (oder für einen symbolischen Betrag oder eine freiwillige Spende) auf ihrem Blog o.ä. als Download anzubieten. Das hat sie nicht getan, weshalb alles, was jetzt folgte, eben unglaubwürdig wirkt.
(Falls wieder das Argument kommt, der Verlag sei schuld: Julia Schramm hätte sich der Hilfe eine Verlags ja gar nicht bedienen müssen, wenn das DIY-Internet so hilfreich und nützlich sei…)
http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Hahaha-es-wird-immer-besser-Jetzt-versucht-Sie-ihre-Datenspur-zu-loeschen/forum-238051/msg-22453266/read/
Ich habe das Video gesehen und darin hat sie durchgehend gegen „geistiges Eigentum“ gewettert. Nicht gegen den Begriff, sondern gegen das Konzept. Es verschwand, nachdem es jemand an prominenter Stelle verlinkt hatte.
Nun warten wir darauf, dass es irgendwo wieder auftaucht und dann lesen wir uns nochmals diesen Blog-Post des (Nicht-)Journalisten Niggemeier durch.
Zitat »(…) b), dann schaffen Sie doch legale Angebote. Es müssen legale Angebote geschaffen werden.«
Komisch. Amazon bietet eine Kindle-Edition an (ASIN: B008O8RYRC, seit 17.09.2012). Es gibt also bereits ein legales Angebot, auch wenn es aus meiner Sicht zu teuer ist.
@Valerie J. Long: Der Podcast ist aus dem April.
Ich glaube, man kann sinnvoll zwei Sachen unterscheiden: Die schlampige Art, wie das, was Julia Schramm im Podcast gesagt hat, zu einer reißerischen Spiegel-Online(u.a.)-Polemik wurde, die die Leser aufgrund des „guten“ Namens des gelesenen Mediums unhinterfragt weitergetrascht haben. Hier ist es schon bemerkenswert, wie zu Gunsten von Klickzahlen des eigenen Artikels die Wahrheit so schnell geopfert wird.
Dass Julia Schramm eine Haltung der Griffigkeit eines nassen Seifestücks besitzt, ist die andere Sache. Wer meint, heute gäbe es nichts Neues, sondern nur Patchworks vorangegangener Ideen, der patchworkt eben auch selbst nur noch. Daher klingt es durchaus widersprechend, wenn sie im Podcast in Hinblick auf die Verfolgung illegaler Kopien sagt, was sich verkaufen lasse, das verkaufe sich auch – unabhängig von illegaler Kopiererei, dann aber selbst mit dazu beizutragen, dass gegen diese Kopiererei vorgegangen wird. Es ist aber eben seitens des Verlages kein Widerspruch, bestehende Gesetze in Anspruch zu nehmen.
@37, Philippe Wampfler
„Warum unterschreibt man freiwillig einen Vertrag, der einem diese Möglichkeit nimmt?“
Weil er Geld bringt.
Man mag Julia Schramm für vieles halten – ich halte sie letztlich für nichts anderes als eine Mittzwanzigerin, der die Content-Industrie eine Möglichkeit geboten hat, einen Haufen Geld zu machen. Das knarzt hier und da, wenn man sich die Ideale vieler Piraten anschaut – aber abseits der politischen Persönlichkeit ist jeder auch irgendwo Privatmensch.
Niemand schreibt es besser als Bruno Kramm: „Auch wenn Julia nicht so clever war – sie hat so wie jeder andere beruflich im Rahmen der Möglichkeiten für sich das Beste rausgeholt. Das ist menschlich. “ — https://service.piratenpartei.de/pipermail/sg-presse/2012-September/000666.html
Ergänzend: ganz davon abgesehen finde ich die schon verblüffend hassvolle Hetzkampagne gegen Schramm nur noch eines: ekelhaft.
Aus nachvollziehbaren Gründen paraphrasiert:
„Wer versucht den Fluss von freien Daten einzuschränken“
„Durchsetzung von Urheberrecht ist eine Gefahr“
http://www.youtube.com/watch?v=DLJrZQHbMKg
Es gibt unzählige Videos dieser Art mit Julia Schramm. Man muss sich nicht darauf beschränken, diesen alten Podcast zu sezieren um zu erkennen, dass Julia Schramm nicht nur den Begriff „geistiges Eigentum“ verabscheut, sondern das Konzept dahinter.
Mit Hilfe des „niemals vergessenden Internets“ und mit „Crowdsourcing“ lassen sich viele weitere Beispiele und Quellen finden. Dazu brauchen wir auch keine BILD, die falsch zitiert, denn ihre Doppelmoral und -züngigkeit wird gerade „piratenintern“ auseinander genommen.
Genau sowas hatte ich vermutet hinter diesem Shitstorm, war aber zu faul/doof/abgestoßen, um selber die Hintergründe zu checken; danke fürs Retschertschieren, Stefan.
Und: Schade, mittlerweile zerlegen sich die Piraten also genau so selbst wie sich die linken Parteien in Deutschland immer selbst zerlegt haben. Mit Unterstützung der Springerpresse.
Herr Niggemeier:
Ihre korrekten Einwände sind außerhalb von Journalistenseminaren unerheblich. Sie dürften wissen, daß es im Medienbetrieb um etwas anderes geht, und man ohne Weiteres auch Schramm korrekt hätte zitieren können, um zu diagnostizieren, daß Handeln und wofür diese Dame stehen möchte auseinanderklaffen.
Wenn Lafontaine seiner Putzfrau 2,80€/Std. zahlen würde oder A. Schwarzer in ihrer Freizeit in Pornofilmen mitspielen würde, dann liegt das Interesse der Öffentlichkeit eben nicht im korrekten Zitieren durch die Medien.
Daß Sie alleine glauben, durch diesen langweiligen Beitrag würden Sie Frau Schramm verteidigen, enttäuscht mich. BILD zitiert falsch, Metaebene bleibt gleich. Aha!
P.S. Jetzt haben die Piraten mal die Gelegenheit zur Klarstellung, wie es denn gewünscht wird mit der Vermarktung
Random House ist gar nicht so konservativ. Im wissenschaftlichen Bereich lässt der Verlag auch nicht-exklusive Verbreitung durch den Autoren zu. Das schließt Download von der Universitäts-Seite des Autors mit ein. Das Vorschuss-Honorar ist dann vermutlich geringer.
Für mich riecht das ganze aber nach etwas anderem und der Fisch stinkt nicht minder:
Das Buch hätte bei Random House das Lektorat nicht mal ansatzweise überstanden, wenn es nicht darum ginge, Bertelsmann-wohlgesonnene Mitglieder im Vorstand der Piraten zu haben.
Mit dem Vorschuss kann Frau Schramm für Piraten-Verhältnisse über Jahre aus dem Vollen schöpfen mit unbegrenzter Mobilität und Zeit, so dass Sie bei allen Piraten-Ereignissen präsent sein können wird, quasi der Elmar Brok der Piratenpartei.
@Cecilius B.: Hm, wenn nun aber Schwarzer in Ihrer Freizeit in Trashfilmen mitspielte, die Bild aber Pornofilm schrübe? Oder Lafontaine seiner Putzfrau 9,80€/Std. zahlte und die Bild 2,80€/Std. schrübe?
Selbst Sie sollten den Unterschied erkennen.
Hallo alle zusammen,
Frau Schramm hätte sich den ganzen Ärger erspart, wenn sie ihr Buch einfach zum download selber bereit gestellt hätte und dafür sagen wir mal 5 € Spende für den Autor verlangt hätte. Warscheinlich hätte sie dann sogar mehr als die erwähnten 100.000 Euro erhalten.
Aber wenn man sein Buch auch noch an den Bertelsmann Verlag verkauft, sollte man sich nicht wundern das der Fall als Skandal hochgespielt wird.
Ein Schelm der böses dabei denkt, aber Hauptsache Bertelsmann gewinnt ein paar € an diesem Skandal und als positiven Nebeneffekt, für die politische Klasse in Berlin, schadet man auch noch der Piraten Partei. Es sind ja 2013 Bundestagswahlen und 13% Wahlergebniss für eine neue Partei müssen ja irgendwie verhindert werden.
Frau Schramm hätte sich vorher besser beraten lassen sollen, aber 100.00 € auf einen Schlag sind halt besser als in 5 € Raten.
Also erstens hoffe ich, dass sie es nicht bereuen werden, Julia Schramm verteidigt zu haben — sie hat sich wenig vorzuwerfen.
