Kontraste über Baku

Schade, dass noch die Werbung für James Bond dazwischenlag. Das wäre sonst gestern ein noch eindrucksvollerer Übergang gewesen zwischen „Unser Star für Baku“ und dem kleinen Beipackzettel für die Castingshow, den das Politmagazin „Kontraste“ im Anschluss produziert hat:
 

Dafür kann man den föderalen Wahnsinn der ARD lieben, dass er gelegentlich diese Form von Binnenpluralismus fördert. Ich mag mir das einbilden, aber die Schrifttafeln noch vor dem Vorspann und der Tonfall des Kürzestberichtes, der dann folgt, wirkten fast ein bisschen angepisst. So, als wären die Journalisten des RBB entschieden unglücklich darüber, in welchem Maße die Vorentscheidshow, die der NDR verantwortet, konsequent ausblendet, unter welch heiklen Bedingungen da in diesem Jahr der Musikwettbewerb stattfindet, für den man mit unbeirrbarer Routine einen deutschen Teilnehmer sucht.

Nun könnte man natürlich sagen, dass so Menschenrechtskram nicht in eine bunte Unterhaltungsshow gehört. Oder jedenfalls, dass die Leute das da nicht sehen wollen. Andererseits spricht gerade wenig dafür, dass die Leute das sehen wollen, womit die ARD und ProSieben anstelle irgendeiner Art von Substanz die Show aufblähem: die immer gleichen Blasen von den immer gleichen Nasen. Endlose Wiederholungen von Zusammenschnitten von Wiederholungen von Zusammenschnitten.

Nichts in dieser Show wird nur einmal oder von nur einem gesagt. Ein Mehltau von Bräsigkeit liegt über allem, und die erste halbe Stunde wirkt regelmäßig, als wollte man mit Gewalt jedem Zuschauer die Gelegenheit zum gründlichen Nachdenken geben, ob man nicht doch Besseres zu tun hat, als sich das anzusehen, die Bücher im Regal abwechselnd nach Farbe und Größe sortieren, zum Beispiel.

„Unser Star für Baku“ scheint die Pflicht zu haben, möglichst viel Sendezeit zu füllen, dabei aber nichts zu tun, an das man sich drei Sekunden nach der Austrahlung noch erinnern könnte. Tiefpunkt ist regelmäßig der Besuch bei dem Mann im Green Room, der die traurigste Aufgabe im deutschen Fernsehen hat: Gut gelaunt Werbung für die zombiehaften ARD-Popwellen zu machen, die die Show mit lustigen Aktionen im Internet begleiten.

Es ist nicht so, dass der Austragungsort gar nicht vorkommt in der Show: Wir sehen bunte Werbefilmchen von Baku und hören dazu die ursprünglich mal als Parodie gemeinte Stimme von dem Mann, der demnächst sein 750-jähriges Dienstjubiläum als Off-Sprecher bei allen Raab-Sendungen feiert. Interessanterweise heißt es dabei über die „Kristallhalle“, die gerade in Baku entsteht und in der das Finale Ende Mai stattfinden wird, dass sie „eigens“ für den Song Contest gebaut werde. Das widerspricht der offiziellen Propaganda-Version der European Broadcasting Union EBU, die den Grand-Prix veranstaltet. Seit es heftige Auseinandersetzungen um Zwangsräumungen von Häusern in der Nähe der Baustelle gibt, betont die EBU, dass der Bau der Halle und der Song Contest gar nichts unmittelbar miteinander zu tun hätten, um keine Verantwortung für Kollateralschäden übernehmen zu müssen.

Ich habe in Baku das Gefühl gehabt, dass sich die EBU in unangenehmer und unnötiger Weise zum Komplizen des Regimes macht, für das der Song Contest ein Mittel ist, sich Europa als ein modernes, weltoffenes Land zu zeigen, das es in entscheidender Hinsicht nicht ist. Die Unmöglichkeit oder Feigheit, im deutschen Vorentscheid das Thema Menschenrechte zumindest anzusprechen, macht auch keinen guten Eindruck.

Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning, hat — zum Unmut des ARD-Verantwortlichen — Briefe an alle Kandidaten und Jury-Mitglieder geschickt. Er fordert sie darin nicht zum Boykott auf, sondern bloß dazu, sich zu informieren und sich zu verhalten. Das Ergebnis? Die Jury-Frau Alina Süggeler wagte immerhin in der Umbaupause (!) der Harald-Schmidt-Show, die nur im Internet gezeigt wird, folgendes, äh, Statement:

Schmidt: Fährst Du dann auch nach Baku?
Süggeler: Ich glaube, eher nicht.
Schmidt: Warum?
Süggeler: Da bewegen wir uns jetzt auf dünnem Eis.
Schmidt: Politische Missstände?
Süggeler: Ja, ich find schon. Es ist schwierig, sich da zu positionieren. Und sich da auch wirklich richtig zu positionieren, ohne dass man jemandem Unrecht tut. Aber wenn ich nicht unbedingt vor Ort sein muss, dann lass ich das, glaube ich, aus.

Schon das ist zuviel verlangt? Dass wir uns informieren und, mit aller nötigen Zurückhaltung, eine Haltung zu einem Ereignis finden, an dem wir mitwirken? Eine Haltung, die man offen vertreten kann, was bei uns — anders als in Aserbaidschan — problemlos möglich ist?

Ich nehme mal zugunsten der Verantwortlichen von „Unser Star von Baku“ an, dass es nicht ähnliche Überlegungen waren, die sie dazu brachten, das Thema aus der Sendung fernzuhalten. Sondern nur der Glaube, dass die Zuschauer das nicht sehen wollten. Dabei hätte es vielleicht ein paar Leuten gefallen, für drei Minuten etwas zu sehen, in dem es um etwas geht, und nicht noch eine Floskel von Herrn Raab, nicht noch ein lustiger Blick hinter die Kulissen, nicht noch eine Erklärung, was eigentlich so ein Green Room ist.

Gut, man hätte dafür vielleicht einen anderen Sprecher finden müssen als den lustigen Mann mit der Kieksstimme von „TV Total“.

47 Replies to “Kontraste über Baku”

  1. Man könnte derlei Problematik im Vorfeld ja klären. Etwa, in dem man eine Menschenrechtskommission über die Teilnahme von Ländern am ESC bestimmen lässt (bitte auch unbedingt den Nichtraucherschutz in die Bewertung einfliessen zu lassen). Das Teilnehmerfeld würde sich verblüffend ausdünnen, was definitiv kein Nachteil sein muss. Und die Veranstaltungen 2008 und 2009 wären aus diesem oder jenen Grund auch ausgefallen.

  2. Dass der Marktanteil (Quote) bei Kontraste höher lag als bei der Baku-Show zuvor, ist dann nur noch konsequent.

  3. Bei aller berechtigten Kritik an den Verhältnissen im Austragungsland, möchte ich doch mal zu bedenken geben, dass so eine Veranstalltung auch eine Chance für dieses Land darstellt. Eine Chance sich zu öffnen, eine Chance sich zu (ver)bessern. Ich finde so eine Chance sollte man nicht einfach abtun.

  4. @Christian: Die Chance tue ich auch nicht ab. Aber ich sehe nicht, wie wir die Bedingungen für eine solche Verbesserung verbessern, wenn wir uns selbst nicht trauen, das Problem anzusprechen.

    @Martin: Ich glaube, dass sich die Frage für die Veranstalter und Teilnehmer in anderem Maße stellt als für Berichterstatter. Aber sie ist trotzdem berechtigt.

    Ja, Lukas und ich werden wohl hinfahren. Mir ist nicht ganz wohl dabei, aber ich glaube, wenn man den problematischen Aspekt nicht ausblendet, kann man auch den unterhaltsamen Teil genießen. Und die Leute vor Ort, mit denen ich gesprochen habe, sagen: Kommt und berichtet! Die Oppositions-Kampagne heißt „Sing for democracy“. Nicht: „Don’t sing because we’re not a democracy“.

  5. Um Christians Argument aufzugreifen: Veranstalter einer solchen Show zu sein, könnte tatsächlich positive Effekte auf das Land haben. Aber nur wenn Medien in geschätzten 40 Ländern nicht über „schaut, wie toll die neue Veranstaltungshalle ist und welchen BH Lena trägt“ berichten sondern über „schaut, was den Menschen dort für unrecht getan wird“.

    Dies könnte zu einer erdrückenden Lage für die dortige Regierung werden, wenn niemand Fragen zum ESC, dafür um so mehr über die politischen Gefangenen hat.

    Aber solang sich das Publikum in West-, Mittel- und teilen Osteuropas nicht die Bohne dafür interessiert, wird das nicht passieren. Also wird eine einmalige Chance vertan und weiter auf Glitter und Glamour gemacht.

