Christian Nienhaus und die große Ignoranz

Christian Nienhaus ist einer der beiden Geschäftsführer der WAZ-Gruppe („Westdeutsche Allgemeine Zeitung“, „Westfälische Rundschau“, „Die Aktuelle“) und Landesvorsitzender des nordrhein-westfälischen Zeitungsverlegerverbands. Er kommt von „Bild“. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hat heute ein erstaunliches Interview mit ihm geführt.

Herr Nienhaus, die WAZ-Gruppe klagt mit sieben Verlagen gegen die Tagesschau-App der ARD. Auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH gehört dazu. Was haben Sie denn gegen die öffentlich-rechtliche App?

Nienhaus: Der Rundfunkänderungsstaatsvertrag verbietet die Presseähnlichkeit der öffentlich-rechtlichen Internetdienste. Doch darüber entscheiden die Rundfunkräte, also die eigenen Gremien. Und diese verstehen sich häufig als Beschützer ihrer Rundfunkanstalten. Sie identifizieren sich mit der Anstalt statt diese zu kontrollieren. (…) Wir halten zudem die Kostenfreiheit der Apps für nicht korrekt. Hier wird, finanziert durch Quasi-Steuern, das Geschäftsmodell der privaten Presse angegriffen.

Interessant. In der Klage der Verlage geht es allerdings weder um die Frage, wie und von wem die Öffentlich-Rechtlichen kontrolliert werden sollen, noch um die Kostenfreiheit des Angebots.

Ist das ein Hilfeschrei an die Politik?

Nienhaus: Es gibt eine große Ignoranz der Politik und auch eine Angst der Politik. Führende Politiker haben mir gesagt: „Sie haben Recht, aber ich lege mich mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr an.“ Bei jeder kritischen Frage würden Politiker sofort mit kritischer Berichterstattung in ganz anderen Punkten überzogen. Im Landtag von Nordrhein-Westfalen wurde Abgeordneten gedroht, wenn Sie gegen die Mediengebühr stimmten, würde das in der WDR-Berichterstattung Folgen haben.

Holla. Im Landtag wurde den Abgeordneten gedroht? Und wem genau? Und von wem? Wenn das stimmte, wäre es ein gewaltiger Skandal. Nienhaus nennt keine Namen, keine Quelle, keine Belege, behauptet es aber als Tatsache.

Andererseits nehmen die Politiker Einfluss auf die öffentlich-rechtlichen Anstalten, weil sie in deren Gremien sitzen und die wichtigsten Personalentscheidungen treffen.

Nienhaus: Es ist nicht so, dass die Politik die Rundfunkanstalten beeinflusst.

Schön wär’s. Wenn Nienhaus ARD und ZDF von politischem Einfluss freispricht, ist das doppelt erstaunlich. Nicht nur, weil sich leicht Indizien für das Gegenteil finden lassen und das ein entscheidender prinzipieller Kritikpunkt an den Öffentlich-Rechtlichen ist. Sondern, weil er im FAZ-Interview den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland gleich viermal (falsch) als „Staatsrundfunk“ bezeichnet.

Nienhaus: Riesige Heerscharen von Lobbyisten, Beamten und Juristen aus den Rundfunkanstalten beeinflussen die Politik. Solange wir knappe Frequenzen hatten, war dieses System in Ordnung. Aber im Internet ist überhaupt nichts knapp.

Geld.

Geld ist knapp im Internet. Weshalb man auf die Idee kommen könnte, dass es eine gute Idee wäre, wenn ARD und ZDF, die viel Geld haben und viele Inhalte davon produzieren, diese Inhalte auch im Internet entsprechend anbieten und aufbereiten dürfen.

Nienhaus: Der Staatsrundfunk macht im Internet den Markt kaputt. Ich schätze die Qualität der öffentlich-rechtlichen Angebote sehr, aber sie produzieren diese mit Gebührengeld und machen damit Unternehmen ihr Geschäftsmodell im Internet kaputt.