Mein Problem ist einfach nur, dass ich seit gut einem Jahr versuche zu verstehen, wie _genau_ die Piraten das UrHG änden möchten (dass sie es nicht abschaffen wollen habe ich verstanden — aber es liest sich bei genauer Betrachtung schon so, als sollte es für bestimmte Gruppen doch de-facto ausser Kraft gesetzt werden).
Der Fehler, den Julia Schramm als Mitglied des Bundesvorstands der Piratenpartei, und die Piratenpartei gemacht hat ist, das Handeln nicht klar und verständlich für mögliche Wähler zu erklären.
Um es ganz klar zu sagen: Ich würde mich sogar freuen, wenn die Piratenpartei deutlich sagt: Ja, auch nach unserem Entwurf darfst Du juristisch gegen illegale Downloads vorgehen.
Ich glaube nicht, dass ich ein Krakelhannes bin. Aber eine Partei, die mir sagt: „Ach, Du bist einfach zu dumm unsere Position zu erkennen“ die kann kaum damit rechnen, dass ich sie wähle …
Es geht schon lange nicht mehr nur um einzelne Personen sondern um die Piraten als Ganzes.
Großgeworden sind die Piraten als Vertreter der Digital Natives, gegen den Abbau der Grundrechte, Überwachung, Abmahnindustrie, für Privatsphäre, soziale Gerechtigkeit etc.
Eine Alternative zu den Grünen die uns regelmässig verkaufen wenn es um die Macht geht. Da die Piraten nur ein sehr spezifisches Program hatten bestand die Hoffnung, dass sie dort keine Kompromisse machen.
Wie der aktuelle Stand der Piraten ist, dazu muss man sich nur den Vorstand ansehen der die Partei nun einmal in der Öffentlichkeit vertritt. Der Vorstand ist inzwischen voll ist von wichtigtuerischen Selbstdarstellern von denen jeder das Potential hat die Piraten im Alleingang zu crashen.
Und wenn man die Umfragen ansieht, dann ist dies schon fast gelungen.
Es gibt einen Regierungsdirektor im Bundesministerium der Verteidigung ( Sozialwissenschaftler und Kriminologe), was für ein Revolutionär und digital Nativ. Der vorherige Vorsitzende jetzt vize war zumindest Zivildienstleistender und Informatiker.
Als Geschäftsführer ein freiberuflicher Pädagoge, Schauspieler und Theaterpädagoge (gerne auch Harz4 arbeitslos und von Spenden lebend). Die vorhergehende Geschäftführerin die ein positives Bild abgab war ausgebrannt und wohl auch gemobbt worden.
Im Vorstand sitzen Vertreter der “datenschutzkritischen Spackeria” einer Vereinigung die für eine Post Privacy Welt eintritt also anstatt den Schutz der Privatsphäre anzustreben die Abschaffung dieser akzeptiert und fördert (von der aktuellen Diskussion bzgl. Buch und geistiges Eigentum mal ganz abgesehen).
Und dann gibt es noch einen Finanzler, der mal schnell Wirtschafts und Finanzpolitik definieren möchte.
Wie sollten diese Menschen auch nur ansatzweise glaubhaft die Orginalinteressen der Piraten vertreten, wenn dies überhapt noch die Interessen des Vorstands sind?
So wie die Piraten sich jetzt darstellen sind sie ein Totalschaden und es wird von Tag zu tag schlimmer. Das öffentliche Bild ist: Bürokratische, arbeitscheue Schmarotzer die anderen Wasser vorschreiben und selber Wein trinken.
Die Piraten sollten mal wieder etwas ändern entweder den Kurs oder den Namen.
@ Alexander
Um die Debatte nicht vom Thema wegzuführen, einfach ein Link:
http://wiki.piratenpartei.de/Parteiprogramm#Urheberrecht_und_nicht-kommerzielle_Vervielf.C3.A4ltigung
Das beantwortet zwar nicht alle Fragen im Detail, aber die Grundzüge werden doch deutlich.
@59
Falsche Vergleiche, die mich an Ihrem Verstand zweifeln lassen!
Richtig: Lafo zahlt Putzfrau 3,80€, BILD schreibt 2,80€
Schwarzer macht Boy/Girl-Szene, BILD schreibt Gangbang
Wenn BILD schwarz malt, was dunkelgrau ist, wird das Dunkelgrau dadurch nicht automatisch weiss
@Peter Viehrig
Danke, das kenne ich natürlich. Im Detail wird es dann haarig. Du findest mich auf Twitter unter avbelow, wenn wir das weiter führen wollen
Leute! Piraten! Bitte sortiert doch endlich mal eure Gedanken.
Beim aktuellen medialen Abschlachten geht es doch nicht um den akademischen Diskurs über Feinheiten wie Urheberrecht, geistiges Eigentum und Immaterialgüter.
Weil: DIESE FRAGEN VERSTEHT DIE BREITE MASSE NICHT!
Es geht schlicht und ergreifend darum, dass Selbstdarstellerin Schramm die falschen Signale aussendet. Professioneller Umgang mit Medien und der öffentlichen Meinung ist ein Schlüssel beim politischen Erfolg. Leider fehlt insbesondere Julia Schramm das dazu nötige Feingefühl. Das (und nur das!) ist mein Vorwurf an diese Piratin: Sie hat damit der ganzen Partei erheblichen Schaden zugefügt.
Und die akademische Diskussion hier trägt nichts (rein gar nichts) zur Lösung dieses aktuellen Problems bei. Ganz im Gegenteil. Der einfach gestrickte Wähler fühlt sich dadurch nur noch mehr abgestoßen.
Schade, dass selbst Stefan Niggemeier diese Umstände nicht erfassen und analysieren kann. So wird das nichts, Freunde.
Es ist nicht sehr zweckmäßig, die Julia-Schramm-Sache auf eine Bild-Kampagne zu reduzieren.
Die Zeit hat einen netten, fairen Überblick:
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-09/Julia-Schramm-Piraten-Buch-Download
Da wird dann auch klar, dass Frau Schramm gegen elementare Grundsätze ihrer eigenen Partei verstößt, wie sie sich ihr eigenes Verhalten schönredet und wie einige Parteifürsten der Piraten nun selbst Dateien löschen.
Das hat etwas pharisäer-haftes und könnte weitaus parteischädigender sein als alle Blindheit von Bild-Schreibern.
„Den Fall Schramm haben die Piraten fast im Alleingang skandalisiert.“ (Alexander Hensel, Göttinger Institut für Demokratieforschung, zitiert nach Tagessspiegel)
Der Artikel gefällt mir ausnehmend gut.
@ Alter Ego: Also, ich finde nicht, dass ich „einfach gestrickt“ bin, aber auch ich verstehe das nicht — auch nicht, weil ich mich nicht durch 20 Podcasts und 40 Wikiseiten lesen will, um die Position zu erkennen. Und dann noch zu unterscheiden, was „Privatmeinung“ und was „Parteimeinung“ ist.
Aus dem schon verlinkten Positionspapier geht zum Beispiel nicht hervor, dass die Piratenpartei „Takedown Notices“ richtig findet. Und von „halb-kommerziellen Angeboten“ wie der Verlag das ausdrückt, finde ich da auch nichts.
@ Alexander
Done.
Aus dem Zusammenhang gerissene Zitate, falsche Wiedergaben, Übertreibungen, Wörter in den Mund legen. Nebenkriegsschausplätze, persönliche Anfeindungen.
Von allen Seiten.
Alles wie gehabt.
Und ich bezahl das auch noch alles. Meine Fresse.
@Alexander: Damit war natürlich keine bestimmte Person gemeint, auch Du nicht.
Die überspitzte Formulierung sollte es einfach greifbarer machen, daß man Politik auch „verkaufen“ können muß. Wenn der „Kunde“ (=Wähler) nicht versteht, welche „Ware“ (=Politik) angeboten wird, ist es halt Essig mit dem Wahlerfolg. Eigentlich ganz einfach, oder? ;-)
‚tschuldigung für’s Rumtrollen.
@Cecilius B.
Also wenn die „Bild“ jetzt behaupten würde: „Cecilius B. ist strunzdoof“, während Sie in Wahrheit aber bloß doof wären, so wäre das in Ordnung?
Ich finde im link von Peter Viehrig #63 auch nichts, was dagegen spräche, Frau Schramms Buch „nichtkommerziell“ und „als Rückführung der Ideen in den öffentlichen Raum, aus dem Frau Schramm sich hat inspirieren lassen“ (oder so ähnlich) zu kopieren, zu vervielfältigen etc. Von kostenpflichtigen oder nicht kostenpflichtigen gelben Karten steht da nichts. Geschweige denn davon, dass Kohle machen mit künstlerischen Werken dann ok ist, wenns halt son legales Angebot dazu gibt.
