Wolf Schneider hat „Jehova“ gesagt

Zugegeben: Ich habe mir „Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus“ nur wegen der Stellen gekauft. Viele schlimme Stellen hatte ich erwartet, nachdem sich mehrere Blogs in einen kleinen Empörungsrausch geschrieben haben. Die Autoren Wolf Schneider und Paul-Josef Raue, so der Tenor, hätten ihre Arroganz und Ahnungslosigkeit, was das Internet angeht, in bestürzender und entlarvender Weise zur Schau gestellt.

Doch das Buch hält nicht, was seine Kritiker versprechen. Ich habe darin keine „Steinzeitansichten über Zukunfts-Journalismus“ entdeckt, kein „schockierend schlechtes Machwerk“, nicht einmal einen fast bewundernswerten „Mut, ohne irgendeine Recherche zum Thema ein paar steile Thesen aufzustellen“.

Die Kritiker tun Wolf Schneider unrecht, und das ärgert mich schon deshalb, weil es dadurch so wirken könnte, als hätte Wolf Schneider recht.

Der Journalist, Journalistenausbilder und Journalistenhandbuchherausgeber Christian Jakubetz („‚Universalcode‘ — der neue Standard der Journalismus-Lehre“) empört sich über das Buch:

Um welch merkwürdige Haltung handelt es sich eigentlich, wenn zwei Journalistenausbilder jungen Journalisten die Vorzüge einer Onlineredaktion vor allem so anpreisen, als dass dort niemand gegenliest und man dort Texte, die für die hochwertige Zeitungsredaktion unverdaulich sind, irgendwie noch unterbringen kann? Online als Müllschlucker, als Resteverwerter, als Spielwiese, die Driving Range für alle, bei denen es für die journalistische Platzreife nicht ganz reicht? Doch ja, das glauben Schneider und Raue allen Ernstes — um es am Ende des Kapitels nochmal ausdrücklich zu bekräftigen (extra fett gesetzt): Wer diesen ganzen Technikkram also halbwegs beherrsche, der „hat als Anfänger große Chancen, zumal viele Zeitungsredakteure Online wenig achten und beachten“.

Es ist sicher kein Zufall, dass Jakubetz hier nur einen Halbsatz wiedergibt. Im Zusammenhang hätte das Zitat nämlich seine Unterstellungen nicht gedeckt. Es lautet vollständig so:

Online-Redaktionen arbeiten wie Zeitungsredaktionen, nur viel schneller und viel härter. Wer sich vom Zeitdruck nicht drangsalieren lässt, wer die Technik souverän beherrscht, wer auch mal auf eigene Faust recherchiert und mit fertigen Texten und Bildern in die Redaktion kommt — der hat als Anfänger große Chancen, zumal viele Zeitungsredakteure Online wenig achten und beachten.

Keineswegs wird hier „Online als Müllschlucker“ beschrieben, sondern als Medium, das Freiräume bietet, wenn man sie zu nutzen versteht. Ich halte jedes Wort in diesem Zitat für zutreffend und sogar für schwer bestreitbar.

Wenn „man“ (Jakubetz benutzt das Wort im Wulffschen Sinne als „ich“) die folgenden Zitate aus dem Buch liest, fällt einem (ihm) die Kinnlade runter:

  • Die meisten Leser wollen gar nicht mehr lesen, sie verzweifeln vor der Masse der Informationen – und wenden sich im Internet gleich den Vergnügungen und Zerstreuungen zu, die einen Mausklick entfernt liegen.
  • Der Dialog im Internet besteht zum Großteil aus Schwachsinn und Dampfplauderei; er kostet mehr Zeit als er Gewinn bringt.

Darüber kann man sicher streiten. Ich halte zum Beispiel den ersten Teil des Dialog-Satzes für wahr und den zweiten für falsch, aber bezeichnend ist auch hier wieder, dass Jakubetz den Zusammenhang weglässt. Die Sätze stehen am Ende der folgenden Ausführungen:

Das Internet wirbelt den Journalismus durcheinander.

Das Internet macht einen Traum wahr, den Traum der Unendlichkeit von Raum und Kommunikation:

  • Ist der Raum auf einer Zeitungsseite endlich, so sind die Räume im Internet unendlich. Jeder schreibt so lange und so viel, wie er will; er stellt alle Materialien, die er genutzt hat, neben seine Artikel und macht dem Leser das Wissen nutzbar, das er hat.
  • Ist die Zeitung eine Einbahnstraße der Kommunikation, so bietet das Internet die Chance des Dialogs mit der denkbar kleinsten Verzögerung: Ich schreibe, mein Leser reagiert sofort — und umgekehrt.

Doch der Weg vom Traum zum Alptraum ist kurz:

  • Die meisten Leser wollen gar nicht mehr lesen, sie verzweifeln vor der Masse der Informationen – und wenden sich im Internet gleich den Vergnügungen und Zerstreuungen zu, die einen Mausklick entfernt liegen.
  • Der Dialog im Internet besteht zum Großteil aus Schwachsinn und Dampfplauderei; er kostet mehr Zeit als er Gewinn bringt.

Schneider und Raue beschreiben Traum und Alptraum, Theorie und Praxis, fantastische Möglichkeiten und ernüchternde Realitäten. Natürlich lässt sich darüber streiten, ob sie zu pessimistisch sind. Aber so zu tun, als hätten sie sich mit dieser Beschreibung als Nichtswisser und Nichtnachdenker zu erkennen gegeben, halte ich für abwegig.

Thomas Knüwer klagt über das Buch:

Hier wird der Online-Journalismus nicht als Chance dargestellt, als weites Feld, in dem sich die Träume all jener erfüllen, die Leidenschaft für diesen Beruf empfinden.

Im Zweifel bin ich da eher bei Schneider und Raue. Ich bin begeistert von den journalistischen Möglichkeiten des Internets. Aber ich würde nicht suggerieren wollen, dass sich hier „die Träume all jener erfüllen, die Leidenschaft für diesen Beruf empfinden“, dazu weiß ich von zu vielen Träumen, auch eigenen, die sich bislang nicht erfüllt haben.

Im Übrigen schreiben Schneider und Raue:

Wer klug ist, integriert die Kritik der Leser in seinen Online-Auftritt, antwortet ihnen, diskutiert mit ihnen. Er legt seine Quellen offen, es sei denn, sie sind vertraulich, und lässt Fragen zu (…).

Es ist bemerkenswert, wie manipulativ und sinnentstellend Jakubetz aus dem Buch zitiert, wenn er sich gleichzeitig darüber empört, dass das Buch nicht richtig zitiert. Schneider und Raue schreiben Thomas Knüwer folgende Worte zu:

„Online-Redakteure sind die dummen Textschrubber, die nichts können.“

In Wahrheit hatte Knüwer gesagt:

„Aber Onliner sind aus Sicht vieler Printkollegen nur die dummen Textschrubber, die nichts können.“

Das ist ein außerordentlich peinlicher Fehler. Aber im Gegensatz zu Jakubetz spricht nichts dafür, dass Schneider und Raue Knüwer absichtlich sinnentstellend zitieren. Jakubetz behauptet, Knüwer sei ihr „Kronzeuge“ dafür, dass im Internet nur Schrott stehe. Doch im Buch heißt es (wie auch Jakubetz schreibt):

„Online-Redakteure sind die dummen Textschrubber, die nichts können“, sagt Ex-Handelsblatt-Redakteur Thomas Knüwer. Mit solch einer Arroganz urteilen Zeitungsschreiber nicht selten,  doch die Klage hat einen wahren Kern.

Knüwers Zitat ist nicht Beleg für die Schlechtheit des Internets, sondern für die „Arroganz“ vieler Zeitungsschreiber. In diese Argumentation hätte Knüwers korrektes Zitat genauso gepasst. Es gab keinen Grund, ihn bewusst falsch zu zitieren, weshalb man vielleicht einfach davon ausgehen könnte, dass es sich um eine schlichte Panne handelte, und von der Palme herunterklettern, statt sich etwas von ihr herunterzuwedeln.

Den „wahren Kern“ der „Arroganz“ beschreiben Schneider und Raue übrigens so:

Onliner schreiben unermüdlich Texte um, die sie als Rohfassung vom Newsdesk bekommen; sie kürzen, bearbeiten PR-Texte, indem sie zumindest die Quelle angeben; sie füllen eben das Internet und nicht selten tun sie es ohne Sinn und Verstand.

Auch das findet Jakubetz wieder empörend, dabei lässt es sich tausendfach belegen. Das Problem ist nicht die Aussage, sondern ihr Absender. Von Ahnungslosen wie Wolf Schneider wollen wir uns nicht sagen lassen, wie traurig die journalistische Online-Realität ist.

Die Angriffe auf Schneider und Raue sind auch deswegen so wütend, weil die beiden als Stellvertreter für die ganze Gattung der Dinosaurier stehen. Deshalb wirkt es unfreiwillig komisch, wenn Ulrike Langer in ihrem Blog den beiden vorwirft, von einem „Krieg“ zu sprechen, der im Internet zwischen Journalisten und Bloggern herrsche — als würden die Reaktionen der Blogger das nicht bestätigen.

Dabei ist auch die Kriegs-Beschreibung im Buch recht ausgewogen. Das Kapitel, in dem sie steht, trägt den Titel: „Was Journalisten von Bloggern lernen können.“ Es referiert erst die wütendsten Angriffe aus der Presse auf Online-Amateure, spricht dann davon, dass durch die digitale Revolution ein „epochaler Machtwechsel“ stattgefunden habe, und wägt dann ab:

Dass [Journalisten] gleichzeitig die Schleusenwärter sind, Leute also, die entscheiden, was überhaupt zur Veröffentlichung durchgelassen werden soll — das hat einen Vorteil und einen Nachteil auch. Der Vorteil: Sie ließen und lassen das ganz und gar Gleichgültige und das offenbar Unsinnige und Erlogene nicht herein; sie wägen und prüfen, und sie haften für das, was sie passieren lassen und wie sie es tun. Der Nachteil: Dabei treffen sie natürlich auch Fehlentscheidungen — fahrlässig, verblendet oder korrumpiert. So oder so: Eine Minderheit entschied allein, was die Mehrheit wissen konnte. Überwiegend entschied sie kritisch und gescheit. Aber keineswegs immer.

Auch hier kann man wieder über die Gewichtung streiten. Aber die Kritiker reagieren, als hätten Schneider und Raue „Jehova“ gesagt.

Schneider und Raue äußern sich nicht übermäßig schmeichelhaft über Blogger. Aber sie tun das auch nicht über Journalisten. Sie schreiben etwa, unter den Journalisten gebe es eine „ziemlich kleine Minderheit von solchen, die sich redlich plagen, das Unwichtige auszusondern und das Verworrene zu erklären, wie sie es ihren Mitbürgern schuldig sind“.

Die Kritiker werfen dem Buch überkommenes Schwarz-Weiß-Denken vor, dabei haben sie sich selbst in einem viel größeren Maße auf ihrer Seite der Front in den Schützengraben eingebuddelt.