ARD und ZDF machen auch im Fernsehen den Markt kaputt. Rumpelsender wie n-tv oder N24 zum Beispiel könnten sicher leichter überleben, wenn die ARD nicht viele Male am Tag eine — bei allen Schwächen — ordentliche Nachrichtensendung namens „Tagesschau“ zeigen würde. Es handelt sich auch hier um eine Marktverzerrung, und sie ist gewollt, um sicherzustellen, dass Sendungen hergestellt werden, deren Qualität selbst ein WAZ-Geschäftsführer „sehr schätzt“.

Sollen ARD und ZDF gar nicht online vorkommen?

Nienhaus: (…) Wenn die Nutzer einfach Videos herunterladen können, ist das kein Problem. Aber was die alles machen: Partnerschaftsportale, Jugendseiten, alles Mögliche!

„Die“ machen keine Partnerschaftsportale. Der WDR-Jugendsender Eins Live hatte mal eine Flirtcommunity namens „Liebesalarm“. Es gibt sie nicht mehr, weil ARD und ZDF solche Angebote mit dem 12. Rundfunkstaatsvertrag verboten wurden.

Wenn es nur ein öffentlich-rechtliches Videoportal gäbe, fänden Sie das in Ordnung?

Nienhaus: Wir als Verleger hätten nichts dagegen. Zwischen den Verlegern und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gab es früher nie Streit.

Falsch. Seit sechzig Jahren haben die deutschen Zeitungsverleger und vor allem Axel Springer den öffentlich-rechtlichen Rundfunk immer wieder und dauerhaft angegriffen, weil sie seine nicht-privatrechtliche Konstruktion für widernatürlich, unzulässig und existenzgefährdend hielten und selbst Rundfunk veranstalten wollten. Jahrelang kämpften Verleger auch dagegen, dass ARD und ZDF einen Teletext anbieten dürfen.

Nienhaus: Das Lesen der gedruckten Ausgaben ist rückläufig: Wenn wir als Zeitungsleute eine Zukunft haben wollen, müssen wir nicht nur Journalismus umsetzen, sondern auch unser Geschäftsmodell. Journalismus funktioniert ja im Internet. Das ist kein Versagen der Journalisten. Aber keiner bezahlt dafür, alles ist umsonst.

Das ist falsch, wird ungefähr täglich falscher und selbst wenn es richtig wäre, wäre das nicht die Schuld von ARD und ZDF.

Es wird sich kaum ändern, dass Menschen nicht zahlen wollen. Wie soll ein sinnvolles Modell mit Bezahl-Inhalten aussehen?

Nienhaus: Ich bin optimistisch — gerade bei mobilen Geräten. Aber der Markt wird zerstört. Wir können nicht ein Sportportal der WAZ kostenpflichtig machen, wenn in der Sportschau nicht nur alles gezeigt, sondern eben auch beschrieben wird.

Die Frage hat er natürlich nicht beantwortet. Aber wenn die Zukunft der WAZ davon abhängt, dass niemand im Internet kostenlos beschreibt, was in der „Sportschau“ zu sehen ist, ist die WAZ tot.

Sie haben in den vergangenen Jahren 300 Stellen in der Redaktion gestrichen. Planen Sie auch wieder in Journalismus und in Köpfe zu investieren?

Ich glaube, man tut Nienhaus nicht unrecht, wenn man die vielen Sätze, die er anstelle einer Antwort sagt, mit „Nein.“ zusammenfasst. Als Euphemismus für „Stellen streichen“ benutzt er „kreativ werden“.

Wie sieht es mit Ihren Internetaktivitäten unter DerWesten aus? Können Sie mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten mithalten?

Nienhaus: Nein, in keiner Weise können wir konkurrieren. Das ist ja gerade das Ärgernis. Der Staatsrundfunk hat zig Millionen zur Verfügung, die haben wir natürlich nicht.

Die „WAZ“ kann im Internet „in keiner Weise“ mit ARD und ZDF konkurrieren? Nicht einmal bei der Lokalberichterstattung aus dem Einzugsgebiet, die ich jetzt naiv für die ureigene journalistische Aufgabe der „WAZ“ und ihres Internetangebots gehalten hätte?

Und: Meint Nienhaus eigentlich, wenn ARD und ZDF nur Filme im Internet zeigen dürften, bekäme „der Westen“ ein großes Stück von den Millionen des „Staatsrundfunks“? Oder wäre es dann nur so, dass sich das Publikum eher mit der — nach seiner eigenen Aussage — minderwertigen Qualität der „WAZ“-Produkte abgeben würde und müsste?