Ich kann mich zwar gerne über die Mißachtung einer herbeigeredeten Differenzierung zwischen „geistigem Eigentum“ und „Urheberrecht“ erregen, es bleibt aber trotzdem die Feststellung, dass Frau Schramm als Privatperson das eigene Parteiprogramm ziemlich schnurz zu sein scheint. Und sie ihre Privatmeinung so lange editiert, bis es für ihre Bedürfnisse passt.
Abgesehen davon, dass es schon reichlich absurd anmutet, zu sagen, Ihr dürft mich gerne gut bezahlen als Verlag, aber wie ihr das refinanziert, wenn nicht durch die Verkäufe, ist mir grad mal komplett latte. Vielleicht ist das aber auch nur eine besonders clevere Ausnutzung der kapitalistischen Verwertungsstrukturen, die ich nicht verstehe.
Vielleicht ist ja Robbie Williams der bessere Pirat, der mal öffentlich gesagt hat: „Es stört mich nicht, wenn ihr meine CDskopiert, ich habe schon ausreichend viele verkauft“ ;)
Mann, Mann, Mann – Fakt ist doch, dass Julia Schramm die Piratenpartei höchst erfolgreich versenkt hat. Davon – meine Ansicht – erholt sich dieser Parteiwelpe bis 2013 nicht mehr. Ob sie dies mit oder ohne Beihilfe oder dank verzerrter Berichterstattung durch die Medien tat, ist völlig unerheblich. Der orangene Kaperer säuft ab, während die Berliner Bordkapelle sich dazu eins schrammelt (um mich hier nicht ordinärer auszudrücken). Am Anfang des Niedergangs also finden wir immer den Julia-Roman mit dem zweideutigen Titel und den tiefen Widerspruch zu einer Ursprungs-Programmatik, welche die Spackeria, weil privatim plötzlich als hinderlich erkannt, jetzt so gern loswerden möchte …
@alter ego: Ich bin Wählerin. Nicht Kundin. Sie dürfen mich gerne naiv nennen, ich nenne Sie dann halt zynisch.
„..aber ich will auch nicht, a), dass Sie sie behandeln, als wären das Mörder, „
Wer tut denn das?
Es wird nicht gelingen, die Begriffsklärung „Geistiges Eigentum“ vs. „Urheberrecht“ sinnvoll weiter zu führen, wenn die ProtagonistInnen selbst völlig überdreht mit „Mörder“-Begriffen und „Ekelhaft“ daher kommen. In dem hier oft erwähnten Text von Frau Schramm sind ja wohl noch mehr Negativbeispiele vorhanden. Verlotterung von Sprache und Verwendung falscher und unsinniger Bilder führt zu Verlotterung der Sitten. Oder ist es umgekehrt?
Es wäre ein lobenswertes Anliegen, die Machtmechanismen von Sprache aufzuzeigen. Mit Beispielen, wo euphemistisch Sauereien „klein geschrieben“ werden oder wo Kleinigkeiten zu Kampfbegriffen aufgebauscht werden, können ganze Bücher gefüllt werden. Falls soziologische Studien zu diesem Thema noch nicht existieren, sollte mal eine durchgeführt werden.
@Stefan (45)
I share your pain, but I didn’t.
;-)
@Petra:
„..Das Problem bei Julia Schramm ist der Verlag, der einer jungen Frau suggeriert, dass ihr Geschreibsel irgendeine Bedeutung für die Nachwelt hätte…“
Welpenschutz? Wie alt ist Frau Schramm?
Bedeutung für die Nachwelt?
„..Was glänzt ist für den Augenblick geboren.
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren..“ (Goethe).“
(Der Glanz hat allerdings Schrammen (scnr))
@Klaus Jarchow: Ja, ich denke, die müssen noch mal in der Optimisten-Jolle anfangen. Und warum muss ich jetzt immer an Asterix denken?
Danke für die informative Zusammenfassung :)
Nach all den Beiträgen, die – überwiegend aus dem Zusammenhang gerissen oder mit bewußt (?) unzutreffenden Zitaten – Frau Schramm an den Pranger stellen, war ein solcher Beitrag in meinen Augen erforderlich.
@ polyphem: Mir fällt da eher ‚Alexis Sorbas‘ ein: „Habt ihr jemals etwas so schön zusammenkrachen sehen?“ ;-)
@73
genau so ist es!
Wenn die Feststellung meiner Doofheit von öffentlichem Interesse ist, dann werde ich nicht klüger dadurch, daß die BILD mich fälschlicherweise als strunzdoof betitelt.
Anmerkung eines Bildungsfernen:
Ob „geistiges Eigentum“ oder „Urheberrecht“ ist Wortklauberei. Die Kernfragen lauten doch:
* Wo bekomme ich das Buch für umsonst?
* Kriege ich Ärger, wenn ich mich dabei erwischen lasse?
Wie mir hier wieder einmal klar wird, keine Zeitung, keine Magazine, kein Fernsehen, keine Online-Medien, ich habe keine Ahnung und das ist gut so, denn über all die Dr#ckspatzen, die sich Journalisten schimpfen und gleich welches Blatt, würde ich mich nur tagtäglich aufregen, total unnütze.
@Cecilius B.: „William de Worde“ würde es wohl so ausdrücken: Wer aus einem guten Grund die Tatsachen verdreht oder gar lügt, der tut das auch aus einem schlechten.
Nein, der Zweck heiligt die Mittel nicht, nicht mal, wenn der gute Zweck das „Öffentliche Interesse“ ist! (Wer auch immer das entscheiden soll, da fängt’s ja schon mal an).
@Leo (#84): Sie haben Recht. Es ist „Wortklauberei“.
Ich leih Ihnen jetzt mal mein Bildungs-Fernrohr, denn hier geht es um die Wirkmächtigkeit von Kampfbegriffen, die, bewusst übertreibend, ein Delikt schwerer erscheinen lassen sollen, als es im Verständnis Anderer vielleicht ist. (Warum ist das Wort „Raubkopie“ bisher nicht aufgetaucht?)
Hallo, wollte mal höflichst nachfragen, warum mein Kommentar nicht veröffentlicht wurde???
mit besten Bembelgrüßen
@Inga
die Seriösität der Bildzeitung und die Seriösität Frau Schramms sind zwei unterschiedliche Dinge. Wenn Herr Niggemeier sagt, er würde Schramm dadurch verteidigen, daß er aufzeigt, daß die BILD übertreibend falsch zitiert, dann ist das ein Ablenkungsmanöver. Um die Unseriösität der Bildzeitung zu beweisen, kann dieser Fall sicherlich -wie viele andere auch – herangezogen werden. Ich dachte es ginge hier um die causa Schramm,…, offensichtlich nicht. Na dann: tschö mit Ö!
Wurde eigentlich schon irgendwo, z. B. im hiesigen Artikel der Unterschied zwischen geistigem Eigentum und Urheberrecht eingehend herausgearbeitet ? Denn für mich ist das im Prinzip weitgehend das Selbe, wenn es im Urheberrecht um geistige Werke geht.
@ polyphem
Wie wäre es mit „alternative Vertriebswege“?
@Leo: Jetzt haben Sie das Fernrohr falsch rum angesetzt. :-)
@Juliane Böckler (53)
Wir sind uns einig: Die Kampagne gegen Julia Schramm ist ekelhaft. Aber die Legitimation, man dürfe als Privatmensch durchaus Geld mit einem Vertrag verdienen, der verhindert, dass Informationen im Internet fließen können, ist moralisch nicht haltbar. Auch mit einem Vertrag, der eine Online-Version mit CC-Lizenz beinhaltet, hätte Geld verdient werden können.
Oder anders gesagt: Julia Schramm hat gegen die ethischen Prinzipien ihrer Partei (und ihrer eigenen Moral?) verstossen – aber das ist das Recht jeder Person und legitimiert keine Kampagne.
@cecilius: Glasklar. Aber nur, wenn „übertreibend falsch zitiert“ tatsächlich die treffende Bezeichnung dafür ist, was in der Geschichte passiert ist. Ich denke, die Aussagen von Frau Schramm wurden bewusst und vorsätzlich in ein falsches Licht gestellt bzw. missinterpretiert. Tatsächlich trägt eine Verifizierung darüber, was sie da tatsächlich von sich gegeben hat, sehr wohl zu ihrer Rehabilitation in dieser Frage bei. Meiner bescheidenen Meinung nach.
@inga:
Es ging um griffige Vergleiche zum Thema Kommunikation und die massentaugliche Vermittlung von politischen Standpunkten.
