Pasta la vista

Das ganze Jahr über sammelt Craig Silverman Korrekturen aus internationalen Medien, und im Dezember kürt er seit 2004 die besten und schlimmsten Korrekturen des Jahres. Darin finden sich immer wieder Schätze wie diese Berichtigung aus dem „Guardian“:

An extract of an online opinion piece appeared in the newspaper, headlined Will and Kate’s mask slips (June 9, page 31). It argued that while, pre-wedding, it was announced that the future Duke and Duchess of Cambridge would not be employing household staff, this image of modernity had now been “compromised by the news that they are advertising for a housekeeper, butler, valet and dresser to serve them in their new home of Kensington Palace”. The couple’s press secretary, Miguel Head, asks us to make clear that: “At most, they may employ one (a cleaner-cum-housekeeper), who may be part-time. We never ‘announced’ that the couple would ‘not be employing any [domestic staff]‘ after their wedding. What we have always said is that the couple have no plans to employ domestic staff at their home in Anglesey, but in London they have use of domestic staff at Clarence House, the home that they have hitherto shared with the Prince of Wales. The additional one part-time, or one full-time, cleaner has come about because the couple are taking their own home in London away from Clarence House.”

Elsewhere the piece referred to “damaging stories of royal profligacy past: Charles with his staff of 150, and an aide to squeeze his toothpaste for him”. Of this, Miguel Head writes: “The Prince of Wales does not employ and has never employed an aide to squeeze his toothpaste for him. This is a myth without any basis in factual accuracy.”

Solche tollen Korrekturen findet man in deutschen Medien natürlich nicht. In deutschen Medien findet man stattdessen:

  • „Für Charles war sein Diener Fawcett bisher unverzichtbar. Ein Eingeweihter aus dem Palast: ‚Michael wusste als Einziger, wie man zu Charles‘ Zufriedenheit die Zahnpasta auf seine Bürste schmiert.'“
    („B.Z.“, 14. November 2002)

  • „Auf einen Diener mag Englands Thronfolger überhaupt nicht verzichten: Michael Fawcett. Denn er verfügt über ein einzigartiges Talent. ‚Michael weiß als Einziger, wie man zu Charles‘ Zufriedenheit die Zahnpasta auf seine Zahnbürste schmieren muss‘, plaudert ein Vertrauter aus.“
    („Berliner Kurier“, 14. November 2002)

  • „Der Thronfolger soll mehr als 80 Diener haben, die seine Kleidung vom Boden auflesen, ihm Zahnpasta auf die Zahnbürste geben und sogar unerwünschte Geschenke verkaufen.“
    („Tagesspiegel“, 20. November 2002)

  • „Zwei persönliche Diener aber helfen dem Prinzen täglich beim Ankleiden, einer soll sogar die Zahnpasta auf die Bürste applizieren.“
    („Berliner Zeitung“, 11.3.2003)
  • „Dass Charles seinen Leibdiener als „unentbehrlich“ bezeichnet hat und dieser ihm stets die Zahnpasta auf die königliche Bürste drückte, ist bekannt.“
    („Spiegel“, 17. November 2003)

  • „Prinz Charles hat 91 Vollzeit-Angestellte, siebzehn davon kümmern sich nur um seine Angelegenheiten. Seinen Lieblingsdiener Michael Fawcett, von dem es hieß, er habe Charles gar die Zahnpasta auf die Bürste gedrückt, hat er entlassen, sozusagen als Zugeständnis an die empörten Briten.“
    („Berliner Zeitung“, 1. Juli 2003)

  • „Im königlichen Haushalt arbeiten viele Dienstboten, allein um Charles kümmern sich siebzehn Personen. Sie waschen ihm die schmutzige Wäsche, heften Kontoauszüge ab und drücken die Zahnpasta auf die Bürste.“
    („Berliner Zeitung“, 11. November 2003)