Ich halte viele der Positionen der Verlagslobby im Kampf gegen ARD und ZDF oder Google für falsch, aber das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass man über diese Positionen kaum ernsthaft streiten kann, weil die Debatte beherrscht wird von ahnungslosen Lautsprechern wie Nienhaus, der eigentlich nicht satisfaktionsfähig ist und dem tatsächlich in einem Interview über ARD und ZDF im Internet auf die Frage, was ARD und ZDF Schlimmes im Internet machen, nur einfällt: „Partnerschaftsportale, Jugendseiten, alles Mögliche!“

Und Nienhaus ist ja nicht allein — obwohl neben ihm ein Mann wie Springer-Außenminister Christoph Keese fast vernünftig und kenntnisreich wirkt. Keeses Satisfaktionsfähigkeit können Sie aktuell an einem Eintrag in seinem Privatblog überprüfen, in dem er eine lustige Verschwörungstheorie um die Initiative gegen ein Leistungsschutzrecht (IGEL) entwickelt (ich unterstütze IGEL).

[Offenlegung: Ich arbeite frei für die FAZ. Dies ist meine private Meinung.]

35 Replies to “Christian Nienhaus und die große Ignoranz”

  1. Was mir bei der ganze Debatte nicht einleuchtet (zusätzlich zu der Vorstellung, ich würde mir die Bild.de-App kaufen, wenn es keine Tagesschau-App gäbe) ist der Wunsch der klagenden Verlage, Tagesschau möge sich doch bitte auf „ihr“ Gebiet zurückziehen, schliesslich sei das Fernsehen. Ok, aber Print ist doch Print, oder? Also drucken. Daher Presse, wie in Druckerpresse, wer hat den Waldabholzern das Internet zugesprochen? Wieso bleiben die nicht bei ihrer Fischverpackung?

  2. Was ich ja noch viel schlimmer finde: Dieses ständige gegenseitige Bieten einer Plattform untereinander. Wenn ich nicht so gerne Zeitung lesen würde, müsste man das alles sofort abbestellen wegen derartiger kooperierender PR-Aktionen.

  3. Zitat: „…alles Mögliche!“ Wow – im Internet? Echt? Verrückt!

    Immerhin ist der Mann, wenn man den entsprechenden Humorgeschmack hat, an dieser einen Stelle unterhaltsam zu lesen. Ansonsten fehlt seinen Äußerungen alles, was den faden Brei irgendwie genießbar machen könnte. Wenn solche journalistisch uninteressierten und aus Hilflosigkeit latent aggressiven Personen Zeitungen „machen“ („machen“ im Sinne von: „Richtung Eisberg steuern“): Wieso sollte jemand die „Produkte“ solcher „Macher“ lesen wollen?

    Aber die Frage würde er wohl auch nicht beantworten können. Wie auch.

  4. Was um alles in der Welt bringt diese einfältigen Wanderprediger auf die Idee, alle Welt würde wieder zu ihrer privat interessierten PR- und Dienstleistungspublizistik greifen, sofern nur die Öffentlich-Rechtlichen nicht mehr im Internet zu finden wären.

  5. es ist schön zu lesen, wenn ein kritischer medienjournalist, der auch die öffentlich-rechtlichen gerne, häufig und meist zu recht kritisiet, eine scheindebatte als lobbismus entlarft. bei allen fehlern der öffentlich-rechtlichen darf doch bezweifelt werden, dass der print-journalismus an einer app oder an internetseiten zugrunde geht. diese behauptung aus dem mund von verlegern, die von qualität faseln und gleichzeitig hunderte stellen streichen, ist ein schlag ins gesicht der journalisten in ihren zeitungen. peinlich, dass das internet und die angebote der öffentlich-rechtlichen immer als universalausrede herhalten müssen.