Unsachliche Angriffe wie der Ihre sind somit fehl am Platze.
Beteiligen Sie sich bitte konstruktiv an der Diskussion oder lassen sie es bleiben. Wir haben in dieser Sache schon genug unbrauchbare Hintergrundgeräusche.
@Cecilius B.
Volle Zustimmung! Zu allen (bisherigen) Kommentaren.
Wir können diese Diskussion endlos innerhalb unserer Filterbubble führen. Und dabei jede noch so feine Nuance in der Unterscheidung Urheberrecht/geistiges Eigentum/etc durchkauen.
Viel wichtiger erscheint es mir, was davon ausserhalb unserer Filterblase ankommt.
Meine Mutter (50+, Internetnutzung = null) fragte mich heute morgen, wieso „eine Piratin“ sich von einem Verlag 100.000€ bezahlen lässt. Wo die Piraten doch für kostenlosen Zugang zu Wissen etc stünden.
Da stand ich erstmal da. Über die Aussenwirkung ihres Deals hätte sich Julia Schramm, und da lasse ich sie nicht aus der Verantwortung, im Klaren sein MÜSSEN. Und diese ist, vor allem für die Piraten, verheerend.
Zum einen: Ja, mei, es ist halt Bild: Was nicht passt wird passend gemacht. Danke fuer die Aufklaerung, aber das ist doch normal bei der dem verlogenenen und zynischen Blaettchen.
Ich persoenliche aergere mich ueber 2 Dinge:
– Die Verlage+Verwertungsgesellschaften hat sie als „Contentmafia“ bezeichnet. Jetzt macht sie gemeinsame Sache mit denen?
– Warum wurde das Buch nicht unter Creative Commons oder im Eigenverlag (Apple, Amazon) veroeffentlicht. Das waere doch mal ein Zeichen gewesen! Da scheint sie dann aber halt doch ihre persoenlichen monetaeren Interessen ueber persoenlichen politisch-gesellschaftlichen Ziele sowie derer ihrer Partei gestellt zu haben
@ kays Das ist aber nicht nur die Schuld von Julia Schramm! Die Piraten haben es versäumt, auch im persönlichen Gespräch, Menschen wie mir klar zu vermitteln, wie wir von unserer geistigen Leistung leben sollen, wenn die Piraten sich mit Ihrer Vorstellung vom UrHG durchkommen. Nach dem Entwurf für den letzen (vorletzten?) Parteitag ist das Schutzrecht für z.B. Leute, die Spielsoftware entwicklen praktisch nicht mehr existent. Und der hilflose Hinweis „Dann verkauf doch T-Shirts zu Deinem Spiel“ ist mehr als naïv.
Was bei den Leuten da hängen bleibt ist Euer Thema BGE.
Vielleicht müsst ihr Euch mal Gedanken darüber machen, den Menschen zu erklären, dass ihr NICHT dagegen seid, das Menschen mit geistiger Leistung Geld, auch sehr viel Geld, verdienen. Oder … seid ihr da doch eher gegen? Ich weiss es nicht …
Alex
@Alexander: Selbstverständlich ist es nicht *nur* die Schuld von Julia Schramm.
Der Beitrag, den sie nun mit ihrem Buch geleistet hat, besteht allerdings darin, die Debatte noch komplizierter zu machen.
Zumindest ist das meine persönliche Erfahrung bei dem Versuch, dies alles meiner Mutter zu vermitteln.
Wir diskutieren hier wirklich über Nuancen, die außerhalb unserer Bubble so gut wie nicht verstanden werden bzw. vermittelbar sind.
@59 Aua, das schmerzt beim Lesen.
„schrübe“ gibt es nicht. Es heißt ’schriebe‘. Andernfalls hieße der Imperfekt ‚Ich schrub‘ und das, hoffe ich, „schrübten“ selbst Sie nicht.
Abgesehen davon ist würde schreiben völlig korrekt.
@Pedant: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/kachelmann-ueber-die-katastrophe-mit-daisy/#comment-120608
Ich kann dem Blogeintrag leider nicht ganz zustimmen. Ohne Frage versuchen die Medien nun maximal Kapital daraus zu schlagen. Das ist verwerflich, ok.
Aber das Frau Schramm in meinen Augen (und sehr offensichtlich auch denen von vielen anderen) ihre eigenen moralischen Maßstäbe ignoriert hat ist dadurch doch nicht aus der Welt! Seine Kritiker als krakeelenden Mob zu bezeichnen zeugt nicht von Größe und auf http://hassnachrichten.tumblr.com/ allen Hass zu sammeln, anfangs mit Privat- und Mailadressen(!) geht meiner Meinung nach überhaupt nicht.
Abgesehen davon: Das sie die Piraten damit massiv geschädigt hat (ob absichtlich oder nicht) steht doch außer Frage. Der BuVo wird sich mit seiner Unterstützung auch keinen Gefallen tun …
Interessant ist, dass die „gelbe Karte“ der halbe Weg hin zu dem von einem Gutachter namens Schwartmann vorgeschlagenen Warnhinweismodell ist. Und das von einer Pirtain ;-))
Nächste Frage: Wenn man eine gelbe Karte verteilt, gibt es doch sicherlich auch eine rote?Wie sieht die denn aus und woher weiß der Verlag, dass schon eine gelbe Karte verteilt wurde?
„….Fehlinterpretation aller Fakten nahezu ungestraft veröffentlicht werden kann und dann der schäumende Mob ohne zu Hinterfragen das ihm zugeworfene Stöckchen dankend aufnimmt.“
das kennen wir als GEMAmitglieder doch bestens von der ganzen GEMA diskussion, wieso soll es denn den piraten besser ergehen ?
Zu der Gelben Karte:
Die Zeit zitiert auch nochmal anders und wenn es so stimmt, dann sogar noch transparenter* als hier bei Stefan:
„Gegen kommerzielle und halbkommerzielle Anbieter wie Dropbox gehen wir direkt vor, vermeintlich naiven Nutzern zeigen wir erst einmal nur die gelbe Karte.“ Bei einem zweiten Verstoß würden sie dann eine kostenpflichtige Unterlassungserklärung erwirken.
(http://www.zeit.de/politik/deutschland/2012-09/Julia-Schramm-Piraten-Buch-Download)
*Hier, bei Stefan, wird nicht auf den zweiten Verstoß eingegangen.
[…] ihres Buches vorgeht, obwohl sie selbst dafür stehe, das Urheberrecht abschaffen zu wollen. Stephan Niggemeier stellt die Fakten richtig. Er belegt, dass Schramm nie forderte, dass Urheberrecht abzuschaffen. Ich fand an dem Artikel der […]
Das eigenartige ist ja, dass diejenigen, die das Buch über Dropbox verbreiten (wollten), noch nicht einmal die schlimmsten sind. Denn die Inhaber von Dropbox-Accounts sind (jedenfalls prinzipiell) namentlich bekannt und daher greifbar.
Wie eine kurze Recherche zu Tage fördert, sind jedoch über die notorischste aller einschlägigen (deutschsprachigen) Seiten jede Menge funktionierende Links zu „Klick mich“ bei allen möglichen Sharehostern verfügbar. Dort bedienen sich die Zeitgenossen, die E-Books gerne lesen, sich aber nicht für einen Kauf begeistern können, ohnehin.
Inga: Das stammt aber nicht von William de Worde, sondern von His Grace, Commander Vimes :-P
Ja, ja. Nur der, der freiwillig jeden Monat zusätzlich in das Staatssäckel einzahlt, darf es wagen sich für Steuererhöhungen auszusprechen.
Danke für diesen Artikel. Ich habe mich die ganze zeit gefragt, ob nur ich das merke, dass da einfach eine üble Verleumdung stattfindet.
Es wundert mich nicht solche Artikel in der Presse zu lesen, immerhin wollen die Piraten an das Leistungsschutzrecht (unter anderem) und da steckt viel Geld für die Presse hinter. Was mich jedoch wundert ist, dass man heutzutage so offensichtlich lügen kann, ohne dass sich irgendwer daran stört. Im Gegenteil – alle plappern das nach, denn es steht ja in der Zeitung, also muss es ja stimmen…
Und das obwohl bekannt ist, dass die Piraten eine Politik betreiben, die den Leuten (Verwertergesellschaften, Verlage und ähnliches) nicht schmeckt. Ich rall einfach nicht wie die Leute so blind sein können. O.o
PS: soll nicht heißen, dass ich die Berichterstattung gutheiße.