  • „Charles hat 91 Vollzeit-Angestellte, siebzehn kümmern sich allein um sein privates Wohl. Er muss niemals eine Socke aufheben oder Sachen zusammenlegen. Es gab sogar einen Butler, der ihm die Zahnpasta auf die Bürste drückte.“
    („Berliner Zeitung“, 26. März 2005)

  • „Warum dann noch 91 Bedienstete für Prinz Charles bezahlen, von denen einer eigens dafür angestellt ist, Zahnpasta auf seine Zahnbürste zu drücken?“
    („Spiegel“, 4. April 2005)

  • „Daß Charles einen Domestiken braucht, um sich die Zahnpasta auf die Bürste zu schmieren, kann man ja noch als schrullig abtun.“
    („Bild am Sonntag“, 18. Dezember 2005)

  • „Prinz Charles hat einen Zahnpasta-Ausdrücker“
    („B.Z.“, 26. Mai 2008)

  • „Der Prinz soll früheren Indiskretionen zufolge zahllose Marotten haben, etwa mit Pflanzen sprechen oder sich die Zahnpasta vom Diener auf die Bürste drücken lassen.“
    („Bild am Sonntag“, 24. September 2006)

  • „Der britische Thronfolger Prinz Charles hat nicht nur einen Diener, der ihm die Zahnpasta auf die Bürste drückt, sondern auch eine persönliche Blumenarrangeurin.“
    („Berliner Morgenpost“ / „Welt“, 26.5.2008)

  • „Prinz Charles hat nicht nur einen Diener, der ihm Zahnpasta auf die Bürste drückt, sondern auch eine Vollzeit-Blumenarrangeurin.“
    („taz“, 26. Mai 2008)

  • „Dieser Mann hat tatsächlich Lakaien, die ihm die Zahnpasta aus der Tube drücken.“
    („Spiegel“, 18. August 2008)

  • „Die Zahnpasta lassen sich Seine Königliche Hoheit selbstverständlich von einem Lakaien auf die Bürste drücken, und einmal hat er einen Bediensteten ordentlich abgebürstet, weil er diesen Toilette-Artikel nicht richtig ausgerichtet auf dem Waschbecken positioniert hatte.“
    („Süddeutsche Zeitung“, 14. November 2008)

  • „Immerhin hat Charles einen Diener, der ihm die Zahnpasta aus der Tube drückt – etwas, wovon ich schon immer geträumt habe.“
    („Tagesspiegel“, 2. Mai 2009)

  • „Charles lässt sich vom Butler die Zahnpasta auf die Bürste drücken und wird auch von seinen Freunden Sir genannt.“
    („Tagesspiegel“, 27. April 2011)

20 Replies to “Pasta la vista”

  1. Stimmt es, dass sich Christian Wulff im Urlaub 2007 von Carsten Maschmeyer 1,5 cm Zahnpasta lieh, die dieser ihm eigenhändig auf die Bürste drückte? Wulff soll die Pasta bis heute nicht zurückgedrückt haben.

  2. Das scheint mir aber von Seiten des Königshauses eine wulfsche Verteidigung. Denn warhscheinlich beschäftigt er nicht eigens eine Hilfe, die die Zahnpasta ausdrückt, sondern eine der für andere Tätigkeiten zuständige Hilfe macht die Zahnpasta einfach mit…

  3. Und warum sollte man dem Pressesprecher eines Prinzensohns, der natürlich bemüht ist, den Vater seines Dienstherrn im besten Licht darzustellen, nun Glauben schenken?

  4. @Alex: Ich sag gar nicht, dass man soll. Ich weiß nur auch nicht, warum man den Medien soll.

    Anders gesagt: Ich weiß nicht, wie es wirklich ist. Aber jede Wette: die Kollegen, die es behaupten, wissen es auch nicht.