  6. Ein Interview, bei dem der öffentlich-rechtliche Rundfunk als „Staatsfunk“ bezeichnet wird und „Steuer“ synonym für die Gebührenfinanzierung eben jenes Systems verwendet wird, entbehrt jeglicher Grundlage, da offensichtlich eine derartige Unkenntnis vorherrscht, dass eine Diskussion nicht geführt werden kann.
    Peinlich auch für die FAZ: Hätte ich die Zeitung abonniert, wäre ich nach einem derart anbiedernden Interview durchaus bereit, über eine Kündigung nachzudenken.

  7. Soweit ich mich erinnere, gab es sowohl das Internet als auch das Web schon eine Weile bevor die insgesamt doch recht langsam Gremien der ÖR reagierten und sich mal dorthin bequemten. Die Presse hatte durchaus einen Vorsprung, den sie auch weidlich nutzten, um Gratisinhalte hinein zu stellen. Weil Sie meinten, der journalistische Teil ihres betriebswirtschaftlichen Kuchens sei ohnehin nur das Lockangebot für die Werbung.

    Schade halt, dass sie bis heute nicht gemerkt haben, dass es im Internet keine Raumbeschränkung gibt, ihnen damit also ausgerechnet das weg gefallen ist, was die Preise in Printprodukten so weit oben hielt.

    Ich hätte übrigens gar nichts dagegen, wenn die ÖRs alle von uns teuer bezahlten Sendungen – evtl. mit Ausnahme von lizensierten Spielfilmen ohne ÖR-Beteiligung sowie eingekauften serien – in einem ÖR-Portal als einziges angeboten würde. Wenn wir interessate Dokumentationen und Reportagen, alte Nachrichtensendungen und und und jederzeit abrufen könnten. Geht aber nicht.

    Warum war das nochmal nicht möglich? Ach ja, weil die Verleger uns das nicht gönnen. Weil die Verleger die ÖRs zwingen, 7 Tage nach der Ausstrahlung die Sendungen irgendwo im Keller zu verlegen.

    Wenn doch nur mal einer die Herren Niehaus und Keese genau auf diese Inkonsistenzen anspräche.

  8. @lutz, 2:
    Sie schreiben: „Was mir bei der ganze Debatte nicht einleuchtet (…) ist der Wunsch der klagenden Verlage, Tagesschau möge sich doch bitte auf „ihr“ Gebiet zurückziehen, schliesslich sei das Fernsehen. Ok, aber Print ist doch Print, oder? Also drucken. Daher Presse, wie in Druckerpresse, wer hat den Waldabholzern das Internet zugesprochen?“

    Ich weiß nicht, wie oft ich das noch schreiben muss, bis es endlich mal in manchen vernagelten Kopf hineingeht: Die Verlage dürfen ALLES machen, was sie wollen, weil sie private Anbieter sind. Sie dürfen Zeitungen machen, aber – wenn sie wollen und das nötige Kleingeld haben – auch Supermärkte eröffnen, Kaffee aus Übersee importieren oder eben im Internet Angebote einstellen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk darf NICHT alles machen, was er will, sondern ist beschränkt auf Rundfunk. Und warum? a) Weil das Ausfluss der Rundfunkfreiheit ist, b) weil er von unseren Gebühren lebt. Oder wollen Sie einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der von Gebührengeldern einen Supermarkt eröffnet und damit Aldi, Rewe und Co. Konkurrenz macht? Eben.

    @Stefan Niggemeier:
    Sie schreiben: „Geld ist knapp im Internet. Weshalb man auf die Idee kommen könnte, dass es eine gute Idee wäre, wenn ARD und ZDF, die viel Geld und viele Inhalte davon produzieren, diese Inhalte auch im Internet entsprechend anbieten und aufbereiten dürfen.“

    Erstens ist der Satz etwas konfus. Zweitens ist der Satz ehrlich gesagt ein ziemliches Eigentor. Ich stimme Ihnen zu bis „anbieten“. Bei „und aufbereiten dürfen“ würde ich Ihnen nur zustimmen, wenn es allein darum ginge – wie dies Ihr Satz impliziert -, dass sendungsbegleitende Inhalte (sog. „sendungsbezogene Telemedien“) angeboten werden dürfen. Bei dem Streit geht es aber eben um NICHT sendungsbezogene Inhalte. Ich vermute, dass Sie das eigentlich wissen. Aber vielleicht ist es Ihnen doch nicht immer so ganz klar.