Die Ahnungslosigkeit der „Buch“-Autoren machen mehrere Kritiker auch daran fest, dass sie das Wort „Blog“ „grammatisch falsch“ verwenden. Gemeint sind im Buch häufig vorkommende Formulierungen wie:

Blog und Twitter haben aber ebenfalls ihre Unschuld längst verloren.

Das liest sich, ohne Frage, merkwürdig. Schneider und Raue benutzen das Wort „Blog“ als Singularetantum, als Einzahl, die für das Ganze steht. Sie formulieren „Blog und Twitter haben der Presse geholfen“, wie sie sagen könnten: „Fernsehen und Hörfunk haben der Presse geholfen“. Das ist unüblich und gewöhnungsbedürftig. Ist es schlimm? Anders gefragt: Wenn das Buch tatsächlich vor furchtbaren Dummheiten strotzen würde, wie etwa Ulrike Langer behauptet (ohne es gelesen zu haben), müsste man sich dann an solchen Nebensächlichkeiten abarbeiten?

Es gibt vieles, was an dem Buch und seinen Autoren auszusetzen ist. Schneiders Eitelkeit scheint inzwischen pathologische Ausmaße angenommen zu haben. Was ihn und Raue überhaupt qualifiziert, über Online-Journalismus zu schreiben, ist mir schleierhaft. Ein größeres Missverständnis in dem Buch scheint mir darin zu liegen, dass es behauptet, der einzelne Mensch könne sich nur dann gut im Internet informieren, wenn „Journalisten klassischen Stils den Mahlstrom der Blogs und tweets sichten und gewichten“. Dass es inzwischen ganz andere Instanzen gibt, die diese Sichtung und Gewichtung für den Einzelnen vornehmen, und dass der „Mahlstrom der Blogs und tweets“ gerade auch von klassisch-journalistischen Inhalten angetrieben wird, das scheint den Autoren fremd zu sein.

Dirk von Gehlen hat im selben Zusammenhang, aber mit umgekehrter Stoßrichtung einen wunderbaren Satz des Philosophen Hans-Georg Gadamer zitiert:

Ein Gespräch setzt voraus, dass der andere Recht haben könnte.

Das ist, fürchte ich, das Hauptproblem der Reaktionen vieler Blogger auf Wolf Schneider und sein Buch und vieler „Shitstorms“ überhaupt: Sie diskutieren nicht, inwiefern der Andere möglicherweise unrecht hat, sondern sprechen ihm pauschal jede Ahnung ab.

Das geht im konkreten Fall gerne auf Kosten der eigenen Aufrichtigkeit. Das Buch sei „eine Warnung vor dem Internet“, schreibt Thomas Knüwer — unbelegt und unbelegbar. Und den Autoren unterstellt er, sie hofften:

„die Veränderung der Welt aufhalten zu können, indem sie schreiben, dass sie sich nicht verändere und wenn, dann zum üblen.“

Wenn die so wären wie er, würden sie lautstark eine Berichtigung verlangen. Denn Schneider und Raue zählen ein ganzes Kapitel lang auf, wie dramatisch das Internet die Welt verändert: „das Leben“, „den Alltag der Menschen“, „die Wahrheit“, „die Mächtigen“, „die Nutzung von Medien“, „die Märkte“, „die Verlage“, „die Redaktionen“. Sie beschreiben diese „Revolution“ aus einer skeptischen — meiner Meinung nach zu skeptischen — Perspektive. Aber sie schreiben in diesem Zusammenhang auch:

Als Zeitungen konkurrenzlos waren, konnten sie die Leser (…) auch mit langweiligen Texten, oberflächlichen Recherchen und unscharfen Bildern halten. Diese Verachtung des Publikums war immer schon verwerflich, aber lange folgenlos. Heute kann sie Zeitungen in den Ruin treiben.

Lustig. Wenn es nicht von Wolf Schneider wäre, könnte es von Thomas Knüwer sein.

146 Replies to “Wolf Schneider hat „Jehova“ gesagt”

  1. Der Autor hat es richtigerweise nicht gemacht, aber als Kommentator erlaube ich mir den Hinweis, dass die beiden Chefkritiker und Internetsachverständige Jakubetz und Langer ein eigenes unbeachtetes Journalismus-Buch auf den Markt gebracht haben, in dem sie doch eigentlich exklusiv die neue Journalismus-Welt erklären wollten. Von daher sei Ihnen verziehen, dass sie sich so schnell es irgendwie ging faktenfern „empörten“. Und Knüwer… ach Gott…

  2. In einigem, was Du schreibst, gebe ich Dir recht. Dass Shitstorms in den seltensten Fällen Maß und Ziel kennen, ist vermutlich leider das Wesen des Shitstorms. Dass sich auf der anderen Seite eine ganze Menge Menschen geärgert haben, mag ja vielleicht doch was bedeuten.

    Grundsätzlich: Ich kritisiere keineswegs das ganze Buch und auch nicht Raue und Schneider, sondern explizit das, was sie über die Onlinewelt schreiben. Die Tatsache, dass auch ein paar unbestreitbar richtige Sätze darunter sind, finde ich als Verteidigungsgrundlage etwas dünn.

    Dass ich bewusst manipulativ zitiert haben soll, geschenkt. Wenn der Eindruck entstanden sein sollte, sorry, das lag nicht in meiner Absicht.

    Wo ich ganz und gar nicht bei dir bin: „Das Problem ist nicht die Aussage, sondern ihr Absender. Von Ahnungslosen wie Wolf Schneider wollen wir uns nicht sagen lassen, wie traurig die journalistische Online-Realität ist.“ Das stimmt schlichtweg nicht. Zum einen bin ich der Letzte, der behaupten würde, dass in Onlineredaktionen alles zum Besten steht. Zum anderen darf jeder Missstände kritisieren, so viel er will, ob er Schneider heißt oder Niggemeier. Mich ärgert diese Pauschalisierung: DIE Onliner, die ohne Sinn und Verstand…was wäre eigentlich los, würde irgendjemand mal schreiben, dass DIE Zeitungen ohne Hirn und Verstand ihre Seiten füllten. Nur weil es unbestreitbare solche Zustände gibt, ist es doch idiotisch zu schreiben, dass alle so ticken.

    Was mir ebenfalls nicht gefällt: Wenn Schneider/Raue von schlechten Journalisten schreiben, sind es tendenziell Online. Ist dir mal aufgefallen, dass immer dann, wenn die Rede von „guten“ Journalisten ist, Zeitungs-Journalisten da steht?

    Mich ärgert auch, dass es sich hier um ein Ausbildungsbuch handelt und diese Einschätzungen jungen Journalisten als quasi halbamtlich verkauft werden. Wenn das Ding „Handbuch der Medienkritik“ hieße, meinetwegen, dann soll mir das egal sein.

    Und schließlich, zugegeben: Nein, ich verstehe nicht, wie jemand, der nach eigener Aussage keinen Computer benutzt, ein „Handbuch“ über Onlinejournalismus schreiben kann. Mit der Person Schneider hat das nichts zu tun. Das würde ich auch bei einem 20jährigen Studenten nicht verstehen.

  3. @Christian Jakubetz: Ich glaube schon, dass Du massiv einen falschen Eindruck weckst, wie Schneider und Raue über Online schreiben und urteilen.

    Und da steht doch gar nicht „DIE Onliner“, sondern „Onliner“. Und es ist explizit im Zusammenhang mit Zeitungen von einer „Verachtung des Publikums“ die Rede.

    Ein anderes Beispiel: Schneider/Raue kritisieren, dass viele Journalisten in Berlin nicht einmal mehr in Pressekonferenzen gehen, sondern „am Schreibtisch sitzen bleiben und (am Fernseher) verfolgen, wie die Kollegen Fragen stellen“. Was für Journalisten? „Zeitungsjournalisten“. So Schwarz-Weiß ist also die Welt gar nicht in diesem Buch.

    Ich will das Buch gar nicht als Ganzes verteidigen, und die Autoren schon gar nicht. Aber ich halte viele der Angriffe für ungerecht oder schlicht falsch.

    Und als „quasi halbamtlich“ verkauft ihr euren „Universalcode“ doch auch, wenn ihr ihn als „neuen Standard der Journalismus-Lehre“ bezeichnet. Warum diese Anmaßung?

  4. Prolog: Wolf Schneider habe ich schon Anfang der 80er Jahre als arroganten Herrenreiter-Typ in der NDR-Talkshow wahrgenommen; insofern bin ich mit allen einer Meinung gegenüber dem Gehabe dieser Person. Seine Verdienste um die deutsche Journalisten-Sprache sehe ich schon seit 20 Jahren kritisch; konkret hat er nur das Wort „vorprogrammieren“ aus dem redaktionellen Wortschaftz getilgt – ansonsten hat er vor allem eine große Show abgezogen.
    Trotzdem halte ich diesen Text von Stefan Niggemeier für ausgesprochen klug und belebend. Danke dafür!

  5. „Hat er seine Aussiedlerreportage am Samstag in der Zeitung nicht untergebracht, versucht er es am Sonntag noch einmal. In der schwach besetzten Onlineredaktion dürfte er Erfolg haben.“

    „Das Netz hat eben einen großen Bauch, es verschlingt selbst Texte und Bilder, die für eine Zeitung unverdaulich sind.“

    „In der Tat subventionieren die Abonnenten der meisten Zeitungen den Online-Auftritt, der mit Werbung nicht zu finanzieren ist.“

    „Die Zugriffe auf die Online-Seiten der Zeitungen sind am höchsten, wenn sich die Welt schnell dreht.“

    „Zeitungsredaktionen haben noch Zeit, große Geschichten zu schreiben, Texte gegenlesen zu lassen. Online-Redakteure leben meist von der Hand im Mund.“

    „Selbst Leser, die sich nur im Internet informieren, gehen zur Süddeutschen oder FAZ oder den regionalen Marktführern.“

    „Online First bedeutet: Alles zuerst ins Netz, dann in die Zeitung.“

    „Onlineredaktionen arbeiten wie Zeitungsredaktionen, nur viel schneller und härter.“

    Davon abgesehen, dass viele dieser Sätze sachlich, nun ja, angreifbar sind…hier geht es also nicht in erster Linie um das Verhältnis Zeitungen/Online, nein?

    Ich finde auch, wenn es mal ausnahmsweise nicht gerade um Zeitungen geht, anderes grotesk falsch. Dass man für Videoproduktionen im Web eben nicht eine teure(!) Kamera braucht, weißt du als Macher eines Videopodcasts selber vermutlich ziemlich gut.

    Ja, wir machen Werbung für „Universalcode“ und ok, man kann natürlich diese Werbung für anmaßend halten. Wir sind leider nicht in der glücklichen Lage, dass die Bundeszentrale für politische Bildung unser Buch für 4,95 Euro Bereitstellungspauschale vertreibt. Was mir aber wichtiger ist: Wir versuchen in „Universalcode“, Möglichkeiten des digitalen Journalismus aufzuzeigen. Uns liegt es aber völlig fern, dadurch analoge Medien in irgendeiner Weise zu bewerten. Bei Schneider und Raue lese ich dagegen in vielen Sätzen deren Geringschätzung.