  5. @ Alex: Warum sollte man sich andererseits überhaupt dafür interessieren, wer dem Prinzen von Wales die Zahnpasta auf die Zahnbürste drückt? Selbst wenn der Mann dafür extra einen Spezialisten beschäftigt, geht das doch niemanden etwas an! Auch über den königlichen Klopapierfalter (Eingeweihten zufolge ein in Japan ausgebildeter Origamispezialist) und den königlichen Nasenpopler (Überlegungen zu dessen Ausbildung erspare ich uns) will ich eigentlich gar nichts wissen.

    Bildschön ist aber der letzte Satz von Herrn Head: This is a myth without any basis in factual accuracy. Schöner kann man was nicht für zusammenphantasierten Unsinn erklären!

  6. Es war ein weiter Weg von den Zeiten, als es noch Diener gab, die denen während der Audienz den Stuhl gebracht/beseitigt haben. Und heute sollen sie sogar ihre Doktorarbeiten selbst schreiben? Ich bitte euch!

  7. Vielleicht ist die Sache mit der Zahnpasta irgendwie ein spezieller Fetisch, den unsereiner noch nicht kennt.

    Gab es in all den Jahren eine Vermutung darüber, was der Mann macht, wenn er nicht gerade auf die Tube drückt?

  8. Auf „applizieren“ muß man aber auch erst mal kommen.

    Könnte schon den Preis für ein Printexemplar rechtfertigen.

    ….

    Vielleicht doch nicht.

  9. Attwenger – „Rahm“

    Wea koan Rahm ned hod dea kau koan rian
    Wea koa Heisl hod braucht koane Dian

    Wea koa Hemd ned hod dea braucht koan Krong
    Wea nix sogn wü dea braucht nix sogn

    Wea koa Sensn hod dea kau ned mahn
    Wea ned daunzn geht braucht si ned drahn

    Wea koan Grüffü hod dea kau ned schreim
    Wea fü saufm duad muas efta speim

    Wea koa Stimm ned hod dea kau ned singa
    Wea koan foan losst dea kau ned stinga

    Wea koa Viech ned hod dea kaus ned fuadan
    Waunst koa rua ned gibst sogis meim Bruadan

    Wea koane Biacha hod dea kau ned lesn
    Des wos kumma wiad is nu ned gwesn

    Wea koa Tuba hod dea kau ned blosn
    Wea auf da Ead lieng duad foid ned aufd nosn

    Wea ned dreggi is braucht si ned woschn
    Wea koane Zuckal hod dea kau ned noschn

    Wea koa Auto hod foad midm Radl
    Wea koa Bua ned is des is a Madl

    Wea nix zun essn hod dea hod an Hunga
    Wea ned oid wean duad stiabt oisa Junga

    Dea wos laungsaum is duad si ned hetzn
    Wea koa Ua ned hod kaus ned fasetzn

    Wea koa Schof ned hod dea griagt koa Lampö
    Wea a Glotzn hod dea braucht koan Kampö

    Wea koa Schwesta hod dea griagt koan Schwogan
    Waun da Speg ned fett is nimmst an mogan

    Wea koa Göd ned hod kau si nix leistn
    Wos in da Zeitung sted des glaum de meistn

  10. Ich hoffe die hier beteiligten verstehen den geradezu philosophischen Bezug zum Artikel: Die angesprochenen Journalisten rühren den Rahm, ohne ihn zuhaben.

  11. Die Überschrift hier ist aber auch extrem irreführend!
    Ich, der vor gerade 2 Stunden noch bei einer italienischen Slowfood-Kette mit V zu Mittag gegessen habe, habe natürlich einen Artikel über italienische Nudelwaren erwartet. Statt dessen gehts hier um Zahnpasta und dann auch noch eine mythische.

    Da könnte man ja schon böswillige Lesertäuschung unterstellen, was ich natürlich niemals tun wollen würde.

    Frohe Weihnacht für alle.

  12. @19: um solch eine Irreführung zu vermeiden schlage ich die unterzeile „copy the paste“ in Anlehnung an die oben erwähnte Alternative vor…

    BTW: weiß irgendwer warum sich bei zahnpasta nicht -paste durchgesetzt hat wie bei allen anderen Pasten??

Comments are closed.