    Mal ganz davon abgesehen, dass Ihr Argument auch nicht überzeugen kann. Schließlich kosten die Internetaktivitäten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ZUSÄTZLICHES Geld.

  9. Die Verlage wollen den ÖR im Internet ja so einiges verbieten.

    Verzichten die Verlage dann im Gegenzug darauf Videos zu veröffentlichen in ihren Internetangeboten ?

  10. @Stefan A.:

    Bei dem Streit geht es aber eben um NICHT sendungsbezogene Inhalte.

    Formal ja. Praktisch geht es aber vor allem darum, ob die ARD auch Film- und Audio-Beiträge, die fürs Fernsehen und fürs Radio produziert werden, verschriftlichen und etwa unter tagesschau.de als redigierten und mit Links u.a. aufbereiteten Text veröffentlichen darf.

  11. @ Stefan A.

    Ich bin zwar kein Journalist, sondern nur so´n depperter normal Sterblicher, aber ich erlaube mir trotzdem festzuhalten, daß ich gerade deshalb, weil die Privaten glauben „alles“ zu dürfen (was natürlich Unsinn ist…), froh bin, daß es die öffentlich rechtlichen gibt. Private Medien vertreten mir viel zu sehr die Konzerninteressen, sind mir viel zu wenige an irgendwelche Regeln gebunden.
    Beispielsweise Apple: Wird von den Privaten gehypt ohne Ende. Warum? Nun, weil die darin ihr Absatzmodell für die Zukunft sehen. Sicherlich baut Apple ganz brauchbare Geräte, aber dieser Hype ist nur dadurch zu erklären, das privatwirtschaftliche Interessen dahinter stehen.
    Nur als Beispiel.
    Da sind die ÖR tatsächlich manchesmal objektiver.
    Und nch etwas: Ich zahle für die Sendeungen der ÖR. Ich muß das tun. MAche ich nicht gerne, aber ich mache es und ich finde es sogar richtig. Also erwarte ich auch, das mir deren Inhalte im I-Net zur Verfügung gestellt werden.
    Glauben Sie ernsthaft, ich würde mir eine WAZ-App kaufen? Oder eine Bild-App? Eine tagesspiegel-App? Never ever. Nicht, weil ich ihnen ihr Gehalt nicht gönne, sondern weil ich keine Lust habe ihre persönlichen Wirtschaftsinteressen und ihre damit verbundene Manipulation der Menschen auch noch mit meinem Geld zu finanzieren. Den Privaten, das habe ich beim Betrachten des TV-Programms der Privaten begriffen, ist nicht zu trauen.Ist halt ähnlich wie die BILD. Der glaube ich auch kein Wort.

  12. „Wie sieht es mit Ihren Internetaktivitäten unter DerWesten aus? Können Sie mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten mithalten?

    Nienhaus: Nein, in keiner Weise können wir konkurrieren. “

    Das ist ja gerade das beste Argumente für ein Engagement der Ö-R im Netz, wenn private Verlage wie die Waz sich nicht in der Lage sehen im Netz angemeßen aufbereitet zu präsentieren. Grundversorgung lautet das Stichwort dazu.

  13. Das Problem ist doch das „offentlich rechtlich“ in D weder öffentlich noch rechtlich ist sondern eine Medien-Oligarchie mit direktem Lastschrift-Zugriff auf jedermanns Konto. Diesen Klüngel -MDR ist da überall- so wie er ist gehört aus dem Netz entfernt und zwar vollständig. Ein wirkliche öffentlich rechtliches, also demokratisch kontrolliertes Medienangebot gehört ins Netz, und zwar sofort und ohne Einschränkung. Das können aber nicht die derzeitigen „Anstalten“ sein.