Sie lehnt also geistiges Eigentum ab, weil Kampfbegriff. Benutzt selbst das Wort „Contentmafia“. Ich habe ja irgendwo eine Schwäche für Menschen mit so einem Weltbild.
@Marc, 106: Danke für den Link. Julia Schramm meint also, die „festgefahrene Debatte“ um das Urheberrecht könne durch den „konstruktiven Vorschlag“ wieder vorangebracht werden, dass man der kostenpflichtigen Abmahnung künftig eine kostenlose Warnung vorschaltet. Wow.
[…] das berühmte “ekelhaft”. Den Zusammenhang des Zitats und die dummen Angriffe deswegen fasst Stefan Niggemeier hier sehr gut zusammen, Thomas Knüwer geht hier ebenfalls darauf […]
Sie können verteidigen, wen Sie wollen. Und bei Falschzitaten ist das sogar prinzipiell ehrenwert, auch wenn der Don nachlesbar nicht falsch zitiert hat.
Dabei verteidigen Sie für mich allerdings an der Grundursache des Kritikstürmchens vorbei.
Bereits vor ihrer Wahl in den Bundesvorstand einer sich selbst für bundestagstauglich haltenden Partei war Schramm dumm, vorlaut und feige (ihre ständigen post edits und der fliegende Wechsel von Positionen im Minutentakt bei Gegenreden). Mit der Kombination reichen dann schon missverständliche Aktionen zum Desaster, vorhersehbar. Es trat nur ein, was eintreten musste. Die eigentliche Frage an die Piraten, die hinter der zum Teil überzogenen Kritik stand, war eine ganz einfache: Warum habt Ihr DIESE Person in den Bundesvorstand gewählt.
Und bei einer Partei, die ernsthaft einen bundespolitischen Anspruch hat, ist die Frage absolut berechtigt.
Gruss,
Thorsten Haupts
@julia seeliger
Es geht hier nicht um Urheberrecht sondern darum, dass die Presse Aussagen und Positionen ins Gegenteil verkehrt.
Eines der größten Probleme im deutschen Bildungssystem ist laut neuesten Studien das sogenannte „sinnverstehende Lesen“. Und das offensichtlich schon etwas länger…
@Mirco:
Was aber – so pauschal – nicht stimmt.
@115: Sie wurde gewählt, weil die Piraten eine Partei zur Abhaltung von Mitgliederversammlungen zur Simulation von Demokratie sind. Auf Bundes- und auch Flächenlandesebene sind MVs als einzige Partizipationsmöglichkeit nicht demokratisch, denn sie werden immer nur einer kleinen Minderheit die Möglichkeit zur Teilnahme bieten. Und sie sind (ob ihrere nötigen Größe) teuer und uneffektiv – ich bin sehr gespannt, wieviele LPT die Piraten zur Aufstellung der Landeslisten für die Bundestagswahl benötigen werden (die Niedersachsen haben schonmal drei für die Landtagswahl gebraucht). Aber Delegation ist BÖSE und Basisdemokratie ist eine Religion.
Danke. Endlich mal ein Artikel, der weder Julia Schramm mehr lobt, als es sein muss, noch es für verwerflich hält, wenn sie und ihr Verlag was dagegen haben, dass ihr Buch für lau im Web verfügbar ist.
[…] (22.26 Uhr): Stefan Niggemeier zu Frau Schramms Buch, wie (fast) immer lesenswert! Share this:TwitterFacebookGefällt mir:Gefällt mirSei der Erste dem […]
Möge Knaus viel Geld mit Schramms Buch verdienen und in Projekte investieren, die sich selbst nicht tragen könnten, aber wertvoller und lesenswerter sind als dies…
Ommm
@Torsten: Stimmt, allerdings bzgl. Polizeiarbeit, nicht Presseethik. Daher schrieb ich ja auch „würde sagen“ (ist schließlich derselbe, der sowohl Vimes als auch de Worde die Worte in den Mund schreibt).
[…] Ekelhaft « Stefan Niggemeier […]
Wenn es “nur” um das falsche Zitieren EINES Satzes ginge, dann wäre die Aufregung berechtigt aber in der Breite (Pro und Contra) sicher überzogen. Allerdings geht es auch hier, wie seinerzeit bei der Gauck-Wahl, um Kontexte und Zusammenhänge, und die sind bei der Piratin Julia Schramm dann schon recht offensichtlich.
Ihre Positionierung zu “geistigem Eigentum” und dem Urheberrecht läßt sich im Internet in vielen anderen Beiträgen nachhören oder nachlesen, da braucht es nicht die Fixierung auf das “ekelhafte” eine Zitat, was für sich genommen allerdings schon recht eindeutig ist.
Ein anderer und sehr interessanter Aspekt in der Diskussion um J. Schramm & Springer-Presse, der noch gar nicht thematisiert wurde, NÄMLICH wie es z.B. BILD selbst mit dem “geistigem Eigentum” anderer hält!
Der Springer-Verlag ist wohl offensichtlich eine treibende Kraft für ein sog. neues “Leistungsschutzrecht”, mit dem u.a. die kurzen Textschnipsel und Zitate der News-Aggregatoren wie z.B. Google-News für die Anbieter kostenpflichtig werden sollen.
ABER ausgerechnet die BILD nutzt in dem Artikel “Shitstorm gegen Gier-Piratin” die Aggregationsdienste von Storify, in dem sie offenbar ungefragt (das kann ich in meinem Fall zumindest bestätigen) und natürlich kostenlos etliche Tweets komplett kopiert und auf ihrer eigenen Homepage erneut publiziert. Die Tweets werden auch nicht als Zitat in einen Textzusammenhang gestellt, sondern lediglich aggregiert und aneinandergereiht, was schon jetzt aus urheberrechtlicher Sicht nicht ganz unproblematisch zu sein scheint, eine rechtliche Grauzone sozusagen.
DOCH wie sähe es erst nach dem neuen “Leistungsschutzrecht” aus, das u.a. der Springer-Verlag so vehement gegen diese böse Kostenlos-Kultur im Netz fordert … ?!
Da läßt sich dann nur in Anlehnung an die BILD sagen: “Wasser predigen und Wein saufen ist auch bei der BILD schwer in Mode.”
Twitter ist ein Mikroblogging-Dienst. Ein Blog zeichnet sich dadurch aus, dass die Beiträge öffentlich und frei zugänglich sind. Wenn man seine Weltsicht per Twitter kundtut, muss man schon damit rechnen, zitiert zu werden. Auch von der BILD-Zeitung.
Ein Urheberrecht an Tweets wäre etwas neues, mal ganz abgesehen davon, welche rechtlichen Folgen sich aus dem Rechtsverhältnis zwischen dem Twitter-Nutzer und der Firma Twitter ergeben.
[…] Stefan Niggemeier ist immer wieder lesenswert, gerade zu diesem Thema. Sharen mit:TwitterFacebookGefällt mir:Gefällt mirOne blogger likes this. Hinterlasse einen […]
Wie man hört, sind noch andere – derzeit oder ehemals – hochrangige Piraten im Begriff bei ganz „normalen“ Verlagen – der „Contentmafia“ also – Bücher heraus zu bringen (Marina Weisband: Ihr Buch erscheint im März 2013 bei Tropen, Klett-Cotta News, 27.7.2012).
Wer also von den Piraten sich jemals in das Mikrophon eines Fernseh- oder Radiosenders oder eines Zeitungsjournalisten geräuspert hat und sich überlegt, ob er diese seine Prominenz nicht versilbern kann, der muß sich wohl sputen. Wenn die Partei erst einmal in den „Sonstigen“ untergegangen ist, schwindet das Interesse der Verlage vermutlich rapide und nachhaltig.
Daß allerdings die Vorstellungen der Piraten(-Partei) von geistigem Eigentum und Urheberrecht mit der Realität nicht so arg viel zu tun haben – das zeigt sich trotzdem nicht zuvörderst daran, daß einige ihrer Vertreter sich in dieser Frage widersprüchlich verhalten. Das zeigt ja doch nur, daß einige ihrer Vertreter sich eben widersprüchlich verhalten, wenn sie gegen die „Contentmafia“ dann rein gar nichts (mehr) haben, wenn sich das für sie in Heller und Pfennig auszahlt. Wer es nicht lassen kann, mag sich daraus ein paar moralische Urteile über diese Personen und ihren Charakter ableiten.