  6. @7: Schneider schätzt nicht alles gering, was nicht Schneider ist – viele seiner Schüler zum Beispiel schätzt er sehr.
    Und, nein, das verlinkte Interview ist kein Beleg dafür, dass Schneiders Eitelkeit inzwischen pathologische Ausmasse angenommen hätte. Da hat sich in den vergangenen 23 Jahren, die ich selbst beurteilen kann, nichts verändert.

  7. Ich möchte mal einwerfen, dass es nicht Schneider vs. Blogger ist. Ja, die Kritik wurde in Blogs bzw. privaten Seiten publiziert, aber die meisten der Autoren sind nicht als Blogger bekannt, sondern als zum Teil klassische Journalisten und/oder Journalisten-Ausbilder. Dass sie Blogger sind, weil sie bloggen, ist irgendwo nachvollziehbar. Dennoch ist das Attribut Blogger hier wohl eher das falsche, weil wie gesagt nicht das primäre Merkmal der Kritiker.

  8. @Stefan
    Mir wird nicht klar, was Dein Beitrag bezweckt. Du willst also weder das Buch noch die Autoren Schneider und Raue verteidigen, aber die Kritiker (außer Dir natürlich) haben dennoch allesamt unrecht?

    „Wenn das Buch tatsächlich vor furchtbaren Dummheiten strotzen würde, wie etwa Ulrike Langer behauptet (ohne es gelesen zu haben), müsste man sich dann an solchen Nebensächlichkeiten abarbeiten?“

    Falsch. Ich habe das Onlinekapitel mehrfach gelesen und beziehe mich in meiner Kritik auch nur darauf.

    Den Kern meiner Kritik (ebenso wie der von Christian Jakubetz) ist, dass ein „Standardwerk“, das jetzt ausdrücklich auch den Online-Journalismus mit einschließt, ohne konstruktives Aufzeigen von Möglichkeiten und Chancen des Online-Journalismus dieses Attribut nicht verdient hat. Und dabei bleibe ich.

  9. @Ulrike: Ich finde es heikel, ein Buch, von dem man nur drei frei verfügbare Kapitel gelesen hat, pauschal als „ahnungsloses, schludriges und an einigen Stellen auch böswilliges Machwerk“ zu verdammen. Das ist ohnehin eine etwas hysterische Formulierung, aber wenn man sich schon die Mühe (und das Geld) sparen will, das ganze Buch zu lesen, finde ich erst recht ein wenig Zurückhaltung beim Verdammen angebracht.

    Ich habe zuerst die diversen Kritiken gelesen und fand sie sehr plausibel auch angesichts des Unsinns, den Wolf Schneider regelmäßig über Online-Themen verbreitet. Dann habe ich das Buch gekauft und gelesen und war überrascht. Denn es war anders, als die Kritiker (v.a. die besonders lautstarken Jakubetz, Knüwer und Du) behauptet hatten. Ich halte es nicht für ein besonders gutes Buch. Ich halte die Online-Kapitel für nicht besonders treffend. Aber die Kritiken finde ich hysterisch und die Behauptungen und die manipulative Zitatauswahl grob irreführend. Und wie kann sich Thomas Knüwer gleichzeitig über ein falsches Zitat beschweren und seinerseits solche Unwahrheiten über den Inhalt des Buches verbreiten?

    Es trifft mit Wolf Schneider nicht den Falschen, aber das kann doch keine Lizenz sein, ihm etwas vorzuwerfen, was er gar nicht behauptet. Das ist nicht nur unzulässig, sondern auch kontraproduktiv.

    Merkt ihr noch, was Ihr schreibt? Du meinst, Du wolltest nur den „Standardwerk“-Charakter des Buches anzweifeln, weil es „Möglichkeiten und Chancen des Online-Journalismus“ nicht konstruktiv aufzeige? In Deinem Eintrag lese ich nichts davon. Der lautet „Steinzeitansichten über Zukunfts-Journalismus“ (ohne dass das je erklärt wird — was ist überhaupt „Zukunfts-Journalismus“?) und verkürzt den Inhalt des Buches in manipulativer und unzulässiger Weise.

    Was ich mit meinem Eintrag bezwecke, kann ich Dir sagen: Dass wir versuchen, Schneider und Raue für das zu kritisieren, was sie schreiben, und nicht für das, was wir blind vor Wut in ihre Texte hineinlesen.

  10. @Detlef Gürtler:

    Schneider schätzt nicht alles gering, was nicht Schneider ist – viele seiner Schüler zum Beispiel schätzt er sehr.

    Klar, weil sie ja Ausweis seiner Klasse als Lehrer sind.

    Und, nein, das verlinkte Interview ist kein Beleg dafür, dass Schneiders Eitelkeit inzwischen pathologische Ausmasse angenommen hätte. Da hat sich in den vergangenen 23 Jahren, die ich selbst beurteilen kann, nichts verändert.

    Verstehe. Würde es also „Schneiders Eitelkeit hat schon lange pathologische Ausmaße“ treffen?

  11. @Stefan: Was ich zugestehe ist: Der Fehler, der auch bei Heveling passiert ist, sollte sich in dem Fall nicht wiederholen. Sprich: nicht unbedingt so reagieren, dass Schneider und Raue sagen können, sehr ihr, haben wir euch doch gesagt, dass im Netz nur billiger Krawall herrscht. Trotzdem kann ich zumindest die Auffassung „blind vor Wut“ nicht ganz teilen. Ich halte vieles im Buch für Unsinn, über manches habe ich mich auch geärgert. Aber „blind vor Wut“ wegen eines Textes von Schneider und Raue? Das dann doch nicht.

  12. @13:
    Würde es also „Schneiders Eitelkeit hat schon lange pathologische Ausmaße“ treffen?
    Als Tatsachenbehauptung nicht. Als Meinungsäusserung hingegen kenne ich das so ähnlich auch schon von 1989. Wir Schneider-Schüler (ja, das ist man, und das bleibt man, um auch mal das Wulff-man zu verwenden) hätten übrigens damals für seine Selbstüberzeugung viel mehr Verständnis gehabt, wenn er uns freiwillig jene NDR-Talkshow gezeigt hätte, in der Andre Heller ihm seine Vorbereitungs-Karteikarten geklaut hatte. Manchmal sind Päpste halt auch nur Menschen.

  13. Guten Tag!

    Man darf ja seine Meinung haben und ich halte die Einführung der Autoren in diesem Buch zum „Online-Journalismus“ für Schrott.

    Auf eine Stelle, in der ich erwähnt werde, möchte ich eingehen.

    Im Buch heißt es:
    „Pionier der Lokalblogs, einer Lokalzeitung im Netz, ist Hardy Prothmann mit seinem Heddesheim-Blog. Diesen gründete er für die 10.000 Einwohner der Stadt Heddesheim in Nordbaden.“

    Die Verfasser haben es geschafft, in zwei Sätzen vier Fehler zu machen.

    1. Fehler
    Ich bin einer von vielen Pionieren. Das System Lokalblog habe ich nicht erfunden, sondern vorangebracht, in Zusammenarbeit mit anderen „Pionieren“.

    2. Fehler
    In Heddesheim leben 11.500 Einwohner. Das Blog ist für alle die da, die sich dafür interessieren. Das dürften aber nicht alle sein. Darüberhinaus lesen auch bundesweit interessierte Menschen mit.

    3. Fehler
    Es heißt Heddesheimblog.

    4. Fehler
    Heddesheim ist eine Gemeinde, keine Stadt.

    Alle vier Fehler sind „Flüchtigkeitsfehler“, an denen man erkennt, wie oberflächlich die Autoren schreiben.

    Meine Rolle, die Marke Heddesheimblog, die Zahl der Einwohner der Gemeinde – all das sind leicht zu recherchierende Informationen.

    Wie viele Fehler sonst noch gemacht worden sind, interessiert mich nicht, weil deren Suche Zeitverschwendung ist.

    Irgendjemand, der sich besonders witzig findet, hat mich übrigens dazu veranlasst, die Fehler aufzuschreiben:

    https://www.facebook.com/pages/istlokalde/128074137259052

    Schönen Gruß
    Hardy Prothmann

  14. Naja, Herr Prothmann,
    1. ist kein Fehler: Da steht nicht „der Pionier“, sondern „Pionier“. Damit ist keine Aussage getroffen, wie viele Pioniere es ausser Ihnen noch geben könnte.
    2. Ist kein Fehler, sondern eine Rundung. Von 11.500 auf 10.000 abzurunden, mag für Heddesheim nicht gerade schmeichelhaft sein, ist aber im Rahmen des Üblichen.
    3. Ist vermutlich kein Fehler, sondern eine bewusste Entscheidung für Verständlichkeit und gegen einen Markennamen. Das geht bei Schneider nicht nur Ihrem Heddesheim-Blog so, sondern so ziemlich allen, die sich selbst einen Namen gegeben haben. Das „Im Zweifel für die Lesbarkeit“ ist m.E. eine von Schneiders sympathischeren Maximen.
    4. Das ist natürlich ein unverzeihlicher Fehler. So etwas wie Heddesheim Stadt zu nennen, hätte weder Schneider noch Raue jemals passieren dürfen. Städtchen vielleicht, aber Stadt – niemals!
    Dieses Verhältnis – aus 4 behaupteten Fehlern oder Verzerrungen wird am Ende 1 tatsächlich angreifbarer Punkt – scheint mir für die Onliner-Kritiken am Schneider-Buch typisch zu sein. Aber ich habe natürlich nicht alle gelesen…

  15. Danke, dass endlich noch jemand die Seiten 23 bis 49 ( und mehr) des Schneider/Raue-Buches gelesen und sauber seziert hat. Mich oeden diese geschwätzigen Pseudo-Aufgeregtheiten, die sich zuvor ausbreiteten, an. Bei der Meinungsbildung zum Buch haben die Zeigefinger-Heber offenbar viel von dem handwerklichen Ruestzeug mal eben ueber Bord geworfen, was nach Schneider/Raue – und hoffentlich vielen anderen – an exponierte Stelle im (journalistischen) Maschinenraum gehört.

  16. @18: Das ist das eigentlich erstaunliche an dieser Debatte, vermutlich sogar an allen Shitstorms. Vorhin redeten wir noch über Schneiders (und vergesst doch bitte Raue nicht, es wird ja immer so getan, als habe das Schneider alleine geschrieben) Auffassung zu Onlinemedien. Und jetzt sind wir bei der Einwohnerzahl von Heddesheim.

  17. Christian Jakubetz, Ulrike Langer:

    Lasst zwischendurch beide mal Luft ab, blast euch nicht so auf. Das Bloggen hat aus meiner Sicht auch den Nachteil, dass da niemand mehr ist, der einen erdet. Natürlich wolltet ihr Schneider anpissen, um euch selbst zu erhöhen. Leider bekommt man, wenn kräftiger Gegenwind herrscht, bei solchem Vorhaben nasse Füße.