    Schade drum. Respekt an die kontraste Redaktion, die kann Ende Mai wenigstens noch in den Spiegel schauen.

  6. @ Christian, Stefan: Ich würde die Chance sehr wohl abtun. Bei den olympischen Spielen in China kam das gleiche Argument, es wurde aber schlimmer. Aserbaidschan wird nach dem ESC – im Gegensatz zu China – wieder aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwinden.

  7. Das ist wirklich schwierig.

    Der Boykott der olympischen Spiele 1980 in Moskau war sicherlich falsch. Die meiner Erinnerung nach unkritische Teilnahme mit maximal wachsweiche formelhaften und verschwurbelten Kommentaren bei den olympischen Spielen 2008 in Peking war auch nicht das Gelbe vom Ei.

    Wenn alle (wesentlichen) Nationen bei »Sing for democracy« mitmachen würden, wäre das toll.

    Ich gebe Dir in allem Recht, zudem war im Ersten™ die Sendung trotz ihrer Bräsigkeit und dem Erstarren in ihrer altbekannten Form wesentlich kurzweiliger (aufgrund der fehlenden Werbeunterbrechungen) und für die aktiven Zuschauer wesentlich kostengünstiger (14 zu 50 ct).

  8. Der Mann im grünen Raum heißt übrigens Fred. Das sollte auch einmal gesagt werden.

    Merkwürdig am „kontraste“-Bericht fand ich ja gestern abend, daß ich danach nicht genau wußte, was ich von dem darin Berichteten halten soll? Denn der Bericht war alles andere als gut, sehr unkonkret, irgendwie so „nebenbei“ zusammengeschustert. Warum hat man nicht aktuell von der Schlüsselübergabe berichtet und ist konkreter auf die Propaganda-Show eingegangen?

    Ich hoffe ja, da wird noch mehr folgen, wenn der ESC stattfindet. Und vielleicht ändert sich dann etwas in Aserbaidschan – ich bin eher skeptisch. Danke fürs (kritische) Berichten, Lukas und Stefan!

    janar

  9. Meiner Ansicht nach sollten Journalisten das ganze auf keinen Fall boykottieren, immerhin bietet sich doch eine wunderbare Gelegenheit vielen Menschen zu erklären, wo Aserbaidschan liegt (hinter Wolgograd rechts abbiegen dann immer gerade aus bis zum Meer) und welche Zustände (lupenreine Demokratie) dort herrschen. Es gäbe genug zu sagen, aber für die meisten Deutschen ist Aserbaidschan einfach nur sehr weit weg und uninteressant.

    @Stefan: Bitte fahrt hin. Ich warte auf die Fortsetzung von „Unter Schwuppen“ mit kritischer Betrachtung der Umgebung.
    Homophobie ist eins der letzten schön-schrecklichen Vorurteile, die der westliche Mensch sich noch zu äussern traut.

  10. Ich denke es ist schon mal eine gute Sache dass die ARD auch selbst so etwas wie den Beitrag in Kontraste direkt im Anschluss sendet. Also (Vorsicht Wortspiel) als Kontrast zur bunten Show.
    Ein Großereignis wie der ESC lenkt erst einmal, nur die Aufmerksamkeit auf das Land. Für verantwortungsvolle Journalisten besteht die Aufgabe darin diese auch zu nutzen. Das heißt sich nicht von der glänzenden Fassade blenden zu lassen sondern auch über Missstände zu berichten. Ich hoffe es wird bis zum ESC noch einige Artikel und Fernsehsendungen zu dem Thema geben. Der Konflikt mit Armenien wäre auch noch wert darüber mal ein Wort zu verlieren.

  11. Frau Süggeler wirkt aktiv und in tragender Rolle an einer Unterhaltungsshow mit, die den Veranstaltungsort explizit im Namen trägt und damit als Teil der Kampagne verstanden werden darf, mit der das Regime im Veranstalterland „good news“ produzieren möchte.
    Ihr windelweiches Statement zu ihrer möglichen Anwesenheit vor Ort wirkt auf mich wie der Versuch zu duschen ohne nass zu werden. Wenigstens eine klare und konsequente Haltung darf man wohl erwarten, auch wenn deren Äußerung in der Casting-Show selbst vermutlich nicht gewünscht ist. Denn dort geht es ja – ganz unschuldig? – nur um Unterhaltung.