Das braucht es alles gar nicht. Dazu reicht es schon, man sich das Programm dieser Partei selber mal ansieht. Sprich: selbst wenn Schramm geschasst wird und die restliche Piratenprominenz von ihren Buchplänen abläßt, so macht das dieses Programm kein bißchen besser. Man ist zwar „gegen geistiges Eigentum“ (was auch immer „Kampfbegriff“ heißen soll), aber schwer dafür, daß Künstler und Buchautoren „von ihrer Arbeit leben“ können sollen, was wiederum ohne Einschränkung des „geistigen Eigentums“ ja wohl nicht zu haben ist.
Wer so romantische Vorstellungen über Eigentum pflegt wie diejenige, daß es sich dabei „um ein moralisches Prinzip“ handelt, das es ganz ohne Staat und Recht gibt („dass bereits vor staatlichen Gesetzen und staatlicher Rechtsprechung existierte“), der hat offensichtlich nicht verstanden, daß es hier um mehr geht, als ein „falsches“ Verständnis von „geistigem Eigentum“. Der hat nicht nur nicht verstanden, mit was für einem Gegner er sich anlegte, würde er Ernst machen mit der Abschaffung des geistigen Eigentums – was die Piratenpartei ja auch nicht tut, vermutlich nicht zuletzt auch weil es die Abschaffung von Eigentum (ohne den Zusatz „geistig“) bedeuten würde – er weiß noch nicht einmal, daß er es mit einem solchen zu tun hat.
Und genau aus diesem Grund hätte Bertelsmann sich das Geld locker sparen können. Was im übrigen nicht heißen soll, daß diese Verschwörungstheorie abwegig wäre.
Offenbar gibt es hier nicht die Möglichkeit, den Kommentar zu bearbeiten:
bitte um folgende Korrektur: “ .. was wiederum ohne „geistiges Eigentum“ nicht zu haben ist. „
Ich glaube es geht um folgendes in der Twittersache:
@Leo:
1) Bild berichtet darüber, dass Piratin Schramm nicht nach ihren eigenen (vermeintlichen?) Grundsätzen lebt und damit Geld verdient, wären Springer selbst gleichzeitig für ein Leistungsschutzrecht kämpft, weil es nicht sein kann, dass jemand Überschriften, für die idR kein Urheberrechtsschutz gilt, einfach so in eine Suchmaschine packt und damit Geld verdient, während man selbst Twitterbeiträge, für die idR kein Urheberrechtsschutz gilt, einfach so in eine Zeitung packt und damit Geld verdient.
[…] grotesken Auswüchse der Berichterstattung um das Buch einer prominenten Piratin ansehen, dieses Stille-Post-Spiel, bei dem jeder noch ein paar starke Adjektive hinzufügt, um die Verlogenheit der Piraten im […]
@Goldilocks / 128:
Ich habe mich ja mittlerweile schon fast gewöhnt an die wutschäumenden und selten besonders kohärenten Beißreflexe, die jene, die sich als Profiteure des Urheberrechts in seiner derzeitigen Ausformung wähnen, vom Stapel lassen wann immer jemand das Reizwort „Piraten“ in die Runde wirft, aber Ihr Beitrag lässt mich dennoch einigermaßen ratlos zurück. Deshalb zwei Verständnisfragen:
1. Warum sollte die Abschaffung des sogenannten geistigen Eigentums auch zwangsläufig die Abschaffung materiellen Eigentums bedeuten?
2. Wer ist der „Gegner“ von dem sie da schwadronieren?
Ansonsten arbeiten auch Sie sich abermals an dem hinreichend widerlegten Mythos „Piraten wollen das Urheberrecht abschaffen, Künstler enteignen und überhaupt alles umsonst für alle“ ab, was inzwischen einfach nur noch ermüdend ist.
Man mag von Frau Schramm halten, was man will (ich persönlich halte sie für eine geltungssüchtige Opportunistin, die hauptsächlich deshalb bei den Piraten ist, weil es z.B. in der FDP länger dauern würde bis sie in eine Position käme, die es ihr erlaubte, ihr Gesicht in eine Kamera zu halten) aber ihr Handeln (in dieser Sache) steht m.E. in keinem echten Widerspruch zu Parteizielen und -programm.
Dass es selten dämlich ist, den einen Kampfbegriff („geistiges Eigentum“) richtigerweise zu verurteilen, den anderen („Contentmafia“) dann aber munter selbst zu verwenden, steht auf einem anderen Blatt.
Julia Schramm kann nichts dafür, wenn ihre Partei mit ihr nicht klar kommt. https://neuemodelle.wordpress.com/2012/09/20/liebe-piraten/
und doch steht im programm ihrer partei ausdrücklich der wunsch nach *legalisierung* (nicht milder bestrafung) von filesharing aller art, und ich kann mich nicht daran erinnern dass sich die omnipräsente frau schramm davon jemals distanziert hätte, im gegenteil.
der liebevoll zusammengesuchte artikel diskutiert also bestenfalls graduelle unterschiede in der heuchelei zwischen doof und besondersdoof, die heuchelei selbst hat frau schramm hingegen längst formvollendet faktisch demonstriert. es bleibt eben einfach unterm strich: gratiskultur fordern wenns um die anderen geht, und damit aufhören sobald es ums eigene geld geht.
das kann man drehen und wenden wie man will, es bleibt bäh.
wie @dg schon richtig schreibt, geht es um die Bigotterie des Springer-Verlags (nicht gegen Twitter-Zitate im Allgemeinen) @Leo:
über Julia Schramm motzen und gegen Google, Blogs und Co. ein neues „Leistungsschutzrecht“ fordern, sich selbst aber kostenlos im ach so bösen Netz bedienen
der französische philosoph proudhon sagte: „eigentum ist diebstahl“ .
ich sage: auch geistiges eigentum ist diebstahl, denn wenn alle ideen zum nutzen aller da sind haben alle mehr davon.
die grundidee der piraten-bewegung sich für freies downloaden und damit gegen die penalisierung von eigentumsdelikten einzusetzen ist eine aufgeklärter ausdruck demokratischer interessen.
und dann nicht nur bei kulturgütern stehen zu bleiben, sondern auch noch gegen patentrechte zu kämpfen ist allemal ein ehrenwerter emanzipatorischer einsatz.
selbstverständlich steht dabei schnell die ganze eigentumsordnung in frage, was vielen piraten trotz ihres sinnbildlichen namens offenbar nicht klar ist.
die dialektik der vorgeblichen widersprüche um frau schramm, ihr buch und ihr podcast sowie der daraus entstehende diskurs und die dynamik der auseinandersetzung mit dem „gegner“, welcher durch die bildzeitung symbolisiert wird, die hier das kapial vertritt, weisen für mich, trotz programmatischer unschärfen der piraten, darauf hin, dass die piraten zwangsläufig immer mehr zu antikapitalistischen revolutionären werden.
die notwendige nächste revolution, welche die sich wirtschaftsordnung umwendet, braucht aber dringend realistische entwürfe für eine postkapitalistische wirtschaftsordnung. ob frau schramm der aufgabe, diese zu auszuarbeiten, gewachsen ist wage ich zu bezweifeln.
aber es werden sich sicher piratinnen finden die besser in diese rolle passen.
Ich finde die Korrekturen der Süddeutschen wenig geglückt. Ich weiß nicht, ob Schramm „geistiges Eigentum“ ablehnt. Sie lehnt doch in erster Linie nur den Begriff des „geistigen Eigentums“ ab. Das mag jetzt vielleicht etwas verschwimmen, aber ich meine doch, dass es einen Unterschied gibt.
Ich lehne z.B. den Begriff des „Killerspiels“ ab. Das heißt aber nicht, dass ich „Killerspiele“ ablehnen würde. Im Gegenteil: Ich bin begeisterter Nutzer von Ego-Shootern, ich meine nur, dass die abwertende Bezeichnung als „Killerspiel“ unangebracht ist.
Hallo Herr Niggemeier,
ich poste mal wieder nichts, was direkt mit dem Thema zu tun hat, aber ich dachte, das hier ist vielleicht was für sie.
http://www.salon.com/2012/09/14/conservatives_killed_the_liberal_arts/
Ich glaube jedenfalls, dass sich das gleiche Phänomen auch auf unsere Gesellschaft übertragen lässt – wenn auch nicht im selben Ausmaß, und mit einigen anderen Ursachen (m.E. mehr SPD als Konservative).