    Hardy Prothmann: Dein Getue ist kaum noch auszuhalten. Ja, Du bist der beste, der größte, der tollste Blogger überhaupt. Das vermittelst du ja auch jahrein, jahraus. Und nun ist gut.

  18. @20: Könnte theoretisch ja daran liegen, dass es nicht soooo viel mehr gibt, worüber man sich bei diesem Buch aufregen kann als Rundungsdifferenzen. Nachdem ich bis eben noch dachte, beim Knüwer-Zitat hätte sich Raue tatsächlich total verhauen (denn zu dessen Job dürfte hier die Recherche gehört haben), habe ich oben gelernt, dass sogar dieser Fauxpas allenfalls ein Fauxpäslein gewesen ist. So what?
    Disclaimer: Ich war nicht nur Schneider-Schüler (18 Monate), sondern auch Raue-Kollege (7 Monate). Und beides gerne.

  19. @22: Mir wäre das Knüwer-Zitat ziemlich egal, wenn mich nicht die restlichen Dinge so stören würden.
    @21: Genau, Schneider anpissen, um uns selbst zu erhöhen…das war von Anfang an unsere Strategie. Wie sind Sie da nur so schnell drauf gekommen?

  20. Ich glaube ich hab das jetzt verstanden:
    Wenn ich jetzt sage dass ich sowieso cleverer bin als jeder andere der so über Internet und Journalismus schreibt – und das auf 30.000 Zeichen ausbreite indem ich das immer wieder wiederhole wie schlecht die anderen alle sind – hab ich dann gewonnen?

    Oder muss ich zuerst noch ein paar „Sie haben nichts verstanden, Herr X“. raushauen?

  21. @HardyProthmann: Ich halte mich nicht für besonders witzig, muss aber zugeben, dass ich diesen Witz in der Tat urkomisch fand. Ich habe Dich auch nicht veranlasst, muss aber zugeben, dass ich mir hätte denken können, dass Du Dich veranlasst sehen würdest. Letzlich gab es in dieser Leseprobe sehr treffende Beschreibungen, was man von Wortgeplänkeln dieser Art halten sollte.

    Gut hingegen: Du hast erkannt, dass es ein Witzchen war. Das schafft nicht jeder.

  22. @theo (Kommentar 21) – Dass jemand anderes als ich als der „beste, der größte, der tollste Blogger überhaupt“ bezeichnet wird, obwohl eindeutig ich der beste, größte, tollste Blogger überhaupt bin, empfinde sicher nicht nur ich als unverschämt.

    Dazu noch ist es (sic! wie passend! Ironie des Mühsals!) einfach schlechte Recherche. Denn schon eine simple Google-Suche nach „der beste, größte, tollste Blogger überhaupt“ hätte hier sofortige Aufklärung gebracht:
    http://is.gd/Google_Suche

  23. @Stefan

    Wie Du vielleicht weißt, lebe ich in den USA. Auf dem Postweg wäre das Buch wahrscheinlich heute noch nicht hier. Der Online-Teil steht praktischerweise in der Amazon-Leseansicht.

    Ich würde jedem empfehlen, der sich in diese Debatte einschaltet, vorher die entsprechenden Passagen selbst anzuschauen und sich dann ein eigenes Urteil zu bilden: http://amzn.to/wk1iml

  24. @Ulrike Langer: Aber wehe, das hätte Wolf Schneider jetzt behauptet: Dass Online-Journalisten und Blogger es immer so eilig haben, dass sie leider nicht einmal abwarten können, bis sie das, was sie zerreißen, auch gelesen haben.

  25. „Wie Du vielleicht weißt, lebe ich in den USA.“

    Ulrike Langer lebt also in den USA und schlaumeiert über den Ozean rüber.
    Nicht zu fassen ist die Gründlichkeit mit der sie versucht zu Punkten: http://amzn.to/wk1iml
    Oh ja, da muss man wirklich zittern bei so viel arrogantem journalistischem Gehabe.
    Angenehm zu sehen, wie sich hier die Front selber nach und nach komplett zerlegt.

  26. @Ulrike: Doch, das habe ich verstanden. (Sie stehen da übrigens nicht komplett, im letzten Kapitel fehlen ein paar Absätze, aber das weiß man natürlich nicht, wenn man seinen Verriss auf der Grundlage einer kostenlosen Vorschau verfasst.)

    Was ich nicht verstanden habe: Warum Du das Buch nicht ganz lesen wolltest, bevor Du es so umfassend und pauschal als „ahnungsloses, schludriges und an einigen Stellen auch böswilliges Machwerk“ verdammst.

  27. Ja, da zerlegen sich die Schnellkritiker aber massiv. Die untauglichsten Argumente werden vorgebracht und gleich wieder zurückgezogen.
    Ulrike Langer meint in Kommentar 29: Ich lebe in den USA, das Buch wäre auf dem Postweg wohl heute noch nicht hier.

    Soll entweder heissen: Ich hätte es wohl ganz gelesen, war aber unmöglich?

    Oder es sollte gar nichts heissen und ist nur Zeichen von hilfloser Argumentation, rette, was zu retten ist?

    Schaut man sich das Buch auf Amazon an, ist klar und deutlich mehrfach der Kindlepreis angegeben: 12.99 € ! Aber wozu auch Geld ausgeben – mit Niggemeyers Pingeligkeit war ja nicht zu rechnen.

  28. Zu der Verteidigung: „Auf dem Postweg wäre das Buch wahrscheinlich heute noch nicht hier.“ Ich habe bisher mit Verlagen und Autoren immer diese Erfahrung gemacht: Fragt man höflich nach, ob man schnell eine PDF-Version per E-Mail kriegt, weil man dringend berichten muss, dann kriegt man auch immer eine PDF-Version. Haben Sie gefragt, Frau Langer?

  29. Danke für diese differenzierte Analyse. Ich habe mir das Buch bisher nicht gekauft, aber geahnt, dass die überbordende Kritik einer genaueren Betrachtung nicht Stand hält.
    Keine Frage: Wolf Schneider polarisiert. Das ist aber weiß Gott nicht neu, das war immer schon sein Kalkül.
    Was mich an der Debatte aber befremdet: Sie ist gar keine. Vielmehr werden Glaubensbekenntnisse abgegeben, für die (die Korrektheit Ihrer Schilderung unterstellt) krampfhaft Belege herangezogen werden, die keine sind. Mit journalistischer Sorgfalt hat das nichts zu tun.
    Die Häme (oder sollte ich sagen der Hass?), der viele Äußerungen beherrscht, stimmt mich sehr nachdenklich.

  30. Das Grundproblem bei solchen hypereregten Debatten: Man sieht, hört und liest nicht mehr das, was man kritisieren möchte (Bücher werden – und das ist die Regel – nur noch „angelesen“), sondern nur das, was einem in den Kram passt. Damit betreibt man eigentlich das Geschäft, was man früher bei anderen kritisiert. Niggemeier zeigt dies sehr schön in diesem Beitrag.

    Generell lässt sich feststellen, dass diejenigen, die alles und jeden kritisieren (und sei es nur anhand der Amazon-Lesevorschau), selber sehr dünnhäutig sind (was nicht schlimm ist) und demzufolge dann in Pseudo-Polemiken ausweichen (was schlimm ist). Daher interessieren mich diese üblichen Verdächtigen schon sehr lange nicht mehr. Wenn man dann noch dieses erbärmliche Geschreibse von Frau Langer lesen muss, weiss man, welche „Kritiker“ man in Zukunft meiden soll. Gegen diese Zwerge wirkt Wolf Schneider wie ein Riese.

  31. @ Ulrike Langer:
    Hätte man die bestehenden (Vor)Urteile gegen „Online“ nicht wunderbar widerlegen können, wenn man eine aufgeräumte, auf der vollständigen Lektüre basierte Rezension veröffentlicht hätte? Ruhige auch zwei Wochen später? Ein kleiner Satz, dass man in den USA lebt, dass das Buch erst spät angekommen ist und das man sich, nach den Wogen, die das Buch geschlagen hat, besonders genau an den Text machen wollte, hätte gereicht. Kein Mensch hätte „Aaaaaaalt“ gebrüllt. Das machen die Menschen nämlich nur, wenn man ihnen Videos von händchenhaltenden Ottern schickt.

    Das wird doch Online immer vorgeworfen: Dass man seinen Text auch noch schnell an die Sau pinnen will, solange sie noch im Dorf ist. So können sich die Autoren (wie vor kurzem noch dieser CSU-Mann) eigentlich bestätigt fühlen.

    Und wer ist Schuld? Der Niggemeier, weil der nicht kapiert, dass man ein ganzes Buch anhand eines Kapitel, das bei Amazon teilweise steht, rezensieren kann?

  32. Es zeigt sich erneut, dass es in diesem Streit, wie auch in der Sache Heveling, in Wirklichkeit um einen Machtkampf geht. Da versuchen diejenigen, die sich als Internet-Oberjournalisten profilieren wollen, die Definitionshoheit zu behalten. Sie agieren nach dem Motto: „Endgültiges und Kluges darf nur ich über das Netz sagen! Wer nicht meiner Meinung ist, hat das Internet nicht verstanden.“

    Es geht aber gar nicht darum, ob man das Internet verstanden hat oder nicht (was eine unsinnige Aussage ist), sondern wie man Entwicklungen, Folgen und Folgerungen abschätzt. Es gibt in dieser Frage also keine Wahrheit, sondern unterschiedliche Positionen, über deren Richtigkeit ausschließlich in der Zukunft geurteilt werden kann.

    Stefan Niggemeier hat in diesem Punkt recht: Eine ernsthafte Kritik kann nur führen, wenn wer auch an seiner eigenen Auffassung Zweifel zulässt.

    Beim Shitstorm, der mich nach meinem eigenen kritischen Buch traf („Dumm 3.0“) passierte übrigens das gleiche: 80% der Kritiker, die mich zum Teil unflätig beschimpften, mussten zugeben, das Buch nicht gelesen zu haben. Dafür habe er, hat mir ein Großblogger geschrieben, keine Zeit. Es reiche ja, den Klappentext zu lesen.

  33. Hier wird journalistische Pingeligkeit geboten! Folgendes können angehende Journalisten aus dem Posting nebst Kommentaren lernen:

    1. Arbeitet sorgfältig.

    2. Lest vollständig das, was Ihr kritisiert.

    3. Bleibt am Ball, befasst Euch mit allen Medien – egal, ob Ihr in Heddesheim oder bei den Amis wohnt.

    4. Seid nicht schnell beleidigt, wenn Ihr Mist gebaut habt.

    5. Schweigt lieber wie Knüwer.

    6. Seid nicht beleidigt auf ehemalige Dozenten, die Ihr schon immer arrogant fandet.

    7. Bezieht Super-Blogger Lobo mit ein. :-) Ihr müsst die Frisur nicht tragen.

  34. Der Witz an der ganzen Sache ist ja der, dass ich mir das Buch nun besorgen müsste, um mir überhaupt ein Bild davon machen zu können. Bedauerlich und eigentlich eine ziemlich schwache Vorstellung aller Beteiligten.