  12. Wer mit den Produktionsverhältnissen im Privatfernsehen vertraut ist, ahnt , dass es zumindest die Chefetagen wohl geniessen werden, endlich einmal in einer Situation aufzutreten, wo es keine äußeren Widrigkeiten im Produktionsablauf gibt und alles ohne störende Behörden, Journalisten und Bürgerinitiativen durchgesetzt werden kann. Von dieser Ebene ist also wohl gar nichts zum Thema „Menschenrechte in Baku“ zu erwarten. Ebenso von den EBU-Funktionären, die ein schönes neues Reiseziel auf ihrer Agenda haben. Jetzt sollen also die Künstler die Kastanien aus dem moralischen Fegefeuer holen? Ausgerechnet…

  13. Danke für den Beitrag Stefan, ich habe mir gestern Abend beim Kontrastebeitag nur gedacht „endlich wird es aufgegriffen“.

    Ich kann dir aber natürlich nicht verzeihen, dass du mein geliebstes Einslive als zombiehafte Popwelle bezeichnest ;).

    Übrigens wurde das Thema dort sogar aufgegriffen, als Stefan Raab Mittwoch? zu Besuch war. Ob man sein Haltung jetzt gut oder schlecht findet will ich gar nicht sagen. Aber er hat sich in Bezug auf den Brief des Menschenrechtsbeauftragten geäußert (Der relevante Teil dürfte um Minute 4 beginnen).

    http://www.einslive.de/codebase/ajax/audio.jsp?dslSrc=/sendungen/studiogaeste/2012/02/120208_gast_stefan_raab.mp3&cfgFile=/codebase/player/black/skin.cfg&autoPlay=true&red=einslive

  14. @5, Christian: Als Kind der DDR halte ich die Hoffnung, das Land könnte sich aufgrund einer solchen Veranstaltung öffnen, für eine Illusion. Diesen Trugschluss gab es allerdings schon mal: Bis zum Jahr 1989 unternahm die Bundesrepublik alle möglichen Verrenkungen, um die DDR zu einer Öffnung zu bewegen. Vergebens.
    Denn dann waren es keine länderübergreifende Sportveranstaltung und kein Musikeraustausch, die den Fall der Mauer bewirkten, sondern allein die Tatsache, dass die Leute in der Zone die Schnauze voll hatten und sich mehr vor einer Zukunft in diesem Land fürchteten als vor der Stasi.
    Deshalb plädiere ich dafür, dass man solche Staaten boykottiert. Und zwar konsequent.

  15. @stefan:

    so etwas in der Art habe ich mir quasi gedacht. Mein Einwurf bezüglich einslive war garantiert nicht bös gemeint.

    Ich bin wirklich mal gespannt, wie die Berichterstattung, auch von deiner Seite, rund um das Ereignis wird.

    Zweites Highlight wird vermutlich der Produktionsblog von Herrn Melzig. Nach dem Lobeshymnen auf Düssseldorf (rein von der technischen Seite her), wird es dieses Jahr wohl etwas mehr alltäglicher Wahnsinn werden.

  16. „Eine Haltung, die man offen vertreten kann, was bei uns — anders als in Aserbaidschan — problemlos möglich ist?“

    Auch bei uns ist es manchmal befremdlich, dass jeder, der vielleicht nicht das große Ganze vertritt, mindestens schief angeschaut wird. Beispiel?
    Vergangene Woche war Altkanzler Schröder für einen Vortrag an der TU Dortmund. Große Unterhaltung – kann er ja, der Gerhard. Aber es wurden in der anschließenden „Diskussion“ nur fünf oder sechs Fragen (davon drei fein ausgearbeitete Schüler-Fragen, direkt zur Volleyabnahme für Schröder… ) zugelassen – eine kritische war nicht darunter. Als ich mir dann einen erbosten Zuruf über diese Nicht-Diskussion erlaubt habe (hätte gerne etwas zu seiner voreiligen Präsidentschaftsgratulation an Putin gefragt…), gab es nur ächtende Blicke der Oberen. Wie konnte ich die tolle Stimmung nur ansatzweise stören? Frustrierend.
    Aber wir sind ja die desinteressierte Jugend von heute. So läuft das auch im TV: alle möglichst dumm sterben lassen. Ein Konzept, das aber nicht aufgehen wird.