Und natürlich Springer statt FOX :-)
[…] Stefan Niggemeier schießt sich in seiner Verteidigung von Frau Schramm so auf die beiden Begriffe &… Als ich diesen Beitrag gelesen habe, kam es mir schon fast so vor, dass julia Schramm nur deswegen gut sein muss, weil Stefan Niggemeier der Bild einen Fehler/Lüge/Täuschung nachweisen konnte. Da aber noch nicht mal Frau Schramm vor diesem “Fehler/Lüge/Täuschung” diese Unterscheidung machte, wie man in den verschiedensten Äußerungen außerhalb des Podcastes “Wir. Müssen Reden”, auf den sich Stefan Niggemeier mit Scheuklappen Fokussiert entnehmen kann. An den verschiedensten Stellen hat sie nicht nur “geistiges Eigentum” als “ekelhaft” bezeichnet, sondern auch gegen das Urheberrecht gewettert. […]
Die gebetsmühlenartig von den Piraten wiederholte Aussage „Die Piraten wollen das Urheberrecht nicht abschaffen“ quasi als Beleg für die Redlichkeit Julia Schramms herzunehmen, finde ich ausgesprochen verwegen. Denn die zitierte Aussage ist offensichtlich falsch. Wer ernsthaft fordert, „das nichtkommerzielle Kopieren, Zugänglichmachen, Speichern und Nutzen von Werken nicht nur zu legalisieren, sondern explizit zu fördern [..]“, der will das Urheberrecht in seiner grundlegenden Bedeutung de facto sehr wohl abschaffen, da die potentiellen Käufer dieser Werke im Wesentlichen nun mal private Konsumenten, also nichtkommerzielle Nutzer sind.
Ob Julia Schramm in diesem Zusammenhang nun Geistiges Eigentum oder Urheberrecht als „ekelhaft“ bezeichnet hat, ist für mich völlig uninteressant. Diese Wortklaubereien sind nur Nebenkriegsschauplätze. Tatsache ist, dass Julia Schramm zu den lautesten Gegnerinnen des Urheberrechts in seiner grundlegenden Bedeutung gehört(e).
Ebenfalls Fakt ist, dass sie sich dann unter dem Motto „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ an die „gierige Content-Mafia“ verkauft, von deren „veraltetem Geschäftsmodell“ profitiert und sich bewusst den damit verbundenen Regeln unterworfen hat, statt mit gutem Beispiel voranzugehen und eines der propagierten, ach so tollen Alternativmodelle wie Crowdfunding, freiwillige Zahlungen oder auch den Direktverkauf zur Finanzierung bzw. Monetarisierung ihres Werkes zu nutzen.
Und das finde ICH ekelhaft.
@ Der Copytexter Im Prinzip stimme ich völlig zu. Der „Fall Schramm“ hätte den Piraten, so oder so, die Möglichkeit gegeben, die Position zum Urheberrecht — und insbesondere die Frage, wie Menschen mit geistiger Leistung Geld verdienen können — einer breiten Masse zu erklären.
Denn auch ich habe das Programm bisher schon so verstanden, dass für bestimmte Gruppen das Urheberrecht de-facto abgeschafft werden soll. Und auch Alternativen werden nicht wirklich konkret aufgezeigt (Ich glaube auch in diesem Thread habe ich es schon geschrieben: Im Piratenwiki geisterte auch der Vorschlag, Softwareentwickler sollen doch im Zukunft vom Verkauf von „T-Shirts etc.“ leben …)
Das hätte entweder durch ein praktisches Beispiel eines neuen Modells passieren können, oder in dem die Piraten erklären, dass Julia Schramms Aktionen doch vollkommen vereinbar mit dem Parteiprogramm sind.
So bleibt bei mir weiter Verwirrung.
Ein Beitrag von Marina Weisband zum Thema:
Kurz angemerkt über Bücher
@Dieter, #143:
Danke für den Link. Schon beeindruckend, wie lapidar (um nicht zu sagen: arrogant) da etablierte Piratinnen auftreten. Die Diskussionsbeiträge dazu, vor allem einige Kommentare von Frau Weisband sind erhellend und entlarvend.
[…] Bei dem einem ist es das angebliche Vorschusshonorar von 100.000 Euro (nebenbei: es gibt nur eine schwammige Quelle zu dieser Zahl, was aber niemanden daran hindert, sie bei einer Besprechung des Buches zusammen mit […]
Ich finde es bemerkenswert, dass nur zwei Kommentatoren (@115 @119) auf die Wahl von Julia Schramm eingehen, obwohl ihr Amt im Bundesvorstand Bedingung für den ganzen Medienhype ist.
Klarmachen zum Ändern bedeutet auch die Vorbereitung auf Ärger. Mit jeder wirklich wichtigen Änderungsforderung tritt man jemandem auf die Füße.
Die Piraten haben Julia mehrheitlich in den Vorstand gewählt. Jeder ihrer Wähler hatte sich vor ihrer Wahl ein ausreichendes Bild machen können. Auf mich wirkt es so, als ob viele ihrer Wähler von ihrem Verhalten enttäuscht sind, obwohl wirklich der gesamte Verlauf dieser Debatte bis in kleinste Details des Interessenskonflikts bzgl. Urheberrecht absehbar war.
Ich habe erwartet, dass Julia in der Hoffnung auf diesen medienwirksamen Konflikt gewählt wurde. Sie kann schließlich nichts dafür, dass die Piraten das Urheberrecht noch nicht geändert haben und hat das Honorar aus ihrem Vertrag zumindest aus marktwirtschaftlicher Sicht ganz offensichtlich verdient und dieses Honorar vor ihrer Wahl öffentlich diskutiert. Jetzt wäre also die Gelegenheit, die Kernthemen der Piraten mit ihr zusammen offensiv in der breiten Öffentlichkeit zu diskutieren.
Kaum bläst aber aus Richtung Presse der absehbare Gegenwind, vergessen einige Piraten das eigene Abstimmungsverhalten und greifen Julia an statt der Presse mitsamt ihren Urheberrechts- und Leistungsschutz- Wahnvorstellungen die Stirn zu bieten. Dazu muss man weder Julia mögen noch ihr Buch toll finden, sondern einfach nur die wichtigsten Themen der Piratenpartei offensiv vertreten: Kommunikations- und Überwachungsfreiheit im Internet, Änderung des Urheberrechts.
@Freeside:
(„Sie kann schließlich nichts dafür, dass die Piraten das Urheberrecht noch nicht geändert haben“)
Da könnte auch einer die Abschaffung der Prostitution fordern und so lange in einen Puff gehen, bis die Forderung umgesetzt ist.
Hochinteressante Thematik und obwohl Julia Schramm vielleicht nicht das Urheberrecht an sich schlecht findet, so wird dieser Fall für die Prinzipien der Piraten prägend. Solche konkreten „Härtefälle“ können ihnen ganz schnell das Genick brechen.
Ein Schelm der daran denkt es könnte Absicht hinter den VerschrBärn stecken. Alles andere ist schlampig ausgeführte lurnalistische Arbeit. Und das ist ein Armutszeugnis! Darüber hinaus auch noch Rufschädigung (f. JS)
1. Ist das Verhalten justitiabel?
2. Welches Interesse haben die Verlage an solchen Fehlern?
@theo: Dein Vergleich legt den Verdacht einer doppelten Zeitverschwendung für meine Antwort nahe. Aber nochmal für Leser mit ernsthaftem Informationsbedürfnis:
1) Die Piraten möchten das Urheberrecht nicht abschaffen, sondern reformieren.
2) Die Ziele dieser Urheberrechtsreform beeinhalten
*eine Stärkung der Kreativen (die sich nach jetziger Rechtslage im Einzelfall von Verlagen wie Prostituierte behandelt fühlen könnten)
*und die Erhaltung und Stärkung der Kommunikationsfreiheit im Internet.
Freeside, von wegen der Zeitverschwendung: komm runter von deinem hohen Ross. Auf eine so arrogante Weise dürfte der allgemeine Zuspruch für deine Piratenfreunde kaum wachsen.
Mein Vergleich bezog sich auf deinen Spruch, den ich ja auch zitiert hatte. Es geht um nichts weiter als Anspruch und Wirklichkeit. Es geht um das Pharisäertum, welches einige Piratenpromis an den Tag legen.
@theo: Julia hat meines Wissen nie die Abschaffung des Urheberrechts gefordert. Die Piraten möchten im Gegenteil erreichen, dass Kreative mit ihren Werken selbstbestimmt umgehen können.
Du machst keinen Unterschied zwischen „geistigem Eigentum“ und Urheberrecht, deswegen ist jede weitere Auseinandersetzung mit Dir aus meiner Sicht keine Diskussion und damit Zeitverschwendung, für Dich, für mich und für jeden Menschen, der das hier liest.
@ Freeside: Wann kapiert ihr endlich, dass die meisten Kreativen dankend auf die erdrückende Fürsorge der Piraten verzichten und lieber weiter selbst bestimmen, was mit ihren Werken passiert?