  35. Ich bin Ulrike Langers Link gefolgt und was ich gelesen habe, hat auch bei mir den Rollkragen gesprengt. Ich stimme zwar Herrn Niggemeier zu, dass man kein Buch pauschal in Grund und Boden stampfen sollte, wenn einem nur ein Kapitel bekannt ist – jedoch reicht ein Kapitel schon aus, um ein Lehrbuch als Standardwerk abzulehnen. Mit einer klareren Formulierung ( z.B. “ Dieses mir bekannte Kapitel ist mangelhaft und daher für die Ausbildung nicht zu benutzen!“), wäre diese Diskussion her unnötig – zu mindestens für Frau Langer. Ihre Gedanen kann ich jedoch gut nachvollziehen:

    Auch ich finde ihn sehr schludrig geschrieben:
    „(…) Diesen Aufbau nennt die Spiegel-Redaktion als verbindlich für die ersten 270 Zeilen (sic!) eines Textes (…)“

    Zum Teil ruft der Text zu Recherchemethoden auf, die unreflektiert schnell zu ärgerlichen und kostspieligen Verstößen gegen das Urheberrecht führen können:
    „(…) Wer um Fotos und Mitteilungen per Mail oder Facebook bat und das Netz durchkämmte, bekam private Bilder von Japanern und Touristen (…)“

    Auch ich kann erkennen, dass die Autoren keine eigene Erfahrung haben, sondern nur „von Hören sagen“ schreiben. So kann es kommen, dass Redaktionelle-Abläufe auf gängigen Vorurteilen basieren – nicht jedoch an der Prämisse: Sauberes, journalistisches Arbeiten.

    Als Beispiel: Texte werden nicht gegengelesen. In Diskussionen vieler Onlineredaktion ist dies das ständig Argument der „schnell-schnell-husch-husch-billig-billig“ Fraktion. Professionelles und qualitatives Arbeiten wird so unmöglich gemacht.

    Es ist ärgerlich, dass „Rumfuschen“ als ein „Lehrstandard“ erhoben wird – statt die Argumente zu liefern, die ein Onlineredakteur zu liefern hat, damit diese Mankos beseitigt werden. Genau das ist mein Anspruch an ein Lehrbuch: Mit dem Wissen sollen Menschen befähigt werden, in den nächsten 10-20 Jahren ihren Job nicht nur auszuführen, sondern ihn auch weiterzuentwickeln. Werden klare Fehler jedoch als Basis für den Beruf fundamentiert, kann sich darauf nichts Richtiges, nichts Besseres entwickeln.

  36. Ich finde es unglaublich spannend, diese Debatte ohne jegliche Kenntnisse von Bloggen, Online- und Zeitungsjournalismus (vom kritischen Konsum mal abgesehen) zu lesen.

    Und wenn man diese nun vollkommen ohne Kenntnisse liest, zeigt sich vor allem eines:

    Dass es nicht um die Verbesserung von gewissen Umständen geht, sondern vor allem um den Stolz und das Geltungsbewusstsein einiger Persönlichkeiten. Hier gilt nicht „wir möchten eine bessere ‚Welt'“, hier gilt „ich möchte eine Welt, in der ich Recht habe“.

    Ich bewundere den Autor dafür, dass er ein Werk, das er selber kritisch sieht, gegen haltlose Kritik verteidigt. Das ist meiner Meinung nach wahre Größe – Kritik zu üben, wo Kritik notwendig ist, und zu schweigen (oder zu loben) wo auch der ärgste Feind recht hat.

    Vielen Dank hierfür Herr Niegge

  37. Das ist alles sehr schade. So als Journalimuskonsument weiß ich nicht viel über Wolf Schneider, außer das, was man so nebenbei über den offenbar strengen alten Journalistenoberlehrer hier und da aufschnappt.

    Umso bedauerlicher finde ich, dass die Kritik von Langer, Knüwer und Jakubetz übers Zeil oder an ihm vorbei schießt. Da hätte man doch mehr draus machen können. Denn traurig macht mich vor allem, dass ein auf den Onlinejournalismus wahrscheinlich verständnislos schielendes und in diesem Punkt weitgehend recherchefreies Buch jungen Journalistenschülern als Standardwerk ans Herz gelegt wird. Das ist so schädlich, dass sich eine treffsicherere Kritik daran durchaus gelohnt hätte. Ich werde das Buch bei der bpb bestellen und selbst schauen, wie schlimm ich es finde.

    Aber immerhin, nachdem ich die betreffenden Blogeinträge und Kommentare gelesen habe, fühle ich mich sehr gut unterhalten. Und spätestens wenn Sascha Lobo sich einschaltet, wird es sinnfrei.

  38. Ähm Tharben
    Auf die Gefahr ein Nebendings aufzumachen, aber: Sie beklagen Schnellschüsse von Langer, Knüwer und Jakubetz und enden ihren Kommentar mit platter, unbegründeter Bashpisse?

  39. Ich kenne keines der promoteten Bücher, werde auch keines davon downloaden oder kaufen.

    Ist es wirklich so, dass sich der moderne Mensch nur noch an behaupteten scharfen Gegensätzen erregen kann? Mir scheint es eher so zu sein, dass die Welt nicht aus rechts und links, reich und arm, Bloggern und Journalisten und all dem anderen impressionsfördernden Zeug besteht.

    Die gehen doch alle mal bei Lidl einkaufen, bekommen Strafzettel und haben irgendeinen Pass, oder? Das Internet illustriert doch nur die gallerartige Masse, die die Welt schon immer war. Und die, die bislang die scharfen Kanten imaginiert haben, haben ihr Geschäftsmodell verloren.

    Vertragt Euch doch einfach.

    Kleines Gedicht über die Wahrheit und Bücher CC-BY-NC-ND

    http://www.eggsplore.de/eggsplore-blogg/eggie/winter-kinder.html

  40. Auch auf die Gefahr hin, hier ebenfalls Nebendings aufzumachen, aber weil hier so viel von Schnellschüssen die Rede ist: Also, ich habe schon das ganze Buch gelesen. Um aber noch ein bisschen rumzujoschkafischern: I´m not convinced.

  41. @Alberto Green #51 Na, „sinnfrei“ eher im Sinne von unersthaftig. Gemeint ist, dass, wenn loboeske Kommentare auftauchen, es nie um eine ernsthafte, an der Sache orientierte Diskussion, als vielmehr um pure Unterhaltung geht. Würde Sie mir nach Lektüre des Kommentars #27 nicht zustimmen?

  42. „Die Welt geteilt in Gut und Schlecht, und wer bei zehn noch steht hat recht.“
    (Kettcar (vor 10 Jahren))

    Wenn man das Grundsätzliche dieser Diskusionen doch zusammendampfen könnte, ohne persönlich rum zu unken, dann käme man bestimmt auch mal ohne Lobo aus.
    Aber faszinierend, wie schnell man die Kritik unterstützt, der man sich ausgesetzt sieht, in dem man sich genau so verhält, wie es einem vorgeworfen wird.

  43. Jetzt seid nicht neidisch auf Lobo und Prothmann, die haben´s halt drauf mit der Aufmerksamkeit.

    Wie sehr man für ein Werk über Journalismus rackern muss, sieht man hier. Da finde ich Iro, Schnurrbart und „Wir nennen es Arbeit“ und trans-o-flex eleganter. Und vieeeeeeeeel unterhaltsamer.

  44. Vielen Dank, Herr Niggemeier, für Ihre differenzierte Auseinandersetzung mit der Kritik am neuen Buch von Schneider und Raue. Das hat mich neugierig gemacht. Allein: Weder aus eigenem Erleben noch aus dem verlinkten Interview habe ich bei Hrn. Schneider einen Anhaltspunkt für übermäßige Eitelkeit gefunden. Zitat: „Schneiders Eitelkeit scheint inzwischen pathologische Ausmaße angenommen zu haben.“ Schneider verweist auf seine langjährige Erfahrung – und die ist doch wohl unbestreitbar (selbst wenn man nicht Herrn Schneiders Standpunkt teilt). Selbstbewußtsein ist m.E. nicht gleich Eitelkeit. Wie viele andere bin ich froh, dass dieser Wächter und Lehrer guter Sprache und guten Journalismus‘ mit seinen 86 Jahren so erfrischend klar und deutlich seine Standpunkte vertritt…

  45. Sorry, Herr Niggemeier, zynische Frage zugegeben: haben Sie das Buch wirklich „gekauft“ ? Journalisten fordern doch kostenlose Rezensionsexemplare an (vgl. Debatte zu Ihrem letzten Kommenatar)

  46. @58, hannes:

    Zwei Zitate aus einem Interview bei meedia (geführt von Alexander Becker, deswegen auch lesenswert):

    Frage: Ist die Kritik also ein Racheakt?
    Schneider: Vermutlich. Es gibt eine Clique von Altlinken, die mich seit Jahrzehnten nicht leiden können, dann gibt es die Durchgefallenen bei der Henri-Nannen-Journalistenschule (…)
    ————————————–
    Die Eitelkeit Schneiders kommt später noch deutlicher hervor:

    „Aber tendenziell lässt sich der Online-Journalismus nicht vom Print-Journalismus unterscheiden. Mathias Müller von Blumencron mit seinem Spiegel Online, das ich regelmäßig lese, ein Schüler von mir, hat ihn unter anderem auf eine Höhe gehoben, mit der man durchaus leben kann.“

    Wenn man Wolf Schneider kennt, dann weiß man, wie wichtig für ihn der Einschub „ein Schüler von mir“ ist.

    Wolf Schneider ist nun einmnal beides: ein guter Lehrer und ein herausragender Pfau.

  47. Da sage noch mal einer was über die Hybris einer Starkstromliesel angesichts des würdigen! Schauspiels, das die vermeintliche Elite der Online-Jounrnalisten / Blogger hier abliefert.

    Abduck und weg

  48. ach wie schade. wer jahrelang unter „deutsch für profis“ leiden musste, hatte sich ja so sehr über die verrisse von schneider/raues online-kapitel gefreut. mir war es jedenfalls ein vergnügen, dass dem eitlen fazke mal einer ordentlich ans bein pinkelt. und nun stellt sich heraus: da war einfach zu wenig pinkel im tank. wie schade.
    auf der anderen seite bedeutet das dann aber auch, dass jakubetz, lange, knüwer offensichtlich mal ein buch über grundsätze der recherche und des richtigen zitierens lesen sollten. oder anders ausgedrückt: wie man sauber blogt.
    nun bekommt der alte besserwisser durch den shitstorm auch noch eine nachträgliche legitimation für seine kritik am internet.
    manchmal ist es schön, wenn ein schuss nach hinten losgeht. in schneiders falle hätte es mir besser gefallen, wenn er getroffen hätte. aber dafür muss man einfach besser zielen.