  14. Danke. Wenn auch tatsächlich kaum satisfaktionsfähig, spricht es doch Bände mit was für einem vordergründigen Schmarrn hier Meinung gemacht wird. Und die wird eben gemacht, weil das Interview eine andere Reichweite hat, als dieser Blog. Bitter.
    Eine Kleinigkeit: wenn man ihm schon richtig vorwirft irgendwelche Behauptungen als Tatsachen zu verbreiten, dann wäre es schön auch die politische Einflussnahme auf die ÖR nicht einfach zu behauten, sondern zu belegen.
    mj

  15. Das ist doch immer noch dieselbe WAZ-Mediengruppe, die vor einigen Jahren vierzig neue Leute einstellte, weil sie den Internetjournalismus revolutuinieren und binnen zwei Jahren mit SPON gleichziehen wollte und dann einen Deal mit dem WDR einging und Teile aus dessen Bildmaterial übernahm, weil das eigene Haus unter den gegebenen Umständen (Personalkürzung, Schnellschulung, zwei Videoteams für ganz NW…) nicht in der Lage war, ansprechende lokale Berichterstattung zu erstellen und deren Onlineauftritt nun, nachdem der überwiegende Teil der Neueingestellten schon nicht mehr für den Internetauftritt arbeitet, ganz kleine Brötchen backt und allenfalls noch eine Mischung aus Online-Archiv, Horoskop, Leserkommentarverwaltung und Witzvideos online veröffentlicht. Von eben dieser WAZ-Mediengruppe kommt doch der Herr Nienhaus, oder?

  16. @ #8: ich hatte, weil ich einen kostenlosen ferngesteuerten helikopter dazu bekam, kurzfristig das zweifelhafte vergnügen, die faz zu testen (22 euro für drei wochen, heli für umsonst). ich lernte in einem pamphletigen leitartikel, dass die unruhen in england kriminell, unflätig und durch nichts zu entschuldigen seien. mit dem hinweis, dass jetzt bestimmt irgendwelche soziologen auf ursachen (chancen- und perspektivlosigkeit etc…) hinwiesen, diese aber kein rolle spielten, weil das kriminelle viel wichtiger sei, als die ursachen und solches verhalten sowieso durch nichts zu entschuldigen sei. selbst herr cameron ist anderer meinung.
    ich konnte meinen morgendlichen kaffee kaum an mich halten. der magen krampfte so.
    es ist also völlig unerheblich, ob die faz bei dieser farce mitmischt. es reicht völlig, sie einmal (!) zu lesen, um zu wissen, dass man sich besser für die bäume entscheidet, anstatt dieses blatt zu lesen oder gar zu abbonieren. erzkonservativ, engstirnig, verbohrt, besserwisserisch und gefährlich.
    ich kann ja nur jedem empfehlen, mal einen ferngesteuerten hubschrauber haben zu wollen, um herauszufinden, um welche art von blatt es sich dabei handelt. nachteil: man bekommt das ding dann ganze drei wochen (wird zum glück nicht automatisch verlängert). und dann muss man morgen für morgen ein geschätztes pfund zelulose aus dem briefkasten pulen und, da in deutschland die mülltrennung erfunden wurde, zu einem päckchen mit all den anderen pfunden verschnüren und der wiederverwertung zuführen.
    sollte man einen linksalternativen nachbarn haben, den man nicht besonders schätzt, hätte man natürlich noch die möglichkeit ihm das pamphlet in den postkasten zu werfen, sein gesichtsausdruck würde sicherlich einen guten kaffe am morgen voll ersetzen. so einen nachbarn hab ich leider nicht. muss das ding also einfach entsorgen. und wegen meines, ob des probeabos aufgestauten ärgers, hau ich das ding jetzt auf dem weg zur arbeit einfach immer gleich in die resttonne. von wegen mieses karma und so. das darf ja nicht mit dem rest der papierabfälle in der sorgenfreien heimstatt liegen, bis die entsorgungsbetriebe mich von der last der bösen aura befreien.
    der hubschrauber fliegt übrigens tadellos.

  17. @24: Naja, so arg sehe ich das nicht. Die FAZ ist schon ne sehr gute Zeitung, die man auch als Nicht-Erzkonservativer lesen kann. Das hier zitierte Interview ist aber ganz schöner Bullshit.

  18. @olfinger:
    Immerhin ist Herr Niggemeier freier Autor der FAZ bzw. ihrer Sonntagszeitung. Ihr bornierter Kommentar spricht eher gegen Sie als gegen gegen eine der beiden besten Tageszeitungen Deutschlands. Von ihrem schlicht gestrickten geistigen Niveau her würde ich Ihnen die Bildzeitung oder die Junge Welt empfehlen.