Freeside, bevor ich hier noch mal all die Widersprüchlichkeiten von Julia Schramm aufliste (ist in diesem Thread bereits zur Genüge geschehen), hier eine Schramm-Kritik aus Piratensicht:
„Das Problem ist aber, dass Julia diesen extrem schwachen Kompromiss mit der »gelben Karte« als gut und schön verkauft und darin sogar eine mögliche politische Forderung sieht. Sie distanziert sich eben nicht vom Vorgehen ihres Verlages. Wir wissen nicht, wieso sie das tut, aber genau das halten wir eigentlich für ein Mitglied des Bundesvorstands der Piratenpartei nicht angemessen. Sie lässt sich in gewisser Weise von ihrem Verlag politisch instrumentalisieren.“
http://brunokramm.wordpress.com/2012/09/19/von-buchern-und-bundesvorstanden/#comment-545
Deine Verteidigungslinie ist d0ch recht dünn, meinst du nicht?
@Freeside
Ach, und das ist bis jetzt nicht der Fall? Stimmt ja, die böse content-Industrie zwingt die Kreativen, mit ihrer Arbeit Geld zu verdienen. Die wollen das gar nicht, müssen aber. Was ja Frau Schramm auch genau so zeigt. Gegen den fetten Vorschuss konnte sie sich nach der herrschenden Gesetzeslage gar nicht wehren. Deswegen muss das dringend geändert werden.
Dann kommen auch die ganzen Kulturschaffenden mal in die Pötte, die ja sowieso nur das Leben neu remixen und das der Gesellschaft liebend gerne unentgeltlich zur Verfügung stellen wollen.
@Copytexter
Ich kann dir sagen was einfach so mit der Arbeit der Kulturschaffenden passiert: Sie wird auf Festplatten kopiert, via Torrents verteilt, von Kindern öffentlich nachgesungen, im halbprivaten Open Air Kino gezeigt und zwar von einer Kaufdvd, jemand packt Ausschnitte davon auf Youtube und zwar nicht die offiziellen, Menschen schreiben bayr. Untertitel drunter etc. PP und da is GAR NICHTS WAS DU MACHEN KANNST.
Keine Überwachung, Keine Abmahnschreiben und keine andere Maßnahme wird was bringen. Passt euch an oder sucht euch Jobs in einem anderen Bereich.
Alternativ schaltet doch einfach das Internet ab, löscht auch die ganze Open Source Software: Ein Großteil eures OSX und IOS, Android, WordPress und 70% aller Webserver, 90% aller Webseiten – die kommen ja mit Ruby, PHP, Javascript und Python daher und und und ….. Liebe Contentersteller .. eure Kostenlosmentalität kotzt mich nicht an, aber sie existiert durchaus.
@Sebs
Klar, solange es genug Deppen gibt, die für dieses Zeugs zahlen, unter das dann andere „bayrische Untertitel“ packen, geht das ja auch alles in Ordnung. Was macht denn aber Frau Schramm, wenn der Verlag ihr den Vorschuss nicht zahlt, nicht mehr zahlen kann? Sucht die sich dann auch n Job in nem anderen Bereich? In der Politik? Aha.
@ Sebs: … Du hast „Ätschibätsch!“ vergessen.
Sorry, aber das ist infantiles Nerd-Gefasel. Keine Ahnung, warum du es gerade an mich adressierst.
Aber da du es nun mal getan hast, kann ich dir im Gegenzug sagen, was passieren wird, wenn ihr so weitermacht. Auch Leute wie ich, die ACTA und den ganzen Mist bisher strikt abgelehnt haben, werden irgendwann die Schnauze voll haben, sich von Typen wie dir „ins Gesicht pinkeln“ zu lassen, wie es Herr Regener so treffend formuliert hat. Und dann kommt es noch viel härter. Die Mehrheiten dazu, da sei sicher, sind dann schnell beschafft. Es gibt mehr als genug Interessenvertreter, die nur auf eine günstige Konstellation warten – und sich, um den Bogen wieder zum Thema zu schlagen, angesichts der aktuellen Ereignisse um die schriftstellernden Piratinnen vermutlich gerade feixend auf die Schenkel hauen.
PS: Die Texte und Fotos in meinem Blog stehen übrigens unter CC-Lizenz und dürfen gerne zu den entsprechenden Bedingungen genutzt werden. Genau so, wie jeder andere, der kostenlose Inhalte zur Verfügung stellt oder an Open-Source-Projekten mitwirkt, treffe ich solche Entscheidungen aber verdammt noch mal selbst. Nicht du.
@Linus: Längst nicht alle Kreativen sind mit ihrer derzeitigen Lage zufrieden, z. B. Musiker mit der GEMA. Für alle anderen ändert sich selbst mit dem NRW-Vorschlag nichts: Wie Sebs völlig richtig bemerkt: Kopiert wird und wurde immer, und der Nachweis von in diesem Zusammenhang entgangenen Gewinnen ist bislang nach Meinung der Piraten von niemandem belastbar erbracht worden, das Gegenteil aber schon mehrfach.
@Der Copytexter: Sebs‘ Kommentar hat nichts mit „Ätschibätsch“ zu tun.
Keine Ahnung, was Sebs tagsüber so macht, aber viele Piraten haben beruflich bereits mehr als genug Erfahrung mit Einschränkungen von Datenverkehr durch seine IT-Abteilung oder Auftraggeber. Wir wissen, dass ein gefiltertes Netzwerk nicht mehr funktioniert. Es ist absolut unmöglich, jeglichen Missbrauch im Internet zu verhindern, ohne das Internet selbst zu zerstören. Das hätte Sebs mit Sicherheit netter schreiben können, trotzdem bleibt es eine Tatsache.
Die Piraten beobachten aufmerksam wie Du die „Interessenvertreter“, die ihre Content-Filter oder anderes Schlangenöl verkaufen und derzeit gute Karten haben (ACTA, INDECT, CleanIT). Wo Menschen in diese „Interessenvertretern“ für die letzte Verteidigungslinie gegen die bösen Content-Schnorrer, Terroristen und Kinderschänder halten, sehen Piraten die vollständige Abschaffung freier Kommunikation.
Wer bestimmt dann, was gefiltert wird? Darf Sven Regener dann noch „pinkeln“ sagen? Müssen wir in Zukunft damit leben, dass nicht nur Reden von Obama oder Livestreams der NASA wegen automatisch (aber falsch) erkannter Urheberrechtsverletzungen abgeschaltet werden, sondern auch alle Blogs, Videos und Bilder mit dem Tag „Mohammed“, weil deswegen Menschen in anderen Ländern sterben könnten?
Ich kann in diesem Zusammenhang verstehen, dass Sebs steil geht. Es ist scheinbar alles -zig mal erklärt worden, und gerade von Kreativen würde man einen minimalen Hang zu künstlerischer Freiheit erwarten. In dieser erst seit kurzer Zeit konstruktiven Debatte ist so kurz vor dem Ziel eher Geduld als Zynismus gefragt.
„gerade von Kreativen würde man einen minimalen Hang zu künstlerischer Freiheit erwarten“
Frau Schramm war auch nicht sonderlich kreativ im Hinblick auf künstlerische Freiheiten. Ebenso wenig Frau Weisband, die sich auch nicht anders zu vermarkten weiß als über einen „Verwerter“. Aber so ist es ja oft, wenn´s um die eigene Kohle geht. Erst dozieren, wie man sich heutzutage via Internet selbst finanziert und hinterher mit den Achseln zucken. Da kann man getrost unterschiedlicher Meinung darüber sein, an welcher Stelle Zynismus gepflegt wird.
@Freeside
Unter Freiheit verstehe ich, dass mir niemand reinredet, wann von mir ein Hang zu wasauchimmer erwartet wird. Und unter künstlerischer Freiheit verstehe ich, dass der Künstler die bestimmt und nicht der Konsument.
Ein guter Beitrag, wie ich finde. Viel mehr hat mich persönlich in den letzten Tagen aber die Kritik an Marina Weisband beschäftigt. Diese erschien mir nämlich (auch) sehr übertrieben:
http://ziegenhodensuppe.wordpress.com/2012/09/29/von-buchern-shitstorms-hame-und-zwei-piratinnen/
Das Ganze hätte sie für viel weniger Geld doch auch als ebook/pdf/etc direkt selbst zum Download anbieten können.
Ich sage das nur ungern: Niggemeier hat irgendwie Recht.
In dem ganzen Gekeife und Gebelle gingen die Fakten leider ziemlich schnell unter.