  49. Was sagen die Meedia-Leute eigentlich zu dieser Diskussion? Und der Neue von Oberauers Newsroom??

  50. Naja, eine Polemik lebt doch von der hochselektiven Auswahl der Zitate, die ins Muster passen und nicht von seiner Ausgewogenheit. (naja gut, dann sollte man es aber auch nicht als Rezension kennzeichnen).
    Ähnliche Beitrage habe ich hier aber sicher auch schon gelesen.

  51. Oj, wenn hier die absolut uneitlen, bescheidenen, sich selbst am liebsten in den Hintergrund stellenden Blogger über die Eitelkeit von Wolf Schneider sprechen… Als sei das ein Argument! Problematisch ist doch eher der Dogmatismus seiner Sprachkritik, wenngleich die grundsätzlichen Aussagen richtig sind.

    Und wer hier Kritik an Kommunikationsformen und Journalismus im Internet mit Ablehung des Internets gleichsetzt, glaubt vermutlich auch, dass Opernkritiker Opern hassen und Literaturkritiker Romane nicht ausstehen können.

  52. @Jeeves #70: Hm. Niggemeier ist im Unrecht? Weil er das ganze Buch gekindelt und gelesen hat? Weil nicht stumpf auf alles drauf haut sondern differenziert? Oder warum?

  53. Was ich mich frage: woher kommt diese rabiate, streng riechende Übellaunigkeit – sowohl bei den Rezensenten der ersten Stunde a’la Knüwer als auch bei den Rezensenten-Rezensenten a’la Niggemeier?

    Als (glücklicher) Nichtjournalist erlaube ich mir zwei Vermutungen:

    1) Wolf Schneiders Herrenreiter-Attitüde geht allen Beteiligten schon jahrzehntelang derart massiv auf den Sack, daß sie nur darauf gewartet haben, ihm – zumal bei einem vermeintlichen Auswärtsspiel („Interdings“, „online-Journalismus“) – mal ordentlich von hinten reinzugrätschen.

    2) Journalisten, sich gegenseitig das Schwarze unter’m Nagel mißgönnend, lassen keine Gelegenheit aus, ihresgleichen des Nicht- oder Besserwissens zu überführen. Was für ein Triumph! Hebt ungemein.

    Kann ich sogar verstehen: wo der Trog leer ist, beißen sich die Schweine.

    PS.: Wer nimmt diese Pseudo-Ratgeber und „Standardwerke“ eigentlich noch ernst? Doch noch nicht mal ihre Autoren. Sonst hätten sie nicht so schlampig durch die Gegend kompiliert… Die Verlage sowieso nicht, denn die wissen, wo derlei Ergüsse binnen Kürze landen: im Krabbeltisch für 3,99.

  54. @27, Sascha Lobo

    Das liegt wohl entweder an der neuen personalisierten Suche, dem ausgeschalteten Safe Search oder Photoshop, aber so kann ich das nicht nachvollziehen. ;) Einziger Treffer: dein Kommentar hier.

    Beinah wäre mir also ein pics or it didnt happen rausgeruscht…an dieser Stelle aber kontraproduktiv.

    Oder ist der Screen aus der deiner Zeit als Internetpionier als der Googleindex noch übersichtlicher war :P.

  55. Vorher fand ich die Diskussion ja nicht so spannend, aber jetzt hab‘ ich mir das Buch auch bestellt. Als Schneider-Fan muss ich sagen: Der Mann hat für seine 86 Jahre noch ganz schön was auf der Pfanne. Er hat schon vor mehr als drei Jahren über Twitter gesprochen, als ich Jungjournalist noch gar nicht wusste, was das ist. Klar, vom Internet hat er nicht die große Peilung und Bescheidenheit ist seine Sache auch nicht, aber wer will, kann bei Schneider lernen, wie er gute Texte schreibt – egal ob für Print oder Online. Und das ist doch schon eine ganze Menge.

  56. @ Motzpickel: Dann aber bitte auch gleich vollständig korrigieren. Es muss heißen „Auf dem Grabbeltisch“!

  57. @ #47 – JO –

    „Mit einer klareren Formulierung ( z.B. “ Dieses mir bekannte Kapitel ist mangelhaft und daher für die Ausbildung nicht zu benutzen!“), wäre diese Diskussion her unnötig – zu mindestens für Frau Langer.“

    Danke! Sie haben Recht, das hätte ich machen sollen.

    N.B. Fast alle mir bekannten Verrisse – inklusive des Veriss-Verisses von Niggemeier – beziehen sich beim Schneider/Raue nur auf die Passagen zu Online. Logischerweise: Das ist ja kein neues Buch, sondern eine Neuauflage mit dieser einen entscheidenden Erweiterung.

  58. @Motzpickel, @gnaddrig, 75/76

    Offensichtlich haben Sie ihren „Schneider“ eifrig gelesen und im Geiste verstanden. Großartig… Bitte mehr davon.

  59. Das Bestürzende: Als Mitarbeiter einer Berliner Regionalzeitung muss ich beim Lesen feststellen, dass Schneiders hier zitierte Beobachtungen Punkt für Punkt zutreffen.

  60. Vielen Dank für die lesenswerte Diskussion!

    Ich sehe es wie einige meiner Vorposter, mindestens so sehr wie die sachlichen Argumente sowohl bei Wolf als auch bei seinen Kritikeren ist der Dogmatismus, mit dem sie zur Schau gestellt werden.

  61. @ FF (#79): Weit gefehlt, ich habe Schneider nie gelesen oder gehört. Aber als ganz normaler Korinthenkacker mit Neigung zur Klugscheißerei erlaube ich mir auch so, mich zu Sprachlichem zu äußern. Und wenn ich einen Klugscheißer (wie hier Motzpickel) bei einem Fehler ertappe und ihn dann korrigieren kann, ist mir das natürlich ein innerliches Missionsfest.

    Wenn einer schon andere korrigiert, sollte er wenigstens selbst korrekt schreiben, oder – wie in diesem Fall – nicht einen von zwei offensichtlichen Fehlern unerwähnt lassen. Soviel Sorgfalt muss man sich als Klugscheißer schon leisten, finde ich. Jedenfalls wollte ich mich in keiner Weise gegen Sie oder Ihren Kommentar aussprechen!

  62. Wolf Schneider: Das ist doch der.
    Der sagt seinen Studenten immer:
    Man soll in kurzen Sätzen schreiben.
    Lange Sätze versteht keiner.

    Die Nachrichten im Deutschlandfunk sind auch häufig ziemlich verwolfschneidert, so dass es einem manchmal kalt den Rücken runterläuft. Selbst wenn ein Relativsatz oder eine Verschachtelung leichter verständlich wäre, wird er dann wohl aus dogmatischen Gründen durch Telegramm-Deutsch ersetzt, oft werden dabei der sachliche Zusammenhang und die Satzmelodie zerrissen.

  63. Guten Tag!

    #17 Naja, Herr Stephan Niege-Mayer. Punkt, Strich, Komma und der ganze Quatsch, das ist halt was für Klugscheißer wie mich und selbstverständlich stehen Sie, die Frankfurter-Allgemeinde und Ihr Sidol Scheider drüber.
    Kleine Nachfrage: Erklären Sie mir mal bei Gelegenheit, was ein „Unterhaltungsjournalist“ ist und ob Sie die bei der Bild auch da einordnen würden?

    #18 Naja, Herr Gürtel, jeder rundet sich die Fakten so zurecht, wie er möchte. Deswegen leben in Berlin rund 4 Millionen Menschen, denn bei 3.490.000 könnte man ja aufrunden, Ihrer Ansicht nach wäre das aber vermutlich nicht zulässig, weswegen es zulässig also 3 Millionen Einwohner sind.
    Die taz hat selbstverständlich nur 50.000 LeserInnen. Da es aber 53.000 Auflage sind, könnte man doch auf 60.000 oder vielleicht gar 10.000 aufrunden. Was meinen Sie? Das mit den Zahlen wird ja sowieso vollkommen überbewertet.
    Und würden Sie mir zustimmen, dass sich dieses linke Schmierblatt aus der ostdeutschen Provinz mit taz.die tageszeitung vermutlich die bescheuertste Nichlesbarschreibung aller Zeiten gegeben hat?

    #21 theo Irgendwie müssen Sie einen anderen Text gelesen haben – kann leider keinen Bezug erkennen, außer, dass ich andere gelobt habe.

    #27 Sascha, ich halte Dich auch eindeutig für den besten, größten und tollsten Blogger und den hübschesten sowieso. ;-)

    Schöne Grüße
    Hardy Prothmann

    P.S. Mein Praktikant nennt mich nun einen korinthenkackenden Klugscheißer und Besserwisser, weil er Ladenburg als Gemeinde bezeichnet hat. Ist aber ne Stadt und hat wie Heddesheim 11.500 Einwohner. Originalzitat: „Selbst der taz-Journalist und der „Spiegel“-Kritiker Niege-Mayerlein sehen das nicht so eng wie Du. Mach Dich mal lokker, Du Forbild“, lese ich gerade in einer internen email und überlege nun, ob ich ihn bei soviel Meinungsstärke nicht zum „Onliner-Kritiker“ befördern sollte.

  64. @Hardy Prothmann: In Eurem internen Begriffsstreit um „Stadt“ oder „Gemeinde“ würde ich als Friedensangebot vorschlagen: „Gebietskörperschaft“. ;-)

  65. Herr Mark793 – das würde ich gerne tun, mein Praktikant lässt sich aber nichts mehr sagen und verweigert nun auch trotz plus Genitiv. Als Beleg liest er mir trotz plus Dativ-Konstruktionen aus Zeitungsartikeln von Steffen Nicker-Meyer vor.

  66. Tje, Hardy Prothmann, Du solltest öfter auf Deinen Praktikanten hören. Denn natürlich ist in Deutschland jede Stadt auch eine Gemeinde. Also ist auch Ladenburg eine Gemeinde, nur eben eine mit Stadtrecht.

    Was mache ich jetzt mit den Korithen? Ich mag die gar nicht.

  67. @michael kuhlmann

    Schon recht, aber nicht jede Gemeinde ist ne Stadt und hier vor Ort wird in Ladenburg sehr viel Wert darauf gelegt – ist schließlich die älteste rechtsrheinische Stadt in Deutschland.

    Und als Stadt grenzt man sich damit von den Dörflern aus der Nachbargemeinde Heddesheim ab.

    Mal abgesehen von der Stadtrechts-Sache und dass Ladenburg einen Gemeinderat hat, in dem Stadträte sitzen und nicht etwa Gemeinderäte wie in Heddesheim.

    Wir schreiben demnächst einfach unter alle Artikel, dass jeder, der meint, was motzen zu müssen, seine Korinthen einfach behalten kann. Das gilt vor allem für Einwohner von Hauptgemeinden wie Berlin.

  68. Hardy Protzmann,

    du hast in deinem Posting zuvor vor allem das getan, was du immer tust: um dich selbst gekreist.