  19. @12, Stefan Niggemeier: Soll das ein Scherz sein? Glauben Sie, die Texte schreiben sich von selbst? Natürlich kostet das zusätzliches Geld!

    Im Übrigen: Wenn Sie schon „nein“ schreiben, wäre eine kurze Begründung für diese – falsche – Vermutung schon angebracht.

  20. @Stefan A.

    Zusätzlich zu was? Zahl ich jetzt mehr Gebühren, weil der Krams auch im Netz steht?

    Und was glauben Sie, wieviel Resourcen wohl gebunden sind, damit das ganze Geraffel nach einer Woche wieder verschwindet, weil das die Verleger so erstritten haben. Was ein Hühnerkram.

  21. Eines verstehe ich nicht. Es gibt so viele gut ausgebildete Arbeit suchende Menschen in D, und ein so denkfauler Trottel wie dieser Herr Nienhaus zu sein scheint, kriegt so ein fabelhaftes Pöstchen.

    Irgendetwas läuft da schief.

  22. @29 Linus: Ja, natürlich zahlen wir alle mehr Gebühren für die Internetaktivitäten. Die Einnahmequelle der Rundfunkanstalten sind unsere Gebühren. Und nochmal: Es geht nicht allein darum, dass „der Krams“ – Sie meinen offenbar ausgestrahlte Fernsehbeiträge – auch ins Internet eingestellt wird. Es geht darum, dass zusätzlich zu solchen Fernsehbeiträgen auch Texte im Internet stehen, Texte, die sendungsbezogen oder nicht sendungsbezogen sind. Deren Erstellung, Bearbeitung, Einstellung kostet natürlich zusätzliches Geld. Auch die Programmierung der Apps und die ständige „Bespielung“ mit Inhalten kostet zusätzliches Geld. (ps.: Die zwangsweise Löschung eingestellter Videos nach sieben Tagen halte ich – wie Sie – für falsch. Denn der Gebührenzahler hat für DIESE Inhalte ja bereits gezahlt. Das gilt aber nicht für ZUSÄTZLICHE Inhalte. Ok?)


    @ 14, Stefan Niggemeier:

    Sie schreiben: „Praktisch geht es aber vor allem darum, ob die ARD auch Film- und Audio-Beiträge, die fürs Fernsehen und fürs Radio produziert werden, verschriftlichen und etwa unter tagesschau.de als redigierten und mit Links u.a. aufbereiteten Text veröffentlichen darf.“

    Nein, darum geht es nicht. Es steht nicht im Streit, dass ARD und ZDF bereits ausgestrahlte (!) Film- und Audio-Beiträge ins Netz stellen dürfen, diese nach (!) Ausstrahlung auch „verschriftlichen“ und etwa mit Links bzw. Zusatzinformationen versehen dürfen. Hiergegen könnten sich die Verlage nicht wehren, da derlei Aktivitäten eindeutig durch den RfStV genehmigt sind („sendungsbezogene Telemedien“). Es geht um nichtsendungsbezogene Inhalte – und seien wir ehrlich, „tagesschau.de“ ist voll davon. „tagesschau.de“ macht nichts anderes, als all jene Inhalte, die theoretisch im Rahmen der Tagesschau ausgestrahlt werden könnten oder ausgestrahlt worden sind, als „sendungsbezogen“ anzusehen und – verpackt in eigenständige, umfangreiche Textbeiträge – einzustellen. Wenn Sie sich ganz aktuell „tagesschau.de“ ansehen, dann steht dort an erster Stelle ein umfangreicher, vollkommen eigenständiger Text über den Hurrikan, der mit dem Tagesschau-Beitrag nur rudimentär – nämlich hinsichtlich des Topics – zu tun hat, also keinesfalls eine bloße „Verschriftlichung“ des Tagesschau-Beitrags ist; weiterhin eine Flash-Animation zum Thema, einige Bilder, zwei Videos und eine Audiodatei. Anderes Beispiel: Ganz unten auf der Seite findet sich ein Beitrag, wonach Boeing die Zulassung für den „Dreamliner“ erhalten hat. War das Thema in der Tagesschau? Wohl kaum. Es ist ein eigenständiger bzw. nichtsendungsbezogener Textbeitrag – nach meinem Verständnis damit unzulässig.