    Nebenbei: Diesen Kommentar zum Artikel schreibe ich nicht ganz ohne erhofften Eigennutz (wenn es auch gut tut, das los zu werden). Ich hoffe, dass Sie mir noch ein telefonisches Vorgespräch für „Zoom – das Mediencafé“ schenken. Der erste Termin dazu hat ja leider nicht geklappt. Seitdem wollen am Telefon nur ihre Mailboxen mit mir reden. Meine Mail haben Sie ja. Jeder Termin/Uhrzeit bis Dienstag für 20 Minuten Gespräch wäre schön. Ich hoffe, Sie haben den 16. Februar noch im Blick ;)

    Mit freundlichen Grüßen
    Christian Greis

  17. Der Bericht war leider wirklich nicht sehr überzeigend, die Bilder von der Demo kann man auch in Stuttgart oder Berlin ähnlich drehen…
    damit möchte ich aber natürlich nicht die Zustände hier und dort gleichsetzen, aber den Bericht darüber fand ich wirklich nicht so doll.

  18. Weiß eigentlich jemand, wie in den anderen europäischen Ländern über die politische Situation in Aserbaidschan im Zusammenhang mit dem ESC berichtet wird? Das würde mich sehr interessieren, speziell Skandinavien, Italien und Frankreich …

    janar

  19. Solange sämtliche (auch/gerade ÖR) Fernsehsender im Grundsatz unkritisch darüber berichten, wie sich Frau Merkel z.B. in den Enddarm der Chinesen oder kürzlich des bekannten Philantrophen und Vorzeigedemokraten Nasarbajew begibt, wenn es darum geht beispielsweise dem BDI zu Willen zu sein – solange ist jedwedes Menschenrechtsgeschwurbel in jedweder Sendung nichts als erbärmliche Heuchelei.

  20. @ Christian Greis: Es wirkt ein wenig befremdlich, wenn Sie die verächtlichen Reaktionen auf ihren berechtigten Zwischenruf (sehr gut!) mit dem, was Kritikern in Aserbaidschan droht, vergleichen.

  21. Aserbaidschan, ist das nicht das Land, welches uns in Zukunft unabhängiger vom russischen Gas machen soll? Gab es da nicht diese tolle Pipeline-Projekt?
    http://de.wikipedia.org/wiki/Nabucco-Pipeline

    Da stellt sich ja quasi die gleiche Frage. Nur noch heftiger: von wegen Milliarden, die in auf die Konten von Despoten fließen werden. Dazu gab es im ÖR-Rundfunk aber auch schon wirklich interessante Beiträge:
    http://www.arte.tv/de/Themenabend-Gas-Monopoly-/6283954.html
    (Hab den Film aufgenommen, aber seit dem Megaupload dem FBI gehört, fällt es mir schwer, das mit euch zu teilen…)

    Nochwas: Kontraste ist ja schön und gut, hab mir sogar schon Sendungen (alte zwar) von denen gekauft, aber wenn ich den Beitrag so sehe: Den könnte man absolut ganz genauso oder krasser (von den Bildern her) über die USA machen. Dümmlich dreinschauende Präsidenten, die Waffen begutachten, protziges Militär etc. … langweilig.

  22. Es stellt sich meiner Meinung nach immer mehr die Frage, welche Medien sind denn überhaupt noch Vertrauenswürdig? Es wird ständig in irgendeine Richtung manipuliert aber über die „REINE“ Wahrheit wird nie ungeschönt berichtet.

  23. @30: Doch, letzte Woche war das Wetter das Thema, da muss man auch nur aufs Thermometer schauen und braucht nicht lange zu recherchieren, z.B. ueber Banken – oder Staatskrisen.

  24. @lurgi:

    NDR 2 dürfte keine Jugendwelle sein, daher fällt dass dann wohl in eine andere Kategorie. Aber um noch einmal auf das Zombiehafte zurückzukommen. Ich kann weder beurteilen, was auf HR3 noch was auf Jump läuft.
    Ich höre allerdings jeden Tag Einslive und ich finde, dass die ein recht gutes Programm haben. Natürlich ist Musikgeschmack verschieden und sicherlich läuft auch bei Einslive eher Mainstream. Ich mag die Musik allerdings.

    Außerdem ist es für mich schön, dass dort relativ viel Musik von deutschen Künstlern läuft (vornehmlich junge Künstler) und dass dort nur einmal die Stunde Werbung kommt, die vielleicht 2 Minuten lang ist.

    Man muss das nicht alles gut finden, aber ich mag es, wenn junge Künstler eine Chance bekommen und dort gespielt werden.