    Es stimmt: mit den Worten „Klugscheißer, Korinthenkacker und Besserwisser“ ist dein Auftreten nicht ausreichend gewürdigt.
    Als ich deinen „offenen Brief“ an Wulff las („man bedroht keine Journalisten“ – http://www.pushthebutton.de/2012/01/02/offener-brief-an-den-10-bundespraesidenten-der-bundesrepublik-deutschland/), dachte ich eher an Büttenredner.

    Ortsmarken: Heddesheim/Berlin/Bonn.

    In der Bütt wächst der Narr über sich und seinen Ort hinaus.

  69. @harry prothmann:

    im empfehle ihnen irgendein Taschenbuch oder eine Einführung in die Mathematik, dann erklärt sich das auch mit den Rundungsregeln, die hier einfach korrekt angewandt wurden.

    Des weiteren würde ich mich durchaus mal mit dem Begriff Stadt vertraut machen. Wenn auch Heddesheim rein rechtlich keine Stadt sein mag, so ist dies statistisch gesehen sicherlich der Fall.

    Somit bleiben von den von Ihnen behaupteten 4 Fehlern ziemlich genau 0 Fehler übrig…

  70. Das darf hier aber kein Student der Journalisten-Zunft mehr lesen….. Meschugge. Eitel. Peinlich.

    Ich habe Schneider bisher gerne gelesen. Die Kindle-Edition lad ich mir runter. Das andere Lehrbuch les‘ ich irgendwann, vielleicht im Urlaub. Aber diese Diskussion hier, ist ja nicht auszuhalten!! Leute? Seid freundlich zueinander. Bitte.

  71. Herr Prothmann,

    nun bin ich wirklich enttäuscht. Ich war der Einzige hier im Thread, der Ihnen und Lobo den Rücken frei gehalten hat. Jetzt geben Sie hier den Fakten-/Korinthenkacker und nutzen meine Steilvorlage in Nr. 57 nicht.

    Natürlich war es Pfennig.

    Sorry wg . des Hijackens. Aber wäre es nicht besser, guten Journalismus zu machen statt sich über die Definition dessen zu balgen?

    Oder heisst es „dessenthalben“?

  72. Schön, dass Sie dieses Thema angeschnitten haben, inga. Vielleicht können Sie mir ja einen Tipp geben, wie ich mit der Tastatur eines Schweizer MacBooks ein deutsches scharfes s erzeugen kann (ohne mir dieses ß jedesmal aus deutschdeutschen Texten herauskopieren zu müssen). Damit ich als echter Deutscher nicht immer wieder der Schweizerei verdächtigt werde…

  73. Hardy Prothmann hat ziemlich genauso viel Lesekompetenz, Selbst- und Sendungsbewusstsein wie Nico Lumma. Ein echter Dutzendsassa. Und er ist mir genauso sympathisch, nur, dass ich Lumma nicht für vollkommen unintelligent halte.

  74. @Detlef Guertler #98: Mein in der Schweiz gekauftes MacBook hat eine ß-Taste, beim nächsten Mal vielleicht daran denken. Und außerdem soll Alt-S funktionieren.

  75. @ inga

    Weiß ich doch. Bin auch kein Schweizer. Ich wollte Herrn Prothmann den Ball auf den Elfmeterpunkt legen.

    Das Tor war leer, wird aber nun für Sie gegeben.

  76. von #91:
    „Hardy Protzmann,

    du hast in deinem Posting zuvor vor allem das getan, was du immer tust: um dich selbst gekreist.
    ….“

    Hihi…
    ist er denn nicht auch ein Lokalblogger?? ;)

    Toller Artikel übrigens und seeehr interessante Reaktionen. Hat Spaß gemacht zu lesen… Ich werde versuchen, daran zu denken, wenn mir das nächste Mal jemand an den Karren fährt, und versuchen sachlich auf die Kritiken einzugehen.
    Alles Gute!

  77. @106: Nur dass ihm kein Gegenbeispiel geliefert werden dürfte.

    @ SvenR: Dein Macbook wurde in der Schweiz gekauft? Toll. Ich habe den Bumper für mein iPhone im Apple-Store im Grand Central Terminal (wie wir Checker sagen) gekauft. Immer wieder ne Geschichte wert.

    Vor allem jetzt hier. Ach ja, Milch war eben alle, musste ich noch mal raus in die Kälte. Habe gleich Champignons und ein Bauernbaguette bei Oebel gekauft. Also die Champignons nicht, die bei Rewe. Und in der Apotheke war ich auch: große Flasche Wick medinight. Gleich ge-ext …

  78. Amüsant, zweifelsohne. Wäre aber trotzdem nett, wenn die entsprechenden Eltern ihre Blagen jetzt mal wieder abholen würden…

  79. @ Detlef Gürtler

    Sind Sie mit einem Dienstfahrzeug in die Schweiz gereist? Oder aus privatem Anlass? Und wenn, haben Sie den geldwerten Vorteil versteuert? Wie hoch ist die Leasingrate des Fahrzeugs? Haben Sie das Notebook und die fehlende ß-Taste ordnungsgemäß zur Einfuhr angemeldet?

    „Die kleine Inga wartet im Kinderparadies auf ihre Mama.“

  80. Interessanter Streit hier. Ich gestehe gern, dass ich ohne die Bücher von Wolf Schneider kaum gelernt hätte, worauf es beim Schreiben ankommt. Dafür bin ich ihm noch heute dankbar. Da dürfen ihn gern viele Leute kritisieren und seine Eitelkeit verdammen.
    Ich sehe es ja so: Auch gute Musiker können Arschlöcher sein. Das tut ihrem Talent jedoch keinen Abbruch.
    Mein Lieblingssatz im Heddesheimblog stammt im übrigen aus dem langatmigen Bericht von einer Gemeinderatssitzung, in der sich Hardy Prothmann als Hauptfigur inszeniert. Da schreibt er über den CDU-Fraktionschef: „Unterbrochen wird er so gut wie.”

  81. @ rog: Ich sehe es ja so: Auch gute Musiker können Arschlöcher sein. Das tut ihrem Talent jedoch keinen Abbruch.
    Schön auf den Punkt gebracht. Dem wüsste ich nichts mehr hinzuzufügen. Ähm, doch: Wenn der gute Musiker mal danebengreift, klingt’s trotz großen Talents beschissen. Aber ein guter Musiker ist das Arschloch trotz Danebengreifens immer noch.

  82. Lieber Stefan Niggemeier, vielen Dank für den treffenden Artikel und Ihr Engagement in den Kommentaren. Und an die meisten anderen Kommentatoren: Habt ihr kein Privatleben oder sonst nichts zu tun, dass ihr hier vollkommen am Thema vorbei dampfplaudert?

  83. @ dermedientyp: Wir müssen uns hier halt beschäftigen so gut es geht, bis uns unsere Mamas endlich abholen und ins Bettchen bringen. Dadurch soll sich aber niemand in seiner Andacht stören lassen :)

  84. 110, rog:

    Meine Lieblingsstellen aus der umfassenden Gemeinderatberichterstattungs-Soap von Hardy Protzmann:

    „Dass Bürgermeister Michael Kessler und ich in diesem Leben keine Freunde mehr werden, ist weithin bekannt. Und dafür gibt es Gründe: Meine kritische Haltung, für die ich gewählt worden bin, gefällt dem Mann nicht. Mir gefällt umgekehrt seine herrische und bevormundente Art nicht…“

    „Beschwert sich ein Gemeinderat wie ich über “Grunz- und Stöhnlaute” meines Sitznachbarn Frank Hasselbring während meiner Wortmeldung, erhält nicht etwa der Störer Hasselbring eine Verwarnung, sondern ich, weil ich mich über das störende Grunzen beschwere. Das ist ein bemerkenswert ungewöhnliches Verständnis von “Ordnung” durch den Bürgermeister..“

    http://www.heddesheimblog.de/2011/10/22/der-glaeserne-gemeinderat-die-anstaendige-sitzungsleitung-des-herrn-michael-kessler/

    Wenn dieser Autor sich zum Lordsegeltuchbewahrer des Journalismus aufschwingen möchte, ist das schon ein gutes Stück Unterhaltung.

  85. @114, Theo: Wenn das nicht so lustig wäre, dann wäre es wohl traurig. In meinen Augen ist Hardy Prothmann ein Beispiel für einen Journalisten, der angesichts seiner wahrgenommenen Wichtigkeit den Sinn dafür verliert, was eine gute Geschichte ausmacht. Offenbar verstrickt er sich persönlich in den ziellosen Diskussionen, die er den Kommunalpolitikern vorwirft.
    Das finde ich schade, weil ich immer noch darauf hoffe, dass ein Lokalblog mit gut geschriebenen und interessanten Geschichten möglich ist.
    Eines spricht allerdings für Herrn Prothmann: Er hatte den Mut, sein Projekt aus dem Boden zu stampfen. Wenn er jetzt auch noch das Handwerk beherrschen würde – ich würde mich freuen.

  86. Ich finde, der Rubikon zur Umweltverschmutzung ist langsam überschritten. Wenn Wolf Schneider das alles ausdruckt, dann kommt er schon jetzt auf 34 DIN A4 Seiten. Ansonsten finde ich meine Bemerkung wenig sachdienlich. Schlage vor, sie nicht zu veröffentlichen.

  87. @72 FF: „Was ich mich frage: woher kommt diese rabiate, streng riechende Übellaunigkeit — sowohl bei den Rezensenten der ersten Stunde a’la Knüwer als auch bei den Rezensenten-Rezensenten a’la Niggemeier?“

    Nun, ich kann nicht für die anderen RezensentInnen sprechen, aber bei mir resultiert die Übellaunigkeit gegenüber Wolf Schneider aus dem Buch „Zeugen der Anklage“ von Günter Wallraff. Ich kann seitdem Schneiders Bücher nicht mehr vorbehaltlos lesen, weil ich Schneiders Ansichten, wie sie von Wallraff dargestellt werden, grundsätzlich mißbillige.

    Vielleicht schwingt diese Haltung auch bei anderen mit – könnte ja sein? Mir ist bewußt, daß meine Ansicht nicht vorurteilsfrei ist – insofern ziehe ich vor diesem Blogeintrag von Herrn Niggemeier den Hut. Ich hätte so etwas nicht schreiben können. Danke für diese Sichtweise!

    janar

  88. Ergänzend zu janar #118 ein älterer taz-Artikel:

    „Geehrt fühlte er (Wallraff) sich jedoch durch Wolf Schneider, der anlässlich seines 75. Geburtstags in einem Interview verlauten ließ, er habe allen seinen Gegnern verziehen, bis auf einen: Günter Wallraff.