    Ich kann Ihre Argumentation durchaus nachvollziehen, lieber Herr Niggemeier. Ich meine aber dennoch, dass Sie hier falsch liegen, und bin mir auch relativ sicher, dass die Verlage im Ergebnis obsiegen werden. Speziell für den Klagefall der „Apps“: Es stellt eine erhebliche und durch nichts gerechtfertigte Marktverzerrung dar, wenn die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten kostenlose Text-Apps verbreiten dürfen, was kein privater Anbieter finanzieren könnte. Das sprengt den Rahmen des wettbewerbsrechtlich zulässigen und ist auch nicht mehr durch die Rundfunkfreiheit gedeckt. Ich bin der Überzeugung, dass spätestens das Bundesverfassungsgericht diesen Auswüchsen einen klaren verfassungsrechtlichen Riegel vorschieben wird.

  23. @ Stefan A.
    Mag ja sein, das Ihnen das nicht passt, das da auch Text steht. Ich als User erwarte auch eine schriftliche Aufarbeitung des gesendeten Inhalts. Und selbst wenn es nicht einfach nur die schriftliche Wiedergabe eines Beitrags oder Kommentars ist: Ich erwarte das und ich habe dafür bezahlt.

    Ich sehe das auch nicht in Konkurrenz zu ihren gedruckten Zeitungen. Ich sehe das auch nicht als Konkurrenz zu ihrem Online-Angebot. Das Online-Angebot der meisten privaten interessiert mich nicht – und da wo es mich interessiert zahle ich auch per flattr. Und das obwohl ich das Angebot auch umsonst in Anspruch nehmen könnte.

    Mit der derzeitigen Kampagne der der „Privaten“ gegen die „ÖR“ beweisen Sie nur eins: Wie fundamental wichtig die ÖR in unserer Gesellschaft sind und das die Privaten nicht einmal ansatzweise in der Lage sind die ÖR zu ersetzen. Viel zu sehr wird das, was sie drucken und das, was sie als „Wahrheit“ verkaufen von den privatwirtschaftlcihen Interessen ihrer Konzerne bestimmt. Die Leser, Zuschauer, was auch immer, sind denen schon lange gleichgültig. Das und nichts anderes beweisen die Privaten in der derzeitigen Auseinandersetzung mit dem ÖR.

  24. […] » stefan-niggemeier.de: Christian Nienhaus und die große Ignoranz more Ich muss zugeben, ich bewundere Stefan Niggemeier. Nicht nur, dass er die zahlreichen Interviews, die sich derzeit die Verantwortlichen verschiedener Verlage untereinander geben, liest. Er bringt auch immer noch die Geduld auf, sich mit diesen inhaltlich auseinanderzusetzen. Dem Kopfschütteln, das mich oftmals nicht einmal mehr das Lesen durchhalten lässt, kleidet er in Worte. So … [?] […]

  25. @Stefan A: Auf die Schnelle: Das komplette Angebot tagesschau.de ist als nichtsendungsbezogenes Angebot zugelassen.

    Es steht nicht im Streit, dass ARD und ZDF bereits ausgestrahlte (!) Film- und Audio-Beiträge ins Netz stellen dürfen, diese nach (!) Ausstrahlung auch „verschriftlichen“ und etwa mit Links bzw. Zusatzinformationen versehen dürfen.

    Doch. Auch das lehnen die klagenden Verlage ab. Und lesen Sie Nienhaus:

    Wir können nicht ein Sportportal der WAZ kostenpflichtig machen, wenn in der Sportschau nicht nur alles gezeigt, sondern eben auch beschrieben wird.

  26. Nicht zu Ende gedacht. Den ÖR ist jeder Verbreitungsweg und jeder Inhalt in jeder Form recht, weil das immer neue Gründe für fortgesetzte und erhöhte Geldforderungen an die Bevölkerung liefert.
    Aber es gibt Wichtigeres als ein gutes Fernsehprogramm.
    Verleger greifen mir nicht frech in die Geldbörse, um Millionäre der Unterhaltungskunst zu füttern. Die ÖR tun genau das mit Wonne.

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