  25. Die Baku-Einspielung von Kontraste war natürlich krass. Genau dafür gibt es diese Polit-Magazine. Ob allerdings die Strategie, die politischen Themen aus dem USFB-Casting und der Berichterstattung über den ESC rauszuhalten, aufgeht, das wird sich noch zeigen. Die Medienlandschaft verändert sich rapide, und längst gibt es eine zweite Öffentlichkeit jenseits der, die die traditionellen Medien herstellen. So kann sich jeder frei informieren – und wenn die traditionellen Medien darauf nicht reagieren und beispielsweise Themen aus der Berichterstattung raushalten, dann wird das ihre Glaubwürdigkeit unterminieren.

    Nie war der ESC politischer als dieses Jahr. Dabei soll der Sangeswettstreit eigentlich eine völlig unpolitische Angelegenheit sein. Nur dank dieser Doktrin können Länder wie Weißrussland und eben auch Aserbaidschan Mitglied in der EBU sein und den ESC dann eben auch mal gewinnen. Aber die Politik lässt sich nicht draußen halten. Was, wenn die Verantwortlichen in Baku beispielsweise aus Anlass des ESC eine Militärparade würden abhalten wollen – natürlich nur, weil sie sich von der besten Seite präsentieren wollen? Achtung, Satire: http://www.ybersinn.de/2012/02/14/esc-2012-keine-militarparade-in-baku/

  26. Nun, das kann man so oder so sehen. Ich wusste ehrlich gesagt bisher so gut wie nichts über Aserbaidschan und dessen politische Lage – und das wäre ohne den ESC wohl auch so geblieben. In den letzten Wochen wurde ja doch einiges zu dem Thema gesagt. Ob das dann unbedingt in eine Vorentscheidssendungen gehört, sei mal dahingestellt. Da bin ich dann doch eher für eine strikte Trennung von Unterhaltung und Information.

  27. Die interessantere Frage in diesem Zusammenhang finde ich übrigens, weshalb ein Land mit mangelhafter oder gar fehlender Pressefreiheit überhaupt Mitglied der EBU sein kann. Vielleicht sollte man da mal an den Statuten arbeiten…

  28. @Marc, #39:

    Die EBU ist ein Zusammenschluss aus technischen Gründen, die Mitgliederliste umfasst auch z.B. Weißrussland. Wenn man alle EBU-Mitglieder mit mangelnder Pressefreiheit ausschließen will, bleibt nicht viel übrig.

    http://bit.ly/ygWMfO

  29. Ach „ttt“ ist also auch dabei. Gut so. Ich finde, dass weder „Kontraste“, noch „ttt“ Spielverderber sind, sondern einfach ehrlich. Im Gegensatz dazu stet ein Entertainer wie Stefan Raab, der gerne mal satirisch auf Knöpfchen haut und Minister in Hobbit Kostüme steckt. Tja, der kann natürlich nicht auf ein menschenrechtsverachtendes Land einprügeln. Natürlich nicht. Schader, Herr Raab.

  30. Ist es nicht anmaßend anderen zu diktieren, dass sie nur dann gute Laune haben dürfen, wenn sie gleichzeitig schlechte haben? Ich habe in den letzten Wochen mehr negative Dinge über Aserbaidschan erfahren als in meinem Leben zuvor. Ohne ESC wäre das nie so auf dem Rdar erschienen, vermutlich auch nicht bei Niggemeier et. al. Die ARD liefert den Kontext und wird es auch vor Ort machen. Daher verstehe ich diese (geheuchelte?) Kritik an der Castingshow nicht. Nur weil mal eine kleine Insel ohne den großen Zeigefinger existiert, bedeutet dies nicht gleichzeitig, dass die Zuschauer dumm sterben.

  31. […] letzte Woche das Politmagazin Kontraste, das im Anschluß an das Viertelfinale in der ARD mit Schrifttafeln auf die Mißstände hinwies. Und am Mittwoch zeigte das Medienmagazin Zapp des NDR (und damit des […]

  32. apropos „autoritäres Regime“: Charles Huber, Schauspieler und als solcher ein ehemaliger Assistent des TV-Kommissars „Der Alte“ und mittlerweile glühendes und bekennendes CSU-Mitglied, hat am Sonntagmittag in Markworts BR-Stammtisch (Stunden vor der Nominieriung von Gauck zum BP-Kandidaten) sinngemäß gesagt, es sei gar nicht so gut einen zu sehr moralisch integren und angesehenen Bürgerrechtler wie Gauck zum Bundespräsidenten zu haben, weil unser Bundespräsident ja auch mit den vielen Diktatoren in der Welt gut auskommen müsse … (ist das nicht lustig?)

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