    Bevor er 1979 Chef der neu gegründeten Henri-Nannen-Schule wurde, stand Schneider zu „Aufmacher“-Zeiten noch im Dienste des Axel Springer Verlags. Funktion: z. b. V. – zur besonderen Verwendung. Was konkret bedeutete: Ein Jahr lang reiste der „Sprachwolf“, wie die Berliner Zeitung ihn einmal nannte, dem Einschleicher hinterher, saß bei dessen Buchpräsentationen im Publikum und meldete sich im Namen Axel Cäsars zu Wort. Für viele Journalisten unfehlbarer Richter in Fragen des guten Stils, ist Wolf Schneider für Wallraff schlicht „ein Rassist, wie er im Buche steht“. Und zwar in seinem Buch „Zeugen der Anklage“. Dort versammelte Wallraff einige Schneider-Zitate, die eine Journalistenschülerin mitgeschrieben und an ihn geschickt hatte. Kostprobe: „Die Neger sind nun mal nicht so intelligent wie die Weißen, weil sie nur auf Körperkraft hin gezüchtet worden sind.“ Der ehemaligen Schülerin soll Schneider inzwischen verziehen haben.

    http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2002/06/08/a0278

  89. Danke für diesen Artikel – habe zuerst auch diese überaus kritischen & vernichtenden Blogbeiträge (und auch die Kommentare im Gesichtsbuch) gelesen und war geschockt – nun bin ich wieder ein Stück beruhigt.

  90. […] In den vergangenen Wochen gab es einen kleinen Shitstorm um die Neuauflage von “Das Handbuch des Journalismus”. Grund: Wolf Schneider und Paul-Josef Raue haben ihr Standardwerk überarbeitet und nennen es jetzt “Handbuch des Journalismus und des Onlinejournalismus“; der Teil zu Onlinejournalismus scheint ein bißchen mißraten zu sein. Wobei sich Stefan Niggemeier mit der Kritik an dem Buch ausführlich auseinander gesetzt hat. […]

  91. Prothmann? Ist das nicht der, der ständig Abmahnungen wegen lausiger Arbeiten/Arbeitsmethoden statt wie andere Auszeichnungen für gute Arbeiten einheimst? Ich denke da an die Fischfutter-Journalismus-Nummer, bei der dem Betroffenen ein paar Minuten Zeit zu einer Stellungnahme vor Veröffentlichung gegeben hat?

    Was will der hier mitkommentieren, wenn es um Journalismus geht? Ich denke, der gründet Vereine bzw. kündigt er das immer an (aktuell einen Verein für Abmahnopfer).

    @Hardy
    Wann veröffentlichst du denn mal den versprochenen Spendenbericht zum Ströbele-Thema???

  92. Vielen Dank, Stefan Niggemeier, für diesen Beitrag und dass Sie einiges von Christian Jakubetz zurechtgerückt und für klare und auch faire Verhältnisse gesorgt haben. Ich kenne meinen Pappenheimer Jakubetz. Er ist nicht immer die Quelle reinsten Wassers.

  93. @#16 Hardy Prothmann (oder Protzmann oder wie…)

    Um Gottes Willen, der Messias ist gekommen und ich habe es verpasst!

  94. Ich habe mir gerade das Meedia-Interview angetan und muss sagen, sofern das Buch ähnliche Ansätze hat, verstehe ich die Aufregung. Mich ärgert es jedes Mal, wenn auf der „Informationsflut im Internet“ rumgeritten wird. Als gäbe es im Zeitschriftenregal am Kiosk nur „Qualitätsjournalismus“, ganz davon abgesehen, dass „das Internet“ nicht nur für Blogs und Onlineauftritte von Zeitungen da ist. Außerdem kann ich ein Medium, in dem mündliche Gespräche und Geschichten/Artikel/Briefe gleichermaßen durch Text dargestellt werden nicht immer bloss mit Offline-Texten vergleichen. Auch geärgert habe ich mich über die Aussage, dass Texte am Bildschirm weniger aufmerksam gelesen würden und das mit dem Zusatz, dass dies „unbestreitbar“ wäre. Das würde ich mir nach so einem Online-Interview vielleicht auch wünschen, aber dem ist nicht so.

  95. @ 119 — theo — 8. Februar 2012, 20:43
    Ergänzend zu janar #118 ein älterer taz-Artikel:
    http://www.taz.de/1/archiv/arc.….6/08/a0278

    „Dort versammelte Wallraff einige Schneider-Zitate, die eine Journalistenschülerin mitgeschrieben und an ihn geschickt hatte. Kostprobe: »Die Neger sind nun mal nicht so intelligent wie die Weißen, weil sie nur auf Körperkraft hin gezüchtet worden sind.« Der ehemaligen Schülerin soll Schneider inzwischen verziehen haben.“

    Bitte Vorsicht mit der Wieder- und Weitergabe des „Die Neger sind…“-Zitats – es kann gerichtliche Folgen haben: Es ist längst geklärt, dass es 1. auf Hörensagen beruht und 2. falsch etikettiert wird: Es war ein Zitat aus „Time“, die über eine amerikanische Untersuchung dieser Art berichtete; also keine Meinungsäußerung von Wolf Schneider. Der Zusammenhang war übrigens nicht die Debatte über Schwarz oder Weiß, sondern über irreführende Berichterstattung. Die erwähnte Schülerin hat sich bei Schneider entschuldigt.

  96. @127 Büro Schneider:

    „Es ist längst geklärt, dass es 1. auf Hörensagen beruht und 2. falsch etikettiert wird: Es war ein Zitat aus »Time«, die über eine amerikanische Untersuchung dieser Art berichtete; also keine Meinungsäußerung von Wolf Schneider.“

    Können Sie mir bitte eine verschriftlichte Quelle für diese längst erfolgte Klärung der Angelegenheit nennen? Ich wäre Ihnen sehr verbunden, denn ich lebe ungern mit meinen Vorurteilen …

    janar

  97. @118 janar 1. Hörensagen: Wenn „Mitgeschriebenes“ durch mehrere Hände geht, verändert sich der Inhalt; das ist hier geschehen.
    2. Verschriftlichte Quelle (?): Zitierungen dieses Hörensagens
    sind aufgrund von Eidesstattlichen Erklärungen – auch von
    seinerzeit Anwesenden – gelöscht worden. Herr Schneider ist
    nicht vor Gericht gegangen, da gab es schon vor 32 Jahren
    Wichtigeres. Aber wiederkehrende Zitierung der Falschaussage
    unterbrechen die Verjährung; eine wachsende Akte liegt beim
    Anwalt bereit. Der Vorwurf „Rassist“ ist justiziabel.

    @119 theo: Herr Schneider ist niemals Herrn Wallraff „nach-
    gereist“, sondern er wurde für Rundfunk-Interviews und für
    Diskussionen von den Veranstaltern dazugebeten. Jede gegen-
    teilige Behauptung ist falsch.
    Hilft das? Büro Schneider

  98. @129 Büro Schneider:

    Besten Dank für Ihre Antwort, die die andere Seite dieser Angelegenheit zeigt, von der ich bislang keinerlei Kenntnis hatte. Ich hatte immer vermutet, es habe damals eine gerichtliche Auseinandersetzung gegeben und das Urteil sei (für mich) nicht auffindbar (also „verschriftlicht“ nachlesbar).

    Schade, daß es keine endgültige Verständigung gab und sich Herr Schneider und Herr Wallraff nie übereinstimmend äußerten. Denn beide Seiten betrachtend steht doch heute immer noch Aussage gegen Aussage – ich kann also Ihren Anmerkungen hier Glauben schenken oder meinen Vorurteilen frönen. Und es beeinträchtigt eben meine Lektüre von Blog-Einträgen wie diesem hier (ich entschuldige mich hiermit ausdrücklich für das Zweckentfremden des Themas – pardon Stefan).

    janar

  99. @118 janar + @118 janar
    Die Zweckentfremdung bedauern wir auch. Herr Schneider hat e-mail-Adresse und Telefon – für weitere Fragen zu diesem Thema.
    Auseinandersetzungen wiederum gehen dann eben doch vor Gericht.

  100. @Büro Schneider:

    Da Sie hier so gerne auf mögliche „gerichtliche Folgen“ hinweisen (eine Drohung wirkt übrigens bei ständiger Wiederholung nicht unbedingt glaubwürdiger):

    Warum um alles in der Welt ist dann der oben verlinkte taz-Artikel noch online? Kommt ihr Anwalt angesicht der „wachsenden Akte“ nicht mehr dazu, sich darum zu kümmern?

  101. Sie erklären einen taz-Artikel für falsch, warnen hier wiederholt Leute, daraus zu zitieren, und können mir diese einfache Frage (#133) nicht hier beantworten?

    Ich weiß nicht, irgendwie mutet das nach all der Kraftmeierei zuvor seltsam an – finden Sie nicht?

  102. Herr Schneider hatte damals den Anwalt nicht beauftragt, im
    Glauben, dies alles sei das übliche „Tagesgeschehen“, aber da sich die Fehler 32 Jahre später immer noch verbreiten, könnte er die Sache wohl mal bei der Wurzel packen, weil es allmählich ehrenrührig wird.
    Leuchtet Ihnen das ein?
    (Entschuldigung, Herr Niggemeier!)

  103. Dass er die Sache packen „könnte“, ist ja mein Reden. Warum er es nicht tut, war die Frage. Ich halte das für nicht gar so nebensächlich. Es geht ja auch darum, dass Sie hier an dieser Stelle mit Strafandrohung kommen, um eine Diskussion abzuwürgen. Da wird es wohl noch gestattet sein, dies auf Sinnhaftigkeit zu prüfen.

  104. Ist das Büro Schneider, auch dafür zuständig, Herrn Schneider das Internet ausdrucken zu tun? Oder, nee, das war ja dem seine Frau.

  105. Wow… Ein journalistisch sauberer Bericht von Herrn Niggemeier und 140 folgende Kommentare, die emotional, witzig, sinnfrei oder wie zuletzt noch spannend waren.

    Diese Mischung bietet die gedruckte Zeitung nicht und auch deshalb wird sie vor die Hunde gehen.

  106. Wann wird der Hardy Prothmann mann denn nun endlich zur „Lisel der Woche“ gewählt? Wie sieht der Preis aus und würdest du dazu ein weiteres Interview geben wollen? Bei Magda oder so? **Freu**

  107. Egal, welchen Artikel ich im Netz lese…: Es ist mindestens ein Kommentar von Hardy Prothmann drunter.

    Hardy Prothamnn: Nutz doch mal Deine Zeit besser dazu, Deinen „Verein gegen Abmahnopfer“ zu starten, den Du am 1. Dezember 2011 in Deinem Uhlenbuschblog angekündigt und mit dem Du wegen Deinem Arbeitsunfall mit Ströbele auf Spendenfang gegangen bist.

    Mach mal was in Richtung Glaubwürdig- und Aufrichtigkeit statt nur zu labern. Das solltest Du Deinen Unterstützern schuldig sein.

  108. […] Wie wenig kritikfähig Wolf Schneider ist, zeigte sich als insbesondere das Online-Kapitel zu Recht scharf kritisiert wurde – unter anderem von der Journalismus-Expertin Ulrike Langer, dem Professor für Journalistik Peter Schumacher, dem Journalisten und Dozenten Christian Jakubetz und anderen. Etwas differenzierter äußerte sich übrigens ausgerechnet jemand, der sonst gerne drauf haut: Medienjournalist Stefan Niggemeier. […]

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